Hilary Mantel
Gebundenes Buch
Wölfe / Tudor-Trilogie Bd.1
Roman. Ausgezeichnet mit dem Booker Preis 2009
Übersetzung: Trabant, Christiane
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The GuardianEngland im Jahr 1520: Das Königreich ist nur einen Pulsschlag von der Katastrophe entfernt. Sollte der König ohne männlichen Erben sterben, würde das Land durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Henry VIII. möchte seine Ehe annullieren lassen und Anne Boleyn heiraten. Der Papst und ganz Europa sind dagegen. Die Scheidungsabsichten des Königs schaffen ein Machtvakuum, in das Thomas Cromwell tritt: Die Werkzeuge dieses politischen Genies sind Bestechung, Einschüchterung und Charme. Aus der Asche persönlichen Unglücks steigt er auf und bahnt sich seinen Weg durch die Fallstricke...
The GuardianEngland im Jahr 1520: Das Königreich ist nur einen Pulsschlag von der Katastrophe entfernt. Sollte der König ohne männlichen Erben sterben, würde das Land durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Henry VIII. möchte seine Ehe annullieren lassen und Anne Boleyn heiraten. Der Papst und ganz Europa sind dagegen. Die Scheidungsabsichten des Königs schaffen ein Machtvakuum, in das Thomas Cromwell tritt: Die Werkzeuge dieses politischen Genies sind Bestechung, Einschüchterung und Charme. Aus der Asche persönlichen Unglücks steigt er auf und bahnt sich seinen Weg durch die Fallstricke des Hofes, an dem "der Mensch des Menschen Wolf" ist. Hilary Mantel hat mit 'Wölfe' etwas sehr Rares geschaffen: einen wahrhaft großen Roman, der seinem historischen Gewand zum Trotz höchst zeitgemäß ist. Auf einzigartige Weise erforscht er die Choreografie der Macht.
"Hieb- und stichfest ausgedacht und doch voll schauriger Anklänge, stellenweise auch sehr witzig - sobald der Leser dieses 780-Seiten-Buch fertig gelesen hat, will er mehr." The Guardian
"Hieb- und stichfest ausgedacht und doch voll schauriger Anklänge, stellenweise auch sehr witzig - sobald der Leser dieses 780-Seiten-Buch fertig gelesen hat, will er mehr." The Guardian
Mantel, Hilary
Hilary Mantel, geboren 1952 in Glossop, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für den Roman 'Wölfe' (DuMont 2010) wurde sie 2009 mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit 'Falken', dem zweiten Band der Tudor-Trilogie, gewann Hilary Mantel 2012 den Booker erneut. Bei DuMont erschien zuletzt der Roman 'Der Hilfsprediger' (2017).
Trabant, Christiane
Christiane Trabant studierte Germanistik und Anglistik und lebt in Berlin. Sie hat u.a. Umberto Eco und P.G. Wodehouse ins Deutsche übertragen.
Hilary Mantel, geboren 1952 in Glossop, England, war nach dem Jurastudium in London als Sozialarbeiterin tätig. Für den Roman 'Wölfe' (DuMont 2010) wurde sie 2009 mit dem Booker-Preis, dem wichtigsten britischen Literaturpreis, ausgezeichnet. Mit 'Falken', dem zweiten Band der Tudor-Trilogie, gewann Hilary Mantel 2012 den Booker erneut. Bei DuMont erschien zuletzt der Roman 'Der Hilfsprediger' (2017).
Trabant, Christiane
Christiane Trabant studierte Germanistik und Anglistik und lebt in Berlin. Sie hat u.a. Umberto Eco und P.G. Wodehouse ins Deutsche übertragen.

© John Haynes
Produktdetails
- Heinrich VIII. & Thomas Cromwell Bd.1
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: Wolf Hall
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 766
- Erscheinungstermin: 24. August 2010
- Deutsch
- Abmessung: 214mm
- Gewicht: 958g
- ISBN-13: 9783832195939
- ISBN-10: 3832195939
- Artikelnr.: 29503768
Herstellerkennzeichnung
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Das Leben ist lesenswert
In diesem Bücherherbst ist das Rennen noch offen. Elf Romane, auf die man sich schon jetzt freuen kann - und ein Tagebuch.
Wir leben im Zeitalter der Selbstversuche: Geht es auch mal ohne Handy, Internet, Auto, Kaffee, Alkohol, High Heels? Während die große Urlaubsfrage für viele zu sein scheint: Laptop einpacken - oder mutiger Entzug vom Netz?, kommt niemand ernstlich auf die Idee, ohne Bücher in die Ferien zu fahren. Im Gegensatz zu fast allem anderen Zeitvertreib gibt es beim Lesen von Literatur kein Zuviel. Nur: was?
Eines schönen Herbstmorgens, als sie auf der Suche nach einem Buch in ihren gut gefüllten Regalen über Dutzende von Bänden stolperte, die sie schon lange nicht mehr
In diesem Bücherherbst ist das Rennen noch offen. Elf Romane, auf die man sich schon jetzt freuen kann - und ein Tagebuch.
Wir leben im Zeitalter der Selbstversuche: Geht es auch mal ohne Handy, Internet, Auto, Kaffee, Alkohol, High Heels? Während die große Urlaubsfrage für viele zu sein scheint: Laptop einpacken - oder mutiger Entzug vom Netz?, kommt niemand ernstlich auf die Idee, ohne Bücher in die Ferien zu fahren. Im Gegensatz zu fast allem anderen Zeitvertreib gibt es beim Lesen von Literatur kein Zuviel. Nur: was?
