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Wie weit würdest du gehen, um dich zu retten? Philipp Kuhn schluckt Refluxtabletten und verkauft Sicherheitstüren. Er ist nicht unzufrieden, aber glücklich ist er auch nicht. Bis er überraschend die Chance bekommt auf das richtige Leben. Es heißt Myriam. Und Kuhn macht ernst, opfert alles. Die Frau, den Job, alle Sicherheiten. Doch es kommt anders. Myriam verschwindet im Gewühl der Stadt. Und je länger die Suche andauert, desto weiter scheint Kuhn sich zu entfernen, nicht nur von Myriam, auch von sich selbst. Wer hier schlief ist eine moderne Odyssee, bei der Kuhn alles aufs Spiel setze...
Wie weit würdest du gehen, um dich zu retten? Philipp Kuhn schluckt Refluxtabletten und verkauft Sicherheitstüren. Er ist nicht unzufrieden, aber glücklich ist er auch nicht. Bis er überraschend die Chance bekommt auf das richtige Leben. Es heißt Myriam. Und Kuhn macht ernst, opfert alles. Die Frau, den Job, alle Sicherheiten. Doch es kommt anders. Myriam verschwindet im Gewühl der Stadt. Und je länger die Suche andauert, desto weiter scheint Kuhn sich zu entfernen, nicht nur von Myriam, auch von sich selbst. Wer hier schlief ist eine moderne Odyssee, bei der Kuhn alles aufs Spiel setzen muss: seine Liebe, seine Gesundheit, seine Existenz. Kuhn sucht Myriam in der ganzen Stadt. Am Pirandelloplatz, ihrem Treffpunkt, verpasst er sie nur knapp, dann wird sie von einer Demo verschluckt. An ihrem Arbeitsplatz im Hotel ist sie nicht zu finden. In ihrer Wohnung wohnt gar eine andere Frau. Während er versucht herauszubekommen, was mit ihr passiert ist, lebt er auf der Straße, übernachtetim Fitnessstudio. Sein Magen wird von Krämpfen geplagt, sein Geld geht zur Neige, die ganze Stadt ist ein Alptraum. Doch er entdeckt auch etwas Neues: ein Gespür für das Leben. Wer hier schlief erzählt davon, was man gewinnt, wenn man alles verliert. »Man überschlägt sich mit Adjektiven wie eloquent, leichtfüßig, originell, grotesk, anspruchsvoll, empfehlenswert oder bereichernd.« Sabine Oppolzer, ORF»Voller Erfindungsgabe und einer emotionalen Kraft, die den Witz nicht aufhebt, sondern scharf beleuchtet.« Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung
Straub, IsabellaIsabella Straub, geboren in Wien, lebt in Klagenfurt am Wörthersee. Studium der Germanistik und Philosophie, danach Werbetexterin. Der Roman "Südbalkon" (2013) war auf der Shortlist des Bremer Literaturförderpreises, des Franz-Tumler-Preises und gewann den Debütpreis der Erfurter Herbstlese. Zuletzt erschien von ihr"Das Fest des Windrads".
