Lara Schützsack
Gebundenes Buch
Und auch so bitterkalt
Roman. Ausgezeichnet mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2014
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Dies ist die Geschichte von Lucinda. Lucinda ist schön, lebenshungrig und leuchtet wie ein Stern. So hell und so schön und gleichzeitig Lichtjahre entfernt. Lucinda scheint in einer anderen Welt zu leben, nach eigenen, erbarmungslosen Regeln. Wer Lucinda liebt, muss ertragen, ihr niemals richtig nah sein zu können. So sind Sterne eben. Und manchmal fallen sie vom Himmel und verglühen. Einfach so.
Lara Schützsack, geboren 1981 in Hamburg, studierte Germanistik, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften sowie Amerikanische Literatur und Kultur an der Universität Potsdam. Es folgte ein Drehbuchstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Lara Schützsack lebt und arbeitet als Autorin und Musikberaterin in Berlin. Ihr erster Film 'Draußen ist Sommer' lief 2013 in den Kinos.
Literaturpreise:
'Und auch so bitterkalt'
- Ulla-Hahn-Autorenpreis 2014
- Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2014
Literaturpreise:
'Und auch so bitterkalt'
- Ulla-Hahn-Autorenpreis 2014
- Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2014
Produktdetails
- Fischer Schatzinsel
- Verlag: FISCHER KJB
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 176
- Altersempfehlung: von 12 bis 16 Jahren
- Erscheinungstermin: 19. Februar 2014
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 134mm x 19mm
- Gewicht: 326g
- ISBN-13: 9783596856190
- ISBN-10: 3596856191
- Artikelnr.: 39985162
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Worum handelt es sich bei diesem Buch? Katharina Laszlo stellt zwar fest, dass die Autorin Lara Schützsack ihre magersüchtige Protagonistin in den Vordergrund der Handlung stellt, deren Gedanken jedoch ausspart, indem sie aus der Perspektive der kleinen Schwester erzählt. Laut Laszlo vermeidet sie so das Etikett "Magersuchtsbuch" und bietet vor allem eine Annäherung ans Erwachsenwerden, bei der die Krankheit nur als Metapher fungiert für die Verletzlichkeit und Besonderheit der Heldin. Zum Thema Magersucht hat das Buch denn laut Rezensentin nicht allzu viel Neues beizutragen. Allerdings gelingt ihr das Kunststück, die Umstände der Krankheit in die richtigen Worte zu fassen, meint Laszlo anerkennend.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Vielleicht verwandelt sie sich ja in eine Libelle
Auf der Reise nach Tenebrien: Lara Schützsacks virtuoses Debüt feiert eine Magersüchtige, aber nicht die Magersucht
Auf den ersten Blick ist Ana eine wirklich gute Freundin. Jederzeit und überall erreichbar, verständnisvoll selbst dann, wenn andere nicht mehr zuhören oder hinsehen wollen. Selbst die abseitigsten Mädchenwünsche respektiert sie. Ana ist eine Gedankenkonstruktion, ein krudes poetisches Hilfsmittel der sogenannten Pro-Anorexie-Bewegung, die Personifikation der Magersucht. Eine Identifikationsfigur, die Dinge sagt wie "Du wirst kein Problem damit haben, dich an Regeln zu halten, weil du stark bist!" und Mädchen dazu bringen will, das Nichtessen mit dem
Auf der Reise nach Tenebrien: Lara Schützsacks virtuoses Debüt feiert eine Magersüchtige, aber nicht die Magersucht
Auf den ersten Blick ist Ana eine wirklich gute Freundin. Jederzeit und überall erreichbar, verständnisvoll selbst dann, wenn andere nicht mehr zuhören oder hinsehen wollen. Selbst die abseitigsten Mädchenwünsche respektiert sie. Ana ist eine Gedankenkonstruktion, ein krudes poetisches Hilfsmittel der sogenannten Pro-Anorexie-Bewegung, die Personifikation der Magersucht. Eine Identifikationsfigur, die Dinge sagt wie "Du wirst kein Problem damit haben, dich an Regeln zu halten, weil du stark bist!" und Mädchen dazu bringen will, das Nichtessen mit dem
Mehr anzeigen
Starksein zu verwechseln. In den Köpfen junger Frauen und den Seiten im Internet, wo sie lebt, inszeniert sie die Magersucht als Entscheidung, einen Lebensstil, eine Manifestation der Selbstdisziplin.
