Marie-Renée Lavoie
Gebundenes Buch
Ich und Monsieur Roger
Roman
Übersetzung: Jandl, Andreas; Cassau, Norma
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Hélène ist klein, zart, acht Jahre alt, nennt sich Joe und behauptet, zehn zu sein, damit sie den Job als Zeitungsausträgerin bekommt. Umgeben von drei Schwestern, einem Vater, der das Leben nur als melancholischer Trinker erträgt, und einer Mutter, die sich mit drakonischer Strenge panzert, ist Joe manchmal etwas einsam, ganz wie Roger, der plötzlich im Garten des Nachbarhauses steht und flucht. Roger ist achtzig, ein begnadeter Grantler, dessen Flüche mit jeder Flasche Bier phantastischer werden. Wie Joe den lebensmüden Roger ins Leben zurückholt und er zum Schutzpatron dieses empfin...
Hélène ist klein, zart, acht Jahre alt, nennt sich Joe und behauptet, zehn zu sein, damit sie den Job als Zeitungsausträgerin bekommt. Umgeben von drei Schwestern, einem Vater, der das Leben nur als melancholischer Trinker erträgt, und einer Mutter, die sich mit drakonischer Strenge panzert, ist Joe manchmal etwas einsam, ganz wie Roger, der plötzlich im Garten des Nachbarhauses steht und flucht. Roger ist achtzig, ein begnadeter Grantler, dessen Flüche mit jeder Flasche Bier phantastischer werden. Wie Joe den lebensmüden Roger ins Leben zurückholt und er zum Schutzpatron dieses empfindsamen Mädchens wird, beschreibt Marie-Renée Lavoie aus Kanada mit viel Witz und Poesie.
Lavoie, Marie-Renée
Marie-Renée Lavoie wurde 1974 geboren. Sie unterrichtet Literatur am Collège de Maisonneuve in Montréal. Für ihren Debütroman wurde sie mit dem Prix Archambault ausgezeichnet.
Marie-Renée Lavoie wurde 1974 geboren. Sie unterrichtet Literatur am Collège de Maisonneuve in Montréal. Für ihren Debütroman wurde sie mit dem Prix Archambault ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Hanser Berlin
- Originaltitel: La petite et le vieux
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 30. Juli 2013
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 130mm x 24mm
- Gewicht: 380g
- ISBN-13: 9783446243842
- ISBN-10: 3446243844
- Artikelnr.: 38131157
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Im Mittelpunkt von Marie-Renee Lavoies "Ich und Monsieur Roger" steht die Freundschaft der jungen Hélène mit dem Nachbarn der Familie, dem alten Monsieur Roger, berichtet Juri Müller. Die Rollen sind klar verteilt, erklärt der Rezensent: Hélène bringt wieder Schwung ins Leben des Alten, der sie dafür vor allerlei Schwierigkeiten bewahrt. Vor allem wird in diesem Buch oft und scharfzüngig diskutiert, verrät Müller, der besonders an den Kabbeleien der beiden Hauptfiguren viel Spaß hatte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Opa ist der Beste
Freundschaftsromane von Geda und Lavoie
Generationen übergreifende Freundschaften, das ist das Thema von Fabio Gedas Roman "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts" wie auch von Marie-Renée Lavoies "Ich & Monsieur Roger". Während bei Geda Enkel Zeno und Großvater Simone versuchen, sich langsam kennenzulernen, begegnen sich bei Lavoie die freche Hélène und ihr achtzigjähriger Nachbar Monsieur Roger mit Hassliebe und Charme.
Beide Freundschaften beruhen auf demselben Grundproblem: dem drohenden Verlust des Vaters. Während bei Zenos Vater Leukämie diagnostiziert wird und der Enkel deswegen zu seinem eigenbrötlerischen Großvater in ein italienisches Dorf gebracht werden muss, taucht bei Lavoie
Freundschaftsromane von Geda und Lavoie
Generationen übergreifende Freundschaften, das ist das Thema von Fabio Gedas Roman "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts" wie auch von Marie-Renée Lavoies "Ich & Monsieur Roger". Während bei Geda Enkel Zeno und Großvater Simone versuchen, sich langsam kennenzulernen, begegnen sich bei Lavoie die freche Hélène und ihr achtzigjähriger Nachbar Monsieur Roger mit Hassliebe und Charme.
