William Shaw
Broschiertes Buch
Kings of London / Detective Breen & Tozer Bd.2
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London, November 1968: Hippiekommunen besetzen Häuser, in der Royal Albert Hall feiern John Lennon und Yoko Ono »alchemistische Hochzeit«, und in den Galerien hängen Bilder, die den Blick des Betrachters mächtig herausfordern. In diese so bunte wie nebulöse Welt gerät Detective Sergeant Breen, als in einem niedergebrannten Haus die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird. Die Todesumstände sind mysteriös und der Tote nicht nur ein stadtbekannter Playboy und Kunstsammler, sondern auch Sohn eines angehenden Ministerpräsidenten. Und dieser tut so einiges, um Breen bei der Ermittlung St...
London, November 1968: Hippiekommunen besetzen Häuser, in der Royal Albert Hall feiern John Lennon und Yoko Ono »alchemistische Hochzeit«, und in den Galerien hängen Bilder, die den Blick des Betrachters mächtig herausfordern. In diese so bunte wie nebulöse Welt gerät Detective Sergeant Breen, als in einem niedergebrannten Haus die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird. Die Todesumstände sind mysteriös und der Tote nicht nur ein stadtbekannter Playboy und Kunstsammler, sondern auch Sohn eines angehenden Ministerpräsidenten. Und dieser tut so einiges, um Breen bei der Ermittlung Steine in den Weg zu legen. Das ist aber bei Weitem nicht Breens einziges Problem: Fast täglich erhält er Morddrohungen, und er wüsste endlich gern, woran er mit Tozer ist - bevor sie den Polizeidienst quittiert und die Stadt für immer verlässt.Auch der neue Fall von Breen und Tozer führt das ungleiche Paar unter die bunte Oberfläche Swinging Londons. Zwischen den legendären Partys des Galeristen Robert»Groovy Bob« Fraser und heruntergekommenen Drogenhöhlen erleben sie eine Stadt im Umbruch. Während die einen die neue Freiheit feiern, sind andere bereit, in ihrem Namen über Leichen zu gehen ...
William Shaw wurde in Newton Abbot, Devon, geboren und wuchs in Nigeria auf. Über zwanzig Jahre lang schrieb er für diverse Zeitungen und Magazine wie den Observer und die New York Times über Pop- und Subkultur. Er lebt heute in Brighton. Conny Lösch, geboren 1969 in Darmstadt, lebt als Literaturkritikerin und Übersetzerin in Berlin. Sie übersetzte unter anderem Bücher von Don Winslow, Kae Tempest und Nadia Shireen aus dem Englischen ins Deutsche.
Produktdetails
- Suhrkamp Taschenbücher Nr.4610
- Verlag: Suhrkamp
- Originaltitel: A House of Knives
- Artikelnr. des Verlages: ST 4610
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 472
- Erscheinungstermin: 6. Juli 2015
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 134mm x 37mm
- Gewicht: 540g
- ISBN-13: 9783518466100
- ISBN-10: 3518466100
- Artikelnr.: 41839945
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Die Zukunft hat schon längst begonnen
Feinfühlig: William Shaw entführt mit "Kings of London" in das Jahr 1968
Es gab eine Zeit, da war London nicht die hochglanzpolierte, mit Schwarzgeld aus aller Welt zugeschüttete Metropole. Sondern ein dreckiger, grauer Moloch, Hauptstadt eines zerbröselnden Kolonialreichs. Aber in der Subkultur tat sich viel, die Jugend drängte mit Macht, Beat und Rock'n'Roll auf Veränderung. Im April 1966 druckte das "Time"-Magazin den Begriff "Swinging London" auf die Titelseite - eine kurze Ära hatte ihren Namen. Bei William Shaw liest sich das zu Beginn des Romans "Kings of London" so: "De Gaulle wurde wiedergewählt. Robert Kennedy erschossen. Die Amerikaner kommen in Vietnam nicht weiter
Feinfühlig: William Shaw entführt mit "Kings of London" in das Jahr 1968
Es gab eine Zeit, da war London nicht die hochglanzpolierte, mit Schwarzgeld aus aller Welt zugeschüttete Metropole. Sondern ein dreckiger, grauer Moloch, Hauptstadt eines zerbröselnden Kolonialreichs. Aber in der Subkultur tat sich viel, die Jugend drängte mit Macht, Beat und Rock'n'Roll auf Veränderung. Im April 1966 druckte das "Time"-Magazin den Begriff "Swinging London" auf die Titelseite - eine kurze Ära hatte ihren Namen. Bei William Shaw liest sich das zu Beginn des Romans "Kings of London" so: "De Gaulle wurde wiedergewählt. Robert Kennedy erschossen. Die Amerikaner kommen in Vietnam nicht weiter
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und stellen sich hinter Richard Nixon. Die Sowjets haben Panzer nach Prag geschickt. Es ist Herbst 1968. Und London bleibt London. Obwohl es schon den ganzen Sommer über geregnet hat, regnet es immer noch."
