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Weltweite Finanzkrise, Bürgerkrieg in Sri Lanka und eine Firma, die in aller Verschwiegenheit boomt: Love Food fürs diskrete Tête-à-Tête. Politische Gegenwart, Liebesgeschichte, Exotik und Sinnlichkeit.
Martin Suter, geboren 1948 in Zürich, lebt mit seiner Frau in Spanien und Guatemala. Er war Werbetexter und erfolgreicher Werber, ein Beruf, den er immer wieder durch andere Schreibtätigkeiten ergänzt oder unterbrochen hat. Unter anderem "GEO"-Reportagen, zahlreiche Drehbücher für Film und Fernsehen. Seit 1991 lebt er als freier Autor, seit 1992 schreibt er die wöchentliche Kolumne "Business Class" in der "Weltwoche".
Martin Suter ist am 29. März 2004 in Zürich mit der Goldenen Diogenes Eule ausgezeichnet worden.
Martin Suter ist am 29. März 2004 in Zürich mit der Goldenen Diogenes Eule ausgezeichnet worden.

© Bastian Schweitzer / Diogenes Verlag
Produktdetails
- Verlag: Diogenes
- Seitenzahl: 311
- Erscheinungstermin: 21. Januar 2010
- Deutsch
- Abmessung: 1870mm
- Gewicht: 336g
- ISBN-13: 9783257067392
- ISBN-10: 3257067399
- Artikelnr.: 26440005
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
"Suter lesen ist wie eine gute amerikanische Fernsehserie sehen," brummt Andreas Fanizadeh voller Zufriedenheit. Nicht nur, dass er hier höchst plastisch und kulinarisch das Gebiet der Molekularküche ausgebreitet fand. Auch die in den "global verdichteten" Straßen von Zürich angesiedelte Geschichte rund um einen gefeuerten sri-lankischen Hilfskoch und eine lesbische Schweizer Kellnerin fand er niveauvoll unterhaltsam. Thematisch ordnet Fanizadeh den Roman als Verwebung der Schweiz in einen "kulinarisch-libidinösen" und "kriegerisch-industriellen Weltkomplex" ein. Hier und da hat er Kleinigkeiten zu bemängeln, etwa Suters Neigung zur Überspitzung seiner Schweizer Charaktere und seine Großzügigkeit dem sri-lankischen Protagonisten gegenüber, wo er es "gutmenschlich rumpeln" hört. Einmal gar lässt der Kritiker das Wort "kitschig" fallen. Insgesamt aber ist er des Lobes voll. Auch wegen der Rezepte im Anhang.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Muss es immer Kaviar sein?
Männer, die kochen, Frauen, die mit Frauen schlafen, und moralisch ein Roman gewordener Grünen-Parteitag: "Der Koch" von Martin Suter ist ein Bestseller. Und trotzdem super
Schon wieder Suter gelesen. Warum eigentlich? Ich lese doch sonst nichts von so weit oben in der Bestsellerliste. Hat mich ja auch gar nicht nötig. So viele Bücher liegen hier rum, die im Grunde viel dringlicher mal gelesen, vielleicht sogar verstanden, bedacht und gelobt werden sollten; dicke Bücher mit langen Sätzen, komplexem Inhalt, unbequemen Neuigkeiten . . .
Aber: erst mal Suter. Schlanke Bücher. Kurze Sätze. Schauplatz immer irgendwie Zürich. Und ein Plot wie eine Schweizer Autobahn: Reich an Wendungen,
Männer, die kochen, Frauen, die mit Frauen schlafen, und moralisch ein Roman gewordener Grünen-Parteitag: "Der Koch" von Martin Suter ist ein Bestseller. Und trotzdem super
Schon wieder Suter gelesen. Warum eigentlich? Ich lese doch sonst nichts von so weit oben in der Bestsellerliste. Hat mich ja auch gar nicht nötig. So viele Bücher liegen hier rum, die im Grunde viel dringlicher mal gelesen, vielleicht sogar verstanden, bedacht und gelobt werden sollten; dicke Bücher mit langen Sätzen, komplexem Inhalt, unbequemen Neuigkeiten . . .
