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Khaled Hosseini
Broschiertes Buch
Drachenläufer
Roman
Übersetzung: Naujokat, Angelika; Windgassen, Michael
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Im Jahr 1975 ist Amir zwölf Jahre alt. Um seinem Vater seine Stärke zu beweisen, will er unbedingt bei einem Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen. Dazu braucht er Hassans Hilfe. Hassan ist sein bester Freund. Obwohl sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, hat die innige Freundschaft der Jungen allen Herausforderungen standgehalten. Bis zum Ende dieses erfolgreichen Wettkampfes, als Amir sie auf schreckliche Weise verrät.Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghan...
Im Jahr 1975 ist Amir zwölf Jahre alt. Um seinem Vater seine Stärke zu beweisen, will er unbedingt bei einem Wettbewerb im Drachensteigen gewinnen. Dazu braucht er Hassans Hilfe. Hassan ist sein bester Freund. Obwohl sein Vater der Diener von Amirs Vater ist, hat die innige Freundschaft der Jungen allen Herausforderungen standgehalten. Bis zum Ende dieses erfolgreichen Wettkampfes, als Amir sie auf schreckliche Weise verrät.
Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans.
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Die dramatische Geschichte einer Freundschaft, eine Geschichte von Liebe und Verrat, Trennung und Wiedergutmachung vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit Afghanistans.
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Hosseini, Khaled
Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul, Afghanistan, als Sohn eines Diplomaten geboren. Seine Mutter unterrichtete Persisch und Geschichte. Die Familie verließ Afghanistan 1976, als Khaleds Vater eine Stelle an der Afghanischen Botschaft in Paris bekam. 1980 emigrierte die Familie in die Vereinigten Staaten. Hosseini studierte Medizin in San Diego und arbeitete anschließend als Internist. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kalifornien. »Drachenläufer« ist sein erster Roman, er ist inzwischen in über 40 Ländern erschienen, war in den USA monatelang Bestseller Nr. 1 und hat sich weltweit bereits über 9 Millionen Mal verkauft. 2007 erschien sein zweiter Roman »Tausend strahlende Sonnen«.
Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul, Afghanistan, als Sohn eines Diplomaten geboren. Seine Mutter unterrichtete Persisch und Geschichte. Die Familie verließ Afghanistan 1976, als Khaleds Vater eine Stelle an der Afghanischen Botschaft in Paris bekam. 1980 emigrierte die Familie in die Vereinigten Staaten. Hosseini studierte Medizin in San Diego und arbeitete anschließend als Internist. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kalifornien. »Drachenläufer« ist sein erster Roman, er ist inzwischen in über 40 Ländern erschienen, war in den USA monatelang Bestseller Nr. 1 und hat sich weltweit bereits über 9 Millionen Mal verkauft. 2007 erschien sein zweiter Roman »Tausend strahlende Sonnen«.

© Jerry Bauer
Produktdetails
- BVT Bd.149
- Verlag: BVT BERLINER TASCHENBUCH VERLAG
- Originaltitel: The Kite Runner
- 49. Aufl.
- Seitenzahl: 385
- Erscheinungstermin: 10. November 2004
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 119mm x 26mm
- Gewicht: 272g
- ISBN-13: 9783833301490
- ISBN-10: 383330149X
- Artikelnr.: 12723721
Herstellerkennzeichnung
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literaturtest.de
Verrat und Sühne
Amir, Sohn eines wohlhabenden Paschtunen, verbindet eine enge Freundschaft mit Hassan, dem Sohn des Hausdieners. Die Jungen verbringen ihre Kindheit wie Brüder, und zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört es, Drachen steigen zu lassen. Doch eines Tages begeht Amir auf furchtbare Weise Verrat an Hassan, ihre Freundschaft zerbricht. Jahrzehnte später sieht Amir dann die Gelegenheit, seinen schlimmen Fehler wiedergutzumachen. Doch gleichzeitig zweifelt er daran, die große Schuld, die er als Kind auf sich geladen hat, so viele Jahre später sühnen zu können.
Ob man es nun als die bewegende Geschichte einer Freundschaft oder als Parabel auf Afghanistan und die Möglichkeiten eines Neubeginns liest: Literarisch ist dieses Buch ein Glücksfall. Die stilistische Eleganz, die wunderbar lebendige Sprache, die kunstvoll konstruierte Handlung - für einen Roman-Erstling ist Drachenläufer unglaublich gut erzählt. Und beinahe en passant gewährt der Autor Einblick in die Geschichte und den Alltag des Landes. Wenn der Leser Amir in das friedliche Kabul der 70er Jahre folgt, vergisst er die Bilder von russischen Panzern und Taliban-Kämpfern. Der Drachenläufer gibt Hoffnung - und zwar auf eine Weise, wie es nur die Literatur vermag. Übrigens hat man sie in den letzten Jahren wieder gesichtet: die Drachen am Himmel Afghanistans.
(Roland Große Holtforth)
Verrat und Sühne
Amir, Sohn eines wohlhabenden Paschtunen, verbindet eine enge Freundschaft mit Hassan, dem Sohn des Hausdieners. Die Jungen verbringen ihre Kindheit wie Brüder, und zu ihren Lieblingsbeschäftigungen gehört es, Drachen steigen zu lassen. Doch eines Tages begeht Amir auf furchtbare Weise Verrat an Hassan, ihre Freundschaft zerbricht. Jahrzehnte später sieht Amir dann die Gelegenheit, seinen schlimmen Fehler wiedergutzumachen. Doch gleichzeitig zweifelt er daran, die große Schuld, die er als Kind auf sich geladen hat, so viele Jahre später sühnen zu können.
