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Raymund Radiguet (1903-1923), eines der Wunderkinder der französischen Literatur, hat diesen kleinen Roman mit siebzehn Jahren geschrieben. Ein Sechzehnjähriger liebt eine junge Frau, Marthe, deren Ehemann an der Front steht. Die Erzählung dieser bedingungslos gelebten Leidenschaft, die tragisch, aber nicht traurig endet, ist eine der klassisch gewordenen Liebesgeschichten der Weltliteratur.
Raymond Radiguet wurde 1903 in der Nähe von Paris geboren. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren brach er die Schule ab und lernte wenig später Jean Cocteau kennen, der sein Mentor wurde. Sein Debütroman Den Teufel im Leib erschien nur wenige Monate vor seinem Tod im Dezember 1923.
Produktdetails
- Aufbau Taschenbücher
- Verlag: Aufbau TB
- Gewicht: 191g
- ISBN-13: 9783746660196
- Artikelnr.: 25106750
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Manuela Reichart entdeckt mit Raymond Radiguets Debütroman von 1923 eine Verführungsgeschichte, in der die Figuren sich gegen die Konventionen ihrer Zeit stemmen und die freie Liebe leben. Ehebruch, Betrug und sexuelle Obsession verhandelt der Text des 17-jährigen Radiguet laut Reichart auf erstaunlich reife Weise, spannend und psychologisch überzeugend. Eine echte Wiederentdeckung in "hervorragender" Übersetzung, in einem Band zusammen mit Briefen Jean Cocteaus an den Autor, frohlockt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Frau nach seinem Bilde
Ein diabolisch böses Buch von einem Teufelskerl der französischen Literatur: Der Titel lautet denn auch "Den Teufel im Leibe". Zum hundertsten Jahrestag des Erscheinens kommt es in stark erweiterter Ausgabe auf Deutsch neu heraus.
Der mit nur zwanzig Jahren an Typhus verstorbene Raymond Radiguet (1903 bis 1923) bietet den sonderbaren Fall eines Frühreifen, der sich als Greis träumte, aber starb, ohne das Erwachsenenalter erreicht zu haben (bis 1974 begann das in Frankreich mit 21 Jahren). Es ist nicht das einzige Radiguet-Paradox: Jean Cocteau, sein Freund, Förderer und wohl auch Liebhaber, erzählt, er sei hochbegabt, arbeitswütig und faul zugleich gewesen. Um ihm "Den Teufel im Leib"
Ein diabolisch böses Buch von einem Teufelskerl der französischen Literatur: Der Titel lautet denn auch "Den Teufel im Leibe". Zum hundertsten Jahrestag des Erscheinens kommt es in stark erweiterter Ausgabe auf Deutsch neu heraus.
Der mit nur zwanzig Jahren an Typhus verstorbene Raymond Radiguet (1903 bis 1923) bietet den sonderbaren Fall eines Frühreifen, der sich als Greis träumte, aber starb, ohne das Erwachsenenalter erreicht zu haben (bis 1974 begann das in Frankreich mit 21 Jahren). Es ist nicht das einzige Radiguet-Paradox: Jean Cocteau, sein Freund, Förderer und wohl auch Liebhaber, erzählt, er sei hochbegabt, arbeitswütig und faul zugleich gewesen. Um ihm "Den Teufel im Leib"
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(1923) abzuringen, griff Cocteau zu drastischen Mitteln: "In den Sommern nahm ich ihn mit aufs Land; dann wurde er zu einem braven Kind, er schrieb Schulhefte voll. Manchmal begehrte er gegen sein Werk auf wie ein Schüler gegen Ferienaufgaben. Dann musste ich mit ihm schimpfen, ihn einsperren. Und er schmierte wütend ein Kapitel hin."
Sie lohnen sich, diese hingeschmierten Kapitel, das belegt eine neue Ausgabe von Hinrich Schmidt-Henkels Übertragung des Romans: Er schwappt dem Leser ins Gesicht, frisch und salzig wie ein Schwall Meerwasser. Es ist die Frische der Freiheit und der Amoralität. Denn "Den Teufel im Leib" erzählt die Geschichte einer deplatzierten Liebe: Im April 1917 lernt der fünfzehnjährige François die drei Jahre ältere Marthe kennen, die bereits verlobt ist. Kurz darauf heiratet sie Jacques, einen Soldaten, der zurück an die Front muss. Während Jacques in Stahlgewittern für Gott und Vaterland kämpft, verführt François Marthe, in einer pikanten Mischung aus libertiner Verdorbenheit und jugendlicher Unschuld.
