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Longlist WISSEN! Sachbuchpreis der wbg für Geisteswissenschaften 2021General, Revolutionär, Diktator und Kaiser - ein neuer Blick auf Napoleon BonaparteAus dem Nichts kommend stieg der Korse Napoleon Bonaparte während der französischen Revolution vom Artillerie-Offizier zum Ersten Konsul auf. Der Revolutionär wurde zum Kaiser der Franzosen und herrschte über weite Teile Europas. Doch auf den kometenhaften Aufstieg folgte der tiefe Absturz.Günter Müchler entwirft ein überraschend neues Napoleonbild: Nicht Napoleons Größenwahn führten in den Untergang, sondern die äußeren Umstände...
Longlist WISSEN! Sachbuchpreis der wbg für Geisteswissenschaften 2021
General, Revolutionär, Diktator und Kaiser - ein neuer Blick auf Napoleon Bonaparte
Aus dem Nichts kommend stieg der Korse Napoleon Bonaparte während der französischen Revolution vom Artillerie-Offizier zum Ersten Konsul auf. Der Revolutionär wurde zum Kaiser der Franzosen und herrschte über weite Teile Europas. Doch auf den kometenhaften Aufstieg folgte der tiefe Absturz.
Günter Müchler entwirft ein überraschend neues Napoleonbild: Nicht Napoleons Größenwahn führten in den Untergang, sondern die äußeren Umstände. Sprachgewaltig erzählt er die Lebensgeschichte eines Mannes, der in seiner Verbannung auf Sankt Helena selbst am klarsten die eigene Beschränkung erkannte: "Die Wahrheit ist, dass ich niemals ganz Herr meiner Bewegungen war. Ich habe Pläne gehabt, hatte aber niemals die Freiheit, sie auszuführen. Immer war ich durch die Umstände bestimmt":
Der Revolutionär auf dem Kaiserthron: Wer war Napoleon Bonaparte?Portrait eines außergewöhnlichen Mannes: von der französischen Revolution bis zum Exil auf St. HelenaCode Civil, Bank von Frankreich, "franc germinal" - was blieb von Napoleons Reformen?Neue These zu Napoleons Ende: getrieben durch äußere Umstände?Napoleons Lebenslauf als packend erzähltes Epochenpanorama
Biografie zwischen Macht und Ohnmacht
In den Schulbüchern scheitert Napoleon meistens an seinen Charaktereigenschaften. Er sei großmannssüchtig gewesen, kriegslüstern und maßlos. Bei der Frage, weshalb Napoleon das Erreichte nicht halten konnte, werden jedoch die Rahmenbedingungen seines Handelns vernachlässigt. Günter Müchler zeigt, wo Napoleon Gestalter und wo er Getriebener war. Denn obwohl er zweifellos der überragende Akteur seiner Zeit war, so war er dennoch keineswegs frei, nach Gutdünken die Weltgeschichte zu gestalten. Napoleons Biographie bietet alle Zutaten eines spannungsgeladenen Krimis. Erfahren Sie mehr über ein unglaubliches Leben, das die europäische Geschichte veränderte!
General, Revolutionär, Diktator und Kaiser - ein neuer Blick auf Napoleon Bonaparte
Aus dem Nichts kommend stieg der Korse Napoleon Bonaparte während der französischen Revolution vom Artillerie-Offizier zum Ersten Konsul auf. Der Revolutionär wurde zum Kaiser der Franzosen und herrschte über weite Teile Europas. Doch auf den kometenhaften Aufstieg folgte der tiefe Absturz.
Günter Müchler entwirft ein überraschend neues Napoleonbild: Nicht Napoleons Größenwahn führten in den Untergang, sondern die äußeren Umstände. Sprachgewaltig erzählt er die Lebensgeschichte eines Mannes, der in seiner Verbannung auf Sankt Helena selbst am klarsten die eigene Beschränkung erkannte: "Die Wahrheit ist, dass ich niemals ganz Herr meiner Bewegungen war. Ich habe Pläne gehabt, hatte aber niemals die Freiheit, sie auszuführen. Immer war ich durch die Umstände bestimmt":
Der Revolutionär auf dem Kaiserthron: Wer war Napoleon Bonaparte?Portrait eines außergewöhnlichen Mannes: von der französischen Revolution bis zum Exil auf St. HelenaCode Civil, Bank von Frankreich, "franc germinal" - was blieb von Napoleons Reformen?Neue These zu Napoleons Ende: getrieben durch äußere Umstände?Napoleons Lebenslauf als packend erzähltes Epochenpanorama
Biografie zwischen Macht und Ohnmacht
In den Schulbüchern scheitert Napoleon meistens an seinen Charaktereigenschaften. Er sei großmannssüchtig gewesen, kriegslüstern und maßlos. Bei der Frage, weshalb Napoleon das Erreichte nicht halten konnte, werden jedoch die Rahmenbedingungen seines Handelns vernachlässigt. Günter Müchler zeigt, wo Napoleon Gestalter und wo er Getriebener war. Denn obwohl er zweifellos der überragende Akteur seiner Zeit war, so war er dennoch keineswegs frei, nach Gutdünken die Weltgeschichte zu gestalten. Napoleons Biographie bietet alle Zutaten eines spannungsgeladenen Krimis. Erfahren Sie mehr über ein unglaubliches Leben, das die europäische Geschichte veränderte!