Aber: erst mal Suter. Schlanke Bücher. Kurze Sätze. Schauplatz immer irgendwie Zürich. Und ein Plot wie eine Schweizer Autobahn: Reich an Wendungen,
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aber so richtig schockierend unvorhergesehen kommt da nichts. Und trotzdem und trotzdem und trotzdem - oder gerade deswegen: Wieder mal weggelesen, in einem Zug. Und das bei einem Buch mit einem Titel, den es sich mit den Johannes Lafers und Horst Lichters dieser Welt teilen muss: "Der Koch".
Tatsächlich bestehen die Zutaten zu diesem Roman exakt aus dem Fernsehprogramm des letzten Jahres: Köche, Krise, Krieg, und am Ende kommt sogar noch die Schweinegrippe unter. Einen aktuelleren, zeitgenössischeren Roman gibt es derzeit im Buchhandel nicht; und dabei keinen so angenehm altmodischen: Martin Suter hat allen Ernstes Rezepte abdrucken lassen. Aphrodisierende Rezepte. Essen zum Flachlegen. Das ist natürlich in erster Linie eine herzerwärmende Hommage an Simmel, als dessen Wiedergänger Suter neuerdings dauernd bezeichnet wird - was die Auflagenhöhen beschreiben soll und den Mut zum Moralisieren. Was dagegen den Stil betrifft, ist Suter allerdings, wenn überhaupt, ein Simmel ohne Stuck - und in seinen soziologischen Beobachtungen näher an Georg Simmel als an Johannes Mario. Aber wenn sich die Rezepte, die Simmel (jetzt wieder J. M.) damals in "Es muss nicht immer Kaviar sein" zwischen die Handlung gestreut hatte, heute so avanciert lesen wie die Speisekarte in einem Brandenburgischen Dorfgasthof: dann gibt es diesen demokratisierenden Trickle-Down-Effekt ähnlich auch bei Suter. Bei ihm ist es, etwas ins Ayurvedische gewendet, die Mode der Molekularküche, der Toast Hawaii der nuller Jahre. Er beschreibt ein typisches Kulturgut unserer Zeit im Moment des Sinkens, also in dem Moment, in dem es gesichert als Allgemeingut angesehen werden kann.
Das war aber immer schon das Tolle und das Souveräne an Suter: dass sich alle Milieus gewissermaßen gegenseitig von oben her auf die Teller schauen können. Das war so in seinen schönen Kolumnen über den unsicheren Adabei Geri Weibel und seine Auskenner-Clique aus der "SchampBar", in der man eben selber kein Auskenner sein musste, um Bescheid zu wissen - und das ist hier so, wo ein sogenannter Edelgastronom im Bemühen, am Ball zu bleiben, die Cloches abschafft und das Molekularzeug einführt, was, als Entkopplung von Versprechen und Substanz, ja sehr gut zu einer Klientel von Finanzspekulanten und windigen Geschäftsleuten passt:
",Der Kunde sagt, welchen Prozentsatz er konservativ anlegen will und welchen etwas dynamischer.'
,Dynamischer!', stieß Dalmann aus, und dabei wurde ein winziges Stückchen Wachtelmousse auf den Teller seines Beraters katapultiert.
Keller blickte mit versteinerter Miene auf seine erst halb aufgegessene Vorspeise und legte Messer und Gabel parallel auf den Teller. Dalmann hatte seinen leer und legte das Besteck ebenfalls ab. ,Reden wir also von den Konservativen. UBS, zum Beispiel.'
,Das waren Blue Chips. Kein Mensch . . .'
Dalmann unterbrach ihn: ,Gehen sie runter? Gehen sie rauf?'
,Langfristig rauf.'
