Guillermo Martínez
Broschiertes Buch
Der Fall Alice im Wunderland
Kriminalroman
Übersetzung: Ammar, Angelica
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Weitere Ausgaben:
Die ehrwürdige Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft ist einer Sensation auf der Spur: Aus dem Tagebuch des weltberühmten Schöpfers von Alice im Wunderland ist eine bis dato verschollene Seite aufgetaucht, die Brisantes offenbart. Doch bevor die Bruderschaft den Fund veröffentlichen kann, geschehen mehrere Morde, die durch das literarische Universum von Lewis Carroll inspiriert zu sein scheinen. Auch in ihrem zweiten Fall müssen Logik-Professor Arthur Seldom und sein junger argentinischer Mathematik-Doktorand scharf kombinieren, um den rätselhaften Fall zu lösen.
Guillermo Martínez, geboren 1962 in Bahía Blanca, ist promovierter Mathematiker und verbrachte zwei Jahre seiner Doktorandenzeit an der Universität Oxford. Für seinen weltweiten Erfolgsroman Die Oxford-Morde erhielt er den Premio Planeta; dessen Nachfolgeband Der Fall Alice im Wunderland wurde mit dem angesehenen Nadal-Literaturpreis ausgezeichnet. Guillermo Martínez lebt in Buenos Aires.
Produktdetails
- Arthur Seldom 2
- Verlag: Eichborn
- Originaltitel: Los Crímenes de Alicia
- Artikelnr. des Verlages: 0046
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 320
- Altersempfehlung: ab 16 Jahren
- Erscheinungstermin: 29. Mai 2020
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 137mm x 32mm
- Gewicht: 402g
- ISBN-13: 9783847900467
- ISBN-10: 3847900463
- Artikelnr.: 57973159
Herstellerkennzeichnung
Eichborn Verlag
Schanzenstr. 6-20
51063 Köln
telefonmarketing@luebbe.de
www.luebbe.de
+49 (0221) 8200-0
Wahre Lügen
Krimis in Kürze: Shakespeare, Martínez, Goerz
Oxford mag ja für manche der Nabel der Welt sein, was sich, wenn man mal dort war, schnell als Täuschung herausstellt. Aber die Stadt ist ein guter Schauplatz für einen bestimmten Typus von Kriminalroman. In Nicholas Shakespeares "Boomerang" (Heyne, 400 S., geb., 25.- [Euro]) stehen wir am Rand eines Fußballplatzes. Väter sehen ihren Jungs zu. Der eine, Dyer, ist ein Ehemaliger der Schule, er ist nach langen Jahren als Korrespondent in Brasilien ins triste, kalte England zurückgekehrt, seine Ehe ist gescheitert. Der andere, Marvar, ist ein iranischer Atomphysiker, der völlig unerwartet und unkonventionell eine Lösung für die perfekte Kernfusion gefunden
Krimis in Kürze: Shakespeare, Martínez, Goerz
Oxford mag ja für manche der Nabel der Welt sein, was sich, wenn man mal dort war, schnell als Täuschung herausstellt. Aber die Stadt ist ein guter Schauplatz für einen bestimmten Typus von Kriminalroman. In Nicholas Shakespeares "Boomerang" (Heyne, 400 S., geb., 25.- [Euro]) stehen wir am Rand eines Fußballplatzes. Väter sehen ihren Jungs zu. Der eine, Dyer, ist ein Ehemaliger der Schule, er ist nach langen Jahren als Korrespondent in Brasilien ins triste, kalte England zurückgekehrt, seine Ehe ist gescheitert. Der andere, Marvar, ist ein iranischer Atomphysiker, der völlig unerwartet und unkonventionell eine Lösung für die perfekte Kernfusion gefunden
Mehr anzeigen
hat. Und wie das mit solchen Lösungen so ist, interessiert sich die ganze Welt dafür: Gute und Böse, Amerikaner, Iraner, gierige Geschäftsleute.