Produktdetails
- Verlag: Blumenbar
- Artikelnr. des Verlages: 641/15042
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 14. September 2017
- Deutsch
- Abmessung: 209mm x 139mm x 24mm
- Gewicht: 440g
- ISBN-13: 9783351050429
- ISBN-10: 3351050429
- Artikelnr.: 48104142
Herstellerkennzeichnung
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Du sollst dir doch kein Bild machen
Isabella Straub erzählt von einem, der vor Liebe blind ist und alles verliert
Dass das Bild, das wir uns von einem anderen Menschen machen, oft ein trügerisches ist, dürfte bekannt sein. Wenn Liebe im Spiel ist, erweist sich dieses Bild allerdings dennoch oft als relativ hartnäckig. Im Fall von Philipp Kuhn kommt erschwerend hinzu, dass die rothaarige Schönheit Myriam nach Kräften geschraubt hat an der Vorstellung, die sie abgibt, so dass der ansonsten nicht sonderlich antriebsstarke Mann schließlich mit Anfang vierzig das weich gepolsterte Leben in der Villa seiner Frau Vera, in deren Firma er zudem einen nicht sonderlich arbeitsaufwendigen Posten bekleiden darf, hinter sich
Isabella Straub erzählt von einem, der vor Liebe blind ist und alles verliert
Dass das Bild, das wir uns von einem anderen Menschen machen, oft ein trügerisches ist, dürfte bekannt sein. Wenn Liebe im Spiel ist, erweist sich dieses Bild allerdings dennoch oft als relativ hartnäckig. Im Fall von Philipp Kuhn kommt erschwerend hinzu, dass die rothaarige Schönheit Myriam nach Kräften geschraubt hat an der Vorstellung, die sie abgibt, so dass der ansonsten nicht sonderlich antriebsstarke Mann schließlich mit Anfang vierzig das weich gepolsterte Leben in der Villa seiner Frau Vera, in deren Firma er zudem einen nicht sonderlich arbeitsaufwendigen Posten bekleiden darf, hinter sich
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lässt, um ein neues Leben mit seiner Geliebten zu beginnen. Wer wollte es ihm verdenken? Vera ist eine kühle, strenge Businessfrau, deren Herz in etwa so leicht zu öffnen ist wie die Sicherheitstüren, die in ihrem Unternehmen entwickelt und vertrieben werden. Myriam hingegen ist sensibel, romantisch und naturverbunden bis zur Putzigkeit (Tierposter an den Wänden!).
Als Philipp schließlich nach dem ängstlich erwarteten, aber dann doch erstaunlich milde verlaufenen Trennungsgespräch mit Vera auf dem Weg zu Myriam ist, um mit ihr zu feiern, dass die heimliche Affäre nun endlich zu einer offiziellen Beziehung werden kann, ahnen wir Leser bereits, dass hier etwas absolut nicht nach Plan läuft. Jedenfalls nicht nach Philipps.
Und das nicht allein, weil Myriam telefonisch nicht zu erreichen wäre. Immer wieder verwechseln die Passanten Philipp mit dem Mann auf dem Gemälde, das er aus der ehelichen Villa mitgenommen hat, obgleich dieser Gemalte wesentlich älter und abgewirtschafteter ist als der Träger des Bildes. Und bei dem Taxifahrer, der Philipp zu Myriam bringen soll, handelt es sich keinesfalls um den Mann auf dem Foto des Fahrerausweises, der am Armaturenbrett klebt.
Merke: Abbild und Wirklichkeit passen nicht immer zusammen! Dass Philipp zudem übelste Magenprobleme plagen und er dummerweise seine letzten Tabletten bei Myriam gelassen hat, ist als Omen ebenfalls nicht allzu schwer zu entschlüsseln. Und ach, die Sicherheitstüren - sicher ist leider gar nichts, schon gar nicht das, was Frauen einem in Liebe entbrannten Mann einflüstern.
Die 1968 geborene Isabella Straub arbeitet in ihrem dritten Roman leider mit der metaphorischen Brechstange, damit auch der Letzte merkt, dass der gute Philipp sich kräftig getäuscht hat in Myriam, die tatsächlich ein Ausbund an Berechnung war. Philipp begreift das alles freilich erst sehr spät, damit wir Leser auch ja nicht übersehen, wer hier der Trottel ist.
Strauchelnde Herren haben derzeit eine gewisse Konjunktur in den Romanen jüngerer Autorinnen - man denke an Julia Wolfs "Walter Nowak bleibt liegen", Anna Weidenholzers "Weshalb die Herren Seesterne tragen" oder "Nach Onkalo" von Kerstin Preiwuß. Aus lebensweltlicher Perspektive ist daran rein gar nichts auszusetzen, schon gar nicht bei einem lethargischen, ehrgeizlosen Zeitgenossen wie Philipp, dem man durchaus gönnt, dass er sich nicht ganz so umstandslos durchs Leben lavieren kann, wie er das gern hätte.
