Suzie Miller
Gebundenes Buch
Prima facie
Roman. »Für alle, die nicht länger nach den Gesetzen des Patriarchats leben wollen.« Mareike Fallwickl
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Das Gesetz ist dazu da, ALLE Menschen zu beschützen. Oder? Tessa Ensler ist die auffälligste unter den jungen Strafverteidiger:innen Londons. Sie entstammt nicht einer jener angesehenen Familien mit old money. Sie hat sich aus einem Klima häuslicher Gewalt befreit und aus der Arbeiter:innenklasse hochgearbeitet. Heute verteidigt sie unter anderem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Ihre Art, Zeuginnen - die mutmaßlichen Opfer - ins Kreuzverhör zu nehmen, ist legendär und wird zu ihrer Eintrittskarte in den inner circle der Anwaltskammern. Es scheint, als hätte sie e...
Das Gesetz ist dazu da, ALLE Menschen zu beschützen. Oder? Tessa Ensler ist die auffälligste unter den jungen Strafverteidiger:innen Londons. Sie entstammt nicht einer jener angesehenen Familien mit old money. Sie hat sich aus einem Klima häuslicher Gewalt befreit und aus der Arbeiter:innenklasse hochgearbeitet. Heute verteidigt sie unter anderem Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind. Ihre Art, Zeuginnen - die mutmaßlichen Opfer - ins Kreuzverhör zu nehmen, ist legendär und wird zu ihrer Eintrittskarte in den inner circle der Anwaltskammern. Es scheint, als hätte sie es geschafft. Doch dann passiert etwas, das ihren Glauben an das Gesetz tief erschüttert, und sie entscheidet sich, selbst in den Zeug:innenstand zu treten.
Suzie Miller, geboren in Melbourne, hat Jahre lang als Strafverteidigerin gearbeitet, mit besonderem Augenmerk auf sexuellen Missbrauch. Ihr Stück, auf dem ihr Roman basiert, gewann alle großen Preise Australiens sowie den Olivier Award, die wichtigste Auszeichnung im britischen Theater. "Prima Facie" ist ihr erster Roman.
Produktdetails
- Verlag: Kjona, München
- Originaltitel: Prima facie
- Artikelnr. des Verlages: 507/37221
- Seitenzahl: 349
- Erscheinungstermin: 29. Januar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 195mm x 126mm x 32mm
- Gewicht: 455g
- ISBN-13: 9783910372214
- ISBN-10: 391037221X
- Artikelnr.: 68560004
Herstellerkennzeichnung
Kjona Verlag
Zweibrückenstraße 3
80331 München
hello@kjona.eco
»'Prima Facie' ist so viel mehr als ein Roman: eine scharfe Anklage, ein Schritt-für-Schritt-Prozess, in dem wir uns für Zeugen halten, bis wir erkennen, dass wir alle schuldig sind. So muss Literatur sein, die etwas bewirken will. Dieses Buch ist für alle, die nicht länger nach den Gesetzen des Patriarchats leben wollen!« Mareike Fallwickl
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Hendrik Buchholz zögert, den auf dem gleichnamigen Theaterstück basierenden Debütroman der australischen Schriftstellerin Suzie Miller vorbehaltlos zu würdigen. Die aus "ärmlichen Verhältnissen" stammende Anwältin Tessa Ensler wird von einem Kollegen vergewaltigt, aus der "eloquenten Verteidigerin" wird ein stummes Opfer. Der Rezensent liest in dieser Geschichte ein nicht wenig ambitioniertes, nicht leicht zu meisterndes und auch für den Leser anspruchsvolles Projekt: Miller geht der Frage nach, wie das britische Justizsystem mit Opfern sexueller Gewalt umgeht, während sie gleichzeitig den Klassenkonflikt zu skizzieren versucht, in dem sich Tessa in ihrer Londoner Anwaltskanzlei gefangen sieht. Dass das Buch durch seine moralische Relevanz, auf die der Leser am Ende des Buches noch einmal ausdrücklich aufmerksam gemacht wird, über die auffälligen Schwächen der Darstellung hinwegzutäuschen versucht, findet Buchholz schließlich besonders problematisch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Stummer Dank