Ob man es nun als die bewegende Geschichte einer Freundschaft oder als Parabel auf Afghanistan und die Möglichkeiten eines Neubeginns liest: Literarisch ist dieses Buch ein Glücksfall. Die stilistische Eleganz, die wunderbar lebendige Sprache, die kunstvoll konstruierte Handlung - für einen Roman-Erstling ist Drachenläufer unglaublich gut erzählt. Und beinahe en passant gewährt der Autor Einblick in die Geschichte und den Alltag des Landes. Wenn der Leser Amir in das friedliche Kabul der 70er Jahre folgt, vergisst er die Bilder von russischen Panzern und Taliban-Kämpfern. Der Drachenläufer gibt Hoffnung - und zwar auf eine Weise, wie es nur die Literatur vermag. Übrigens hat man sie in den letzten Jahren wieder gesichtet: die Drachen am Himmel Afghanistans.
(Roland Große Holtforth)
Von Kabul bis Kalifornien
Khaled Hosseini dekliniert Schuld und Sühne auf afghanisch
Kabul, Mitte der siebziger Jahre. Noch ist die Welt heil. Nur unter der Oberfläche, in den Kinderseelen, zeichnen die ersten Risse sich ab. Hassan und Amir sind Milchbrüder, wachsen gemeinsam auf. Amir ist der behütete Sohn eines reichen Kaufmanns, Hassan der ein Jahr jüngere Sohn seines Dieners. Beide haben ihre Mutter verloren, Amir bei der Geburt, Hassans Mutter verließ Mann und Kind, kaum daß der Sohn auf der Welt war: Er hatte eine Hasenscharte.
Die beiden Kinder könnten Freunde sein, und vielfach scheint es auch so, aber der strenge Ehrenkodex der afghanischen Gesellschaft, selbst der scheinbar verwestlichten
Khaled Hosseini dekliniert Schuld und Sühne auf afghanisch
Kabul, Mitte der siebziger Jahre. Noch ist die Welt heil. Nur unter der Oberfläche, in den Kinderseelen, zeichnen die ersten Risse sich ab. Hassan und Amir sind Milchbrüder, wachsen gemeinsam auf. Amir ist der behütete Sohn eines reichen Kaufmanns, Hassan der ein Jahr jüngere Sohn seines Dieners. Beide haben ihre Mutter verloren, Amir bei der Geburt, Hassans Mutter verließ Mann und Kind, kaum daß der Sohn auf der Welt war: Er hatte eine Hasenscharte.
Die beiden Kinder könnten Freunde sein, und vielfach scheint es auch so, aber der strenge Ehrenkodex der afghanischen Gesellschaft, selbst der scheinbar verwestlichten
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Kabuler Bourgeoisie, stellt sich ihnen entgegen. Hassan ist nicht nur der Sohn eines Dieners, der dem Sohn des Herrn jeden Morgen das Frühstück zubereiten muß, er ist nicht nur entstellt und hat einen gehbehinderten Vater, er stammt auch von den Hazara ab, einer an ihren chinesischen Augen leicht zu erkennenden, von den übrigen Afghanen verachteten ethnischen Minderheit. Und so spielt Amir zwar tagein, tagaus mit Hassan, als einen gleichberechtigten Freund kann er ihn jedoch nicht anerkennen. Um so irritierender für Amir, daß sein Vater Hassan mehr Anerkennung zuteil werden läßt als ihm.
Aus dieser Konstellation heraus entwickelt der 1965 in Kabul geborene, seit 1980 im amerikanischen Exil lebende Schriftsteller Khaled Hosseini in seinem ersten Roman ein komplexes und zugleich sehr persönliches Panorama der letzten dreißig Jahre afghanischer Geschichte. Die Perspektive, die er dabei einnimmt, ist die eines Helden wider Willen: Die gesamte, im Lauf des Buchs sich steigernde Dramatik scheint ihren Ausfluß allein aus der schuldbewußten Seele Amirs zu nehmen, der die Geschichte erzählt. Einmal, im entscheidenden Augenblick, verrät er seinen treuen Begleiter und Spielkameraden. Während eines Wettbewerbs im von den Kabuler Kindern geliebten Drachenspiel, bei dem es darum geht, den gegnerischen Drachen zu kappen und zu erjagen, fällt Hassan in die Hände eines im ganzen Viertel bekannten Sadisten, der sich an ihm vergeht. Amir schaut zu, ohne einzugreifen. Ihm ist allein wichtig, daß er den Wettbewerb und damit die Anerkennung seines Vaters gewinnt. Von da an kann er die Gegenwart Hassans nicht mehr ertragen und intrigiert gegen ihn, bis dieser das Haus verlassen muß.