Der eigentliche Handlungszeitraum von Radiguets einzigem zu Lebzeiten veröffentlichten Roman umfasst etwas mehr als ein Jahr lasterhaften Müßiggangs. François schwänzt erst die Schule, um Marthe bei der Wahl ihrer Schlafzimmermöbel zu helfen; dann verlässt er sie ganz, lernt zu Hause, nimmt Zeichen- und Malunterricht. Seine Eltern machen ihm hin und wieder Vorwürfe, lassen ihn aber gewähren. Im November folgt er willig einer Einladung der frisch vermählten Marthe: Die beiden kommen sich vor einem Olivenholzfeuer näher, dessen doppelter Nutzen ist, die jugendlichen Körper zu wärmen und die Briefe des Ehemanns zu verbrennen. Sie lieben sich von einem Winter bis zum nächsten, der Skandal scheint erst mit der tragischen Mutterschaft Marthes zu enden. Das Ende freilich verlängert ihn durch die Frucht ihrer Liebe - ein wahres Kuckucksei - in die nächste Generation.
Radiguet macht sich ein Vergnügen daraus, das Empörungspotential dieser wehrkraftzersetzenden Liaison zu erkunden - er nimmt die öffentliche Erregung bei Erscheinen des Romans vorweg. Die war einkalkuliert, die Erstauflage von 45.000 Exemplaren ging weg wie warme Semmeln. Ein Teil des Publikums musste sich allerdings im Romanpersonal wiedererkennen: ländliche Notabeln, die sich lüstern über den kaum kaschierten Ehebruch entsetzen. Das Ehepaar Marin - er ist pensionierter Stadtrat - wohnt unter Marthe in derselben Villa und wird Zeuge der Liebesspiele. Madame hofft, einer Gartengesellschaft den Ohrenschmaus jugendlicher Leidenschaft vorführen und so der Lokalpolitiker-Karriere ihres Gatten neuen Schwung verleihen zu können. François aber bekommt Wind von dem Plan und ist ausnahmsweise diskret, zum Leidwesen der bürgerlichen Doppelmoral unterm Schlafzimmerfenster. Erst als die Gesellschaft unverrichteter Dinge abgezogen ist, wird er aktiv: "Boshafterweise ließ ich sie jetzt erst hören, was sie so gern den anderen vorgeführt hätten. Marthe wunderte sich über meine plötzliche Glut." Eine herrliche Provinzposse.
Die Freiheit ist ganz im Geiste des Autors, der selbst eine noch skandalösere Liebschaft mit der Grundschullehrerin Alice Saunier erlebt hatte - er war erst vierzehn, sie 24 Jahre alt. Die Wirklichkeit endete zudem weniger poetisch, denn der betrogene Gatte erkannte sich im Roman wieder; die Liaison verdarb eine Ehe und die Kindheit seines unehelichen Sohnes. Das war Radiguet vermutlich gleichgültig: Mit fünfzehn Jahren lief er von zu Hause weg und führte eine Boheme-Existenz in Paris, die ihn nicht nur in Cocteaus Arme, sondern auch in die einer ganzen Reihe älterer Frauen warf. Die scheinen dem kurzsichtigen Schlingel viel abgewonnen zu haben, Radiguet hatte zahlreiche Unterstützerinnen, darunter Coco Chanel; hinzu kamen männliche Förderer und Freunde, etwa Max Jacob, Amedeo Modigliani und Francis Poulenc.
Radiguet steht nicht nur für freie Sitten, er bringt neue Kraft in die Sprache. Aus den ästhetischen Gewittern der Weltkriegsjahre ging die französische Literatur mit leichterer Syntax und direkterem Ausdruck hervor, wie die Wiederentdeckungen der letzten Jahre belegen, etwa Irène Némirovsky oder Louise de Vilmorin. Besonders fühlt man sich an André de Richaud erinnert, dessen Roman "Der Schmerz" (1931) ebenfalls das Thema einer Skandalliebe hinter der Front bedient. Sie alle wirken so neu und nah, dass man ihnen die gut hundert Jahre kaum abnimmt.
Die sprachliche Reduktion widerspricht bei Radiguet keineswegs der Suche nach einer Form, wie sie die Romantradition des neunzehnten Jahrhunderts ausgebildet hat; diesen Punkt betont Schmidt-Henkel in seinem Nachwort zu Recht. Er bemüht sich um den psychologisch präzisen Satz, mit gelegentlichem Hang zur altklugen Sentenz: "Jede Liebe hat ihre Jugend, ihre Reifezeit, ihr Alter." An anderer Stelle hingegen sind seine Beobachtungen schmerzhaft genau: "Ich beeinflusste Marthe immer mehr in einem Sinn, der mir entsprach, sodass ich sie allmählich nach meinem Bild formte. Das verübelte ich mir und auch, dass ich dadurch sehenden Auges unser Glück zerstörte." Unübersehbar schließlich das Bemühen, eine klassische Romanform zu respektieren, indem der Autor die Handlung klar strukturiert und mit raumzeitlichen Markern absichert.