Ob Lucinda, die siebzehnjährige Protagonistin in Lara Schützsacks soeben mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis ausgezeichneten Debütroman "Und auch so bitterkalt", mit Ana befreundet ist, wissen wir nicht. Keinen Zugang haben wir zu ihren Gedanken, den strikten Regeln, die sie sich auferlegen muss, um am Ende des Textes so fragil zu sein, dass der Vater das Haus mit Teppichen polstert und die Mutter sie nicht mehr zur Schule gehen lässt. Die Geschichte von Lucindas Selbstauszehrung erzählt Schützsack in spärlichen, bildstarken Randbemerkungen, zoomt auf Streichholzbeine, Wespentaille oder den Apfel, dem das Mädchen nur den Saft aussaugt. Als sich im fortgeschrittenen Stadium ihr Rücken mit einem Haarflaum überzieht, um sich warm zu halten, fragt Lucinda: "Schön, oder?" Ihre jüngere Schwester Malina nickt.
Gefiltert durch die Wahrnehmung der dreizehnjährigen Malina, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird, ist Lucinda keinen Augenblick weniger als anbetungswürdig. So erblasst die Magersucht, eine Krankheit des Mangels, neben Lucindas überwältigender Präsenz: "Lucinda ist so ein Mädchen, nach dem sich die Menschen auf der Straße umdrehen", überlegt Malina, "nicht weil sie einfach nur schön ist, sondern weil man spürt, dass etwas mit ihr passieren wird. Etwas, das nicht jedem passiert. Man spürt es an der Art, wie sie sich bewegt, an dem Luftzug, der einen streift, wenn sie an einem vorüber geht."
Nichts, was Lucinda tut, entgeht Malina, die ihre Schwester nicht versteht, diese aber zu entschlüsseln versucht wie das komplexeste, atemberaubendste Gedicht. Vor Sorge paranoid wie die Blicke der Eltern, oder gar abwertend wie die der Klassenkameraden, wird ihre aufmerksame Beobachtung an keiner Stelle.
Als alles spürendes, unergründliches, überglückliches, tieftrauriges, ganz besonderes Wesen tritt Lucinda hier in Erscheinung. Man könnte auch sagen: als Teenager. Schützsacks Roman will kein Magersuchtsbuch sein, vielmehr eine einfühlsame, nachdenkliche Annäherung ans Erwachsenwerden. Krankheit dient Schützsack lediglich als Metapher, als Mittel zum Zweck in einem Buch, das große Probleme verhandelt, ohne zu urteilen, das Abstraktem Form gibt und gleichzeitig unendlich offen bleibt.
Dass dies gelingt, zeigt sich sehr rasch, wenn nicht schon nach dem allerersten Satz - "Am Himmel steht, rund und unglaublich gelb, der Mond" -, dann nach der allerersten Szene, in der sich die Schwestern in tiefster Nacht auf eine Brücke legen und sich von Tenebrien erzählen, jenem überirdischen Phantasie-Exil für alle "Dünnhäutigen, die Gläsernen, diejenigen, die zu viel wünschen."
Auch wenn es Schützsack also um viel mehr geht als ums Hungern - dafür, dass sie sich gerade die Anorexie ausgesucht hat, um das Seelenleben ihrer Protagonistin so qualvoll zu gestalten, dass diese später nach Tenebrien aufbricht, hat "Und auch so bitterkalt" nur wenig Überraschendes zum Thema beizutragen. Vielleicht verwandelt sich Lucinda, so spekuliert die Familie in ihrer Hilflosigkeit, ja in eine Libelle oder einen Vogel, "weil sie in diesem Körper nicht leben kann." Die ewigen Mythen vom leidenden weiblichen Körper als Objekt der Begutachtung, als Projektionsfläche und als Käfig, das Bild vom körperlichen Hungern als Sichtbarmachen eines seelischen Hungers - all dies neuerlich zu verwenden, macht die Beobachtungen, die dahinterstecken, zwar nicht weniger scharfsinnig. Für die Darstellung von Lucindas Leid auf dieser Welt hätte Schützsack jedoch, das bezeugen zahlreiche nuancierte Passagen im Buch, mühelos ohne Anleihen in der Kulturgeschichte auskommen können.