Entscheidend aber bleibt die Frage, wie man dieses abrupte Herausfallen aus allen Lebenszusammenhängen erzählt, das Philipp im Folgenden ereilt. Bei Isabella Straub fehlt dem äußerlich überraschend schnellen Abstieg des eben noch wohlsituierten Gatten leider jede Rasanz. Wenn Philipp mangels einer Wohnung versucht, im Fitnessstudio zu übernachten, wenn er versehentlich in einem Stundenhotel Quartier nehmen will oder schließlich in einer recht obskuren Gruppe urbaner Selbstversorger landet, die vorübergehend in leerstehenden Wohnungen lebt und auf öffentlichen Veranstaltungen systematisch Buffets plündert, dann wird das bei Isabella Straub weder zur lustvollen Farce noch zum großen Drama, sondern versprüht eher den Charme eines morgendlichen Einkaufszentrums, durch das man etwas gelangweilt schlendert, während im Hintergrund leise Musik dudelt.
Das mag dem Temperament Philipps durchaus entsprechen, gestaltet die Lektüre aber zähflüssig. Und angesichts der Tatsache, dass Myriam, nach der Philipp sich anfänglich verzehrt, ihm respektive der Autorin auf halber Strecke einfach aus dem Sinn gerät, stellt sich schließlich die Frage: Und für diese Frau jetzt das ganze Aufhebens?
WIEBKE POROMBKA
Isabella Straub: "Wer hier schlief". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2017. 304 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Philipp schließlich nach dem ängstlich erwarteten, aber dann doch erstaunlich milde verlaufenen Trennungsgespräch mit Vera auf dem Weg zu Myriam ist, um mit ihr zu feiern, dass die heimliche Affäre nun endlich zu einer offiziellen Beziehung werden kann, ahnen wir Leser bereits, dass hier etwas absolut nicht nach Plan läuft. Jedenfalls nicht nach Philipps.
Und das nicht allein, weil Myriam telefonisch nicht zu erreichen wäre. Immer wieder verwechseln die Passanten Philipp mit dem Mann auf dem Gemälde, das er aus der ehelichen Villa mitgenommen hat, obgleich dieser Gemalte wesentlich älter und abgewirtschafteter ist als der Träger des Bildes. Und bei dem Taxifahrer, der Philipp zu Myriam bringen soll, handelt es sich keinesfalls um den Mann auf dem Foto des Fahrerausweises, der am Armaturenbrett klebt.
Merke: Abbild und Wirklichkeit passen nicht immer zusammen! Dass Philipp zudem übelste Magenprobleme plagen und er dummerweise seine letzten Tabletten bei Myriam gelassen hat, ist als Omen ebenfalls nicht allzu schwer zu entschlüsseln. Und ach, die Sicherheitstüren - sicher ist leider gar nichts, schon gar nicht das, was Frauen einem in Liebe entbrannten Mann einflüstern.
Die 1968 geborene Isabella Straub arbeitet in ihrem dritten Roman leider mit der metaphorischen Brechstange, damit auch der Letzte merkt, dass der gute Philipp sich kräftig getäuscht hat in Myriam, die tatsächlich ein Ausbund an Berechnung war. Philipp begreift das alles freilich erst sehr spät, damit wir Leser auch ja nicht übersehen, wer hier der Trottel ist.
Strauchelnde Herren haben derzeit eine gewisse Konjunktur in den Romanen jüngerer Autorinnen - man denke an Julia Wolfs "Walter Nowak bleibt liegen", Anna Weidenholzers "Weshalb die Herren Seesterne tragen" oder "Nach Onkalo" von Kerstin Preiwuß. Aus lebensweltlicher Perspektive ist daran rein gar nichts auszusetzen, schon gar nicht bei einem lethargischen, ehrgeizlosen Zeitgenossen wie Philipp, dem man durchaus gönnt, dass er sich nicht ganz so umstandslos durchs Leben lavieren kann, wie er das gern hätte.
Entscheidend aber bleibt die Frage, wie man dieses abrupte Herausfallen aus allen Lebenszusammenhängen erzählt, das Philipp im Folgenden ereilt. Bei Isabella Straub fehlt dem äußerlich überraschend schnellen Abstieg des eben noch wohlsituierten Gatten leider jede Rasanz. Wenn Philipp mangels einer Wohnung versucht, im Fitnessstudio zu übernachten, wenn er versehentlich in einem Stundenhotel Quartier nehmen will oder schließlich in einer recht obskuren Gruppe urbaner Selbstversorger landet, die vorübergehend in leerstehenden Wohnungen lebt und auf öffentlichen Veranstaltungen systematisch Buffets plündert, dann wird das bei Isabella Straub weder zur lustvollen Farce noch zum großen Drama, sondern versprüht eher den Charme eines morgendlichen Einkaufszentrums, durch das man etwas gelangweilt schlendert, während im Hintergrund leise Musik dudelt.