Von der ausgetüftelten Konstruktion des Romans ahnt man als Leser bis zu dieser Stelle noch nichts. Die Geschichte ist flüssig, aber konventionell erzählt. Sieht man von den zahlreichen, oft unnötigen persischen Einsprengseln ab, ist die Sprache auf eine altväterliche Weise bloßes Mittel zur Darstellung. Aber das kennt man von den neuen amerikanischen Romanen, und auch Hosseinis Buch, obwohl so afghanisch in der Thematik, ist in seiner Machart durch und durch amerikanisch. Die sprachlichen Erschütterungen, von denen die orientalischen Autoren künden, die noch in ihren Muttersprachen schreiben, fechten diesen Autor nicht an. Vielmehr wirkt der Roman wie aus einem creative-writing-Seminar erwachsen. Man muß allerdings zugeben, daß er dieses mit Bestnote bestanden hätte.
Mit dem Beginn des sowjetischen Einmarsches fliehen Amir und sein Vater aus Kabul und beginnen in Kalifornien ein neues Leben. Amir heiratet und wird Schriftsteller, der Vater, den er zeitlebens ebenso bewunderte wie fürchtete, stirbt. Die Vergangenheit scheint abgeschlossen, das Gewissen beruhigt, bis ein alter Freund der Familie aus Pakistan anruft und Amir in geheimnisvollen Worten andeutet: "Es gibt eine Möglichkeit, es wiedergutzumachen." Genau in dieser Mitte des Buches greift der Erzähler nun alle bislang wie leer in der Luft hängenden Fäden wieder auf und begibt sich nach Pakistan. Der sorgfältig exponierte Showdown führt Amir nicht nur in die Hölle der Taliban, er enthüllt ihm auch das ehrenrührige Familiengeheimnis, das sein Vater mit ins Grab genommen hat.
Hassan, so erfährt Amir von Rahim Khan, ist von den Taliban ermordet worden. Sein Sohn, Suhrab, fristet ein elendes Dasein in einem heruntergekommenen Kabuler Waisenhaus. Die Möglichkeit der Wiedergutmachung bestünde darin, Suhrab aus Kabul herauszuholen und ihm eine Zukunft zu geben. Als Amir das ihm zu gefährlich scheinende Ansinnen ablehnt, greift Rahim Khan zu seinem letzten Mittel und offenbart ihm ein Geheimnis, das wir nicht verraten dürfen. Amir muß jedenfalls feststellen: "Ich bin achtunddreißig Jahre alt und habe gerade herausgefunden, daß mein ganzes Leben eine einzige, verdammte Lüge ist!" Nun erst begibt er sich nach Kabul und befreit Suhrab aus den Händen desselben, nun den Taliban dienenden Mannes, der einst Hassan vergewaltigte.
Das Buch endet ein halbes Jahr nach dem 11. September 2001. Es liegt nahe, diese tragische Familiengeschichte als eine ausgedehnte Parabel auf die jüngste Geschichte Afghanistans zu lesen. Suhrab, von Amir und seiner Frau adoptiert, scheint das Lächeln verlernt zu haben, bis am afghanischen Neujahrstag auf einer Feier der afghanischen Exilanten die Kinder wieder die Drachen steigen lassen. Den Kindern in Afghanistan geht es nicht anders: Nachdem die Taliban das Drachenspiel verboten hatten, sieht man sie heute an jedem Feiertag wieder zu Hunderten am Kabuler Himmel.
Doch ist "Drachenläufer" auch ein großes Gleichnis über Schuld und Sühne und über die Kunst des Verzeihens, die heute in Afghanistan am dringlichsten gebraucht wird. Das Urbild dafür in der afghanisch-persischen Literatur findet Hosseini bei dem alten Dichter Firdausi, der mit seinem "Shahname" zu Beginn des elften Jahrhunderts die persische Epik begründete. Vor allem spielt der Autor auf die Geschichte von Rostem und Suhrab an, die miteinander kämpfen, bis sich der tödlich getroffene Suhrab als Rostems Sohn zu erkennen gibt. Während im alten Epos Erkenntnis und Verzeihung zu spät kommen, hat Hosseini einen großen Roman über den Willen zu einem versöhnlichen Neuanfang geschrieben.
STEFAN WEIDNER
Khaled Hosseini: "Drachenläufer". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Angelika Naujokat und Michael Windgassen. Berlin Verlag, Berlin 2003. 376 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aus dieser Konstellation heraus entwickelt der 1965 in Kabul geborene, seit 1980 im amerikanischen Exil lebende Schriftsteller Khaled Hosseini in seinem ersten Roman ein komplexes und zugleich sehr persönliches Panorama der letzten dreißig Jahre afghanischer Geschichte. Die Perspektive, die er dabei einnimmt, ist die eines Helden wider Willen: Die gesamte, im Lauf des Buchs sich steigernde Dramatik scheint ihren Ausfluß allein aus der schuldbewußten Seele Amirs zu nehmen, der die Geschichte erzählt. Einmal, im entscheidenden Augenblick, verrät er seinen treuen Begleiter und Spielkameraden. Während eines Wettbewerbs im von den Kabuler Kindern geliebten Drachenspiel, bei dem es darum geht, den gegnerischen Drachen zu kappen und zu erjagen, fällt Hassan in die Hände eines im ganzen Viertel bekannten Sadisten, der sich an ihm vergeht. Amir schaut zu, ohne einzugreifen. Ihm ist allein wichtig, daß er den Wettbewerb und damit die Anerkennung seines Vaters gewinnt. Von da an kann er die Gegenwart Hassans nicht mehr ertragen und intrigiert gegen ihn, bis dieser das Haus verlassen muß.
