Alice Berend
Gebundenes Buch
Frau Hempels Tochter. Roman
Eine Familiengeschichte aus dem Berlin der 1920er Jahre - Reclams Klassikerinnen
Mitarbeit: Greiner, Margret
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Ein Roman aus dem Berlin der Jahrhundertwende
Die Schustertochter Laura lebt mit ihren Eltern in einem Berliner Mietshaus, in dem sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten begegnen. Seit sie als Kindermädchen für den Bankdirektor im gleichen Haus arbeitet, träumt sie von Besserem - besonders, als sie am Fenster gegenüber einen melancholisch dreinschauenden jungen Mann entdeckt. Wird es ein Happy End für Laura und ihren verarmten Grafen geben?
Die Schustertochter Laura lebt mit ihren Eltern in einem Berliner Mietshaus, in dem sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten begegnen. Seit sie als Kindermädchen für den Bankdirektor im gleichen Haus arbeitet, träumt sie von Besserem - besonders, als sie am Fenster gegenüber einen melancholisch dreinschauenden jungen Mann entdeckt. Wird es ein Happy End für Laura und ihren verarmten Grafen geben?
Alice Berend (1875-1938) war eine erfolgreiche jüdische Schriftstellerin, deren Werke vor 1933 sechsstellige Auflagen erreichten. Als die Nationalsozialisten ihr Werk verboten und verbrannten, wanderte Alice Berend in die Schweiz und später nach Italien aus. Margret Greiner, geb. 1943, ist Germanistin und Publizistin. Über Alice Berends Schwester, die Malerin Charlotte Berend-Corinth, hat sie die Biographie Ich will mir selbst gehören veröffentlicht.
Produktdetails
- Verlag: Reclam, Ditzingen
- Seitenzahl: 200
- Erscheinungstermin: 12. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 136mm x 21mm
- Gewicht: 351g
- ISBN-13: 9783150115237
- ISBN-10: 315011523X
- Artikelnr.: 71993912
Herstellerkennzeichnung
Reclam Philipp Jun.
Siemensstr. 32
71254 Ditzingen
auslieferung@reclam.de
»Man spürt eine Freude am Umgang mit Sprache, es gibt eine Komik, ohne dass Alice Berend auf Kalauer aus wäre.« DLF Büchermarkt, 20.02.2025 »Es ist das Zeitzeugnis der sozialen Aufstiegsmöglichkeiten einer sich mobilisierenden Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts, ohne die prekären Lebensverhältnisse in der Großstadt Berlin zu beschönigen.« epd, 17.02.2025
Ein lebensfroher Roman mit starken Frauenfiguren
In geschmackvoller Gestaltung mit rotem Lesebändchen präsentiert der Reclam-Verlag mit diesem Buch ein Romanjuwel aus dem Jahr 1913. Es stammt von einer Schriftstellerin, die einst als Bestseller-Autorin große Erfolge feierte und …
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Ein lebensfroher Roman mit starken Frauenfiguren
In geschmackvoller Gestaltung mit rotem Lesebändchen präsentiert der Reclam-Verlag mit diesem Buch ein Romanjuwel aus dem Jahr 1913. Es stammt von einer Schriftstellerin, die einst als Bestseller-Autorin große Erfolge feierte und dann leider durch die Nazizeit, in der ihre Bücher verboten wurden, viel zu lange in Vergessenheit geriet. Für diese Wiederentdeckung ist es definitiv nicht zu spät - durch die Leichtigkeit der Erzählweise, den funkelnden Humor und den liebevollen Blick der Autorin auf die verschiedenen Handlungsfiguren ist dem Roman sein hohes Alter kaum anzumerken.
