Hayley Scrivenor
Gebundenes Buch
Dinge, die wir brennen sahen
Roman
Übersetzung: Andrea O'Brien Literaturübersetzungen
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Ein sengend heißer Freitagnachmittag in Durton, einer Kleinstadt im ländlichen Australien: Ronnie und Esther, beste Freundinnen, fahren gemeinsam nach der Schule nach Hause - doch nur Ronnie kommt schließlich dort an. Die zwölfjährige Esther bleibt zunächst verschwunden, eine groß angelegte Suche beginnt - bis wenige Tage später ihre Leiche gefunden wird. Was ist geschehen? Die kleinstädtische Gemeinschaft kämpft mit Trauer und Schrecken ob des Verlusts - und mit gegenseitigen Verdächtigungen, die nicht lange auf sich warten lassen.
Hayley Scrivenor leitete zuletzt das Wollongong Writers Festival und stammt aus einer Kleinstadt. DINGE, DIE WIR BRENNEN SAHEN ist ihr erster Roman. Eine frühere Textfassung stand auf der Shortlist für den Penguin Literary Prize und gewann den KILL YOUR DARLINGS UNPUBLISHED MANUSCRIPT AWARD. Andrea O'Brien übersetzt seit vielen Jahren Literatur aus dem Englischen und wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet. Sie lebt und arbeitet in München.
Produktdetails
- Verlag: Eichborn
- Originaltitel: Things we thought would burn
- Artikelnr. des Verlages: 0115
- 1. Aufl. 2023
- Seitenzahl: 366
- Erscheinungstermin: 31. März 2023
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 139mm x 32mm
- Gewicht: 516g
- ISBN-13: 9783847901150
- ISBN-10: 384790115X
- Artikelnr.: 66269302
Herstellerkennzeichnung
Eichborn Verlag
Schanzenstraße 6-20
51063 Köln
telefonmarketing@luebbe.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der Outback Noir mutiert zum Trend-Genre, weiß Rezensentin Katrin Doerksen, auch Hayley Scrivenors Debüt ordnet sie in diese im ruralen Australien spielende Form des Krimis ein. In einer in allen Sinnen unwegsamen und gewalttätigen Gegend wird die zwölfjährige Esther vermisst, verrät Doerksen, ihr gefällt besonders, dass deren beiden Freunde Lewis und Ronnie einen Großteil der Erzählung übernehmen. Besonders die Kapitel, die die Kinder aus Durton, auch Dirt-Town genannt, kollektiv erzählen, verschaffen der Kritikerin eine beeindruckende Perspektive auf ein fremdes und manchmal befremdliches Gebiet. Leider gibt es keine Aborigine-Perspektive, bemängelt sie, dennoch ein wichtiger Einblick in die Krisen einer Region - und des Aufwachsens dort.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Das geheime Wissen der Kinder
Australiens Hinterland als Ort alltäglicher Gewalt: Hayley Scrivenors Debüt "Dinge, die wir brennen sahen"
Seine Bewohner nennen Durton umgangssprachlich "Dirt Town". Wenig schmeichelhaft für eine Kleinstadt wie jede andere auch, die am Horizont auftaucht, wenn man von einer beliebigen Metropole an der Ostküste Australiens landeinwärts fährt. Der Weizenpreis bestimmt das Leben der Leute mindestens ebenso wie die sengende Hitze, jeder kennt jeden, und der Zug hält nur, wenn man ihn am Tag zuvor telefonisch bestellt.
In ebenjenem Durton gerät eines Freitagnachmittags im November 2001 das Leben aus dem Tritt, als die zwölfjährige Esther Bianchi von der Schule aus ihren Heimweg
Australiens Hinterland als Ort alltäglicher Gewalt: Hayley Scrivenors Debüt "Dinge, die wir brennen sahen"
Seine Bewohner nennen Durton umgangssprachlich "Dirt Town". Wenig schmeichelhaft für eine Kleinstadt wie jede andere auch, die am Horizont auftaucht, wenn man von einer beliebigen Metropole an der Ostküste Australiens landeinwärts fährt. Der Weizenpreis bestimmt das Leben der Leute mindestens ebenso wie die sengende Hitze, jeder kennt jeden, und der Zug hält nur, wenn man ihn am Tag zuvor telefonisch bestellt.