Eines schönen Herbstmorgens, als sie auf der Suche nach einem Buch in ihren gut gefüllten Regalen über Dutzende von Bänden stolperte, die sie schon lange nicht mehr
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abgestaubt, geschweige denn gelesen hatte oder die sie, wie ihr da bewusst wurde, eigentlich gern ein zweites Mal lesen würde, beschloss die englische Schriftstellerin Susan Hill, ein Jahr lang keine neuen Bücher mehr zu kaufen, sondern ausschließlich die zu lesen, die sie schon besaß. Ihr sehr persönlicher, ausschweifender Erfahrungsbericht vom Wiederlesen alter Lieblinge und Neuentdecken mancher Klassiker, "Howards End is on the Landing" (Profile Books, 2009), mag Buchhändlern, Verlegern und Agenten als Häresie erscheinen, macht aber Lust, ihrem Beispiel zu folgen - wenngleich er die Wirkung einer Einkaufsliste hat: Das möchte ich auch alles lesen.
Aber der neue Herbst steht vor der Tür. Der letzte war eine an überragenden Werken - man nehme nur Herta Müller, David Foster Wallace, Roberto Bolaño - außergewöhnlich reiche Saison (F.A.Z. vom 17. Juli 2009). Was solche Instant-Klassiker-Dichte angeht, kann der neue Bücherherbst zwar nicht mithalten. Wenn aber die Titel fehlen, an denen man nicht vorbeikommt, lassen sich umso mehr Entdeckungen machen. Zum Beispiel dürfen wir uns schon einmal auf zwölf aparte neue Erscheinungen freuen.
Auf die Gipfel deutscher Erzählkunst spaziert Martin Mosebach mit unnachahmlicher Eleganz und Leichtigkeit. In seinem Roman "Was davor geschah" (Hanser, 16. August) erzählt er davon, dass mitunter zwei Paare auseinandergehen müssen, damit ein drittes entstehen kann, während ein weiteres über der rückblickenden gemeinsamen Betrachtung dieser Commedia dell'Arte zusammenfindet. Eigentlich aber handelt auch dieser Roman des Frankfurter Autors von den Versuchen der Menschen, mit Hilfe der Form ihre Natur zu überwinden - und der Erkenntnis, dass ihnen dies selbst bei größten Zivilisierungsanstrengungen nie dauerhaft gelingen wird. Nur durch die Kunst, so begreifen wir beim Lesen dieses meisterlich komponierten Werks, lassen sich in diesem ewigen Kampf Etappensiege erzielen.
Für viel Gesprächsstoff wird Fritz J. Raddatz sorgen, der in seinen "Tagebüchern 1982 - 2001" (Rowohlt, 17. September) großartige Innenansichten der Jahre, die wir kennen, liefert. Wenn nicht gerade selbst im Zentrum des Geschehens, dann doch nie weit davon entfernt, gehört Raddatz nicht zu jenen Tagebuchschreibern, die sich als Chronisten verstehen. Er ist ein Mann der Hauptsachen, der Hauptpersonen und der Hauptgerüchte. Alle, wirklich alle, die im literarischen Leben dieser Zeit etwas zu melden hatten, kommen vor - und noch viele andere. Sei es die jahrzehntelang enge, letztlich aber doch enttäuschende Freundschaft mit Günter Grass oder der unglaublich eitle Hans Mayer, Marion Gräfin Dönhoff, Helmut Schmidt oder andere seiner Kollegen von der "Zeit" - für die literarische Republik dürften die Tagebücher von Raddatz das werden, was Dietls "Kir Royal" in den achtziger Jahren für München war: Kult- und Hassobjekt zugleich.
Wann immer es ihm zu doll wird, zieht Raddatz sich nach Sylt zurück. Dort verbringt auch Verlagsvertreter und Teilzeitvater Peter eine Ferienwoche mit seiner heranwachsenden Tochter. Thomas Hettche stellt sich in "Die Liebe der Väter" (Kiepenheuer & Witsch, 19. August) der ungeheuren Frage, wie viel Vater man sein kann, wenn man sein Kind nur selten sieht. Dass die Antwort darauf immer wieder neu gesucht und gefunden werden muss, macht die Integrität dieses Romans aus, der sich nebenbei auch als Nachruf auf unsere Buchkultur lesen lässt.
Der Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach setzt seine im vergangenen Herbst mit "Verbrechen" fulminant begonnene literarische Karriere mit "Schuld" nahtlos fort (Piper, 2. August). Seine knappen, auf den Punkt erzählten Stories beziehen ihre Wucht aus der Berufserfahrung des Autors, ihre Intensität hingegen aus seinem schnörkellosen Stil - und der Erkenntnis, dass das Gesetz niemandem die moralische Verantwortung abnimmt, bisweilen am wenigsten dem, der es vertritt.
Gleich mehrere der stärksten Romane dieses Herbstes kommen aus Großbritannien. Hilary Mantels "Wölfe" (Dumont, 23. August), die Geschichte vom Aufstieg Thomas Cromwells zum Berater des politisch verblutenden Heinrichs VIII. und infolgedessen zur prägenden Gestalt im England des sechzehnten Jahrhunderts, wurde dort im vergangenen Jahr verdient mit dem Booker-Preis ausgezeichnet und sollte die Autorin nun endlich auch bei uns bekannt machen. Indem sie die Machtkämpfe zwischen Cromwell, Thomas More und Kardinal Wolsey nicht nur mit souveräner Kennerschaft, sondern auch mit subjektiver Charakterdeutung nachzeichnet, verwandelt Mantel den historischen Stoff in ein großes Stück Gegenwartsliteratur. Ihr Cromwell, Sohn eines Schmieds aus Putney, der den Krieg in Frankreich, das Geldgeschäft in Florenz und den Handel in Antwerpen kennengelernt hat, hält insgeheim zu den Protestanten. Wer glaubt, aus der sicheren Distanz von fünf Jahrhunderten gegenüber den Handelnden im Vorteil zu sein, wird eines Besseren belehrt.
