Andrej Kurkow
Broschiertes Buch
Graue Bienen
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Der Bienenzüchter Sergej lebt im Donbass, wo ukrainische Kämpfer und prorussische Separatisten Tag für Tag aufeinander schießen. Er überlebt nach dem Motto: Nichts hören, nichts sehen - sich raushalten. Ihn interessiert nur das Wohlergehen seiner Bienen. Denn während der Mensch für Zerstörung sorgt, herrscht bei ihnen eine weise Ordnung. Eines Frühlings bricht er auf: Er will die Bienen dorthin bringen, wo sie in Ruhe Nektar sammeln können.
Andrej Kurkow, geboren 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew und schreibt in russischer Sprache. Er studierte Fremdsprachen, war Zeitungsredakteur und während des Militärdienstes Gefängniswärter. Danach schrieb er zahlreiche Drehbücher. Seit seinem Roman ¿Picknick auf dem Eis¿ gilt er als einer der wichtigsten zeitgenössischen ukrainischen Autoren. Sein Werk erscheint in 45 Sprachen. Kurkow lebt als freier Schriftsteller mit seiner Familie in der Ukraine. 2023 wurde er als Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen.
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Serye pchely
- Artikelnr. des Verlages: 562/24554
- 08. Aufl.
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: 24. Februar 2021
- Deutsch
- Abmessung: 180mm x 115mm x 28mm
- Gewicht: 329g
- ISBN-13: 9783257245547
- ISBN-10: 3257245548
- Artikelnr.: 59151240
Herstellerkennzeichnung
Arvato Media GmbH
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
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»Andrej Kurkow hat diese gewissen Nebensätze, die so lakonisch sind, dass man von ihm sogar die Gebrauchsanweisung eines Rasenmähers lesen würde.«
Als ich das Buch in der Hand hielt hatte ich Bedenken, ob diese Lektüre zur jetzigen Zeit nicht zu bedrückend ist. Schnell zeigte sich aber, dass diese Bedenken unnötig waren, denn Kurkow schafft es über ein schweres Thema und über schlimme Ereignisse zu schreiben, ohne dass …
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Als ich das Buch in der Hand hielt hatte ich Bedenken, ob diese Lektüre zur jetzigen Zeit nicht zu bedrückend ist. Schnell zeigte sich aber, dass diese Bedenken unnötig waren, denn Kurkow schafft es über ein schweres Thema und über schlimme Ereignisse zu schreiben, ohne dass er dem Leser mit seiner Geschichte eine zu große Last aufbürdet. Einen großen Anteil daran hat Protagonist Sergej, der trotz prekärer Lebensumstände und einiger Rückschläge nicht den Optimismus verliert und versucht immer das beste aus seiner Lage zu machen.
Der erste Teil der Geschichte spielt im Dorf mit seinen zwei letzten Einwohnern. Bisher wurde nur die Kirche durch einen Granateinschlag zerstört. Bei den Straßen und Wegen hat sich Sergej längt daran gewöhnt an welchen Stellen er geschickt die Granatentrichter umgehen muss. Auch das Heizen und Kochen mit einem Kohleofen ist für ihn alltäglich geworden; Strom, Fernsehen und Lichter vermisst er nach drei Jahren doch langsam ein wenig. Im zweiten Teil der Geschichte macht sich Sergej dann auf den Weg um seine Bienen in eine ruhigere und fruchtbarere Landschaft zu bringen. Viel Geld hat er nicht, so schläft er die meiste Zeit in seinem Auto oder einem kleinen Zelt. Sein Weg führt ihn quer durch die Ukraine bis zur Krim. Er begegnet dabei ganz unterschiedlichen Menschen, die ihm mal freundlich, mal weniger freundlich gesinnt sind.
Fazit:
Ein großartiges Buch, das von den kleinen Leuten erzählt, die das Pech hatten im von Russland und der Ukraine umkämpften Grenzgebiet zu leben und plötzlich zwischen die Fronten zu stehen.