Von der ausgetüftelten Konstruktion des Romans ahnt man als Leser bis zu dieser Stelle noch nichts. Die Geschichte ist flüssig, aber konventionell erzählt. Sieht man von den zahlreichen, oft unnötigen persischen Einsprengseln ab, ist die Sprache auf eine altväterliche Weise bloßes Mittel zur Darstellung. Aber das kennt man von den neuen amerikanischen Romanen, und auch Hosseinis Buch, obwohl so afghanisch in der Thematik, ist in seiner Machart durch und durch amerikanisch. Die sprachlichen Erschütterungen, von denen die orientalischen Autoren künden, die noch in ihren Muttersprachen schreiben, fechten diesen Autor nicht an. Vielmehr wirkt der Roman wie aus einem creative-writing-Seminar erwachsen. Man muß allerdings zugeben, daß er dieses mit Bestnote bestanden hätte.
Mit dem Beginn des sowjetischen Einmarsches fliehen Amir und sein Vater aus Kabul und beginnen in Kalifornien ein neues Leben. Amir heiratet und wird Schriftsteller, der Vater, den er zeitlebens ebenso bewunderte wie fürchtete, stirbt. Die Vergangenheit scheint abgeschlossen, das Gewissen beruhigt, bis ein alter Freund der Familie aus Pakistan anruft und Amir in geheimnisvollen Worten andeutet: "Es gibt eine Möglichkeit, es wiedergutzumachen." Genau in dieser Mitte des Buches greift der Erzähler nun alle bislang wie leer in der Luft hängenden Fäden wieder auf und begibt sich nach Pakistan. Der sorgfältig exponierte Showdown führt Amir nicht nur in die Hölle der Taliban, er enthüllt ihm auch das ehrenrührige Familiengeheimnis, das sein Vater mit ins Grab genommen hat.
Hassan, so erfährt Amir von Rahim Khan, ist von den Taliban ermordet worden. Sein Sohn, Suhrab, fristet ein elendes Dasein in einem heruntergekommenen Kabuler Waisenhaus. Die Möglichkeit der Wiedergutmachung bestünde darin, Suhrab aus Kabul herauszuholen und ihm eine Zukunft zu geben. Als Amir das ihm zu gefährlich scheinende Ansinnen ablehnt, greift Rahim Khan zu seinem letzten Mittel und offenbart ihm ein Geheimnis, das wir nicht verraten dürfen. Amir muß jedenfalls feststellen: "Ich bin achtunddreißig Jahre alt und habe gerade herausgefunden, daß mein ganzes Leben eine einzige, verdammte Lüge ist!" Nun erst begibt er sich nach Kabul und befreit Suhrab aus den Händen desselben, nun den Taliban dienenden Mannes, der einst Hassan vergewaltigte.
Das Buch endet ein halbes Jahr nach dem 11. September 2001. Es liegt nahe, diese tragische Familiengeschichte als eine ausgedehnte Parabel auf die jüngste Geschichte Afghanistans zu lesen. Suhrab, von Amir und seiner Frau adoptiert, scheint das Lächeln verlernt zu haben, bis am afghanischen Neujahrstag auf einer Feier der afghanischen Exilanten die Kinder wieder die Drachen steigen lassen. Den Kindern in Afghanistan geht es nicht anders: Nachdem die Taliban das Drachenspiel verboten hatten, sieht man sie heute an jedem Feiertag wieder zu Hunderten am Kabuler Himmel.
Doch ist "Drachenläufer" auch ein großes Gleichnis über Schuld und Sühne und über die Kunst des Verzeihens, die heute in Afghanistan am dringlichsten gebraucht wird. Das Urbild dafür in der afghanisch-persischen Literatur findet Hosseini bei dem alten Dichter Firdausi, der mit seinem "Shahname" zu Beginn des elften Jahrhunderts die persische Epik begründete. Vor allem spielt der Autor auf die Geschichte von Rostem und Suhrab an, die miteinander kämpfen, bis sich der tödlich getroffene Suhrab als Rostems Sohn zu erkennen gibt. Während im alten Epos Erkenntnis und Verzeihung zu spät kommen, hat Hosseini einen großen Roman über den Willen zu einem versöhnlichen Neuanfang geschrieben.
STEFAN WEIDNER
Khaled Hosseini: "Drachenläufer". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Angelika Naujokat und Michael Windgassen. Berlin Verlag, Berlin 2003. 376 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Gleich vorweg: Ich habe dieses Buch verschlungen, inhaliert, in mich aufgesaugt - dieses Buch hat meine Seele erreicht.
Faszinierend war für mich vor allem, dass ich mich im Laufe des Lesens immer wieder gefragt habe: Wie viel von dem, was da erzählt wird, ist Fiktion, wie viel davon …
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Gleich vorweg: Ich habe dieses Buch verschlungen, inhaliert, in mich aufgesaugt - dieses Buch hat meine Seele erreicht.
Faszinierend war für mich vor allem, dass ich mich im Laufe des Lesens immer wieder gefragt habe: Wie viel von dem, was da erzählt wird, ist Fiktion, wie viel davon erzählt die Erinnerungen des Autors selbst? Ich hatte während des ganzen Buches das Gefühl, der Autor IST Amir, er hat all das tatsächlich erlebt. Wie sonst könnte er auf diese Art und Weise beschreiben, wie Amir fühlt, denkt, handelt.... so, dass es mich derart gefangen nahm, dass ich jede einzelne Szene mit gelebt habe? Wie ich im Anhang dann lesen konnte, liege ich gar nicht so falsch damit. Khaled Hosseini hat wohl so ähnlich empfunden, als er nach 27 Jahren Kabul erneut besucht und auf den Spuren seines Protagonisten wandelte.
