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Vier junge Visionäre gründen in Berlin ein Start-Up up und entwickeln zusammen eine App: das sogenannte Ting, das körperbezogene Daten seiner Nutzer sammelt, auswertet und auf dieser Grundlage Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen gibt.Das Prinzip Ting überzeugt - die App schlägt ein wie eine Bombe. Getrieben vom Erfolg entwickelt Mitgründer Linus die Möglichkeiten immer weiter, sein eigenes Leben und das der User mithilfe des Ting zu optimieren. Doch um neue Investoren für die Firma zu gewinnen, sind er und sein Team bald gezwungen, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen: Sie...
Vier junge Visionäre gründen in Berlin ein Start-Up up und entwickeln zusammen eine App: das sogenannte Ting, das körperbezogene Daten seiner Nutzer sammelt, auswertet und auf dieser Grundlage Handlungs- und Entscheidungsempfehlungen gibt.
Das Prinzip Ting überzeugt - die App schlägt ein wie eine Bombe. Getrieben vom Erfolg entwickelt Mitgründer Linus die Möglichkeiten immer weiter, sein eigenes Leben und das der User mithilfe des Ting zu optimieren. Doch um neue Investoren für die Firma zu gewinnen, sind er und sein Team bald gezwungen, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen: Sie verpflichten sich vertraglich, künftig unter allen Umständen jeder Empfehlung des Ting zu gehorchen - mit verheerenden Folgen.
Das Prinzip Ting überzeugt - die App schlägt ein wie eine Bombe. Getrieben vom Erfolg entwickelt Mitgründer Linus die Möglichkeiten immer weiter, sein eigenes Leben und das der User mithilfe des Ting zu optimieren. Doch um neue Investoren für die Firma zu gewinnen, sind er und sein Team bald gezwungen, sich auf ein gefährliches Spiel einzulassen: Sie verpflichten sich vertraglich, künftig unter allen Umständen jeder Empfehlung des Ting zu gehorchen - mit verheerenden Folgen.
Artur Dziuk wurde in Polen geboren, studierte in Berlin und machte den Master of Arts im Literarischen Schreiben an der Universität Hildesheim. 'Das Ting' ist sein Romandebüt. Er lebt in Hamburg.
Produktbeschreibung
- dtv bold
- Verlag: DTV / dtv Verlagsgesellschaft, bold
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 464
- Erscheinungstermin: 16. September 2019
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 138mm x 36mm
- Gewicht: 624g
- ISBN-13: 9783423230063
- ISBN-10: 3423230061
- Artikelnr.: 56409054
Herstellerkennzeichnung
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Coden, bis der Tag kommt
Im Klischee des blutleeren Programmierers gefangen: Artur Dziuks Debütroman "Das Ting"
Das ist wahre Freundschaft! Der eine klaut dem anderen das Thema seiner Masterarbeit und heuert bei einer Unternehmensberatung an. Der andere muss ein Semester nachsitzen, verliert sein Stipendium - und sein "Ting". So heißt eine biometrische App, die heutigen Horrorvisionen vom gläsernen Menschen eine KI-positive Wendung gibt. Das Ting soll seinem Nutzer als "Navigationssystem fürs Leben" via Deep-Learning-Algorithmen dienen. Weswegen seine Anweisungen auch nicht Anweisungen heißen, sondern Empfehlungen: "Leichter Eisenmangel festgestellt. Empfehlung: Fleischkonsum steigern." Dann stating the obvious:
Im Klischee des blutleeren Programmierers gefangen: Artur Dziuks Debütroman "Das Ting"
Das ist wahre Freundschaft! Der eine klaut dem anderen das Thema seiner Masterarbeit und heuert bei einer Unternehmensberatung an. Der andere muss ein Semester nachsitzen, verliert sein Stipendium - und sein "Ting". So heißt eine biometrische App, die heutigen Horrorvisionen vom gläsernen Menschen eine KI-positive Wendung gibt. Das Ting soll seinem Nutzer als "Navigationssystem fürs Leben" via Deep-Learning-Algorithmen dienen. Weswegen seine Anweisungen auch nicht Anweisungen heißen, sondern Empfehlungen: "Leichter Eisenmangel festgestellt. Empfehlung: Fleischkonsum steigern." Dann stating the obvious:
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"Erhöhte Transpiration festgestellt. Empfehlung: Duschen."
