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Jennifer Clement
Gebundenes Buch
Gebete für die Vermissten
Roman
Übersetzung: Schweder-Schreiner, Nicolai von
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Ladydi wächst in den mexikanischen Bergen auf, inmitten von Mais- und Mohnfeldern, in einem Dorf ohne Männer, denn die sind auf der Suche nach Arbeit über die Grenze oder längst tot. Es ist eine karge und harte Welt, in der ein Mädchenleben wenig zählt. Eine Welt, in der verzweifelte Mütter ihre Töchter als Jungen verkleiden oder sie in Erdlöchern verstecken, sobald am Horizont die schwarzen Geländewagen der Drogenhändler auftauchen. Aber Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft, sie träumt von Freundschaft und Liebe und Wohlstand. Ein Job als Hausmädchen in Acapulco verspricht ...
Ladydi wächst in den mexikanischen Bergen auf, inmitten von Mais- und Mohnfeldern, in einem Dorf ohne Männer, denn die sind auf der Suche nach Arbeit über die Grenze oder längst tot. Es ist eine karge und harte Welt, in der ein Mädchenleben wenig zählt. Eine Welt, in der verzweifelte Mütter ihre Töchter als Jungen verkleiden oder sie in Erdlöchern verstecken, sobald am Horizont die schwarzen Geländewagen der Drogenhändler auftauchen. Aber Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft, sie träumt von Freundschaft und Liebe und Wohlstand. Ein Job als Hausmädchen in Acapulco verspricht die Rettung, doch dann verwickelt ihr Cousin sie in einen Drogendeal. Und plötzlich hält sie ein Paket Heroin in den Händen, und ein gnadenloser Überlebenskampf beginnt.
"Gebete für die Vermissten" beschwört die unverbrüchliche Kraft der Hoffnung in einer schrecklichen Welt. In mutigen, schockierenden und bewegenden Bildern erzählt Jennifer Clement das Leben einer außergewöhnlichen jungen Heldin.
"Gebete für die Vermissten" beschwört die unverbrüchliche Kraft der Hoffnung in einer schrecklichen Welt. In mutigen, schockierenden und bewegenden Bildern erzählt Jennifer Clement das Leben einer außergewöhnlichen jungen Heldin.
Clement, Jennifer
Jennifer Clement, 1960 in Connecticut geboren, wuchs in Mexiko-Stadt auf, studierte in New York und Paris Literaturwissenschaft und hat Lyrik und drei Romane veröffentlicht. Als Präsidentin des P.E.N. International kämpft sie im Namen von Autoren weltweit für das Recht auf freie Meinungsäußerung. Gebete für die Vermissten, ihr Roman über die Schicksale gestohlener Mädchen in Mexiko, war ein internationaler Erfolg.
von Schweder-Schreiner, Nicolai
Nicolai von Schweder-Schreiner, geboren 1967 in Lissabon, übersetzt seit 1997 Texte aus dem Portugiesischen und Englischen ins Deutsche. Er ist außerdem als Musiker und Komponist tätig. Nicolai Schweder-Schreiner lebt heute in Hamburg.
Jennifer Clement, 1960 in Connecticut geboren, wuchs in Mexiko-Stadt auf, studierte in New York und Paris Literaturwissenschaft und hat Lyrik und drei Romane veröffentlicht. Als Präsidentin des P.E.N. International kämpft sie im Namen von Autoren weltweit für das Recht auf freie Meinungsäußerung. Gebete für die Vermissten, ihr Roman über die Schicksale gestohlener Mädchen in Mexiko, war ein internationaler Erfolg.
von Schweder-Schreiner, Nicolai
Nicolai von Schweder-Schreiner, geboren 1967 in Lissabon, übersetzt seit 1997 Texte aus dem Portugiesischen und Englischen ins Deutsche. Er ist außerdem als Musiker und Komponist tätig. Nicolai Schweder-Schreiner lebt heute in Hamburg.
Produktdetails
- Verlag: Suhrkamp
- Originaltitel: Prayers for the Stolen
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 228
- Erscheinungstermin: 16. September 2014
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 128mm x 26mm
- Gewicht: 368g
- ISBN-13: 9783518424520
- ISBN-10: 3518424521
- Artikelnr.: 40874081
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Paul Ingendaay ist begeistert über Jennifer Clements Roman über die Mädchenräuber und Drogenkartelle von Mexiko. Dass die junge Autorin ohne pädagogischen und dokumentarischen Eifer erzählt, dafür dem deutschen Leser mit scharfem Blick und mittels großer Rechercheleistung knallharte Frauenschicksale in der indigenen Bevölkerung Mexikos vor Augen führt, scheint Ingendaay so neu wie lehrreich. Als guten Ersatz für den Lifestyle der Literatursalons empfindet das der Rezensent, räumt aber ein, dass Clement durchaus hohe poetische Kraft entwickelt. Dem Einwand, die Story lasse das "Fleisch" vermissen, hält Ingendaay Tradition entgegen: Clement schreibe in der Tradition Juan Rulfos, so eine Art mexikanischer Kafka, wie der Rezensent erläutert, und biete eine voraussetzungslose Geschichte. "Es geschieht, was geschieht", schreibt Ingendaay. Betreffend den Stoff erinnert Ingendaay ferner an die Nähe zu Roberto Bolano, auch wenn Clement ihren Stoff sehr viel knapper fasst und aus Kinderperspektive erzählt, wie der Rezensent erklärt. Die Schockwirkung sei die gleiche, meint Ingendaay.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Eine Dichterin studiert die Gewalt
Mädchenräuber, Dealerbanden, Exzesse der Gewalt: Jennifer Clements Roman "Gebet für die Vermissten" schildert Frauenschicksale in Mexikos gnadenlosem Drogenkrieg.