Die Ausgabe zum Hundertjährigen des Romans ist rundum gelungen: Die zuerst 2007 bei Hoffmann und Campe erschienene, schneidend scharfe Übersetzung Schmidt-Henkels wird von einem überarbeiteten Nachwort begleitet. Als weitere Extras kommen Zeichnungen und (erstmals übertragene) Texte hinzu, die Cocteau von und über Radiguet angefertigt hat. Briefe und Gedichte Radiguets schließen den Band ab. So kann sich der Leser selbst ein Bild dieses Teufelsbratens machen: Moralisch fällt es medioker aus, ästhetisch ist es ein Genuss. NIKLAS BENDER
Raymond Radiguet: "Den Teufel im Leib". Roman.
Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt- Henkel. Mit Zeichnungen und Texten von Jean Cocteau sowie Texten von Raymond Radiguet. Pendragon Verlag, Bielefeld 2023. 224 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sie lohnen sich, diese hingeschmierten Kapitel, das belegt eine neue Ausgabe von Hinrich Schmidt-Henkels Übertragung des Romans: Er schwappt dem Leser ins Gesicht, frisch und salzig wie ein Schwall Meerwasser. Es ist die Frische der Freiheit und der Amoralität. Denn "Den Teufel im Leib" erzählt die Geschichte einer deplatzierten Liebe: Im April 1917 lernt der fünfzehnjährige François die drei Jahre ältere Marthe kennen, die bereits verlobt ist. Kurz darauf heiratet sie Jacques, einen Soldaten, der zurück an die Front muss. Während Jacques in Stahlgewittern für Gott und Vaterland kämpft, verführt François Marthe, in einer pikanten Mischung aus libertiner Verdorbenheit und jugendlicher Unschuld.
Der eigentliche Handlungszeitraum von Radiguets einzigem zu Lebzeiten veröffentlichten Roman umfasst etwas mehr als ein Jahr lasterhaften Müßiggangs. François schwänzt erst die Schule, um Marthe bei der Wahl ihrer Schlafzimmermöbel zu helfen; dann verlässt er sie ganz, lernt zu Hause, nimmt Zeichen- und Malunterricht. Seine Eltern machen ihm hin und wieder Vorwürfe, lassen ihn aber gewähren. Im November folgt er willig einer Einladung der frisch vermählten Marthe: Die beiden kommen sich vor einem Olivenholzfeuer näher, dessen doppelter Nutzen ist, die jugendlichen Körper zu wärmen und die Briefe des Ehemanns zu verbrennen. Sie lieben sich von einem Winter bis zum nächsten, der Skandal scheint erst mit der tragischen Mutterschaft Marthes zu enden. Das Ende freilich verlängert ihn durch die Frucht ihrer Liebe - ein wahres Kuckucksei - in die nächste Generation.
Radiguet macht sich ein Vergnügen daraus, das Empörungspotential dieser wehrkraftzersetzenden Liaison zu erkunden - er nimmt die öffentliche Erregung bei Erscheinen des Romans vorweg. Die war einkalkuliert, die Erstauflage von 45.000 Exemplaren ging weg wie warme Semmeln. Ein Teil des Publikums musste sich allerdings im Romanpersonal wiedererkennen: ländliche Notabeln, die sich lüstern über den kaum kaschierten Ehebruch entsetzen. Das Ehepaar Marin - er ist pensionierter Stadtrat - wohnt unter Marthe in derselben Villa und wird Zeuge der Liebesspiele. Madame hofft, einer Gartengesellschaft den Ohrenschmaus jugendlicher Leidenschaft vorführen und so der Lokalpolitiker-Karriere ihres Gatten neuen Schwung verleihen zu können. François aber bekommt Wind von dem Plan und ist ausnahmsweise diskret, zum Leidwesen der bürgerlichen Doppelmoral unterm Schlafzimmerfenster. Erst als die Gesellschaft unverrichteter Dinge abgezogen ist, wird er aktiv: "Boshafterweise ließ ich sie jetzt erst hören, was sie so gern den anderen vorgeführt hätten. Marthe wunderte sich über meine plötzliche Glut." Eine herrliche Provinzposse.
Die Freiheit ist ganz im Geiste des Autors, der selbst eine noch skandalösere Liebschaft mit der Grundschullehrerin Alice Saunier erlebt hatte - er war erst vierzehn, sie 24 Jahre alt. Die Wirklichkeit endete zudem weniger poetisch, denn der betrogene Gatte erkannte sich im Roman wieder; die Liaison verdarb eine Ehe und die Kindheit seines unehelichen Sohnes. Das war Radiguet vermutlich gleichgültig: Mit fünfzehn Jahren lief er von zu Hause weg und führte eine Boheme-Existenz in Paris, die ihn nicht nur in Cocteaus Arme, sondern auch in die einer ganzen Reihe älterer Frauen warf. Die scheinen dem kurzsichtigen Schlingel viel abgewonnen zu haben, Radiguet hatte zahlreiche Unterstützerinnen, darunter Coco Chanel; hinzu kamen männliche Förderer und Freunde, etwa Max Jacob, Amedeo Modigliani und Francis Poulenc.