Suzie Millers Roman "Prima facie" um eine Rechtsanwältin
Tessa Ensler ist eine engagierte und überzeugte Strafverteidigerin in London. Aus ärmlichen Verhältnissen hat sie es nach Cambridge geschafft und konnte sich gegen Kommilitonen durchsetzen, in deren Familien der Anwaltsjob vererblich erscheint. Ihr Spezialgebiet ist die Verteidigung mutmaßlicher Sexualstraftäter, an deren Schuld sie in ihrer professionellen Distanz kein Interesse zeigt. Im Kreuzverhör mit mutmaßlichen Opfern kennt sie keine Gnade und übt sich in rhetorischen Tricks, um Zeugenaussagen unglaubwürdig erscheinen zu lassen; sie sieht sich gar als Meisterin in diesem Handwerk, mit dem sie glaubt, Gerechtigkeit walten zu lassen: "Wir
Suzie Millers Roman "Prima facie" um eine Rechtsanwältin
Tessa Ensler ist eine engagierte und überzeugte Strafverteidigerin in London. Aus ärmlichen Verhältnissen hat sie es nach Cambridge geschafft und konnte sich gegen Kommilitonen durchsetzen, in deren Familien der Anwaltsjob vererblich erscheint. Ihr Spezialgebiet ist die Verteidigung mutmaßlicher Sexualstraftäter, an deren Schuld sie in ihrer professionellen Distanz kein Interesse zeigt. Im Kreuzverhör mit mutmaßlichen Opfern kennt sie keine Gnade und übt sich in rhetorischen Tricks, um Zeugenaussagen unglaubwürdig erscheinen zu lassen; sie sieht sich gar als Meisterin in diesem Handwerk, mit dem sie glaubt, Gerechtigkeit walten zu lassen: "Wir
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glauben an Gerechtigkeit. Wir glauben an das Gesetz."
Schlagartig ändert sich diese Sichtweise, als sie in der Mitte der Handlung von "Prima facie", dem Romandebüt der australischen Schriftstellerin Suzie Miller, selbst Opfer einer Vergewaltigung wird. Julian Brookes heißt der Täter, ausgerechnet ein Kollege in der Kanzlei, für die Tessa arbeitet. Das Ereignis dreht ihr Leben auf links: Aus der eloquenten Verteidigerin wird ein stammelndes Opfer, dem es trotz seiner juristischen Erfahrung nicht gelingt, den Täter zu überführen. Denn Tessa steht jetzt selbst im Zeugenstand und sieht sich überheblichen Verteidigern gegenüber, die jeden Fehler bei der Aussage zum Angriff auf ihre Glaubwürdigkeit nutzen.
Suzie Millers Roman basiert auf ihrem gleichnamigen Theaterstück, das mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Schauspielerin Jodie Comer ("Killing Eve") erhielt im vergangenen Sommer für die Aufführung des Einpersonendramas im West End Theatre in London einen Tony Award für den besten weiblichen Hauptdarsteller. Der anhaltende Erfolg des Stücks im englischsprachigen Raum inspirierte Miller nun zur epischen Verarbeitung des Stoffs.
Knapp 350 Seiten braucht sie dabei für ein Geschehen, das sie immer wieder mit Zeitsprüngen in die Vergangenheit erzählt, um im Kontrast dazu die Aufstiegsgeschichte ihrer Protagonistin zu schildern. Das fordert dem Leser einen langen Atem ab, denn Miller hat sich nicht nur vorgenommen, über ihre Ich-Erzählerin den Umgang mit Opfern sexueller Gewalt im britischen Rechtssystem zu kritisieren, sie will zugleich auch den Klassenkonflikt zwischen Tessa Ensler und den Rest ihrer Anwaltskollegen thematisieren.