Wir sind im zweiten Band einer Trilogie, der erste Band "Abbey Road Murder Song", im letzten Jahr auf Deutsch erschienen, spielt im Oktober 1968. Er setzt ein mit dem Fund der Leiche einer jungen Frau, unweit der Abbey Road Studios. Die Spur in die Fan-Szene der Beatles hinein ist eine Sackgasse, am Ende ist die Lösung komplizierter, weil sie mit den Schatten der Vergangenheit zu tun hat, den hundert Jahren, in denen Nigeria britische Kolonie war, und mit der humanitären Katastrophe in Biafra.
"Kings of London" beginnt mit einer verbrannten und in Scheiben geschnittenen Männerleiche. Der ums Leben gebrachte Tote war von Beruf Sohn und Playboy mit Verbindungen in die explodierende Kunstszene; dass er Spross eines Labour-Staatssekretärs war, macht die Ermittlungen nicht einfacher.
Hier wie dort, in Subkultur und Kolonialgeschichte kennt sich der Autor aus, der in Nigeria aufgewachsen ist und heute in Brighton lebt. Er hat lange als Musikjournalist gearbeitet, Sachbücher geschrieben. Dass er sich nun ins überlaufene Krimigenre geworfen hat, hat diesem Bücher in einem angenehm unaufgeregten, melancholischen Ton beschert: Shaw hat ein Gespür dafür, diese Zeit ganz unauffällig lebendig werden zu lassen. Seine Figuren sind jung und alt zugleich, verunsichert von der rasant sich wandelnden Welt, zu der sie eigentlich gehören sollten, aber ihre Stiefel sind einbetoniert in der Welt ihrer Eltern.
Das sind keine Supercops, die diese Polizeiromane bevölkern, sondern Ermittler an der Basis: Als Tandem schickt Shaw den irischstämmigen Cathal Breen und die aus Devon stammende junge und unerfahrene Kollegin Helen Tozer ins Rennen. Er ist zweiunddreißig, vor dem Krieg geboren, sie zehn Jahre jünger. Breen fremdelt mit dem Swinging London, ist eher der konservative Typ, Anzug und Krawatte, introvertiert, aber gewissenhaft. Seinen Vater hat er bis zu dessen Tod allein gepflegt.
Tozer ist als Frau bei der Kripo ein rares Wesen; ans Steuer der Polizeifahrzeuge lässt man sie nicht. Sie hat Instinkt, aber sie ist wie Breen auch belastet mit blinden Flecken in der Familiengeschichte - ihre Schwester wurde ermordet. Die zarten Bande zwischen Breen und Tozer, die ihre Gefühlswelt zu entfalten sich schwertun - das zeugt von Shaws feinem Sinn für Nuancen und Dialoge.
Eine Bemerkung zur Titelei: Der erste Band wurde mit dem Slogan "Swinging Killing London" garniert, der zweite mit "London swingt, London brennt". Aus dem Originaltitel "A House of Knives" wurde bei Suhrkamp "Abbey Road Murder Song" und aus "A Song from Dead Lips" nun "Kings of London". "A Book of Scars", der letzte Band der Trilogie, ist soeben in England erschienen. Auf Suhrkamps englische Übersetzung darf man gespannt sein.
HANNES HINTERMEIER
William Shaw: "Kings of London". Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Conny Lösch. Suhrkamp Nova Verlag, Berlin 2015. 473 S., br., 14,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wir sind im zweiten Band einer Trilogie, der erste Band "Abbey Road Murder Song", im letzten Jahr auf Deutsch erschienen, spielt im Oktober 1968. Er setzt ein mit dem Fund der Leiche einer jungen Frau, unweit der Abbey Road Studios. Die Spur in die Fan-Szene der Beatles hinein ist eine Sackgasse, am Ende ist die Lösung komplizierter, weil sie mit den Schatten der Vergangenheit zu tun hat, den hundert Jahren, in denen Nigeria britische Kolonie war, und mit der humanitären Katastrophe in Biafra.