Das mag dem Temperament Philipps durchaus entsprechen, gestaltet die Lektüre aber zähflüssig. Und angesichts der Tatsache, dass Myriam, nach der Philipp sich anfänglich verzehrt, ihm respektive der Autorin auf halber Strecke einfach aus dem Sinn gerät, stellt sich schließlich die Frage: Und für diese Frau jetzt das ganze Aufhebens?
WIEBKE POROMBKA
Isabella Straub: "Wer hier schlief". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2017. 304 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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» 'Wer hier schlief' ist unaufdringlich philosophisch, lebensklug und dabei immer unterhaltsam. « Kurier (A) 20171028
Philipp Kuhn hat eigentlich ein wunderbares Leben mit Vera in der Villa und der Job als Assistent der Geschäftsführung in Veras Firma ist genaugenommen auch nur Vorwand fürs Nichtstun. Als er Myriam kennenlernt, ist es um ihn geschehen und nach Monaten der Affäre wird er sich nun …
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Philipp Kuhn hat eigentlich ein wunderbares Leben mit Vera in der Villa und der Job als Assistent der Geschäftsführung in Veras Firma ist genaugenommen auch nur Vorwand fürs Nichtstun. Als er Myriam kennenlernt, ist es um ihn geschehen und nach Monaten der Affäre wird er sich nun endlich von Vera trennen und ein neues Leben beginnen. Erfolgreich den Plan umgesetzt, findet er sich erwartungsvoll ob der Zukunft vor Myriams Wohnung wieder. Doch von der ist nichts zu sehen, die Wohnung ausgeräumt, alle Spuren verwischt, als wenn es sie nie gegeben hätte. Wie kann das sein? Philipp geht zu dem Hotel, wo sie gearbeitet hat; auch dort sucht man sie, wegen Betrugs und Unterschlagung. An was für eine Frau war er da geraten? Schnell wird klar, dass sie auch bei ihm einen Plan verfolgte: sie hat seinen Laptop mit wichtigen Firmendaten mitgenommen. Doch das interessiert ihn schon nicht mehr, denn den Job ist er mit der Trennung von Vera eh losgeworden. Und was hat er jetzt? Nichts. Keine Arbeit. Keine Bleibe. Keine Zukunft. In seiner Not schließt er sich den alternativen SUHOS an – den Suddenly Homeless.
Der dritte Roman der österreichischen Autorin Isabella Straub ist eine kuriose Mischung aus Tragik und Komik. Einerseits erlebt man, wie sich innerhalb kürzester Zeit das ganze geregelte Leben eines Menschen schier auflöst, alle Grundpfeiler zusammenbrechen und nichts mehr Halt bietet. Natürlich hat der Protagonist einiges selbst dazu beigetragen, letztlich wurde er jedoch Opfer einer recht perfiden Masche und gnadenlos ausgenutzt. Nun steht er obdachlos und hilflos auf der Straße. Philipp Kuhn hat schon etwas von einem tragischen Helden, der einem durchaus ein wenig Leid tut. Und seine Naivität hat durchaus etwas Bestechendes:
„Lange dachte er auch, er könne sie beide behalten, Vera und Myriam. Es war ihm doch auch möglich, einen guten Rotwein und einen exzellenten Weißwein zugleich im Schrank zu haben.“ (Pos. 238)
Andererseits sprüht der Text voller Situationskomik und Absurditäten, die beim Lesen schlichtweg unheimlichen Spaß machen. Kuhns Notunterkunft im Fitnessstudio, das alle Klischees vollends bedient, die man über eine solche Einrichtung nur haben kann. Die Gruppe der alternativen SOHOs ist zunächst völlig überzeichnet in ihrer Antikapitalismuskritik, so dass sie schon wieder charmant wirken. Ihre Ideen sind auch nicht ganz unclever und kritisieren zum Teil auch berechtigterweise. Doch gerade als man beginnt mit ihnen zu sympathisieren, kippt die Beschreibung durch den einen Schritt, den sie zu weit gehen. Diese Spannung und die schnellen Wechsel zwischen den Extremen machen den Reiz des Buches aus. Man kann sich nie zu sicher sein.