Radiguet steht nicht nur für freie Sitten, er bringt neue Kraft in die Sprache. Aus den ästhetischen Gewittern der Weltkriegsjahre ging die französische Literatur mit leichterer Syntax und direkterem Ausdruck hervor, wie die Wiederentdeckungen der letzten Jahre belegen, etwa Irène Némirovsky oder Louise de Vilmorin. Besonders fühlt man sich an André de Richaud erinnert, dessen Roman "Der Schmerz" (1931) ebenfalls das Thema einer Skandalliebe hinter der Front bedient. Sie alle wirken so neu und nah, dass man ihnen die gut hundert Jahre kaum abnimmt.
Die sprachliche Reduktion widerspricht bei Radiguet keineswegs der Suche nach einer Form, wie sie die Romantradition des neunzehnten Jahrhunderts ausgebildet hat; diesen Punkt betont Schmidt-Henkel in seinem Nachwort zu Recht. Er bemüht sich um den psychologisch präzisen Satz, mit gelegentlichem Hang zur altklugen Sentenz: "Jede Liebe hat ihre Jugend, ihre Reifezeit, ihr Alter." An anderer Stelle hingegen sind seine Beobachtungen schmerzhaft genau: "Ich beeinflusste Marthe immer mehr in einem Sinn, der mir entsprach, sodass ich sie allmählich nach meinem Bild formte. Das verübelte ich mir und auch, dass ich dadurch sehenden Auges unser Glück zerstörte." Unübersehbar schließlich das Bemühen, eine klassische Romanform zu respektieren, indem der Autor die Handlung klar strukturiert und mit raumzeitlichen Markern absichert.
Die Ausgabe zum Hundertjährigen des Romans ist rundum gelungen: Die zuerst 2007 bei Hoffmann und Campe erschienene, schneidend scharfe Übersetzung Schmidt-Henkels wird von einem überarbeiteten Nachwort begleitet. Als weitere Extras kommen Zeichnungen und (erstmals übertragene) Texte hinzu, die Cocteau von und über Radiguet angefertigt hat. Briefe und Gedichte Radiguets schließen den Band ab. So kann sich der Leser selbst ein Bild dieses Teufelsbratens machen: Moralisch fällt es medioker aus, ästhetisch ist es ein Genuss. NIKLAS BENDER
Raymond Radiguet: "Den Teufel im Leib". Roman.
Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt- Henkel. Mit Zeichnungen und Texten von Jean Cocteau sowie Texten von Raymond Radiguet. Pendragon Verlag, Bielefeld 2023. 224 S., geb., 22,- Euro.
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Raymond Radiguet (1903 - 1923), das Wunderkind der französischen Literatur, starb zwanzigjährig. Außer ein paar Gedichten schrieb er zwei kleine Romane. "Teufel im Leib", sein erstes Buch, erzählt die Geschichte eines Sechzehnjährigen, der eine junge Frau, kaum …
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Raymond Radiguet (1903 - 1923), das Wunderkind der französischen Literatur, starb zwanzigjährig. Außer ein paar Gedichten schrieb er zwei kleine Romane. "Teufel im Leib", sein erstes Buch, erzählt die Geschichte eines Sechzehnjährigen, der eine junge Frau, kaum älter als er, liebt. Doch Marthe ist verheiratet und ihr Mann steht an der Front. Es ist das Jahr 1917. Der Krieg, obwohl nur Hintergrund des Romans, ist die Ursache des "Aus-der-Bahn-geworfen-Sein" der Halbwüchsigen. Der jugendliche Held erzählt offen und frech von seiner Liebesbeziehung. Er spricht von seinem Verlangen, seinen törichten Träumen, aber auch von seiner Feigheit, sich angesichts der Liebe zu entscheiden.
Radiguet schreibt ganz unsentimental, ohne Pathos und doch mit einer klassischen Sprache, die seine Zeitgenossen so begeistert hat. Auch heute noch findet das schmale Buch eine interessierte Leserschaft.
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Gebundenes Buch
Von Anfang bis Ende hat mir das Lesen der Lektüre Spaß gemacht. Der Schreibstil ist fesselnd, teils aber auch komplex. So gibt es öfter verschachtelte Sätze, die meiner Meinung nach aber noch gut verständlich waren. Inhaltlich fand ich das Buch auch gut, es ist ohne Frage …
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Von Anfang bis Ende hat mir das Lesen der Lektüre Spaß gemacht. Der Schreibstil ist fesselnd, teils aber auch komplex. So gibt es öfter verschachtelte Sätze, die meiner Meinung nach aber noch gut verständlich waren. Inhaltlich fand ich das Buch auch gut, es ist ohne Frage eine skandalträchtige Story, allerdings auch faszinierend. Ich stellte mir teils die Frage, ob die Affäre nicht - bei wahrer Liebe zwischen den beiden - verständlich und akzeptabel ist, was mich persönlich vor einen inneren Konflikt gestellt hat. Außerdem mochte ich, dass der damalige Zeitgeist so stark rüberkommt, man fühlt sich geradezu zurückversetzt in die Werte und gesellschaftlichen Rollen , die am Anfang des 20. Jhr. galten, was nochmals mehr begründet, warum das Verhalten der Protagonisten für einen Skandal sorgte.