"Kings of London" beginnt mit einer verbrannten und in Scheiben geschnittenen Männerleiche. Der ums Leben gebrachte Tote war von Beruf Sohn und Playboy mit Verbindungen in die explodierende Kunstszene; dass er Spross eines Labour-Staatssekretärs war, macht die Ermittlungen nicht einfacher.
Hier wie dort, in Subkultur und Kolonialgeschichte kennt sich der Autor aus, der in Nigeria aufgewachsen ist und heute in Brighton lebt. Er hat lange als Musikjournalist gearbeitet, Sachbücher geschrieben. Dass er sich nun ins überlaufene Krimigenre geworfen hat, hat diesem Bücher in einem angenehm unaufgeregten, melancholischen Ton beschert: Shaw hat ein Gespür dafür, diese Zeit ganz unauffällig lebendig werden zu lassen. Seine Figuren sind jung und alt zugleich, verunsichert von der rasant sich wandelnden Welt, zu der sie eigentlich gehören sollten, aber ihre Stiefel sind einbetoniert in der Welt ihrer Eltern.
Das sind keine Supercops, die diese Polizeiromane bevölkern, sondern Ermittler an der Basis: Als Tandem schickt Shaw den irischstämmigen Cathal Breen und die aus Devon stammende junge und unerfahrene Kollegin Helen Tozer ins Rennen. Er ist zweiunddreißig, vor dem Krieg geboren, sie zehn Jahre jünger. Breen fremdelt mit dem Swinging London, ist eher der konservative Typ, Anzug und Krawatte, introvertiert, aber gewissenhaft. Seinen Vater hat er bis zu dessen Tod allein gepflegt.
Tozer ist als Frau bei der Kripo ein rares Wesen; ans Steuer der Polizeifahrzeuge lässt man sie nicht. Sie hat Instinkt, aber sie ist wie Breen auch belastet mit blinden Flecken in der Familiengeschichte - ihre Schwester wurde ermordet. Die zarten Bande zwischen Breen und Tozer, die ihre Gefühlswelt zu entfalten sich schwertun - das zeugt von Shaws feinem Sinn für Nuancen und Dialoge.
Eine Bemerkung zur Titelei: Der erste Band wurde mit dem Slogan "Swinging Killing London" garniert, der zweite mit "London swingt, London brennt". Aus dem Originaltitel "A House of Knives" wurde bei Suhrkamp "Abbey Road Murder Song" und aus "A Song from Dead Lips" nun "Kings of London". "A Book of Scars", der letzte Band der Trilogie, ist soeben in England erschienen. Auf Suhrkamps englische Übersetzung darf man gespannt sein.
HANNES HINTERMEIER
William Shaw: "Kings of London". Kriminalroman.
Aus dem Englischen von Conny Lösch. Suhrkamp Nova Verlag, Berlin 2015. 473 S., br., 14,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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» ... ein politisch argumentierender, und auf die Gegenwart zielender Thriller, in dem sich ein scharfer Angriff auf den über Jahre und Jahrzehnte hinweg verfehlte Drogenpolitik verbirgt.« Kolja Mensing Der Tagesspiegel 20151011
Zum Inhalt:
Breen und seine Kollegin Tozer ermitteln in ihrem zweiten Fall. Dieses Mal befassen sie sich mit dem Tod eines jungen Mannes, der gehäutet und ausgeblutet in seiner Wohnung aufgefunden wird. Er entpuppt sich ausgerechnet als drogensüchtiger Sohn eines Abgeordneten, welcher …
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Zum Inhalt:
Breen und seine Kollegin Tozer ermitteln in ihrem zweiten Fall. Dieses Mal befassen sie sich mit dem Tod eines jungen Mannes, der gehäutet und ausgeblutet in seiner Wohnung aufgefunden wird. Er entpuppt sich ausgerechnet als drogensüchtiger Sohn eines Abgeordneten, welcher für seine harte Linie bei der Rauschgiftkriminalität bekannt ist. Daher hält sich das Interesse an der Aufklärung sehr in Grenzen und Breen wird behindert, wo es nur möglich ist. Außerdem muss Breen die Kündigung von Tozer hinnehmen und anonyme Drohgebärden verkraften. Als der von ihm als Täter vermutete Ex-Kollege stirbt, gerät er unter Verdacht und wird vom Dienst suspendiert.