In ebenjenem Durton gerät eines Freitagnachmittags im November 2001 das Leben aus dem Tritt, als die zwölfjährige Esther Bianchi von der Schule aus ihren Heimweg
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antritt und nie zu Hause ankommt. Die Isolation australischer Kleinstädte, die Dürre, der Anstieg des Drogenkonsums parallel zur Arbeitslosigkeit und die Nachwehen der kolonialen Landnahme - all das ist uns auch am anderen Ende der Welt erstaunlich vertraut, seit vor ein paar Jahren der Outback Noir im Windschatten von Autoren wie Jane Harper oder Chris Hammer zum kriminalliterarischen Trend avancierte.
In der Hinsicht bildet Hayley Scrivenors Debüt "Dinge, die wir brennen sahen", eines von gleich mehreren, die aktuell in deutscher Übersetzung in die Regale kommen, keine Ausnahme. Nachbarn in Durton kennen sich schon seit Schulzeiten, und genauso lang stecken sie in ihren vor Jahrzehnten zugewiesenen Rollen. Mädchen werden nicht selten im Teenageralter schwanger, Männer richten Drogenküchen in ihren Garagen ein und kontrollieren ihre Frauen. Ein lesbischer Cop aus der Großstadt wie die auf Kindesentführungen spezialisierte Detective Sarah Michaels hat es dort nicht eben leicht, Vertrauen zu gewinnen. Hayley Scrivenor, die selbst aus einer australischen Kleinstadt stammt, entwirft in "Dinge, die wir brennen sahen" einen Stadtplan alltäglicher, mal mehr und mal weniger offensichtlicher Gewaltausübung. Noch vor den Problemen der Erwachsenen priorisiert sie dabei die Sicht der Kinder: Eine der Erzählperspektiven gehört Esthers bester Freundin Ronnie, der für ihr Alter auffällig klugen, aber von Minderwertigkeitsgefühlen geplagten Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit Drogenvergangenheit.
Daneben Lewis, ein sensibler Junge, der sich völlig verängstigt von seinem brutalen Vater und den hirnlosen SchulBullies nicht traut, der Polizei zu erzählen, was er am entscheidenden Freitagnachmittag am Fluss gesehen hat. Esther hatte das Dreieck komplettiert; diese in den Erzählungen ihrer besten Freunde vollkommene Projektionsfläche von einem Mädchen mit dem vielsagenden Familiennamen. Bianchi - Weiße. Wie ein Symbol ewig verlorener Reinheit scheint sie über dem in historischer Kontinuität krisengeplagten Land zu schweben, dem Down-Under-Äquivalent zum Wilden Westen. Aboriginal People kommen im Roman mit keinem Wort vor.
Aus den ständig die Perspektiven wechselnden Kapiteln stechen besonders die Passagen hervor, die mit einem schlichten "Wir" überschrieben sind. Es dauert einen Moment, um zu registrieren, wer da eigentlich spricht: die Kinder Durtons, die in der ersten Person Plural gleichsam die allwissend kommentierende Funktion eines griechischen Chors übernehmen. Ihr Wir umfasst kollektive und spezifische Einsichten, einen Erfahrungsschatz, der Wissen über die weit zurückliegende Vergangenheit ebenso einschließt wie über die Zukunft. Die Probleme der Stadt gehen an den Generationen von Kindern nicht unbemerkt vorüber, dennoch schwingt bei dem Spitzamen "Dirt Town" aus ihrem Mund auch eine liebevolle Note mit.