Das Werk beinhaltet zudem nie auf Deutsch veröffentlichte Gedichte sowie Briefe von Raymond Radiguet und Jean Cocteau. Diese bewirken, dass man den Autor selbst besser kennenlernt, mehr schätzt, was er geleistet hat sowie wer er als Mensch war. Andererseits wirft man - durch die Briefe und Gedichte, in denen die Gründe zum Schreiben thematisiert werden - auch einen neuen Blick auf den Roman selbst, was ich sehr mochte. Am Ende gibt es noch einige Anmerkungen, die dies verstärken und einen die Handlung sowie Figuren nochmal aus einer anderen Perspektive sehen lassen.
Der Protagonist war für mich schwierig; so gab es einige Verhaltensweisen, wie zum Beispiel die psychologische Manipulation der Prtotagonistin, die ich sehr kritisch fand. Andererseits wurden diese jedoch wieder dadurch ausgeglichen, dass der Ich-Erzähler auch erwähnt, wie der Protagonist in Zukunft über sein eigenes Verhalten denkt. Nichtsdestotrotz ist es beim Lesen für mich ein Minuspunkt gewesen, weshalb meine letztendliche Bewertung bei 4.5 von 5 Sternen liegt.
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Gebundenes Buch
Welch Skandal vor 100 Jahren. Der 17-jährige Raymond Radiguet schreibt mit "Den Teufel im Leib" in der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges einen revolutionären Liebesroman über die Beziehung eines 16-Jährigen zu einer drei Jahre älteren, verheirateten Frau. Der …
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Welch Skandal vor 100 Jahren. Der 17-jährige Raymond Radiguet schreibt mit "Den Teufel im Leib" in der Nachkriegszeit des ersten Weltkrieges einen revolutionären Liebesroman über die Beziehung eines 16-Jährigen zu einer drei Jahre älteren, verheirateten Frau. Der Roman erzählt die Geschichte aus der Sicht des jungen Liebhabers François, eines hoch intelligenten, sehr frühreifen Jungen , der sich durch eine gute Bildung aber auch durch hohe Eitelkeit auszeichnet. Schon die ersten Episoden verdeutlichen die Quarakterzüge des jungen François.
Da Radiguet selbst erst 17 Jahre ist, als er das Buch schreibt, trifft die Sprache des 16-jährigen Hauptprotagonisten François voll dem eines pubertierenden, hoch gebildeten Jünglings seiner Zeit. Da Schriftsteller und Hauptprotagonist zur selben Zeit ungefähr im gleichen Alter sind, dachte ich lange Zeit, das Buch trägt autobiografische Züge. Das passte jedoch nicht zum Sittenbild des damaligen Frankreichs.
Erst die Ergänzungen zum Buch, die Kommentare von Jean Cocteau, einem Freund des Schriftstellers, der ihn immerhin um 40 Jahre überlebte, ließen mich erkennen, welch futuristisches Werk der junge Radiguet damals schrieb. Diese Kommentare sollte man unbedingt lesen. Sie zeugen von einer hohen Ehrfurcht des großen Cocteau gegenüber seinem jungen Freund Radiguet, die ich im Übrigen nur teilen kann.
Dieses Buch ist absolute Weltklasse, was Sprache und Schreibstil betrifft und seiner Zeit weit voraus. Ich gebe meine volle Leseempfehlung.
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Gebundenes Buch
Frankreich, während des Ersten Weltkriegs: Der 15-jährige François verliebt sich in die drei Jahre ältere Marthe. Doch nicht nur der Altersunterschied ist heikel, denn Marthes Ehemann Jacques kämpft für sein Vaterland an der Front. Mit Leichtigkeit wickelt der Junge …
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Frankreich, während des Ersten Weltkriegs: Der 15-jährige François verliebt sich in die drei Jahre ältere Marthe. Doch nicht nur der Altersunterschied ist heikel, denn Marthes Ehemann Jacques kämpft für sein Vaterland an der Front. Mit Leichtigkeit wickelt der Junge die verheiratete Frau um den Finger. Als Marthe schwanger wird, steht sie vor einem Dilemma. Wie soll sie es ihrer Familie und ihrem Mann erklären, der immer mal wieder auf Heimaturlaub ist? Doch trotz der dramatischen Zuspitzung können die beiden einfach nicht voneinander lassen...
Raymond Radiguets "Den Teufel im Leib" erschien im Original erstmals 1923 - und damit nur kurz vor dem viel zu frühen Typhus-Tod des damals 20-jährigen Autors, der sein Werk bereits drei Jahre zuvor, also mit gerade einmal 17 Jahren, beendete. 100 Jahre später ist das Skandalpotenzial mit Sicherheit nicht mehr so hoch wie damals. Dennoch sollte es dem Pendragon Verlag gelingen, mit seiner liebevoll gestalteten Neuausgabe und -übersetzung für Aufmerksamkeit zu sorgen.