Die fehlende Sensibilität im beruflichen Umfeld gegenüber Menschen aus anderen sozialen Milieus und Tessas große Empathie für Putzfrauen oder Taxifahrer lässt Millers Protagonistin aber - sicherlich ungewollt - narzisstisch erscheinen. Ist sie doch die Einzige, die sich in beiden Welten immer exzellent zu verhalten weiß, aber trotzdem mit einiger Unsicherheit zu kämpfen hat: "Als die Putzfrau mit Alices Mülleimer den Raum verlässt, schaue ich sie an. Forme lächelnd ein stummes Danke mit dem Mund." Gleichzeitig wird der ihr fehlende Stallgeruch dem Leser überdeutlich skizziert: "Denn die Wahrheit ist, dass ich diese Mädchen über Jahre studiert habe, sogar Mia. Ich habe beobachtet, wie sie sich verhalten, sich nicht verstecken, voller Selbstbewusstsein das Wort ergreifen, sich sicher fühlen."
Dieser Konflikt wird in einer Vielzahl früherer Episoden dargestellt, bevor es zum eigentlichen Höhepunkt der Geschichte kommt: die alles verändernde Vergewaltigung. Bei der nachfolgenden Verhandlung erweist sich die Lektüre dank des erhöhten Erzähltempos als wesentlich interessanter.
Am Ende zeigt sich Tessa trotz enormer Anspannung als "krasse Kämpferin", wie es ihre Schwester in Millers milieugerechter Sprache ausdrückt. Eine finale politische Botschaft soll dann auf den letzten Seiten die moralische Relevanz des Romans unterstreichen - man könnte auch sagen, den Leser davor bewahren, sich zu sehr mit den großen Schwächen der Erzählung auseinanderzusetzen. HENDRIK BUCHHOLZ
Suzie Miller: "Prima facie". Roman.
Aus dem Englischen von Katharina Martl. Kjona Verlag, München 2024. 352 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schlagartig ändert sich diese Sichtweise, als sie in der Mitte der Handlung von "Prima facie", dem Romandebüt der australischen Schriftstellerin Suzie Miller, selbst Opfer einer Vergewaltigung wird. Julian Brookes heißt der Täter, ausgerechnet ein Kollege in der Kanzlei, für die Tessa arbeitet. Das Ereignis dreht ihr Leben auf links: Aus der eloquenten Verteidigerin wird ein stammelndes Opfer, dem es trotz seiner juristischen Erfahrung nicht gelingt, den Täter zu überführen. Denn Tessa steht jetzt selbst im Zeugenstand und sieht sich überheblichen Verteidigern gegenüber, die jeden Fehler bei der Aussage zum Angriff auf ihre Glaubwürdigkeit nutzen.
Suzie Millers Roman basiert auf ihrem gleichnamigen Theaterstück, das mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Schauspielerin Jodie Comer ("Killing Eve") erhielt im vergangenen Sommer für die Aufführung des Einpersonendramas im West End Theatre in London einen Tony Award für den besten weiblichen Hauptdarsteller. Der anhaltende Erfolg des Stücks im englischsprachigen Raum inspirierte Miller nun zur epischen Verarbeitung des Stoffs.
Knapp 350 Seiten braucht sie dabei für ein Geschehen, das sie immer wieder mit Zeitsprüngen in die Vergangenheit erzählt, um im Kontrast dazu die Aufstiegsgeschichte ihrer Protagonistin zu schildern. Das fordert dem Leser einen langen Atem ab, denn Miller hat sich nicht nur vorgenommen, über ihre Ich-Erzählerin den Umgang mit Opfern sexueller Gewalt im britischen Rechtssystem zu kritisieren, sie will zugleich auch den Klassenkonflikt zwischen Tessa Ensler und den Rest ihrer Anwaltskollegen thematisieren.
