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Sie machen den Blauen Planeten zur grünen Insel im Weltall. Die faszinierende, verblüffende Geschichte der größten Gruppe von »Lebewesen«, die wir als solche gar nicht wahrnehmen und (noch) nicht hinreichend wertschätzen. Am weitesten verbreitet auf unserem Planeten sind nicht Menschen, sondern Pflanzen, deren Intelligenz uns das Leben und Überleben überhaupt ermöglicht.
Sie verwandeln Wüsten in blühende Kontinente, sie breiten sich auch in den entlegensten Gegenden der Welt aus, ihr Lebenswille ist unbezwinglich. Sie sind der Inbegriff natürlicher Schönheit und empfindungsfähiger als
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Produktbeschreibung
Sie machen den Blauen Planeten zur grünen Insel im Weltall. Die faszinierende, verblüffende Geschichte der größten Gruppe von »Lebewesen«, die wir als solche gar nicht wahrnehmen und (noch) nicht hinreichend wertschätzen. Am weitesten verbreitet auf unserem Planeten sind nicht Menschen, sondern Pflanzen, deren Intelligenz uns das Leben und Überleben überhaupt ermöglicht.

Sie verwandeln Wüsten in blühende Kontinente, sie breiten sich auch in den entlegensten Gegenden der Welt aus, ihr Lebenswille ist unbezwinglich. Sie sind der Inbegriff natürlicher Schönheit und empfindungsfähiger als Tiere. Pflanzen tauschen sich untereinander aus, sie kommunizieren und sind soziale Wesen. Die eigentlichen Pioniere der Erde sind die Pflanzen. Sie sind Flüchtlinge, Heimkehrer, Kämpfer, Einsiedler und Zeitreisende, und das ohne sich erkennbar zu bewegen. Mühelos verbreiten sich Pflanzen über alle Kontinente hinweg und machen seit fast 500 Millionen Jahren unseren Planeten zu einer fruchtbaren Erde.

Zahlreiche Aquarelle veranschaulichen die Schilderungen von Stefano Mancuso. Welche unglaublichen Leistungen Pflanzen, ohne die wir nicht überleben könnten, täglich vollbringen, führt der italienische Bestsellerautor eindringlich vor Augen. Denn wir wissen kaum etwas über die Pflanzen, und was wir wissen, ist falsch. Ein wunderbar gestaltetes Buch, das uns inmitten des Klimawandels auf die unerreichte Schönheit der Natur wieder und wieder achten lässt und mit ihr - und ihren Pflanzen - versöhnt.

Autorenporträt
Stefano Mancuso, geboren 1965, ist Professor für Pflanzenkunde und einer der führenden Autoren des »Nature Writing«. Mancuso forscht und lehrt an der Universität Florenz, leitet das Laboratorio Internazionale di Neurobiologia Vegetale. Mit zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen gilt er international als der führende Pflanzenforscher. Sein Buch »Die Intelligenz der Pflanzen« stand monatelang auf der Bestsellerliste. 
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.03.2020

Weit mehr als behinderte Tiere

Das Kollektiv als Erfolgsgeheimnis grüner Mobilität: Stefano Mancuso staunt über die große Anpassungsfähigkeit der Pflanzen.

Von Ulf von Rauchhaupt

Am 8. November 1973 fuhr in Westafrika ein libyscher Lastwagenfahrer gegen einen Baum. Es heißt, der Mann sei betrunken gewesen, aber das macht den Vorfall nicht unbedingt verständlicher. Denn besagter Baum, eine Schirmakazie der Art Acacia tortilis, war der einzige im Umkreis von vierhundert Kilometern. Der "Arbre de Ténéré" stand ganz allein mitten in der gleichnamigen, zur Sahara gehörenden Sandwüste im Norden der Republik Niger. Schon bevor Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hier die ersten Europäer durchkamen, nutzten die Tuareg das Gewächs als Orientierungspunkt für ihre Karawanen. Später wurde die Akazie der einzige Baum, der je auf einer Karte im Maßstab eins zu vier Millionen eingezeichnet war.

Stefano Mancuso liebt solche Geschichten, auch wenn sie, wie in diesem Fall, eher unerfreulich enden - die Akazie in der Ténéré überlebte den Unfall nämlich nicht. Der Professor für Botanik an der Universität Florenz hat ein Anliegen, das ihn zuletzt als Koautor des Buches "Verde brillante" umtrieb. Dessen deutsche Ausgabe trägt den Titel "Die Intelligenz der Pflanzen" und hatte es in Österreich zum Wissenschaftsbuch des Jahres 2016 im Bereich Medizin/Biologie gebracht. Mit seinem neuen Werk wendet sich Mancuso offenkundig an Liebhaber jener Bücher und Dokumentarfilme, mit denen sich Forscher wie Bernhard Grzimek oder David Attenborough um die zoologische Volksbildung verdient gemacht haben. Allerdings geht es in solchen Abhandlungen und Formaten hauptsächlich um Tiere. Mancuso hingegen möchte zeigen, dass auch Pflanzen Aufmerksamkeit verdienen und sich über sie ebenfalls unterhaltsame Geschichten erzählen lassen.