Im Zentrum steht die Portiersfamilie Hempel: Mutter, Vater und Tochter Laura, fleißige Menschen in einfachen Verhältnissen, wobei besonders die Mutter mit ihrem zupackenden Wesen und ihrer Lebensweisheit beeindruckt. Um sie herum entfaltet sich ein buntes Kaleidoskop weiterer Handlungsfiguren von Schaustellern über einen Schutzmann bis hin zur verarmten Grafenfamilie. Es geht um schwere Arbeit und große Träume, Trauer und Erwachsenwerden, Verliebtheit und Neuanfänge, Hoffnung und Zusammenhalt, vor allem aber um die kleinen Glücksmomente im Leben.
Kleine Glücksmomente bieten auch die so wunderbar formulierten Sätze der Autorin mit ihren farbenfrohen Bildern, dem feinen Blick für die Besonderheit des Augenblicks und oft auch mit sehr viel Humor, der das Lesen zu einem großen Spaß macht. Dabei wird das Leben mit seinen Herausforderungen, Ungerechtigkeiten und Schicksalsschlägen keineswegs besser dargestellt, als es ist. Nur befinden wir uns in diesem Roman in einer Zeit, die gerade noch unbelastet durch die Weltkriege und den Hass und die Verbrechen der Nazizeit war, und die so auch ein bisschen Weltflucht bietet, die mir gerade sehr willkommen ist.
Im hinteren Teil des Buches werden noch ein paar heute nicht mehr verwendete Begriffe erläutert und ein lesenswertes Nachwort bietet einige Informationen über das bewegte Leben von Alice Berend.
Eine Lektüre, die voller Leichtigkeit und gleichzeitig sehr tiefgründig ist und mir große Freude bereitet hat!
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Ein amüsanter & vielschichtiger Gesellschaftsroman
„Frau Hempels Tochter“ ist ein gelungener Roman der Autorin Alice Berend, die von 1875 bis 1938 gelebt hat.
Es geht um die Familie Hempel und eigentlich steht Frau Hempel viel mehr im Vordergrund als ihre Tochter Laura. …
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Ein amüsanter & vielschichtiger Gesellschaftsroman
„Frau Hempels Tochter“ ist ein gelungener Roman der Autorin Alice Berend, die von 1875 bis 1938 gelebt hat.
Es geht um die Familie Hempel und eigentlich steht Frau Hempel viel mehr im Vordergrund als ihre Tochter Laura. Die Hempels leben in Berlin und sind einfache Leute. Der Vater ist Schuster und die Mutter kümmert sich um alles, was in dem Mietshaus, in dem sie leben anfällt. Beide wollen nur das Beste für ihre Tochter.
Der Schreibstil der Autorin liest sich unglaublich leicht und angenehm. Mit viel Wortwitz, Ironie und kritischem Blick auf die Gesellschaft hat sie mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Dabei zeichnet sie ein klares Bild von ihren Charakteren. Frau Hempel ist ein starker Charakter, deren ambitionierte Pläne mir großen Spaß gemacht haben.
Alles wird so lebendig geschildert, dass es für mich einfach perfekt passte.
Am Ende des Buches finden sich Erklärungen der Redaktion für einige veraltete Begriffe und ein interessantes Nachwort, das den Roman gelungen einordnet und abrundet.
Mit dem Aufgreifen dieses Klassikers hat der Reclam Verlag einen zeitlosen Klassiker wiederbelebt, der mich neugierig auf weitere Werke von Alice Berend gemacht hat.
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Überraschend zeitlos
In zackig-frischer Schreibweise erzählt die Autorin Alice Berend die Geschichte der Familie Hempel, die Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Berliner Mietshaus wohnt und in der Nachbarschaft die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten vorfindet. Frau Hempel …
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Überraschend zeitlos
In zackig-frischer Schreibweise erzählt die Autorin Alice Berend die Geschichte der Familie Hempel, die Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Berliner Mietshaus wohnt und in der Nachbarschaft die unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten vorfindet. Frau Hempel arbeitet rund um die Uhr und achtet insgesamt auf das Mietshaus wie eine Hausmeisterin, ihr Mann ist Schuster und für ihre Tochter Laura wünschen sie sich ein besseres Leben. Laura beginnt bald als Kindermädchen für den Sohn des Bankdirektors zu arbeiten und entdeckt im Fenster gegenüber einen jungen Mann, der ihr Interesse weckt…
Das Kleinbürgertum wird ausgeleuchtet. Doch das Buch bleibt zeitlos.