,Langfristig bin ich tot.'"
Der Dalmann: verfressen, eklig, geil und gefährlich. Und, was das "langfristig" betrifft, nun ja: im Irrtum. Denn da ist auch Küchenhilfe Maravan, Flüchtling, Tamile, Kochkünstler, der weiß, welche Speisen die Lust bringen - und welche den Tod; zunächst aber dermaßen lieb und gut und Ausländer und Rousseausches Idealgegenbild zur moralisch verkommenen Schweiz, dass man ihn beim Lesen manchmal direkt ein bisschen schütteln möchte. Dies tut dann die attraktive Kellnerin Andrea, die aber lieber mit Frauen schläft. Der Böse dick, alt und hässlich. Der Gute jung, schön und, wie gesagt, gut. Die Frau zwar lesbisch, aber doch auch für Männer attraktiv . . .
Wie nennt man so etwas? Holzschnittartig? Unbedingt! Immerhin gilt: Holzschnitte sind eine große und überaus schwierige Kunst, sie erfordern Planung, Präzision, Genauigkeit, die Kalkulation von Kontrasten. Und Martin Suter macht, so gesehen, vielleicht die besten und filigransten Holzschnitte seit Holbeins Baseler Totentänzen.
Man merkt jedem einzelnen Satz an, dass daran herumgeschnitzt wurde, bis wirklich nur noch das Nötigste dastand. Suter hat das uns gegenüber einmal als eine Arbeit des ständigen Wegnehmens und Filtrierens beschrieben (F.A.S. vom 27. August 2006); und dazu gehört auch, dass er seine Schweizer Heimatromane grundsätzlich fern der Heimat schreibt, in Guatemala oder auf Ibiza, aus einer Ferne, die alles wegblendet, was nicht zum Wesentlichen und Typischen gehört. Tatsächlich ist es vermutlich so, dass genau da der Reiz liegt: in der Fabulierunlust, der Knappheit, der Ökonomie. Man schaut auf diese Sätze wie auf ein wohlgeordnetes Dorf. Alles ist an seinem Platz, ist zweckmäßig und auf eine stille Art auch schön. Es herrscht nirgendwo Verschwendung, aber auch an keiner Stelle wirklich Mangel. Klar könnten die Figuren ein paar Brüche mehr haben, aber die, die sie haben, reichen eigentlich für die Geschichte.
Man kann das, was dann übrigbleibt, den Wesenskern nennen - oder Klischees, was allerdings nur ein weiterer Begriff aus der Drucktechnik wäre und im Ursprung ja nichts anderes meint als die Zuspitzung von Wahrheiten zum Zweck ihrer massenhaften Reproduktion.
Womöglich wäre das alles gleich viel hochliteraturiger, wenn der tamilische Flüchtling Frauen schlüge und der Schweizer Waffenschieber irre sympathisch und in der Aidshilfe engagiert wäre. Aber wahrer wäre es vermutlich nicht. Denn dass Asylanten durch fremde Sprache und Kultur zu einem Dasein in freundlicher Ironieferne verdammt sind, dass Geld, Gier und Skrupellosigkeit am häufigsten hinter den blassblauen Augen weißer übergewichtiger Männer wohnen, dass es im deutschsprachigen Raum Menschen gibt, die ihr Schlafzimmer tatsächlich "Master Bedroom" nennen und das auch so meinen: das alles sollte ja eigentlich immer noch eher gegen die Verhältnisse sprechen als gegen eine Literatur, die sie nur geradlinigst wiedergibt und sich auf das Wiedererkennungsgenicke der Leser verlassen kann.
Ihre Leistung besteht darin, trotzdem nicht langweilig zu sein.
Das ist ein Phänomen, das man auch von Schweizer Gestaltern und Architekten kennt: Reduktion bis zur Kargheit, Gediegenheit durch Askese, Eleganz durch Konvention, Handwerk statt Genialischem. Nicht nur tun, was man kann, sondern können, was man tut.