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Dieses Buch habe ich teilweise sehr gerne gelesen. Es geht um Serge, einen alten Mann, der in einem zerstörten Dorf in der Ostukraine lebt. Mit ihm lebt dort nur noch ein weiterer alter Mann, der aber eigentlich schon ein "Feind" aus der Kindheit ist. Aber wenn sonst keiner da ist, …
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Dieses Buch habe ich teilweise sehr gerne gelesen. Es geht um Serge, einen alten Mann, der in einem zerstörten Dorf in der Ostukraine lebt. Mit ihm lebt dort nur noch ein weiterer alter Mann, der aber eigentlich schon ein "Feind" aus der Kindheit ist. Aber wenn sonst keiner da ist, hält man halt zusammen. Mir hat gerade dieser Teil des Buches sehr gut gefallen. Wie die beiden Männer dort leben, wie sie sich in ihr Schicksal ergeben haben, welche Gefühle und Gedanken sie haben ... das hat mich sehr berührt und war authentisch.
Danach beginnt eine Art Roadmovie, als Serge sich mit seinen Bienenvölkern auf den Weg auf die Krim macht, damit die Bienen dort die besten Pollen ernten können. Dieser Teil der Geschichte hat mir etwas weniger gefallen, weil es viele Wiederholungen gibt. Aber insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen.
Die Situation in der Ukraine wird hier, für mein Empfinden, sehr gut beschrieben. Der Schreibstil des Autors gefällt mir sehr gut, darum werde ich mir noch weitere Bücher von ihm anschauen.
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Sergej Sergejitsch lebt in Malaja Starogradowka in der Grauen Zone, dem Puffergebiet zwischen der Ukraine und dem Dombass. Das Dorf ist mittlerweile verlassen, die Bewohner tot oder geflüchtet. Die Kriegsfront ist in Hörweite, ab und zu verirrt sich ein Geschoss in das Wohngebiet. …
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Sergej Sergejitsch lebt in Malaja Starogradowka in der Grauen Zone, dem Puffergebiet zwischen der Ukraine und dem Dombass. Das Dorf ist mittlerweile verlassen, die Bewohner tot oder geflüchtet. Die Kriegsfront ist in Hörweite, ab und zu verirrt sich ein Geschoss in das Wohngebiet. Außer Sergejitsch ist nur noch Pascha geblieben, der alte Feind aus Schulzeiten, mit dem es sich jetzt, in der neuen Situation, aber leidlich auskommen lässt. Pascha und Sergejitschs Bienen, die in ihren Stöcken Winterruhe halten.
Doch als der Frühling kommt, beschließt Sergejitsch, dass er seine Bienen an einen friedlicheren Ort bringen muss, damit sie in Ruhe Nektar und Pollen sammeln können. Darum macht er sich auf den Weg, erst in die Ukraine, später auf die von Russland besetzte Krim. Wo er auch hinkommt, sind die Folgen des Krieges spürbar. Misstrauen und Vorurteile herrscht überall, Willkür und Machtmissbrauch sind an der Tagesordnung. Aber dasselbe gilt für Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit.
Meine erste Begegnung mit dem Werk Andrij Kurkows war vor einigen Jahren bei einer Lesung zu seinem Roman „Picknick auf dem Eis“ – leider nicht in Anwesenheit des Autors, aber trotzdem so amüsant, dass ich mir das Buch gleich am nächsten Tag besorgt habe. Ich erinnere mich nicht mehr an die Details, aber ich weiß noch, dass ich am Rest des Romans nicht halb so viel Freude hatte, wie an der Lesung.
Auch bei der Lektüre von „Graue Bienen“ war mein Lesevergnügen des Öfteren gedämpft. Ich schiebe das auf den Stil Kurkows, der sich gerne in Details und Wiederholungen ergeht. Was nicht grundsätzlich schlecht sein muss, sich hier aber komplett in bedrückendem Mangel an Signifikanz verliert.
Ein zweiter Punkt, über den ich immer wieder gestolpert bin, ist die Gestaltung des Protagonisten. Sergej Sergejitsch soll, laut eigener Aussage, Ende 40 sein. Aber trotz dieses Wissens und gezielter Anstrengung ist es mir nicht gelungen, ihn mir als solchen vorzustellen. Vor meinen geistigen Augen sah er die ganze Geschichte durch aus wie über 70. Mindestens. Die Art zu sprechen, sich zu bewegen, zu denken…. - 70! Mindestens!