Letztendlich hat sich zwischen arm und reich bis heute nicht viel geändert, die Welt drumherum ist nur moderner geworden...
Überrascht hat mich die Sprache, die einerseits zeitgemäß in die 1920er Jahre paßt, jedoch sticht die besondere Ausdrucksweise und das temporeiche Geschehen hervor. Die Charaktere sind sehr lebendig gezeichnet und bieten guten Zugang. Man wird einerseits in die Zeit versetzt als das Buch entstand und durch dessen speziellen Klang getragen. Andererseits sprüht es vor humorvollem Witz, der wie ein Augenzwinkern durch die Seiten gleitet. Dieses außergewöhnliche Sprachgefüge hat mich beeindruckt. Auch habe ich versucht, dieses Buch mit den Augen eines Lesers aus den 1920er-Jahren zu betrachten und finde, da können sich heutzutage manche Bücher eine Seite von herausreißen…
Auch hundert Jahre später noch ein sehr lesenswertes Buch, das einen fast verlorengegangenen hauchfeinern Charme ausstrahlt, und in dem es mehr Parallelen zum Heute gibt als man denkt.
Das Cover ist in einer gelungenen Farbkombination gestaltet und wird in der Buchhandlung sicher nicht links liegen gelassen.
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Ein Roman aus dem frühen 20. Jahrhundert, in dem es um die sogenannten kleinen Leute geht: allen voran Frau Hempel, deren Beruf man heute als Hausmeisterin oder auf neudeutsch sogar -managerin bezeichnen würde. Sie sorgt dafür. dass im mehrstöckigen Mietshaus, in dem auch der …
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Ein Roman aus dem frühen 20. Jahrhundert, in dem es um die sogenannten kleinen Leute geht: allen voran Frau Hempel, deren Beruf man heute als Hausmeisterin oder auf neudeutsch sogar -managerin bezeichnen würde. Sie sorgt dafür. dass im mehrstöckigen Mietshaus, in dem auch der Eigentümer selbst wohnt, alles seine Ordnung hat - und dafür, dass ihre Tochter, die zierliche Laura es irgendwann man besser haben wird - indem sie jeden kleinsten Nebenjob annimmt. Herr Hempel ist Schuster und ebenso maulfaul wie seine Gattin gesprächig ist. Auch ihm liegt daran, Laura eine rosige Zukunft zu bescheren.
Laura selbst ist ein braves Mädchen, das nicht zu viele Flausen im Kopf hat und in der Regel tut, was die Eltern - beziehungsweise die Mutter - sagt. So wird sie zunächst Kindermädchen beim Hausbesitzer, dann folgt sie einer Adligen, die sich verheiratet, als Dienstbotin in deren Haushalt und da die Mutter dort nicht eingreifen kann, tut sie, was sie für richtig hält, bpsw. unternimmt einen Sonntagsausflug mit dem jungen, verarmten Grafen aus dem Hinterhaus.
Das alles klingt bescheiden und sachorientiert, aber das Gegenteil ist der Fall: Alice Berend beschert uns - und das im Jahre 1913 -einen vielschichtigen Gesellschaftsroman, der für mich zum Lesespaß sondergleichen wurde. Die feine Ironie, der wohldosierte Mutterwitz und die originellen Ideen der Autorin garantieren einen Lesegenuss, bei dem nichts vorauszusehen ist. Die Figuren - auch die Nebendarsteller - sind mit wenigen Sätzen so klar gezeichnet, dass ich sie sofort vor Augen hatte. Ein Roman, der sicher auch als Schauspiel oder Film erfolgreich wäre, wenngleich man dann auf die wunderbare Sprache der Autorin verzichten müsste. Ein Lesehighlight gleich zum Jahresbeginn!