Uneingeschränkt glorifiziert Schützsack ihre selbstzerstörerische Heldin, niemals aber die Selbstzerstörung. Ihr Roman feiert eine Magersüchtige, niemals aber die Magersucht. Hätte es aber geschadet, sich dem konkreten Grund für Lucindas langsamen Verschwinden ausführlicher zu widmen?
Lucindas Gedanken auszusparen und sich nicht auf ihre Logik einzulassen, ist literarisch gesehen eine weise Entscheidung. Dass sich das Innenleben einer Anorektikerin, aus nichts als Vorschriften und Verboten bestehend, denkbar schwierig in Literatur verwandeln lässt, wird in jenen Internetforen allzu deutlich, in denen die Magersuchts-Ikone Ana im Befehlston ihre einfältigen Gebote verkündet. Der Weg von "Zähl genau nach, wie oft du abbeißt, wie oft du kaust!" und "Nimm einen Schluck Apfelessig vor jeder Mahlzeit!" zur Poesie ist beschwerlich. Allerdings muss man sich fragen, ob diese flüchtige Betrachtung der Krankheit primär auf ästhetischen oder auf moralischen Prinzipien beruht - auf der Sorge, durch die allzu anschauliche Schilderung der Magersucht anfällige Leserinnen näher an die Krankheit heranzuführen. Doch jedes Buch über die Magersucht ist ein Magersuchtsbuch. Es gibt Leselisten auf Amazon, auf denen Mädchen ihre inspirierendsten Magersuchtslektüren aufzählen, darunter auch von Kritikern gefeierte Jugendbücher, die diese Krankheit eigentlich deutlich problematisieren. Jeder Text kann zum Hungern animieren, wenn er von einem erkrankten Mädchen gelesen wird.
Mit der unmöglichen Aufgabe, das ästhetisch richtige Wort noch für die entsetzlichsten Umstände finden zu müssen, schlägt sich die Literatur seit jeher herum. Die Lösung, die Lara Schützsack dafür gefunden hat, beeindruckt jedenfalls mit einer hochmusikalischen Sprache und einem leisen Beben, hinter dem bei aller Bewunderung der kleinen Schwester für die große immer auch die Angst spürbar wird, einen geliebten Menschen zu verlieren.
KATHARINA LASZLO
Lara Schützsack: "Und auch so bitterkalt".
Fischer KJB, Frankfurt 2014. 176 S., geb., 14,99 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ob Lucinda, die siebzehnjährige Protagonistin in Lara Schützsacks soeben mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis ausgezeichneten Debütroman "Und auch so bitterkalt", mit Ana befreundet ist, wissen wir nicht. Keinen Zugang haben wir zu ihren Gedanken, den strikten Regeln, die sie sich auferlegen muss, um am Ende des Textes so fragil zu sein, dass der Vater das Haus mit Teppichen polstert und die Mutter sie nicht mehr zur Schule gehen lässt. Die Geschichte von Lucindas Selbstauszehrung erzählt Schützsack in spärlichen, bildstarken Randbemerkungen, zoomt auf Streichholzbeine, Wespentaille oder den Apfel, dem das Mädchen nur den Saft aussaugt. Als sich im fortgeschrittenen Stadium ihr Rücken mit einem Haarflaum überzieht, um sich warm zu halten, fragt Lucinda: "Schön, oder?" Ihre jüngere Schwester Malina nickt.
Gefiltert durch die Wahrnehmung der dreizehnjährigen Malina, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird, ist Lucinda keinen Augenblick weniger als anbetungswürdig. So erblasst die Magersucht, eine Krankheit des Mangels, neben Lucindas überwältigender Präsenz: "Lucinda ist so ein Mädchen, nach dem sich die Menschen auf der Straße umdrehen", überlegt Malina, "nicht weil sie einfach nur schön ist, sondern weil man spürt, dass etwas mit ihr passieren wird. Etwas, das nicht jedem passiert. Man spürt es an der Art, wie sie sich bewegt, an dem Luftzug, der einen streift, wenn sie an einem vorüber geht."