Besonders gelungen sind ihre Figuren, nicht so sehr der Protagonist Philipp Kuhn, der eigentlich eher passiv sein Schicksal erträgt und mehr getrieben wird, bis er irgendwo landet, dafür aber die vermeintlichen Randfiguren, die man dank ihrer liebevoll gezeichneten Marotten gerne immer wieder trifft. Philipps Mutter, seine Schwester, mehr aber noch Friedrich Solkar, der schrullige alte Mann, der Stunden im Hotel im Sessel sitzt und Philipp Kuhn so manche Weisheit mit auf den Lebensweg geben kann.
Insgesamt ein unterhaltsamer Roman, der zweifelsohne an vielen Punkten aktuelle gesellschaftliche Tendenzen kritisch präsentiert, darüber hinaus aber auch einfach dank der pointierten Formulierungen der Autorin Spaß macht zu lesen.
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Im Milchozean fischen
Der Roman mit dem auffälligen Cover ist ein sprachlich fein gearbeiteter Text, der vor allen durch seinen Detailreichtum auffällt. Details in den Beschreibungen sind genau und so häufig, wie man es selten liest. Es ist somit ein Merkmal für den Stil der …
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Im Milchozean fischen
Der Roman mit dem auffälligen Cover ist ein sprachlich fein gearbeiteter Text, der vor allen durch seinen Detailreichtum auffällt. Details in den Beschreibungen sind genau und so häufig, wie man es selten liest. Es ist somit ein Merkmal für den Stil der österreichischen Autorin Isabella Straub, die schon mit ihrem Debütroman Südbalkon aufgefallen war.
Ein Teil dieses Stil ist die Fähigkeit, Figuren mit wenigen Sätzen zu charakterisieren, als Beispiel mögen in Abschnitt 2 “Fischen im Milchozean” die Mutter des Protagonisten Philip Kuhn und deren Nachbarin Helene dienen.
So einige Sätze bleiben wirklich hängen und laden zum nachsinnieren ein, z.B. “Er sah das Gesicht der Ärztin vor sich, die nach Torf roch, als sie sich über ihn beugte.” Die Geste und diesen Geruch kann man sich sofort vorstellen.
Durch diese Mittel getragen wird der Bewusstseinszustand des Protagonisten verdeutlicht. Philipp Kuhn hat sich für Myriam von seiner Frau Vera getrennt, dabei Wohnung, Job und finanzielle Mittel verloren. Dann verschwindet auch Myriam und Philipp steht komplett neben sich. Er irrt durch die Stadt, die möglicherweise Wien ist. Ein wertvolles Gemälde trägt er bei sich, kann sich aber nicht mal für ein paar Stunden Schlaf ein Hotelzimmer leisten. Er fühlt sich krank, kämpft mit seiner überschäumenden Magensäure.
Sein Leben ist aus dem Ruder gelaufen.
“Wer hier schlief” sprüht vor Einfallsreichtum.
Was die Autorin hier fantasievoll zeigt ist nicht unrealistisch. Ein Abstieg aus dem gesicherten Leben kann jeden treffen! Vielleicht ergeben sich aber auch Chancen!
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Philipp Kuhn hat sich neu verliebt. In Myriam. Er beschliesst seine Lebensgefährtin und gleichzeitig auch Arbeitgeberin Vera zu verlassen und zu Myriam zu ziehen. Doch am Tag seines Auszugs verschwindet Myriam - sie ist weder zu Hause noch am Handy erreichbar. Immer mehr kristallisiert sich …
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Philipp Kuhn hat sich neu verliebt. In Myriam. Er beschliesst seine Lebensgefährtin und gleichzeitig auch Arbeitgeberin Vera zu verlassen und zu Myriam zu ziehen. Doch am Tag seines Auszugs verschwindet Myriam - sie ist weder zu Hause noch am Handy erreichbar. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass Myriam nicht die ist, die sie zu sein schien. Philipp kann auch nicht mehr zurück, er irrt durch Wien und ist auf der Suche. Auf der Suche nach Myriam, der Wahrheit aber auch auf der Suche nach sich selbst.