Shakespeare ist ein erfahrener Autor, er hat Stil und die Umsicht, das Szenario nicht in eine Agenten-Action-Posse abrutschen zu lassen. Er erzählt stattdessen eine Geschichte der Täuschungen und Enttäuschungen, er nimmt sich Zeit für das komplizierte Verhältnis von Vätern und Söhnen, für das Elitenbewusstsein der Privatschuleltern und die Macht der Schultradition. Die Art und Weise, wie sich Dyer am Ende seinen moralischen und politischen Dilemmata entwindet, mag einem konstruiert vorkommen. Aber sie beschreibt tatsächlich eine Kurve, die sich mit dem Flug eines Bumerangs vergleichen ließe.
Fußball ist in "Der Fall Alice im Wunderland" (Eichborn, 316 S., br., 16.- [Euro]) nicht einmal vorstellbar, obwohl der Autor Argentinier ist. Guillermo Martínez ist auch promovierter Mathematiker, der zwei Jahre in Oxford verbracht hat. Wie sein Ich-Erzähler "G.", dem man allenfalls ein mäßiges Interesse an Cricket zutraute und der sich mit Softwareproblemen und Fragen der Logik herumquält. So kommt dann auch Lewis Carroll, auf den der Buchtitel anspielt, ins Spiel.
Eine nach Carroll benannte Bruderschaft, die gralshüterisch über dessen Werk wacht, wird aufgestört, als eine für verschwunden gehaltene, von den Großnichten vernichtete Tagebuchseite Carrolls auftaucht. Eine Doktorandin hat sie an sich genommen, sie wird bald nachts von einem Auto angefahren und überlebt nur zufällig. Dann wird der Verleger der Carroll-Bruderschaft vergiftet. Und es wird heikel und unübersichtlich, weil auch Carrolls Fotos sehr junger Mädchen eine Rolle spielen, denen der Autor bekanntlich auf eine Weise zugetan war, die man heute nur als eine physisch unausgelebte Form der Pädophilie interpretieren kann.
Martínez schafft es als Mathematiker erstaunlich gut, Dinge in der Schwebe zu halten. Man muss das ganze Setting, die metafiktionalen Spreizungen und die Behäbigkeit nicht mögen, um anzuerkennen, dass er ein smartes, sauber konstruiertes Buch geschrieben hat.
Von Oxford führt kein direkter Weg in die fränkische Provinz. Und das ist gut so. Denn Tommie Goerz' Kriminalroman "Meier" (Ars vivendi, 170 S., geb., 12,99 [Euro]) gehört zu den Entdeckungen dieses Jahres. Der Erlanger Autor hat bisher einen Nürnberger Kommissar namens Friedo Behütuns auf die Piste geschickt. Na ja. Jetzt schickt er einen, der Meier heißt, der für einen Mord, den er nicht begangen hat, zehn Jahre gesessen hat, in die sogenannte Freiheit.
Meier, Vorname unwichtig, will Rache. Er ist Anfang fünfzig, intelligent, er hat im Knast die Schule der wichtigen Dinge absolviert, er weiß, dass die Kriminalisierung, die ihm die Gesellschaft verpasst hat, ein Stigma ist, das er nicht mehr loswerden wird. Meiers Rachefeldzug hat Goerz geschickt eingefädelt.
Und er erzählt davon in einer knochentrockenen, rauen, abgerissenen Sprache, die nicht immer komplette Sätze benötigt, die in den Dialogen auf Tempo und Prägnanz drückt und deren Lakonie sehr präzise ausdrückt, wie Meier sich zur Welt verhält: Keine unnötige Bewegung, jeder Zug muss sitzen. "Gegen die Lüge hat die Wahrheit keine Chance. Weil die Lüge stimmig ist, die Wahrheit oft voller Widersprüche." Ein starker Satz in einem starken Buch.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Shakespeare ist ein erfahrener Autor, er hat Stil und die Umsicht, das Szenario nicht in eine Agenten-Action-Posse abrutschen zu lassen. Er erzählt stattdessen eine Geschichte der Täuschungen und Enttäuschungen, er nimmt sich Zeit für das komplizierte Verhältnis von Vätern und Söhnen, für das Elitenbewusstsein der Privatschuleltern und die Macht der Schultradition. Die Art und Weise, wie sich Dyer am Ende seinen moralischen und politischen Dilemmata entwindet, mag einem konstruiert vorkommen. Aber sie beschreibt tatsächlich eine Kurve, die sich mit dem Flug eines Bumerangs vergleichen ließe.
