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»Ich weiß manchmal nicht, ob ich die Person im Spiegel bin oder die davor und ob das überhaupt einen Unterschied macht«, sagt die dreiundzwanzigjährige Lou über sich selbst. Niklas fühlt sich von der ungewöhnlichen Frau angezogen. In den gemeinsamen Momenten lässt sie ihn sogar die Trauer um seine verstorbenen Eltern, die Eintönigkeit seines Alltags und die Pflege seiner demenzkranken Großmutter für Augenblicke vergessen. Doch Lou hat etwas zu verbergen. Warum verschwindet sie immer wieder, verändert von einem Moment auf den anderen ihre Stimme und ihren Charakter, was hat es mit ...
»Ich weiß manchmal nicht, ob ich die Person im Spiegel bin oder die davor und ob das überhaupt einen Unterschied macht«, sagt die dreiundzwanzigjährige Lou über sich selbst. Niklas fühlt sich von der ungewöhnlichen Frau angezogen. In den gemeinsamen Momenten lässt sie ihn sogar die Trauer um seine verstorbenen Eltern, die Eintönigkeit seines Alltags und die Pflege seiner demenzkranken Großmutter für Augenblicke vergessen. Doch Lou hat etwas zu verbergen. Warum verschwindet sie immer wieder, verändert von einem Moment auf den anderen ihre Stimme und ihren Charakter, was hat es mit ihren Erinnerungslücken auf sich? Und vor allem: Ist sie tatsächlich die Frau, die sie vorgibt zu sein? Niklas bittet Lou, ihm ihre Geschichte zu erzählen, aber seine Freundin schweigt, findet keine Worte für das Unaussprechliche. Und so sehr die beiden auch auf eine gemeinsame, eine bessere Zukunft hoffen: Die Erlebnisse der Vergangenheit lassen sich nicht ausradieren. »Irgendwann kommt der Punkt, an dem sich die Realität durch die Gedanken an den Tod verändert«, sagt Lou. Und ja, er kommt, der Punkt, und mit einem Mal scheint es nur noch einen einzigen Ausweg zu geben. 'Gleich unter der Haut erzählt die Geschichte zweier junger Menschen, die den Wunsch teilen, endlich alles hinter sich zu lassen. Ein Roman über das Ungesagte, das sie in ihrem Innern gefangen hält. Über das, was man nicht sehen möchte. Ein Roman, der seine Leser_innen miterleben lässt, wie schnell die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und jeder Einzelne durch die äußeren Umstände zum Mörder werden kann.
Berthe Obermanns, geboren 1986, studierte Jura in Konstanz. Als Rechtsanwältin im Strafund Migrationsrecht arbeitete sie unter anderem in Berlin. Dabei interessiert sie sich in erster Linie für die Menschen hinter den Fällen und deren Geschichten. Sie schreibt über das Gute und Böse in jedem von uns, über menschliche Schicksale und die Ambivalenzen des Lebens. Berthe Obermanns lebt und arbeitet heute in Karlsruhe. 'Gleich unter der Haut' ist ihr Debütroman.
Produktdetails
- Verlag: Osburg
- Seitenzahl: 261
- Erscheinungstermin: 6. September 2022
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 128mm x 28mm
- Gewicht: 377g
- ISBN-13: 9783955102913
- ISBN-10: 3955102912
- Artikelnr.: 63915427
Herstellerkennzeichnung
Osburg Verlag
Heimhuder Straße 81
20148 Hamburg
Meine Meinung:
Poetisch und absolut authentisch
Auf Instagram habe ich dieses Buch mehrfach entdeckt. Die begeisterten Bewertungen haben mich überzeugt. Habe mir das Buch umgehend im Buchladen bestellt. Mit zwei weiteren Bücherfreundinnen hatte ich ein Buddy Read. Das war richtig …
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Meine Meinung:
Poetisch und absolut authentisch
Auf Instagram habe ich dieses Buch mehrfach entdeckt. Die begeisterten Bewertungen haben mich überzeugt. Habe mir das Buch umgehend im Buchladen bestellt. Mit zwei weiteren Bücherfreundinnen hatte ich ein Buddy Read. Das war richtig toll, da die Geschichte keine leichte Kost ist.