Dabei begegnet er einem alten Psychologen, seinem alten Arbeitskollegen Bruno, Tamara und ihre Truppe, die sich "Suhos" - Suddenly Homless - nennen und in einem Altenheim Wohnungen Verstorbener renovieren und dafür in dieser Zeit darin leben dürfen. Minimalistisches Wohnen gegen Arbeit.
Als Leser erlebt man Philipps Ausweglosigkeit und seine Suche hautnah mit. Erst nach und nach kristallisiert sich heraus, wie es zu dieser Situation kommen konnte, wie Philipp vorher gelebt hat, was er sich erhofft hatte, was er in Myriam zu sehen glaubte. Da wird auch klar, dass Philipp erstmal sich selbst finden muss, seine Wünsche, seine Träume. Ein wichtiges Zeichen seiner Verwirrung ist ein Bild, das Philipp auf seiner Odyssee durch Wien mitschleppt: Ein Bild eines Adams des österreichischen Künstlers Rudolf Hausner. Eigentlich hat Philipp es nur dabei, weil Vera dieses Bild gehasst hatte. Er wollte es Myriam schenken, doch die ist ja nicht da, als er es mitbringt. Oft muss er das Bild mit dem Gesicht zur Wand stellen. Dieses Bild symbolisiert auch den Protagonisten. So wie das Bild wird auch Philipp wahrgenommen, beachtet, übersehen, gehasst, gemocht oder nicht beachtet. Am Ende kommt zumindest das Bild "zu Hause" an, erklärt sich und damit auch ein bisschen das Umherstreifen, das Suchen von Philipp. Doch das Ende - darauf sollte man sich einstellen - hat Deutungsfreiheit, jedoch eignet es sich wunderbar dazu nochmal über das Gelesene zu sinnieren, es einzuordnen, nachträglich zu bewerten.
Der Stil von Isabella Straub gefällt mir. Der Roman lässt sich leicht lesen, sie hat eine ruhige Erzählart, dabei kann sie aber viel in ihre Worte verpacken. Kurze Sätze mit viel Leben und viel Aussagekraft.
Ihr Protagonist Philipp ist nicht einer, mit dem man sich identifizieren will, man kann ihn schlecht klassifizieren, er ist nicht gut oder schlecht, sympathisch oder unsymphatisch, aber er entwickelt sich im Laufe des Romans, er öffnet sich. Immer wieder schweifen seine Gedanken in die Vergangenheit, dies erklärt sein Wesen. Je mehr er sich entwickelt, so mehr bekommt er auch "Abwehrkräfte", kann auch "Nein" sagen. Er scheint am Anfang farblos, konturlos zu sein. Sein Äußeres spiegelt sein Inneres wieder. Dennoch ist er eine interressante Figur.
Die Nebenfiguren geben dem Buch Farbe, sie polarisieren, sie kritisieren, sie erschrecken, sie legen den Finger auf die Wunden, sie überzeichnen, bringen Leben ins Spiel, aber auch den Tod, sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Alles zugleich. Einsamkeit, Obdachlosigkeit, Bindungslosikgeit, Wegsehen, schwierige Vergangenheiten sind Elemente, die die Autorin in den Roman zentral mit verarbeitet hat und die auch gleichzeitig die heutige Zeit widerzuspiegeln scheinen.
Gefallen hat mir auch, dass dieser Roman nicht zu düster geworden ist, immer wieder humorige Szenen, Schmunzelmomente, die alles auflockern.
Literatur, die einem zum Nachdenken bringt, die einerseits leicht zu lesen ist, anderseits aber auch die Bereitwilligkeit fordert sich auf das Gelesene und das Ende einzulassen, sowie auf einen Protagonisten, der erst aus seinem Schlaf erwachen muss.
