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Februar 1962: Erich Kästner ist an Tuberkulose erkrankt und soll sich im Sanatorium auf dem verschneiten Collina d'Oro, dem Goldhügel über dem Luganer See, erholen. Doch eine akute Schreibkrise, Selbstzweifel und zahlreiche weibliche Dämonen der Vergangenheit stehen der Genesung im Wege. Ohne den ins Zimmer geschmuggelten Whisky wäre das alles nicht zu ertragen - bis ein ebenso entzückendes wie cleveres Fräulein zu Kästners Tischgesellschaft stößt. Während der alternde Schriftsteller den Weg aus der Misere sucht, wird der Goldhügel allmählich zu seinem ganz persönlichen Zauberber...
Februar 1962: Erich Kästner ist an Tuberkulose erkrankt und soll sich im Sanatorium auf dem verschneiten Collina d'Oro, dem Goldhügel über dem Luganer See, erholen. Doch eine akute Schreibkrise, Selbstzweifel und zahlreiche weibliche Dämonen der Vergangenheit stehen der Genesung im Wege. Ohne den ins Zimmer geschmuggelten Whisky wäre das alles nicht zu ertragen - bis ein ebenso entzückendes wie cleveres Fräulein zu Kästners Tischgesellschaft stößt. Während der alternde Schriftsteller den Weg aus der Misere sucht, wird der Goldhügel allmählich zu seinem ganz persönlichen Zauberberg. Sprachgewaltig und mit feinem Humor taucht Tobias Roller in das Leben Erich Kästners ein und schafft die perfekte literarische Hommage - originell und doch ganz im Stil des großen Dichters.
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Tobias Roller lebt als gebürtiger Schwabe in der Nähe von Freiburg im Breisgau, also einer Art Diaspora. Dort übt er seinen Beruf als Gymnasiallehrer für Deutsch und Englisch mit Begeisterung aus. Neben dem Unterrichten ist das Schreiben seine Leidenschaft. Die Werke Erich Kästners begleiten ihn seit seiner Kindheit, "Der Goldhügel" mit dem berühmten Dichter als Protagonisten ist sein Debüt.
Produktdetails
- Verlag: Volk Verlag
- Seitenzahl: 199
- Erscheinungstermin: 31. März 2024
- Deutsch
- ISBN-13: 9783862224999
- Artikelnr.: 70014159
Zeugnis eines Lebens
Pünktlich zu seinem fünfzigsten Todestag bekommt Erich Kästner von Tobias Roller, der sich seit vielen Jahre mit dem Werk des Literaten beschäftigt, in seinem Debütroman 'Der Goldhügel' eine Würdigung seines Schaffens. Eine Verbundenheit zum …
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Zeugnis eines Lebens
Pünktlich zu seinem fünfzigsten Todestag bekommt Erich Kästner von Tobias Roller, der sich seit vielen Jahre mit dem Werk des Literaten beschäftigt, in seinem Debütroman 'Der Goldhügel' eine Würdigung seines Schaffens. Eine Verbundenheit zum 'Zauberberg' (von Thomas Mann), der das hundertjährige Jubiläum des Erscheinens seines Romans in diesem Jahr feiert, ist durchaus zu erkennen. Der Autor lässt die Zeit des Sanatoriumsaufenthaltes Kästners in Agra am Collina d'Oro über dem Luganer See als fiktionale Geschichte mit authentischem Hintergrund aufleben.
Im Februar neunzehnhundertzweiundsechzig muss sich der einst gefeierte, in die Jahre gekommene, nicht ganz unumstrittene Schriftsteller Erich Kästner auf Grund der erschütternden Diagnose einer Lungenkrankheit Tuberkulose in ärztliche Obhut begeben. Im Sanatorium erlebt er die Behandlungsvorschriften des Professors als erheblichen Einschnitt in seine liebgewonnen täglichen Gewohnheiten des nicht unerheblichen Konsums von Alkohol und Nikotin. Er fühlt sich eingeengt in seinen Freiheiten, ist verzweifelt. Einzig die Schwärmerei einer jungen Mitpatientin schmeichelt seinem Ego, einem Mann, der die Frauen liebte und Zeit seines Lebens diesbezüglich keine eindeutige Entscheidung traf.