Eine arme Siedlung auf einem Hügel im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Es ist heiß. Hier gibt es kaum etwas außer Leguanen, Ameisen und Skorpionen. Die Männer sind in die Vereinigten Staaten abgehauen oder tot. Eine Handvoll Frauen und Kinder überlebt unter kargsten Bedingungen. Ein Mädchen, Ladydi García Martínez, erzählt diese Geschichte vom Aufwachsen, von Verlust und Gewalt, und selbst wenn man sich größte Mühe gäbe, ließe sich die Lakonik ihrer Sprache, die Nicolai von Schweder-Schreiner mit außerordentlichem
Mädchenräuber, Dealerbanden, Exzesse der Gewalt: Jennifer Clements Roman "Gebet für die Vermissten" schildert Frauenschicksale in Mexikos gnadenlosem Drogenkrieg.
Eine arme Siedlung auf einem Hügel im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Es ist heiß. Hier gibt es kaum etwas außer Leguanen, Ameisen und Skorpionen. Die Männer sind in die Vereinigten Staaten abgehauen oder tot. Eine Handvoll Frauen und Kinder überlebt unter kargsten Bedingungen. Ein Mädchen, Ladydi García Martínez, erzählt diese Geschichte vom Aufwachsen, von Verlust und Gewalt, und selbst wenn man sich größte Mühe gäbe, ließe sich die Lakonik ihrer Sprache, die Nicolai von Schweder-Schreiner mit außerordentlichem
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Gespür übersetzt hat, kaum übertreffen. "Ein Reisebus tötete die Mutter meiner Mutter, als sie über die Straße wollte, um ihrer eigenen Mutter, meiner Urgroßmutter, einen Krug Milch zu bringen. An jenem Tag war die Straße voll von rotem Blut und weißer Milch."
Die Schnellstraße ist der Highway zwischen Mexiko-Stadt und Acapulco, der in neuerer Zeit den kleinen Ort zerschnitten und die Männer davongetrieben hat. Übrig bleiben Frauen, die ihre Kinder "hässlich machen" und die Mädchen als Jungen verkleiden, damit sie nicht von Drogen- und Menschenhändlern entführt werden. Sind die schweren, dunklen Autos zu hören, ist es meist schon zu spät, die Mädchen verschwinden für immer. Einmal kehrt eines, Paula, nach genau einem Jahr zurück. Kaum ein Wort kommt der Fünfzehnjährigen über die Lippen, ihr Körper ist von Brandnarben übersät. Sie stammen von Zigaretten. "Prayers for the Stolen" heißt Jennifer Clements Roman im Original, im Deutschen etwas zahmer "Gebete für die Vermissten". Es geht aber wirklich um Diebstahl von Menschen, um straffreie Gewalt und wie sie das Leben von Jugendlichen deformiert.
Jennifer Clement schreibt ohne pädagogischen Eifer, und man sollte sie vor falschen Erwartungen in Schutz nehmen: Diese Autorin erzählt als Dichterin, in Bildern, die nicht aus Reportagen und Dokumentationen stammen: "Es war Paulas Mutter, die die geniale Idee hatte, die Löcher zu graben. Sie wohnte gegenüber, in einem kleinen Haus mit einem Stück Land, auf dem Papayabäume wuchsen. Meine Mutter meinte, Guerrero verwandle sich langsam in einen Kaninchenbau, überall versteckten sich junge Mädchen in Erdlöchern. Sobald jemand einen SUV kommen hörte oder einen schwarzen Punkt in der Ferne sah oder auch zwei oder drei schwarze Punkte, rannten sie alle in ihre Löcher. ... Wir waren wie Kaninchen, die sich vor hungrigen streunenden Hunden verkrochen, Hunden, die das Maul nicht zubekamen und schon das Fell auf der Zunge schmeckten. Kaninchen stampfen bei Gefahr mit den Hinterläufen auf, und diese Warnmeldung geht dann durch den Boden und alarmiert die anderen Kaninchen im Bau. Bei uns in der Gegend war das schlecht möglich, da wir zu weit auseinander lebten."