Schon die Sprache des Buches hat bei mir ins Schwarze getroffen. Das ist es, genau das! Diese Art der Beschreibung, Aufzählungen einfach aneinander zu hängen, die Eindringlichkeit, die dadurch erreicht wird... genial! Und immer wieder blumige Vergleiche und Erklärungen, Parabeln....Um nur eine davon zu nennen: Die Geschichte von Rostem und Suhrab, dem Vater, der seinen verlorenen Sohn im Kampf tötet.
Die afghanische Mentalität, was wusste man über sie? Nichts oder zumindest nicht viel! Unser Afghanistan-Bild ist geprägt von dem, was über die derzeitige Situation berichtet wird, über den Krieg, über die Taliban. Aber wie viel erfahren wir dabei über die Afghanen selbst? Und wie viel ist von dem, was Afghanistan und seine Menschen ausmachte heute noch übrig? Für mich war dieses Buch eine sprudelnde Quelle von Informationen über eine fremde Kultur, über das afghanische Verständnis vom Leben, ihrer Umwelt und von dem, was sich für einen Afghanen gehört und was nicht.
"Drachenläufer" ist eine Geschichte um Freundschaft, um Schuld und um Wiedergutmachung. Man mag Amir verurteilen dafür, dass er Hassan nicht zu Hilfe geeilt ist, aber man muss sich fragen: Hätte man selbst den Mut dazu gehabt, sich gegen diese drei anderen zu stellen? Viel mehr noch hat mich aber bewegt, wie Amir anschließend mit diesem schlimmen Erlebnis und mit Hassan umgegangen ist. Seine Schuldgefühle, seine Wut über die eigene Feigheit, seine Hilflosigkeit gegenüber der Situation und dem Bewusstsein des eigenen Versagens münden in ein Verhalten, das ihm immer mehr die Gelegenheit nimmt, sich aus dieser Schuld zu befreien und er rutscht immer weiter in eine Spirale aus Lügen, Abwehr und Gemeinheiten gegenüber Hassan. 25 Jahre verfolgt ihn diese Schuld. Dann kommt der Tag, an dem ihm die Chance zur Wiedergutmachung gegeben wird und dennoch zögert er, sie zu ergreifen. Aus Feigheit? Aus der aufkeimenden Erkenntnis heraus, dass es da Menschen gibt, die von dieser Schuld wissen und ihn dennoch nicht verurteilt haben? Aus der plötzlichen Gewissheit heraus, dass sein Vater, dem die Wahrheit über alles ging, ihm so wichtiges vorenthalten hatte? Die Zerrissenheit Amirs ist fast greifbar....
Fazit: Grandios! Dieses war eines der bewegendsten, schönsten, ergreifendsten und sprachlich ansprechendsten Bücher, die ich seit langem oder sogar jemals gelesen habe.
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Erst mal begonnen, konnte ich es kaum noch aus der Hand legen, fesselnd, faszinierend, mitreißend. Keine reale Geschichte, vielmehr ein Geflecht dreier Handlungsstränge, die zu einem sehr gelungenen Roman führen, interessante und immer noch aktuelle Themen werden verknüpft ohne …
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Erst mal begonnen, konnte ich es kaum noch aus der Hand legen, fesselnd, faszinierend, mitreißend. Keine reale Geschichte, vielmehr ein Geflecht dreier Handlungsstränge, die zu einem sehr gelungenen Roman führen, interessante und immer noch aktuelle Themen werden verknüpft ohne den Leser zu überfordern. Im Mittelpunkt steht die Freundschaft zweier Jungs, Amir, Sohn eines Intellektuellen, selbstbewusst bis egoistisch, der andere, Sohn des Dieners, Hassan, loyal und aufopfernd.
Zweites Hauptthema ist eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung: die Freundschaft der Kinder leidet unter den Bemühungen Amirs die Achtung seines Vaters zu erlangen, dieser jedoch hat für seinen sensiblen Sohn, der sich mehr für Literatur als für Fußball interessiert, nicht viel Verständnis. Der Leser erfährt die gesamte Geschichte in einer Rückblende des erwachsen Ich-Erzählers Amir.
Der dritte Handlungsstrang, politisch angehaucht ohne störend zu sein, beschäftigt sich mit dem Zerfall Afghanistans, erst durch den Einmarsch der Russen, dann durch die Machtergreifung der Taliban.
Amir flieht mit seinem Vater nach Amerika, und die Beziehung erhält eine überraschende Wendung: während Amir erfolgreich sein Leben meistert, wird der stolze Vater mit einer Welt konfrontiert die er nicht verstehen kann und will, hilflos wirkt er geradezu.
Im letzten Drittel laufen die Handlungsstränge zusammen: Amir kehrt inkognito nach Afghanistan zurück und bekommt die Gelegenheit, Verrat und Schuld zu sühnen.