Zwei jungen Menschen hat das Leben übel mitgespielt. Einmal haben wir Niklas, dessen Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Zum anderen die geheimnisvolle Lou. Die junge Frau macht für Niklas das Leben wieder lebenswert. Bei ihr braucht er sich nicht zu verstellen. Für Niklas ist Lou eine Seelenverwandte. Doch jedes mal wenn er das Gefühl hat, Lou erzählt ihm ihre Geschichte, läuft sie davon. Niklas hört oft tagelang nichts mehr von ihr. Vermisst sie mit jedem Atemzug. Möchte ohne sie nicht mehr sein.
Ich bin ehrlich gesagt froh, die Geschichte nicht alleine gelesen zu haben. Sie kommt düster daher und dennoch voller Hoffnung. Ich hatte beim Lesen so viele Wünsche für die Beiden. Habe mir das Ende ausgemalt. Den Austausch sehr genossen.
Die Story behandelt sehr viele schwierige Themen. Zum einen ist da die weit fortgeschrittene Demenz von Niklas Oma. Zum anderen die Essstörungen seiner Schwester. Was mit Lou wirklich los ist, konnte ich nur erahnen. Immer wenn ich dachte, jetzt weiß ich es genau, ist sie wieder davon gelaufen. Dieses Drama geht tief unter die Haut. Im Fokus stehen unverarbeitete Traumas. Dinge die überall passieren. Vor denen Menschen gerne die Augen verschließen. Über Betroffene gerne voreilig ein Urteil fällen. Mir war beim Lesen oftmals richtig kalt. Auch die Protagonisten setzen sich gerne der Kälte aus. Sei es in der freien Natur oder in ihren Herzen.
Fazit:
Dies ist keine Geschichte, bei der man es sich vor dem Kamin gemütlich macht. Vielmehr behandelt sie Themen, die einen auffordern sich damit auseinanderzusetzen. Mehr möchte ich Euch nicht verraten.
Der Schreibstil mutet poetisch an. Wunderbare Zitate steigern den Lesegenuss. Die Personen kommen absolut authentisch rüber. Das Ganze spielt sich im wunderschönen Konstanz ab. Ich bin absolut begeistert und gratuliere Berthe Obermanns zum genialen Debüt.
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Ein wundervolles Debüt!!
Der Autorin gelingt es in "Gleich unter der Haut", so lebensnah und präzise von den Schwierigkeiten des Lebens zu erzählen, dass man sich fühlt, als wäre man selbst in der Situation. Dabei ist erstaunlich, dass die Autorin nicht zu …
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Ein wundervolles Debüt!!
Der Autorin gelingt es in "Gleich unter der Haut", so lebensnah und präzise von den Schwierigkeiten des Lebens zu erzählen, dass man sich fühlt, als wäre man selbst in der Situation. Dabei ist erstaunlich, dass die Autorin nicht zu ausführlich wird oder ins "Schwafeln" gerät, sondern vielmehr ganz präzise und nah an den Protagonisten bleibt.
Der Schreibstil ist sehr besonders und wunderschön und ich liebe die tollen, so zerbrechlichen und dennoch starken Protagonisten! Ein sehr lesenwertes Buch!!