Es ist der Ort, wo ihre Familien und Freunde sind, ihre Normalität. Speziell in einem Land wie Australien, in dem rund neunzig Prozent der Bevölkerung in den urbanen Zentren entlang der Küste lebt, ist dieser Bruch mit der befremdeten Außenperspektive auf die "Hinterwäldler" im Inland bedeutsam. So schlüsselt Scrivenor auf, wie die Koordinaten der Kindheit, wie familiäre Umstände und Wahlmöglichkeiten den Charakter formen, Lebensentscheidungen bedingen und letzten Endes die nächste verkorkste Erwachsenengeneration hervorbringen. KATRIN DOERKSEN
Hayley Scrivenor: "Dinge, die wir brennen sahen". Roman.
Aus dem Englischen von Andrea O'Brien.
Eichborn Verlag, Köln 2023.
368 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In der Hinsicht bildet Hayley Scrivenors Debüt "Dinge, die wir brennen sahen", eines von gleich mehreren, die aktuell in deutscher Übersetzung in die Regale kommen, keine Ausnahme. Nachbarn in Durton kennen sich schon seit Schulzeiten, und genauso lang stecken sie in ihren vor Jahrzehnten zugewiesenen Rollen. Mädchen werden nicht selten im Teenageralter schwanger, Männer richten Drogenküchen in ihren Garagen ein und kontrollieren ihre Frauen. Ein lesbischer Cop aus der Großstadt wie die auf Kindesentführungen spezialisierte Detective Sarah Michaels hat es dort nicht eben leicht, Vertrauen zu gewinnen. Hayley Scrivenor, die selbst aus einer australischen Kleinstadt stammt, entwirft in "Dinge, die wir brennen sahen" einen Stadtplan alltäglicher, mal mehr und mal weniger offensichtlicher Gewaltausübung. Noch vor den Problemen der Erwachsenen priorisiert sie dabei die Sicht der Kinder: Eine der Erzählperspektiven gehört Esthers bester Freundin Ronnie, der für ihr Alter auffällig klugen, aber von Minderwertigkeitsgefühlen geplagten Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit Drogenvergangenheit.
Daneben Lewis, ein sensibler Junge, der sich völlig verängstigt von seinem brutalen Vater und den hirnlosen SchulBullies nicht traut, der Polizei zu erzählen, was er am entscheidenden Freitagnachmittag am Fluss gesehen hat. Esther hatte das Dreieck komplettiert; diese in den Erzählungen ihrer besten Freunde vollkommene Projektionsfläche von einem Mädchen mit dem vielsagenden Familiennamen. Bianchi - Weiße. Wie ein Symbol ewig verlorener Reinheit scheint sie über dem in historischer Kontinuität krisengeplagten Land zu schweben, dem Down-Under-Äquivalent zum Wilden Westen. Aboriginal People kommen im Roman mit keinem Wort vor.
Aus den ständig die Perspektiven wechselnden Kapiteln stechen besonders die Passagen hervor, die mit einem schlichten "Wir" überschrieben sind. Es dauert einen Moment, um zu registrieren, wer da eigentlich spricht: die Kinder Durtons, die in der ersten Person Plural gleichsam die allwissend kommentierende Funktion eines griechischen Chors übernehmen. Ihr Wir umfasst kollektive und spezifische Einsichten, einen Erfahrungsschatz, der Wissen über die weit zurückliegende Vergangenheit ebenso einschließt wie über die Zukunft. Die Probleme der Stadt gehen an den Generationen von Kindern nicht unbemerkt vorüber, dennoch schwingt bei dem Spitzamen "Dirt Town" aus ihrem Mund auch eine liebevolle Note mit.
Es ist der Ort, wo ihre Familien und Freunde sind, ihre Normalität. Speziell in einem Land wie Australien, in dem rund neunzig Prozent der Bevölkerung in den urbanen Zentren entlang der Küste lebt, ist dieser Bruch mit der befremdeten Außenperspektive auf die "Hinterwäldler" im Inland bedeutsam. So schlüsselt Scrivenor auf, wie die Koordinaten der Kindheit, wie familiäre Umstände und Wahlmöglichkeiten den Charakter formen, Lebensentscheidungen bedingen und letzten Endes die nächste verkorkste Erwachsenengeneration hervorbringen. KATRIN DOERKSEN
Hayley Scrivenor: "Dinge, die wir brennen sahen". Roman.