Günter Müchler ist passionierter Frankreichkenner und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Französischen Revolution und Napoleon. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft und wechselte nach Stationen bei verschiedenen Zeitungen 1987 zum Rundfunk. Bis 2011 war er Programmdirektor von Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen. Mit einer fulminanten Biographie legt er im Frühjahr 2019 die Synthese seiner langjährigen Beschäftigung mit dem großen Korsen vor.
Produktdetails
- Verlag: WBG Theiss
- Artikelnr. des Verlages: 73786560
- Seitenzahl: 624
- Erscheinungstermin: 29. Januar 2019
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 158mm x 50mm
- Gewicht: 883g
- ISBN-13: 9783806239171
- ISBN-10: 3806239177
- Artikelnr.: 54425836
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Ein Held erfindet sich
Wie sollten Biographen bei diesem Leben kaltbleiben: Johannes Willms und Günter Müchler über Napoleon Bonapartes Aufstieg, Fall und Nachruhm.
Seit der Jahrtausendwende reihen sich die Napoleon-Jubiläen aneinander, und die Liste der Neuveröffentlichungen bricht nicht ab. Auffällig ist, dass die deutsche Historikerzunft den "Frankreich-Kennern" weitgehend das Feld überlässt, während sie in reich bebilderten Tagungsbänden Detailfragen erörtert. Aber Napoleon war immer schon ein Thema, bei dem die Darstellungskünstler die Fachhistoriker ausstachen.
Johannes Willms legt sich die Latte von Anfang an ziemlich hoch. Das Buch, heißt es im Vorwort, sei "Frucht einer mehr als drei Jahrzehnte
Wie sollten Biographen bei diesem Leben kaltbleiben: Johannes Willms und Günter Müchler über Napoleon Bonapartes Aufstieg, Fall und Nachruhm.
Seit der Jahrtausendwende reihen sich die Napoleon-Jubiläen aneinander, und die Liste der Neuveröffentlichungen bricht nicht ab. Auffällig ist, dass die deutsche Historikerzunft den "Frankreich-Kennern" weitgehend das Feld überlässt, während sie in reich bebilderten Tagungsbänden Detailfragen erörtert. Aber Napoleon war immer schon ein Thema, bei dem die Darstellungskünstler die Fachhistoriker ausstachen.
Johannes Willms legt sich die Latte von Anfang an ziemlich hoch. Das Buch, heißt es im Vorwort, sei "Frucht einer mehr als drei Jahrzehnte
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währenden Beschäftigung seines Autors mit Napoleon". Das Inhaltsverzeichnis klingt vielversprechend, in drei Schritten will er dem Phänomen Napoleon zu Leibe rücken. Zunächst soll dargelegt werden, "wie es Bonaparte gelang, seinen eigenen Mythos zu entwickeln"; zweitens, wie "die Verbannung Napoleons nach St. Helena seiner eigenen Verklärung Vorschub leistete", um daraus drittens "seine bis heute nimmerwelke Faszination" abzuleiten.
Der erste und umfangreichste Teil ("Der Mythos") enthält eine detaillierte Darlegung der einzelnen Phasen des Aufstiegs Bonapartes, von der Niederschlagung des Vendémiaire-Aufstands 1795 bis zu seiner Rückkehr aus Ägypten im Herbst 1799. Die penibel erzählten Geschichten sollen, nicht immer stringent, die Facetten des Mythos ausleuchten, den "Revolutionär", den "Politiker", den "Spieler" und den "Heiland". Überzeugend ist das Unterkapitel über den Italien-Feldzug von 1796 ("Der Heros"), in dem Willms demonstriert, wie durch die Siege von Lodi und Arcole der Mythos des Schlachtengottes begründet wurde, mit dem sich Napoleon von da an identifizierte.
Im zweiten Teil ("Das Evangelium") wird nachgezeichnet, wie sich dieser Mythos beim Niedergang Napoleons verbrauchte, erst 1814, als es des Abfalls seiner Generäle bedurfte, um ihn zum Aufgeben zu zwingen, dann bei der forcierten Liberalisierung der Verfassung während der Hundert Tage, deren Ernsthaftigkeit weder die Zeitgenossen Napoleon abnahmen noch er sich selbst. Als alles verloren schien, gelang ihm im Exil auf Sankt Helena der große Coup: Dank der Zusammenarbeit mit Las Cases schrieb er seine Biographie zu einer Mär von der Emanzipation der europäischen Nationen um, bei der er, Napoleon, Geburtshelferdienste geleistet habe. Dieser "Mémorial de Sainte-Hélène" sollte zur Bibel eines Napoleon-Kults werden, der wenige Jahre nach seinem Tod einsetzte und in der Überführung seiner Gebeine in den Pariser Invalidendom im Dezember 1840 gipfelte. Die von Louis Philippe initiierte Aktion habe laut Willms wie ein Bumerang gewirkt und die Absicht des "Bürgerkönigs" vereitelt, einen Teil der postumen Glorifizierung für sich abzuzweigen. Damit führte sie, so der Autor, zur Wiederauferstehung Napoleons in Frankreich ("Die Apotheose").