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Und die Leute würden denken, dass wir glücklich sind…
Das Cover erinnert an Egon Schiele - der verletzliche Körper im Zentrum, die Person ohne Gesicht - namenlos? Austauschbar? Poetisch, fragil, berührend, dramatisch, intim, und genau dazu passt auch das Debüt von …
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Und die Leute würden denken, dass wir glücklich sind…
Das Cover erinnert an Egon Schiele - der verletzliche Körper im Zentrum, die Person ohne Gesicht - namenlos? Austauschbar? Poetisch, fragil, berührend, dramatisch, intim, und genau dazu passt auch das Debüt von Berthe Obermanns. Ein faszinierender, etwas sperriger, offener, schmerzhafter und tiefgründiger Roman, der die Spuren der Vergangenheit auslotet; Traumata bilden das Zentrum, lassen keine Unbeschwertheit zu und ein Tabubruch steht der Heilung im Weg.
Nach dem Verlust der Eltern müssen sich die Geschwister Nora und Niklas um die demente Großmutter kümmern, obwohl sie doch mit ihrem eigenen Leben nicht im Einklang leben können. Die Ansprüche der Wirklichkeit sind kaum zu bewältigen, aber die Zweisamkeit schenkt ihnen immer wieder neuen Auftrieb und sie klammern sich aneinander in ihrer Trauer. Da tritt die faszinierende, unergründliche Lou mit ihrer Sprachlosigkeit, ihren Schmerzen und ihren eigenen Albträumen in Niklas Leben. Werden sie es gemeinsam schaffen, die Schatten der Vergangenheit zu überwinden? Ist Heilung möglich? Gewollt?
Können diese verstörenden Erlebnisse der Vergangenheit überwunden werden und kann die Seele gesunden? Was hält die menschliche Psyche aus? Wo beginnt die Reise in den Abgrund und kann sie aufgehalten werden?
Ein außergewöhnliches, bildgewaltiges Leseerlebnis, das in die Tiefen der menschlichen Seele führt, lange nachhallt und einen starken Eindruck hinterlässt.
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"Gleich unter der Haut" war ein Lese-Highlight für mich.
Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, wie mich die Geschichte von Niklas und Lou gefesselt, schockiert und getroffen hat.
Berthe Obermanns Schreibstil hat mich auf ganz besondere Weise berührt.
Die Personen waren …
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"Gleich unter der Haut" war ein Lese-Highlight für mich.
Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, wie mich die Geschichte von Niklas und Lou gefesselt, schockiert und getroffen hat.
Berthe Obermanns Schreibstil hat mich auf ganz besondere Weise berührt.
Die Personen waren perfekt charakterisiert. Die Autorin spielt gekonnt mit der Sprache. An den richtigen Stellen direkt und pointiert. Dann gab es auch Stellen mit Interpretationsspielraum. Es wurde nie zu viel gesagt.
Es geht um Themen wie Verlust und Trauer, Suizidalität, Depression, Selbstverletzung, Essstörung, Vertrauen und Freundschaft. Das Buch ist definitiv keine leichte Kost. Ich musste das Gelesene zunächst mental verdauen.
In Protagonist Niklas konnte ich mich von Anfang bis zum Schluss gut hinein versetzen.
Seine Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben. Völlig überfordert mit der Pflege seiner dementen Oma, konnte er den Verlust seiner Eltern nie verarbeiten. Er versucht nur zu funktionieren, hat kein eigenes Leben mehr, kann das Verhalten seiner Mitmenschen nicht verstehen.
Dann trifft er Lou. Sie phasziniert ihn vom ersten Moment. Sie ist anders. Ein bisschen wie er. Doch Lou bleibt immer geheimnisvoll, gibt nur wenig von ihrer Vergangenheit Preis.
Die Stimmung von Niklas kann man als Leser*in ganz deutlich spüren. Er war mir direkt sympathisch.Die Geschichte wird hauptsächlich aus seiner Perspektive erzählt.
Es gibt auch mehrere kurze Kapitel über Lou. In diesen Abschnitten erfährt man häppchenweise etwas über sie. Ansonsten bleibt Lou für Niklas und für den Leser nicht richtig greifbar. Man kann Vieles erahnen, was sich erst ganz am Ende bestätigt.