Am Ende sind es die gleichen Gründe, aus denen man die Schweiz auch sonst liebt und manchmal hasst, im Grunde aber doch eher liebt, auch wenn das natürlich Klischees sind. Also die Druckflächen der Wahrheit.
PETER RICHTER
Martin Suter: "Der Koch". Diogenes, 272 Seiten, 21,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tatsächlich bestehen die Zutaten zu diesem Roman exakt aus dem Fernsehprogramm des letzten Jahres: Köche, Krise, Krieg, und am Ende kommt sogar noch die Schweinegrippe unter. Einen aktuelleren, zeitgenössischeren Roman gibt es derzeit im Buchhandel nicht; und dabei keinen so angenehm altmodischen: Martin Suter hat allen Ernstes Rezepte abdrucken lassen. Aphrodisierende Rezepte. Essen zum Flachlegen. Das ist natürlich in erster Linie eine herzerwärmende Hommage an Simmel, als dessen Wiedergänger Suter neuerdings dauernd bezeichnet wird - was die Auflagenhöhen beschreiben soll und den Mut zum Moralisieren. Was dagegen den Stil betrifft, ist Suter allerdings, wenn überhaupt, ein Simmel ohne Stuck - und in seinen soziologischen Beobachtungen näher an Georg Simmel als an Johannes Mario. Aber wenn sich die Rezepte, die Simmel (jetzt wieder J. M.) damals in "Es muss nicht immer Kaviar sein" zwischen die Handlung gestreut hatte, heute so avanciert lesen wie die Speisekarte in einem Brandenburgischen Dorfgasthof: dann gibt es diesen demokratisierenden Trickle-Down-Effekt ähnlich auch bei Suter. Bei ihm ist es, etwas ins Ayurvedische gewendet, die Mode der Molekularküche, der Toast Hawaii der nuller Jahre. Er beschreibt ein typisches Kulturgut unserer Zeit im Moment des Sinkens, also in dem Moment, in dem es gesichert als Allgemeingut angesehen werden kann.
Das war aber immer schon das Tolle und das Souveräne an Suter: dass sich alle Milieus gewissermaßen gegenseitig von oben her auf die Teller schauen können. Das war so in seinen schönen Kolumnen über den unsicheren Adabei Geri Weibel und seine Auskenner-Clique aus der "SchampBar", in der man eben selber kein Auskenner sein musste, um Bescheid zu wissen - und das ist hier so, wo ein sogenannter Edelgastronom im Bemühen, am Ball zu bleiben, die Cloches abschafft und das Molekularzeug einführt, was, als Entkopplung von Versprechen und Substanz, ja sehr gut zu einer Klientel von Finanzspekulanten und windigen Geschäftsleuten passt:
",Der Kunde sagt, welchen Prozentsatz er konservativ anlegen will und welchen etwas dynamischer.'
,Dynamischer!', stieß Dalmann aus, und dabei wurde ein winziges Stückchen Wachtelmousse auf den Teller seines Beraters katapultiert.
Keller blickte mit versteinerter Miene auf seine erst halb aufgegessene Vorspeise und legte Messer und Gabel parallel auf den Teller. Dalmann hatte seinen leer und legte das Besteck ebenfalls ab. ,Reden wir also von den Konservativen. UBS, zum Beispiel.'
,Das waren Blue Chips. Kein Mensch . . .'
Dalmann unterbrach ihn: ,Gehen sie runter? Gehen sie rauf?'
,Langfristig rauf.'
,Langfristig bin ich tot.'"