Ein wichtiges Buch mit einem verhaltenen Happy End. Traurig und anrührend gelingt es dem Autor, Bilder des heutigen Afghanistan dem Leser zu unterbreiten, packend, einzigartig, jedoch nicht aufdringlich. Ich werde dieses Buch mit Sicherheit wieder lesen und empfehlen kann ich es auf jeden Fall!
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Dies ist die Geschichte von Amir, der als Kind in Afghanistan zusammen mit seinem Freund Hassan aufwächst. Als Hassan anderen Jugendlichen zum Opfer fällt, ist Amir nicht in der Lage ihm zu helfen. Das wirft er sich selbst vor. Viel später, als er schon längst mit seinem Vater …
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Dies ist die Geschichte von Amir, der als Kind in Afghanistan zusammen mit seinem Freund Hassan aufwächst. Als Hassan anderen Jugendlichen zum Opfer fällt, ist Amir nicht in der Lage ihm zu helfen. Das wirft er sich selbst vor. Viel später, als er schon längst mit seinem Vater nach Amerika gegangen ist, quält ihn noch immer seine damalige Unfähigkeit zu helfen. Doch nun bekommt er Gelegenheit, an Hassans Sohn Wiedergutmachung zu leisten.<br />Das Buch hat mich sehr beeindruckt. Ich habe viel über Afghanistan erfahren, das Land, von dem täglich in den NAchrichten gesprochen wird, von dem man aber doch so wenig weiß. Besonders beeindruckt hat mich, wie Vater und Sohn ihr Leben in Amerika führen. Der vater, der einst in Afghanistan reich war, muss nun hart arbeiten. Es ist ein kluges und schönes Buch. Ich empfehle es Lesern ab 15 Jahren.
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Wunderbar, in wenigen Worten sehr viel wichtiges gesagt. Danke
ein sehr sehr schöer und trauriger roman über die menschen in afghanistan bevor die sowjets einmarschiert sind.
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Schauplatz ist Afghanistan in den 70er Jahren mit der folgenden politischen Entwicklung von Unruhen und Krieg.
Dieses Land rückte bei mir durch TV-Berichte (meist Folgen von Selbstmordattentaten oder bewaffneten Angriffen auf Soldaten) in die hinterste Ecke des Interesses. Dabei spielte auch …
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Schauplatz ist Afghanistan in den 70er Jahren mit der folgenden politischen Entwicklung von Unruhen und Krieg.
Dieses Land rückte bei mir durch TV-Berichte (meist Folgen von Selbstmordattentaten oder bewaffneten Angriffen auf Soldaten) in die hinterste Ecke des Interesses. Dabei spielte auch das Unverständnis der Mentalität und Sitten der Afghanischen Völker eine große Rolle.
Als ich dieses Buch vor circa 8 Jahren erstmals las, war ich sehr betroffen über die erzählte Geschichte. Jetzt las ich es erneut und bin wieder völlig berührt.
Drachenläufer klärt auf über Sitten, Religion, Ehre, Stammeskämpfe, Möglichkeiten der Bevölkerung, Rolle der Frau und althergebrachte Denkweisen in Afghanistan.
Doch über allem steht die Freundschaft als dankbarstes Gut. Aber Frieden und Freiheit, wunderbare Errungenschaften bei uns , sind leider nicht überall auf der Welt allen Menschen zugänglich und erlebbar. Das macht traurig und nachdenklich. Ein Buch, das Menschen nachdenken lässt, hat 5 Sterne verdient
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Wer ein wirklich gutes Buch lesen will, sollte hier nicht zögern. Kein Kitsch, kein Dahingeplätscher, sondern einfach nur gute Literatur. Unbedingt lesen. Es ist nur zu hoffen, daß bald ein weiteres Buch von Khaled Hosseini kommt.
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im jahr 1975 sass ich mit einer freundin in einem frankfurter bistro als ein junger mann an unseren tisch trat und sich zu uns setzte, er erzählte, dass er aus afgahnistan "geflohen" sei,
dass er durch endlose gebirge mit seinen schleusern gelaufen , geklettert, gestiegen sei. …
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im jahr 1975 sass ich mit einer freundin in einem frankfurter bistro als ein junger mann an unseren tisch trat und sich zu uns setzte, er erzählte, dass er aus afgahnistan "geflohen" sei,
dass er durch endlose gebirge mit seinen schleusern gelaufen , geklettert, gestiegen sei. er
saß gepflegt aus und hatte einen ganz modernen pulli an. ich in meiner damaligen arroganz
erklärte ihm , er möge uns wieder alleine lassen. ich stellte mir einen afghanischen flüchtling
ausgezeht und abgerissen und ungewaschen vor. erst viel später, als ich mich mit der politischen lage und den kriegerischen auseinandersetzungen in diesem land, das unermesslich weit und unübersichtlich gross ist, auch durch den einsatz später von der deutschen bundeswehr, kam mir der junge mann wieder in erinnerung und ich bedauerte im nachhinein sehr, dass wir ihn so haben abblitzen lassen. beim lesen des drachenläufers wurde die geschichte noch einmal in mir aktiviert und ich hoffe, dass viele menschen
dieses buch lesen, um mehr verständnis für die uns fremde mentalität und das
leben in afghanistan zu entwickeln - ein schriftstellerisch wunderbares buch
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Beinahe täglich erfahren wir in den Medien, wie gefährlich ein Land ist: Afghanistan. Viele fragen sich, was macht die deutsche Bundeswehr dort, warum ist soviel Militär notwendig, gegen wen wird dort gehandelt und wie gefährlich sind Terroristen? Was mir in der …
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Beinahe täglich erfahren wir in den Medien, wie gefährlich ein Land ist: Afghanistan. Viele fragen sich, was macht die deutsche Bundeswehr dort, warum ist soviel Militär notwendig, gegen wen wird dort gehandelt und wie gefährlich sind Terroristen? Was mir in der Berichterstatattung meistens fehlt, ist die Darstellung der dort lebenden Menschen. Wie leben die Familien, wie funktioniert das Leben? Wenn man dieses Buch liest, fällt es etwas leichter, sich in die Lebensumstände hinein zu versetzen. Sehr spannend wird von Khaled Hosseini eine Jungenfreundschaft erzählt. Eine Verbindung, die auf viele Proben gestellt wird und am Ende unsanft im Verrat landet.<br />Mir hat besonders gefallen, dass ich mir besser vorstellen kann, wie sich das Land und seine Menschen seit den 70er Jahren entwickelt haben. Die Lebensverhältnisse und Denkstrukturen werden zutiefst menschlich beschrieben und das kann durchaus dazu führen, dass ein großer Teil von Vorurteilen abgebaut werden kann. Wenn Literatur so etwas vermag, ist es sowieso großartig.