Das Buch konnte ich nicht mehr aus der Hand legen. Allerdings musste ich auch mehrfach tief Luft holen. Die Geschichte trifft mitten ins Herz.
Ich empfehle das Buch jedem, dem die Thematik nicht zu viel ist.
Berthe Obermanns hat für mich ein Highlight geschrieben.
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Unfassbar gut!
»Und was wünscht du dir vom Leben?«, frage ich.
»Weiß nicht. Tot sein vielleicht«, antwortet sie, und ihre Stimme wird mit jedem Wort leiser. S.88
Es gibt Bücher, da weiß ich nach nur wenigen Absätzen, dass sie mich ganz tief in …
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Unfassbar gut!
»Und was wünscht du dir vom Leben?«, frage ich.
»Weiß nicht. Tot sein vielleicht«, antwortet sie, und ihre Stimme wird mit jedem Wort leiser. S.88
Es gibt Bücher, da weiß ich nach nur wenigen Absätzen, dass sie mich ganz tief in meinem Inneren treffen werden. Ich schalte runter in den ersten Gang, lese keine Sätze, sondern lese jedes einzelne Wort, weil es genau an der Stelle steht, wo es hingehört. Und dieses Buch hat mich in meinen Sessel gepresst, hat von mir verlangt, jedes einzelne Wort zu spüren.
Ein schonungsloser Angriff auf meine Seele. Ich musste mich entscheiden, lasse ich es zu, dass mich die Geschichte berührt, oder schütze ich mich? Immer wieder legte ich das Buch weg, musste durchatmen, musste mich erden. Wollte ich wirklich wissen, wie es weitergeht? Nie lag ein Buch so schwer in meiner Hand. Was bitte ist das für ein grandioses Debüt?!
Das Buch spielt im Winter in Konstanz und wer diese einheitsgrauen Tage am See kennt, weiß, was das mit einem machen kann. Wir lernen Niklas kennen, der in der Trauer um seine Eltern feststeckt und sich um seine demenzkranke Oma kümmert. Seine Last, seine Überforderung, seine Einsamkeit waren von Beginn an spürbar. In einer nebelverhangenen Nacht lernt er Lou kennen und verliebt sich in sie. Auch Lou kämpft mit ihren Dämonen, ihren Erinnerungen, die sie aber mit Niklas nicht teilen möchte. Zwei einsame, verletze Seelen, traumatisiert, in sich selbst gefangen. Können sie sich Halt geben? Niklas Schwester, die ihre Trauer unter Essstörungen begräbt, warnt ihn, dass Lou ihm nicht guttut.
Die moderne griechische Tragödie: die Suche nach dem Sinn des Lebens, die allgegenwärtige Todessehnsucht, Ausweglosigkeit, die auf eine unausweichliche Katastrophe zusteuert. Berthe Obermanns packt hier alles rein, Missbrauch, Selbstverletzung, nicht bewältigte Trauer, Verlust, Trauma, etc. Viel. Zu viel, dass man Niklas und Lou gern etwas davon abnehmen möchte.
Das Buch hat mich an schwere Zeiten in meinem Leben erinnert und noch jetzt beim Schreiben der Rezension habe ich einen Kloß im Hals und einen Knoten im Magen. Ja, das Buch ist schwere Kost und sicher nicht für jeden geeignet. Aber genauso fühlt es sich an, wenn die Welle über einem zusammenbricht. Wenn man sich zu jemanden hingezogen fühlt, aber immer wieder die Flucht ergreift, wenn Erinnerungen unaushaltbar sind, dass man die Flucht vor sich selbst ergreift.
Die Autorin hat hier sehr lebensnahe, tiefe ProtagonistInnen geschaffen, denen ich jedes Wort, jeden Gedanken abgenommen habe, deren Leid und Verzweiflung mich zutiefst berührt und zu Tränen gerührt haben. Sprachlich war das Buch aufs Wesentliche reduziert, was die Geschichte genaustens reflektiert hat, absolut perfekt. Ich habe lange nichts so gelungenes gelesen, kann es eigentlich kaum glauben, dass es ein Debüt ist. Muss ich noch sagen, dass ich dieses Highlight jedem ans Herz lege, der sich der Thematik gewachsen sieht?