Die fehlende Sensibilität im beruflichen Umfeld gegenüber Menschen aus anderen sozialen Milieus und Tessas große Empathie für Putzfrauen oder Taxifahrer lässt Millers Protagonistin aber - sicherlich ungewollt - narzisstisch erscheinen. Ist sie doch die Einzige, die sich in beiden Welten immer exzellent zu verhalten weiß, aber trotzdem mit einiger Unsicherheit zu kämpfen hat: "Als die Putzfrau mit Alices Mülleimer den Raum verlässt, schaue ich sie an. Forme lächelnd ein stummes Danke mit dem Mund." Gleichzeitig wird der ihr fehlende Stallgeruch dem Leser überdeutlich skizziert: "Denn die Wahrheit ist, dass ich diese Mädchen über Jahre studiert habe, sogar Mia. Ich habe beobachtet, wie sie sich verhalten, sich nicht verstecken, voller Selbstbewusstsein das Wort ergreifen, sich sicher fühlen."
Dieser Konflikt wird in einer Vielzahl früherer Episoden dargestellt, bevor es zum eigentlichen Höhepunkt der Geschichte kommt: die alles verändernde Vergewaltigung. Bei der nachfolgenden Verhandlung erweist sich die Lektüre dank des erhöhten Erzähltempos als wesentlich interessanter.
Am Ende zeigt sich Tessa trotz enormer Anspannung als "krasse Kämpferin", wie es ihre Schwester in Millers milieugerechter Sprache ausdrückt. Eine finale politische Botschaft soll dann auf den letzten Seiten die moralische Relevanz des Romans unterstreichen - man könnte auch sagen, den Leser davor bewahren, sich zu sehr mit den großen Schwächen der Erzählung auseinanderzusetzen. HENDRIK BUCHHOLZ
Suzie Miller: "Prima facie". Roman.
Aus dem Englischen von Katharina Martl. Kjona Verlag, München 2024. 352 S., geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Spannung pur! Ein unglaublich gutes und wichtiges Buch! Eine Frau kämpft für ihr Recht und um die Machtverhältnisse.
Jede Frau, egal wo sie herkommt, sollte den Mut haben, zu kämpfen
Tessa hat sich von ganz unten alles allein aufgebaut. Sie stammt aus einfachen …
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Spannung pur! Ein unglaublich gutes und wichtiges Buch! Eine Frau kämpft für ihr Recht und um die Machtverhältnisse.
Jede Frau, egal wo sie herkommt, sollte den Mut haben, zu kämpfen
Tessa hat sich von ganz unten alles allein aufgebaut. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen. Dank ihrer Kämpfernatur und mithilfe eines Stipendiums hat sie es bis zum Studium nach Cambridge und schließlich bis zur erfolgreichen Strafverteidigerin geschafft. Zwischen all den besser gestellten Menschen hat Tessa für ihren Traum und ihre Zukunft gekämpft, während es vielen anderen allein durch ihre vermögenden, erfolgreichen Eltern in den Schoß gefallen ist. Tessa ist verdammt gut auf ihrem Gebiet und wird von ihren Kollegen geschätzt. Sie widmet sich vielen unterschiedlichen Straftaten, darunter auch viele Sexualverbrechen. Selbst bei den hoffnungslosen Fällen ist sie mehr als erfolgreich. Bis zu dem Tag, an dem sie selbst zum Opfer eines solchen Verbrechens wird. Hat sie die Kraft auch diesmal für ihr eigenes Recht und zum Schutz anderer Frauen zu kämpfen? Riskiert sie dafür ihre Karriere?