"Gebete für die Vermissten" ist Jennifer Clements erste Veröffentlichung auf Deutsch. Frühere Bücher der 1960 geborenen Amerikanerin umfassen zwei schmale Romane, einen Band Lyrik und eine Erinnerung an den 1987 gestorbenen Künstler Jean-Michel Basquiat. Der wahre Grund dafür, dass Clements Werk erst jetzt zu uns gelangt, dürfte aber wohl anderswo zu suchen sein. Ihre Romane handeln von knallharten Mädchen- und Frauenschicksalen in Mexiko, bevorzugt unter der benachteiligten indigenen Bevölkerung. Weniger Lifestyle, weniger Schick für die Literatursalons der entwickelten Welt ist kaum denkbar. Die Autorin selbst, in New York und Paris aufgewachsen, hat den größeren Teil ihres Künstlerlebens in Mexiko-Stadt verbracht, ein Lyrikfestival ins Leben gerufen und dem mexikanischen PEN-Club als Präsidentin gedient. Der Klappentext verrät, Clement habe für ihren Roman mehr als zehn Jahre an Ort und Stelle recherchiert und "Hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen geführt".
Sollte das stimmen, ist ihre Leistung umso bemerkenswerter. Denn die Stille zwischen den Wörtern ist ihr so wichtig wie die Wörter selbst. Clement destilliert das Gehörte und Erfahrene in eine schlanke, wie hingetuschte Erzählung von hoher poetischer Kraft. Die Zeitebenen wechseln sprunghaft, Jahreszeiten rauschen vorbei, Menschen kommen und gehen. Doch immer wieder diese Bilder. Wie Sequenzen aus Kinderträumen beleuchten sie die wüstenartige Szenerie und beweisen, dass die Wirklichkeit für Kinder nicht nur aus Wirklichkeit besteht. Am Ende macht man die Rechnung auf und stellt fest, dass die allermeisten Figuren tot oder verschwunden sind. Auch den Weg von Ladydi bestimmt der böse Zufall. Eigentlich soll sie weg von der saufenden Mutter, die ihre Tage vor dem History Channel verdämmert, und im Haus reicher Leute in Acapulco als Kindermädchen arbeiten, doch dann gerät sie in einer Drogen- und Mordgeschichte zwischen die Fronten und landet minderjährig im Gefängnis. Kein Mitleid!, scheint der Erzählstil uns zu sagen. Lernt lieber das Staunen. "Es gibt sowieso schon genug Mädchen", meint eine freundliche Frau im Knast, die ihre Kinder ermordet hat. "Wir brauchen wirklich nicht noch mehr."
Manche Leser könnten an der Story, die Clement in 27 kurzen Kapiteln entfaltet, das Fleisch vermissen, die große Epik. Aber die Autorin schreibt auch in der Tradition des bedeutendsten mexikanischen Erzählers des letzten Jahrhunderts, Juan Rulfo, der mit einem Gesamtwerk von wenigen hundert Seiten die lateinamerikanische Literatur revolutionierte und für den Kontinent in etwa das darstellt, was Kafka bei uns ist. Clement setzt nichts voraus und erwähnt noch nicht einmal, dass ihre Figuren der indigenen Bevölkerung angehören. Es geschieht, was geschieht. Schutzlose Menschen werden hier von den Mädchenräubern der Drogenkartelle, dort von der Polizei bedrängt, die in den gleichen aufgemotzten Autos oder mit Helikoptern aus dem Nichts auftaucht und mit derselben gesichtslosen Anmaßung überfällt, brandschatzt, mordet. Wer weiß, in wessen Händen die erbeuteten Drogen enden?
Wer Roberto Bolaños fulminanten Roman "2666" gelesen hat, wird um den Vergleich kaum herumkommen: Zwischen dem dicken und dem schmalen Buch existiert eine Verwandtschaft im Stoff, auch wenn die narrativen Mittel nicht unterschiedlicher sein könnten. Der 2003 gestorbene Chilene legt im Mittelteil seines in Mexiko angesiedelten Riesenromans ein Archiv der in den neunziger Jahren getöteten Frauen an, trägt wie ein Forensiker ihre Spuren, Todesarten oder die Umstände ihres Verschwindens zusammen, als hätte ein besessener Romanschriftsteller kommen müssen, um auf den staubigen Highways seiner inneren Landschaft eine unendliche Reihe von Gedenksteinen zu setzen. Jennifer Clement beschreitet die mexikanischen Killing Fields von der anderen Seite und hält dem Schrecken über die marode Gesellschaft, in der indifferent getötet und nichts aufgeklärt wird, die scheinbar naive, trotz allem verzauberungsbereite Wahrnehmung eines Kindes entgegen. Als die Drogenpolizei die Szene betritt, um Ladydis kurzes Liebesidyll mit dem Gärtner Julio zu beenden und das Mädchen mitzunehmen, wird die alte Hausangestellte umstandslos erschossen. Ladydi wagt nicht einmal einen Blick zurück.