Darüber ließe sich streiten. Heinrich Heine, selbst Zeuge des Rückkehrzuges, kam zu dem Ergebnis, dass die "neue Generation", also die Anhänger des Juste milieu, den Enthusiasmus ihrer "Väter" nicht mehr verstanden und sich von einem "glänzenden Alp" erlöst fühlten. Das Material, das Willms bewegt, ist trotz solch überpointierter Diagnosen beeindruckend. Er hat, so scheint es, aus seinem reichen Fundus solche Partien der Napoleon-Geschichte ausgewählt und unter das Brennglas gelegt, die bei seinen früheren Werken im Schatten der großen Begebenheiten geblieben waren. Sein neues Buch ist der Versuch, alles miteinander in Beziehung zu setzen: die Selbsterfindung Napoleons, die Umdeutung seines Wirkens durch den "Mémorial" und die Wiederkehr des mimetischen Napoleon im neunzehnten Jahrhundert. Das ist viel, vielleicht zu viel für ein einzelnes Buch. Der Verfasser droht den Bezug zum thematischen Rahmen zu verlieren, trotz, aber auch wegen der vielen schönen Zitate.
Günter Müchlers Buch will dagegen "nur" eine Biographie sein, aber eine mit einem neuen Aspekt. Für ihn war Napoleon ein Held der "Umstände", der flexibel und unzweifelhaft mit militärischem Genie begabt auf die sich bietenden Gelegenheiten reagierte und aus unterlegener Position wie 1796 und 1800 in Italien und 1805 in Austerlitz die Fehler seiner Gegner nutzte. Das hat zwar schon Clausewitz ihm bescheinigt; aber die Passagen über Kriege und Außenpolitik überzeugen. Plausibel ist auch die Feststellung, dass sich die Gegner an die Überrumpelungsstrategie Napoleons gewöhnten und ihm nicht mehr den Gefallen taten, sich aus der Reserve locken zu lassen. Sie verweigerten ihm in Russland 1812 und in Deutschland 1813 die offene Konfrontation und reduzierten so die Gelegenheiten, aus denen heraus er seine überwältigenden Erfolge erzielte. Allerdings war diese Gegenwehr aufwendig, verlangte Geduld und Koordination und forderte viele Opfer.
Müchler lehnt es ab, Aufstieg und Fall des Korsen aus einem angeblich narzisstischen Ego zu erklären. Zwar attestiert er Napoleon eine im Laufe seiner Karriere zunehmende Resistenz gegenüber den guten Ratschlägen seiner Umgebung, aber das sei nicht der Grund für seinen Untergang gewesen. Er betont, dass Napoleon die meisten seiner Kriege als Verteidigungskriege geführt habe, und nähert sich damit der These Albert Sorels von der Unvereinbarkeit von Französischer Revolution und europäischem Ancien Régime. Napoleon, so Sorel, war nur derjenige, der diesen Urgegensatz von der Revolution geerbt hat, was ihn zu einem gigantischen Abwehrkampf mit Europa zwang, in dem er schließlich unterliegen musste.
So weit geht Müchler nicht, aber auch er übersieht, dass Napoleon es versäumte, in den Intervallen zwischen Friedensschlüssen und Koalitionskriegen (die Geschichtsschreibung zählt deren sieben zwischen 1792 und 1815) die Friedensbereitschaft seiner Gegner, vornehmlich Großbritanniens, zu testen. Stattdessen reizte er sie mit weiteren Nadelstichen so lange, bis sie von sich aus den Kampf wiederaufnahmen. Das gilt besonders für die anderthalb Jahre zwischen dem Friedensschluss von Amiens und dem Ausbruch des dritten Koalitionskrieges im Jahre 1803, als die Friedenssehnsucht nicht nur in Frankreich, sondern auch in England groß war und es vielleicht nur einiger vertrauensbildender Maßnahmen bedurft hätte, um den "halben Frieden" in eine Koexistenz der beiden Großmächte zu verwandeln.
Es hätte dem Buch gutgetan, wenn der Autor gelegentlich aus größerer Distanz auf seinen Helden geblickt hätte. So bleibt er dem an den "Umständen" orientierten Entscheidungsprozess Napoleons immer dicht auf den Fersen, verliert aber damit die eigentlichen Zäsuren der Karriere aus dem Blick, die Wegmarken, an denen sich dem Protagonisten eine Alternative bot, die er ausschlug. Manchmal geht Müchler auch zu dicht auf Tuchfühlung mit seinem Gegenstand und lässt sich vom Impetus des Erzählens dazu animieren, über die Psyche seines Protagonisten zu spekulieren. Die erlebte Rede übt dann die ihr eigene Verführungskraft aus, auf Autor wie Leser. So lässt Müchler seinen Napoleon vor dem Spiegel über die bevorstehende Heirat mit der Habsburgertochter sinnieren: "Es ist nicht zu leugnen, die 40 sind überschritten. Marie Louise ist noch nicht einmal halb so alt wie er!"