Fußball ist in "Der Fall Alice im Wunderland" (Eichborn, 316 S., br., 16.- [Euro]) nicht einmal vorstellbar, obwohl der Autor Argentinier ist. Guillermo Martínez ist auch promovierter Mathematiker, der zwei Jahre in Oxford verbracht hat. Wie sein Ich-Erzähler "G.", dem man allenfalls ein mäßiges Interesse an Cricket zutraute und der sich mit Softwareproblemen und Fragen der Logik herumquält. So kommt dann auch Lewis Carroll, auf den der Buchtitel anspielt, ins Spiel.
Eine nach Carroll benannte Bruderschaft, die gralshüterisch über dessen Werk wacht, wird aufgestört, als eine für verschwunden gehaltene, von den Großnichten vernichtete Tagebuchseite Carrolls auftaucht. Eine Doktorandin hat sie an sich genommen, sie wird bald nachts von einem Auto angefahren und überlebt nur zufällig. Dann wird der Verleger der Carroll-Bruderschaft vergiftet. Und es wird heikel und unübersichtlich, weil auch Carrolls Fotos sehr junger Mädchen eine Rolle spielen, denen der Autor bekanntlich auf eine Weise zugetan war, die man heute nur als eine physisch unausgelebte Form der Pädophilie interpretieren kann.
Martínez schafft es als Mathematiker erstaunlich gut, Dinge in der Schwebe zu halten. Man muss das ganze Setting, die metafiktionalen Spreizungen und die Behäbigkeit nicht mögen, um anzuerkennen, dass er ein smartes, sauber konstruiertes Buch geschrieben hat.
Von Oxford führt kein direkter Weg in die fränkische Provinz. Und das ist gut so. Denn Tommie Goerz' Kriminalroman "Meier" (Ars vivendi, 170 S., geb., 12,99 [Euro]) gehört zu den Entdeckungen dieses Jahres. Der Erlanger Autor hat bisher einen Nürnberger Kommissar namens Friedo Behütuns auf die Piste geschickt. Na ja. Jetzt schickt er einen, der Meier heißt, der für einen Mord, den er nicht begangen hat, zehn Jahre gesessen hat, in die sogenannte Freiheit.
Meier, Vorname unwichtig, will Rache. Er ist Anfang fünfzig, intelligent, er hat im Knast die Schule der wichtigen Dinge absolviert, er weiß, dass die Kriminalisierung, die ihm die Gesellschaft verpasst hat, ein Stigma ist, das er nicht mehr loswerden wird. Meiers Rachefeldzug hat Goerz geschickt eingefädelt.
Und er erzählt davon in einer knochentrockenen, rauen, abgerissenen Sprache, die nicht immer komplette Sätze benötigt, die in den Dialogen auf Tempo und Prägnanz drückt und deren Lakonie sehr präzise ausdrückt, wie Meier sich zur Welt verhält: Keine unnötige Bewegung, jeder Zug muss sitzen. "Gegen die Lüge hat die Wahrheit keine Chance. Weil die Lüge stimmig ist, die Wahrheit oft voller Widersprüche." Ein starker Satz in einem starken Buch.