Der fünfundfünfzigjährige Ire Colm Tóibín, der sich mit seinem Henry-James-Roman "Porträt des Meisters in mittleren Jahren" (2005) auch hierzulande als herausragender Autor seiner Generation etabliert hat, erzählt in "Brooklyn" (Hanser, 6. September) von der jungen Eilis, die auf Drängen ihrer Schwester die ärmlichen Verhältnisse, aber auch die Sicherheit ihres südirischen Städtchens aufgibt und nach Amerika geht. Mit der aufrechten, intelligenten Eilis hat Tóibín eine Figur geschaffen, die den Leser nicht mehr loslässt. Vor allem aber ist sein Roman, getragen von einem Ton stiller Selbstverständlichkeit, eine ergreifende Meditation über Fremdheit, Heimweh, den Preis der Selbstbehauptung und das Vergehen der Zeit.
Wer es bunt, schnell, aufgeregt und anstößig mag, wird bei Adam Thirlwell auf seine Kosten kommen. Wie bereits in seinem bemerkenswerten Debüt "Strategie" (2004) geht es auch im neuen und drittem Roman des 1978 geborenen Engländers, "Flüchtig" (S. Fischer, 8. September), um die Lust des verdoppelten Zuschauens. Wir betrachten Haffner, den Helden, in einem alpinen Resort beim Betrachten des ihm entgleitenden Lebens. Aber Haffner, Ende siebzig, Londoner Jude, vermögender Banker und kürzlich verwitwet, ist noch nicht bereit, seinen Lastern - Frauen, Jazz, Cricket - abzuschwören. Auch wenn dem betagten, doch gänzlich unverzagten Helden dieses spritzigen Romans in seiner Liebe zu der Yogalehrerin Zinka nicht viel anderes übrigbleibt, als durchs Schlüsselloch gleichsam frustriert auf sein Leben zu spähen, ist das Resultat alles andere als ernüchternd. Thirlwells neues Buch besticht, wie schon die vorigen, vor allem als Experiment, das seinen Helden als Folie für erzählerische Extravaganzen und stilistische Ertüchtigung benutzt.
Ian McEwan betritt mit jedem seiner Romane Neuland, thematisch wie stilistisch. "Solar" (Diogenes, 27. September) beschäftigt sich in der tragikomischen Gestalt von Physik-Nobelpreisträger Michael Beard mit der Forscherszene rund um den Klimawandel, erzählt aber vor allem davon, dass der Mensch noch so ausgebufft sein kann - seine inneren Schweinehunde in Form von Bequemlichkeit, Gier, Gefallsucht und Eitelkeit werden ihm fast immer einen Strich noch durch die schlaueste Rechnung machen. Aus einem vermeintlich trockenen, schwierigen Thema macht Großmeister McEwan den brillantesten, witzigsten Roman der Saison.
"Die Unperfekten", das in Amerika bereits gefeierte Romandebüt des Kanadiers Tom Rachman (dtv Premium, 15. September), erzählt auf höchst originelle Weise vom allmählichen, doch unaufhaltsamen Niedergang einer internationalen Tageszeitung mit Sitz in Rom. Das Szenario, geschildert aus der kapitelweise wechselnden Perspektive der Beteiligten und Betroffenen, entfaltet neben unbedingter Melancholie indes auch anrührende Komik. Denn vom abgehalfterten Korrespondenten in Paris über die frustrierte Wirtschaftsreporterin, den besonnenen Chefkorrektor und eine habituell gestresste Chefredakteurin bis zum unfähigen panikstarren Verleger entwirft Rachman, ehemaliger Redakteur der "International Herald Tribune", ein denkwürdiges Panoptikum von Individualisten.
Der New Yorker David Levithan dekliniert in seinem "Wörterbuch der Liebenden" von A wie abwegig (",Normalerweise tu ich so was nicht', sagtest du.") bis Z wie Zenit ("Das ist er, der Augenblick, bevor du mir genau das erzählst, was ich nicht hören will.") ein vertrautes Gefühl in ungewöhnlichen Stichworten (Graf Verlag, 13. August). Und zu guter Letzt beschert uns die amerikanische Literatur noch ein großes Geheimnis: "Freedom", Jonathan Franzens ersten Roman seit den "Korrekturen" (Rowohlt, 17. September). Im Fall dieses Autors dürfte sich das Warten aller Wahrscheinlichkeit nach lohnen.
Argentinien, Heimat größter literarischen Einbildungskraft und Gastland der diesjährigen Buchmesse, verheißt außergewöhnliche Entdeckungen. Einen ersten Vorgeschmack gibt "Geschichte der Tränen" von Alan Pauls (Klett-Cotta, 20. August), ein im Supermankostüm eines rasanten Bewusstseinsmonologs getarnter Blick auf die verdrängte politische Vergangenheit. Und im November schließlich, einen Monat nach der Messe, gibt der hundertste Todestag Leo Tolstois dann all jenen, die es vielleicht doch Susan Hill nachtun möchten, den denkbar besten Grund, die Neuerscheinungen zugunsten dieses Klassikers unter den Klassikern zu überspringen.