Liebe Berthe Obermanns, ich ziehe meinen Hut vor dir, das war ganz großes Kino. Das Buch ist jetzt voller Post-Its, denn mit deinen Worten hast du mir aus der Seele geschrieben, Worte, die für immer einen Platz in meinem Herzen haben. Vielen Dank dafür, auch wenn ich jetzt wahrscheinlich nie mehr unbefangen über die Rheinbrücke laufen kann. Denn:
»… manchmal, in bestimmten Momenten, wünschte ich, mein Kopf würde auch eine Auswahl treffen, aussortieren, einen festen Kokon um all die Gedanken und Erinnerungen spinnen, die ich nicht haben möchte, sie darin festzurren, ihnen jede Bewegungsmöglichkeit nehmen. Aber er tut es nicht, mein Kopf, so sehr ich mich auch bemühe, er vergisst nicht.« S.77
Und noch ein Zitat, das für immer bleibt:
„Wenn es am Ende keine Erinnerungen gibt oder nur schlechte, gab es kein Leben.“ S.64
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Zwei vom Leben beschwerte Wesen suchen sich und dann
Der Ich-Erzähler dieser Geschichte, Niklas und seine jüngere Schwester Nora haben durch den Tod ihrer Eltern einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Jeder der beiden versucht auf andere Art damit umzugehen, eine eigentlich …
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Zwei vom Leben beschwerte Wesen suchen sich und dann
Der Ich-Erzähler dieser Geschichte, Niklas und seine jüngere Schwester Nora haben durch den Tod ihrer Eltern einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Jeder der beiden versucht auf andere Art damit umzugehen, eine eigentlich nötige echte Verarbeitug bleibt dabei aus, denn das Jetzt fordert vor allem von Niklas alles. Er pflegt seine demente Großmutter und ist dabei zum größten Teil auf sich allein gestellt. Seine innere Verzweiflung, der Schrei nach Hilfe und einem ganz anderen eigenen Leben, er bleibt ungehört, tief in ihm drin verborgen. Doch dann trifft er auf Lou, einer ebenfalls von schweren Traumata belasteten und auch gezeichneten jungen Frau. Da ist eine Art gegenseitiges Erkennen und ohne es auszusprechen verbindet sie diese schlimme Not in ihrer Seele. Es ist eine zaghafte zarte Annäherung und einem Schritt aufeinander zu folgt oft eine heftige angstvolle Zurückweisung. Sich dem anderen öffnen wollen, die Hoffnung, durch diese Beziehung Erlösung zu finden, erträglich leben zu können im Hier und Jetzt, vielleicht sogar einmal und dann einmal mehr Glück zu empfinden, diese Sehnsucht treibt sie beide an. Aber steht am Ende des Weges wirklich etwas, das Perspektive bietet, Erwartungen als positiv empfinden lässt, weil es die eigenen sind und weil man es nicht nur will, sondern weil die eigene verletzte Seele auch dazu in der Lage ist.
Dieser Debütroman ist von einer so außergewöhnlichen Intensität, authentisch bis in die kleinste Faser des miteinander Ringens zweier Menschen und des oft konträren Kämpfens mit dem eigenen Ich. Schon nach wenigen Seiten ist man vom distanzierten Besucher zum 'stillen Mitspieler' geworden. Man fühlt mit, ist berührt von diesen Menschen, von ihren Gefühlen, die immer wieder regelrecht über sie hereinbrechen und uns, die Leser, mitnehmen auf diesen Weg.
Ein Leseerlebnis der Extraklasse, das Spuren hinterlässt.