Solche stilistischen Freiheiten gehören eigentlich nicht in eine Biographie strenger Observanz. Aber dem Lesevergnügen tut das keinen Abbruch. Und zudem befindet sich Müchler damit in der Gesellschaft so erfolgreicher Vorgänger wie Emil Ludwig und Friedrich Sieburg. Es ist schwierig, sich einem Thema wie der Lebensgeschichte Napoleons zu nähern, ohne sich von der Faszination des Sujets forttragen zu lassen. Die schiere Schönheit der Fabel mit Aufgang, Peripetie und Niedergang, die Strahlkraft des Helden, der in der Niederlage zur Form des Anfangs zurückfindet, dazu die Schauplätze der Handlung von Ägypten bis Russland und Sankt Helena: Das lässt keinen Biographen kalt. Napoleon wusste schon, warum er seinen Lebensroman nicht im "Gemüsebeet" Elba (so Chateaubriand), sondern auf einem fernen Eiland im Atlantik enden ließ, das erst seit vier Jahren einen Flughafen besitzt.
KLAUS DEINET
Johannes Willms: "Der Mythos Napoleon". Verheißung, Verbannung, Verklärung.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 384 S., Abb., geb., 26,- [Euro].
Günter Müchler: "Napoleon". Revolutionär auf dem Kaiserthron. WBG/Theiss Verlag, Darmstadt 2019. 624 S., geb., 32,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der erste und umfangreichste Teil ("Der Mythos") enthält eine detaillierte Darlegung der einzelnen Phasen des Aufstiegs Bonapartes, von der Niederschlagung des Vendémiaire-Aufstands 1795 bis zu seiner Rückkehr aus Ägypten im Herbst 1799. Die penibel erzählten Geschichten sollen, nicht immer stringent, die Facetten des Mythos ausleuchten, den "Revolutionär", den "Politiker", den "Spieler" und den "Heiland". Überzeugend ist das Unterkapitel über den Italien-Feldzug von 1796 ("Der Heros"), in dem Willms demonstriert, wie durch die Siege von Lodi und Arcole der Mythos des Schlachtengottes begründet wurde, mit dem sich Napoleon von da an identifizierte.
Im zweiten Teil ("Das Evangelium") wird nachgezeichnet, wie sich dieser Mythos beim Niedergang Napoleons verbrauchte, erst 1814, als es des Abfalls seiner Generäle bedurfte, um ihn zum Aufgeben zu zwingen, dann bei der forcierten Liberalisierung der Verfassung während der Hundert Tage, deren Ernsthaftigkeit weder die Zeitgenossen Napoleon abnahmen noch er sich selbst. Als alles verloren schien, gelang ihm im Exil auf Sankt Helena der große Coup: Dank der Zusammenarbeit mit Las Cases schrieb er seine Biographie zu einer Mär von der Emanzipation der europäischen Nationen um, bei der er, Napoleon, Geburtshelferdienste geleistet habe. Dieser "Mémorial de Sainte-Hélène" sollte zur Bibel eines Napoleon-Kults werden, der wenige Jahre nach seinem Tod einsetzte und in der Überführung seiner Gebeine in den Pariser Invalidendom im Dezember 1840 gipfelte. Die von Louis Philippe initiierte Aktion habe laut Willms wie ein Bumerang gewirkt und die Absicht des "Bürgerkönigs" vereitelt, einen Teil der postumen Glorifizierung für sich abzuzweigen. Damit führte sie, so der Autor, zur Wiederauferstehung Napoleons in Frankreich ("Die Apotheose").
Darüber ließe sich streiten. Heinrich Heine, selbst Zeuge des Rückkehrzuges, kam zu dem Ergebnis, dass die "neue Generation", also die Anhänger des Juste milieu, den Enthusiasmus ihrer "Väter" nicht mehr verstanden und sich von einem "glänzenden Alp" erlöst fühlten. Das Material, das Willms bewegt, ist trotz solch überpointierter Diagnosen beeindruckend. Er hat, so scheint es, aus seinem reichen Fundus solche Partien der Napoleon-Geschichte ausgewählt und unter das Brennglas gelegt, die bei seinen früheren Werken im Schatten der großen Begebenheiten geblieben waren. Sein neues Buch ist der Versuch, alles miteinander in Beziehung zu setzen: die Selbsterfindung Napoleons, die Umdeutung seines Wirkens durch den "Mémorial" und die Wiederkehr des mimetischen Napoleon im neunzehnten Jahrhundert. Das ist viel, vielleicht zu viel für ein einzelnes Buch. Der Verfasser droht den Bezug zum thematischen Rahmen zu verlieren, trotz, aber auch wegen der vielen schönen Zitate.