Der Dalmann: verfressen, eklig, geil und gefährlich. Und, was das "langfristig" betrifft, nun ja: im Irrtum. Denn da ist auch Küchenhilfe Maravan, Flüchtling, Tamile, Kochkünstler, der weiß, welche Speisen die Lust bringen - und welche den Tod; zunächst aber dermaßen lieb und gut und Ausländer und Rousseausches Idealgegenbild zur moralisch verkommenen Schweiz, dass man ihn beim Lesen manchmal direkt ein bisschen schütteln möchte. Dies tut dann die attraktive Kellnerin Andrea, die aber lieber mit Frauen schläft. Der Böse dick, alt und hässlich. Der Gute jung, schön und, wie gesagt, gut. Die Frau zwar lesbisch, aber doch auch für Männer attraktiv . . .
Wie nennt man so etwas? Holzschnittartig? Unbedingt! Immerhin gilt: Holzschnitte sind eine große und überaus schwierige Kunst, sie erfordern Planung, Präzision, Genauigkeit, die Kalkulation von Kontrasten. Und Martin Suter macht, so gesehen, vielleicht die besten und filigransten Holzschnitte seit Holbeins Baseler Totentänzen.
Man merkt jedem einzelnen Satz an, dass daran herumgeschnitzt wurde, bis wirklich nur noch das Nötigste dastand. Suter hat das uns gegenüber einmal als eine Arbeit des ständigen Wegnehmens und Filtrierens beschrieben (F.A.S. vom 27. August 2006); und dazu gehört auch, dass er seine Schweizer Heimatromane grundsätzlich fern der Heimat schreibt, in Guatemala oder auf Ibiza, aus einer Ferne, die alles wegblendet, was nicht zum Wesentlichen und Typischen gehört. Tatsächlich ist es vermutlich so, dass genau da der Reiz liegt: in der Fabulierunlust, der Knappheit, der Ökonomie. Man schaut auf diese Sätze wie auf ein wohlgeordnetes Dorf. Alles ist an seinem Platz, ist zweckmäßig und auf eine stille Art auch schön. Es herrscht nirgendwo Verschwendung, aber auch an keiner Stelle wirklich Mangel. Klar könnten die Figuren ein paar Brüche mehr haben, aber die, die sie haben, reichen eigentlich für die Geschichte.
Man kann das, was dann übrigbleibt, den Wesenskern nennen - oder Klischees, was allerdings nur ein weiterer Begriff aus der Drucktechnik wäre und im Ursprung ja nichts anderes meint als die Zuspitzung von Wahrheiten zum Zweck ihrer massenhaften Reproduktion.
Womöglich wäre das alles gleich viel hochliteraturiger, wenn der tamilische Flüchtling Frauen schlüge und der Schweizer Waffenschieber irre sympathisch und in der Aidshilfe engagiert wäre. Aber wahrer wäre es vermutlich nicht. Denn dass Asylanten durch fremde Sprache und Kultur zu einem Dasein in freundlicher Ironieferne verdammt sind, dass Geld, Gier und Skrupellosigkeit am häufigsten hinter den blassblauen Augen weißer übergewichtiger Männer wohnen, dass es im deutschsprachigen Raum Menschen gibt, die ihr Schlafzimmer tatsächlich "Master Bedroom" nennen und das auch so meinen: das alles sollte ja eigentlich immer noch eher gegen die Verhältnisse sprechen als gegen eine Literatur, die sie nur geradlinigst wiedergibt und sich auf das Wiedererkennungsgenicke der Leser verlassen kann.
Ihre Leistung besteht darin, trotzdem nicht langweilig zu sein.
Das ist ein Phänomen, das man auch von Schweizer Gestaltern und Architekten kennt: Reduktion bis zur Kargheit, Gediegenheit durch Askese, Eleganz durch Konvention, Handwerk statt Genialischem. Nicht nur tun, was man kann, sondern können, was man tut.
Am Ende sind es die gleichen Gründe, aus denen man die Schweiz auch sonst liebt und manchmal hasst, im Grunde aber doch eher liebt, auch wenn das natürlich Klischees sind. Also die Druckflächen der Wahrheit.