Doch das Ting, abgeleitet vom germanischen Wort für Versammlungsstätte, ist nicht so tumb, wie es zunächst ausschaut. Es erfasst nicht nur die körperlichen Zustände seines Anwenders, sondern es nutzt auch über ihn verfügbares Wissen und Erfahrungen aus der Umwelt. Dieser Pakt zwischen Selbstvermessung und Big Data verleiht dem Ting seinen abgründigen Charme. So ist es beispielsweise in der Lage, seinem Erfinder zu empfehlen, eine langjährige Beziehung zu beenden, um sich fortan voll und ganz dem Ting widmen zu können. Und obwohl sich Linus Landmann lange dieser Empfehlung entgegenstemmt, steuert ihn das Ting doch zielsicher in eine Zukunft, von der auch der Leser am Ende nicht weiß, ob es nicht tatsächlich die bessere ist.
Das ist die Fallhöhe, aus der dieses Romanpersonal in die selbstangeheizte Tech-Hölle blickt. Die Frage des freien Willens wird dabei handlungstreibend. Doch wie wird in diesem KI-Märchen das große Unmenschliche der Maschine dem Maschinentraum der Menschheit gegenübergestellt? Welche Metaphern, Beschreibungen, Beobachtungen zieht der Autor dafür heran?
"In der Lobby ist die Luft trocken und steril" - Klischees in enervierenden Mengen. Rhetorische Fragen, die nicht ernsthaft diskutiert werden: "Ist das Ting gut oder böse?" Einfälle, die allesamt den immer wieder zitierten großen Tech-Vorbildern abgekupfert sind. So wird die spätere Firmenzentrale der Ting-Erfinder in eine entwidmete Kirche verlegt, was an die Verkaufskathedralen von Apple erinnert. Dazu Tech-Jargon, der affirmativ eingesetzt wird und die Figuren selbst so phrasenhaft daherreden lässt wie das Ting: "Linus hat das Wunder vollbracht, die User Experience des Ting auf eine emotionale Ebene zu verlagern."
Die Story im Hintergrund fügt sich folgendermaßen zusammen: Adam, ein von Komplexen getriebener Deutsch-Pole, hat Linus' Idee geklaut und macht damit Karriere bei Strindholm Consulting. Bis er wegen Industriespionage gefeuert wird. Da begibt es sich, dass er seinen alten Studienfreund Linus wiedertrifft und ihn überredet, ein Start-up zu gründen. Hurtig führt der Erzähler jetzt über ein paar Gewissensprüfungen hinweg, die zu dem Ergebnis führen, dass das Ting nun via Businessplan nur Marktreife gebracht werden soll. Gesucht wird neben Linus und Adam jetzt noch "ein Software Engineer, der die entsprechenden Skills besitzt". Weil der Roman es so will, ist auch der schnell gefunden. Und zwar ebenfalls in der Klischeekiste: Es ist eine verschlossene Asiatin mit schwarzem Kapuzenpulli, die ihr Dasein in einer Ost-Berliner Plattenbaubude fristet.
Coden, bis der Tag kommt - so stellt sich der aufgestörte Kulturbürger das blutleere Programmierervolk vor. "Die Art, wie sie alles um sich herum vergisst, wenn sie programmiert. Ihre kompromisslose Konsequenz." Wenn sie doch mal aus sich herauskommt, was auch kühlen Asiaten manchmal passiert, holt sie ihre Trompete aus dem Gigbag und geht auf eine Jamsession.
Jetzt fehlt dem begabten Trio nur noch ein business angel. Auch der ist schnell zur Stelle in Gestalt des ewig untergebutterten, sensibel-schwulen Strindholm-Sohns, der im Start-up eine Chance sieht, sich endlich dem väterlichen Einfluss zu entziehen. "Wie der Zufall es will, habe ich ein wenig Geld übrig. Einen angemessenen Betrag für die Anschubfinanzierung eines Start-ups in der Seed-Phase." Bingo!
Dieser Roman folgt von der ersten bis zur letzten Seite dem Bingo-Prinzip. Man weiß immer schon lange vor den dramatischen Wendungen, wie diese verlaufen werden, was ihnen jede Dramatik nimmt. Etwa, wenn das Ting durch seine immer übergriffiger werdenden Empfehlungen in das Privatleben seiner Erfinder hineinfunkt. Die Story, die sich daraus entwickelt, hat allerdings über den Einfall hinaus keinerlei eigene Spannung. Sie spiegelt bloß das stumpfe Reflexionsniveau des in ihr thematisierten technischen Geräts wider. Die Form steht dabei in keinem kritischen Verhältnis zu ihrem Inhalt. Und der will sich erzählen, komme da, was wolle: "Eine Kirche als Unternehmenssitz. Ein Start-up mit 20 Mitarbeitern und Praktikanten. Das bevorstehende Millionen-Investment. Und die gravierendste Entwicklung von allen: das Ting, das ihre Handlungen und ihr Schicksal bestimmt."