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Laura lebt mit ihren Eltern in einem Berliner Mietshaus. Ihr Vater ist Schuster, die Mutter Portiersfrau (= Hausmeisterin) des Gebäudes. Beide arbeiten hart, damit ihre Tochter aufsteigen und ein besseres Leben führen kann. Vor allem Frau Hempel nimmt stets zusätzliche Aufgaben an und …
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Laura lebt mit ihren Eltern in einem Berliner Mietshaus. Ihr Vater ist Schuster, die Mutter Portiersfrau (= Hausmeisterin) des Gebäudes. Beide arbeiten hart, damit ihre Tochter aufsteigen und ein besseres Leben führen kann. Vor allem Frau Hempel nimmt stets zusätzliche Aufgaben an und knüpft wichtige Kontakte, um Laura zu unterstützen. Als diese als Kindermädchen in den Haushalt eines Bankdirektors eintritt, beginnt sie von einem Leben in Wohlstand zu träumen. Doch dann fällt ihr im Fenster gegenüber ein junger Mann auf.
„Frau Hempels Tochter“ von Alice Berend erschien erstmals im Jahr 1913. Als jüdische Schriftstellerin geriet sie ab 1933 in den Fokus der Nationalsozialisten, ihre Werke wurden verboten und sie musste in die Schweiz und später nach Italien auswandern. Die Handlung wird von einem auktorialen Erzähler vermittelt, der uns einen Blick in die Köpfe der Figuren, aber auch auf das große Ganze werfen lässt. Im Mittelpunkt stehen Mutter und Tochter Hempel, was der Titel bereits ausdrückt. Laura ist zwar die Protagonistin, wird hier aber nur in ihrer Beziehung zu ihrer Mutter benannt.
Frau Hempel ist das, was wir heute eine „Macherin“ nennen würden. Sie arbeitet viel und spart eisern – die Zukunft ihrer Tochter hat für sie höchste Priorität. Als sie das verlockende Angebot erhält, eine Badeanstalt zu kaufen, greift sie zu und spannt Mann und Tochter mit in das neue Familienunternehmen ein. Laura hingegen gibt sich hauptsächlich ihren Träumen hin und folgt den Vorschlägen ihrer Mutter, ohne selbst nachzudenken. Als sie sich in einen verarmten Grafen verliebt, scheint die Beziehung keine Zukunft zu haben, denn beide Parteien wünschen sich gesellschaftlichen Aufstieg und benötigen somit eigentlich eine „gute Partie“.
Frau Hempel ist für mich die heimliche(?) Protagonistin und eine bemerkenswerte Frau, die genau versteht, wie Klasse funktioniert und wie man sich von ihren Fesseln befreit. Interessant ist hierbei, dass auch sie sich gelegentlich den Dünkel erlaubt, den sie an Höhergestellten unerträglich findet – eine spannende Sozialstudie mit einer hart arbeitenden Heldin.
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Dank der Klassikerinnen-Reihe des Reclam Verlags, die ich sowieso liebe, bin ich auf den Roman „Frau Hempels Tochter“ von Alice Berend gestoßen, der sich so rasant und unterhaltsam liest, dass man kaum glauben kann, dass er über 100 Jahre alt ist. Im Mittelpunkt des Romans …
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Dank der Klassikerinnen-Reihe des Reclam Verlags, die ich sowieso liebe, bin ich auf den Roman „Frau Hempels Tochter“ von Alice Berend gestoßen, der sich so rasant und unterhaltsam liest, dass man kaum glauben kann, dass er über 100 Jahre alt ist. Im Mittelpunkt des Romans steht eigentlich nicht Frau Hempels Tochter Laura, sondern Frau Hempel selbst. Als tüchtige Dienstbotin sehnt sie sich nach einem besseren Leben für ihre Familie oder zumindest für ihre Tochter. Durch Tatkraft und Intelligenz kommt sie ihrem Ziel, den kleinbürgerlichen Verhältnissen in einer Berliner Kellerwohnung zu entkommen, näher. Laura beobachtet währenddessen sehnsüchtig den melancholischen jungen Mann, der im selben Haus wohnt – einen verarmten Grafen. Auch dieser wird bald auf Laura aufmerksam, auch wenn die Liebe der beiden erst einmal weder in seine noch in Frau Hempels Pläne für Laura passt.