PETER KÖRTE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensent Stefan Koldehoff liest vergnügt diesen Kriminalroman von Guillermo Martinez, der aus der Frage, wie schuldig oder unschuldig die Liebe des Schriftstellers Lewis Carrolls zu kleinen Mädchen war, einen spannenden Whodunit macht. Auch wenn ihm einige der vielen Wendungen in diesem Roman etwas vorhersehbar erscheinen, findet Koldehoff sehr unterhaltsam, wie Martinez akademische Eitelkeiten, Wahrscheinlichkeitstheorien und Fragen der Logik zusammenführt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ich kenne den ersten Band aus der Reihe von Guillermo Martínez noch nicht, aber nach der Lektüre dieses Buches ist meine Neugierde definitiv geweckt. Die Handlung spielt im Jahr 1994 in der Universitätsstadt Oxford. Professor Seldom und sein Doktorand werden in ihren zweiten Fall …
Mehr
Ich kenne den ersten Band aus der Reihe von Guillermo Martínez noch nicht, aber nach der Lektüre dieses Buches ist meine Neugierde definitiv geweckt. Die Handlung spielt im Jahr 1994 in der Universitätsstadt Oxford. Professor Seldom und sein Doktorand werden in ihren zweiten Fall verwickelt. Dieses Mal steht die Lewis-Carroll-Bruderschaft im Mittelpunkt, die stets auf der Suche nach neuen Inputs ihres Autors ist. Eine junge Doktorandin findet einen Zettel, der neue biographische Erkenntnisse erbringt, doch bevor sie ihren Fund weiterzeigen kann, wird sie angefahren. Logikprofessor Seldom - Mitglied eben jener Bruderschaft - und sein Mathematik-Doktorand ermitteln. Zwei wirkliche ungewöhnliche Ermittler, eine spannende Geschichte mit vielen interessanten Fakten rund um den Autor von Alice im Wunderland / hinter den Spiegeln. Ich habe viel mit gerätselt und gebangt, denn es bleibt nicht bei dem einen Mord. Die Auflösung ist logisch und gefiel mir, ein toller Schreibstil, ein unterhaltsamer und lehrreicher Krimi.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
gute Unterhaltung mit gelungenem Mix aus Realem und Fiktion - - - - Hörbuch
Von wahren Begebenheiten inspiriert schrieb Guillermo Martínez "Der Fall Alice im Wunderland", den Sascha Tschorn sehr angenehm und ansprechend für dieses Hörbuch eingesprochen hat.
Eine …
Mehr
gute Unterhaltung mit gelungenem Mix aus Realem und Fiktion - - - - Hörbuch
Von wahren Begebenheiten inspiriert schrieb Guillermo Martínez "Der Fall Alice im Wunderland", den Sascha Tschorn sehr angenehm und ansprechend für dieses Hörbuch eingesprochen hat.
Eine tatsächlich verschollene Seite aus Lewis Carolls Tagebuch ist aufgetaucht, erregt große Aufmerksamkeit, denn sie könnte aufzeigen, in welchem Verhältnis dieser zu Alice gestanden hatte. Es beginnt ein Krimi mit vielen Wendungen, mehreren Toten und vielen Anspielungen auf Inhalte des Buches “Alice im Wunderland”. Forschungen und Weitstreit unter den Beteiligten schmücken die Geschichte aus, lassen Oxford, Debatierklubs, eine erdachte Bruderschaft vor dem Zuhörer entstehen; und es wird thematisiert, in wieweit Lewis Carolls, der im wahren Leben Charles Lutwidge Dodgson hieß, mit einigen seiner vielen Fotos zwar den damaligen Zeitgeist getroffen haben mag, sich aber die Frage stellt, ob die Mädchennacktfotos als Kunst durchgehen oder etwas ganz anderes dahintersteckt. Außer Acht lassen darf man dabei nicht, dass es zu der zu der damaligen Zeit durchaus üblich war, dass Mädchen mit 12 Jahren verlobt und mit 14 Jahren verheiratet wurden.
Den Griff auf die Tagebücher samt fehlender Seite sowie Brief finde ich sehr gelungen um Spekulation und Wahrheit spannend in diesem Krimi zu verknüpfen. Der Verlauf dieses Krimis wird ansprechend erzählt und vermittelt sehr viel über das Leben Carolls; man kommt nicht drum herum, immer wieder tiefergehende Informationen dazu online anzusehen. Manchmal scheint der Krimi kleine Umwege zu nehmen, ist nicht vorhersehbar und wartet mit einem überraschenden Ende auf. Manchmal gibt es zwischendurch Wiederholungen, wodurch es leider immer wieder etwas zäh wird.
Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen; er hat mich ausgesprochen gut unterhalten, mir viele neue Informationen über Carrolls Leben nahegebracht, war interessant bis zum Schluss und sehr ansprechend gelesen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Zwei Mathematiker im Wunderland - Metatextualität und dunkle Geheimnisse
Während ich "Die Oxford-Morde" mit anerkennendem, aber auch etwas distanziertem Interesse gelesen habe, hat mich dieser zweite Oxford-Kriminalroman aus der Feder von Guillermo Martínez vollends …
Mehr
Zwei Mathematiker im Wunderland - Metatextualität und dunkle Geheimnisse
Während ich "Die Oxford-Morde" mit anerkennendem, aber auch etwas distanziertem Interesse gelesen habe, hat mich dieser zweite Oxford-Kriminalroman aus der Feder von Guillermo Martínez vollends überzeugen und begeistern können. “Der Fall Alice im Wunderland” ist erstmals im Jahr 2019 erschienen, im Gegensatz zum Vorgängerband, der bereits 2003 publiziert wurde. Man merkt, dass sich der Autor in dieser Zeit literarisch extrem weiterentwickelt hat.
Die Handlung des Romans ist im Jahr 1994 angesiedelt. Für den Ich-Erzähler, der mit seinem Autor den Anfangsbuchstaben des Vornamens (G.) teilt, beginnt sein zweites Studienjahr in Oxford. Nachdem er und Logik-Professor Seldom im vorigen Jahr die "Oxford-Morde" lösten, sollte es für den Doktoranden nun etwas ruhiger zugehen. Seldom aber nimmt den Argentinier mit zu einer Sitzung der Lewis-Carroll-Bruderschaft, einem Verein von Wissenschaftlern, die sich der Erforschung von Leben und Werk des Erfinders von "Alice im Wunderland" verschrieben haben. Eine junge Doktorandin soll eine Entdeckung gemacht haben, die die Tagebücher Lewis Carrolls betrifft, die sie bei der Sitzung vorstellen möchte. Leider kommt es nicht dazu und der der Bruderschaft angehörende Seldom und sein Austauschstudent müssen mal wieder kriminalistisch denken, um einem tödlichen Rätsel auf die Spur zu kommen.
Mir ging es wie dem namenlosen Ich-Erzähler: Ich wusste kaum etwas über die Biographie von Lewis Carroll, schon gar nicht, dass er Mathematiker in Oxford war und eigentlich Charles Lutwidge Dodgson hieß. Umso mehr überrascht haben mich die ganzen Fakten und Enthüllungen, die im Roman über ihn gemacht werden. Martínez hält sich wohl an die tatsächlichen Forschungsergebnisse, die über Carroll existieren bzw. an Debatten über gewisse Vorlieben des viktorianischen Schriftstellers, die umstritten sind. Fiktiv ist die Bruderschaft und ihre Mitglieder, auch Oxford ist keine 1:1-Abbildung der realen Universitätsstadt, wie der Autor im Nachwort schreibt.
Wir haben es mit einem klassischen Krimi à la Arthur Conan Doyle zu tun. Seldom gelangt mithilfe seiner intellektuellen Betätigung (als Professor für Logik/Mathematik) zu Schlüssen, von denen ihn einer zur Aufklärung der rätselhaften Mordserie führt. Unterstützt von seinem Doktoranden G., der ihm assistiert und ihm gelegentlich die notwendigen Denkanstöße verleiht, bzw. ihm manchmal sogar einen gedanklichen Schritt voraus ist. Das Paar erinnert schon etwas an das berühmteste Ermittlerpaar der Krimiliteratur: Sherlock Holmes und Dr. Watson. Petersen, der eigentliche Kriminalpolizist, ist mal wieder der, der bei der Aufklärung des Verbrechens den Kürzeren zieht und staunend mit ansehen darf, wie die Mathematiker den komplexen Fall lösen - ganz wie Inspector Lestrade bei Conan Doyle. Im Gegensatz zum ersten Band ist, wie in einem Agatha-Christie-Krimi, ein geschlossener Personenkreis beteiligt, aus dem jeder der Täter sein könnte. Das macht diesmal besonders Spaß, zumal die “Verdächtigen” alle verschrobene Wissenschaftler (leider wird nicht bei allen klar, aus welcher Disziplin sie stammen) sind, die alle Bücher über Lewis-Carroll geschrieben haben und sich locker den “Fall Alice im Wunderland” ausgedacht haben könnten.
