Karin Peschka
Gebundenes Buch
Dschomba
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Ein halbnackter Fremder tanzt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Es ist November 1954, ein nasskalter Tag, und Dragan Dzomba ist auf der Suche. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger - aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm schließlich Quartier im Pfarrhof. Dragan spricht nicht viel, immer wieder zieht es ihn hinaus zum Lagerfriedhof nahe der Donau. Dort, wo es kaum Spuren der Vergangenheit gibt, sucht Dragan aber genau diese. Er bezieht die Hütte auf dem "Serbenfriedhof", schließt Freundschaften, erlebt Anfeindung und A...
Ein halbnackter Fremder tanzt zwischen den Gräbern des Eferdinger Pfarrfriedhofs. Es ist November 1954, ein nasskalter Tag, und Dragan Dzomba ist auf der Suche. Vor dem Friedhofstor stehen die Bürger - aufgebracht, misstrauisch, neugierig. Nur der Dechant nähert sich dem Serben und gibt ihm schließlich Quartier im Pfarrhof. Dragan spricht nicht viel, immer wieder zieht es ihn hinaus zum Lagerfriedhof nahe der Donau. Dort, wo es kaum Spuren der Vergangenheit gibt, sucht Dragan aber genau diese. Er bezieht die Hütte auf dem "Serbenfriedhof", schließt Freundschaften, erlebt Anfeindung und Argwohn. Jahre später, alt geworden, sitzt er im Gasthof "Zum roten Krebs" am Stammtisch. Dem Fremden bleibt das Fremde haften, das Seltsame. Ab und zu stellt ihm die zehnjährige Wirtstochter ein Bier hin. Sie ist in ihren Tagträumen daheim und fühlt eine Verbindung zu dem Mann, der nach Wald und Erde duftet, der vor ihr da war und weiß, welche Geschichte sich unter den Feldern verbirgt. Mit "Dschomba" schreibt sich Karin Peschka das Wissen um die Vergangenheit jenes Ortes, in dem sie aufgewachsen ist, in die eigene Biografie. Sie erzählt vom Leben in einer kleinen Stadt, von Begegnungen, von Lebenswegen und -wendungen, und ein wenig davon, wie es ist, als Wirtstochter aufzuwachsen.
Geboren 1967, aufgewachsen in Eferding, Oberösterreich, als Wirtstochter. Besuchte die Sozialakademie Linz und lebt seit 2000 in Wien. Arbeitete u. a. mit alkoholkranken Menschen und mit arbeitslosen Jugendlichen, aber auch mehrere Jahre im Bereich Onlineredaktion und Projektorganisation. Karin Peschka publizierte in diversen Anthologien und schrieb Kolumnen für oe1.ORF.at. 2008 erschien in der Edition Neuhauser Kunstmühle ihr Kunstbuch "Sterntaler" (mit Michael Hedwig). Ausgezeichnet u. a. mit dem Literaturpreis Wartholz, dem Floriana Literaturpreis, dem Literaturpreis ALPHA und dem Ingeborg-Bachmann-Publikumspreis. Für die Arbeit an ihrem neuen Roman "Dschomba" erhielt die Autorin ein Robert-Musil-Stipendium (2020-2023). Ihr Debütroman "Watschenmann" wurde 2019 für die Bühne adaptiert und im Wiener Volkstheater aufgeführt.
Produktdetails
- Verlag: Müller (Otto), Salzburg
- Seitenzahl: 378
- Erscheinungstermin: 23. Februar 2023
- Deutsch
- Abmessung: 192mm x 124mm x 35mm
- Gewicht: 448g
- ISBN-13: 9783701313037
- ISBN-10: 3701313032
- Artikelnr.: 66383703
Herstellerkennzeichnung
Otto Müller Verlagsges.