Es hat mich beeindruckt, wie zeitlos Berends Erzählweise offenbar ist – und dass ihre weiblichen Figuren so lebendig und eigenständig wirken. Sie erzählt mit viel Witz und scharfem Blick für die Gesellschaft erzählt, aber vor allem mit großer Zuneigung für ihre weiblichen Figuren. Die Frauen in diesem Roman sind die Macherinnen, die klug und entschlossen ihre Wege gehen. Trotz der humorvollen Überzeichnung und einiger Erzählerkommentare zwischen Lebensklugheit und Ironie hat mich die realistische Erzählweise teilweise an Effi Briest erinnert, wobei die Frauen bei Berend nicht nur Leidtragende gesellschaftlicher Normen sind, sondern aktiv ihr Schicksal gestalten.
Ich habe bis zum Ende mitgefiebert, ob Frau Hempels Pläne aufgehen und konnte deshalb auch über rassistische und sexistische Details hinwegsehen, die sicher der Zeit geschuldet sind, in dem der Roman entstanden ist. Wer gerne historische Gesellschaftsromane liest, aber auf trockene Lektüre verzichten will, sollte „Frau Hempels Tochter“ unbedingt eine Chance geben. Alice Berend war zu ihrer Zeit eine erfolgreiche Bestseller-Autorin, die mit ihren Romanen sechsstellige Auflagen erreichte, bevor ihre Bücher von den Nazis verboten wurden, weil sie Jüdin war. Ich bin froh, dass der Reclam Verlag diesen literarischen Schatz neu aufgelegt hat – schön gestaltet und absolut lesenswert!
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Beeindruckend zeitlos;
Obwohl der Roman über einhundert Jahre alt ist, kann man ihn gut lesen. Es gibt ein paar Formulierungen, die etwas ungewohnt sind, aber im Großen und Ganzen merkt man dem Roman sein Alter nicht an. Ich fand es sehr interessant, ein Buch zu lesen, das nicht nur …
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Beeindruckend zeitlos;
Obwohl der Roman über einhundert Jahre alt ist, kann man ihn gut lesen. Es gibt ein paar Formulierungen, die etwas ungewohnt sind, aber im Großen und Ganzen merkt man dem Roman sein Alter nicht an. Ich fand es sehr interessant, ein Buch zu lesen, das nicht nur über diese Zeit schreibt, sondern auch zu dieser Zeit entstanden ist. Die Charaktere sind sehr schön gezeichnet, ich hatte sie direkt vor Augen und ihre Gedanken und Handlungen waren sehr nachvollziehbar. Frau Hempel möchte den sozialen Aufstieg für ihre Tochter und ist sehr findig im Auftun von Verdienstmöglichkeiten. Durch die diversen Arbeiten kommt sie mit einer Vielzahl an Personen in Kontakt und der Roman zeichnet sich durch eine pointierte Beobachtung und feinem Humor aus. Ab und zu gibt es kleine Sätze, die - fast wie Sprichwörter - lebenskluge und weise Aussagen treffen oder Zusammenfassungen bieten. Oft schwingt eine ironische Note mit, das hat mir sehr gut gefallen, ebenso wie die vielen starken Frauen im Buch. Das Nachwort von Margret Greiner fand ich sehr gelungen und bereichernd, da sie viele Details sehr treffend analysiert hat und Hintergrundinformationen zur Autorin bringt.