Aus dem Englischen von Andrea O'Brien.
Eichborn Verlag, Köln 2023.
368 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Scrivenor priorisiert die Perspektive der Kinder in ihrem Kriminalroman - und dadurch fängt sie all die Widersprüchlichkeiten und Kontinuitäten des Lebens in einer Kleinstadt ein. Das ist ungemein spannend zu lesen." Sonja Hartl, Deutschlandfunk Kultur "DINGE, DIE WIR BRENNEN SAHEN ist ein Kriminalroman, an dem alles überzeugt. Das Setting, die plastischen Figuren und der clever konstruierte Plot." MDR Kultur "Klasse Kleinstadt-Drama" Susanne Helmer, Für Sie Auf der "Krimibestenliste April" von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur "Es ist Roman, Krimi, Gesellschaftsbeobachtung und Drama. Und der absolute Hammer." Buchhandlung Jost "Scrivenor versteht es glänzend, die Empfindungen zu transportieren. Sie hat schon eine ganz besondere Art, diese schweren, drückenden, dunklen, traurigen, schmerzhaften Dinge so zu schreiben, dass sie zwar einerseits irgendwie unbekümmert und leichtfüßig geschildert werden, andererseits aber vielleicht gerade deswegn einschlagen wie eine Bombe." Daniela Anders, Lesezauber_Zeilenreise Blog
Veronica, die Ronnie genannt wird, und Esther wohnen in Durton, einer Kleinstadt im ländlichen Australien. Die zwölfjährigen Mädchen sind beste Freundinnen und verbringen die meiste Zeit zusammen. An einem heißen Freitagnachmittag verlassen beide gemeinsam die Schule, aber …
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Veronica, die Ronnie genannt wird, und Esther wohnen in Durton, einer Kleinstadt im ländlichen Australien. Die zwölfjährigen Mädchen sind beste Freundinnen und verbringen die meiste Zeit zusammen. An einem heißen Freitagnachmittag verlassen beide gemeinsam die Schule, aber nur Ronnie kommt zu Hause an, Esther ist verschwunden. Als ihre Leiche Tage später gefunden wird, ist das Entsetzen groß und schnell klar, dass nicht alles so friedlich ist in dieser Kleinstadt, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Die von der Autorin gewählte Erzählweise fand ich erst etwas eigen, im Nachhinein kann ich aber sagen, dass diese viel dazu beigetragen hat, eine Atmosphäre zu schaffen, die perfekt zur Geschichte gepasst hat. Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde die Tat beleuchtet, ob Mütter der Freundinnen, die ermittelnde Beamtin oder Kinder der Kleinstadt, die zum Teil namentlich nicht genannt wurden; deren Gedanken und Sichtweisen fanden in der Erzählung alle ihren Platz und trotz des Umstandes, dass Gegenwart und Vergangenheit eine Rolle spielten, hatte ich nie das Gefühl, dass diesbezüglich etwas unklar war. Lediglich die vielen Namen und damit zusammenhängende Bekanntschafts- sowie Verwandtschaftsverhältnisse haben zu Beginn dazu geführt, dass ich manchmal stutzte und nicht genau wusste, wie diese einzuordnen sind. Dies legte sich aber im Laufe des Buches, sodass einem ungestörten Lesevergnügen nichts mehr im Wege stand.