Die Schockwirkung bei Clement steht der von Bolaño in nichts nach. Beide Autoren fliehen vor dramatischen oder sentimentalisierenden Effekten, nur in entgegengesetzte Richtungen. Am Ende allerdings schummelt die Autorin, denn es ist wenig glaubhaft, dass die Ich-Erzählerin ihre Schwangerschaft vor sich selbst und ihren weiblichen Mithäftlingen verheimlicht. Die Nachricht, mit der sich das Kind der ersten Buchseiten in eine junge Erwachsene verwandelt und ein biologischer Zyklus sich schließt, passte wohl zu schön als Schlussakkord. Ist es Hoffnung? Ein Immer-so-weiter? Mit dieser Frage werden wir entlassen, während die unerhörten Bilder dieses Romans im Hinterkopf fortglühen.
PAUL INGENDAAY.
Jennifer Clement: "Gebete für die Vermissten". Roman. Aus dem Amerikanischen von Nicolai von Schweder-Schreiner.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014. 230 S., geb., 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Schnellstraße ist der Highway zwischen Mexiko-Stadt und Acapulco, der in neuerer Zeit den kleinen Ort zerschnitten und die Männer davongetrieben hat. Übrig bleiben Frauen, die ihre Kinder "hässlich machen" und die Mädchen als Jungen verkleiden, damit sie nicht von Drogen- und Menschenhändlern entführt werden. Sind die schweren, dunklen Autos zu hören, ist es meist schon zu spät, die Mädchen verschwinden für immer. Einmal kehrt eines, Paula, nach genau einem Jahr zurück. Kaum ein Wort kommt der Fünfzehnjährigen über die Lippen, ihr Körper ist von Brandnarben übersät. Sie stammen von Zigaretten. "Prayers for the Stolen" heißt Jennifer Clements Roman im Original, im Deutschen etwas zahmer "Gebete für die Vermissten". Es geht aber wirklich um Diebstahl von Menschen, um straffreie Gewalt und wie sie das Leben von Jugendlichen deformiert.
Jennifer Clement schreibt ohne pädagogischen Eifer, und man sollte sie vor falschen Erwartungen in Schutz nehmen: Diese Autorin erzählt als Dichterin, in Bildern, die nicht aus Reportagen und Dokumentationen stammen: "Es war Paulas Mutter, die die geniale Idee hatte, die Löcher zu graben. Sie wohnte gegenüber, in einem kleinen Haus mit einem Stück Land, auf dem Papayabäume wuchsen. Meine Mutter meinte, Guerrero verwandle sich langsam in einen Kaninchenbau, überall versteckten sich junge Mädchen in Erdlöchern. Sobald jemand einen SUV kommen hörte oder einen schwarzen Punkt in der Ferne sah oder auch zwei oder drei schwarze Punkte, rannten sie alle in ihre Löcher. ... Wir waren wie Kaninchen, die sich vor hungrigen streunenden Hunden verkrochen, Hunden, die das Maul nicht zubekamen und schon das Fell auf der Zunge schmeckten. Kaninchen stampfen bei Gefahr mit den Hinterläufen auf, und diese Warnmeldung geht dann durch den Boden und alarmiert die anderen Kaninchen im Bau. Bei uns in der Gegend war das schlecht möglich, da wir zu weit auseinander lebten."
"Gebete für die Vermissten" ist Jennifer Clements erste Veröffentlichung auf Deutsch. Frühere Bücher der 1960 geborenen Amerikanerin umfassen zwei schmale Romane, einen Band Lyrik und eine Erinnerung an den 1987 gestorbenen Künstler Jean-Michel Basquiat. Der wahre Grund dafür, dass Clements Werk erst jetzt zu uns gelangt, dürfte aber wohl anderswo zu suchen sein. Ihre Romane handeln von knallharten Mädchen- und Frauenschicksalen in Mexiko, bevorzugt unter der benachteiligten indigenen Bevölkerung. Weniger Lifestyle, weniger Schick für die Literatursalons der entwickelten Welt ist kaum denkbar. Die Autorin selbst, in New York und Paris aufgewachsen, hat den größeren Teil ihres Künstlerlebens in Mexiko-Stadt verbracht, ein Lyrikfestival ins Leben gerufen und dem mexikanischen PEN-Club als Präsidentin gedient. Der Klappentext verrät, Clement habe für ihren Roman mehr als zehn Jahre an Ort und Stelle recherchiert und "Hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen geführt".