Ich habe das Buch durch eine Empfehlung entdeckt und war sofort angetan von dieser ausgesprochen spannenden und wichtigen Story. Tessa stammt aus einer einfachen Familie. Der Vater verlässt Frau und Kinder, als sie noch klein war. Der Bruder wird selbst zum Straftäter. Auch wenn dieser nur für einen Freund hingehalten hat, bekommt er durch seine Vorstrafe eine Akte, die sich niemals wieder löschen lässt. All das weckt in Tessa den Ehrgeiz, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen. Sie löst ihre Fälle mit viel Feingefühl und unglaublichem Scharfblick. Sie ist beliebt, erfolgreich und nominiert für eine Auszeichnung. Doch dann passiert das, womit sie niemals gerechnet hätte und womit sie fast täglich zu tun hat. Sie wird selbst Opfer einer Vergewaltigung. Ich konnte jedes Gefühlsstadion von Tessa hautnah miterleben. Die Autorin schreibt sehr real und absolut authentisch. Nur zu gut konnte ich Tessas Zweifel verstehen. Sie hätte genügend Gründe, um zu schweigen und das schreckliche Erlebnis unter den Tisch zu kehren.
Diese Geschichte setzt ein Zeichen. Sie steht für die Rechte der Frauen und verdeutlicht uns, wie wichtig es ist, Mut zu haben, das Unaussprechliche auszusprechen und damit sich selbst und andere vor weiteren Unglücken zu schützen. Der Mann, gegen den Tessa sich zur Wehr setzen muss, ist kein Dahergelaufener, sondern einer, der zu den nötigen Mitteln auch unglaublich viel Macht besitzt. Hier kämpft nicht nur eine Frau gegen einen Mann, sondern Arm gegen Reich. Ich habe gezittert und die Luft angehalten, so fesselnd hat die Autorin diesen Fall geschildert. Für mich war diese Geschichte eine der spannendsten, die ich je gelesen habe. Ich spreche hiermit eine ausdrückliche Leseempfehlung aus. Dieses Buch ist ein Must-Read für alle Frauen und jene, die sich nach Gerechtigkeit sehnen.
Der Roman „Schuldlos Schuldig“ von Susan Sloan hat mich vor vielen Jahren genauso gepackt. Er ist wie dieses Buch hier, eines, welches ich nie vergessen werde.
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»Das Gesetz ist dazu da, alle Menschen zu beschützen. Oder?«
Tessa Ensler, eine junge engagierte und motivierte Strafverteidigerin hat sich ihre angesehene Laufbahn hart erarbeiten müssen. Doch, sie hat es geschafft und kann stolz auf sich sein. Außer ihrer manchmal …
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»Das Gesetz ist dazu da, alle Menschen zu beschützen. Oder?«
Tessa Ensler, eine junge engagierte und motivierte Strafverteidigerin hat sich ihre angesehene Laufbahn hart erarbeiten müssen. Doch, sie hat es geschafft und kann stolz auf sich sein. Außer ihrer manchmal nicht ganz leichten Beziehung zu ihrer Mutter sowie zu ihrem Bruder scheint alles in Ordnung. Als sich eine Beziehung zwischen ihr und dem charmanten Arbeitskollegen Julian anzubahnen scheint, könnte sie nicht glücklicher sein.
Stets hat sie Männer, die wegen mutmaßlichem sexuellen Missbrauchs vor Gericht standen, mit Bravour verteidigt und diese Prozess mit Geschick für sich gewinnen können. Doch auf einmal nimmt ihr Leben eine schonungslose Wende und sie steht selbst als betroffene Zeugin dar, der nicht geglaubt wird.
Ihr Glaube, dass die Justiz, allem Anschein nach, der Gerechtigkeit aller dient, gerät ins Wanken.
Schon seit einigen Monaten habe ich diesen Roman bei mir zu Hause liegen und seitdem unzählige, meiner Erinnerung nach ausschließlich begeisterte Rezensionen darüber gelesen. Die positive Welle an Besprechungen ebbt dabei keineswegs ab.
Ich war neugierig und skeptisch, gespannt und voller Vorfreude. Trotz allem traf mich das Buch mit einer ungeahnten Wucht.
Ich wusste, dass die Lektüre schwer und bewegend sein würde, doch die genauen Schilderungen Millers, welche den Leser regelrecht eine hautnahe Beteiligung am Geschehen ermöglichen, riefen während des Lesens ähnliche Emotionen hervor, wie sie die Protagonistin Tessa Ensler während ihrer Verhandlung verspürt haben muss.