Aber das alles beiseite lassend ist „Graue Bienen“ ein wirklich lesenswerter Roman. Gerade durch die aktuellen Ereignisse neigen wir oft dazu, zu vergessen, dass in Teilen der Ukraine schon seit acht Jahren Krieg herrscht. Und Kurkow erzählt davon. Nicht, indem er die großen Ereignisse erwähnt, sondern er berichtet von den Menschen, die dem Geschehen hilflos ausgeliefert sind. Deren Welt von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt wird, und die trotzdem weiter leben müssen, irgendwie. Er zeigt, wie der Krieg alle betrifft, Bewohner der Grauen Zone, Soldaten beider Seiten, Bewohner eines ukrainischen Dorfes, die ihre Männer im Krieg verlieren oder die Tataren auf der Krim. Und wie auf der anderen Seite TROTZ des Krieges und dem Schicksal, das alle verbindet, nicht alle gleich behandelt werden. Dass auch im Krieg, oder vielleicht gerade dann, die Feindschaft zwischen verschiedenen Menschengruppen nicht unbedingt relativiert wird, auch wenn sie auf derselben Seite der Front leben. Kurkow legt hier seinen Finger in mehr als eine Wunde.
Ich kann nicht behaupten, dass ich „Graue Bienen“ mit voller Begeisterung gelesen hätte. Ich hatte ungeduldige Momente bis hin zur Langeweile. Trotzdem habe ich es nicht bereut, dieses Buch gelesen zu haben. Wenn es mir auch nicht viel Aufklärung über die politischen Hintergründe gegeben hat, so doch einen tiefen und beeindruckenden Blick in das Leben der Menschen dort und die Menschlichkeit in Kriegszeiten an sich. Und viel Stoff zum Nachdenken. Darum wünsche ich diesem Buch unbedingt viele Leser.
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Der Herr der Bienen: Das ist Sergej, der im Donbass, genau auf der Frontlinie, in einem kleinen menschenleeren Dorf lebt - mit seinen Bienenstöcken und mit Paschka, seinem Kindheitsfeind: die beiden, die allein zurückgeblieben sind und daher gezwungen sind, zumindest einen minimalen …
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Der Herr der Bienen: Das ist Sergej, der im Donbass, genau auf der Frontlinie, in einem kleinen menschenleeren Dorf lebt - mit seinen Bienenstöcken und mit Paschka, seinem Kindheitsfeind: die beiden, die allein zurückgeblieben sind und daher gezwungen sind, zumindest einen minimalen Kontakt zu halten. Was gar nicht so schlecht klappt und sich mit der Zeit intensiviert. Sergej zumindest - aus seiner Perspektive ist der Roman geschrieben - denkt irgendwann sogar mit einer gewissen Zuneigung, die ihn selbst verwundert, an Paschka.
Ansonsten gibt es Besuche von Soldaten beider Seiten - zu Paschka kommt einer der Separatisten, bei Sergej ist es Petro, der die Ukraine verteidigt. Sergej selbst ist neutral, er fühlt sich nicht als Kriegsführender.
So verlässt er irgendwann mitsamt seiner Bienen den Dobass, um ihnen ein ruhigeres Fleckchen zu gönnen - und möglicherweise mehr und besseren Honig zu gewinnen. " Hinter ihm lag der Krieg, an dem er nicht teilnahm, dessen Einwohner er nur war. Kriegseinwohner." (S. 199)
Wobei ihn die Einsamkeit meist nicht störte "...die Menschenleere half, sich mit dem Leben besser zu verstehen." (S. 247)
Unterwegs macht er in einer Gegend halt, in der er ein ruhiges Fleckchen für seine Bienen und eine nette Frau - seine eigene hat ihn mitsamt der Tochter vor einigen Jahren verlassen - findet und sich wohlfühlt, bis er wortwörtlich mit einem Beil davongetrieben wird. Nicht von der Frau natürlich.
Weiter verschlägt es ihn auf die Krim, wo er seinen Kumpel, den Bienenzüchter Achtem besuchen und dort seine Bienenstöcke für ein Weilchen aufstellen will. Doch er trifft nur Frau und Kinder an - Schreckliches ist hier geschehen und passiert weiterhin, Sergej wird Zeuge der Benachteiligung der Krimtataren, um es mal zivilisiert auszudrücken.
Das alles schildert Andrej Kurkow mit einer Warmherzigkeit und einem Augenzwinkern, die mich ein bisschen an "Owen Meany" von John Irving erinnerte - einfach durch die Atmosphäre und Mentalität, die den Roman durchdringt. Sergej ist ein Mann, der sich trotz wiederholter Schicksalschläge dem Leben stellt und versucht, ihm die Hand zu reichen.