Erst nach und nach klärte sich, wer was mit wem oder gegen etwas zu tun haben könnte, vieles reichte weit in die Vergangenheit, einiges lag aber nur ein paar Stunden zurück. Je mehr ich über die Menschen erfuhr, desto mehr ergab alles rückblickend einen Sinn, einige Ereignisse schienen nebensächlich zu sein, spielten aber plötzlich eine Rolle, wenn ein neues Puzzleteil seinen Platz fand, weil eine der Personen ihr Schweigen brach. Es gab Vermutungen, Verdächtigungen, Anschuldigungen und Gerüchte, vergessene Kleinigkeiten und unterdrückte Wut. Obwohl ich wusste, welches Schicksal Esther ereilt hat, traf mich das Kapitel darüber mit voller Wucht. Je mehr Einzelheiten ans Licht kamen, desto entsetzter war ich, meine Gefühlspalette wechselte von Trauer über Schmerz zu Wut. Diese Auflösung habe ich nicht erwartet, das Finale war leise, herzzerreißend und lässt mich traurig zurück. Ein schmerzhaft schönes Buch, das von mir die volle Punktzahl bekommt und als Highlight ein extra Sternchen dazu.
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In der australischen Kleinstadt Durton verschwindet ein Mädchen: Die 12jährigen Freundinnen Esther und Ronnie sind wie jeden Tag gemeinsam von der Schule nach Hause gelaufen, doch Esther ist nie dort angekommen. Die Bewohner der Stadt machen sich auf die Suche, doch diese bleibt …
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In der australischen Kleinstadt Durton verschwindet ein Mädchen: Die 12jährigen Freundinnen Esther und Ronnie sind wie jeden Tag gemeinsam von der Schule nach Hause gelaufen, doch Esther ist nie dort angekommen. Die Bewohner der Stadt machen sich auf die Suche, doch diese bleibt ergebnislos. Unsicherheit verbreitet sich, gegenseitige Verdächtigungen und Spekulationen kommen auf - und die Angelegenheit beginnt eine Eigendynamik zu entwickeln, der auch die eingetroffenen, dafür zuständigen Detectives nichts entgegensetzen können.
„Dinge, die wir brennen sahen“ ist der erste Roman der australischen Autorin Hayley Scrivenor, dessen frühere Fassung sogar bereits den „Kill Your Darlings Unpublished Manuscript Award“ gewonnen hat. Die Einordnung in ein Genre ist mir bis zum Ende hin etwas schwer gefallen, da dieser Roman unheimlich vielschichtig ist und Elemente verschiedener anderer Genres in sich vereint. Das Cover, aufgedruckt auf einen umweltfreundlichen Papierumschlag, ist an sich recht unaussagekräftig: Es zeigt eine öde Landschaft in der Hitze. Kennt man jedoch den Inhalt des Buches ist es absolut passend, denn genau diese trostlose Einöde in glühender Hitze wird auch im Inhalt mehrfach aufgegriffen und authentisch transportiert.
Sowieso ist meines Empfindens nach der Schreibstil der Autorin das, was das Buch so besonders macht. Es ist sehr atmosphärisch und teilweise beinahe poetisch geschrieben, gerade die bewusst allgemein gehaltene Kapitel aus Sicht von „Wir“ klingen sehr literarisch. Auch wenn diese mich zunächst ratlos zurück gelassen haben fand ich sie im Laufe des Buches immer sinnhafter, um das Lebensgefühl der Kinder von Durton zu transportieren. Insgesamt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven erzählt, die der Leser allesamt gut nachempfinden kann. Besonders hervorheben möchte ich dabei die Sichtweisen der Kinder, die dort zu Wort kommen und die absolut altersgerecht von Ausdruckweise, Gedankengängen und Erklärungen sind. Sie unterscheiden sich dadurch deutlich von den Erwachsenen-Perspektiven, welche im Gegensatz narrativ erzählt werden und nicht wie bei den Kindern im Ich-Stil. Durch diese sehr unterschiedlichen Sichtweisen habe ich das Gefühl, die Geschehnisse und Dynamiken von Esthers Geschehen so allumfassend aufgezeigt zu bekommen, wie sie jede Personengruppe – alt, jung, involviert, abseits, professionell – für sich individuell wahrnimmt.