PETER RICHTER
Martin Suter: "Der Koch". Diogenes, 272 Seiten, 21,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Martin Suter gilt als Meister einer eleganten Feder, die so fein geschliffen ist, dass man die Stiche oft erst hinterher spürt.«
Hinter dem eher nichtssagenden Titel 'Der Koch' verbirgt sich eine vielschichtige Geschichte, reich an Überraschungen und Unglaublichkeiten, die sich aber genau so im Hier und Jetzt zugetragen haben könnte.
Maravan, tamilischer Asylant in der Schweiz und ein begnadeter Koch, …
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Hinter dem eher nichtssagenden Titel 'Der Koch' verbirgt sich eine vielschichtige Geschichte, reich an Überraschungen und Unglaublichkeiten, die sich aber genau so im Hier und Jetzt zugetragen haben könnte.
Maravan, tamilischer Asylant in der Schweiz und ein begnadeter Koch, eröffnet nach dem Verlust seiner Arbeit als Küchenhilfe gemeinsam mit seiner Kollegin Andrea einen ganz speziellen Cateringservice: Erotische Menüs, die selbst eingefleischte Lesben ihre Neigungen vergessen lassen. Schnell avancieren sie zu einem Geheimtipp in der Wirtschaftselite, doch Maravan hadert mit seiner Tätigkeit die seiner Lebens- und Moralauffassung fundamental widerspricht. Zudem plagen ihn die Sorgen um seine Familie in Sri Lanka, die vom dort herrschenden Bürgerkrieg direkt betroffen ist. Parallel dazu erhält man einen Einblick in die Welt der Schweizer 'Hochfinanz', die sich mit allem abgibt, was einen stattlichen Gewinn verspricht und auch vor kriminellen Machenschaften nicht zurückschreckt. Es ist kein schönes Bild das Suter entwirft, schnell ist klar wo seine Sympathien liegen.
Ein zwiespältiges Buch: Es macht Spass es zu lesen, es regt den Appetit an, aber zuguterletzt bleibt man doch mit fast leerem Magen zurück. Vielleicht ist es die überdeutliche Schwarz-Weiß-Darstellung seiner Figuren, hier die Guten, dort die Schlechten, die ein Gefühl der Belanglosigkeit hinterlässt. Obwohl Suter sicherlich gut recherchiert hat, seine Bezugnahme zum realen Weltgeschehen kaum aktueller sein könnte, bleibt nach dem Lesen ein schales Gefühl zurück. Ein gut geschriebener Unterhaltungsroman mit ernstem Hintergrund - schnell gelesen, aber auch schnell wieder vergessen.
PS: Falls jemand weiß wo man diese herrlich beschriebenen Sachen essen kann: Bitte mitteilen! Danke :-)
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Der tamilische Asylant Maravan, der die Geheimnisse der ayurvedischen Küche kennt, lässt sich von einer lesbischen Schweizerin dazu überreden, mit ihr in Zürich einen Catering-Service für aphrodisierende Menüs zu eröffnen. Zu den Kunden gehören …
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Der tamilische Asylant Maravan, der die Geheimnisse der ayurvedischen Küche kennt, lässt sich von einer lesbischen Schweizerin dazu überreden, mit ihr in Zürich einen Catering-Service für aphrodisierende Menüs zu eröffnen. Zu den Kunden gehören Geschäftsleute, die von kriminellen Waffengeschäften mit den Bürgerkriegsparteien in Sri Lanka profitieren. Für Maravan ist das sehr belastend, denn dort leben seine Angehörigen<br />Offenbar kam es Martin Suter weniger auf Tempo und Spannung als auf Kulinarik an. "Der Koch" ist vor allem ein Roman für Gourmets, denen bei der Beschreibung der raffinierten Speisefolgen das Wasser im Mund zusammenlaufen dürfte.