Im Nachwort des Romans beschränkt sich der Autor auf die wichtigsten Fakten aus dem Leben des Dichters. Auf unterhaltsame Weise vermittelt er einen Einblick in den seelischen Zustand des Schriftstellers.
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Gebundenes Buch
Großartiger Roman über eine kurze Lebensphase Erich Kästners
Das Jahr 2024 war ein "Erich-Kästner-Jahr". Der große Schriftsteller wurde 125 Jahre zuvor in Dresden geboren und starb 1974 in München. Aus diesem Anlass hat der Volk Verlag "Der …
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Großartiger Roman über eine kurze Lebensphase Erich Kästners
Das Jahr 2024 war ein "Erich-Kästner-Jahr". Der große Schriftsteller wurde 125 Jahre zuvor in Dresden geboren und starb 1974 in München. Aus diesem Anlass hat der Volk Verlag "Der Goldhügel" veröffentlicht, den Debütroman des Gymnasiallehrers Tobias Roller, den die Werke Erich Kästners seit seiner Kindheit begleiten.
Der 62-jährige Erich Kästner absolviert im Oktober 1961 eine erfolgreiche Lesung in Wien, ehe er in seiner Garderobe zusammenbricht. Nach wochenlangen Untersuchungen im Krankenhaus wird ihm eröffnet, dass er an Tuberkulose leidet und sich dringend zu einem Kuraufenthalt ins Tessin begeben soll. Im Sanatorium in Agra wird er sich verschiedenen Therapien unterziehen, um wieder gesund zu werden.
Erich Kästner fühlt sich nicht sehr wohl im Sanatorium auf dem Goldhügel hoch über dem Luganer See. Sein Zimmer empfindet er als Zelle, der Professor verbietet ihm das Rauchen und Whiskytrinken. Auch sein Privatleben ist ihm keine rechte Freude, er kann sich zwischen Lotte, seiner langjährigen Lebensgefährtin, und Friedel, mit der er einen 4-jährigen Sohn hat, nicht entscheiden, möchte keine von beiden verlieren. Als wenn das nicht schon genug Probleme wären, lernt er im Sanatorium auch noch eine junge Fabrikantentochter kennen, die von seinen Werken fasziniert ist und ihm glühende Verehrung entgegenbringt ...
Die wunderbare Sprache und der schöne Erzählstil in ruhigem Tempo sind dem Stil Kästners nachempfunden und ließen mich in eine kurze Lebensphase des Schriftstellers eintauchen. Mit viel verschmitztem Humor beschreibt der Autor seinen Protagonisten, der sich den im Sanatorium herrschenden strengen Regeln nicht unterwerfen will und kann. Tobias Roller ermöglicht es dem Leser, tief in die Gedanken- und Gefühlswelt Kästners zu blicken und dabei seine Depressionen, Ängste, Halluzinationen und Träume zu erleben. Seine innere Zerrissenheit, Selbstzweifel und Schuldgefühle werden ebenso thematisiert wie seine Alkohol- und Nikotinsucht. Der Dichter hatte ein sehr enges und inniges Verhältnis zu seiner Mutter und vermag sich auch nach ihrem über 10 Jahre zurückliegenden Tod nicht von ihr zu lösen, sieht in ihr immer noch die Liebe seines Lebens.
Die Hommage an Erich Kästner ist dem Autor ganz hervorragend gelungen, ich habe das heitere und tiefsinnige Buch sehr gern gelesen und mich bestens unterhalten gefühlt. Besonders gut gefallen hat mir die junge Fabrikantentochter, die nach anfänglicher Verehrung für Erich Kästner eine selbstbestimmte Entscheidung trifft. Ein vierseitiges Nachwort mit wesentlichen Fakten aus dem Leben des Dichters rundet die Lektüre ab.