Denn, so schreibt er in seiner Einleitung, "Pflanzen sind weit mehr als behinderte Tiere und lassen sich nicht durch Vergleiche mit der Tierwelt verstehen". Das betrifft insbesondere ihre augenfälligste "Behinderung": Eine einzelne Pflanze kann sich nicht auf Wanderschaft begeben. Aber Pflanzenarten können das sehr wohl. So gedieh zum Beispiel das Felsen-Greiskraut (Senecio squalidus) noch im siebzehnten Jahrhundert nur auf den Asche- und Lavaböden an den Hängen des Ätna auf Sizilien. Dann besorgte sich der englische Botaniker William Sherard (1659 bis 1728) ein paar Samen - und prompt machte sich der Korbblütler in ganz England breit. In Oxford etwa fehlten seine gelben Blüten bereits Ende des achtzehnten Jahrhunderts an keinem Universitätsgemäuer, weswegen es heute auch als "Oxford Ragwort" bekannt ist. "Bei den Tieren steht die Einzahl im Vordergrund", schreibt Mancuso, "während es bei den Pflanzen die Mehrzahl ist."

Zur Überzahl ist es dann oft nicht weit. "Tatsächlich sind die invasiven Pflanzen von heute die einheimische Flora von morgen", schreibt Mancuso, nachdem er auf zwei Grundnahrungsmittel seiner Heimat zu sprechen kam, die Tomate und das Basilikum, von denen die eine einen südamerikanischen, das andere einen indischen Migrationshintergrund hat. Dass Neobiota zuweilen unerfreuliche Folgen nach sich ziehen, verschweigt Mancuso seinen Lesern nicht - etwa, wenn er auf die einst als Zierpflanze aus dem Amazonasbecken geholte Dickstielige Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) zu sprechen kommt, eines der schlimmsten Gewässerunkräuter überhaupt. Insgesamt überwiegt aber das Staunen über die pflanzliche Anpassungsfähigkeit. Sein Buch ist damit nichts für Leser, die sich vor allem über die ökologischen Auswirkungen der vom Menschen geförderten pflanzlichen Reiselust informieren wollen.

Neben dieser Art grüner Mobilität haben es Mancuso der evolutionäre Einfallsreichtum und die Vielfalt pflanzlicher Vermehrungsstrategien sowie die manchmal ans Wundersame grenzende Zähigkeit mancher Gewächse angetan. Das eine hat zuweilen mit den anderen zu tun, wie der Leser im Kapitel über die Besiedlung der im November 1963 vor der Südküste Islands aufgestiegenen Vulkaninsel Surtsey erfährt. Bereits 1965 - zwei Jahre vor Ende der Eruptionen auf der Insel - wurde dort die erste Gefäßpflanze gesichtet, der salzliebende Meersenf (Cakile arctica). Heute siedeln dort neunundsechzig Pflanzenarten, dreißig davon sind dauerhaft ansässig. Im Jahr 1998 schlug auch der erste Baum aus, eine Weide der Art Salix phylicifolia. Eine ihrer Gattungsgenossinnen ist ein paar Seiten später unter den Protagonisten der Begegnung Mancusos mit den "Hibaku jumoku" in Hiroshima, jenen Bäumen, die im Sommer 1945 den Abwurf der Atombombe überlebt haben. Davon gibt es mehrere Dutzend, deren Standorte weniger als zwei Kilometer vom Hypozentrum der Explosion entfernt waren und die trotzdem aus ihren verkohlten Wurzelstöcken neu ausschlugen, darunter eine Trauerweide, die nur dreihundertsiebzig Meter vom Zentrum des Infernos entfernt wuchs.