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Handlung:
Wenn mich jemand fragen würde: »Worum geht es in diesem Buch?«, dann würde ich sagen: Es ist eine wunderbare Geschichte von der bedingungslosen Freundschaft und Loyalität zwischen Amir und Hassan, zwei kleinen Jungen, die 1975 in Afghanistan leben. Amir ist …
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Handlung:
Wenn mich jemand fragen würde: »Worum geht es in diesem Buch?«, dann würde ich sagen: Es ist eine wunderbare Geschichte von der bedingungslosen Freundschaft und Loyalität zwischen Amir und Hassan, zwei kleinen Jungen, die 1975 in Afghanistan leben. Amir ist ein Paschtun aus reichem Hause, Hassan ist Sohn eines Dieners und gehört den Hazara an, einer diskriminierten Minderheit.
Es ist aber auch eine Geschichte von großer Tragik, denn Amir verrät diese Freundschaft und verleugnet dann noch seine eigene Schuld, die ihn aber gerade deswegen die nächsten Jahrzehnte verfolgen und bis ins Mark erschüttern wird.
Nicht zuletzt ist "Drachenläufer" ein Drama vom Krieg, der sich wie ein Krebsgeschwür ins Land frisst und Lebensfreude und Menschlichkeit seiner Bewohner vergiftet.
Meine Meinung:
ACHTUNG: Triggerwarnung! Das Buch thematisiert unter anderem körperliche und sexuelle Gewalt, auch gegenüber Kindern.
Beim Lesen habe ich mich oft gefragt: Was weißt du eigentlich über Afghanistan, das über die endlosen Schlagzeilen von Krieg, Krieg und wieder Krieg hinausgeht? Was weißt du über die Menschen, die Kultur, das Lebensgefühl? Bestürzt wurde mir klar, dass mir tatsächlich als erstes Wörter wie "Luftangriff", "Terrormiliz" und "Taliban" durch den Kopf gehen.
Zwar spielt auch in "Drachenläufer" der Krieg immer wieder eine zentrale Rolle, aber hier sieht man den Krieg nicht als Schlagzeile, sondern als menschliches Schicksal. Man kann nicht einfach geflissentlich-traurig den Kopf schütteln und das Ende der Nachrichten abwarten oder die nächste Seite der Zeitung aufschlagen. Hosseini lädt den Leser ein, mitzufühlen, auch wenn es manchmal wehtut. Obwohl alle Charaktere frei erfunden sind, bleibt einem doch immer im Hinterkopf, dass es Menschen wie sie in der Realität zu Hunderten und Tausenden gibt.
Dass das Buch einem auch Einblicke gewährt in die Pracht und den Zauber eines Afghanistans, wie es einst war und vielleicht nie wieder sein kann, macht den Niedergang des Landes umso bitterer und verstörender. Es gibt viel Schmerz und keine einfachen Lösungen. Ich habe mehr als einmal Tränen vergossen, und dennoch bereue ich nicht, "Drachenläufer" gelesen zu haben.
Es liest sich mal beinahe wie ein orientalisches Märchen, dann bietet es wieder eine erbarmungslos realistische Sicht auf das wahre Leben von Menschen, die im Krieg leben oder vom Krieg entwurzelt wurden. Originell fand ich die Geschichte so oder so, und sie entfaltete auf mich eine ungeheure Sogwirkung, Ich musste einfach wissen, ob es Amir gelingen wird, seine Schuld wiedergutzumachen, und so klappte ich das Buch dann auch erst in den frühen Morgenstunden zu...
Die Charaktere fand ich großartig, aber auch die "Guten" machen es einem nicht immer einfach. Viele davon laden Schuld auf sich, dafür zeigen aber auch einige eine Selbstlosigkeit und einen Mut, der vielleicht nur in Zeiten größter Not erwacht. Die "Bösen" dagegen zeigen eindringlich, dass der Krieg auch das Schlechteste aus einem Menschen hervorholen kann.