Inhaltlich baut sich die Geschichte langsam auf, nachdem das einleitende Kapitel bereits Esthers Schicksal vorwegnimmt, welches ja auch bereits auf dem Klappentext verraten wird. Mit dem Wissen, dass das Kind tot ist, die Hoffnungen, die Ungewissheit, das Suchen und die Ermittlungen mitzuverfolgen macht das Geschehen gleich nochmals tragischer. Die sich entwickelnden Eigendynamiken in den zwischenmenschlichen Beziehungsgeflechten der Bewohner Durtons lassen sich gut nachvollziehen und es setzen sich langsam immer mehr Puzzlesteinchen zusammen, bis mich das Ende dann nicht mehr sonderlich überrascht hat.
Wer bei all den polarisierenden und authentisch dargestellten Figuren in dem Buch allerdings leider etwas untergegangen ist sind die beiden Polizisten und ihre Ermittlungen. Diese verliefen erst sehr schleppend, bis sich am Ende die Ereignisse überstürzt haben. Insbesondere die Rolle von Sarah, die als Protagonistin auf Ermittlerseite fungieren sollte, hat mich leider überhaupt nicht überzeugt. Sie war mir unsympathisch und wenig greifbar, regelrecht gestört hat mich die ständige Erwähnung ihrer Ex-Partnerin Amira, die für die Geschichte absolut irrelevant war und für meinen Geschmack hätte weggelassen werden können.
Insgesamt hat mir „Dinge, die wir brennen sahen“ sehr gut gefallen, was insbesondere der perfekt vermittelten Atmosphäre einer heißen Kleinstadt Australiens und dem außergewöhnlichen, sehr besonderen Schreibstil der Autorin zu verdanken ist.
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Durton ist eine Kleinstadt in Australien und es ist ein sehr heißer Tag, als Esther nach der Schule nicht nach Hause kommt.
Während wir Lesende wissen, dass Esther nicht überleben wird, haben die Kleinstadtbewohner, allen voran Esthers Eltern und ihre beste Freundin, …
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Durton ist eine Kleinstadt in Australien und es ist ein sehr heißer Tag, als Esther nach der Schule nicht nach Hause kommt.
Während wir Lesende wissen, dass Esther nicht überleben wird, haben die Kleinstadtbewohner, allen voran Esthers Eltern und ihre beste Freundin, natürlich Hoffnung auf ein Wiedersehen.
Das macht das Lesen besonders beklemmend und irgendwie hofft man dann doch, dass alles nur ein schrecklicher Irrtum ist.
Nach und nach taucht man tiefer ein in das Leben in der Kleinstadt und einige ihrer Bewohnerinnen und Bewohner.
Gerade die Bewohner machten mich oft sprachlos. So ein kleiner Ort, jeder kennt jeden und doch ist unter der Oberfläche so viel verborgen.
Nicht gerade einfache Kost, es ist so lebendig geschrieben, dass ich oft vergessen habe, dass es eine fiktive Story ist.
Zwischen Wut und Ohnmacht - das waren doch des Öfteren meine Gefühle beim Lesen.
Der Buchaufbau war gut gewählt. Man bekommt Einblicke, aber immer nur dosiert, so dass man nicht weiß, wie die Zusammenhänge sind. So nach und nach fügt sich dann alles zusammen. Man rätselt mit und zumindest mein Verdacht, wer Täter*in gewesen sein könnte, hat sich nicht bestätigt.
Die Auflösung war aber stimmig und realistisch.
Das Buch hat definitiv eine großen Anteil Thrillerelemente und ist unglaublich spannend, aber trotzdem kein klassischer Thriller.
Es ist auch eine Gesellschaftsstudie und macht deutlich, wie die Strukturen und Machtverhältnisse auch heute noch sind. Und wie ungut das ist.
Fazit: Ein Highlight des bisherigen Jahres. Die Autorin schafft es dass man voll in die Story hineinkatapultiert wird, es ist alles sehr nah (und geht einem auch nach).