Günter Müchlers Buch will dagegen "nur" eine Biographie sein, aber eine mit einem neuen Aspekt. Für ihn war Napoleon ein Held der "Umstände", der flexibel und unzweifelhaft mit militärischem Genie begabt auf die sich bietenden Gelegenheiten reagierte und aus unterlegener Position wie 1796 und 1800 in Italien und 1805 in Austerlitz die Fehler seiner Gegner nutzte. Das hat zwar schon Clausewitz ihm bescheinigt; aber die Passagen über Kriege und Außenpolitik überzeugen. Plausibel ist auch die Feststellung, dass sich die Gegner an die Überrumpelungsstrategie Napoleons gewöhnten und ihm nicht mehr den Gefallen taten, sich aus der Reserve locken zu lassen. Sie verweigerten ihm in Russland 1812 und in Deutschland 1813 die offene Konfrontation und reduzierten so die Gelegenheiten, aus denen heraus er seine überwältigenden Erfolge erzielte. Allerdings war diese Gegenwehr aufwendig, verlangte Geduld und Koordination und forderte viele Opfer.
Müchler lehnt es ab, Aufstieg und Fall des Korsen aus einem angeblich narzisstischen Ego zu erklären. Zwar attestiert er Napoleon eine im Laufe seiner Karriere zunehmende Resistenz gegenüber den guten Ratschlägen seiner Umgebung, aber das sei nicht der Grund für seinen Untergang gewesen. Er betont, dass Napoleon die meisten seiner Kriege als Verteidigungskriege geführt habe, und nähert sich damit der These Albert Sorels von der Unvereinbarkeit von Französischer Revolution und europäischem Ancien Régime. Napoleon, so Sorel, war nur derjenige, der diesen Urgegensatz von der Revolution geerbt hat, was ihn zu einem gigantischen Abwehrkampf mit Europa zwang, in dem er schließlich unterliegen musste.
So weit geht Müchler nicht, aber auch er übersieht, dass Napoleon es versäumte, in den Intervallen zwischen Friedensschlüssen und Koalitionskriegen (die Geschichtsschreibung zählt deren sieben zwischen 1792 und 1815) die Friedensbereitschaft seiner Gegner, vornehmlich Großbritanniens, zu testen. Stattdessen reizte er sie mit weiteren Nadelstichen so lange, bis sie von sich aus den Kampf wiederaufnahmen. Das gilt besonders für die anderthalb Jahre zwischen dem Friedensschluss von Amiens und dem Ausbruch des dritten Koalitionskrieges im Jahre 1803, als die Friedenssehnsucht nicht nur in Frankreich, sondern auch in England groß war und es vielleicht nur einiger vertrauensbildender Maßnahmen bedurft hätte, um den "halben Frieden" in eine Koexistenz der beiden Großmächte zu verwandeln.
Es hätte dem Buch gutgetan, wenn der Autor gelegentlich aus größerer Distanz auf seinen Helden geblickt hätte. So bleibt er dem an den "Umständen" orientierten Entscheidungsprozess Napoleons immer dicht auf den Fersen, verliert aber damit die eigentlichen Zäsuren der Karriere aus dem Blick, die Wegmarken, an denen sich dem Protagonisten eine Alternative bot, die er ausschlug. Manchmal geht Müchler auch zu dicht auf Tuchfühlung mit seinem Gegenstand und lässt sich vom Impetus des Erzählens dazu animieren, über die Psyche seines Protagonisten zu spekulieren. Die erlebte Rede übt dann die ihr eigene Verführungskraft aus, auf Autor wie Leser. So lässt Müchler seinen Napoleon vor dem Spiegel über die bevorstehende Heirat mit der Habsburgertochter sinnieren: "Es ist nicht zu leugnen, die 40 sind überschritten. Marie Louise ist noch nicht einmal halb so alt wie er!"
Solche stilistischen Freiheiten gehören eigentlich nicht in eine Biographie strenger Observanz. Aber dem Lesevergnügen tut das keinen Abbruch. Und zudem befindet sich Müchler damit in der Gesellschaft so erfolgreicher Vorgänger wie Emil Ludwig und Friedrich Sieburg. Es ist schwierig, sich einem Thema wie der Lebensgeschichte Napoleons zu nähern, ohne sich von der Faszination des Sujets forttragen zu lassen. Die schiere Schönheit der Fabel mit Aufgang, Peripetie und Niedergang, die Strahlkraft des Helden, der in der Niederlage zur Form des Anfangs zurückfindet, dazu die Schauplätze der Handlung von Ägypten bis Russland und Sankt Helena: Das lässt keinen Biographen kalt. Napoleon wusste schon, warum er seinen Lebensroman nicht im "Gemüsebeet" Elba (so Chateaubriand), sondern auf einem fernen Eiland im Atlantik enden ließ, das erst seit vier Jahren einen Flughafen besitzt.
KLAUS DEINET
Johannes Willms: "Der Mythos Napoleon". Verheißung, Verbannung, Verklärung.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 384 S., Abb., geb., 26,- [Euro].