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Frau Hempels Tochter von Alice Berend ist im Jahr 1913 erschienen - und damit 25 Jahre später als Theodor Fontanes Irrungen, Wirrungen, welches ein ähnliches Thema hat. Laura, die titelgebende Tochter der Portiersfrau Lina Hempel, verliebt sich unstandesgemäß in einen verarmten …
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Frau Hempels Tochter von Alice Berend ist im Jahr 1913 erschienen - und damit 25 Jahre später als Theodor Fontanes Irrungen, Wirrungen, welches ein ähnliches Thema hat. Laura, die titelgebende Tochter der Portiersfrau Lina Hempel, verliebt sich unstandesgemäß in einen verarmten Grafen.
Die Geschichte beginnt mitten in Berlin in der Portierswohnung der kleinen Familie Hempel. Die Mutter wird mehrfach als robust und zupackend, äußerst tatkräftig und vor allem als eine Mutter beschrieben, die für ihre Tochter eine bessere Zukunft erträumt als die ihre. Die Eltern Hempel wirken aber an sich zufrieden mit sich und ihrem Leben. Er arbeitet als Schuster zuhause in der Kellerwohnung, sie ist der gute Geist des ganzen Hauses und den ganzen Tag beschäftigt. Es ist wirklich eindrucksvoll beschrieben, wie viel harte, körperliche Arbeit verrichtet werden musste - und wie oft! Jeden Tag, sommers wie winters, außer Sonntags, wird von früh bis spät gefegt, geschrubbt, gewaschen, geflickt, gebügelt, ausgebessert usw.
Laura arbeitet zunächst als Kindermädchen, dann als Hausmädchen - bis ihre Mutter eines Tages fast ihr ganzes erspartes Geld für ein Grundstück mit Haus, Wiese und Seezugang steckt und die Familie gemeinsam umzieht.
Die Liebesgeschichte Lauras spielt durchaus eine wichtige Rolle in dem Roman. Im Mittelpunkt aber steht ganz klar ihre Mutter, Lina Hempel. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und ich habe sie von Herzen lieb gewonnen.
Auch, wenn der Roman über 100 Jahre alt ist, er ist so lesbar und hat mich wirklich bezaubert. Ich konnte die Welt der Familie Hempel richtig sehen und riechen und schmecken. Der Text ist voller lustiger und ans Herz gehender Szenen, voller Aphorismen und - das kommt nicht zu kurz - Gefühl. Ich bin wirklich begeistert!
Sehr lesenswert auch das Nachwort mit den Informationen zur Autorin - wie so viele ist sie leider aus dem Gedächtnis verschwunden und umso mehr freue ich mich darüber, dass der Reclam Verlag diese Reihe verlegt - von Autorinnen, die in Vergessenheit geraten sind, vollkommen zu Unrecht.
Absolute Leseempfehlung für einen Roman, der ein Klassiker werden sollte, wie er zum Zeitpunkt seines Erscheinens auch ein Bestseller war.
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Kurzweilige Unterhaltungsliteratur
Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Roman bereits im Jahr 1913 erschienen ist.
Er beschreibt das Leben der Familie Hempel, eine einfache, kleinbürgerliche Familie, die im Berlin der Kaiserzeit lebt. Obwohl die Familie in einfachen …
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Kurzweilige Unterhaltungsliteratur
Ich hätte niemals gedacht, dass dieser Roman bereits im Jahr 1913 erschienen ist.
Er beschreibt das Leben der Familie Hempel, eine einfache, kleinbürgerliche Familie, die im Berlin der Kaiserzeit lebt. Obwohl die Familie in einfachen Verhältnissen lebt, ist ihre Sicht auf den Alltag sehr lebensbejahend und ausgesprochen amüsant.