Beide Freundschaften beruhen auf demselben Grundproblem: dem drohenden Verlust des Vaters. Während bei Zenos Vater Leukämie diagnostiziert wird und der Enkel deswegen zu seinem eigenbrötlerischen Großvater in ein italienisches Dorf gebracht werden muss, taucht bei Lavoie
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Monsieur Roger zu jenem Zeitpunkt auf, als Hélène sich einredet, sie müsse ihre Familie ganz allein retten. Da hören die Gemeinsamkeiten allerdings schon auf, denn Lavoie schreibt mit poetischem Witz und beißendem Humor, Geda erzählt mit Gefühl und Nostalgie.
Lavoie erschafft Figuren mit Ecken und Kanten: die sympathische Kämpferin Hélène, die im zarten Alter von acht Jahren Zeitungen austrägt, um die finanziellen Sorgen der Familie zu mindern, oder ihr Vater, der als Lehrer scheitert und den alltäglichen Schulhorror immer öfter mit Alkohol zu vergessen versucht.
Auch Monsieur Roger zählt zu diesen Figuren. Obwohl er und Hélène sich zunächst nicht leiden können, wird sie ihn in das Leben zurückführen und er sie vor so manchem schlimmen Unglück bewahren. Dass Monsieur Roger dabei trinkt, flucht und schnelle Wortgefechte mit Hélène führt, obwohl die beiden ein Herz und eine Seele bilden, trägt viel zu der Komik des Romans bei. Was die ungleichen Figuren verbindet, sind vor allem der aufmerksame Blick auf ihre Mitmenschen und die Vorliebe für scharfzüngig geführte Diskussionen. So kommt es auch, dass der Alte die Kleine beschützt, während die Kleine den Alten aus seiner Einsamkeit holt und ihm Gesellschaft schenkt. Bei Lavoie wechseln Tragik und Komik, Mitleiden und Mitlachen einander ab.
Geda wiederum unterbricht seine Erzählung von Enkel und Großvater mit biographischen Episoden aus dem Leben des Großvaters, der sein Leben, beginnend bei der Geburt 1938, als Sohn einer jüdischen Familie rekonstruiert. Der chronologisch aufgebaute Lebensabriss gibt die Schrecken und Ängste der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs in Italien wieder und verleiht dem Roman, der die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts widerspiegeln will, entsprechendes Gewicht. Gut möglich, dass Geda die Idee zu diesem biographischen Rückblick auf das Jahrhundert der Vertreibungen kam, als er an seinem vorletzten Buch schrieb. Der Roman "Im Meer schwimmen Krokodile" erzählt von der auf wahren Begebenheiten beruhenden Flucht eines afghanischen Jungen, der eine Odyssee nach Italien antreten muss.
Die emotionale und tragische Lebensgeschichte von Großvater Simone ist gespickt mit kleinen Lichtblicken, das Erzähltempo beider Handlungsstränge ist eher gemächlich. Auch der große Knall, der sich anzukündigen schien, bleibt aus. "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts" verläuft sich im weichen Sand und huldigt der Nostalgie und der sehnsuchtsvollen Erinnerung an das Vergangene. Gedas Protagonisten finden über ihr Schweigen zueinander, über die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Beständigkeit. Bei ihm gibt der Enkel seinem Großvater einen neuen Lebensinhalt und den Mut weiterzuleben, im Gegenzug gewährt der Großvater dem Jungen Schutz, Geborgenheit und Beständigkeit. Sei es nun Gedas melancholischangehauchte Familienbeziehung oder Lavoies humorvolle Nachbarschaft, die Botschaft dieser beiden Romane ist dieselbe: Aus Freundschaften lässt sich gerade über Generationen hinweg viel fürs Leben lernen.
JURI MÜLLER
Fabio Geda: "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts". Roman.
Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt. Knaus Verlag, München 2013. 352 S., geb., 19,99 [Euro].
