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Nominiert für den GLAUSER-Preis 2025 in der Kategorie »Debütroman«»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas PflügerEin Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und spannungsgeladen bis zum Schluss zeigt Susanne Tägder, was geschieht, wenn Menschen um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen. Inspiriert von einem wahren Fall.Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher...
Nominiert für den GLAUSER-Preis 2025 in der Kategorie »Debütroman«
»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas Pflüger
Ein Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und spannungsgeladen bis zum Schluss zeigt Susanne Tägder, was geschieht, wenn Menschen um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen. Inspiriert von einem wahren Fall.
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine Schwierigkeiten mit den Vorschriften, seit seine Tochter gestorben ist. Auf seinen Instinkt kann er sich allerdings noch immer verlassen. Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem örtlichen See gefischt wird, weiß Groth, dass das kein Unfall war. Warum sollte ein guter Schwimmer wie Eck im See ertrinken? Unddas kurz nachdem er Groth aufgesucht und behauptet hat, er würde verfolgt? Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter. Und stößt dabei auf eine Spur, die ihn zu einer Kellnerin im nahegelegenen Ausflugslokal und zurück zu einem ungelösten Mordfall führt.
»Ein Roman von einer ungeheuer subtilen Wucht, der einen einsaugt und nicht mehr loslässt, nicht mal nach der letzten Seite. Susanne Tägder ist eine absolute Entdeckung!« Lucy Fricke
»Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben.« Andreas Pflüger
Ein Toter im See. Ein Hauptkommissar zurück am Ort seiner Kindheit. Eine Stadt, die zu schweigen gelernt hat. Scharfsichtig und spannungsgeladen bis zum Schluss zeigt Susanne Tägder, was geschieht, wenn Menschen um jeden Preis ihre Macht erhalten wollen. Inspiriert von einem wahren Fall.
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine Schwierigkeiten mit den Vorschriften, seit seine Tochter gestorben ist. Auf seinen Instinkt kann er sich allerdings noch immer verlassen. Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem örtlichen See gefischt wird, weiß Groth, dass das kein Unfall war. Warum sollte ein guter Schwimmer wie Eck im See ertrinken? Unddas kurz nachdem er Groth aufgesucht und behauptet hat, er würde verfolgt? Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter. Und stößt dabei auf eine Spur, die ihn zu einer Kellnerin im nahegelegenen Ausflugslokal und zurück zu einem ungelösten Mordfall führt.
»Ein Roman von einer ungeheuer subtilen Wucht, der einen einsaugt und nicht mehr loslässt, nicht mal nach der letzten Seite. Susanne Tägder ist eine absolute Entdeckung!« Lucy Fricke
Susanne Tägder, geboren 1968 in Heidelberg, hat in Deutschland und den USA studiert und arbeitete danach als Richterin in Karlsruhe. Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Schweiz und in Kalifornien. Ihre literarischen Texte wurden mit dem Walter-Serner-Preis und dem Harder-Literaturpreis ausgezeichnet. Für Das Schweigen des Wassers erhielt Susanne Tägder den Wittwer-Thalia-Debütkrimipreis und war für den Glauser-Preis in der Sparte Debüt nominiert.
Produktdetails
- Verlag: Tropen
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 16. März 2024
- Deutsch
- Abmessung: 215mm x 134mm x 30mm
- Gewicht: 415g
- ISBN-13: 9783608501940
- ISBN-10: 3608501940
- Artikelnr.: 69211164
Herstellerkennzeichnung
Tropen
Rotebühlstr. 77
70178 Stuttgart
produktsicherheit@klett-cotta.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein vielversprechendes Debüt legt Susanne Tägder hier vor, findet Rezensent Hannes Hintermeier. Hauptfigur des Krimis, der laut Hintermeier mehr ist als nur ein Krimi, ist Kriminalhauptkommissar Arno Groth, die Handlung ist im Jahr 1991 in Mecklenburg angesiedelt. Es geht um einen über zehn Jahre alten Mordfall, in den Bewegung kommt, als der damalige Hauptverdächtige ebenfalls stirbt. Hintermeier erkennt in dem Buch Bezüge zu Franz Kafka und erfreut sich an Tägders rhythmischer Sprache. Ein kluges Buch, das deutsch-deutsche-Traumata aufarbeitet und sich nur äußerlich der Krimiform bedient, so das Fazit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Im Land der Abservierten
Eine vertuschte Untat kommt in der Wendezeit ans Tageslicht: Susanne Tägders Kriminalroman "Das Schweigen des Wassers" führt nach Mecklenburg, kurz nach der Wiedervereinigung. Ein Debüt voller deutsch-deutscher Traumata.
Das schwarze Wasser des Landwehrkanals schweigt, als die "Philippa" mit quietschendem Schleifen unter der Zossener Brücke entlang schrappt. Das Gespräch muss pausieren, Susanne Tägder und Andreas Pflüger tragen den Cliffhanger mit Fassung. Wir sind auf einer Bootsfahrt durch das nächtliche Berlin, es geht um ein Romandebüt, das dem Krimigenre alle Ehre macht. Susanne Tägder hat es verfasst, Andreas Pflüger betätigt sich als Werbetrommler, denn "Das Schweigen des Wassers"
Eine vertuschte Untat kommt in der Wendezeit ans Tageslicht: Susanne Tägders Kriminalroman "Das Schweigen des Wassers" führt nach Mecklenburg, kurz nach der Wiedervereinigung. Ein Debüt voller deutsch-deutscher Traumata.