Ernest-Thunn-Str 11
5021 Salzburg, AT
info@omvs.at
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Ein wenig muss man sich wohl an Karin Peschkas spezielle Erzählweise gewöhnen, erklärt Rezensentin Katharina Herrmann. Wer sich diese Mühe macht, wird jedoch umso reicher belohnt - mit einem großartigen Roman über das große Schweigen. In "Dschomba" beginnt dieses große Schweigen zu bröckeln, als eines Tages ein Mann namens Dzomba auf dem alten sogenannten "Serbenfriedhof" auftaucht und zwischen den Gräbern zu tanzen beginnt. Er ist auf der Suche nach seinem Bruder, der hier vor vielen Jahren als Kriegsgefangener in einem Lager lebte, von dem heute niemand mehr spricht und an das nichts erinnert - außer eben seit neustem Dzomba, der Serbe, der sich, indem er alte Wunden aufreißt, so einige Feinde in der kleinen oberösterreichischen Stadt macht. Gewöhnungsbedürftig an diesem Roman ist vor allem die Sprache, lesen wir. Es ist ein rauer, ein "karger" Ton, dessen sich die Autorin bedient, mit vielen mundartlichen Anteilen. Vor allem aber lässt Peschka ihre Sätze immer wieder im Nichts verlaufen, die Sprache "bricht ab" oder lässt Lücken, um Verdrängtes und manchmal gänzlich Unsagbares zu markieren - ein Konzept, das aufgeht, wie die Rezensentin findet. Hier wird tatsächlich das Schweigen in Worte gefasst, so Herrmann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Covergestaltung ist minimalistisch und zeigt ein paar gestutzte blutrote Bäume. Der Titel: "Dschomba" - was soll das sein? Und genau diese Frage hat mich dazu gebracht, die Leseprobe zu lesen. Bin zuerst gar nicht hineingekommen. Der Stil war einfach anders und unterschied sich so …
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Die Covergestaltung ist minimalistisch und zeigt ein paar gestutzte blutrote Bäume. Der Titel: "Dschomba" - was soll das sein? Und genau diese Frage hat mich dazu gebracht, die Leseprobe zu lesen. Bin zuerst gar nicht hineingekommen. Der Stil war einfach anders und unterschied sich so von meinen Lesegewohnheiten, also anderen Romanen oder überhaupt Literatur.
Dennoch: Irgendwas war an dem Roman. Und so las ich weiter. Irgendwann konnte ich dazu nicht mehr nur auf der Couch oder auf einer Bank sitzen und still lesen. Also stand ich auf, ging in meiner Wohnung auf und ab und rezitierte mir selbst laut vor. Was für eine Offenbarung!
Dragan Dschomba ist Serbe und kam 1954 ins oberösterreichische Eferding, in den Wohnort der Autorin Karin Peschka. Oder sollte man schreiben: Er tanzte sich in den fremden Ort hinein? Jedenfalls wurde er tanzend auf dem Friedhof entdeckt. Der Protagonist führte sich direkt auf, und die Einheimischen waren entsetzt.
Aus dieser Einführung entspinnt sich ein Hin und Her zwischen dem ersten Jahr Dragans in Eferding und dem Jahr 1977, also dreiundzwanzig Jahre später, als die Autorin zehn Jahre alt war und in der Gaststube der Familie mithalf, schlägt aber auch einen Bogen in die heutige Zeit.
Karin Peschka erzählt vom Suchen und Ankommen, vom schwierigen Sich-aneinander-Gewöhnen zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen in der ländlichen Umgebung. Sie erzählt davon, wie Außenseiter der einheimischen Gemeinschaft sich zu Ankerpunkten für Zugewanderte entwickeln können, wie das Seltsame an Menschen erklärbar wird, wenn man sich einerseits öffnet, andererseits ein offenes Ohr hat. Der Roman erzählt von beidseitigen Traumata, von verschwiegenen Ereignissen und Orten, vom Leben und vom Tod.
Fazit: In die Sprache musste ich mich erst einfinden, aber wenn man sich darauf einlassen kann, hat der Roman sehr viel zu geben. Dschomba ist eines der wenigen Bücher, die ich wahrscheinlich zweimal lesen werde und jedem ans Herz legen kann. Unbedingt lesen!