Mein Eindruck:
Shaw versteht es sehr gekonnt, Feeling und Flair der 60er Jahre einzufangen: Happenings, aufkommendes Rauschgift, John Lennon, Yoko Ono und eine für die heutige Zeit unvorstellbare Dominanz des männlichen Geschlechts, die gerne in abfälligen Bemerkungen über weibliche Polizistinnen und Frauen insgesamt mündet. Für die Gedanken und Gefühle seines Hauptcharakters zum Leben im Allgemeinen und seinem eigenen im Besonderen nimmt sich der Autor ebenfalls viel Zeit. So erhält der Lesende einen guten Eindruck von einem aus Irland eingewanderten Polizisten ohne familiäre Bindungen und seiner daraus resultierenden Einsamkeit. Ebenfalls wird thematisiert, dass er sich als sehr integre Person nicht besonders gut mit seinen am Rande der Legalität agierenden Kollegen versteht und deshalb ein Außenseiterdasein im Büro führt. Aber obwohl diese Typbeschreibung für den Fortlauf der Geschichte wichtig ist und eigentlich nicht besonders stört, nimmt sie doch so viel Raum ein, dass die Krimi-Handlung ein bisschen zu sehr am Rande vor sich hinvegetiert.
Dieses Buch sollte man eher als Beschreibung der 60er Jahre in England sehen (mit seinen politischen und gesellschaftspolitischen Umbrüchen) und nicht so sehr als spannende Mördersuche, sonst ist die Enttäuschung eher groß.
Und aus diesem Grund fällt mir die Beurteilung schwer. Betrachte ich den Zeitkolorit, vergebe ich vier Sterne, der Krimi bekommt jedoch nur zwei.
Fazit:
Viel Swinging Sixties, zu wenig Tat und Täter
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Detective Sergeant Paddy Breen wird zu einem Leichenfund in einem abgebrannten Haus in London gerufen. Der Tote war sehr bekannt und die Umstände seines Todes sind mysteriös. Sein Vater ist der angehenden Ministerpräsidenten und macht Breen die Arbeit nicht einfach.
Das Buch hat …
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Detective Sergeant Paddy Breen wird zu einem Leichenfund in einem abgebrannten Haus in London gerufen. Der Tote war sehr bekannt und die Umstände seines Todes sind mysteriös. Sein Vater ist der angehenden Ministerpräsidenten und macht Breen die Arbeit nicht einfach.
Das Buch hat eine besonderen Schreibstil, der etwas gewöhnungsbedürftig ist und Aufmerksamkeit erfordert. Ich kenne den Vorgängerband "Abbey Road Murder Song" nicht, konnte mich aber trotzdem gut in die Story hineinfinden.
Wir befinden uns im Swinging London 1968, aber davon ist nicht viel zu spüren. Die ganze Geschichte wird durch eine eher düstere Atmosphäre beherrscht.
Auch Breen hat an einigen Fronten zu kämpfen. Sein pflegebedürftiger Vater ist gestorben, ein alter Fall beschäftigt ihn immer noch, er erhält Morddrohungen und auch Tozer bereitet ihm Kopfschmerzen. Dass der Politiker ihm in diesem Fall Steine in den Weg legt, weil er im eigenen Interesse die Story aus den Medien halten will, bereitet Breens weniger Probleme.
Breen ist noch recht jung und wirkt doch so festgefahren, Neuem gegenüber ist er nicht sonderlich aufgeschlossen. Kollegin Helen Tozer ist da ganz anders, sie ist lebendig. Deshalb behagt es ihr natürlich nicht, dass sie als Frau bei der Polizei nicht recht ernst genommen wird.
Die Geschichte ist interessant, aber mir fehlt ein wenig die Spannung. Da hatte ich mehr erwartet.
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"Kings of London" schließt nahtlos an den ersten Band "Abbey Road Murder Song" an. Da ich mich aber nicht mehr an die Details erinnern konnte, kann man das Buch sicher auch gut lesen, ohne den ersten Band zu kennen.
London 1968 in den Swinging Sixties, in die Sergeant …
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"Kings of London" schließt nahtlos an den ersten Band "Abbey Road Murder Song" an. Da ich mich aber nicht mehr an die Details erinnern konnte, kann man das Buch sicher auch gut lesen, ohne den ersten Band zu kennen.