Amir erscheint zunächst sehr selbstsüchtig. Er wird zwar von Schuld über seinen Verrat zerfressen, kann aber damit nicht umgehen, lässt ausgerechnet Hassan dafür büßen - und begeht damit einen vielleicht noch größeren Verrat. Am Anfang empfand ich daher sogar ein wenig Widerwillen dagegen, eine Geschichte zu lesen, die sich hauptsächlich um Amir dreht! Aber man muss ihm zugestehen, dass er als Kind in eine Situation geriet, mit der er grundlegend überfordert war, und er macht im Laufe des Buches auch noch eine große Entwicklung durch.
Der Schreibstil verzichtet auf Pathos und erzählt zwar detailliert und lebendig, dabei aber auch einfach und direkt. Hosseini lässt dem Leser viel Freiraum für eigene Gedanken und Kopfkino!
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Khaled Hosseini ist einfach ein unglaublicher Autor. Jedes seiner Romane war ein 5 Sterne Buch und dieses nun auch.
Ich weiß echt nicht, wie man soooo unfassbare Geschichten schreiben kann. In diesem Roman stecken so viele Gedanken und Emotionen. Trotz der schweren Thematik war es …
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Khaled Hosseini ist einfach ein unglaublicher Autor. Jedes seiner Romane war ein 5 Sterne Buch und dieses nun auch.
Ich weiß echt nicht, wie man soooo unfassbare Geschichten schreiben kann. In diesem Roman stecken so viele Gedanken und Emotionen. Trotz der schweren Thematik war es großartig!
Es geht um Liebe, Freundschaft und Verrat.
Khaled Hosseini beschreibt das frühere Afghanistan, welches friedlich und modern war. Dann spürt man sehr gut, wie dieses Land immer weiter zerbrochen ist, durch die Taliban.
Es ist einfach nur erschreckend und ekelhaft, wie ,,Menschen´´ sich das Recht nehmen solche menschenunwürdigen Taten zu vollbringen. Ich weiß nicht, wie man einer solchen Ideologie folgen und im Namen ,,Allahs´´ Menschen auf grauenhafte Weise ermorden kann.
Verspüren diese ,,Leute´´ nicht das geringste Gefühl von Reue, angst oder Scham?!
Amir hat mich während der Geschichte echt enttäuscht, obwohl ich zunächst dachte, dass er ein toller Freund ist. Dennoch war er nur ein Kind und wollte seinem Vater gefallen und seine Zuneigung spüren, was aber nicht der Fall war.
Amir war ein Paschtune und Hassan ein Hazara. Ist ja eigentlich egal, oder? Mensch ist Mensch. Religion hat nichts mit Charakter etc. zu tun. Für Amir war das aber nicht so. Er hat sich als was besseres gesehen und Hassan nie als Freund betrachtet, eher als Diener. Hassan hingegen hätte alles für ihn getan, denn er hat Amir wirklich als einen Freund betrachtet und auf solche unnötigen Aspekte keinen Wert gelegt.
Hassan wollte immer nur das beste für Amir und hat ihn auch immer beschützt, egal ob er sich selbst in Gefahr gebracht hat oder nicht.
Sogar vor Assef.... Assef hatte schon als Jugendlicher rassistische und fremdenfeindliche Gedanken. Er war der Meinung, dass ein Paschtune ,,besser´´ wäre als ein Hazara. Eines der schlimmsten Stellen im Buch war für mich persönlich, die Situation, als Hassan dem Drachen nachgelaufen ist und Assef und seine Freunde ihn dann in der Gasse abgefangen haben...
Was im Laufe der Geschichte mit ihm passiert ist, hat mich zwar nicht überrascht, aber ich hatte dennoch nicht damit gerechnet.
Zudem wird auch noch deutlich, wie schwer es Menschen in den USA haben nur, weil sie Migrationswurzel haben.
Wie Amir sich gegenüber Hassan verhalten hat, fand ich auch sehr sehr traurig, aber dennoch hat Hassan immer zu ihm gehalten- auch Jahre später.
,,Es gibt viele Kinder in Afhanistan, aber wenig Kindheit.´´
Eines der vielen Zitate die mich zum Nachdenken gebracht hat. Was die Taliban in diesem Land angerichtet hat, ein so unvorstellbares Ausmaß... und wir in Europa zerbrechen uns den Kopf darüber, was wir uns am nächsten Tag zu essen machen sollen etc.
Parteien beschweren sich, wie viele Flüchtlinge hierher kommen, um Schutz zu suchen.. SCHUTZ vor VERFOLGUNG, KRIEG und ARMUT!!!
Öffnen wir mal unsere Augen und machen uns klar, in was für einer Welt wir leben.
In diesem Roman spielt also auch Religion eine zentrale Rolle...
Das Ende hat mich wirklich sehr überrascht!
Was die Taliban mit Hassan und seiner Frau angerichtet haben, hat mich zutiefst verletzt und einfach wütend gemacht. Auch die Steinigung im Stadion vor so vielen Menschen. Warum? Weil das Ehepaar sich scheiden lassen wollte?!?!!??!
Khaled Hosseini ist einer meiner liebsten Autoren und wieder hat er ein so großartiges Buch geschrieben, was jeder lesen sollte. Die Thematik lässt sich mit heutigen Situationen extrem gut verbinden...
DANKE für diesen unglaublichen Roman, Herr Hosseini! :)
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