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Im Jahre 1954 geschieht es, dass ein halbnackter Mann auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof zwischen den Gräbern tanzt. Der Gendarm und der Bestatter holen den Dechant (Dekan), damit dieser den Fremden zur Vernunft bringt. Es ist ein kalter Novembertag und Dragan Dzomba, wie der Eindringling …
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Im Jahre 1954 geschieht es, dass ein halbnackter Mann auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof zwischen den Gräbern tanzt. Der Gendarm und der Bestatter holen den Dechant (Dekan), damit dieser den Fremden zur Vernunft bringt. Es ist ein kalter Novembertag und Dragan Dzomba, wie der Eindringling heißt, wird am Ende des Tages mit dem Dechant mitgehen, der ihm im Pfarrhof ein Quartier gibt. Der Fremde bleibt fremd, was auch geschieht, obwohl er nun ein alter Mann ist, der viele Jahre später immer noch da ist und sogar regelmäßig im Gasthof am Stammtisch sitzt.
Dieses Buch hat es mir nicht leicht gemacht. Sperrig und eigen die Sprache, seltsam unvollendet die Sätze, Worte und Ausdrücke wie aus einer anderen Zeit. Auch die österreichische Mundart hat es mir erschwert, der Geschichte zu folgen, die zwischen Personen und Dingen springt, zwischen Orten und Jahren. Es geht um Heimat, das Fremdsein und die Zugehörigkeit. Es geht um Freundschaft, Ausgrenzung, aber auch um die Nachkriegszeit. Wer Spannung erwartet, wird hier nicht bedient, mir fehlte ein wenig der rote Faden, der Grund für das Ganze und ein Sinn. Letztendlich war es für das Buch und mich kein Vergnügen, wahrscheinlich war es der falsche Zeitpunkt für die Art der Lektüre. Schade, aber vielleicht klappt es beim nächsten mal.
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Im Leben trägt Jeder sein Päckchen
Bei dem Buch Dschomba handelt es sich um einen österreichischen Heimatroman der sich um das kleine Städtchen Eferding dreht .
Die Hauptfigur und so ziemlich jede Nebenfigur hat so ihre Geheimnisse die sie offen aber meist versteckt mit sich …
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Im Leben trägt Jeder sein Päckchen
Bei dem Buch Dschomba handelt es sich um einen österreichischen Heimatroman der sich um das kleine Städtchen Eferding dreht .
Die Hauptfigur und so ziemlich jede Nebenfigur hat so ihre Geheimnisse die sie offen aber meist versteckt mit sich durchs Leben trägt .
Auf 370 Seiten und vielen kleinen Kapiteln erfahren wir Leser nach und nach immer mehr wie es um das Städtchen und ihre Einwohner bestellt ist .
Der Schreibstil der Autorin ist leicht verständlich und die kleinen Geschichten die sich am Ende zu einer Großen vereinigen lassen sich recht flott lesen .
Manche der Kapitel regen zum Nachdenken an , andere sind lustige Kindheitserinnerungen . Es gibt auch etwas Romantik , Führsorge und auch gruseliges zu entdecken .Wer spaß hat an Heimatgeschichten die sich über Jahrzehnte erstrecken über Not und auch Glück berichten der sollte unbedingt mal einen Blick riskieren .
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Dschomba“ ist ein vielschichtiger, berührender Roman über Fremdsein, Erinnerung und stille Würdigung verdrängter Geschichte. Die Begegnung zwischen dem schweigsamen Serben Džomba und dem Alltag einer dörflichen Wirtstochter wird zur Chiffre für die …
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Dschomba“ ist ein vielschichtiger, berührender Roman über Fremdsein, Erinnerung und stille Würdigung verdrängter Geschichte. Die Begegnung zwischen dem schweigsamen Serben Džomba und dem Alltag einer dörflichen Wirtstochter wird zur Chiffre für die Auseinandersetzung mit Krieg, Schweigen und Identität. Sprache, Stimmung und Atmosphären sind fein ausbalanciert — Peschka ermöglicht eine tiefgehende Lektüre, die sich erst nach und nach entfaltet und deren tiefere Ursprünge vermutlich jemanden, der nicht auf dem Dorf aufgewachsen ist und die Strukturen nicht kennt, fremd bleiben werden. Sprachlich eine schwer zu lesende Lektüre, es fiel mir nicht leicht, in das Buch hineinzufinden. Seinen Charme entwickelt es zunehmend im Verlauf der Geschichte, wenn man sich mehr in der Welt des Österreichs der 60er Jahre eingefunden hat.