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Philipp Kuhn hat seine Frau Vera verlassen und ist aus der gemeinsamen Villa ausgezogen, um mit seiner heimlichen Affäre Myriam zusammenzuleben. Doch am vereinbarten Treffpunkt taucht diese nicht auf, geht nicht an ihr Telefon und scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Er beginnt sie in der …
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Philipp Kuhn hat seine Frau Vera verlassen und ist aus der gemeinsamen Villa ausgezogen, um mit seiner heimlichen Affäre Myriam zusammenzuleben. Doch am vereinbarten Treffpunkt taucht diese nicht auf, geht nicht an ihr Telefon und scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Er beginnt sie in der ganzen Stadt zu suchen und muss sich zusätzlich um eine neue Existenz kümmern... .
Mit ,,Wer hier schlief" hat Isabella Straub einen interessanten Roman rund um die Figur Kuhn geschrieben, an dem gezeigt wird, wie trügerisch unsere Sicherheiten im Leben sind und wie schnell einem der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann.
Philipp Kuhn war anfangs für mich sehr schwer einzuschätzen. Dass er seine Ehefrau wegen einer Geliebten verlässt, macht ihn nicht gerade sympatisch und ich brauchte einige Zeit, bis ich mit ihm warm wurde. Im wahrsten Sinne des Wortes schleppt er noch Altlasten mit sich herum, die er lange im Verlauf der Handlung nicht ablegen kann und auch anscheinend gar nicht will. Beim lesen schwankt man immer wieder zwischen Mitleid und einer gewissen Anerkennung für ihn, da er anscheinend einer ziemlich gerissenen und hinterhältigen Betrügerin in die Falle gegangen ist, aber trotzdem daran nicht kaputt geht und neue sich bietende Möglichkeiten wahrnimmt, aber auch kritisch hinterfragt. So lässt er sich zwar auf die auf mich etwas seltsam anmutende Gruppe SUHOS ein, aber kritisiert auch dort einige Aktionen, wie zum Beispiel das sogenannte ,,Nesting".
Neben Kuhn gibt es auch eine gewisse Anzahl von anderen Figuren, die die Handlung noch lebendiger machen. Da ist beispielsweise der ältere Herrn Solak, der in einer Hotellobby einen Fauteuil zu seinem Stammplatz erkoren hat und dort mit Philipp Kuhn ins Gespräch kommt.
Isabella Straub schreibt wunderbar flüssig und schafft es, der Handlung eine besondere Atmosphäre zu verleihen. Manchmal ist das Buch etwas melancholisch, aber dann an anderen Stellen einfach überzogen komisch gestaltet. Jedoch hat die Autorin es geschafft, der Geschichte das anfangs sehr gehetzte Tempo zu nehmen und ein wenig Ruhe hineinzubringen.
Was mir nicht gefallen hat, ist die mangelnde Suche nach Myriam, die langsam, aber sicher aufgegeben und nicht mehr verfolgt wird. Irgendwie fehlte so dem Buch nach und nach ein entscheidendes Element, was mich doch etwas gestört hat.
Insgesamt habe ich ,,Wer hier schlief" sehr gerne gelesen und mich auch gut unterhalten gefühlt. Jedoch muss man sich wirklich auf die Geschichte einlassen können und auch Literatur mögen, wo nicht immer alles gleich offensichtlich ist. Wer dies aber kann, bekommt hier wirklich eine interessante Handlung geliefert, über die es sich auch nachzudenken lohnt. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.
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eBook, ePUB
Zum Inhalt
Philipp Kuhn ist eine Mann, der aus seinem alten Leben ausgebrochen ist. Für Myriam lässt er sein altes Leben zurück. Seinem guten Job, Ehefrau Vera und der Luxusvilla kehrt er den Rücken.
Doch, er kann Myriam nirgends mehr finden. Weder an ihrem Arbeitsplatz; noch …
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Zum Inhalt
Philipp Kuhn ist eine Mann, der aus seinem alten Leben ausgebrochen ist. Für Myriam lässt er sein altes Leben zurück. Seinem guten Job, Ehefrau Vera und der Luxusvilla kehrt er den Rücken.
Doch, er kann Myriam nirgends mehr finden. Weder an ihrem Arbeitsplatz; noch in ihrer Wohnung. Sein Magen rebelliert noch mehr als sonst. Obdachlos und ohne finanzielle Mittel irrt er durch die Stadt.