Marie-Renée Lavoie: "Ich & Monsieur Roger". Roman.
Aus dem Französischen von Norma Cassau und Andreas Jandl. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2013. 256 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lavoie erschafft Figuren mit Ecken und Kanten: die sympathische Kämpferin Hélène, die im zarten Alter von acht Jahren Zeitungen austrägt, um die finanziellen Sorgen der Familie zu mindern, oder ihr Vater, der als Lehrer scheitert und den alltäglichen Schulhorror immer öfter mit Alkohol zu vergessen versucht.
Auch Monsieur Roger zählt zu diesen Figuren. Obwohl er und Hélène sich zunächst nicht leiden können, wird sie ihn in das Leben zurückführen und er sie vor so manchem schlimmen Unglück bewahren. Dass Monsieur Roger dabei trinkt, flucht und schnelle Wortgefechte mit Hélène führt, obwohl die beiden ein Herz und eine Seele bilden, trägt viel zu der Komik des Romans bei. Was die ungleichen Figuren verbindet, sind vor allem der aufmerksame Blick auf ihre Mitmenschen und die Vorliebe für scharfzüngig geführte Diskussionen. So kommt es auch, dass der Alte die Kleine beschützt, während die Kleine den Alten aus seiner Einsamkeit holt und ihm Gesellschaft schenkt. Bei Lavoie wechseln Tragik und Komik, Mitleiden und Mitlachen einander ab.
Geda wiederum unterbricht seine Erzählung von Enkel und Großvater mit biographischen Episoden aus dem Leben des Großvaters, der sein Leben, beginnend bei der Geburt 1938, als Sohn einer jüdischen Familie rekonstruiert. Der chronologisch aufgebaute Lebensabriss gibt die Schrecken und Ängste der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs in Italien wieder und verleiht dem Roman, der die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts widerspiegeln will, entsprechendes Gewicht. Gut möglich, dass Geda die Idee zu diesem biographischen Rückblick auf das Jahrhundert der Vertreibungen kam, als er an seinem vorletzten Buch schrieb. Der Roman "Im Meer schwimmen Krokodile" erzählt von der auf wahren Begebenheiten beruhenden Flucht eines afghanischen Jungen, der eine Odyssee nach Italien antreten muss.
Die emotionale und tragische Lebensgeschichte von Großvater Simone ist gespickt mit kleinen Lichtblicken, das Erzähltempo beider Handlungsstränge ist eher gemächlich. Auch der große Knall, der sich anzukündigen schien, bleibt aus. "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts" verläuft sich im weichen Sand und huldigt der Nostalgie und der sehnsuchtsvollen Erinnerung an das Vergangene. Gedas Protagonisten finden über ihr Schweigen zueinander, über die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Beständigkeit. Bei ihm gibt der Enkel seinem Großvater einen neuen Lebensinhalt und den Mut weiterzuleben, im Gegenzug gewährt der Großvater dem Jungen Schutz, Geborgenheit und Beständigkeit. Sei es nun Gedas melancholischangehauchte Familienbeziehung oder Lavoies humorvolle Nachbarschaft, die Botschaft dieser beiden Romane ist dieselbe: Aus Freundschaften lässt sich gerade über Generationen hinweg viel fürs Leben lernen.
JURI MÜLLER
Fabio Geda: "Der Sommer am Ende des Jahrhunderts". Roman.
Aus dem Italienischen von Christiane Burkhardt. Knaus Verlag, München 2013. 352 S., geb., 19,99 [Euro].
Marie-Renée Lavoie: "Ich & Monsieur Roger". Roman.