Sollte das stimmen, ist ihre Leistung umso bemerkenswerter. Denn die Stille zwischen den Wörtern ist ihr so wichtig wie die Wörter selbst. Clement destilliert das Gehörte und Erfahrene in eine schlanke, wie hingetuschte Erzählung von hoher poetischer Kraft. Die Zeitebenen wechseln sprunghaft, Jahreszeiten rauschen vorbei, Menschen kommen und gehen. Doch immer wieder diese Bilder. Wie Sequenzen aus Kinderträumen beleuchten sie die wüstenartige Szenerie und beweisen, dass die Wirklichkeit für Kinder nicht nur aus Wirklichkeit besteht. Am Ende macht man die Rechnung auf und stellt fest, dass die allermeisten Figuren tot oder verschwunden sind. Auch den Weg von Ladydi bestimmt der böse Zufall. Eigentlich soll sie weg von der saufenden Mutter, die ihre Tage vor dem History Channel verdämmert, und im Haus reicher Leute in Acapulco als Kindermädchen arbeiten, doch dann gerät sie in einer Drogen- und Mordgeschichte zwischen die Fronten und landet minderjährig im Gefängnis. Kein Mitleid!, scheint der Erzählstil uns zu sagen. Lernt lieber das Staunen. "Es gibt sowieso schon genug Mädchen", meint eine freundliche Frau im Knast, die ihre Kinder ermordet hat. "Wir brauchen wirklich nicht noch mehr."
Manche Leser könnten an der Story, die Clement in 27 kurzen Kapiteln entfaltet, das Fleisch vermissen, die große Epik. Aber die Autorin schreibt auch in der Tradition des bedeutendsten mexikanischen Erzählers des letzten Jahrhunderts, Juan Rulfo, der mit einem Gesamtwerk von wenigen hundert Seiten die lateinamerikanische Literatur revolutionierte und für den Kontinent in etwa das darstellt, was Kafka bei uns ist. Clement setzt nichts voraus und erwähnt noch nicht einmal, dass ihre Figuren der indigenen Bevölkerung angehören. Es geschieht, was geschieht. Schutzlose Menschen werden hier von den Mädchenräubern der Drogenkartelle, dort von der Polizei bedrängt, die in den gleichen aufgemotzten Autos oder mit Helikoptern aus dem Nichts auftaucht und mit derselben gesichtslosen Anmaßung überfällt, brandschatzt, mordet. Wer weiß, in wessen Händen die erbeuteten Drogen enden?
Wer Roberto Bolaños fulminanten Roman "2666" gelesen hat, wird um den Vergleich kaum herumkommen: Zwischen dem dicken und dem schmalen Buch existiert eine Verwandtschaft im Stoff, auch wenn die narrativen Mittel nicht unterschiedlicher sein könnten. Der 2003 gestorbene Chilene legt im Mittelteil seines in Mexiko angesiedelten Riesenromans ein Archiv der in den neunziger Jahren getöteten Frauen an, trägt wie ein Forensiker ihre Spuren, Todesarten oder die Umstände ihres Verschwindens zusammen, als hätte ein besessener Romanschriftsteller kommen müssen, um auf den staubigen Highways seiner inneren Landschaft eine unendliche Reihe von Gedenksteinen zu setzen. Jennifer Clement beschreitet die mexikanischen Killing Fields von der anderen Seite und hält dem Schrecken über die marode Gesellschaft, in der indifferent getötet und nichts aufgeklärt wird, die scheinbar naive, trotz allem verzauberungsbereite Wahrnehmung eines Kindes entgegen. Als die Drogenpolizei die Szene betritt, um Ladydis kurzes Liebesidyll mit dem Gärtner Julio zu beenden und das Mädchen mitzunehmen, wird die alte Hausangestellte umstandslos erschossen. Ladydi wagt nicht einmal einen Blick zurück.
Die Schockwirkung bei Clement steht der von Bolaño in nichts nach. Beide Autoren fliehen vor dramatischen oder sentimentalisierenden Effekten, nur in entgegengesetzte Richtungen. Am Ende allerdings schummelt die Autorin, denn es ist wenig glaubhaft, dass die Ich-Erzählerin ihre Schwangerschaft vor sich selbst und ihren weiblichen Mithäftlingen verheimlicht. Die Nachricht, mit der sich das Kind der ersten Buchseiten in eine junge Erwachsene verwandelt und ein biologischer Zyklus sich schließt, passte wohl zu schön als Schlussakkord. Ist es Hoffnung? Ein Immer-so-weiter? Mit dieser Frage werden wir entlassen, während die unerhörten Bilder dieses Romans im Hinterkopf fortglühen.
PAUL INGENDAAY.
Jennifer Clement: "Gebete für die Vermissten". Roman. Aus dem Amerikanischen von Nicolai von Schweder-Schreiner.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2014. 230 S., geb., 19,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein herzzerreißender Roman, messerscharf beobachtet."