Nichts, was Lucinda tut, entgeht Malina, die ihre Schwester nicht versteht, diese aber zu entschlüsseln versucht wie das komplexeste, atemberaubendste Gedicht. Vor Sorge paranoid wie die Blicke der Eltern, oder gar abwertend wie die der Klassenkameraden, wird ihre aufmerksame Beobachtung an keiner Stelle.
Als alles spürendes, unergründliches, überglückliches, tieftrauriges, ganz besonderes Wesen tritt Lucinda hier in Erscheinung. Man könnte auch sagen: als Teenager. Schützsacks Roman will kein Magersuchtsbuch sein, vielmehr eine einfühlsame, nachdenkliche Annäherung ans Erwachsenwerden. Krankheit dient Schützsack lediglich als Metapher, als Mittel zum Zweck in einem Buch, das große Probleme verhandelt, ohne zu urteilen, das Abstraktem Form gibt und gleichzeitig unendlich offen bleibt.
Dass dies gelingt, zeigt sich sehr rasch, wenn nicht schon nach dem allerersten Satz - "Am Himmel steht, rund und unglaublich gelb, der Mond" -, dann nach der allerersten Szene, in der sich die Schwestern in tiefster Nacht auf eine Brücke legen und sich von Tenebrien erzählen, jenem überirdischen Phantasie-Exil für alle "Dünnhäutigen, die Gläsernen, diejenigen, die zu viel wünschen."
Auch wenn es Schützsack also um viel mehr geht als ums Hungern - dafür, dass sie sich gerade die Anorexie ausgesucht hat, um das Seelenleben ihrer Protagonistin so qualvoll zu gestalten, dass diese später nach Tenebrien aufbricht, hat "Und auch so bitterkalt" nur wenig Überraschendes zum Thema beizutragen. Vielleicht verwandelt sich Lucinda, so spekuliert die Familie in ihrer Hilflosigkeit, ja in eine Libelle oder einen Vogel, "weil sie in diesem Körper nicht leben kann." Die ewigen Mythen vom leidenden weiblichen Körper als Objekt der Begutachtung, als Projektionsfläche und als Käfig, das Bild vom körperlichen Hungern als Sichtbarmachen eines seelischen Hungers - all dies neuerlich zu verwenden, macht die Beobachtungen, die dahinterstecken, zwar nicht weniger scharfsinnig. Für die Darstellung von Lucindas Leid auf dieser Welt hätte Schützsack jedoch, das bezeugen zahlreiche nuancierte Passagen im Buch, mühelos ohne Anleihen in der Kulturgeschichte auskommen können.
Uneingeschränkt glorifiziert Schützsack ihre selbstzerstörerische Heldin, niemals aber die Selbstzerstörung. Ihr Roman feiert eine Magersüchtige, niemals aber die Magersucht. Hätte es aber geschadet, sich dem konkreten Grund für Lucindas langsamen Verschwinden ausführlicher zu widmen?
Lucindas Gedanken auszusparen und sich nicht auf ihre Logik einzulassen, ist literarisch gesehen eine weise Entscheidung. Dass sich das Innenleben einer Anorektikerin, aus nichts als Vorschriften und Verboten bestehend, denkbar schwierig in Literatur verwandeln lässt, wird in jenen Internetforen allzu deutlich, in denen die Magersuchts-Ikone Ana im Befehlston ihre einfältigen Gebote verkündet. Der Weg von "Zähl genau nach, wie oft du abbeißt, wie oft du kaust!" und "Nimm einen Schluck Apfelessig vor jeder Mahlzeit!" zur Poesie ist beschwerlich. Allerdings muss man sich fragen, ob diese flüchtige Betrachtung der Krankheit primär auf ästhetischen oder auf moralischen Prinzipien beruht - auf der Sorge, durch die allzu anschauliche Schilderung der Magersucht anfällige Leserinnen näher an die Krankheit heranzuführen. Doch jedes Buch über die Magersucht ist ein Magersuchtsbuch. Es gibt Leselisten auf Amazon, auf denen Mädchen ihre inspirierendsten Magersuchtslektüren aufzählen, darunter auch von Kritikern gefeierte Jugendbücher, die diese Krankheit eigentlich deutlich problematisieren. Jeder Text kann zum Hungern animieren, wenn er von einem erkrankten Mädchen gelesen wird.