Absolute Leseempfehlung für dieses großartige und unterhaltsame Buch, das mir die bis dahin nur oberflächlich bekannte Persönlichkeit Erich Kästners nahegebracht hat.
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Gebundenes Buch
Unbekanntere Seite Kästners wird beleuchtet
Tobias Roller beschreibt in seinem Debüt „Der Goldhügel“, im Volk Verlag erschienen, ein berühmtes Sanatorium. Dieses thront auf dem Goldhügel über dem Luganer See im Tessin. Der vielseitige Autor Kästner …
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Unbekanntere Seite Kästners wird beleuchtet
Tobias Roller beschreibt in seinem Debüt „Der Goldhügel“, im Volk Verlag erschienen, ein berühmtes Sanatorium. Dieses thront auf dem Goldhügel über dem Luganer See im Tessin. Der vielseitige Autor Kästner soll sich dort 1962 von seiner Tuberkulose-Erkrankung erholen und flieht gleichermaßen vor dem Liebes-Drama, das er zwischen seinen beiden Frauen Lotte (Lebensgefährtin) und Friedel (Geliebte und Mutter seines Sohnes) auslöst, indem er sich nicht für eine der beiden entscheiden will.
Er hat Angst davor, sich festzulegen und nur deshalb ist er gerne weg von Zuhause, in der Kur. Ein anderer Blick auf den großen Autor. Sprachlich ein brillantes Buch, inhaltlich fiel mir der Einstieg nicht ganz so leicht wie erhofft. Die Lektüre war doch schon mal etwas zäh. Es passiert alles gefühlt in Zeitlupe und es passiert ohnehin wenig. Der alternde Autor hat neben seiner Krankheit eine Schreibkrise sowie Selbstzweifel zu bewältigen, die er zuweilen in Selbstmitleid und Whisky ertränkt. Ein entzückendes junges Fräulein, das den Literatur-Star anhimmelt, und eine selbst ernannte Anstandsdame, die aufpasst, dass seine Flirts nicht ausufern, sitzen mit am Tisch im Speisesaal.
Er traut sich nicht, sein Leben in die Hand zu nehmen und einige eingebildete Figuren sollen ihm im Buch dabei helfen: eine bemutternde Krankenschwester, eine nie gekannte Vaterfigur und ein schwarzer Panther, der ab und an durch die Szenerie streicht. Sie geben ihm Ermunterung, Eingebungen und Ratschläge. Erich Kästner liebt tatsächlich Rollenspiele in seinen Texten, die Roller vielleicht aufgreift. In seinen Texten kommen mitunter Verkleidungen, Masken und Tarnkappen sowie Spiegelbilder oder Doppelgänger vor, aber auch vertauschte Identitäten (z. B. unvernünftige Erwachsene und vernünftige Kinder). Kästner ist im Buch Rollers eher das unvernünftige und trotzige Kind.
Jemand sieht ihn am Fenster heimlich rauchen. Der Arzt ermahnt ihn und fragt, wie viel ihm eigentlich sein Leben bedeutet. Lotte terrorisiert ihn mit Anrufen. Kästner kämpft sich raus in die Selbstbestimmung und wandert durch den Schnee zur Dorfkneipe. Den Wirt kennt er, denn der schmuggelt ihm die verbotenen Zigaretten ins Haus. War der Dichter so ein Mensch? Vielleicht. Es könnte so gewesen sein. Die Episoden wirken gut recherchiert und wohl komponiert. Roller zeichnet einen passiven und fast schon depressiven Autor, der seine Ruhe haben will. Ist das die Haltung der "inneren Emigration"? Ist das die logische Folge des Erlebten: Immer auf der Hut sein, was andere denken, nie zu viel preisgeben, immer einen beiläufigen Ton anschlagen?