The Guardian
The Guardian
»Clement destilliert das Gehörte und Erfahrene in eine schlanke, wie hingetuschte Erzählung von hoher poetischer Kraft.« Paul Ingendaay Frankfurter Allgemeine Zeitung 20141011
Die Autorin lässt Ladydi ihre Lebensgeschichte erzählen und dabei auch die alltägliche Situation der weiblichen Bevölkerung, die Männer sind allesamt schon in die USA geflohen oder arbeiten in Acapulco. Diejenigen, die noch dort leben gehören der Drogenmafia an und …
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Die Autorin lässt Ladydi ihre Lebensgeschichte erzählen und dabei auch die alltägliche Situation der weiblichen Bevölkerung, die Männer sind allesamt schon in die USA geflohen oder arbeiten in Acapulco. Diejenigen, die noch dort leben gehören der Drogenmafia an und machen sich mit Missbrauch und Gewalt zu schaffen.
Hier werden Probleme deutlich, die man sich kaum vorstellen kann. Neben tiefer Religiosität haben die Einheimischen kaum Hoffnung auf ein normales Leben. Prostitution ist an der Tagesordnung. Hier setzen die Drogenhändler mit Gewalt ihre Interessen durch, das Gesundheitssystem krankt und die Schulausbildung ist eine reine Farce.
So greifen auch die Mütter zu unkonventionellen Methoden, um sich und ihre Töchter vor Übergriffen zu schützen. Gewalt bringt neue Gewalt hervor. Wer im Gefängnis landet, hat sich meistens nur gegen einen brutalen Übergriff gewehrt oder dem vorgebeugt. Hier herrschen auch in den Gefängnissen Korruption und Willkür.
Wenn man diesen Roman liest, ist man tief betroffen von diesen menschenverachtenden Zuständen. Dabei lässt sich zwischen den Zeilen unter den Frauen eine herzliche und hilfsbereite Art erkennen, die Hoffnung macht. Doch solange die Drogen für Einnahmen sorgen, wird die Kriminalität auch weiterhin das Leben diktieren. Da bleiben den Leidtragenden nur noch die Gebete.
Ein aufrüttelnder Roman, der tief betroffen macht und nur noch beten lässt! Dieses Thema ist schwer zu verdauen und vielleicht nicht für jeden die passende Lektüre!
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Ladydi lebt in einem mexikanischen Bergdorf, in dem Mädchen immer wieder in Erdlöchern verschwinden müssen und es, wie sich Ladydis Mutter ausdrückt, das Beste ist, wenn man ein hässliches Mädchen ist. Ein Ort, an dem man seine Töchter als Jungen verkleidet. Denn …
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Ladydi lebt in einem mexikanischen Bergdorf, in dem Mädchen immer wieder in Erdlöchern verschwinden müssen und es, wie sich Ladydis Mutter ausdrückt, das Beste ist, wenn man ein hässliches Mädchen ist. Ein Ort, an dem man seine Töchter als Jungen verkleidet. Denn schöne Mädchen werden zu erst geholt. Von den Männern in den schwarzen Geländewagen. Von Drogen- und Menschenhändlern.
Ladydi malt sich ihre Zähne schwarz an, hat immer kurz geschnittene Haare, sieht kein bisschen weiblich aus und darf niemals einfach vor die Tür gehen, um zum Beispiel zu spielen. Das wäre nämlich viel zu gefährlich, denn jederzeit könnten die Männer auftauchen und sie holen.
Dort zählt das Leben einer Frau oder eines Mädchens kaum etwas.
In dem Dorf gibt es keine Männer mehr. Sie sind ausgewandert, auf der Suche nach Arbeit und schließlich ganz weggeblieben- oder sie sind einfach tot.
Doch träumt Ladydi von einer besseren Zukunft: Sie möchte nicht ewig bei ihrer alkoholabhängigen Mutter bleiben, möchte sich nicht verstecken müssen, sondern Liebe, Freundschaft, Freiheit und Wohlstand kennen lernen.
Und dann bietet sich ihr eine einmalige Chance, die ihr ganzes Leben verändern soll: Sie darf in Acapulco als Hausmädchen bei einer sehr reichen Familie arbeiten. Doch Mike, der auch aus ihrem Dorf stammt, verwickelt sie in einen Drogendeal. Ohne dass Ladydi etwas davon geahnt hätte. Doch kann sie sich nicht wehren, sie nimmt das Päckchen Heroin an sich.
Und schon bald wird Ladydi noch größere Probleme bekommen und um ihre Freiheit und ihr Überleben kämpfen müssen.
Die Autorin des Buches, Jennifer Clement, wuchs in Mexiko-Stadt auf. Für das Buch recherchierte sie über zehn Jahre lang und führte hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen vor Ort.
Dem Buch lag auch noch ein Heft bei, in dem wichtige und vor allem schockierende und alarmierende Fakten und Schicksale errläutert und beschrieben werden.