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„𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘥𝘪𝘦 𝘝𝘰𝘳𝘥𝘦𝘳𝘴𝘦𝘪𝘵𝘦 𝘷𝘰𝘳 𝘮𝘪𝘳: 𝘉𝘦𝘳𝘨𝘦, 𝘩𝘦𝘭𝘭𝘣𝘭𝘢𝘶𝘦𝘳 𝘏𝘪𝘮𝘮𝘦𝘭, 𝘨𝘭𝘪𝘵𝘻𝘦𝘳𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘚𝘤𝘩𝘯𝘦𝘦. …
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„𝘐𝘤𝘩 𝘴𝘦𝘩𝘦 𝘥𝘪𝘦 𝘝𝘰𝘳𝘥𝘦𝘳𝘴𝘦𝘪𝘵𝘦 𝘷𝘰𝘳 𝘮𝘪𝘳: 𝘉𝘦𝘳𝘨𝘦, 𝘩𝘦𝘭𝘭𝘣𝘭𝘢𝘶𝘦𝘳 𝘏𝘪𝘮𝘮𝘦𝘭, 𝘨𝘭𝘪𝘵𝘻𝘦𝘳𝘯𝘥𝘦𝘳 𝘚𝘤𝘩𝘯𝘦𝘦. 𝘚𝘤𝘩𝘰̈𝘯𝘦 𝘛𝘢𝘨𝘦 𝘪𝘮 𝘒𝘭𝘪𝘴𝘤𝘩𝘦𝘦. 𝘋𝘢𝘴 𝘱𝘦𝘳𝘧𝘦𝘬𝘵𝘦 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯. 𝘋𝘢𝘻𝘶 𝘮𝘦𝘪𝘯𝘦𝘴 𝘪𝘮 𝘒𝘰𝘯𝘵𝘳𝘢𝘴𝘵.“ (𝘚. 29)
Niklas hat vor nicht allzu langer Zeit seine Eltern bei einem Autounfall verloren. Er selbst saß mit im Auto, hat überlebt und ist seitdem mehr Hülle als alles andere. Von seiner Familie ist nur Nora, seine Schwester und seine demenzkranke Oma, um die er sich versucht zu kümmern, übrig.
Eines Tages trifft er auf Lou, schöpft neuen Lebensmut, sieht wieder einen Sinn. Für sie will er weiterleben, nur hat Lou selbst ein großes Päckchen zu tragen und sieht das ein bisschen anders als Niklas.
„𝘚𝘪𝘦 𝘯𝘪𝘤𝘬𝘵, 𝘩𝘢̈𝘭𝘵 𝘪𝘯𝘯𝘦, 𝘴𝘤𝘩𝘦𝘪𝘯𝘵 𝘻𝘶 𝘶̈𝘣𝘦𝘳𝘭𝘦𝘨𝘦𝘯, 𝘥𝘢𝘯𝘯 𝘧𝘭𝘶̈𝘴𝘵𝘦𝘳𝘵 𝘴𝘪𝘦: »𝘑𝘢, 𝘢𝘣𝘦𝘳 𝘪𝘤𝘩 𝘨𝘭𝘢𝘶𝘣𝘦, 𝘦𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘣𝘦𝘴𝘴𝘦𝘳, 𝘦𝘴 𝘨𝘦𝘳𝘢𝘥𝘦 𝘥𝘢𝘯𝘯 𝘻𝘶 𝘣𝘦𝘦𝘯𝘥𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯 𝘪𝘴𝘵. 𝘈𝘮 𝘌𝘯𝘥𝘦 𝘴𝘰𝘭𝘭𝘵𝘦 𝘦𝘴 𝘴𝘤𝘩𝘰̈𝘯 𝘴𝘦𝘪𝘯.«“ (𝘚. 242)
Berthe Obermanns Roman ist unglaublich dicht und intensiv. Thematisch wird wahnsinnig viel bearbeitet. Von Trauerbewältigung, über Missbrauch, Selbstverletzung, Depression, Pflege von Angehörigen und Essstörungen, von allem ist ein bisschen was dabei.