Aus dem Französischen von Norma Cassau und Andreas Jandl. Verlag Hanser Berlin, Berlin 2013. 256 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Eine zutiefst berührende Geschichte über eine ungleiche Freundschaft und über die zähe Tapferkeit eines kleinen Mädchens." Saskia Stöcker, Freundin, 14.08.13
Ein Roman, in dem viel geflucht und nichts geschönt wird, und der dennoch auch eine Hommage an die poetischen Seiten des Lebens ist. Bildreich und mit einer feinen Prise schwarzen Humor erzählt die Autorin von einer kleinen Heldin:
Hélène, ein achtjähriges …
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Ein Roman, in dem viel geflucht und nichts geschönt wird, und der dennoch auch eine Hommage an die poetischen Seiten des Lebens ist. Bildreich und mit einer feinen Prise schwarzen Humor erzählt die Autorin von einer kleinen Heldin:
Hélène, ein achtjähriges Mädchen, das lieber Joe genannt werden möchte und sich eifrig bemüht, die Sorgen seiner Eltern auf seinen noch viel zu schmalen Schultern mitzutragen. Denn in der Welt der Erwachsenen, hat Joe früh erkannt, ist so einiges nicht in Ordnung. Als dann auch noch der fluchende, raubeinige Monsieur Roger in ihre Nachbarschaft zieht, ist sie zunächst wenig begeistert - doch auch Monsieur Roger hat Heldenpotential ...
Eine wunderbare Erzählung, die sehr authentisch wirkt und in einer mutigen, mal fast schon vulgären, mal sehr eleganten Sprache vorgetragen wird. Der Härte der Welt stellt die Autorin dabei viele kleine und große Heldentaten der Menschen entgegen. Ich würde nur zu gerne wissen, ob die Autorin auch autobiographische Elemente hat einfließen lassen ...
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Mit ihren acht Jahren ist Hélène ganz schön verantwortungsvoll, will sie doch ihrer Familie, die in einem ärmlichen Viertel wohnt und jeden Cent mehrfachen umdrehen muss, finanziell ein bisschen helfen. Dafür macht sie sich kurzerhand 2 Jahre älter und nennt sich …
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Mit ihren acht Jahren ist Hélène ganz schön verantwortungsvoll, will sie doch ihrer Familie, die in einem ärmlichen Viertel wohnt und jeden Cent mehrfachen umdrehen muss, finanziell ein bisschen helfen. Dafür macht sie sich kurzerhand 2 Jahre älter und nennt sich Joe, um einen Job als Zeitungsausträger zu bekommen. Ihre Eltern sind Lehrer, der Vater todunglücklich in seinem Job und gibt sich zunehmend dem Alkohol in. Die Mutter – eigentlich eine Seele von Mensch – ist vom Leben gezeichnet, hält dennoch die Familie zusammen, wenn auch manchmal mit ein bisschen Härte. „Fertig aus“ ist ihrer Devise. Als dann der 80jährige Roger in die Gegend zieht, ist Joe zunächst nicht angetan von ihm, denn er ist alt und verbittert und flucht wie ein Rohrspatz. Doch zwischen den beiden ungewöhnlichen Charakteren entwickelt sich eine zarte Freundschaft.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und der Schreibstil hat mich sofort eingesogen in die Geschichte. Er ist eher ungewöhnlich, mit langen Sätzen, sehr beschreibend und mit vielen Metaphern und obwohl aus Sicht der kleinen Hélène erzählt, erinnert der Schreibstil gar nicht an ein junges Mädchen. Die Geschichte lebt von vielen kleinen Ereignissen, manchmal sind es Alltagsdinge, die durch ihre ausführliche und dennoch pointierte Beschreibung ein gutes Bild der Familie zeichnen. Manche Situationen sind tragisch und zugleich komisch und lassen mich sowohl lächeln, aber auch nachdenken und mit dem Schicksal hadern.
Hélène wünscht sich nichts sehnlicher, als ein Junge zu sein und hat als Vorbild den jungen Oscar – einen Helden aus einer Zeichentrickserie. Die Vergleiche mit dem Fernsehhelden und die Gedanken Hélènes, die immer wieder um ihren Helden kreisen, sind toll und geschickt in die Geschichte eingebunden. Dass dann die Serie bald zu Ende geht und dies natürlich auch Einfluss auf Hélènes Leben hat, zeichnete sich natürlich ab und bringt eine Wendung in dem jungen Leben.