Denn der Verlag mit dem freundlichen kleinen Drachen im Logo gönnt dem Klassiker zu seinem 100-jährigen Bestehen nicht nur eine Neuübersetzung durch Hinrich Schmidt-Henkel, sondern versieht seine Ausgabe mit umfangreichen Anhängen wie Zeichnungen des Radiguet-Freundes Jean Cocteau, erstmals in deutscher Sprache veröffentlichten Texten Cocteaus sowie Gedichten und Briefen von Raymond Radiguet.
Ich-Erzähler François, dessen Name im gesamten Roman nie erwähnt wird, präsentiert sich gleich zu Beginn als zwölfjähriger Don Juan, dessen Liebesbrief an die Klassenkameradin allerdings noch nicht zum Erfolg führt. Der Ton für den Rest des Romans ist damit gleich gesetzt, denn nahezu alles dreht sich in "Den Teufel im Leib" im Folgenden um die Liebe zu Marthe. Das ist vor allem zu Beginn aufregend und zeigt deutlich die Gefühle und Verwirrungen der Jugend. Denn Radiguet schreibt so, wie sein Protagonist liebt. Wild und ohne Rücksicht auf Verluste. Manchmal lamentierend und wehleidig. "Meine Tränen brannten. Wenn eine davon auf ihre Hand fiel, war ich immer darauf gefasst, dass sie aufschrie", heißt es beispielsweise auf S. 55. Große Emotionen, die solche Liebesklassiker schon immer auszeichnete. Marthe selbst bleibt als Figur ein wenig blass, auch wenn sie, die Ehebrecherin, die noch dazu einen Soldaten betrügt, durchaus auch etwas Rebellisches an sich hat. Dennoch ist die Figur des Ich-Erzählers so dominant, dass Marthe es in ihrem Schatten schwer hat.
Zugegebenermaßen verliert sich der Roman mit der Zeit ein wenig in seinem immer gleichen Duktus. François präsentiert sich zunehmend unsympathisch, die beiden können ihre Beziehung trotz aller Widrigkeiten nicht beenden. Ein tragischer Ausgang ist früh zu erkennen. Und auch sprachlich sitzt nicht unbedingt jeder Vergleich, jede Stilblüte.
Man sollte das Ganze daher im historischen Kontext sehen und das Alter Radiguets berücksichtigen. Er war 17, als er diesen Roman schrieb. Mit 15 Jahren ging er von der Schule ab. Und "Den Teufel im Leib" schrieb er 1920, als es noch keine Popliteratur gab, keine Beat-Generation. Nur kurz nach dem Ersten Weltkrieg wagte es dieser Junge, die moralischen und gesellschaftlichen Normen und Werte einfach über den Haufen zu werfen. Das Buch ist Rebellion, Aufbegehren, Aufregung. Also alles, was die Literatur oft so gern sein möchte und es doch recht selten ist. Betrachtet man das Werk unter diesen Gesichtspunkten, ist es etwas Besonderes.
Mit "Den Teufel im Leib" beweist der Pendragon Verlag jedenfalls einmal mehr sein Herz für in Vergessenheit geratene und viel zu früh verstorbene Autoren, wie er es zuletzt durch mehrere Stephen Crane-Veröffentlichungen schon getan hat. Es ist dem Verlag und Raymond Radiguet zu wünschen, dass ein Funken seines Rebellentums auch auf die Leserschaft überspringen wird.
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Gebundenes Buch
Großartiger Klassiker in wunderbarer Neuübersetzung
Der Pendragon Verlag hat genau 100 Jahre nach dem Erscheinen des Buches "Den Teufel im Leib" von Raymond Radiguet das Werk in neuer Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel veröffentlicht. Das Buch ist sehr hochwertig …
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Großartiger Klassiker in wunderbarer Neuübersetzung
Der Pendragon Verlag hat genau 100 Jahre nach dem Erscheinen des Buches "Den Teufel im Leib" von Raymond Radiguet das Werk in neuer Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel veröffentlicht. Das Buch ist sehr hochwertig und ansprechend gestaltet. Es enthält neben der eigentlichen Geschichte Zeichnungen und erstmals in deutscher Sprache veröffentlichte Texte von Jean Cocteau sowie Gedichte und Briefe von Raymond Radiguet und ein sehr lesenswertes Nachwort des Übersetzers.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 15-jährige François, der auf einer gemeinsamen Wanderung mit seinem Vater die 18-jährige Marthe kennenlernt, die ihn sofort verzaubert. Marthe ist mit dem Soldaten Jacques verlobt, der im Ersten Weltkrieg für sein Land kämpft. Einen Monat später treffen sich François und Marthe zufällig wieder, und der Jugendliche begleitet die junge Frau, die bald heiraten wird, beim Möbelkauf. Kurz nach der Hochzeit setzt Marthe sich mit François in Verbindung, der sie fortan täglich in ihrer Wohnung besucht. Sie verlieben sich ineinander und beginnen eine intime Beziehung. Doch schon bald erhält Marthe einen Brief ihres Ehemannes, in dem dieser seinen bevorstehenden Fronturlaub ankündigt ....