Meine Meinung
Selten habe ich ein Buch gelesen, welches eine so düstere und doch auch wieder positive Atmosphäre verbreitet. Philipp Kuhn ist alles andere als ein Mann, der Frauenherzen höher schlagen lässt. Seine Magensäure quält ihn ständig. Er muss aufpassen was er isst. Er sucht eine Frau, die mit falschen Karten gespielt hat. Kann sie telefonisch nicht erreichen. Ihren Arbeitsplatz in einem Hotel hat sie auch nicht mehr. Ein fremde Frau wohnt nun in ihrer Wohnung. Sein Geld, welches in Myriams Wohnung war, ist weg. So wie Myriam halt auch.
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Philipp sich fühlte, als er feststellen musste, welches falsche Spiel seine große Liebe mit ihm gespielt hat. Von einem auf den anderen Tag obdachlos und ohne Job. Die Kreditkarte gesperrt und beide Frauen für ihn nicht mehr erreichbar. Trotzdem weint er seinem Job bei SECURELLA nicht nach. Wer braucht schon Sicherheitstüren, wenn er seine große Liebe sucht? Wer weint schon einer Frau nach, die mehr Geschäftspartnerin als Ehefrau war?
Im Fitnessstudio lernt er eine Mitarbeiterin kennen, die ihm Übernachtungen ermöglicht. Die Ideen, die Tamara und ihre Gruppe haben, fand ich sehr originell.
Im Hotel Krone lernt Philipp den alten Mann Solak kennen. Philipp erkundigt sich nach Myriam. Im gefällt nicht, was er dort zu hören bekommt. Aber, nun hat er einen betagten Freund, der ihn mit der Süßigkeit Lokum versorgt, die seinen Reflux auf Hochtouren bringt.
Alle Protagonisten in dieser Geschichte fand ich sehr speziell. Besonders die Wohnnomadengruppe, der sich Philipp anschloss. Für Philipp war das Leben auf einmal sehr schwer. Nicht einmal seine Mutter bot ihm einen Schlafplatz an. Sein Jugendzimmer hat sie untervermietet. Seine Schwester aus Amerika hat auch selten ein gutes Wort für ihn.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Philipp erzählt. Der Schreibstil mutet verspielt und anspruchsvoll an. Nichts in dieser Story ist einfach nur ganz normal. Nein, Personen und Orte sind wirklich so ganz anders, als man es aus anderen Büchern mit Ehedramen kennt. Für mich ist es ein Ehedrama. Wenn jemand ohne mit der Wimper zu zucken alles hinter sich lässt, kann es doch keine gute Ehe gewesen sein. Philipp wusst oftmals nicht, wo er die kommende Nacht verbringen soll. Nicht einmal hat er mit dem Gedanken gespielt, zu seiner Frau zurückzukehren.
Sein Arbeitskollege und Freund Ben hat ihn auch im Stich gelassen.
Mein Fazit
Ein flüssiger Schreibstil mit mit wunderschönen Zitaten macht diese Geschichte zu etwas Besonderen. Die Protagonisten sind sehr speziell. Viele neue Menschen kreuzen Philipps Wege. Wege, die er so eigentlich nicht gehen wollte.
Drei Worte, mit denen ich diese Geschichte beschreiben kann: Traurig, witzig, speziell.
Meine Lieblingszitate
Lob war wie Truthahn, einmal im Jahr war genug. (Pos.602 - Kapitel 5)
Wenn man nicht weiß, ob man möglicherweise vergeblich wartet, ist die Gegenwart ausgelöscht. Eine Zeit ohne Substanz.
Idealismus entsteht im Mangel, nicht im Überfluss. (Pos. 2048 - Kapitel 7)
Wenn einer stirbt, hinterlässt er Waisen, und das müssen keine Menschen sein, dachte er. Das konnte ein Spiegel sein, ein Buch, das man berührt, eine Pflanze, die man gegossen, eine Marotte, die man gepflegt hat. (Pos. 3401 - Kapitel 4)
Ich empfehle das Buch an alle, die mal eine außergewöhnliche Geschichte lesen möchten.
Danke Isabella Straub
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