FELICITAS VON LOVENBERG
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber der neue Herbst steht vor der Tür. Der letzte war eine an überragenden Werken - man nehme nur Herta Müller, David Foster Wallace, Roberto Bolaño - außergewöhnlich reiche Saison (F.A.Z. vom 17. Juli 2009). Was solche Instant-Klassiker-Dichte angeht, kann der neue Bücherherbst zwar nicht mithalten. Wenn aber die Titel fehlen, an denen man nicht vorbeikommt, lassen sich umso mehr Entdeckungen machen. Zum Beispiel dürfen wir uns schon einmal auf zwölf aparte neue Erscheinungen freuen.
Auf die Gipfel deutscher Erzählkunst spaziert Martin Mosebach mit unnachahmlicher Eleganz und Leichtigkeit. In seinem Roman "Was davor geschah" (Hanser, 16. August) erzählt er davon, dass mitunter zwei Paare auseinandergehen müssen, damit ein drittes entstehen kann, während ein weiteres über der rückblickenden gemeinsamen Betrachtung dieser Commedia dell'Arte zusammenfindet. Eigentlich aber handelt auch dieser Roman des Frankfurter Autors von den Versuchen der Menschen, mit Hilfe der Form ihre Natur zu überwinden - und der Erkenntnis, dass ihnen dies selbst bei größten Zivilisierungsanstrengungen nie dauerhaft gelingen wird. Nur durch die Kunst, so begreifen wir beim Lesen dieses meisterlich komponierten Werks, lassen sich in diesem ewigen Kampf Etappensiege erzielen.
Für viel Gesprächsstoff wird Fritz J. Raddatz sorgen, der in seinen "Tagebüchern 1982 - 2001" (Rowohlt, 17. September) großartige Innenansichten der Jahre, die wir kennen, liefert. Wenn nicht gerade selbst im Zentrum des Geschehens, dann doch nie weit davon entfernt, gehört Raddatz nicht zu jenen Tagebuchschreibern, die sich als Chronisten verstehen. Er ist ein Mann der Hauptsachen, der Hauptpersonen und der Hauptgerüchte. Alle, wirklich alle, die im literarischen Leben dieser Zeit etwas zu melden hatten, kommen vor - und noch viele andere. Sei es die jahrzehntelang enge, letztlich aber doch enttäuschende Freundschaft mit Günter Grass oder der unglaublich eitle Hans Mayer, Marion Gräfin Dönhoff, Helmut Schmidt oder andere seiner Kollegen von der "Zeit" - für die literarische Republik dürften die Tagebücher von Raddatz das werden, was Dietls "Kir Royal" in den achtziger Jahren für München war: Kult- und Hassobjekt zugleich.
Wann immer es ihm zu doll wird, zieht Raddatz sich nach Sylt zurück. Dort verbringt auch Verlagsvertreter und Teilzeitvater Peter eine Ferienwoche mit seiner heranwachsenden Tochter. Thomas Hettche stellt sich in "Die Liebe der Väter" (Kiepenheuer & Witsch, 19. August) der ungeheuren Frage, wie viel Vater man sein kann, wenn man sein Kind nur selten sieht. Dass die Antwort darauf immer wieder neu gesucht und gefunden werden muss, macht die Integrität dieses Romans aus, der sich nebenbei auch als Nachruf auf unsere Buchkultur lesen lässt.
Der Berliner Strafverteidiger Ferdinand von Schirach setzt seine im vergangenen Herbst mit "Verbrechen" fulminant begonnene literarische Karriere mit "Schuld" nahtlos fort (Piper, 2. August). Seine knappen, auf den Punkt erzählten Stories beziehen ihre Wucht aus der Berufserfahrung des Autors, ihre Intensität hingegen aus seinem schnörkellosen Stil - und der Erkenntnis, dass das Gesetz niemandem die moralische Verantwortung abnimmt, bisweilen am wenigsten dem, der es vertritt.
Gleich mehrere der stärksten Romane dieses Herbstes kommen aus Großbritannien. Hilary Mantels "Wölfe" (Dumont, 23. August), die Geschichte vom Aufstieg Thomas Cromwells zum Berater des politisch verblutenden Heinrichs VIII. und infolgedessen zur prägenden Gestalt im England des sechzehnten Jahrhunderts, wurde dort im vergangenen Jahr verdient mit dem Booker-Preis ausgezeichnet und sollte die Autorin nun endlich auch bei uns bekannt machen. Indem sie die Machtkämpfe zwischen Cromwell, Thomas More und Kardinal Wolsey nicht nur mit souveräner Kennerschaft, sondern auch mit subjektiver Charakterdeutung nachzeichnet, verwandelt Mantel den historischen Stoff in ein großes Stück Gegenwartsliteratur. Ihr Cromwell, Sohn eines Schmieds aus Putney, der den Krieg in Frankreich, das Geldgeschäft in Florenz und den Handel in Antwerpen kennengelernt hat, hält insgeheim zu den Protestanten. Wer glaubt, aus der sicheren Distanz von fünf Jahrhunderten gegenüber den Handelnden im Vorteil zu sein, wird eines Besseren belehrt.
Der fünfundfünfzigjährige Ire Colm Tóibín, der sich mit seinem Henry-James-Roman "Porträt des Meisters in mittleren Jahren" (2005) auch hierzulande als herausragender Autor seiner Generation etabliert hat, erzählt in "Brooklyn" (Hanser, 6. September) von der jungen Eilis, die auf Drängen ihrer Schwester die ärmlichen Verhältnisse, aber auch die Sicherheit ihres südirischen Städtchens aufgibt und nach Amerika geht. Mit der aufrechten, intelligenten Eilis hat Tóibín eine Figur geschaffen, die den Leser nicht mehr loslässt. Vor allem aber ist sein Roman, getragen von einem Ton stiller Selbstverständlichkeit, eine ergreifende Meditation über Fremdheit, Heimweh, den Preis der Selbstbehauptung und das Vergehen der Zeit.