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Was für ein unglaublich gutes Buch!
Ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Es war so spannend geschrieben, ein absoluter Pageturner.
Die Autorin hat da so einen gute Job gemacht. Man liest aus so vielen verschiedenen Perspektiven, das man glauben könnte, man kommt da durcheinander …
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Was für ein unglaublich gutes Buch!
Ich konnte es kaum aus der Hand legen.
Es war so spannend geschrieben, ein absoluter Pageturner.
Die Autorin hat da so einen gute Job gemacht. Man liest aus so vielen verschiedenen Perspektiven, das man glauben könnte, man kommt da durcheinander aber Fehlanzeige. Alles fügt sich so gut zusammen wie ein Puzzle. Auf jeder Seite erfährt man Neues und wartet nur auf das nächste Indiz oder das nächste Geheimnis.
Bis zum Schluß war ich gespannt und gebannt was denn da jetzt passiert ist und nicht eine Sekunde habe ich gedacht, dass es so endet wie es geendet ist.
Toller Schreibstil, tolle Charaktere, tolle Geschichte. Ein absolutes Highlight und nur zu empfehlen.
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Thriller, Krimi, Sozialstudie, Geschichte einer Kleinstadt – all das und noch so viel mehr
Ronnie und Esther leben ihr Leben in der australischen Kleinstadt Durton, in der jeder jeden kennt. Eines Tages verschwindet Esther und ganz Durton macht sich auf die Suche, die leider kein gutes …
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Thriller, Krimi, Sozialstudie, Geschichte einer Kleinstadt – all das und noch so viel mehr
Ronnie und Esther leben ihr Leben in der australischen Kleinstadt Durton, in der jeder jeden kennt. Eines Tages verschwindet Esther und ganz Durton macht sich auf die Suche, die leider kein gutes Ende nimmt. Esthers Vater wird als Verdächtiger festgenommen, doch es kommen auch noch so einige andere in Frage. Wem kann man noch trauen? Besser gesagt: wem traut man einen Mord zu? Und warum Esther? Zwei Polizisten aus Sydney ermitteln und decken dabei noch das eine oder andere auf, das einige der Bewohner in keinem guten Licht dastehen lässt.
Das Buch ist nicht als Krimi oder Thriller deklariert, sondern als literarische Unterhaltung. Und das trifft es auch super. Es gibt zwar Krimi- und Thrillerelemente, doch letztlich ist es die Auseinandersetzung einer Kleinstadt mit einem scheußlichen Verbrechen, es ist ein Blick auf menschliche Abgründe, auf das Leben in einer ländlichen Provinz mit all seinen Vorurteilen, Geheimnissen hinter verschlossenen Türen und Jugendsünden. Ich war von Anfang an absolut gefesselt von dem Aufbau. Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt: von Ronnie (Esthers beste Freundin), Sarah (Polizistin aus Sydney), Lewis (Klassenkamerad von Ronnie und Esther), Constance (Esthers Mutter) und von einer zunächst unbekannten Partei, die im Buch mit „Wir“ betitelt wird. Als Leser erfährt man bereits auf den ersten 2 bis 3 Seiten, das Esther tot ist und hat damit den Menschen in Durton dieses Wissen voraus. Das hat mich noch viel betroffener gemacht, da ich ja mitbekommen habe, wie die Figuren unter Esthers Verschwinden leiden, wie schmerzvoll dieser ganze Prozess für sie ist. Scrivenor versteht es glänzend, die Empfindungen zu transportieren und auf mich zu übertragen. Unerheblich, ob es die Gefühle der Erwachsenen sind oder der Kinder, beide sind glaubwürdig und greifbar und damit sehr berührend. Sie hat schon eine ganz besondere Art, diese schweren, drückenden, dunklen, traurigen, schmerzhaften Dinge so zu schreiben, dass sie zwar einerseits irgendwie unbekümmert und leichtfüßig geschildert werden, so ganz direkt, ohne Schnörkel und ohne reißerisch zu sein, andererseits aber vielleicht gerade deswegen bei mir einschlagen wie eine Bombe. Es kommen viele Dinge ans Licht, die mich immer wieder dazu verleitet haben, einen anderen zu verdächtigen. Die tatsächliche Auflösung der Story habe ich so dann absolut nicht erwartet.