Gefühle der Ohnmacht, der Unfähigkeit etwas dagegen zu tun und vor allem grenzenlose Wut kamen in mir auf und das nur als Außenstehender.
Ein einzigartiges, wirklich schonungsloses und unendlich wichtiges Buch, das jeder gelesen haben sollte! Eine unbedingte Leseempfehlung an alle, die diesen Roman bisher noch nicht kennen.
»Es muss sich etwas ändern. Nicht nur im Justizwesen, sondern auch in der Gesellschaft.«
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Tessa Enssler ist in London Strafverteidigerin. Sie betrachtet die vornehmen Anwältinnen und Anwälte, die einen anderen Start ins Leben und in den Beruf gehabt haben als sie selbst und wie sie erscheinen: selbstverständlich selbstbewusst, perfekt gekleidet. Diese aber betrachten die …
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Tessa Enssler ist in London Strafverteidigerin. Sie betrachtet die vornehmen Anwältinnen und Anwälte, die einen anderen Start ins Leben und in den Beruf gehabt haben als sie selbst und wie sie erscheinen: selbstverständlich selbstbewusst, perfekt gekleidet. Diese aber betrachten die sozialen Unterschiede eher neugierig, da selbst davon nicht betroffen. Nicht so Tessa, sie hat sich aus der Unterschicht heraus hochgearbeitet, durch Fleiß ein Stipendium für Jura in Cambridge erhalten, einer der besten juristischen Fakultäten.
Tessa Enssler entpuppt sich nach dem Studium als genial, die Leute ins Kreuzverhör zu nehmen. Sie wird eine Staranwältin der Angeklagten. Bei sexuellen Straftaten kann sie durch kluges Taktieren das Opfer bloßstellen der sexuelle Übergriff wird zu einem mutmaßlichen. Doch es kommen Zweifel.
Dann verliebt Tessa sich in Julian, einen Senior Barrister mit privilegierter Herkunft, der Vater ist Kronanwalt, Julians Start in den Beruf war begünstigt.
Tessa glaubt, nicht dazuzugehören, sie beneidet ihn. Und dann kommt es ganz anders und Tessas Welt gerät aus den Fugen. Sie entscheidet sich, als Zeugin vor Gericht auszusagen.
Tessa: „Man muss darauf vertrauen, dass das System funktioniert, die Wahrheit ans Licht bringt“. Sie präsentiert dem ganzen Berufsstand ihre Verletzlichkeit. Ihr Ruf steht auf dem Spiel, doch wenn sie es nicht durchzieht, aufhört, würde sie ihren Sinn für Gerechtigkeit verlieren.
Der Roman ist aufgebaut in Abschnitten von damals und heute. So erfährt man Tessas Hintergrund ihren Werdegang, ihre Gedanken und wie sie diese im Heute umsetzt.
Interessant der Einblick in die britische Gerichtsbarkeit, Perücken, Solicitor und Barrister
Die Geschichte wirkt sehr authentisch, glaubwürdig.
Tessas Betrachtungen sind lebendig und zeichnen eine Welt, in die man so auf diese Art keinen Einblick erhält. Zusätzlich beleuchtet Suzie Miller diese Szene von beiden Seiten, der der Anwältin und der der Zeugin, ein großartiger umgesetzter Gedanke. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Spannung war durchgängig und allerbeste Unterhaltung garantiert, denn es gab sehr viele Anregungen, das kluge Buch lässt noch lange wirken.
Diese Geschichte wurde als Theaterstück aufgeführt und hat im Heimatland Australien viele Preise gewonnen. In Deutschland lief das Stück z.B. in Berlin und zur Zeit in Hamburg. Suzie Miller selbst hat Jahre lang als Strafverteidigerin gearbeitet. Prima Facie ist ihr erster Roman.