London 1968 in den Swinging Sixties, in die Sergeant Cathal Breen nicht so recht zu passen scheint. Da er sich die letzten Jahre außerhalb der Arbeit um seinen kranken Vater gekümmert hat, hat er den Übergang in diese neue Zeit verpasst, die Musik, die Mode, die Frauen' Damit ist er genau das Gegenteil des jungen Mannes, der tot aufgefunden wird und dessen Mörder er sucht. Der Lebensinhalt des Opfers waren Partys, Sex und Drogen, was seinem Vater, einem einflussreichen Politiker, ein Dorn im Auge war, so dass er auch jetzt den Ablauf der Ermittlungen kontrolliert.
Schon im ersten Band ging es um korrupte Polizisten und in diesem Fall zeigt sich, wie weit verbreitet Korruption und Machtmissbrauch zu dieser Zeit überall in London waren. Das ist nicht Breens Welt und er versucht dagegen anzugehen - obwohl er mit der Zeit auch lernt, die Vorteile dieser Welt zu nutzen; allerdings nicht zu seinem eigenen Wohlergehen, sondern um Verbrecher zu fassen und anderen zu helfen (mit einer kleinen privaten Ausnahme, um endlich wieder ruhig schlafen zu können!).
Auch diesmal arbeitet Breen wieder mit Constable Helen Tozer zusammen, für die das aber die letzten Wochen bei der Polizei sind, da sie nach kurzer Zeit schon wieder gekündigt hat. Und wie gut kann das jede Leserin verstehen!
Im Mittelpunkt des Buches steht nicht der Mordfall - manchmal habe ich den beim Lesen völlig vergessen - sondern William Shaws brillianter Einblick in das Leben der späten 60er Jahre: Frauen wurden in jeder Hinsicht diskriminiert, Hierarchien wurden gepflegt und mussten um jeden Preis respektiert werden, geraucht wurde immer und überall. Und der Autor zeigt auch die Schattenseiten dessen, was heute nostalgisch verklärt gesehen wird: bei den Hippies war nicht alles Liebe und Flower Power, da wurde im neuen Outfit genauso diskriminiert und kontrolliert wie im Rest der Welt. Thematisiert wird auch der Umgang mit Drogen, da zu dieser Zeit in England die legale Verschreibung von Drogen durch Ärzte abgeschafft wurde.
Am eindrucksvollsten sieht man aber an Helen Tozer, wie Frauen noch vor weniger als 50 Jahren behandelt wurden. Tägliche Diskriminierung in allen Bereichen war normal und dumme Sprüche waren mehr als salonfähig. Und das, obwohl dem Leser sehr schnell klar wird, dass Helen viel mehr drauf hat als die meisten Männer bei der Polizei...
Besonders gut gefällt mir bei William Shaw, wie er seinen Charakteren mit wenigen Worten Leben einhaucht. Eine kurze Beschreibung hier, ein kleiner Dialog dort, und schon werden seine Figuren dreidimensional und man glaubt, sie schon ewig zu kennen. Ich habe mit Tozer mitgelitten, die trotz aller Probleme (fast) nie die gute Laune verliert, und Breens Einsamkeit und seine Unfähigkeit, sich der Gesellschaft anzupassen, fand ich sehr ergreifend beschrieben.
Ich gebe diesem Buch 5 Sterne, weil es toll geschrieben ist, einen interessanten Einblick in die 60er Jahre gibt und glaubwürdige Charaktere hat, die einen so schnell nicht wieder loslassen. Als Krimi finde ich es nicht sonderlich interessant, da der Fall so sehr ins Hintertreffen gerät, dass praktisch keine Spannung aufkommt. Wer also einen "richtigen" Krimi lesen möchte, ist mit diesem Buch vielleicht nicht so gut bedient.
Ich aber warte auf den letzten Teil dieser Trilogie um Breen und Tozer. Es kann doch nicht sein, dass Tozer die Polizei so sang- und klanglos verlässt und Breen muss doch auch endlich sein Glück finden...