Wer Friede-Freude-Eierkuchen-Bücher mit Happy End sucht, der sollte hier die Finger von lassen. Wer sich jedoch in einer australischen Kleinstadt verlieren will, sich gerne von berührenden Beschreibungen und einem atmosphärischen Setting davontragen lässt, Blicke hinter zugezogene Vorhänge spannend findet, es liebt mit zu rätseln und einen Schreibstil feiert, der direkt und sehr fesselnd eine alles andere als plumpe 08/15-Story erzählt, dem sei dieses Buch empfohlen. Ich feiere es mit 5/5 Sternen!
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Atmosphärisch und fesselnd
„Dinge, die wir brennen sahen“ ist das Debüt der in Australien lebenden Autorin Hayley Scrivenor.
Die Handlung beginnt im Dezember 2001 in der australischen Kleinstadt Durton. Direkt zu Beginn wird die Leiche von einem verschwunden …
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Atmosphärisch und fesselnd
„Dinge, die wir brennen sahen“ ist das Debüt der in Australien lebenden Autorin Hayley Scrivenor.
Die Handlung beginnt im Dezember 2001 in der australischen Kleinstadt Durton. Direkt zu Beginn wird die Leiche von einem verschwunden zwölfjährigen Mädchen – Esther – entdeckt.
Anschließend geht es fünf Tage zurück in die Vergangenheit, an dem Tag, an dem Esther auf dem Heimweg von der Schule nach Hause verschwunden ist.
Im Wechsel aus unterschiedlichen Perspektiven erfährt man nun, was in den letzten Tagen passiert ist. Man könnte meinen, dass nun die Spannung gering ist, da bereits bekannt ist, dass Esther später tot aufgefunden wird, aber genau das Gegenteil ist der Fall.
Esthers Freundin Ronnie ist davon überzeugt, dass sie Esther finden kann und macht sich auf die Suche. Lewis, ein Klassenkamarad, meint etwas gesehen zu haben, was bleibt aber zunächst im Dunklen. Esthers Mutter Constance kommt fast um vor Sorge und hofft, dass Esther jeden Moment wieder auftaucht. Detective Sergeant Sarah Michaels leitet die Ermittlungen und es ist wirklich überraschend, was dabei alles zutage kommt.
Der Schreibstil von Hayley Scrivenor ist dicht und atmosphärisch. Die vorherrschende Hitze wird direkt spürbar und die Stimmung in der Kleinstadt, die Ängste und Sorgen der Einwohner kamen direkt bei mir an. Durton, das auch Dirt Town genannt wird, wird lebendig. Die Charaktere sind vielschichtig, werden detailliert und facettenreich dargestellt, da die Ereignisse aus ihrer Sicht und durch andere Personen auf sie erzählt werden.
Fassungslos habe ich Seite um Seite gelesen und mich immer wieder gefragt, was ist in dieser Stadt noch alles passiert und vor allem, was ist Esther passiert ?
Mich hat dieser spannende, intensive, berührende aber auch schmutzige Roman durchgehend gefesselt. Hier wurde der Schmerz einer Mutter, die ihr Kind vermisst, die Sehnsucht der besten Freundin Ronnie, die Unsicherheit und Angst des Freundes Lewis und vieles mehr so lebendig geschildert, dass es für mich spürbar war und richtig weh tat. Gleichzeitig kommen immer mehr Dinge aus der Vergangenheit Durtons zum Vorschein, einer Kleinstadt, die mehr Geheimnisse birgt als sich auf den ersten Blick vermuten lässt.
Nach diesem gelungen Debüt bin ich nun wirklich gespannt auf weitere Bücher der Autorin.
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