Wer es bunt, schnell, aufgeregt und anstößig mag, wird bei Adam Thirlwell auf seine Kosten kommen. Wie bereits in seinem bemerkenswerten Debüt "Strategie" (2004) geht es auch im neuen und drittem Roman des 1978 geborenen Engländers, "Flüchtig" (S. Fischer, 8. September), um die Lust des verdoppelten Zuschauens. Wir betrachten Haffner, den Helden, in einem alpinen Resort beim Betrachten des ihm entgleitenden Lebens. Aber Haffner, Ende siebzig, Londoner Jude, vermögender Banker und kürzlich verwitwet, ist noch nicht bereit, seinen Lastern - Frauen, Jazz, Cricket - abzuschwören. Auch wenn dem betagten, doch gänzlich unverzagten Helden dieses spritzigen Romans in seiner Liebe zu der Yogalehrerin Zinka nicht viel anderes übrigbleibt, als durchs Schlüsselloch gleichsam frustriert auf sein Leben zu spähen, ist das Resultat alles andere als ernüchternd. Thirlwells neues Buch besticht, wie schon die vorigen, vor allem als Experiment, das seinen Helden als Folie für erzählerische Extravaganzen und stilistische Ertüchtigung benutzt.
Ian McEwan betritt mit jedem seiner Romane Neuland, thematisch wie stilistisch. "Solar" (Diogenes, 27. September) beschäftigt sich in der tragikomischen Gestalt von Physik-Nobelpreisträger Michael Beard mit der Forscherszene rund um den Klimawandel, erzählt aber vor allem davon, dass der Mensch noch so ausgebufft sein kann - seine inneren Schweinehunde in Form von Bequemlichkeit, Gier, Gefallsucht und Eitelkeit werden ihm fast immer einen Strich noch durch die schlaueste Rechnung machen. Aus einem vermeintlich trockenen, schwierigen Thema macht Großmeister McEwan den brillantesten, witzigsten Roman der Saison.
"Die Unperfekten", das in Amerika bereits gefeierte Romandebüt des Kanadiers Tom Rachman (dtv Premium, 15. September), erzählt auf höchst originelle Weise vom allmählichen, doch unaufhaltsamen Niedergang einer internationalen Tageszeitung mit Sitz in Rom. Das Szenario, geschildert aus der kapitelweise wechselnden Perspektive der Beteiligten und Betroffenen, entfaltet neben unbedingter Melancholie indes auch anrührende Komik. Denn vom abgehalfterten Korrespondenten in Paris über die frustrierte Wirtschaftsreporterin, den besonnenen Chefkorrektor und eine habituell gestresste Chefredakteurin bis zum unfähigen panikstarren Verleger entwirft Rachman, ehemaliger Redakteur der "International Herald Tribune", ein denkwürdiges Panoptikum von Individualisten.
Der New Yorker David Levithan dekliniert in seinem "Wörterbuch der Liebenden" von A wie abwegig (",Normalerweise tu ich so was nicht', sagtest du.") bis Z wie Zenit ("Das ist er, der Augenblick, bevor du mir genau das erzählst, was ich nicht hören will.") ein vertrautes Gefühl in ungewöhnlichen Stichworten (Graf Verlag, 13. August). Und zu guter Letzt beschert uns die amerikanische Literatur noch ein großes Geheimnis: "Freedom", Jonathan Franzens ersten Roman seit den "Korrekturen" (Rowohlt, 17. September). Im Fall dieses Autors dürfte sich das Warten aller Wahrscheinlichkeit nach lohnen.
Argentinien, Heimat größter literarischen Einbildungskraft und Gastland der diesjährigen Buchmesse, verheißt außergewöhnliche Entdeckungen. Einen ersten Vorgeschmack gibt "Geschichte der Tränen" von Alan Pauls (Klett-Cotta, 20. August), ein im Supermankostüm eines rasanten Bewusstseinsmonologs getarnter Blick auf die verdrängte politische Vergangenheit. Und im November schließlich, einen Monat nach der Messe, gibt der hundertste Todestag Leo Tolstois dann all jenen, die es vielleicht doch Susan Hill nachtun möchten, den denkbar besten Grund, die Neuerscheinungen zugunsten dieses Klassikers unter den Klassikern zu überspringen.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit sichtlich genauer Kenntnis der historischen Zusammenhänge sowie mit allergrößter Anerkennung für das Können von Hilary Mantel schreibt Rezensent Markus Gasser über diesen historischen Roman. Wobei er gleich jeden abfälligen Gedanken über das Genre als solches beiseite schiebt: Hier sei, und zwar erstmals und endlich, der historische Roman wirklich auf der Höhe der literarischen Moderne a la Virginia Woolf. Es geht in diesem Band, dem eine Fortsetzung folgen wird, um die Figur des Thomas Cromwell, der aus niedrigen Verhältnissen kam, Schatzkanzler erst, dann persönlicher Sekretär Heinrichs des VIII. wurde, um dann doch in jene Sorte Ungnade zu fallen, die zur Folge hat, dass der eigene Kopf auf einer Pike zur Freude der ganzen Stadt ausgestellt wird. Sehr viel eher als jüngere historische Literatur werde Mantel dabei der stets um Moderation bemühten Figur Cromwells gerecht. Literarisch sei das Drama von geradezu "shakespearescher Wucht" und darum eine dringende Empfehlung auch für jeden, der dem Genre sonst mit Skepsis oder schlimmerem zu begegnen pflegt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein Wunder von einem Roman." FAZ "Ein preisgekröntes Meisterwerk (...). Eine Sensation (...). Hilary Mantel schreibt schnörkellos, präzise und findet immer wieder überraschend poetische Bilder" BRIGITTE "Zum Verschlingen!" COSMOPOLITAN "Ein literarischer Leckerbissen für alle Liebhaber historischer Romane." NDR Kultur (,Buch der Woche') "Wölfe macht die Welt Heinrich des VIII. begehbar!" DIE WELT "Der gewöhnliche historische Roman verhunzt sowohl die Geschichte, als auch die Literatur. In Wölfe haben beide einen Festtag. (...) Hilary Mantel, die viel Gepriesene, hat ein Teilreich der Literatur erneuert: den historischen Roman." FAS "Ein Porträt von Mensch und Zeit (...) als bedrängend empfundene Gegenwart, die in jedem Moment nach