Nur wenige Begriff, die im Anschluss an den Roman erklärt werden, deuten daraufhin, dass Alice Berend dieses Buch bereits vor mehr als 100 Jahren geschrieben hat. Ihre Sprache und ihre Vergleiche des Großstadtlebens mit dem auf dem Land sind humorvoll und die Einblicke, die sie in das Leben der unteren Gesellschaftsschichten gibt, authentisch.
Sie bringt es auf den Punkt, was im Leben wirklich wichtig ist.
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Eine Milieustudie
Über die vielzitierten „kleinen Leute“ hat die jüdische Schriftstellerin Alice Berend geschrieben, sie selbst kam aus großbürgerlichem Hause, sie hatte schon immer den Drang, zu schreiben. Ihr Roman „Frau Hempels Tochter“ …
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Eine Milieustudie
Über die vielzitierten „kleinen Leute“ hat die jüdische Schriftstellerin Alice Berend geschrieben, sie selbst kam aus großbürgerlichem Hause, sie hatte schon immer den Drang, zu schreiben. Ihr Roman „Frau Hempels Tochter“ erschien 1913, schon ihre vorherigen Bücher waren erfolgreich, weitere erschienen, sie wurde die meistgelesene Schriftstellerin ihrer Zeit in Deutschland. Ihre Werke wurden von den Nationalsozialisten verboten, sie ging in die Schweiz und später dann nach Italien.
Nun zum Buch, dem ich hier noch ein wenig nachspüren will: Frau Hempel lebt mit ihrem Mann, einem Schuster, und ihrer Tochter als Portiersfrau in einem Berliner Mietshaus. Laura heiß Frau Hempels Tochter. Sie ist jung, bildschön und will hinaus aus der Kellerwohnung der Eltern, hinaus ins Leben. Zunächst schafft sie es einige Stockwerke höher zu den Brombachs, dort ist sie als Kindermädchen angestellt. Nun, Laura sieht dann und wann von Brombachs Wohnung aus dem Fenster und was oder besser gesagt wen sie sieht, erfüllt sie mit Freude. Es ist Eugen, der junge Graf von Prillberg, der ihr ausgesprochen gut gefällt.
Frau Hempel ist fleißig und rechtschaffen, ihr großes Ziel ist es, eines Tages im eigenen Häuschen zu wohnen, dafür legt sie jeden entbehrbaren Groschen zur Seite. Sie ist zufrieden mit dem, was sie hat. Ganz anders die Gräfin von Prillberg, deren Gatte als Sektagent von Haus zu Haus tingelt und sie nun verarmt im Hinterhaus wohnen müssen. „Denn die Gräfin war sehr unglücklich, und ihr einziges Vergnügen war, sich über ihr Schicksal beklagen zu dürfen.“
Auch wenn der Schreibstil gerade anfangs etwas sperrig anmutet, so gewöhnt man sich schnell daran und geht über, die Geschichte im Kleinbürgermilieu zu genießen. Schuster, bleib bei deinem Leisten heißt es so schön, in unserem Falle wäre die Tochter eines Schuhmachers und einer Dienstbotin bei Ihresgleichen gut aufgehoben, sie aber folgt ihrem Herzen, unterstützt von ihrer lebensklugen Mutter. Wir sind in Berlin zur Jahrhundertwende, die Grenzen zwischen der feinen Gesellschaft und den gewöhnlichen, den kleinen Leuten, sind stets spürbar, das Klassendenken nicht zu leugnen. Und natürlich ist es der Frau Gräfin nicht recht, dass sich ihr Grafen-Sohn mit einer Schusterstochter einlässt, geschweige denn, sie ehelicht.
Alice Berend erzählt klug und gewitzt von „Frau Hempels Tochter“, die Neuauflage wurde moderat dem heutigen Standard angepasst. Unbedingt lesenswert ist auch das von Margret Greiner verfasste Nachwort, das dem soeben Gelesenen nochmal nachspürt und auch den Lebensweg von Alice Berend skizziert. Ein wiederentdeckter Roman, der mir kurzweilige und gar vergnügliche Lesestunden bereitet hat.
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