Mit der unmöglichen Aufgabe, das ästhetisch richtige Wort noch für die entsetzlichsten Umstände finden zu müssen, schlägt sich die Literatur seit jeher herum. Die Lösung, die Lara Schützsack dafür gefunden hat, beeindruckt jedenfalls mit einer hochmusikalischen Sprache und einem leisen Beben, hinter dem bei aller Bewunderung der kleinen Schwester für die große immer auch die Angst spürbar wird, einen geliebten Menschen zu verlieren.
KATHARINA LASZLO
Lara Schützsack: "Und auch so bitterkalt".
Fischer KJB, Frankfurt 2014. 176 S., geb., 14,99 [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Lara Schützsack schafft es in ihrem sprachlich zarten Debüt, diese sehnsüchtige, auf Selbstoptimierung getrimmte, auf das Dünn-Sein fixierte Welt von Lucinda einzufangen. Jan Drees WDR Eins live 20140414
Über “Und auch so bitterkalt” habe ich schon einige negative Kritiken gelesen und war mir von daher nicht sicher, ob mir das Buch tatsächlich gefallen könnte. Da es aber bereits im Bücherregal stand und nicht allzu viele Seiten hatte, habe ich mich dann doch an die …
Mehr
Über “Und auch so bitterkalt” habe ich schon einige negative Kritiken gelesen und war mir von daher nicht sicher, ob mir das Buch tatsächlich gefallen könnte. Da es aber bereits im Bücherregal stand und nicht allzu viele Seiten hatte, habe ich mich dann doch an die Geschichte herangewagt und ich muss zugeben, dass ich auch jetzt noch nicht so genau weiß, was ich von dem Buch halten mag.
Es ist sicherlich interessant, melancholisch und regt zum Nachdenken an, gleichzeitig fand ich die Geschichte auch wahnsinnig anstrengend, sodass ich immer wieder ein paar Pausen brauchte. Dies liegt nicht nur an den Figuren, sondern auch am Schreibstil, der sich sehr eigenwillig liest. Man muss zwar sagen, dass der Schreibstil sehr gut zu Lucinda passt, aber oftmals so wirr und holprig war, dass mir dieses Buch zu großen Teilen keinen Spaß gemacht hat. Dennoch habe ich das Buch nicht abgebrochen, da ich trotz der vielen Schwächen einfach wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Und da liegt dann auch das Problem, denn das Ende hat mir leider gar nicht gefallen. Natürlich ist es immer Geschmacksache, wie man das Ende eines Buches findet, allerdings ist dies in meinen Augen absolut nicht gelungen, da es für mich einfach kein Ende war. Es ist ein eher offenes Ende ohne irgendwelche Lösungen. Manchmal glaube ich sogar, dass die Autorin am Ende selbst auch keine Lösung mehr fand und deswegen die Geschichte so schnell wie möglich abschließen wollte. Dabei möchte ich der Autorin jedoch nun nicht Ideenlosigkeit vorwerfen, ich glaube eher, dass die Thematik am Ende doch etwas zu schwer war.
Sämtliche Figuren waren zu großen Teilen interessant, jedoch auch immer abweisend dem Leser gegenüber. Man erfährt zwar einiges über die Personen, bekommt aber nicht das Gefühl, als dürfte man sie wirklich kennenlernen. Gleichzeitig merkt man auch, dass in der Familie nahezu nichts mehr stimmt. Sie leben in einem Haus, das immer mehr verfällt, die Eltern sprechen kaum noch miteinander und spielen sich oftmals gegenseitig aus und die beiden Töchter Lucinda und Malina erscheinen alles andere als normal.