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Aufmerksamkeit verlangt, nach Misstrauen, nicht zuletzt auch nach weitblickenden Zielvorstellungen über das Dunkel des erlebten Moments hinaus. Und ihre klaren Sätze ohne historisierenden Zierrat, von Christine Trabant in ein genauso klares Deutsch übertragen, verstärken diese Wirkung noch." NZZ "Die Wölfe sind anders, besser, aufregend, aufwühlend, und sie rufen nach einer Fortsetzung." WAZ "Wölfe unterstreicht, dass literarische Meisterwerke auch vor historischer Kulisse funktionieren (...) große Kunst - ein Highlight des Bücherherbstes." BUCHJOURNAL "Mantels historischer Wälzer ist anders, besser" KULTURSPIEGEL "Fein gewebt aus Anspielungen, Verweisen sowie einer subtilen Psychologie ist diese Geschichte von Verführung, Verrat und gewaltsamen Tod ein spannender Roman, der vorzüglich amüsiert und gleichzeitig aufs Schönste bildet." DEUTSCHLANDRADIO KULTUR "Überall lauscht man gebannt Dialogen, die gefährlich, intim, böse witzig, elegant modern, pointiert sind (...) ein brillanter historischer Roman, eher ein sinnliches Denk- als ein Lehrstück über Macht und Vergeblichkeit. 760 Seiten im Präsens geschrieben - nicht nur das macht seine Gegenwärtigkeit aus." FRANKFURTER RUNDSCHAU "Ein Meisterwerk des historischen Romans." TAGESANZEIGER "Ein atemberaubend intelligent geschriebenes Historienpanorama." Sigrid Löffler (Kulturradio-Tipps RBB) "Ein wunderbares Stück historischer Literatur." KÖLNER STADTANZEIGER "...ein Werk von shakespearescher Größe und Wucht, und zugleich ein durch und durch moderner Roman" BERLINER ZEITUNG "Ein exquisites Beispiel von Erzählkunst" BUCHKULTUR "Sie nähert sich der modernen, geistreichen und blutrünstigen englischen Renaissance im besten Stile eines packenden, seriösen historischen Romans mit höchstem literarischem Anspruch." ABENDZEITUNG
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Ich muss zugeben dass mein Bild von Thomas Cromwell, dem zweiten wichtigen Minister unter Heinrich VIII. nach Kardinal Wolsey, bisher nur auf der Fernsehserie „Die Tudors“ basierte. Darin wird er als skrupelloser, machthungriger und auch grausamer Emporkömmling gezeigt. In Hilary …
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Ich muss zugeben dass mein Bild von Thomas Cromwell, dem zweiten wichtigen Minister unter Heinrich VIII. nach Kardinal Wolsey, bisher nur auf der Fernsehserie „Die Tudors“ basierte. Darin wird er als skrupelloser, machthungriger und auch grausamer Emporkömmling gezeigt. In Hilary Mantels ausgezeichnetem Roman „Wölfe“ wird zwar auch klar, dass Cromwell durch und durch ein machiavellistischer Politiker war, aber die Autorin zeigt noch ganz andere Seiten des großen Staatsmanns. Cromwell war Kardinal Wolsey auch noch nach dessen Sturz ein loyaler Diener, er war ein geschickter und angesehener Kaufmann in der Londoner City, ein liebevoller Ehemann und Familienvater, ein tiefgläubiger Anhänger der neuen religiösen Strömungen, ein charmanter Gesprächspartner und insgesamt ein überaus intelligenter und umfassend gebildeter Mann aus einfachen Verhältnissen, der sich stetig nach oben gearbeitet hat. Am Hof des großen Tudorkönigs konnte eben nur erfolgreich sein, wer wie Cromwell geschickt und skrupellos das Intrigen- und Ränkespiel für sich zu nutzen wusste. Neben dem detaillierten Blick auf Cromwells vielschichtige Persönlichkeit ist Mantels Darstellung des Hoflebens eine Stärke des Romans. Dabei sieht man als Leser vieles aus Cromwells Perspektive und bekommt so ein Gespür für seine Motive – wobei einmal bemerkt wird, dass er selbst nicht weiß, was ihn antreibt. Der Roman endet auf Cromwells Höhepunkt der Macht, die letzten Jahre seiner Kanzlerschaft und seine Hinrichtung spart Mantel aus. Von mir aus könnte sie gerne eine nochmals 750 Seiten umfassende Fortsetzung schreiben, denn einen so gut recherchierten, hervorragend komponierten und glänzend geschriebenen historischen Roman hatte ich bis dato noch nicht gelesen. Ja ich scheue mich fast, den Begriff „historischer Roman“ zu verwenden, weil sich „Wölfe“ so von den üblichen Werken dieses Genres unterscheidet. Mantels Roman ist wirklich ganz große Literatur.