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Der ewig Fremde
Ein Dorf.
Ein Fremder.
Eine Biografie.
Dragan Džomba, der Serbe der im November 1954 nach Eferdings kam, um nach Spuren seines verschollenen Bruders zu suchen.
Von den Bewohner nur Dschomba genannt, bleibt er im Dorf.
Diese Geschichte zieht sich über mehrere …
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Der ewig Fremde
Ein Dorf.
Ein Fremder.
Eine Biografie.
Dragan Džomba, der Serbe der im November 1954 nach Eferdings kam, um nach Spuren seines verschollenen Bruders zu suchen.
Von den Bewohner nur Dschomba genannt, bleibt er im Dorf.
Diese Geschichte zieht sich über mehrere Jahrzehnte und ist nicht nur die Biografie der Autorin, sie ist auch die des Ortes und des Fremden, der immer irgendwie fremd geblieben ist.
Eigentlich ein sehr interessantes Buch, über die Nachkriegszeit, Freundschaft, Ausgrenzung und die Gemeinschaft eines Ortes. Aber die Autorin hat auch einen sehr speziellen Schreibstil, der mich ein ums andere Mal ausbremste beim Lesen. Ist es Absicht oder einfach ihre Art sich auszudrücken?
Ein kleines handliches Hardcover Buch mit kleiner Schrift, einer Übersichtskarte um Eferding herum und ein Glossar mit serbischen Sätzen und Wörtern.
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Wenn Gesellschaften mit einer Sache Probleme haben, dann ist es meist alles, was von außerhalb kommt. Fremde Menschen, fremde Bräuche, fremder Glaube: Ganz schnell entstehen Gerüchte, Geschichten und Meinungen, die auf Einzelbeobachtungen und falschen Schlussfolgerungen beruhen. So …
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Wenn Gesellschaften mit einer Sache Probleme haben, dann ist es meist alles, was von außerhalb kommt. Fremde Menschen, fremde Bräuche, fremder Glaube: Ganz schnell entstehen Gerüchte, Geschichten und Meinungen, die auf Einzelbeobachtungen und falschen Schlussfolgerungen beruhen. So auch in diesem Roman. In einem spannenden Schreibstil, der immer wieder andeutet und Sätze nur halb beendet wird die Haltung der österreichischen Kleinstadt widergespiegelt. Zeitebenen werden nicht klar voneinander getrennt - auch das ein Zeichen dafür, dass das vor dem Hintergrund der Geschehnisse nicht möglich ist. Das Vergangene ist immer present.
Auch wenn der Roman in den 50er und 70er Jahren spielt, entsteht für mich ein Eindruck von hoher Aktualität. Es ist unerheblich, aus welchem Krieg oder Konflikt Trauma entsteht. Und es ist unerheblich, woher das Fremde kommt. Gesellschaften, vor allem kleine, haben mit beidem zu kämpfen.