Lucinda leidet an Depressionen und einer Essstörung. Sie zerstört sich selbst und andere ohne es zu bemerken, hat ständig große Angst und reißt ihre Mitmenschen mit in die Krankheit hinein. So verlangt sie von ihrer jüngeren Schwestern Malina manchmal sehr gefährliche Dinge, wie sich z.B. nachts herauszuschleichen, um auf kaputten Brücken zu liegen oder schutzlos in der Dunkelheit umherzuwandern. Obwohl Lucinda viel von ihren Mitmenschen abverlangt, gibt sie selbst nur wenig zurück und möchte nicht an Therapien oder Besserung denken. So hart es auch klingen mag, aber ich fand sie nicht sonderlich sympathisch. Sicherlich hat dies viel mit ihrer Krankheit zu tun, allerdings sollte jegliches Verhalten, welches oftmals sehr egoistisch ist, nicht immer nur mit einer Krankheit zu entschuldigen sein. Ihr Vater zieht sich dadurch immer mehr zurück und glaubt immer noch an eine plötzliche Heilung, ihre Mutter verzweifelt dagegen immer mehr und bricht mehrfach zusammen, was jedoch auch niemanden wirklich verwundert. Kurz gesagt: Diese Familie ist anstrengend und nicht unbedingt das, was man als Bilderbuchfamilie bezeichnen würde.
Das Problem bei diesem Buch, ist, dass man die Familienverhältnisse wirklich gut kennen lernt, jedoch alles so dermaßen distanziert ist, dass ich dieses Buch gar nicht mehr als Lesespaß, sondern als reine Arbeit angesehen habe. Es ist anstrengend, es wirft unglaublich viele Fragen auf, jedoch erhält man nur wenige Antworten und auch sonst wirkt dieses Buch komplett unfertig auf mich, was ich sehr bedauerlich finde.
“Und auch so bitterkalt” ist an sich wirklich eine gute Geschichte mit einem interessanten Plot, allerdings ist dieses Buch auch unglaublich anstrengend und wirkte an so vielen Stellen unfertig, sodass ich mich nie ganz auf die Geschichte und deren Figuren einlassen konnte.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
"Und auch so bitterkalt" ist von Lara Schützsack, 176 Seiten lang und beim Fischerverlag erschienen.
Malina vergöttert ihre Schwester Lucinda die wie ein Stern ist. Sie strahlt ganz hell und wunderschön und doch ist sie eiskalt und ganz weit entfernt. Malina lernt durch …
Mehr
"Und auch so bitterkalt" ist von Lara Schützsack, 176 Seiten lang und beim Fischerverlag erschienen.
Malina vergöttert ihre Schwester Lucinda die wie ein Stern ist. Sie strahlt ganz hell und wunderschön und doch ist sie eiskalt und ganz weit entfernt. Malina lernt durch ihre Schwester das Leben kennen, aber auch den Tod.
"Tenebrien ist das Land, in das alle gehen, die nicht für unsere Welt gemacht sind." In diesem wundervollen Satz steckt bereits die ganze Geschichte des Buches.
Lucinda ist unglaublich hübsch und individuell und sie treibt geheime Dinge, die nicht mal Malina ihre Schwester kennt, die Lucinda so vergöttert. Die Erzählperspektive geht von der jüngeren Malina aus und als Leser erfährt man nicht die Geheimnisse, die Malina nicht herausfindet oder Dinge die nicht altersgerecht aus der Sicht der kleinen Schwester sind. Leider bleiben dadurch einige Fragen unklar und die wagen Andeutungen lassen Raum für Fantasie. Das Buch ist sehr tiefgehend und gefühlsbetont geschrieben und hat einen ganz eigenen Schreibstil, der mir sehr gefallen hat. Ich konnte sehr flüssig und schnell das Buch lesen und mich in die ganze Familie gut hineinversetzen. Wir lernen neben Malina auch noch Frieda den Vater und Isa die Mutter kennen, die mit Lucinda und ihrer fortgschreitenden Essstörung absolut überfordert sind. Malina hält von Anfang bis Ende zu ihrer Schwester, die ihr an guten Tagen ein Vorbild ist, mit der man richtig viel Spaß haben kann und die Malina an dunklen Tagen, aber komplett aus ihrer Welt ausschließt. Je kranker Lucinda wird, desto stärker schließt sie sich in ihrer eigenen Welt ein und lässt niemanden mehr an sich ran.