Es ist für mich unfassbar, dass Kästner – Kästner hat in der Nachkriegszeit als Journalist von den Nürnberger Prozessen berichtet, aufklärerische Texte fürs Kabarett geschrieben und als Friedensaktivist auf der Straße gegen die Wiederaufrüstung oder gegen Atomwaffen demonstriert – seine Zeit so krank, deprimiert und untätig im Sanatorium verbracht haben soll.
Fazit: Nichtsdestotrotz liefert Roller eine gekonnte Charakteranalyse Kästners. Auch wenn alles Politische unerwähnt bleibt, zeigt Roller auf: die beiden Kriege, das Verbrennen seiner Bücher, das Berufsverbot, das unter Beobachtung stehen, die Verhaftungen der Gestapo haben Kästner wohl nicht unbeschädigt gelassen. Er verbirgt im Buch seine wahren Gefühle und vertraut nur seiner toten Mutter, mit der er weiterhin erdachte Zwiegespräche führt. Aber das ist nur die eine Seite des Mannes, der politisch, frivol und auch witzig geschrieben hat. Vielleicht war das tatsächlich eine späte Depression Kästners. Etwas mehr Tempo und Ereignis hätte ich mir als Leser im Buch allerdings gewünscht.
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Gebundenes Buch
Ich war sehr gespannt auf den Roman und wurde nicht enttäuscht. Das Cover finde ich humorvoll und interessant gestaltet der Goldhügel ist ein wichtiger Bestandteil in der Geschichte. Die Farben strahlen regelrecht und die Haptik des Hardcover Buches finde ich sehr ansprechend.
Es ist …
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Ich war sehr gespannt auf den Roman und wurde nicht enttäuscht. Das Cover finde ich humorvoll und interessant gestaltet der Goldhügel ist ein wichtiger Bestandteil in der Geschichte. Die Farben strahlen regelrecht und die Haptik des Hardcover Buches finde ich sehr ansprechend.
Es ist das Jahr 1962 Erich Kästner ist an Tuberkulose erkrankt und soll sich im Sanatorium auf dem Goldhügel erholen. Doch es plagt ihn nicht nur eine Schreibkrise, er verzweifelt immer mehr und verfällt in Selbstzweifel. Er verfällt immer mehr dem Whisky, immer mehr droht der Abgrund, bis ein cleveres Fräulein in sein Leben tritt...
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, ich hatte viele schöne Lesestunden. Der Schreibstil war herrlich und ganz nach Kästners Art, die Szenen wurden toll beschrieben. Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es auf jeden Fall weiter.
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Gebundenes Buch
Grandios geschrieben !
Es soll eine Zeit der Erholung, der Genesung und des Umdenkens sein, die Erich Kästner auf dem Goldhügel hoch über dem Luganer See verbringt Ganz egal, ob mit Engelszungen oder ein wenig Schärfe in der Stimme, die Anweisungen des Professors dringen nicht …
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Grandios geschrieben !
Es soll eine Zeit der Erholung, der Genesung und des Umdenkens sein, die Erich Kästner auf dem Goldhügel hoch über dem Luganer See verbringt Ganz egal, ob mit Engelszungen oder ein wenig Schärfe in der Stimme, die Anweisungen des Professors dringen nicht in das Innere des Dichters vor. Zu sehr ist er in seinem eigenen kleine goldenen Käfig als Selbstzweifeln, Schreibkrise und diversen Lastern gefangen, die ihm mehr im Weg stehen, als ihn frei atmen lassen. Erst die Begegnung mit seiner jungen Tischdame scheint die Wendung zu bringen...
Tobias Roller gelingt mit "Der Goldhügel" eine sehr feinsinnige Hommage an Erich Kästner, die mit subtilem Humor gekrönt wird. Roller selbst wird zum Wortpoeten, der zwar nicht den Stil des großen Dichtes kopiert, ihn aber so sehr verinnerlicht hat, dass seine eigenen Worte eine wunderbare Symbiose mit denen des Dichters eingehen und so eine ganz eine Stimmung erschaffen (S. 122 "Wer nicht richtig atmen kann, kann nicht richtig leben.", S. 175 "Ich kann tiefe, klare Atemzüge nehmen, und jeder davon zieht mich mehr ins Leben hinein, in mein eigenes Leben. Ich habe beschlossen, es zu beginnen, und zwar jetzt.")