Dank der großartigen, unserer Zeit angepassten Übersetzung und des schönen Sprachstils liest sich das Buch sehr flüssig. Der Ich-Erzähler François lässt uns teilhaben an seiner Gefühls- und Gedankenwelt, wir erleben seine innere Zerrissenheit und seine jugendlichen Verhaltensweisen. Dem Autor ist es gelungen, die Charaktere authentisch und bildhaft zu skizzieren. Ich fand den frühreifen François nicht sympathisch, einige seiner Gedankengänge und Handlungen entsetzten mich. Er liebt Marthe und kann ohne sie nicht sein, dennoch verhält er sich ihr gegenüber häufig dominant und manipulativ.
Das Buch, das der Autor mit 17 Jahren fertigstellte, wurde veröffentlicht, als er 20 Jahre alt war. Dass es bei seinem Erscheinen 1923 einen Skandal auslöste und von der Kritik als Geschmacklosigkeit gewertet wurde, kann ich auch aus heutiger Sicht gut nachvollziehen. Ich habe diesen anspruchsvollen Roman mit sehr viel Freude gelesen, er hat mich bis zu seinem stimmigen Ende berührt, fasziniert und gefesselt.
Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Klassiker!
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Anfang des letzten Jahrhunderts ist dieses Buch erschienen – weshalb sollte man das jetzt noch lesen? Gibt es nicht genügend aktuelle Bücher mit vermutlich weniger altmodischer Sprache?
Weil es Ansichten und Darstellungen vermittelt wie es auch heute nur wenigen Büchern …
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Anfang des letzten Jahrhunderts ist dieses Buch erschienen – weshalb sollte man das jetzt noch lesen? Gibt es nicht genügend aktuelle Bücher mit vermutlich weniger altmodischer Sprache?
Weil es Ansichten und Darstellungen vermittelt wie es auch heute nur wenigen Büchern gelingt. Und nicht zu vergessen: geschrieben von einem 17jährigen!
Der 15jährige Ich-Erzähler verliebt sich in die 18jährige Marthe, die kurz darauf Jacques heiratet, der Soldat im ersten Weltkrieg ist. Dennoch beginnen die Beiden eine leidenschaftliche Liebesbeziehung, die eine Vielzahl unterschiedlichster Gefühle in dem jungen Mann hervorruft.
Radiguet beschreibt sehr gelungen die unsteten Empfindungen, wie sie für Pubertierende nicht unüblich sind. Es ist keine unschuldige, selbstlose Liebe, sondern von seiner Seite meist mehr von Egoismus und Narzissmus geprägt, was der junge Mann aber auch immer wieder selbst erkennt ohne dass er sein Verhalten jedoch langfristig ändert. Man möchte diesen Menschen schütteln für Sätze wie „Es beleidigte mich aber, dass Marthe in einem Trennungsbrief nicht von Selbstmord sprach. Ich fand sie kalt.“, aber kurz darauf in die Arme nehmen für Aussagen wie diese: „Wer wegen der Liebe nicht arbeitet, ist darum kein Faulenzer. Die Liebe spürt dunkel, dass einzig die Arbeit wirklich von ihr ablenken kann.. Daher sieht sie die Arbeit als Rivalin. Und Rivalen duldet sie nicht.“
Das Hörbuch ist mit Christian Erdmann wunderbar besetzt. Seine jugendliche Stimme verkörpert auf gelungene Art und Weise die Arroganz wie auch die Ratlosigkeit des jugendlichen Liebhabers – man kann sich kaum einen besseren Sprecher vorstellen. Dennoch ziehe ich das Buch vor: Es gibt so viele Sätze und Aussagen in diesem Roman die man zweimal lesen möchte (oder auch dreimal ;-)), sich anstreichen und herausschreiben möchte – bei einem Hörspiel ist das eher schwierig. Also werde ich nun noch das Buch lesen :-)
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Gebundenes Buch
Das Cover ist wirklich aufwendig gestaltet, die Farbe gefällt mir sehr gut und der Titel hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht, die Haptik des Hardcover Buches ist sehr ansprechend.
Die Geschichte spielt zur Zeit des Ersten Weltkrieges, der 15 jährige Francois verliebt sich in …
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Das Cover ist wirklich aufwendig gestaltet, die Farbe gefällt mir sehr gut und der Titel hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht, die Haptik des Hardcover Buches ist sehr ansprechend.
Die Geschichte spielt zur Zeit des Ersten Weltkrieges, der 15 jährige Francois verliebt sich in die 18 jährige Marthe, diese ist aber bereits verheiratet, ihr Mann dienst im Weltkrieg. Feinfühlig und sensibel wird diese Geschichte erzählt, der Schreibstil ist geradezu poetisch. Ich konnte mich sehr gut auf die Geschichte einlassen, die Zeichnungen sind passend zur Geschichte und haben mir gut gefallen. Am Ende des Buches gibt es noch Gedichte und Briefe von Raymond Radiguet. Mich hat das Buch wirklich fasziniert und ich werde es auf jeden Fall weiterempfehlen.