Schließlich ist es der Berater-Sohn, der einen moralischen Rappel bekommt und diesem dann Taten folgen lässt. Ausgerechnet Google verspricht, dem wild gewordenen Start-up ethische Fesseln anzulegen. Mit ein paar ollen Intrigen gegen die anderen Anteilseigner gelingt der Verkauf des Ting. Man hat den Geist in die Flasche zurückgestopft, und die Gedanken der Entwickler sind wieder frei.
Dass hier nicht der Staat regulierend eingreift, sondern ausgerechnet ein global player der Internetwirtschaft, ist da nur konsequent. Dieser Roman, dessen moralischer Konflikt erschreckend lustlos, ja fast zynisch durchgenudelt wird und der kein Klischee auslässt, ist selbst Teil einer Kultur, die er vorgibt zu kritisieren. Es ist seine kritische Kritiklosigkeit, die dieses Debüt, mit dem man als Erstleser aufgefordert ist, schonungsvoll umzugehen, zu einem Gnade verweigernden Ärgernis macht.
KATHARINA TEUTSCH
Artur Dziuk: "Das Ting".
Roman.
DTV, München 2019. 463 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch das Ting, abgeleitet vom germanischen Wort für Versammlungsstätte, ist nicht so tumb, wie es zunächst ausschaut. Es erfasst nicht nur die körperlichen Zustände seines Anwenders, sondern es nutzt auch über ihn verfügbares Wissen und Erfahrungen aus der Umwelt. Dieser Pakt zwischen Selbstvermessung und Big Data verleiht dem Ting seinen abgründigen Charme. So ist es beispielsweise in der Lage, seinem Erfinder zu empfehlen, eine langjährige Beziehung zu beenden, um sich fortan voll und ganz dem Ting widmen zu können. Und obwohl sich Linus Landmann lange dieser Empfehlung entgegenstemmt, steuert ihn das Ting doch zielsicher in eine Zukunft, von der auch der Leser am Ende nicht weiß, ob es nicht tatsächlich die bessere ist.
Das ist die Fallhöhe, aus der dieses Romanpersonal in die selbstangeheizte Tech-Hölle blickt. Die Frage des freien Willens wird dabei handlungstreibend. Doch wie wird in diesem KI-Märchen das große Unmenschliche der Maschine dem Maschinentraum der Menschheit gegenübergestellt? Welche Metaphern, Beschreibungen, Beobachtungen zieht der Autor dafür heran?
"In der Lobby ist die Luft trocken und steril" - Klischees in enervierenden Mengen. Rhetorische Fragen, die nicht ernsthaft diskutiert werden: "Ist das Ting gut oder böse?" Einfälle, die allesamt den immer wieder zitierten großen Tech-Vorbildern abgekupfert sind. So wird die spätere Firmenzentrale der Ting-Erfinder in eine entwidmete Kirche verlegt, was an die Verkaufskathedralen von Apple erinnert. Dazu Tech-Jargon, der affirmativ eingesetzt wird und die Figuren selbst so phrasenhaft daherreden lässt wie das Ting: "Linus hat das Wunder vollbracht, die User Experience des Ting auf eine emotionale Ebene zu verlagern."
Die Story im Hintergrund fügt sich folgendermaßen zusammen: Adam, ein von Komplexen getriebener Deutsch-Pole, hat Linus' Idee geklaut und macht damit Karriere bei Strindholm Consulting. Bis er wegen Industriespionage gefeuert wird. Da begibt es sich, dass er seinen alten Studienfreund Linus wiedertrifft und ihn überredet, ein Start-up zu gründen. Hurtig führt der Erzähler jetzt über ein paar Gewissensprüfungen hinweg, die zu dem Ergebnis führen, dass das Ting nun via Businessplan nur Marktreife gebracht werden soll. Gesucht wird neben Linus und Adam jetzt noch "ein Software Engineer, der die entsprechenden Skills besitzt". Weil der Roman es so will, ist auch der schnell gefunden. Und zwar ebenfalls in der Klischeekiste: Es ist eine verschlossene Asiatin mit schwarzem Kapuzenpulli, die ihr Dasein in einer Ost-Berliner Plattenbaubude fristet.
Coden, bis der Tag kommt - so stellt sich der aufgestörte Kulturbürger das blutleere Programmierervolk vor. "Die Art, wie sie alles um sich herum vergisst, wenn sie programmiert. Ihre kompromisslose Konsequenz." Wenn sie doch mal aus sich herauskommt, was auch kühlen Asiaten manchmal passiert, holt sie ihre Trompete aus dem Gigbag und geht auf eine Jamsession.