Hélène ist ein pfiffiges und aufmerksames junges Mädchen, das ich rasch ins Herz geschlossen habe. Es ist rührend, wie sie sich um die Familie sorgt und sie manchmal durch ihre Bemühungen zusammenzuhalten scheint. Roger, der grimmige und schrullige alte Herr, der vor allem flucht wie ein Rohrspatz, hat auch einen warmen und weichen Kern, dennoch ist er mir während des ganzen Buches nicht wirklich ans Herz gewachsen. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen ihm und Hélène, und auch wenn man die zarte Bande zwischen beiden gespürt hat, hätte ich mir mehr gemeinsame Passagen und Zeiten zwischen den beiden gewünscht.
Dennoch ist das Buch eine wertvolle Erzählung über eine ungewöhnliche Freundschaft, vor allem aber über ein ungewöhnliches Mädchen, dem es gelingt, durch kleine Taten Großes zu bewegen. Ein wirklich bewegendes Buch, das zu lesen lohnt!
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Durch eine Leseprobe bei Vorablesen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Diese klang recht vielversprechend, weshalb ich mich für dieses Buch beworben habe. Ich habe es auch gewonnen, bin nun aber etwas hin- und hergerissen, was die Bewertung betrifft. Stellenweise muten die Gedanken …
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Durch eine Leseprobe bei Vorablesen bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Diese klang recht vielversprechend, weshalb ich mich für dieses Buch beworben habe. Ich habe es auch gewonnen, bin nun aber etwas hin- und hergerissen, was die Bewertung betrifft. Stellenweise muten die Gedanken der kleinen Hélène zum Erwachsenwerden poetisch an. Auf der anderen Seite hat das Buch, obwohl es nur 256 Seiten hat, immer wieder Längen, durch die ich mich regelrecht quälen musste.
Aber zunächst zur Handlung: Hélène ist acht Jahre alt, wäre aber gerne älter und vor allem ein Junge. Also behauptet sie einfach, sie sei zehn und nennt sich Joe. So gelingt es ihr, einen Job als Zeitungszustellerin zu bekommen. Das verdiente Geld will sie aber nicht etwa für sich ausgeben. Sie schmuggelt es heimlich in das Portemonnaie ihrer Mutter. Eines Tages kommt sie nach Hause und sieht vorm Nachbarhaus einen alten Mann sitzen. Es ist der grantige Monsieur Roger, der saufend und fluchend seinen Tod herbeisehnt. Zwischen Joe und Monsieur Roger entwickelt sich eine außergewöhnliche Freundschaft.
Die Geschichte spielt in einer kanadischen Kleinstadt in den 80er Jahren. Hélène identifiziert sich mit einer Figur aus einer Zeichentrickserie, die sie gespannt verfolgt. Immer wieder beschreibt sie, was dieser Comicfigur widerfährt, und zwar sehr detailliert. Und genau das war das Problem, das ich mit diesem Roman hatte. Die Geschehnisse in der kanadischen Provinz und das Heranwachsen des Mädchens, das ein Junge sein wollte, fand ich gut erzählt. Ich musste einige Male schmunzeln, insbesondere als Hélène sich unaufhaltsam in eine junge Frau verwandelt. Ihrem Vorbild, der Zeichentrickfigur Oscar, wachsen natürlich keine Brüste. Hélène kommt um dieses schwere Schicksal leider nicht herum. Auch die Tatsache, dass sie bereits als kleines Mädchen der Familie helfen will, fand ich sehr rührend. Der Vater ist ein frustrierter Lehrer, der nach und nach dem Alkohol verfällt. Die Mutter ist eine recht resolute Person, die die Fäden zusammenhält. Dann gibt es noch drei Schwestern, um die sich Hélène mehr oder weniger kümmert. Und mittendrin Monsieur Roger, der immer mehr zu einem Teil der Familie wird.
Wie oben bereits erwähnt, fällt mir die Beurteilung nicht leicht. Hätte die Autorin die Szenen der Zeichentrickfigur nicht so ausführlich geschildert, würde ich vier Sterne vergeben. So muss ich leider noch einen Stern abziehen und vergebe drei von fünf Sternen.
Fazit:
Berührende Geschichte mit einigen Längen.