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Dass Koch ein Stressjob ist, das ist bekannt. Dass in Küchen auch andere spannende Dinge zu erleben sind, das bringt uns Martin Suter jetzt auf überaus packende und gleichzeitig amüsante Weise nahe. Martin Suter, der Autor der legendären Schweizer Kolumne "Business …
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Dass Koch ein Stressjob ist, das ist bekannt. Dass in Küchen auch andere spannende Dinge zu erleben sind, das bringt uns Martin Suter jetzt auf überaus packende und gleichzeitig amüsante Weise nahe. Martin Suter, der Autor der legendären Schweizer Kolumne "Business Class" und zuletzt des Romans "Der letzte Weynfeldt", mischt auf virtuose Weise das High Life der Mächtigen mit den Nöten tamilischer Emigranten, die sexuellen Eskapaden der Koch-Kreativen mit der Bankenkrise. Wieder mal auf meiner Liste der Top-Empfehlungen: Martin Suter.
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Broschiertes Buch
Geistige Schonkost, kein Feinschmeckermenu
Ich habe das Buch „Der Koch“ von Martin Suter erstaunt zur Seite gelegt und mich gefragt, warum ich bis zum Ende durchgehalten habe. Hoffnung hatte mir nach wenigen Seiten die süffisante Schilderung der Kundschaft eines Nobelrestaurants …
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Geistige Schonkost, kein Feinschmeckermenu
Ich habe das Buch „Der Koch“ von Martin Suter erstaunt zur Seite gelegt und mich gefragt, warum ich bis zum Ende durchgehalten habe. Hoffnung hatte mir nach wenigen Seiten die süffisante Schilderung der Kundschaft eines Nobelrestaurants gemacht, gutsituierte ältere Herren verschiedenster Profession, alle in Begleitung ihrer „großen, dünnen, blonden zweiten Frauen“. Nach „Die dunkle Seite des Mondes“ hatte ich keine hohen Erwartungen an diesen Autor, aber auf das Thema Kulinarik war ich denn doch neugierig. Und man will ja auch jedem Autor seine Chance geben, vielleicht wird es am Ende doch noch interessant, unterhaltend oder gar spannend, also lese ich fast immer alles brav bis zum Ende. Leider kam nichts dergleichen, es blieb fade bis zur letzen Seite.
Gleich bei der ersten minutiösen Beschreibung eines der kulinarischen Meisterwerke des tamilischen Kochs und Protagonisten fragt man sich nach dem Sinn solcher Rezepte, die ja wohl weit jenseits des Erfahrungshorizontes fast aller Leser dieses Bestsellerautors liegen dürften. Und wer gar auf die Idee käme, Derartiges nachzukochen, scheitert unweigerlich an der Beschaffung der exotischen Zutaten, von den noch exotischeren Gerätschaften zu Herstellung solcher Kreationen ganz zu schweigen, wer hat denn schon einen ‚Rotationsverdampfer’ in seiner Küche? Den einen oder anderen Leser mag der Einblick in die Molekularküche vielleicht interessieren, für mich war es jedenfalls sterbenslangweilig.
Bei Suter beliebte Versatzstücke wie Politiker, Nobelrestaurants, Fünf-Sterne-Hotels, reiche Geschäftsleute und die begleitenden dienstbaren Geister des horizontalen Gewerbes, die üblichen Verdächtigen also, finden sich natürlich auch in diesem Buch, hinzu kommt hier die Problematik der Tamilen in der Schweiz, Waffenschiebereien, der Bürgerkrieg in Sri Lanka, sogar die Finanzkrise ist eingebaut. Mit diesen literarischen Zutaten und einfach strukturierten, kurzen Sätzen schreibt Suter offensichtlich für eine ganz spezifische Leserzielgruppe, für Leute, die schmökern wollen. Der Plot lässt kein Klischee aus und plätschert spannungslos seinem vorhersehbaren Ende entgegen, immer nach dem Motto ‚bloß keine Überraschungen’. Die Figuren bleiben allesamt seltsam farblos, man gewinnt keinen Zugang zu ihnen. Geistige Schonkost also, kein Feinschmeckermenü.