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William Shaw lässt das London im Jahre 1968/1969 wieder auferstehen. Die Pop-, Mode- und Kunstscene nehmen einen Teil des Kriminalromans ein wie auch das Privatleben des Detective Sergeant Cathal Breen den alle Paddy, seiner irischen Abstammung gemäß, nennen und seiner Kollegin Helen …
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William Shaw lässt das London im Jahre 1968/1969 wieder auferstehen. Die Pop-, Mode- und Kunstscene nehmen einen Teil des Kriminalromans ein wie auch das Privatleben des Detective Sergeant Cathal Breen den alle Paddy, seiner irischen Abstammung gemäß, nennen und seiner Kollegin Helen Tozer. Paddy kümmert sich bereits seit einiger Zeit um seinen kranken Vater, doch gerade an dem Tag, als es so schlecht um ihn steht dass er ihn ins Krankenhaus bringen muss, wird er zu einem ungeklärten Todesfall gerufen. In einer abgebrannten Wohnung wird eine stark verkohlte männliche Leiche gefunden. Während Paddy noch mit den Ermittlungen beschäftigt ist, erhält er die Nachricht, dass sein Vater gestorben ist. Auch Helen hat mit privaten Problemen zu kämpfen. Als Frau bei der Polizei hat sie mit Anfeindungen von Kollegen und Vorgesetzten zu tun, ihr Vater schafft die Versorgung der Milchkühe ihres Hofes nicht mehr und sie als einziges Kind hat sich nun um den Bauernhof und die Versorgung ihrer Eltern zu kümmern. Die Polizeiarbeit vermisst sie nicht so sehr, London und das quirlige Leben schon.
Bei den Ermittlungen der verkohlten Leiche werden Paddy Steine in den Weg gelegt und ein ehemaliger Kollege, Michael Prosser, ein bestechlicher Polizist, der seinen Rauswurf bei der Polizei Paddy zu verdanken hat, steht im Verdacht, Morddrohungen und einen Mordversuch an Paddy unternommen zu haben. Als dieser tot aufgefunden wird, wird Paddy verdächtigt und vorläufig suspendiert. Paddy ermittelt nun auf eigene Faust weiter.
Sehr schön und außergewöhnlich bei einem Kriminalroman ist die Verlegung des Tatortes nach London 1968. Auch die Schreibweise hat sich der Jahreszahl angepasst, alles ist sehr stimmig und stimmungsvoll beschrieben. Einige Ereignisse, politisch und gesellschaftlich, finden in Nebensätzen statt und lassen diese Zeit vor dem geistigen Auge wieder lebendig werden.
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»Er näherte sich dem Toten, holte tief Luft, ging in die Hocke und versuchte, ihm etwas Staub aus dem Gesicht zu wischen. In Verbindung mit dem Wasser, das die Feuerwehrleute überall verspritzt hatten, hatte sich daraus eine Kruste gebildet. Die Haut war in der Hitze des Feuers …
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»Er näherte sich dem Toten, holte tief Luft, ging in die Hocke und versuchte, ihm etwas Staub aus dem Gesicht zu wischen. In Verbindung mit dem Wasser, das die Feuerwehrleute überall verspritzt hatten, hatte sich daraus eine Kruste gebildet. Die Haut war in der Hitze des Feuers geröstet worden, aber nicht verkohlt wie bei der anderen Leiche. Dafür war sie von den Oberarmen bis zu den Handgelenken heruntergeschält. Nicht vorsichtig. Ganze Muskelfasern waren ausgerissen, und Reste davon hingen lose und verschmort herunter.«
London, November 1968. Die ganze Stadt ist in Bewegung. Zwischen Hippiekommunen, Hausbesetzern und den Beatles fühlt Detective Sergeant Cathal Breen sich mich seinen 32 Jahren schon mächtig alt. Und nun das! Der junge Mann, der dort verbrannt und verstümmelt vor ihm liegt, entpuppt sich nicht nur als Playboy und Kunstsammler, sondern auch als Sohn eines hochrangigen Labour-Politikers. Eine normale Ermittlungsarbeit ist kaum möglich und dabei hat Breen noch so viele andere Probleme: Sein Vater ist gestorben, irgendjemand schickt ihm anonyme Morddrohungen und seine Kollegin Helen Tozer hat gekündigt und wird London in wenigen Tagen verlassen.
Ich war gespannt auf dieses Buch, da mir schon der Vorgängerband „Abbey Road Murder Song“ gut gefallen hatte. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht, ich erlebte einen tollen Krimi, eingebettet in eine Rahmenhandlung voller 60er Jahre Lebensgefühl. Breen ist im Grunde ein Außenstehender, der sich mit der „modernen Zeit“ schwer tut, daher viel beobachtet, schildert und hinterfragt. Das war für mich sehr interessant zu lesen und häufig auch unterhaltsam.