Der Abschnitt über die Hibaku jumoku ist der berührendste des Buches - neben dem, der von der Akazie in der Wüste Ténéré handelt, und dem über ihren Nachfolger als Inhaber des Titels "Einsamster Baum der Welt": eine Sitka-Fichte (Picea sitchensis) auf Campbell Island, sechshundert Kilometer südlich von Neuseeland, einzige Überlebende britischer Bemühungen in den Jahren um 1900, das sturmgepeitschte subantarktische Eiland aufzuforsten. Solche Episoden durchkreuzen allerdings Mancusos Anliegen, unsere Faszination für Pflanzen als einer Organismengruppe zu wecken, deren Erfolgsgeheimnis das Kollektiv ist. Aber so ist der Mensch: ein solches Einzelwesen, dass ihm auch im Pflanzenreich das am nächsten ist, was als Individuum auftritt.

Stefano Mancuso: "Die unglaubliche Reise der Pflanzen".

Aus dem Italienischen von Andreas Thomsen. Mit Aquarellen von Grisha Fisher. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 154 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.03.2020

Sporen auf großer Fahrt
Stefano Mancuso über die Mobilität der Pflanzen
Das Buch verspricht „Geschichten über Pioniere, Flüchtlinge, Heimkehrer, Kämpfer, Einsiedler und Zeitreisende“, handelt aber nicht von Menschen, sondern von Pflanzen. Der italienische Biologe und Pflanzenkundler Stefano Mancuso hat sich vorgenommen, unser Bild von den sesshaften, unbeweglichen, verwurzelten Pflanzen gehörig „durchzuschütteln“. Voraussetzung ist, so steht es in der Einleitung seines Buchs „Die unglaubliche Reise der Pflanzen“, dass man Vergleiche mit der Tierwelt aufgibt. „Pflanzen sind mehr als behinderte Tiere“, schreibt Mancuso, und dass man sie in ihrer Mehrzahl wahrnehmen sollte. „Was bei den Tieren das Individuum, ist bei den Pflanzen die Gemeinschaft.“
Samen und Sporen fliegen häufig in „astronomischen
“ Mengen Tausende Kilometer weit. Kräutersamen reisen in Fischeiern und das vom Wind angewehte genetische Material siedelt sogar auf frischen Lavabrocken. Die Neugier auf solche Erkenntnisse, die früher nur in Fachbüchern standen, begründet die Literaturgattung, die lose als „nature writing“ klassifiziert wird.
Dass Mancuso Wissenschaftler ist, merkt man seinem Stil an. Er erinnert an den Duktus von populären Vorlesungen („Betrachten wir unseren kleinen Helden etwas genauer“). Doch treiben die zahllosen Vermenschlichungen dem Gegenstand alle Poesie aus. Was schlicht formuliert ein Weltpanorama der Sporen und Ableger gewesen wäre, schrumpft auf die Konturen von Entenhausen mit Bäumen. Dazu passen die vagen Illustrations-Skizzen von Grisha Fisher.
Die besten Kapitel – sie machen das Buch dann doch lesenswert – schildern einfach, was in sich berührend ist. „Zeitreisen“ erzählt von 4000 Jahre alten Kiefern. Und von Dattelpalmen aus dem jüdischen Masada, deren Kerne man nach 2000 Jahren wieder zum Keimen bringen konnte, wie die aus Permafrostboden aufgetauten Samen eines Leimkrauts, das nach 39 000 Jahren wieder aufblüht.
Die kluge Formel, nach der man die Ausbrecher aus botanischen Gärten genauso wenig aufhalten kann wie einschwebende Sporen, kann man sich auch auf ihren aktuellen, politischen Gehalt ansehen: „Die invasiven Arten von heute sind die einheimische Flora von morgen.“
Ganz am Ende steht eine traurige Metapher für das Anthropozän, das vom Menschen geprägte Erdzeitalter. Eine Akazie, die in der Wüste Ténéré seit Jahrhunderten aufragt, ein Baum, dessen Wurzeln sogar Granitschichten durchbrachen, als einziger im Umkreis von 400 Kilometern Kompassnadel für die nomadisierenden Tuareg, wurde in den Fünfzigerjahren von einem Lastwagen angefahren – und überlebte knapp, nur um zwanzig Jahre später von einem weiteren Auto endgültig gefällt zu werden.
CATRIN LORCH
Stefano Mancuso: Die unglaubliche Reise der Pflanzen. Aus dem Italienischen von Andreas Thomsen. Mit Aquarellen von Grisha Fisher. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020. 154 Seiten, 22 Euro.
„Die invasiven Arten von
heute sind die einheimische
Flora von morgen.“
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»Dem italienischen Professor für Pflanzenkunde gelingt es nämlich, die Verbreitung von Fichte, Kokosnuss und Co. auf der Welt als Drama oder Liebesgeschichte, als Krimi oder historische Anekdote zu erzählen.« Katharina Stegelmann, Der Spiegel, 16. Dezember 2020 Katharina Stegelmann SPIEGEL 20201216