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Fast schon lässig, wie Hilary Mantel in "Wölfe" den Aufstieg von Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. schildert. Aus ärmlichsten Verhältniseen, als Kind vor den Schlägen des Vaters von zu Hause ausgerissen, durch die Welt gezogen, die Handelszentren der Welt …
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Fast schon lässig, wie Hilary Mantel in "Wölfe" den Aufstieg von Thomas Cromwell am Hofe Heinrichs VIII. schildert. Aus ärmlichsten Verhältniseen, als Kind vor den Schlägen des Vaters von zu Hause ausgerissen, durch die Welt gezogen, die Handelszentren der Welt kennengelernt und wieder zurückgekommen als Berater des katholischen Kardinals, der aber beim König in Ungnade fällt, da er sich einer Scheidung widersetzt, damit Heinrich seine angebetete Anne Boleyn ehelichen kann.
In diesem Intrigensumpf schafft es Cromwell immer, nicht unterzugehen, sondern im Gegenteil von seinen Gegnern sogar als Berater herangezogen zu werden.
Ob alles historisch stimmt, mag jemand anderes beurteilen, der Roman als solcher bringt den Stoff hervorragend und auf ganz neue Art und Weise rüber. Lesenswert!
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Verwirrend, wenn man sich nicht vorher mit der englischen Geschichte befasst hat. Aber trotzdem gut zu lesen, und auch zwischendurch mal wieder weg zu legen, weil es gut in Abschnitten unterteilt ist und am Ende des Buches, die Personen der verschiedenen Zeitabschnitten erläutert sind. Hilary …
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Verwirrend, wenn man sich nicht vorher mit der englischen Geschichte befasst hat. Aber trotzdem gut zu lesen, und auch zwischendurch mal wieder weg zu legen, weil es gut in Abschnitten unterteilt ist und am Ende des Buches, die Personen der verschiedenen Zeitabschnitten erläutert sind. Hilary Mantel beschreibt Cromwell fast sympathisch.
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Broschiertes Buch
Ich kann mich Friedrich aus Reutlingen leider nur anschließen in seiner Beschreibung. Äußerst schlecht geschrieben, Zeitsprünge, ohne ersichtlichen Grund und zusammenhanglos - wahrscheinlich der schlechteste historische Roman, den ich je gelesen habe, auch wenn die Perspektive …
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Ich kann mich Friedrich aus Reutlingen leider nur anschließen in seiner Beschreibung. Äußerst schlecht geschrieben, Zeitsprünge, ohne ersichtlichen Grund und zusammenhanglos - wahrscheinlich der schlechteste historische Roman, den ich je gelesen habe, auch wenn die Perspektive Cromwells sicherlich ganz interessant ist. Absolut mühsam, kann ich nicht empfehlen.
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Broschiertes Buch
Stilistisch hochmodern
Soviel vorweg: Auch wer dicken Historien-Romanen eher ablehnend gegenübersteht, wird in «Wölfe» von Hilary Mantel eine spannende Geschichte finden, die schnell vergessen lässt, dass es so wohl nicht war. Aber durchaus hätte sein können, …
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Stilistisch hochmodern
Soviel vorweg: Auch wer dicken Historien-Romanen eher ablehnend gegenübersteht, wird in «Wölfe» von Hilary Mantel eine spannende Geschichte finden, die schnell vergessen lässt, dass es so wohl nicht war. Aber durchaus hätte sein können, mit jenem Heinrich VIII, der Kulminations-Figur, um die sich hier letztendlich alles dreht, der mit den sechs Frauen! Pünktlich zu dessen 500ten Thronjubiläum veröffentlicht, bedient dieses Buch ein nationales englisches Mythos. In ihrem Opus magnum vom Ende des Mittelalters widmet sich die streitbare britische Autorin dem politischen Strippenzieher jener Epoche, Thomas Cromwell, mit einer Trilogie. Deren erster Band weist bereits in seinem beziehungsreichen Titel auf die berühmte Sentenz «homo homini lupus» von Thomas Hobbes hin, ‹der Mensch ist dem Menschen ein Wolf›. Der 2009 mit dem Booker-Prize prämierte Erfolgsroman gilt in Großbritannien als ein Jahrhundertwerk.
Es beginnt gleich mit einer wüsten Szene, in der Cromwell von seinem Vater so brutal niedergeschlagen wird, dass er ernstlich um sein Leben bangt. Jahre später bereist er Italien, ist dort als Tuchhändler erfolgreich und absolviert nach seiner Rückkehr ein Studium der Rechtswissenschaft. Schon bald tritt er in die Dienste des Kardinals und Lordkanzlers Thomas Wolsey ein und erweist sich als sehr geschickt und umsichtig in den politischen Ränkespielen am Hofe. Es geht dabei politisch vornehmlich um die Annullierung der Ehe von Heinrich VIII. mit Katharina von Aragon, seiner ersten Frau, die ihm keinen überlebenden männlichen Thronfolger geboren hat. Der König hat ein Auge auf Anne Boleyn geworfen, die aber nicht seine Mätresse sein will, sie will geheiratet werden! Er setzt deshalb alle Hebel in Bewegung, um beim Papst die Ungültigkeit seiner Ehe durchzusetzen. Als Wolsey 1529 sein Amt als Lordkanzler verliert, weil er nicht in der Lage war, in Rom die ersehnte Annullierung durchzusetzen, steigt Thomas Morus zu dessen Nachfolger auf. Cromwell wird vier Jahre später Schatzkanzler, dann königlicher Sekretär und zweithöchster Richter. Skrupellos setzt er durch, dass der König anstelle des Papstes das Oberhaupt der anglikanischen Kirche wird, und genau damit ermöglicht er endlich die Scheidung. Thomas Morus hingegen weigert sich aus moralischen Gründen, einen entsprechenden Eid zu leisten, und wird deshalb 1539 hingerichtet.