So erfährt man beim Lesen des Heftes zum Beispiel, dass laut Regierungsstatistiken die Zahl der Entführungen in Mexiko im letzten Jahr um 31% stieg. Diese Erhebungen erfassen aber lediglich die Fälle von Entführungen mit anschließender Lösegelderpressung.
Ausschnitte aus Interviews verdeutlichen eindrucksvoll, dass dort eine Frau zu keinem Mann "Nein" sagen darf.
Und der Polizei traue man nicht, da diese vielfach in die lokalen Mafiastrukturen verstrickt sei.
Die Fälle von Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und Sexhandel nähmen im alarmierendem Maße zu.
Außerdem habe der Kampf gegen die Drogenkartelle in den letzten sechs Jahren an die 70.000 Menschen das Leben gekostet.
Darüber hinaus schätzen Regierungsorganisationen die Zahl der Entführungen im Jahr 2012 auf 105.682, es gäbe eine Dunkelziffer von 99%. Nur 1.446 Entführungen wurden im Jahre 2013 zur Anzeige gebracht.
Beim Lesen des Buches merkt man, wie intensiv sich die Autorin mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Man erhält sehr tiefe Einblicke in das Leben der Frauen Mexikos und liest über mehrere Schicksale. Das Buch ist sehr packend geschrieben, ich hatte es nach wenigen Stunden durchgelesen. Während des Lesens ist man immer erleichterter darüber, dass man an einem sicheren Ort lebt, sich nicht verstecken muss und seinen eigenen Willen haben darf, und vor allem, dass man als Mensch angesehen wird und nicht als ein Gegenstand, wie etwas dass man sich einfach nehmen darf, behandelt wird.
Die verschiedenen Schicksale der Personen, auf die Ladydi trifft, und auch ihr eigenes, sind sehr berührend und fein ausgearbeitet, sodass die Charaktere sehr real wirken und man sie sich sehr gut vorstellen kann.
Auch die Thematik des Buches finde ich ausgesprochen wichtig und meiner Meinung nach sollte sie viel häufiger in der Öffentlichkeit behandelt werden.
Ich kann dieses Buch jedem weiter empfehlen, da es zum einen sehr gut geschrieben ist und zum anderen wegen des wichtigen Themas über das man sich informiert haben sollte.
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Dass Frauen in vielen Gegenden dieser Welt unterdrückt, misshandelt und vergewaltigt werden, ist nichts Neues. Liest man jedoch diesen Roman, erhalten solche Fakten eine völlig andere Brisanz.
Die junge Ladydi erzählt uns von ihrem Leben im mexikanischen Guerrero, tief in den Bergen …
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Dass Frauen in vielen Gegenden dieser Welt unterdrückt, misshandelt und vergewaltigt werden, ist nichts Neues. Liest man jedoch diesen Roman, erhalten solche Fakten eine völlig andere Brisanz.
Die junge Ladydi erzählt uns von ihrem Leben im mexikanischen Guerrero, tief in den Bergen im Süden des Landes, wo Drogen- und Menschenhändler die Macht besitzen. Hier werden kleine Mädchen von ihren Müttern als Jungen verkleidet und als Teenager auf hässlich getrimmt: die Haare kurz geschnitten, die Zähne mit Filzer schwarz bemalt, alte Männerklamotten als Kleidung. Tauchen am Horizont SUVs auf, verstecken sich die Töchter in Erdlöchern. Dennoch werden immer wieder Mädchen entführt und verkauft, so auch eine der besten Freundinnen von Ladydi. Der Berg, auf dem sie mit ihrer Mutter wohnt, ist wie die übrige Gegend eine männerfreie Zone. Entweder sind die Brüder und Väter auf die Dealerseite gewechselt oder sie sind in die USA geflohen, wo sie ein neues Leben begonnen haben. Als Ladydi nach Acapulco geht um dort als Kindermädchen zu arbeiten, hofft sie die Schrecken ihrer Jugend hinter sich zu lassen. Doch nach kurzer Zeit findet sie sich in einem Alptraum wieder: sie wird des Doppelmordes an einem Drogendealer und seiner Tochter beschuldigt.
Jennifer Clement hat eine unglaublich bildhafte und direkte Sprache für ihre junge Protagonistin gefunden. Man sieht und fühlt die Szenarien unmittelbar vor sich und kann angesichts des alltäglichen Grauens und Elends, das die Frauen dort durchleben, nur ungläubig den Kopf schütteln. Es ist ein rauhes, heisses Land (über 40 Grad), das keinerlei Aussichten auf die geringste Chance einer Verbesserung verspricht. Die Drogenmafia regiert diese Gegend und man ist deren Wilkür vollkommen ausgeliefert.
Mir ist dieses Buch sehr nahe gegangen und ich kann nicht ausdrücken, wie dankbar ich dafür bin, in einem anderen Teil der Welt geboren worden zu sein.