Schade eigentlich, denn als Nachttisch-Lektüre wäre das Buch durchaus geeignet, geht es doch um die vorgeblich aphrodisische Wirkung von raffiniert zubereiteten Speisen. Und so gelingt es dem Protagonisten zu Beginn des Buches denn auch auf Anhieb, mit einem solchen Menu seine attraktive Kollegin ins Bett zu kriegen. Wobei die sich am nächsten Tag auch noch als Lesbierin outet, was solch spezifisches „Love Food“ geradezu mystisch erhöht. Wer nach dieser Einführung ins Thema im Weiteren aber prickelnde Lektüre erwartet, wird bitter enttäuscht. Dieses Buch ist so unerotisch wie „Pippi Langstrumpf“, steriler geht es kaum. Als beim Happy End die Liebste ihren Koch beim Frühstück fragt, ob er denn so ein „Love Menu“ auch mal für sie kochen würde, lautet die lakonische Antwort: „Nie“. Das sagt wohl alles, über den Protagonisten wie über den Autor.
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Audio CD
Die Geschichte um den tamilischen Koch Maravan, der ein Catering für Liebesmenüs anbietet, klingt zunächst spannend und interessant. Und so hat mir auch die erste Hälfte des Hörbuches sehr gut gefallen. Maravan als tamilischer Asylbewerber, der sich mit seiner Kochkunst …
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Die Geschichte um den tamilischen Koch Maravan, der ein Catering für Liebesmenüs anbietet, klingt zunächst spannend und interessant. Und so hat mir auch die erste Hälfte des Hörbuches sehr gut gefallen. Maravan als tamilischer Asylbewerber, der sich mit seiner Kochkunst seinen Lebensunterhalt in der Schweiz verdient, ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Er wirkt zwar immer einen bisschen unterwürfig, hat dabei aber sein Herz am richtigen Fleck und steht bei wichtigen Entscheidungen auch seinen Mann. Vor allem sein Kochen von aphrodisierenden Gerichten hat mir gefallen, die Art, wie Suter die Entstehung der Speisen und des gesamtem Menüs beschreibt und letztlich auch, was es dann bei den Genießern bewirkt, hat Spaß gemacht zu hören und zeigt die Leidenschaft des Kochs.
Nicht ganz unbeteiligt an dem Hörspaß ist aber auch der Sprecher Heikko Deutschmann, der durch sein engagiertes Vortragen den Witz und Charme des Hörbuches unterstreicht.
Doch in der zweiten Hälfte schwächelt das Buch für mich – das konnte auch der tolle Sprecher nicht ausgleichen. Zunehmend nutzen jetzt auch politisch aktive Menschen den Catering-Service Maravans, so dass es in der zweiten Hälfte zunehmend auch um weltwirtschaftliche und politische Themen geht. Für den Fortgang der Geschichte ist dies zwar wichtig, mir aber zu weitschweifig und langatmig erzählt. Außerdem wiederholen sich jetzt die Szenen, in denen von Maravans Kochkünsten gesprochen wird, so dass der Charme und Witz, den ich im ersten Teil noch empfunden habe, leider verloren geht.
Das Ende finde ich passend und logisch, zwar nicht überraschend, aber zur Geschichte und den Protagonisten passend, so dass mich dies nicht enttäuscht hat.
Mein Fazit
Eine tolle Idee und interessante Geschichte, die mich gerade in der ersten Hälfte wirklich überzeugen konnte und mich gefesselt hat. Leider flachte das Hörbuch in der zweiten Hälfte ab, da einzelne Passagen zu langatmig waren und sich das Kochen der tollen Liebesmenüs dann doch zu oft wiederholte. Da mir die Idee aber dennoch gefallen hat, das Ende schlüssig war und das Hörbuch durch Heikko Deutschmann toll vorgetragen war, gebe ich trotz der Längen im zweiten Teil 3,5 Sterne.
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