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Gebundenes Buch
Ein Literaturklassiker und Skandalroman seiner Zeit
Zum 100-jährigen Gedenken an den Schriftsteller Raymond Radiguet wurde sein skandalträchtiger Roman 'Den Teufel im Leib' neu übersetzt und aufgelegt. Darin erzählt der damals selbst erst 17-jährige von der Liebe zwischen …
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Ein Literaturklassiker und Skandalroman seiner Zeit
Zum 100-jährigen Gedenken an den Schriftsteller Raymond Radiguet wurde sein skandalträchtiger Roman 'Den Teufel im Leib' neu übersetzt und aufgelegt. Darin erzählt der damals selbst erst 17-jährige von der Liebe zwischen dem 15-jährigen François und der drei Jahre älteren Marthe, die bereits verheiratet ist, mit einem Soldaten, der an der Front für sein Land kämpft. Selbst heute würde diese Konstellation gegebenenfalls noch aufhorchen lassen, aber für die damalige Zeit war es ein gigantischer Affront gegen die gängigen gesellschaftlichen Vorgaben. Die Beziehung der beiden ist leidenschaftlich und geprägt von der manipulativen Ader des Jungen, der sich allen Schicklichkeiten, gerade auch auf Kosten der jungen Marthe, widersetzt und einfach nur will. Das kommt von außen betrachtet sehr unsympathisch rüber, doch es ist auch authentisch für einen so jungen Menschen, der trotz des teilweise doch erstaunlich erwachsenen, man würde wohl sagen, frühreifen Gebarens, eben noch ein Kind ist, unreif und ohne Verantwortungsgefühl. Er lebt einfach. Doch das er bewusst manipuliert, das ist schon gegeben und zeigt sich durch die Handlung an einigen Stellen eindeutig.
Dieses Buch, es ist trotz oder gerade wegen all der 'Widrigkeiten und Ungereimtheiten' seines jungen Protagonisten und Ich-Erzählers, ein einen geradezu packendes auch faszinierendes Werk, in allem, was es in seinen Lesern, egal zu welcher Zeit, anklingen lässt.
Auf jeden Fall eine tolle Leseerfahrung.
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Das Erscheinen des Buches 1923 war ein Skandalon: Ein 15jähriger und eine verheiratete 18jährige beginnen ein amouröses Verhältnis, während der betrogene Gatte als Soldat im 1. Weltkrieg kämpft. Was heute vermutlich keinen Hund mehr hinter dem Ofen vorlocken würde, …
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Das Erscheinen des Buches 1923 war ein Skandalon: Ein 15jähriger und eine verheiratete 18jährige beginnen ein amouröses Verhältnis, während der betrogene Gatte als Soldat im 1. Weltkrieg kämpft. Was heute vermutlich keinen Hund mehr hinter dem Ofen vorlocken würde, sorgte damals für weitreichendes Entsetzen in Frankreich. Nicht genug der moralischen Verwerflichkeit, nein, auch dass einer der in Frankreich hoch verehrten Kämpfer von 1914/18 schamlos hintergangen wurde, man ihm den Tod wünschte und zuguterletzt ein Kuckuckskind unterschob - das war mehr als ausreichend für einen Aufschrei in der Gesellschaft dieser Nachkriegszeit.
Doch ist das Grund genug dieses Buch auch heute noch zu lesen? Wohl kaum, wenn es nicht bemerkenswerte Einblicke in eine Liebesbeziehung gewähren würde, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Radiguet beschreibt in einem klaren, nüchternen fast schon kalt zu nennenden Ton aus der Sicht des heranwachsenden Liebhabers die Entwicklung dieses jugendlichen Verhältnisses. Schnell wird klar, dass diese Liebe geprägt ist durch seinen Egoismus, wie wohl in diesem Alter nicht unüblich. Doch auch wenn dem jungen Mann dies stets auf's Neue bewusst wird und er reumütig versucht sein Verhalten zu ändern, tritt seine Ichbezogenheit alsbald wieder zu Tage.
Radiguet vermittelt Einsichten und Erkenntnisse (nicht nur) über die Liebe, deren Bedeutung ebenso damals wie heute Gültigkeit haben und wohl auch alle Zeit überdauern werden.
Ich habe sowohl das Buch wie das Hörspiel 'konsumiert' und empfehle trotz eines hervorragenden Vorlesers (ideal besetzt: die etwas blasiert klingende Stimme von Christian Erdmann) die Papierversion: Dem leicht altertümlichen Stil (der sich jedoch flüssig lesen lässt) ist in der Audioversion nur konzentriert zu folgen, zu leicht verliert man den Faden. Auch liest man manche Passagen gerne ein zweites Mal was beim Hörbuch nur etwas umständlich möglich ist.
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