Ansonsten bleibt nur, den letzten Satz von Ladydis Mutter zu wiederholen: Bete bloß, dass es ein Junge wird.
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In einem kleinen Bergdorf im Süden Mexikos leben fast ausschließlich Frauen und Mädchen in ärmlichsten Verhältnissen.
Die Männer wanderten einer nach dem anderen in die USA aus, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Doch keiner kommt auf Dauer zurück. Auch …
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In einem kleinen Bergdorf im Süden Mexikos leben fast ausschließlich Frauen und Mädchen in ärmlichsten Verhältnissen.
Die Männer wanderten einer nach dem anderen in die USA aus, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Doch keiner kommt auf Dauer zurück. Auch die Geldsendungen bleiben mit der Zeit aus.
Dafür kommen Drogendealer und Menschenhändler, die die hübschen Mädchen mitnehmen. Sie verschwinden auf nimmer Wiedersehen.
Deshalb verkleiden die Mütter ihre Töchter als Jungen, schminken sie hässlich, schwärzen ihnen die Zähne und verstecken sie in selbstgegrabenen Erdlöchern, sobald die schwarzen Wagen der Drogendealer am Horizont auszumachen sind.
So wächst Ladydi Garcia Martinez – aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird – auf. Mit einer Mutter, die immer mehr dem Alkohol verfällt und ihrem Ehemann tödliche Rache geschworen hat, sobald der zurückkommt.
Ladydi möchte aus diesem Leben aus Elend, Leid und Angst ausbrechen und zieht nach ihrem Schulabschluss nach Acapulco. Ein Freund vermittelt ihr dort eine Stelle in einem Herrenhaus und sie verliebt sich in einen jungen Gärtner. Sie glaubt, ihr Traum sei wahr geworden, der Traum, in dem sie Frau sein, lieben, sorglos leben darf.
Doch die Realität holt sie schnell ein und Ladydis persönlicher Albtraum beginnt, denn der Feund hat sie auf der Fahrt nach Acapulco unschuldig in ein Verbrechen verwickelt. Und jetzt soll sie dafür büßen. Ladydi muss um ihr Leben kämpfen – wieder einmal.
Ein düsterer Roman, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Umso mehr, da die Autorin mehrere Jahre dafür recherchierte, viele Interviews mit den Frauen und Mädchen in Guerrero führte und einen Roman aus einer wahren Geschichte wob. Durchaus lesenswert, vielleicht auch für unsere jungen Menschen.
Bedenkt man, dass es tatsächlich Menschen gibt, die in solch unwürdigen und menschenverachtenden Umständen leben müssen, jammern wir doch auf sehr hohem Niveau.
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Jennifer Clement hat über 10 Jahre vor Ort die Missstände und den Drogenhandel in Mexico recherchiert um dieses Buch zu schreiben. Ich hoffe sehr, daß dieses Buch aufwecken und an den Lebensumständen etwas ändern kann. Leider ist es nicht mein Buch und auf Seite 100 habe …
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Jennifer Clement hat über 10 Jahre vor Ort die Missstände und den Drogenhandel in Mexico recherchiert um dieses Buch zu schreiben. Ich hoffe sehr, daß dieses Buch aufwecken und an den Lebensumständen etwas ändern kann. Leider ist es nicht mein Buch und auf Seite 100 habe ich aufgegeben.
Ladydi Garcia Martinez schreibt in der Ich-Form über ihr Leben. Sie lebt in einem Bergdorf irgendwo in Mexico. Dort leben nur noch Frauen. Die Männer sind über den großen Fluß nach Amerika gegangen um dort Geld für die Familien daheim zu verdienen. Am Anfang kommen die Männer noch heim und bringen Geld und Aids mit, dann kommt nur noch Geld und dann gar nichts mehr. Die Mädchen werden solange es geht als Jungen ausgegeben bzw. danach so häßlich gemacht (nicht gewaschen, Zähne schwärzen bis ausschlagen, Gesicht mit Kohle einreiben), daß die Drogendealer kein Interesse an ihnen haben. Die Mädchen werden teilweise sogar in Erdlöchern versteckt.
Paula ist die Einzige, die von den Dealern entführt wurde und zurückkam. Niemand kann sagen, was wirklich mit ihr passierte. Paula spricht nicht mehr und verhält sich wie ein Baby.
Leichen tauchen auf und werden einfach vergraben. Leute verschwinden.
Ladydi erzählt ihr Leben wirr und durcheinander. Die Mutter hart und herzlos. Alle arm, können sich aber Fernseher leisten und Oprah / History-Channel ansehen. Bier und Tequilla gehen nicht aus, die Mädchen bekommen alle am selben Tag ihre erste Periode. Auf der einen Seite heißt es "der erste Tag ohne Paula" - auf der nächsten Seite, "niemand fragte, was Paula wollte, zumal sie wie ein Baby lebte".
Wichtiges Thema - vielleicht falsch verarbeitet.
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