Die Zwänge des Sanatoriums machen Kästner zu schaffen, sieht er doch nicht ein, sich den Anweisungen des Professors und des pflegenden Personals zu unterwerfen. Getrieben von seinen Ängsten und Süchten plagen ihn die Zweifel, die ihn wie in einer Schraubzwinge gefangen halten. Auch die Wahl der Tischdamen ist mitunter nicht ganz so anregend und förderlich, wie vielleicht zunächst erhofft. Jedoch machen eben jene Tischkonversationen etwas mit Kästner, das vielleicht nachhaltiger und eindringlicher ist als jede ärztliche Behandlung.
Die Gattin des Richters a.D hat schon eine sehr einnehmende und fast schon herrische Art, sodass selbst die Lesenden in ihrer Gegenwart verstummen und den Blick zu Boden senken. Ganz anders die junge Frau, die durch ihre Verehrung zu Kästner regelrecht aufblüht und auf sämtliche Konventionen und gesellschaftlichen Ketten pfeift und sich nach und nach freischiwmmt. An ihrer Entwicklung teilhaben zu können, ist erfrischend und freudig zugleich, denn hier zeigt Roller, dass klischeebehaftete und eingefahrene Rollenbilder dank Selbsterkenntnis und dem Mut, eigene Wege zu gehen, der Vergangenheit angehören.
Auch vermittelt der Schreibende sehr gut das Gefühl Kästners, immer irgendwie zwischen den Stühlen zu sitzen, sich sowohl zu der einen Herzensdame als auch der anderen mitsamt Sohn hingezogen zu fühlen, aber so ganz entscheiden will er sich dann doch nicht. Die Zeit im Sanatorium wird lebendig und anschaulich dargestellt, sodass sich die Leserschaft bereitwillig zu einem kleinen Plausch während der Liegekur oder bei einer guten Tasse Tee im Salon einfindet, um am Kuralltag teilhaben zu können.
Wer Kästner mag, wie Roller lieben - absolut lesenswert !
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Gebundenes Buch
Ja, das Buch macht ein bisschen Arbeit. Emotionale zumindest. Man muss den Erich Kästner seiner Kindheit ausblenden, vielleicht auch hinter sich lassen. In dieser fiktionalisierten Geschichte geht es um den Mann Kästner. Gealtert, aber nicht weniger lüsternd, sobald junge attraktive …
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Ja, das Buch macht ein bisschen Arbeit. Emotionale zumindest. Man muss den Erich Kästner seiner Kindheit ausblenden, vielleicht auch hinter sich lassen. In dieser fiktionalisierten Geschichte geht es um den Mann Kästner. Gealtert, aber nicht weniger lüsternd, sobald junge attraktive Frauen in seinem Umfeld auftauchen. Immerhin: Der Autor glorifiziert es nicht, im Gegenteil, schafft es dennoch, das Denkmal Kästner nicht mit dem Vorschlaghammer zu zertrümmern.
Es sind die 1960er-Jahre, Kästner ist nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch in ein Sanatorium am Luganer See. Ganz allein, fern von seiner Frau, fern von seiner Geliebten und ihrem gemeinsamen Sohn. Immer wieder betrachtet er die Beziehungen zwischen seinen Frauen, wägt ab, hofft auf eine Nachricht von der einen, bekommt aber bloß die der anderen. Freude kommt in dieser freudlosen klinischen Gegend nur von Schnaps und Zigaretten, die ihm bald verboten werden, und einem jungen Fräulein, Fan seiner Bücher, die sich abends an seinen Tisch setzt. Kritisch beäugt von einer älteren Tischnachbarin, die Kästner wie dem Fräulein nicht nur einmal ins Gewissen redet.