Jetzt fehlt dem begabten Trio nur noch ein business angel. Auch der ist schnell zur Stelle in Gestalt des ewig untergebutterten, sensibel-schwulen Strindholm-Sohns, der im Start-up eine Chance sieht, sich endlich dem väterlichen Einfluss zu entziehen. "Wie der Zufall es will, habe ich ein wenig Geld übrig. Einen angemessenen Betrag für die Anschubfinanzierung eines Start-ups in der Seed-Phase." Bingo!
Dieser Roman folgt von der ersten bis zur letzten Seite dem Bingo-Prinzip. Man weiß immer schon lange vor den dramatischen Wendungen, wie diese verlaufen werden, was ihnen jede Dramatik nimmt. Etwa, wenn das Ting durch seine immer übergriffiger werdenden Empfehlungen in das Privatleben seiner Erfinder hineinfunkt. Die Story, die sich daraus entwickelt, hat allerdings über den Einfall hinaus keinerlei eigene Spannung. Sie spiegelt bloß das stumpfe Reflexionsniveau des in ihr thematisierten technischen Geräts wider. Die Form steht dabei in keinem kritischen Verhältnis zu ihrem Inhalt. Und der will sich erzählen, komme da, was wolle: "Eine Kirche als Unternehmenssitz. Ein Start-up mit 20 Mitarbeitern und Praktikanten. Das bevorstehende Millionen-Investment. Und die gravierendste Entwicklung von allen: das Ting, das ihre Handlungen und ihr Schicksal bestimmt."
Schließlich ist es der Berater-Sohn, der einen moralischen Rappel bekommt und diesem dann Taten folgen lässt. Ausgerechnet Google verspricht, dem wild gewordenen Start-up ethische Fesseln anzulegen. Mit ein paar ollen Intrigen gegen die anderen Anteilseigner gelingt der Verkauf des Ting. Man hat den Geist in die Flasche zurückgestopft, und die Gedanken der Entwickler sind wieder frei.
Dass hier nicht der Staat regulierend eingreift, sondern ausgerechnet ein global player der Internetwirtschaft, ist da nur konsequent. Dieser Roman, dessen moralischer Konflikt erschreckend lustlos, ja fast zynisch durchgenudelt wird und der kein Klischee auslässt, ist selbst Teil einer Kultur, die er vorgibt zu kritisieren. Es ist seine kritische Kritiklosigkeit, die dieses Debüt, mit dem man als Erstleser aufgefordert ist, schonungsvoll umzugehen, zu einem Gnade verweigernden Ärgernis macht.
KATHARINA TEUTSCH
Artur Dziuk: "Das Ting".
Roman.
DTV, München 2019. 463 S., geb., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Katharina Teutsch ärgert sich maßlos über den Debütroman von Artur Dziuk. Das liegt zum einen an der Story um zwei Studienfreunde, die sich einst verkracht hatten, weil der eine dem anderen das Masterarbeitsthema geklaut und damit erfolgreich als Unternehmensberater anheuert hatte. Jetzt entwickeln sie zusammen eine App, die - basierend auf den ausgeforschten Bedürfnisse ihrer User - Lebensanweisungen gibt, so die Kritikerin. Dazu versammeln die beiden laut Teutsch "Klischee"-Personal - eine "verschlossene", asiatische Programmiererin und einen "schwulen, sensiblen" Firmenerben als Investor. Dass die Story vorhersehbar ist, geschenkt, meint die Rezensentin. Wenn den jungen Gründern dann aber ihre App moralisch über den Kopf wächst und sie diese an Google verkaufen, wird der Konflikt so "lustlos, fast zynisch" aufgelöst, dass Teutsch dem Debütanten "kritische Kritiklosigkeit" attestiert und zur Strafe keinen Debütantenschutz gewähren will.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ein gelungenes Debüt, das Lesefreude verspricht. Frederik Schulz-Greve NDR 1 Niedersachsen 20191217
Würdet ihr eine App über eure Entscheidungen bestimmen lassen? Mal angenommen, es gäbe eine App, die nicht nur die Kalorienzufuhr und den Stresslevel überwacht, sondern durch Gesichtserkennung weiß, dass der Sitznachbar in der Bahn für eure Karriere wichtig sein …
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Würdet ihr eine App über eure Entscheidungen bestimmen lassen? Mal angenommen, es gäbe eine App, die nicht nur die Kalorienzufuhr und den Stresslevel überwacht, sondern durch Gesichtserkennung weiß, dass der Sitznachbar in der Bahn für eure Karriere wichtig sein könnte – würde ihr diese App nutzen? Diese Frage behandelt Artur Dziuk in seinem Debütroman Das Ting.