Fazit: Ein tiefgehender, spannender Roman aus der Sicht einer kleinen Schwester, die erlebt wie ihre ganze Familie an der Krankheit der großen Schwester zerbricht. Leider bleiben einige Geheimnisse und Fragen offen die durch Andeutungen der Fantasie überlassen werden. Das mindert aber nicht den Lesespaß. Ich kann dieses, in seiner Art, einmalige Buch absolut empfehlen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Sie verstehen meine Sprache nicht mehr
Lucinda, ein 16-jähriger Teenager, die mit ihrer jüngeren Schwester Malina und den Eltern Isa und Frieder in einer gutbürgerlichen Wohngegend im eigenen Haus lebt, steckt voll in der Pubertät. Sie provoziert, bestimmt, eckt an, ist …
Mehr
Sie verstehen meine Sprache nicht mehr
Lucinda, ein 16-jähriger Teenager, die mit ihrer jüngeren Schwester Malina und den Eltern Isa und Frieder in einer gutbürgerlichen Wohngegend im eigenen Haus lebt, steckt voll in der Pubertät. Sie provoziert, bestimmt, eckt an, ist frech, vorlaut, arrogant, aber auch kreativ, sensibel, scheut kein Risiko und wird von ihrer kleinen Schwester vergöttert. Die Eltern, die die beiden Mädchen beim Vornamen nennen, kommen langsam an ihre erzieherischen Grenzen. Als der 18-jährige Robert, der sich Jarvis nennt, im Nachbarhaus einzieht, scheint Lucinda, die von allen Jungs bewundert wird, die erste Liebe zu spüren. Aber ihre Zerrissenheit bleibt. Und sie zieht Jarvis mit in ihren Abgrund.
Ich habe mich anfangs beim Lesen etwas schwer getan, da ich nicht wusste, wohin mich die Reise mit Lucinda und Malina, die die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt, führt. Das Thema Pubertät, Liebe und Magersucht wird auch nicht speziell angesprochen – es ist irgendwann einfach fühlbar und da. Ganz langsam werde ich, genau wie Isa und Frieder und vor allem Malina, in Lucindas Leben außerhalb der Spur hinein gezogen. Und obwohl Lucinda unter ihrer Krankheit leidet, habe ich noch mehr mit Malina gefühlt, die zu ahnen scheint, was mit ihrer Schwester passiert, aber nichts dagegen tun kann. Die sich, genau wie die Eltern sorgt, und leidet, auch mit den Eltern. Derweil rutscht Lucinda immer weiter in ihre seelische Krise, will sich aber auch nicht helfen lassen, sieht nur noch schwarz.
Ich erlebe hautnah, wie sich Lucinda immer mehr verändert, immer tiefer abrutscht, im wahrsten Sinn des Wortes immer weniger wird. Und das alles ohne den erhobenen Zeigefinger. Zwei schwarze Seiten im letzten Drittel des Buches vermitteln mir eine Aussicht auf die Trostlosigkeit, die von Lucinda ausgeht und die die ganze Familie zu zerstören droht.
Mit ihrem Debütroman hat mich Lara Schützsack nicht sofort gefangen. Aber als sich die Geschichte verdichtet und ich die Richtung geahnt habe, in die es gehen wird, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe einige Romane gelesen, die diese Themen behandelt haben, aber keine der Geschichten hat mich emotional so berührt. Ich denke, die klare Sprache, die knappen Formulierungen werden auch gerade junge Leser/innen ansprechen.
Ein wunderbares Buch voller Poesie, erschreckend, fesselnd, humorvoll, ausdrucksstark, traurig und so voller Liebe, dass ich es nicht nur jungen Lesern ans Herz legen möchte. Mich wird die Geschichte bestimmt noch eine Zeit lang beschäftigen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Lucinda ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie ist jung, schön und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Doch Lucinda lebt in ihrer eigenen Welt und lässt niemanden richtig an sich heran. Nur ihrer kleinen Schwester Malina zeigt sie die Besonderheiten des Lebens und teilt wichtige Momente …
Mehr
Lucinda ist ein ganz besonderes Mädchen. Sie ist jung, schön und zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Doch Lucinda lebt in ihrer eigenen Welt und lässt niemanden richtig an sich heran. Nur ihrer kleinen Schwester Malina zeigt sie die Besonderheiten des Lebens und teilt wichtige Momente mit ihr. Doch wenn Lucinda von ihren dunklen Tagen geplagt wird, dann dringt selbst Malina nicht mehr zu ihr durch....