Die Kulisse ist bewusst an den Zauberberg angelehnt, was ja irgendwie doppelt passt, vom Kästner-Jahr 2024 zum Mann-Jahr 2025. Und zauberhaft geht es auch in Tobias Rollers Roman zu. Denn die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen dort auf dem Collina d’Oro, dem Goldhügel, zunehmend, und schon bald wissen Leser:innen kaum noch, welche der Figuren echt sind und welche nur Kästners Fantasie entspringen und auf Personen in seinem Umfeld basieren – Ehefrau, Geliebte, Vater, Mutter, …
Autor Roller wurde, so heißt es, für „Der Goldhügel“ nicht immer freundlich empfangen, sahen manche sein Buch doch als Verunglimpfung Kästners. Dabei ist es das gar nicht. Kästner wird nicht bejubelt, aber auch nicht zerstört. Sein Verhältnis zu Frauen reflektiert der fiktionale Kästner durchaus kritisch, es wird nicht als „Ach, damals war das halt so.“ abgetan. Es wird ein Blick in sein Innerstes geworfen, zwischen den Erfolgen der Vorjahre und vor seinen letzten Romanen, die er für seinen Sohn schrieb.
Und es ist auch ein Buch, in dem die Frauen vom Lustobjekt zu kraftvollen Personen werden, die Kästner in die Schranken weisen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, die auch selbst Abschied von einem Bild Kästners nehmen, um mit einem anderen weiterzuleben. In diesem Sinne ist „Der Goldhügel“ also keine kritische Auseinandersetzung mit dem Autor, sondern doch eine Art freundliche, unterhaltsame und gut erzählte Verbeugung.
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Gebundenes Buch
Tobias Rollers Roman „Der Goldhügel“ handelt von der Gedanken- und Gefühlswelt von Erich Kästner, der sich als Anfang 60-jähriger im Tessin erholen soll. Der Roman beleuchtet dann vor allem Kästners schwieriges Verhältnis zu Frauen und bringt dabei viele …
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Tobias Rollers Roman „Der Goldhügel“ handelt von der Gedanken- und Gefühlswelt von Erich Kästner, der sich als Anfang 60-jähriger im Tessin erholen soll. Der Roman beleuchtet dann vor allem Kästners schwieriges Verhältnis zu Frauen und bringt dabei viele Facetten ans Licht. Besonders eindrücklich fand ich die Träume, die seine komplexe Beziehung zu seiner Mutter thematisieren. Rollers Kästner erscheint als Mensch, der vor dem Leben genauso Angst hat wie vor dem Sterben – und diese Ängste prägen sein gesamtes Handeln. Dabei konnte ich nicht anders, als Mitleid für ihn zu empfinden.
Als großer Kästner-Fan habe ich mich gefreut, wie oft seine Bücher und Gedichte subtil in den Text eingewoben wurden. Auch die Quellenangaben und das einordnende Nachwort haben mir gut gefallen, denn sie unterstreichen den semi-biografischen Charakter des Romans. Trotz dieser gelungenen Einblicke fand ich den Roman stellenweise aber etwas langatmig. Im Verlauf wiederholen sich viele Motive: Kästners Weigerung, sich mit seinen Sorgen auseinanderzusetzen und sein Desinteresse am Innenleben anderer Menschen. Was den Stil des Romans betrifft, ist er eher an Thomas Mann als an Kästner angelehnt. Für mich ein kleiner Wermutstropfen, da ich persönlich Kästner oder auch Heinrich Mann wesentlich mehr mag als Thomas.
Alles in allem habe ich „Der Goldhügel“ mit Gewinn gelesen, weil ich über das spätere Leben Kästners kaum etwas wusste. Für Fans von Erich Kästner und interessierte Leser*innen, die sich von einer etwas anderen Erzählweise nicht abschrecken lassen, ist das Buch definitiv einen Blick wert.
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