Detective Constable Helen Tozer ist einige Jahre jünger, liebt ihren Minirock, die Beatles und hat keine Probleme damit, in der Szene „mitzuswingen“. Dafür hat sie andere Probleme, die größtenteils daraus resultieren, wie die Rolle der Frau bei der Polizei angesehen wird. Immer noch darf sie nicht Auto fahren und soll ihre Tätigkeit darauf beschränken, mit Kindern und weiblichen Zeugen oder Verdächtigen zu reden. Von der „richtigen“ Polizeiarbeit soll sie sich fernhalten – ein unerträglicher Zustand für Tozer…
Tozer blieb an der Ecke stehen. »Und wenn ich noch mal alleine zurückgehe?« … »Wäre einen Versuch wert«, sagte Breen. »Du machst wohl Witze?«, sagte Jones. … »Die kann doch nicht verdeckt ermitteln.« »Macht sie ja auch nicht. Sie sieht sich nur um.« »Das ist eine Frau, du liebe Zeit, Paddy!«
Aber nicht nur in der Art, wie sie ihre Kolleginnen ansehen, bekommt die Polizei ihr Fett weg. Weitere Themen sind Korruption und Gewaltbereitschaft, so dass die Rollen von Gut und Böse wirklich nicht fest besetzt sind. Auch das war wieder ein Punkt, der mir sehr zusagte.
Die Krimihandlung gefiel mir ebenfalls sehr. Sie brachte Überraschungen, war schlüssig und erfreute mit einem richtig spannenden Ende. Ich könnte mir vorstellen, dass das, was ich als Rahmenhandlung bezeichnet habe, für den einen oder anderen Leser zu umfangreich ist. Für mich, die ich die damalige Zeit und ihr Lebensgefühl hochinteressant finde, war aber alles prima und ich habe mich mit diesem Buch keinen Moment gelangweilt. Die Kenntnis des vorherigen Bandes ist nicht notwendig, alle Dinge, auf die Bezug genommen wird, werden kurz erklärt, so dass es keine Verständnisschwierigkeiten geben sollte. Im Anhang gibt es noch einige Erklärungen und Hinweise zu den zeitgeschichtlichen Bezügen. Der Schluss lässt auf einen weiteren Band mit Breen und Tozer hoffen – ich werde sicher wieder dabei sein.
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Breen und Tozer ermitteln wieder. Eine verkohlte Leiche lässt Breen keine Ruhe, auch wenn der Fall schon längst zu den Akten gelegt ist. Ein ähnlicher Fall kurze Zeit später landet ebenfalls auf seinem Tisch und ist brisant dazu: der Sohn eines hohen Politikers, der den Tod …
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Breen und Tozer ermitteln wieder. Eine verkohlte Leiche lässt Breen keine Ruhe, auch wenn der Fall schon längst zu den Akten gelegt ist. Ein ähnlicher Fall kurze Zeit später landet ebenfalls auf seinem Tisch und ist brisant dazu: der Sohn eines hohen Politikers, der den Tod seines drogenabhängigen Juniors mit allen Mitteln aus der Presse halten will. Unterstützung findet er kaum bei seinen Ermittlungen, viel mehr scheinen sich alle gegen ihn verschworen zu haben und ihn an den Nachforschungen zu hindern. Dies geht sogar so weit, dass er konkret bedroht wird. nach einem Brandanschlag auf seine Wohnung wird Breen klar, dass er wirklich um sein Leben fürchten muss, doch aus welcher Ecke kommt die Bedrohung?
Band zwei der Trilogie konnte mich nicht ganz so überzeugen wie der erste. Der Fall an sich ist spannend, clever konstruiert, wenn auch für meinen Geschmack ein paar weniger Nebenschauplätze etwas mehr Stringenz hineingebracht hätten, was der Handlung zuträglich gewesen wäre. Tozer und Breen versinken dieses Mal in Depression, was den ganzen Krimi durchhält und ihm eine ziemlich negative Atmosphäre verpasst. Auch London ist hier nicht die rebellische Stadt im Jahre 1968, sondern ein marodes Loch, in dem die Bewohner ziemlich alle leiden. Spielte im ersten Band noch die Musik eine tragende Rolle, sollte es hier laut Klappentext die Kunst sein, doch sie bleibt eine minimale Randerscheinung, die nicht trägt und hinter dem Rest zurücktritt.
Fazit: durchaus guter Krimi, aber mit sehr depressiver Grundnote.
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