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Neues Leben in der Fremde
Das Buch „Dschomba“ ist ein wunderschönes Buch über Vergangenheit, Schicksal und Freundschaft. Hauptfigur des Romans ist der Serbe Dragon Dzomba, der plötzlich in einem kleinen Ort auftaucht. Die Vergangenheit des Serben machte ihn still und …
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Neues Leben in der Fremde
Das Buch „Dschomba“ ist ein wunderschönes Buch über Vergangenheit, Schicksal und Freundschaft. Hauptfigur des Romans ist der Serbe Dragon Dzomba, der plötzlich in einem kleinen Ort auftaucht. Die Vergangenheit des Serben machte ihn still und vorsichtig, nur mit dem Dechant und seiner Köchin freundet er sich an. Nach und nach baut er sich ein Zuhause auf einem Kriegerfriedhof auf und einige ungewöhnliche Freundschaften entstehen. Die Autorin beschreibt die Hauptfiguren so liebevoll, dass der Leser auch Freundschaft mit ihnen schließt. Auch die Liebe zur Natur und den Tieren fand ich sehr schön dargestellt. Der Schreibstil der Autorin war zu Beginn recht ungewöhnlich und ich musste mich erst einlesen. Später fand ich ihn einfach wunderbar und passend, wenn die Protagonisten in ihren Erinnerungen schwelgen. Besonders schön sind die Kindheitserinnerungen der kleinen Wirtstochter. Durch den Schreibstil taucht der Leser förmlich in kindliche Gedanken hinab. Ich fand den Roman sehr faszinierend. Teilweise reist der Leser durch die Jahrzehnte und wir erfahren, was das Leben aus den einzelnen Figuren gemacht hat. Eine klare Empfehlung für dieses Buch und seine Hauptfiguren.
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Ein Fremder, der doch irgendwie dazugehört
1954, das kleine Dorf Eferding, irgendwo in Oberöstereich, hier geht alles seinen Gang. Es ist da, was man zum Leben braucht, Gasthöfe, Kirche, Dechant und der Friedhof natürlich. Eines Tages gibt es Neuigkeiten. Ein junger Serbe, …
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Ein Fremder, der doch irgendwie dazugehört
1954, das kleine Dorf Eferding, irgendwo in Oberöstereich, hier geht alles seinen Gang. Es ist da, was man zum Leben braucht, Gasthöfe, Kirche, Dechant und der Friedhof natürlich. Eines Tages gibt es Neuigkeiten. Ein junger Serbe, Dschomba, tanzt halbnackt über den Friedhof, dort 'wo die Serben liegen', auf der Suche nach dem in Kriegszeiten verschollenen Bruder. Der Dechant nimmt sich seiner an, bietet ihm Unterkunft. Später ist es eine eigene Hütte, die zu dessen Zuhause wird. Viele Jahre später, oft sitzt der nun alt gewordene Mann im Wirtshaus. Irgenwie gehört er inzwischen dazu, und doch wieder nicht. Sehr unterschiedlich ist das Empfinden der Menschen im Dorf. Von Fremdheit, Befremden, Interesse, leichter Annäherung bis hin zu einer Art Freundschaft, gar Verbundenheit, ist alles mit dabei. Gerade die junge Wirtstochter des Gasthofs hat da ein Gefühl von Nähe zu ihm entwickelt und das Kind lauscht fasziniert den Geschichten des Alten. Und auch drumherum wird dieser Roman getragen von Geschehnissen, Gedanken, Geschichten, die das Leben schreibt, ruhig, unaufgeregt, gottergeben von den Menschen dieser kleinen Gemeinschaft angenommen. Und trotzdem ist das Alles so intensiv und ausgestattet mit der gesamten Bandbreite an Gefühlen, dass es einen für die Zeit des Lesens sehr einbindet in diese Lebenswelt. Dies erfolgt, so echt, sicherlich auch durch den sehr eigenen Schreibstil, den die Autorin hier wählt. Und deren eigene Vita, die als Wirtstochter in den 1970er-Jahren beginnt, sie fließt in ergeblichem Maße ein in diesen Roman, die so viel über Geschichte erzählt, pur und fesselnd nah dran.
Ein sehr beeindruckendes Buch, mit auf relativ wenigen Seiten so viel Leben.
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Eigenwillig und feinfühlig erzählter Roman über das Leben in der Fremde
"Dschomba" von Karin Peschka ist ein unaufgeregt erzählter Roman über das Fremdsein sowie ein feinfühliges Porträt eines Dorfes und ihrer Bewohner.