Günter Müchler: "Napoleon". Revolutionär auf dem Kaiserthron. WBG/Theiss Verlag, Darmstadt 2019. 624 S., geb., 32,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Historiker Klaus Deinet findet Günter Müchlers Fokus auf Napoleon als flexiblen "Held der Umstände" reizvoll. An Müchlers Biografie überzeugen ihn nicht zuletzt die Passagen über Krieg und Außenpolitik. Auch dass Müchler nicht auf das narzisstische Ego als Beweggrund für Aufstieg und Fall abhebt, gefällt ihm. Mit etwas mehr Distanz zu seinem Helden hätte der Autor Zäsuren und Handlungsoptionen besser erkennen können, findet Deinet allerdings. Und wenn der Autor psychologisiert und erlebter Rede verfällt, wähnt sich Deinet nicht mehr in einer Biografie, sondern im Roman. Bei einem aufregenden Sujet wie diesem allerdings verzeihlich, findet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein fesselndes Gesamtporträt bietet der dicke Band allemal.« SPIEGEL Geschichte, Nr. 1 / 2021 »Günter Müchlers Buch will dagegen 'nur' eine Biographie sein, aber eine mit einem neuen Aspekt.« Frankfurter Allgemeine Zeitung »Ein ganz neuer Napoleon: In seiner großartig erzählten Studie zeigt Müchler uns den Kaiser der Franzosen, wie er getrieben wird von den Alten Mächten ebenso wie von den Errungenschaften der Revolution.« Ulrich Wickert »Eine spannende, glänzend geschriebene und anregende Biographie Napoleons, die überzeugend darlegt, dass er der 'Kaiser der Revolution' (François Furet) gewesen ist.« Étienne François, Berlin / Paris »Eine fulminante Biographie ... Sprache, Form und gedankliche Finesse, mit denen der Revolutionär, der die
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Revolution beendet hat, vermessen wird, machen das Buch gerade auch für Nichtspezialisten zu einem Lesegenuss.« Berthold Seewald, WELT »Günter Müchler sieht es anders. Er will - so schreibt er in der glänzenden Einleitung seiner Napoleon-Biografie - 'den Mann in die Zeit stellen.' (...) Günter Müchler, ein Journalist, bändigt den ungeheuren Stoff mit Verve.« NZZ »Der Journalist und Frankreichkenner Günter Müchler bietet in seiner neu erschienenen Napoleon-Biographie auf fast 600 Seiten dem Leser eine Fülle solcher 'Steinchen'. [...] es ist ihm gelungen, durch die vielen Mosaiksteine hindurch eine große Linie deutlich zu machen.« scienzz.de »Brauchen wir noch eine Napoleon-Biografie? - Die von Günter Müchler auf jeden Fall.« Stuttgarter Zeitung "Es ist, wie ich meine, das beste Einstiegswerk, um sich mit Napoleon zu beschäftigen." Muamer Becirovic, kopfumkrone.at »In seinem Buch gelingt es Günther Müchler ein facettenreiches und tiefschichtiges Bild einer ebenso faszinierenden wie widersprüchlichen Persönlichkeit an einer epochalen Zeitenwende zu entwerfen.« Donaukurier »Und weil er elegant, pointensicher und spannend schreibt, darf man das Buch zu den Aktivposten des Napoleonjahres zählen.« Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau »Der Band präsentiert ein ungewohntes, vielleicht sogar ein neues Bild Napoleons, das zu einer vertieften Beschäftigung mit ihm anregt.« Der Niederrhein 86 »Napoleon Bonaparte war ein Revolutionär auf dem Kaiserthron. So urteilt der Journalist Günther Müchler. Fakten, klare Sprache, starke Bilder, stets der Blick aufs Ganze. Müchler nennt Napoleon den Erfinder der politischen PR.« Westfalenblatt »Müchler ist Historiker, hat aber vor allem als Journalist gearbeitet - beide Sphären vereinen sich wunderbar in diesem Buch: Es ist sprachlich brillant geworden und besitzt auch inhaltlich eine eigene, manchmal sogar fast eigensinnige Handschrift.« Stuttgarter Zeitung »Der Journalist, Historiker und Frankreichkenner Günter Müchler zeigt in seiner exzellent geschriebenen, gut lesbaren Biografie den Feldherrn und Beherrscher halb Europas in einem neuen Licht: Er ist nicht nur der geniale Akteur, sondern auch der Realpolitiker, der geschickt auf der Welle der Revolution reitet und den Erwartungen seiner Anhänger gerecht werden muss.« Börsenblatt »Müchler hilft, das Phänomen Napoleon zu verstehen. Detailreich, aber keineswegs langatmig beschreibt er das Leben, gibt Erklärungen für bestimmte Motivationen und ordnet die Entwicklungen in den europäischen Gesamtzusammenhang ein. (...) es sind gerade diese Detailschilderungen und Einordnungen, die die Kenntnis über Napoleon bereichern und zugleich das Buch über die mehr als 600 Seiten spannend halten.« dpa »Die kenntnisreiche, bestens recherchierte und glänzend geschriebene Napoleon-Biografie von Günter Müchler ... stellt Napoleon in seine Zeit, ganz auf dem Stand der Forschung und quicklebendig.« WAZ »Sie ist spannend geschrieben, enthält die wichtigsten Stellen, Abläufe und lässt wichtige Details nicht missen. Sie ist für ein breiteres Publikum gedacht und jeder nicht historisch interessierte Leser wird das Buch nachvollziehen können.« kopfumkrone.at »[Eine] empfehlenswerte Biografie« Freie Presse
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Bevor ich begann, mich mit dem kleinen großen Korsen zu beschäftigen, der es zumindest zeitweise schaffte, die Welt - bzw. Teile davon - zu malen, wie sie ihm gefällt, habe ich mir überlegt, was mir wichtig ist. Will ich alles erfahren oder gut unterhalten werden? Bei ersterem …
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Bevor ich begann, mich mit dem kleinen großen Korsen zu beschäftigen, der es zumindest zeitweise schaffte, die Welt - bzw. Teile davon - zu malen, wie sie ihm gefällt, habe ich mir überlegt, was mir wichtig ist. Will ich alles erfahren oder gut unterhalten werden? Bei ersterem hätte ich mit Sicherheit zum Opus "Bonaparte" des französischen Historikers Patrice Gueniffey gegriffen und irgendwann, wenn ich gaaanz viel Zeit und Muße habe, werde ich das möglicherweise noch nachholen. Aber gut unterhalten über Napoleon und sein Umfeld wurde ich bereits im Alter von 12, 13 Jahren mit der Schmonzette "Désiree", dessen Inhalt ich zumindest ganz zu Beginn für bare Münze genommen habe.