Die Geschichte wird in der Ich-Form, aus der Sicht der jüngeren Schwester Malina, erzählt. Schon auf den ersten Seiten wird klar, dass Malina ihre Schwester Lucinda vergöttert. Denn sie beschreibt sie als einen Menschen, durch den alles in Bewegung gerät und der sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Doch Lucinda hat auch andere, dunkle Seiten. Denn es gibt Tage, an denen sie depressiv ist und niemanden an sich heran lässt. Selbst Malina ist dann ausgeschlossen. Lucinda manipuliert auch gern und mag es, wenn die Menschen nach ihrer Pfeife tanzen.
Die Atmosphäre im Buch verändert sich langsam. Man hat das Gefühl, dass man Seite für Seite tiefer in einen Strudel düsterer Beklemmnis gerissen wird und beobachtet entsetzt, wie Lucinda und ihre gesamte Familie am Abgrund balancieren. Lucindas Essstörung und ihre exentrische Art gewinnen immer mehr Macht über die Familie. Besonders die Mutter, die ahnt, dass das kein gutes Ende nehmen wird, leidet unter der Situation. Ratgeber und Arztbesuche verbessern die Lage nicht und deshalb machen sich Hilflosigkeit und Überforderung breit. Malina, die die Geschichte ja aus ihrer Sicht schildert, muss hilflos zuschauen, wie die geliebte Schwester nicht nur sich selbst, sondern auch gleich die gesamte Familie zerstört.
Meine Erwartungen an dieses Buch waren ziemlich hoch, doch leider wurden sie nicht ganz erfüllt. Und ich kann noch nicht einmal genau beschreiben, woran das eigentlich lag. Ich kann nur vermuten, dass mir die Geschichte nicht so richtig nahe gegangen ist, da mir Lucinda keinen Moment sympathisch war und ich sie deshalb eher distanziert beobachtet habe. Die Atmosphäre wirkte durchaus beklemmend auf mich, doch richtig erreicht hat mich Malinas Erzählung leider nicht und deshalb bekommt das Buch auf meiner persönlichen Bewertungsskala auch "nur" drei von fünf Bewertungssternen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
"Und auch so bitterkalt" von Lara Schützsack wurde im Jahr 2016 im Fischer Verlag neu aufgelegt.
Lucinda und Malina, zwei Schwestern die nicht unterschiedlicher sein können. Lucinda ist wunderschön, lebenshungrig und laut ihrer Schwester wie ein leuchtender Stern. Malina …
Mehr
"Und auch so bitterkalt" von Lara Schützsack wurde im Jahr 2016 im Fischer Verlag neu aufgelegt.
Lucinda und Malina, zwei Schwestern die nicht unterschiedlicher sein können. Lucinda ist wunderschön, lebenshungrig und laut ihrer Schwester wie ein leuchtender Stern. Malina steht immer ein wenig in ihrem Schatten, doch das scheint sie nicht zu stören, denn sie vergöttert ihre Schwester. Ein Buch, dass das Leben einer Jugendlichen in ihrer eigenen Welt erzählt..
Dies ist mein 1. Buch der Autorin und mich haben der Titel und das Cover angesprochen, wobei sie nicht allzu viel verraten. Anfangs wusste ich nicht so recht, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, vorallem ist auch der Erzählstil ungewohnt. Denn es geht zwar um Lucinda, aber es ist aus Malina's Sicht erzählt. Es gibt auch keine wirklichen Kapitel nur eine grobe Einteilung in Sommer, Herbst und Winter. Dennoch gibt es immer wieder Absätze, die die Geschichte einteilen.
Es geht um Lucinda, die wie ein Stern leuchtet. Lucinda, die meistens in ihrer eigenen Welt lebt und doch häufig nur auf ihren Vorteil aus ist. Lucinda, die im Mittelpunkt steht und nicht immer wahrnimmt, was sie mit ihren Entscheidungen und Machtspielen ihren Mitmenschen antut.
Dieses Buch hat mich gefesselt. Die Autorin schafft es den Leser an Lucinda heranzubringen. Sie bringt die Emotionen rüber und versucht Lucindas Gefühle herüberzubringen. Zeitgleich steht auch ein wenig die Bindung zwischen den Schwestern im Vordergrund, denn Malina versteht Lucinda. Ein ernstes Thema, das gut umgesetzt wurde und gerne noch ausführlicher hätte sein können.
Für mich ein gutes Buch, das teils doch ein wenig traurig war, mir aber doch gefallen hat.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für