Meine Meinung
In Zeiten, wo Herzfrequenz und Schlafrhythmus stetig aufgezeichnet werden scheint der Schritt zur weiteren Optimierung des Menschen durch Technik durchaus möglich zu sein. Den technischen Aspekt lässt Dziuk dabei großteils im Dunkeln, zwar wird von Sensoren gesprochen, doch wie diese getragen werden bleibt ungeklärt, ebenso wie das Ting die Umwelt optisch erfasst. Detailliert schreibt er hingegen über das Innenleben seiner vier Protagonisten, die ihren eigenen Willen dem der App unterordnen. Die verschiedenen Sichtweisen gestalten die Geschichte abwechslungsreich, denn nicht jeder der Gründer ist gleichermaßen überzeugt von dem was sie da geschaffen haben.
Die Charaktere sind zwar interessant, doch auch stellenweise recht klischeehaft: da gibt es den arroganten Erben des Familienunternehmens oder die verschlossene Hackerin, die sich am liebsten in ihren weiten Kapuzenpullis verkriecht. Hier bietet das Buch wenig neues. Faszinierend sind jedoch die Fragen und Gedankenspiele, die es aufwirft. Würde man selbst eine solche App nutzen? Und wenn das komplette Leben auf Entscheidungen einer KI basiert, ist man dann noch Mensch oder schon eher Roboter? Schade fand ich, dass der Roman an der Stelle endet, wo der Weg zur Dystopie erst beginnt: die App ist so weit entwickelt, dass sie mit dem Nutzer quasi verschmolzen ist. Bauchgefühl und eigene Meinung können nicht mehr von Handlungsempfehlungen und Ratschlägen der App unterschieden werden. Wie es an diese Stelle weitergeht, die moralischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der App, hätte ich sehr gerne gelesen.
Fazit
Ein lesenswertes Buch für jeden, der Zukunftsszenarien und Gedankenspiele mag.
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Mir hat das Cover total gut gefallen, auch der Einband hebt sich von der Büchervielfalt ab. Der Klappentext hörte sich vielversprechend an und somit habe ich das Ting dann gekauft.
Linus Landmann hat das Ting entwickelt, eine App, die den Menschen bzw. seine Gedanken bestmöglich …
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Mir hat das Cover total gut gefallen, auch der Einband hebt sich von der Büchervielfalt ab. Der Klappentext hörte sich vielversprechend an und somit habe ich das Ting dann gekauft.
Linus Landmann hat das Ting entwickelt, eine App, die den Menschen bzw. seine Gedanken bestmöglich optimieren soll. Zusammen mit weiteren drei jungen Leuten gründet Linus ein Start-up. Gemeinsam testen und entwickeln sie das Ting weiter.
Im Prinzip geht es um die Testphasen des Ting, welche die vier Gründer selbst an sich durchführen und jeder individuelle Nachrichten vom Ting erhält. Bei jedem Gründer wirkt sich das Ting unterschiedlich auf den Alltag, das Wohlbefinden, die Partnerschaft aus.
Die Geschichte wird kapitelweise über die Gründern bzw. Teilhaber des Ting erzählt. Die verschiedenen Sichtweisen fand ich recht interessant, auch, wie das Ting bei jedem Einzelnen ganz unterschiedlich wirkt und reagiert.
Allerdings muss ich leider gestehen, dass mir auf Dauer die versprochene Spannung fehlte. Ich dachte irgendwie die ganze Zeit, es müsste noch irgendetwas Spektakuläres passieren, was aber nicht geschah.
Sprachlich gefällt mir der Roman gut. Das Buch lässt sich flüssig lesen und auch die extra gekennzeichneten Textnachrichten des Ting finde ich gut gelungen.
Der Roman greift ausserdem vielfältige Themen wie Liebe, Freundschaft, Familie, Enttäuschung, persönliche Entwicklung und Neustart auf.
Abschließend muss ich jedoch sagen, dass ich mehr erwartet habe bzw mir eine weitreichendere Handlung erhofft habe, z.B. was passiert, wenn 100, 1.000, 10.000 Menschen das Ting nutzen. Wie kommt das Ting auf dem Markt an.
Sicherlich ein guter Debütroman mit einem interessanten Thema, den Artur Dziuk hier geschrieben hat, der allerdings spannungsgeladener und packender hätte sein können.
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