Also schon eine "richtige" Biographie: da bot sich dann die des Journalisten (und studierten Historikers) Günter Müchler an. Er schreibt auf jeden Fall unterhaltsam und schafft es, den Blick des Rezipienten auch auf das Umfeld zu richten, also Napoleon und seine Geschicke in den welthistorischen Rahmen seiner Zeit einzubetten. Dies ist ein Punkt, der mir ganz besonders wichtig ist und da habe ich dann schon ein bisschen was zu beanstanden: denn Müchler stellt Napoleon schon ein bisschen als tollen Hecht dar, der mit manch einem Zeitgenossen - allen Voran Alexander I. - den Molly macht. Genauer gesagt, werden nur die Rahmeninfos eingefügt, die zu dem Gesamtbild, das Müchler von Napoleon vermitteln will, passen. Und das ist - so finde ich - nicht mehr ganz zeitgemäß.
Wenn ich es jemandem weitergeben würde, würde ich also durchaus den unterhaltsamen Stil, die Fülle an Informationen loben. Auf der anderen Seite würde ich aber genau das, nämlich das Fehlen gewisser Informationen bemängeln. Sowie auch das Fehlen einer Zeittafel zur Person Napoleons - für mich das Nonplusultra bei jeder Biographie.
Kein schlechtes Buch, aber definitiv nicht ohne Fehl und Tadel!
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Eigentlich wußte ich vor diesem Buch nicht viel über Napoleon. Nur das er aus dem Nichts empor geklettert kam und sich selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hat.
Die Einleitung dieses Buches war schon mal eine dezente Kurzfassung, worum es sich in diesem Buch handelt.
Es fing …
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Eigentlich wußte ich vor diesem Buch nicht viel über Napoleon. Nur das er aus dem Nichts empor geklettert kam und sich selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hat.
Die Einleitung dieses Buches war schon mal eine dezente Kurzfassung, worum es sich in diesem Buch handelt.
Es fing an mit Napoleons Herkunft. Wo er geboren wurde, seine Eltern, seine Geschwister und auch die Flucht aus Italien nach Frankreich. Gut wurde beschrieben, wie die Familie sich dort ein neues Leben aufgebaut hat. Alle Namen seiner Geschwister wurden nach der Flucht ins französische umbenannt- nur Napoleon blieb Napoleon. Woher der Name Napoleon kam, weiß bisher niemand so richtig. Napoleon kommt auf eine Militärschule. Er und die anderen werden dort gedrillt. Napoleon ist ein Außenseiter und normaler Durchschnitt in der Schule. Nur In Geschichte und Mathe ist er ausgezeichnet. Später bekommt er seinen Sold, womit er die Mutter und die anderen Geschwister mit unterstützt. Es folgen diverse Kämpfe und Schlachten. Napoleon heiratet Josephine, die älter ist wie er und bereits 2 Kinder hat. Trotzdem ist Napoleon total vernarrt in sie. Er schreibt Josephine überschwengliche Liebesbriefe aus der Ferne, während sich Josephine mit einem anderen Mann vergnügt und seine Briefe nur ab und zu beantwortet. Napoleon steigt immer mehr auf , denn seine Erfolge können sich sehen lassen. Er hat sehr großes Geschick in der Heerführung. Napoleon ist zudem verrückt nach Büchern, um sich weiter zubilden. Auch ist er ein großer Abenteurer und möchte sehr gerne viel von der Welt sehen.
Zwischenzeitlich wurde dieses Buch etwas langatmig , aber ich kann jedem nur dieses Buch weiter empfehlen, der sich mit Napoleon Bonarparte beschäftigen möchte.
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Napoleon - Getriebener der politischen Umstände
Der Autor schildert Napoleons Lebensweg von seinen Anfängen auf Korsika bis hin zu seinem einsamen Ende auf St Helena.