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In einer Welt in der es schon eine Abwechslung ist wenn die Nachbarn streiten, lebt Helene. Sie ist 8 Jahre alt, "lebt" ihr Leben mit Oscar, einer Serienheldin. Helene greift durch Zeitungsaustragen ihrer Familie unter die Arme, die oft kein Geld hat um einzukaufen, weil der Vater alles …
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In einer Welt in der es schon eine Abwechslung ist wenn die Nachbarn streiten, lebt Helene. Sie ist 8 Jahre alt, "lebt" ihr Leben mit Oscar, einer Serienheldin. Helene greift durch Zeitungsaustragen ihrer Familie unter die Arme, die oft kein Geld hat um einzukaufen, weil der Vater alles vertrinkt. Als der 80 jährige Roger in die Nachbarschaft einzieht schließt Helene rasch Freundschaft mit ihm, von der beide profitieren. Roger rettet sie vor einem Mann, der sie vergewaltigen will, Helene rettet ihn vor der Einsamkeit. Die Franzosen haben es einfach drauf! Keiner schreibt so poetische Romane, keiner mit so viel Gefühl. Helene wurde vor meinen Augen zu einem lebendigen, atmenden, fühlenden Mädchen, das es nicht leicht hat im Leben, aber das beste daraus macht und dabei immer erst an andere denkt. Die Sprache ist wunderschön, sanft, aber auch mit einer Prise Humor. Schade, dass es nur 250 Seiten gab. Ich hätte noch eine Weile weiter lesen mögen.
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"Ich und Monsieur Roger" von Marie-Renée Lavoie
erschienen im Hanser Verlag, Seitenanzahl: 249
Inhalt:
Hélène, 8 Jahre alt, wäre lieber als Junge geboren worden, lebt mit ihrer Familie in einem sozialen Brennpunkt. Sie geht nebenher als …
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"Ich und Monsieur Roger" von Marie-Renée Lavoie
erschienen im Hanser Verlag, Seitenanzahl: 249
Inhalt:
Hélène, 8 Jahre alt, wäre lieber als Junge geboren worden, lebt mit ihrer Familie in einem sozialen Brennpunkt. Sie geht nebenher als Zeitungsausträgerin jobben, um heimlich mit dem Geld die Familie zu unterstützen. Eines Tages trifft sie auf Monsieur Roger, ein neuer Nachbar, der nach kurzer Zeit ein fester Bestandteil ihrer Familie wird. Nach einem einschneidenden Erlebnis beginnt eine wundersame Freundschaft.
Autorin:
Marie-Renée Lavoie wurde 1974 geboren. Sie unterrichtet Literatur am Collège de Maisonneuve in Montréal. Für ihren Debütroman wurde sie mit dem Prix Archambault ausgezeichnet.
Meine Meinung zu dem o. g. Buch:
Das Cover zu diesem Roman ist mit dem Kinder- und Erwachsenenschuhen und der großen Schrift passend gestaltet.
Das Buch liest sich leicht verständlich und angenehm flüssig.
Die Geschichte wird aus Sicht des Kindes erzählt, aber trotzdem beinhaltet dieses Buch einen anspruchsvollen Schreib- und Erzählstil. Die heftigen Dialoge, die zwischen Hélène und Monsieur Roger einhergehen, schmälern auch diesen Eindruck nicht, sondern lockern diesen Roman noch mehr auf.
Hélène trägt die Last der Welt auf ihren Schultern, beschäftigt sich mit Erwachsenenproblemen und unterstützt mit allen Kräften ihre Familie. Sie entflieht ab und zu vor der Wirklichkeit in eine Serienwelt, um ihre romantische Ader, eine Heldin zu sein, ausleben zu können.
Monsieur Roger, Quelle für alte Hausrezepte, hat schamanische Fähigkeiten und behaftet mit Todessehnsucht, hilft Hélène und ihrer Familie. Sein sarkastischer, aber liebenswerter Humor macht ihn für den Leser sympathisch, obwohl er ein alter Kauz ist.
Beide Protagonisten werden überaus liebenswert beschrieben und es war eine wahre Freude dieses Buch lesen zu dürfen.
Fazit:
Eine wunderschöne Geschichte über die Helden des Alltags!
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