Ich liebe Krimis, die sich mit verschollenen Dokumenten, dunklen Geheimnissen und literarischen Vorlagen befassen. “Der Fall Alice im Wunderland” hat mich in dieser Hinsicht komplett überzeugt, denn hier strotz alles vor Metafiktionalität und literarischen Referenzen.
Das Buch ist wunderbar geplotted worden und viel gefälliger geschrieben als der erste Teil, der mathematisch und philosophisch "abgehobener" daherkommt.
Fazit: Ein wunderbar konstruierter literarischer Metakrimi, der den Leser auf viele spannende Irrwege “ins Wunderland” führt und gleichzeitig wunderbar unterhält.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Hörbuch-Download MP3
Auf das Hörbuch "der Fall Alice im Wunderland" war ich sehr neugierig, denn der Titel des argentinischen Autors wurde mit einem der beiden wichtigsten spanischen Literaturpreise (Premio Nadal 2019) ausgezeichnet, doch gleichzeitig in der Masse sehr unterschiedlich bewertet. Daher war …
Mehr
Auf das Hörbuch "der Fall Alice im Wunderland" war ich sehr neugierig, denn der Titel des argentinischen Autors wurde mit einem der beiden wichtigsten spanischen Literaturpreise (Premio Nadal 2019) ausgezeichnet, doch gleichzeitig in der Masse sehr unterschiedlich bewertet. Daher war ich sehr gespannt, welchen Eindruck dieses Werk auf mich machen würde.
Dies ist der zweite Fall der Ermittler, doch ist mir der Vorgänger nicht bekannt. Trotzdem war der Einstieg in die Geschichte einfach. Da der Autor sich auf wenige Charaktere fokussiert wirken diese interessant und individuell.
Nach den ersten vier Kapiteln tat ich es dem Hauptcharakter gleich und habe mich mit der Biographie und den Tagebüchern von Lewis Carroll befasst. Diesen kleinen Ausflug kann ich wärmstens empfehlen, denn es verdeutlicht wie intensiv sich der Autor damit befasst hat und wie geschickt er Fiktion und Realität verwoben hat. Gleichzeitig ist das Werk durchzogen von einer Liebe zur Mathematik, deren Begeisterung des Hauptcharakters sich auf den Leser überträgt. Der Autor glänzt mit Allgemeinwissen ohne belehrend oder aufdringlich zu wirken.
Die Mordermittlung selbst war interessant, doch gab es wenig Ansätze mit zuraten. Daher habe ich die Erzählung selbst auf mich wirken lassen und folgte am Ende gebannt der Auflösung. Diese konnte mich überraschen und überzeugen.
Der Sprecher Sascha Tschorn war mir bereits aus anderen Hörbüchern bekannt. Ich mag seine wohlklingende Stimme sehr. In diesem Hörbuch erfasst er den analytischen Charakter und lässt dies gekonnt einfließen. Es war zu Beginn ein bisschen gewöhnungsbedürftig doch passt es, für mich, sehr zu der Erzählung.
Insgesamt ein äußerst interessantes Werk welches mich durch die genaue Recherche beeindrucken konnte. Die Ermittlungen selbst fand ich fesselnd, auch wenn es mir schwer fiel eigene Theorien zu entwickeln.
Ich werde mit Sicherheit den vorherigen Band "die Oxford Morde" ebenfalls lesen.