Napoleon war in seinen Anfängen überzeugter Korse, der seine Heimat vom Joch der Franzosen befreien wollte. …
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Napoleon - Getriebener der politischen Umstände
Der Autor schildert Napoleons Lebensweg von seinen Anfängen auf Korsika bis hin zu seinem einsamen Ende auf St Helena.
Napoleon war in seinen Anfängen überzeugter Korse, der seine Heimat vom Joch der Franzosen befreien wollte. Diese Mission scheiterte. Er sucht sein Glück daraufhin in der französischen Armee und wusste seine Chancen zu nutzen. Durch den erfolgreichen Italienfeldzug scheint er seine Eignung bewiesen zu haben, der geeignete Mann zu sein, um dem durch die Revolution verursachte Chaos in Frankreich Herr zu werden. Napoleon stellt sich dieser Aufgabe und verfolgt von da an zwei Ziele : die Sicherung Frankreichs nach außen und die Herstellung einer Ordnung im Inneren. Dabei war sich Napoleon bewusst, dass er sein 2. Ziel nur erreichen kann, wenn er außenpolitisch - und das ist gleichbedeutend mit Erfolgen auf dem Schlachtfeld - reüssiert. Dementsprechend beginnt der Niedergang Napoleons bereits mit dem glücklosen Spanienfeldzug und endet auf dem Schlachtfeld von Waterloo.
Das Buch war für mich eine interessante und spannende Annäherung an die Person Napoleons. Meine Kenntnisse seiner Person erschöpften sich bis dato in den allseits bekannten Fakten: Korse, erfolgreicher Feldherr, Kaiser, Waterloo und Verbannung. Ich musste feststellen, dass dies Napoleon bei weitem nicht gerecht wird. Er war nicht der große Kriegstreiber, sondern versuchte immer wieder Frieden mit seinen Gegner zu schließen. Den Konflikt mit England um den Besitz Belgiens hatte er geerbt. Den großen Fehler, den Napoleon beging, war, dass er den anderen Herrschern vertraute, die hinter seinem Rücken, seinen Niedergang planten und kein Interesse an einem Friedensschluss hatten. Zeitgleich musste Napoleon immer damit rechnen, dass er innenpolitisch entmachtet wird. Hinter seinen militärischen Fähigkeiten geraten seine Verdienste im Bereich der Verwaltung zu sehr in den Schatten. Der Code Civil und die Reform der Verwaltung sind in meinen Augen seine großen Verdienste. Nach der Lektüre des Buches hat sich mein Bild von Napoleon in wesentlichen Punkten geändert.
Was das Lesevergnügen für mich etwas getrübt hat, war die sehr wissenschaftliche Sprache und dem zufolge der häufige Gebrauch von Fremdwörter. Dennoch hat mich das Buch überzeugt und ich fand die Möglichkeit Napoleon näher kennenzulernen faszinierend.
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Pünktlich zum 250. Geburtstag des weltberühmten Korsen legt Günther Müchler seine Napoleon-Biografie vor.
Der Autor ist Historiker und Politologe und hat als Journalist gelernt, mit Sprache zu fesseln.
Geschichte zählte bislang nicht gerade zu meinen großen …
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Pünktlich zum 250. Geburtstag des weltberühmten Korsen legt Günther Müchler seine Napoleon-Biografie vor.
Der Autor ist Historiker und Politologe und hat als Journalist gelernt, mit Sprache zu fesseln.
Geschichte zählte bislang nicht gerade zu meinen großen Interessen, ich wollte mit dieser Biografie denn auch eher Wissenslücken füllen. Umso mehr schätzte ich es, dass Müchler gleichzeitig informativ wie auch unterhaltsam zu schreiben vermag. Der Stil ist für ein Sachbuch oft sehr bildhaft, Müchler interpretiert viel, spekuliert jedoch selten. Bereits die Überschriften der großen Abschnitte, in die er sein Werk unterteilt hat, versprechen Spannung: Suche - Gestaltung - Improvisationen - Lähmung - Absturz -Nachhall.
Und ich wurde nicht enttäuscht. Besonders gefällt mir, dass zwar den geschichtlichen Daten, den Schlachten und politischen Schachzügen viel Raum gegeben wird, aber gleichzeitig ein umfassendes Psychogramm Napoleons entsteht. In diesem Buch geht es nicht nur um den Feldherrn, sondern immer auch um den Menschen Napoleon Bonaparte, seine Charakterzüge, sein Begehren, seine Ängste.
Die Gestaltung ist sehr gut, zwei historische Karten, zahlreiche schwarz-weiß-Fotografien bzw. Zeichnungen veranschaulichen den Text, und ein Lesebändchen ist ein willkommenes Detail.
Zwei kleine Kritikpunkte habe ich dennoch: Erstens hätte ich mir eine Zeittafel im Anhang gewünscht, anhand derer ich wichtige Ereignisse leichter einordnen hätte können. Und zweitens ist leider die Schriftgröße sehr klein gewählt, für mich als Brillenträgerin ist der Text dadurch recht anstrengend zu lesen.
Fazit: Sehr fesselnd, gut verständlich, umfangreich, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!
Weniger
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