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Dieser Roman beinhaltet Spannung, Humor, Drama und gibt tiefste Einblicke in die Bearbeitung einer Vergewaltigung und damit verbunden in das Rechtssystem. Wie viel und wie viele dabei auf der Strecke bleiben wird entlarvt. Aufwühlend die Story: Eine junge Strafverteidigerin, brilliant in der …
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Dieser Roman beinhaltet Spannung, Humor, Drama und gibt tiefste Einblicke in die Bearbeitung einer Vergewaltigung und damit verbunden in das Rechtssystem. Wie viel und wie viele dabei auf der Strecke bleiben wird entlarvt. Aufwühlend die Story: Eine junge Strafverteidigerin, brilliant in der Verteidigung von Sexualstraftätern, wird selbst zum Opfer und lernt die Kehrseite der Medaille kennen. Ist ein Nein ein Nein? War es ein Nein? Wie lebt Frau danach? Wieso hält unser Rechtssystem solche Abgründe offen? Weil von Männern gemacht?
Die Autorin ist selbst Juristin und hat bis 2011 als Strafverteidigerin gearbeitet, bevor sie sich endgültig dem Schreiben zuwandte. Ihre Sprache besticht durch Klarheit und Präzision, wodurch ihr eine exemplarisch genaue Darstellung der Situation gelingt. Ein großartiger Roman!
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PRIMA FACIE
Suzie Miller
Wow, was für ein Buch! Es schlägt ein wie ein Blitz, völlig unerwartet und hinterlässt einen fließenden elektrischen Strom, der bis ins Herz eindringt.
Tessa Ensler ist in London Strafverteidigerin. Eine sehr gute Strafverteidigerin, die auch …
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PRIMA FACIE
Suzie Miller
Wow, was für ein Buch! Es schlägt ein wie ein Blitz, völlig unerwartet und hinterlässt einen fließenden elektrischen Strom, der bis ins Herz eindringt.
Tessa Ensler ist in London Strafverteidigerin. Eine sehr gute Strafverteidigerin, die auch die schwierigsten Fälle gewinnt. Sie bereitet sich vor, scheut vor nichts zurück und will es allen beweisen - dass sie dazugehört - zu der elitären Gruppe der Juristen, bestehend aus Kronanwälten, Solocitoren und Barristern.
Tessa stammt aus einfachen Verhältnissen. Sie hat keinen sogenannten „Stammbaum“, der ihre Vorfahren seit Generationen als Anwälte oder Richter ausweist.
Ihre Mutter putzt Büroräume, der große Bruder ist der Polizei kein Unbekannter und der gewalttätige Vater ist seit Jahren verschwunden.
Tessa hat es jedoch geschafft. Mit guten Noten und Ehrgeiz erhielt sie für Cambridge ein Stipendium und lernte dort schnell, ihre Herkunft zu verbergen.
Jetzt ist sie auf Strafrecht spezialisiert. Ihre Mandanten sind des Mordes oder der Vergewaltigung angeklagt. Mit Fingerspitzengefühl beginnt sie Kreuzverhöre, wo sie versucht, Zeugen zu verunsichern oder Verfahrensfehler aufzudecken, damit ihr Mandant freigesprochen wird.
Alles läuft perfekt, bis diese eine Nacht kommt, wo sie selbst zum Opfer wird und die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird …
Ich muss mich jetzt wiederholen: Was für ein Debüt! Dieses Buch ist der Hammer. Ich habe es weginhaliert oder vielleicht hat es mich auch eingesogen, auf jeden Fall konnte ich die letzten Stunden nur lesen. Der Schreibstil ist flüssig und zwischen den Zeilen hat die Autorin es wunderbar verstanden, die Überheblichkeit der jungen Juristen so wundervoll darzustellen.
Wusstet ihr, dass jede 3. Frau bereits sexuell belästigt wurde? Dass nur jede 10. Frau diese Belästigung zur Anzeige bringt? Und das es in nur 1,9 % der Fälle vor Gericht eine Verurteilung gibt?
Bitte lest dieses Buch. Für mich ist es ein Jahreshighlight.