Wir begegnen Menschen, die im Einklang mit der Natur leben, bzw. lebten, bis diese sich quasi über ihren Kopf hinweg verändert. Gewissermaßen ist dies also auch ein Ökoroman: mir hat er deutlich gemacht, wie sehr Krieg und Natur aufeinander einwirken. Die Schilderung der Bewohner sowohl des Donbass als auch der Krim sowie des "Dazwischen" hat mich förmlich umgehauen - ich habe noch nie eine so klare Darstellung des Umstandes, dass Menschen trotz unterschiedlicher Religion und Mentalität die gleiche Arbeit machen und sehr ähnliche Ängste und Sorgen haben, gelesen.
Sergej passiert eine Grenze nach der anderen, doch für ihn ist das immer noch ein Land, die Ukraine eben, an die permanenten Kontrollen kann er sich nicht gewöhnen. Und Kurkow wäre nicht Kurkow, wenn er die Gelegenheit auslassen würde, auch die Grenzposten in ihrer Menschlichkeit darzustellen - auf die eine oder andere Art.
Mich selbst gemahnte das an einen ganz anderen Krieg, der auch in weiten Teilen auf dem ehemaligen Gebiet der Sowjetunion ausgetragen wurde und nun schon über 75 Jahre zurückliegt. Vieles ist anders, aber nicht die Not der Menschen. Und auch nicht der Stellungskrieg, jedenfalls nicht wesentlich.
Hilflosigkeit und Zuversicht in Einklang zu bringen und die Lebewesen - Menschen und Bienen gleichermaßen - und ihre Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, das kann so nur Kurkow. Vor Jahren hatte mich sein Roman mit Pinguin, also "Picknick auf dem Eis" in Entzücken versetzt. Ich habe noch einiges von ihm gelesen, aber auch wenn ich die direkten Nachfolger sehr mochte, fand er aus meiner Sicht nicht mehr zu dem damaligen Niveau zurück. Jetzt, durch die Bienen, ist es ihm gelungen. Mal sehen, mit welchem Tier bzw. Lebewesen es ihm das nächste Mal gelingt!
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Der in Leningrad geborene und in Kiew aufgewachsene Kurkow überrascht den Leser mit einem, für ihn höchst ungewöhnlichen, realitätsnahen Roman. Die seine Werke regelmäßig begleitenden, fantastischen Skurrilitäten entfallen hier. Vielleicht, weil die realen …
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Der in Leningrad geborene und in Kiew aufgewachsene Kurkow überrascht den Leser mit einem, für ihn höchst ungewöhnlichen, realitätsnahen Roman. Die seine Werke regelmäßig begleitenden, fantastischen Skurrilitäten entfallen hier. Vielleicht, weil die realen Kriegsgeschehen in der Ostukraine -Schauplatz der Erzählung - den Protagonisten , den Frührentner und Bienenzüchter Sergej, ohnehin in die unmöglichsten Lebensumstände treibt.
Ansonsten ein typischer Kurkow. Die Menschen der Ukraine, wie sie sich mit ihren Lebensumständen arrangieren. Gemütlich in unwirtlicher Gegend. Alles im Kleinen. Ohne Anfang und ohne Ende.
Der Russland und Ukraine-Reisende bemerkt schnell, dass hier ein Insider schreibt. Von der Zubereitung der Speisen bis zu den Erlebnissen bei Grenzkontrollen. Alles ist authentisch. Dass es hier und da etwas holprig wird, wenn es um Bienenhaltung geht, tut dem Roman keinen Abbruch.
Bestechend ist Kurkow dort, wo er die Auswirkungen des regionalen Krieges mit Leben füllt. Fein säuberlich arbeitet er die Vielschichtigkeit heraus. Ukrainer, Separatisten, die Menschen aus der grauen Zone, Krim-Tataren, Russen. Ein Kaleidoskop der sich auffächernden Bevölkerungsstruktur der ehemaligen Sowjetunion mit all den darauf basierenden mannigfaltigen Problemen. Neid, Missgunst, Vorurteile, Flucht und Vertreibung zwischen den Bevölkerungsgruppen stehen gleichsam Hilfsbereitschaft und Empathie innerhalb dieser Gruppen gegenüber. An den Schnittstellen agiert Kurkow.
Ein hochaktueller Roman, der an manchen Stellen unverkennbar aus der Feder eines Ukrainers entstammt der inzwischen auch gerne in London weilt. Die, früher untypisch, politisch eher geneigte Färbung ist für mich Grund hier nur 4 von 5 Punkten zu vergeben.
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