Ein weiteres Buch des Autors ist bereits angekündigt "Der langsame Tod der Luciana B" soll Ende April 2021 veröffentlicht werden.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Hörbuch-Download MP3
Ein sensationeller Fund bewegt die Mitglieder der Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft! Der Autor des berühmten Buches „Alice im Wunderland“ hat über lange Jahre Tagebücher geführt, die nach seinem Tod Lücken aufwiesen. Nun hat eine Doktorandin überraschend …
Mehr
Ein sensationeller Fund bewegt die Mitglieder der Oxforder Lewis-Carroll-Bruderschaft! Der Autor des berühmten Buches „Alice im Wunderland“ hat über lange Jahre Tagebücher geführt, die nach seinem Tod Lücken aufwiesen. Nun hat eine Doktorandin überraschend eine fehlende Seite zu Tage gefördert und alle sind gespannt auf den Inhalt. Aber noch ehe sie diesen der Bruderschaft offenbaren kann, wird sie bei einem Unfall lebensgefährlich verletzt. Es folgen unerklärliche Morde, die einen Zusammenhang mit „Alice im Wunderland“ aufweisen und Professor Seldom und sein argentinischer Gast-Doktorand müssen alle Logik aufbieten, um dem Täter auf die Spur zu kommen…
Guillermo Martínez nimmt den Leser sofort gefangen: sehr atmosphärisch taucht man in die alte Universitäts-Stadt Oxford ein, schnuppert Uni-Luft in den Hörsälen und Gängen und bekommt einen Einblick in das muntere Studentenleben. Einen Moment lang fragt man sich als Hörer, ob man der Ansammlung von mathematischer Logik und ihren Gesetzen folgen kann, da wird man mitgerissen in die Ermittlungen um die Tagebücher, die Spekulationen und Vermutungen, und die Indizien, die an unerwarteten Stellen überraschend auftauchen.
Das von Guillermo Martínez überaus spannend geschriebene Buch wird gelesen von Sascha Tschorn, der ihm meines Erachtens die perfekte Stimme verleiht. Er liest sonorig, gleichmäßig – und was manchem Hörer möglicherweise unakzentuiert erscheint – war für mich ehrwürdig, gediegen und absolut passend für die Umgebung und die Situationen.
Ein insgesamt überaus stimmiges Hörbuch, spannend, undurchsichtig, verwirrend, fesselnd bis zum Schluss und einem überraschenden, unerwarteten Ende! Perfekt geschrieben und vorgetragen – absolut empfehlenswert!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Hörbuch-Download MP3
Skandal! Moral!
Zum Inhalt:
Die Carroll-Bruderschaft ist aufgewühlt, als eine Studentin eine verschwundene Tagebuchseite des Schriftstellers findet. Schon lange wird gemunkelt, dass Carroll pädophil war und sein Interesse an dem realen Vorbild von Alice heutigen moralischen …
Mehr
Skandal! Moral!
Zum Inhalt:
Die Carroll-Bruderschaft ist aufgewühlt, als eine Studentin eine verschwundene Tagebuchseite des Schriftstellers findet. Schon lange wird gemunkelt, dass Carroll pädophil war und sein Interesse an dem realen Vorbild von Alice heutigen moralischen Maßstäben nicht genügen würde. Doch bevor sie die Seite vorlegen kann, wird auf die Studentin ein Anschlag verübt, den sie nur schwerverletzt überlebt. Bei dieser Tat bleibt es nicht und bald gibt es die erste Leiche.
Mein Eindruck:
Diese Geschichte macht es dem Leser sehr schwer, sich in ihr zurechtzufinden; lange Zeit rätselt man um Täter und Motiv, viele falsche Spuren verwirren zusätzlich. Was jedoch direkt gefällt, ist die skurrile Personenschar, die sich Martinez als Begleitung für seinen (halb-autobiografischen) Ich-Erzähler erdacht hat. Neben den schon aus dem ersten Buch bekannten Professor, Journalisten und Detektiv viele Mitglieder der fiktiven Bruderschaft und ein neuer Polizist, der sich nur barfuß durch die Stadt bewegt. Der Schreibstil ist gewohnt gradlinig, mit Gefühlen tut sich der Autor weiterhin schwer. Es plätschert an der Oberfläche, statt bedeutsam in die Tiefe zu gehen. Das größte Manko des Hörbuchs ist jedoch der Sprecher, der den Text uninspiriert und mit falscher Betonung herunterliest anstatt ihn zu interpretieren. Das, zu viele unbeantwortete Fragen und das „zweite“ über alle Maßen unglaubwürdige Ende führen trotz einer wirklich guten Aufklärung des Hauptfalls zu einer Einstufung des (Hör-)Buches als mittelmäßig. Schade eigentlich.
Mein Fazit:
Zuerst zwar schlecht gelesen, aber gut konstruiert. Zum Schluss absurd.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für