5+/ 5
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Die junge ehrgeizige Strafverteidigerin Tessa Ensler ist mir ein bisschen unheimlich, als sie die Bühne des Londoner Gerichtssaals betritt. Eiskalt mit allen Wassern gewaschen, treibt sie ZeugInnen im Kreuzverhör vor sich her und erwirkt Freispruch auf Freispruch. Auch und vor allem …
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Die junge ehrgeizige Strafverteidigerin Tessa Ensler ist mir ein bisschen unheimlich, als sie die Bühne des Londoner Gerichtssaals betritt. Eiskalt mit allen Wassern gewaschen, treibt sie ZeugInnen im Kreuzverhör vor sich her und erwirkt Freispruch auf Freispruch. Auch und vor allem für Angeklagte sexueller Übergriffe.
Sie fragt sich nicht, ob die Mandanten ES getan haben oder nicht, für sie zählt nur das Gesetz und die juristische Wahrheit. Sie versteht sich als Sprachrohr des Gesetzes, die Entscheidung über Schuld und Unschuld trifft das Gericht. Das Gericht funktioniert dabei wie ein Theater, in dem jede*r seine Rolle spielt, seine Perücke aufsetzt, seine Robe überstreift, seine Position einnimmt und seinen Text draufhat. Ihre Rolle spielt sie perfekt. Und genießt sie:
„Dieses Sonnen im Augenblick, der langsame Sieg. Es ist ein Gefühl von Macht, das Gefühl die Situation komplett in der der Hand zu haben – und das Gegenüber weiß das.“ S. 152
Dabei hatte Tessa es schwer: in der Welt der Elite-Uni Cambridge und des Londoner Gerichts zählt Herkunft mehr als Können. Sie kommt aus prekären Verhältnissen am Rande Londons. Im Umgang mit ihrer Mutter und ihrem zu Gewalt neigenden Bruder wird die toughe Tessa weich, unsicher und verletzlich, doch springt sie auch hier in eine Rolle: die der Tochter und Schwester, die mit starkem wütendem Trotz den familiären Zusammenhalt verteidigt.
Beide Rollen stecken voller Gewissenskonflikte, in die ich voll mit hineingezogen werde. Funktioniert Gerechtigkeit wirklich so systematisch und für jeden? Zweifel regen sich leise und ohne moralischen Zeigefinger.Tessa nutzt ihre weiblichen Attribute sehr gezielt, insbesondere als weibliche Verteidigerin von männlichen Sexualstraftätern. Wie ist dann sexistisches Verhalten ihr gegenüber zu bewerten? Wo sind die Grenzen und sitzen Reste patriarchaler Glaubenssätze auch in meinen Genen?
Liebe Bookies, lest das! Es macht etwas mit Euch. Verlasst Euch auf die Wahrheit des Blurbs von Mareike Fallwickl:
„Prima facie“ ist so viel mehr als ein Roman: eine scharfe Anklage, ein Schritt-für-Schritt-Prozess, in dem wir uns für Zeugen halten, bis wir erkennen, dass wir alle schuldig sind. So muss Literatur sein, die etwas bewirken will. Dieses Buch ist für alle, die nicht länger nach den Gesetzen des Patriarchats leben wollen!“
ABER, liebe Plot-Begeisterten, es ist ein AUCH ein fesselnder ROMAN mit Dialogen und Perspektivwechseln, die den Spannungsbogen aufs Äußerste ziehen, mit einem krassen Wendepunkt, an dem die Rollen durchgetauscht werden und das Leben der Anwältin in dramatischer Weise auf den Kopf gestellt wird.
Atemlos folge ich der schnörkellos, klar und pointiert erzählten Handlung. Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können.
Der Roman basiert auf Suzie Millers sehr erfolgreichem Theaterstück, das am Broadway und Londoner Westend gefeiert wird, und an vielen deutschen Theatern im Programm ist. Es ist Suzie Millers erster Roman in einer großartigen Übersetzung von Katharina Martl.
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