So weit der reale Handlungskern, dem der Roman eine fiktional üppig angereicherte Rahmen-Geschichte hinzufügt, deren verwickelte Intrigen und politischen Winkelzüge in epischer Breite vor dem Leser ausgewalzt werden. Emsig tätig in all dem turbulenten Geschehen ist ein schier unüberschaubares Figuren-Ensemble, bei dem selbst die Autorin Schwierigkeiten hatte, den Überblick nicht zu verlieren. Wie sie im Interview erklärte, hat sie sich dabei eines Zettelkastens mit Dateikarten über jede der handelnden Personen bedient, - im Buch kann sich der Leser immerhin auf eine fünfseitige Liste aller Akteure stützen. Hilary Mantel erzählt im Präsens, was ihren Stoff sehr gegenwärtig wirken lässt, weit entfernt vom schwülstigen Mief konventioneller Historien-Romane. Sie enthält sich dabei jeder Interpretation des turbulenten Geschehens, das in seiner dramatischen Wucht zuweilen durchaus an Shakespeare erinnert.
Bleibt die Frage, welche Lesefrüchte einen nicht-britischen Leser ohne emotionale Bindung an vaterländische Mythen erwarten. Da ist zunächst mal die Auffrischung und Ergänzung historischen Wissens über den schlagwortartig ja allgemein bekannten königlichen Blaubart sowie über seinen skrupellosen Drahtzieher Cromwell und dessen Intimfeind Thomas Morus. Dann aber auch die stilistisch hochmoderne Form, in der hier zuweilen sogar recht amüsant erzählt wird, ohne dabei vor lauter unterhaltsamer Fiktion je die gesicherten Fakten zu vergessen. Die vielen kammerspiel-artigen Szenen in diesem Machtpoker überspielen in ihrer Privatheit gekonnt die Düsternis der blutrünstigen historischen Realit
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Heinrich VIII. ist der wohl bekannteste englische König. Um sich von seiner Frau scheiden zu lassen, brach er mit der katholischen Kirche und hatte nacheinander mehrere Ehefrauen, von denen einige sogar auf dem Schafott landeten, wenn er sich zu einer anderen hingezogen fühlte. Doch wer …
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Heinrich VIII. ist der wohl bekannteste englische König. Um sich von seiner Frau scheiden zu lassen, brach er mit der katholischen Kirche und hatte nacheinander mehrere Ehefrauen, von denen einige sogar auf dem Schafott landeten, wenn er sich zu einer anderen hingezogen fühlte. Doch wer ist der Mann an seiner Seite, der in ihn bei allen rechtlichen und privaten Problemen zur Seite stand? Thomas Cromwell wurde als armer Sohn eines Schmieds in Wales geboren, floh vor seinem gewalttätigen Vater durch ganz Europa, lerne Recht und Wirtschaft kennen und wurde später zum Berater von Heinrichs Feind in der Kirche, Kardinal Wolsey. Nach dessen Tod arbeitet er sich bis zum engsten Berater und Vertrauten des Königs hoch.
Hilary Mantel beschreibt in diesem Buch detailliert den Aufstieg von Thomas Cromwell, seine Rolle bei der Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche und den gleichzeitigen Aufstieg von Anne Boleyn zur Königin von England. Dieser historische Roman unterscheidet sich von den meisten anderen nicht nur durch die großartige Rechercher und die detailreiche Beschreibung, sondern auch durch den völligen Verzicht auf Kitsch und die romantische Verklärung von vergangenen Zeiten. Der nüchterne Stil der Booker-Preisträgerin von 2009 passt zum kühl denkenden Analytiker Thomas Cromwell, der immer zwei Schritte weiter zu denken scheint, als alle in seinem Umfeld. Während alte Vertraute des Königs in Ungnade fallen, arbeitet er sich konstant immer dichter an das direkte Umfeld des Königs heran.
„Wölfe“ ist ein herausragender historischer Roman, von dessen Umfang (immerhin 760 Seiten) man sich keinesfalls abschrecken lassen sollte. Die Autorin näherte sich Heinrich VIII. aus einem neuen Blickwinkel, was das Buch auch für Leser, die sich schon viel mit seiner Geschichte beschäftigt haben, durchaus interessant werden lässt. Und mit „Falken“ ist bereits der zweite Band ins Deutsche übersetzte worden, auch für diesen erhielt Hilary Mantel 2012 den Booker Prize. Die Geschichte um Thomas Cromwell und eigenwilligen englischen König geht also weiter.
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Ich habe noch nie einen so schlechten historischen Roman gelesen. Langweilig ist noch untertrieben. Liest sich eher wie eine Gebrauchsanweisung. Kämpfe mich Seite um Seite voran. Aber wird nicht besser. Habe noch keine 5 Bücher zur Seite gelegt die ich nicht vollständig gelesen habe. …
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Ich habe noch nie einen so schlechten historischen Roman gelesen. Langweilig ist noch untertrieben. Liest sich eher wie eine Gebrauchsanweisung. Kämpfe mich Seite um Seite voran. Aber wird nicht besser. Habe noch keine 5 Bücher zur Seite gelegt die ich nicht vollständig gelesen habe. Aber dieses ist eines davon.
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