So merkwürdig der …
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Eigenwillig und feinfühlig erzählter Roman über das Leben in der Fremde
"Dschomba" von Karin Peschka ist ein unaufgeregt erzählter Roman über das Fremdsein sowie ein feinfühliges Porträt eines Dorfes und ihrer Bewohner.
So merkwürdig der Einstieg in die Handlung des Romans ist, so eigenartig ist auch der sprachliche Stil des Romans.
Der Serbe Dragan Džomba tanzt eines Nachts 1954 nackt auf dem Eferdinger Pfarrfriedhof und wird dabei misstrauisch von den Dorfbewohnern beäugt. Zunächst findet Džomba dank des Dechants Quartier im Pfarrhaus, bis er dort jedoch wieder ausziehen soll. Seine neue Unterkunft ist dann eine Hütte auf dem "Serbenfriedhof". Mit der Zeit knüpft Džomba zu manchen Dorfbewohnern freundschaftliche Bande, wiederum andere werden nie ihren Argwohn und ihr Misstrauen ihm gegenüber los. Das Fremde und Seltsame bleibt Džomba immer erhalten, auch noch Jahre später, als die 10-jährige Wirtstochter ihm gelegentlich ein Bier serviert und eine gewisse Verbindung und Faszination ihm gegenüber verspürt.
Zu Beginn der eher spannungsarmen Erzählung wird man mit dem Geheimnis um das rätselhafte Verhalten von Džomba konfrontiert sowie mit einem Schreibstil, der es einem anfangs nicht wirklich leicht macht, in die Geschichte hineinzufinden. Kurze und abgehackte Sätze wirken beim Lesen auf einem fremd und seltsam wie Džomba den Dorfbewohnern. Doch je mehr man über Džomba und die Gemeinde Eferding mit seinen Bürgern kennenlernt, desto mehr gewöhnt man sich an den eigenartigen Schreibstil und sieht in ihm eine feinfühlige und liebevolle Charakterzeichnung.
Erzählt auf zwei Zeitebenen und durchsetzt mit Erinnerungen aus der Vergangenheit, wird nach und nach das Geheimnis um Džomba gelüftet, das eng mit der Vergangenheit des Dorfes Eferding als Kriegsgefangenlager verknüpft ist.
Die Handlung kommt dabei ohne große Spannungsmomente auf, plätschert teilweise wie Donau dahin, weiß jedoch trotzdem zu fesseln. Es entsteht hierbei ein überzeugendes, berührendes und differenziertes Porträt des Protagonisten, des Dorflebens und der Dorfbewohner.
"Dschomba" ist ein Roman, dem man Zeit geben muss, auf einen zu wirken.
Wem der eigenwillige sprachliche Stil nicht abschreckt, wird mit einer interessanten und feinfühlig erzählten Geschichte über ein nahezu vergessenes Kapitel österreichischer Dorfgeschichte sowie über das Leben in der Fremde belohnt.
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Absolut lesenswert
Das Buch Dschomba spielt in einem kleinen Ort in Oberösterreich und beruht auf wahren Begebenheiten. Die Autorin erzählt die Geschichte der Hauptperson aus ihrer Heimat Eferding, wo ihre Eltern eine Gaststätte hatten. Die Geschichte ist sehr einfühlsam …
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Absolut lesenswert
Das Buch Dschomba spielt in einem kleinen Ort in Oberösterreich und beruht auf wahren Begebenheiten. Die Autorin erzählt die Geschichte der Hauptperson aus ihrer Heimat Eferding, wo ihre Eltern eine Gaststätte hatten. Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben und hat einen gewissen österreichischen Charme. Die Hauptperson Dschomba, der als Fremder in diesen Ort kam, ist sehr gut beschrieben. Man kann sich sehr gut in diese Person hineinversetzen. Auch bringt die Geschichte einen sehr zum Nachdenken. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der an Geschichte interessiert ist, der sich für fremde Personen und ihre Gedanken, Gefühle und deren Schicksale interessiert. Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Es kommt keinerlei Langeweile beim Lesen des Buches auf. Auch werden österreichische Ausdrücke, die ich noch nicht kannte, am Ende des Buches erklärt.
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