Als ich erste Rezensionen dazu gelesen habe, dachte ich mir: Klingt zwar gut, aber ist es möglich, so viele Themen auf tiefe Art und Weise einzubauen auf gerade mal 260 Seiten? Die Antwort lautet klar: Ja, ist es!
Obermanns ist es in ihrem Debüt gelungen ohne Umschweife und emotionale Ausbrüche auf verschiedene Problematiken einzugehen. Teilweise sehr nüchtern leitet sie durch die Geschichte.
Ob nun die Überforderung durch die Pflege der Oma, die unverarbeitete Trauer um die Eltern, Nora’s Esstörung, die unerwähnt bleiben soll oder Lou‘s Verhalten auf Grund von Traumata… alles ist realistisch beschrieben, nichts wirkt zu viel, es ist einfach eine unglaublich gelungene Geschichte.
Selten schafft es ein Buch, dass ich erstmal inne halte und kein neues zur Hand nehmen will. Dieses hier hatte den Effekt. Ich lag, wie Lou, erstmal 10 Minuten da, hab die Decke angestiert…
Im Fazit ein großartiges Buch, ohne viel Schnickschnack, einfach auf den Punkt. Große Empfehlung von mir.
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Hochgelobt und gehypt. An diesem Buch kommt man einfach nicht vorbei, dementsprechend gehe ich mit hohen Erwartungen an das Lesen:
GLEICH UNTER DER HAUT
Berthe Obermanns
Niklas hat seine Eltern verloren. Auch er sass im Auto, als dieser Falschfahrer kam, jetzt sind sie tot und er lebt - wenn …
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Hochgelobt und gehypt. An diesem Buch kommt man einfach nicht vorbei, dementsprechend gehe ich mit hohen Erwartungen an das Lesen:
GLEICH UNTER DER HAUT
Berthe Obermanns
Niklas hat seine Eltern verloren. Auch er sass im Auto, als dieser Falschfahrer kam, jetzt sind sie tot und er lebt - wenn auch nur in seiner Hülle.
Jetzt gibt es nur noch Nora, seine jüngere Schwester und Oma, die stark an Demenz erkrankt ist. Sie erkennt ihn nicht mehr. Er wickelt, wäscht und füttert sie. Zur Uni kann er auch nicht mehr - es geht einfach nicht - Sperre im Kopf!
Da trifft er Lou, oder wie auch immer sie heißt. Ihren Namen will sie ihm nicht verraten. Lou ist anders, mal freundlich und in der nächsten Minute jähzornig. Auch sie hat viele Narben - innerlich und äußerlich.
Zum ersten Mal fühlt er das Leben in seinen Körper zurückkehren, ganz langsam. Vielleicht will er doch nicht sterben, für sie würde er weiter leben - mit ihr.
Doch sie hat Schnee im Kopf, da kann man nicht einfach eine Beziehung eingehen.
Keine Liebesgeschichte. Punkt.
Wow, was war das? Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Der wunderschöne Schreibstil der Autorin will so gar nicht zur Geschichte passen. Woher nimmt Berthe Obermanns diese Worte?
„Meine Beine hängen wie Magnete am Boden, ich muss Kraft aufwenden, um sie anzuheben, stelle mir vor, wie Lous Hände mir dabei helfen, wie sie sich um meine Fußgelenke legen und meine Beine nach oben ziehen, bilde mir sogar ein, ihre Finger an meinen Knöcheln zu spüren.“ (S. 100)
Dem Buch mit einer Rezension gerecht zu werden ist mir fast unmöglich.
Eine Geschichte, die mich bestimmt noch lange beschäftigen wird und über das ich noch einige Momente länger nachdenken muss.
Keine schöne Geschichte, aber ein Lesegenuss. Chapeau Berthe Obermanns für ein unglaubliches Debüt.
4½/ 5
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