Das schwarze Wasser des Landwehrkanals schweigt, als die "Philippa" mit quietschendem Schleifen unter der Zossener Brücke entlang schrappt. Das Gespräch muss pausieren, Susanne Tägder und Andreas Pflüger tragen den Cliffhanger mit Fassung. Wir sind auf einer Bootsfahrt durch das nächtliche Berlin, es geht um ein Romandebüt, das dem Krimigenre alle Ehre macht. Susanne Tägder hat es verfasst, Andreas Pflüger betätigt sich als Werbetrommler, denn "Das Schweigen des Wassers"
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fühle sich für ihn so an, sagt Pflüger, als sei es nicht Tägders erstes, sondern ihr zehntes Buch.
Die Autorin, 1968 in Heidelberg geboren, lebt mit ihrer Familie im kalifornischen Palo Alto. Sie hat als Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe gearbeitet und dort prägende Einblicke in Abstiegsgeschichten bekommen. Abservierte gibt es auch in ihrem Debütroman zuhauf. Zunächst hat sich Tägder mit Kurzprosa erprobt, erhielt vor zwei Jahren den Walter-Serner-Preis für Kurzgeschichten. An der Stanford University hat sie einen Schreibkurs absolviert, dann wurde sie von einer deutschen Agentur entdeckt. Der Tropen Verlag, das Berliner Beiboot von Klett-Cotta, griff sofort zu.
Tägders Eltern stammen aus der DDR, sie verließen das Land auf unterschiedlichen Wegen. Die Mutter kehrte auf der Rückreise in die DDR am 13. August 1961, dem Tag der Verkündung des Mauerbaus, nicht in ihre Heimat zurück, weil ihr ein DDR-Grenzpolizist den Hinweis gab, sie könne im Bahnhof Zoo, dem letzten Halt auf Westberliner Seite, aussteigen. Die Verbindung zur Familie riss nie ab, auch Tochter Susanne war immer wieder bei der Verwandtschaft in Neubrandenburg. Die Fluchtgeschichten ließen sie nie los. Dass ihr Debüt 1991 in Mecklenburg spielt, spiegelt diese Obsession.
Andreas Pflügers Auftritt ist eine Galanterie: Der Großmeister des deutschen Thrillers ("Ritchie Girl", "Wie Sterben geht") versagt sich eigentlich Literaturbetriebsrituale wie das Stiften von Werbesprüchen. Er wird eine geistige Verwandtschaft zu Susanne Tägder verspürt haben, womöglich weil ihn Genrebezeichnungen langweilen. Auf seinen Büchern stehe außen "Thriller" und innen "Roman", erzählt Pflüger. Er selbst beschreibt sich als Schriftsteller, in dessen Romanen "Menschen zu Schaden kommen". So verhält es sich auch mit Susanne Tägders Roman, der auf einer Reportage basiert, die Renate Meinhof 2002 in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichte. "Das eisige Echo des Verdachts" erzählt von einem Mann in Mecklenburg, der zu unrecht eines Mordes verdächtigt und dessen Geständnis mit Folter erpresst wurde. Als sich Jahre später seine Unschuld herausstellt, kann er nicht mehr Tritt fassen.
Bei Tägder geschieht die Untat, die alles auslöst, 1980. Die Polizistentochter Jutta Timm wird vergewaltigt und ermordet. Die Romanhandlung setzt ein, als elf Jahre später Kriminalhauptkommissar Arno Groth in seine ostdeutsche Heimatstadt Wechtershagen (das fiktive Pendant Neubrandenburgs) zurückkehrt. Er hat eine Ermittlung verbockt, als Aufbauhelfer Ost soll er den Ball flach halten. Groth ist ein Eigenbrötler, der Literatur liest und sich von ihr zu ungewöhnlichen Lösungswegen verleiten lässt, von Kafkas "Hungerkünstler" etwa. Seine Tochter Saskia ist tot, warum, erfahren wir erst spät. Groth trifft Gestalten seiner Jugend wie die alleinstehende Lehrerin Irina, mit der zusammen er Abitur gemacht hat. "Wie konnte er das vergessen. Er hat sie schon damals nicht gemocht." Das beginnt sich kaum merklich zu ändern. Es ist die Möglichkeit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte, die Tägder hier einflicht. Groths Denken, Reden und Handeln sind nicht deckungsgleich, aber er hat Momente in denen er "plötzlich von kompromissloser Wahrheitsliebe erfüllt" ist.
Der heruntergekommene Bootsverleiher Siegmar Eck liegt tot im See. Er war einst der Hauptverdächtige im Fall Jutta Timm. Kurz vor seinem Tod hat er Groth angesprochen. Er hat herausgefunden, wer Jutta umgebracht hat. Dieses Wissen nimmt er mit ins Grab. Nach einigen Ermittlungsschritten, in denen auch der alte Mordfall eine Rolle spielt, heißt es: kein Verdacht auf Fremdeinwirkung, Akte zu. Man hat genug mit der Gegenwart zu tun. Doch Groth ahnt einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Bei seinen Ermittlungen kollidiert er mit seinem Chef, der noch Karriere beim neuen LKA in Schwerin machen will; und er stolpert über die Obstruktion seines Kollegen Gerstacker, der im neuen System keine Karriere mehr machen wird, weil seine Vorgeschichte zu trübe ist. Dass es in Kafkas Roman "Das Schloss" einen Fuhrmann Gerstäcker gibt, ist vermutlich kein Zufall - auch wenn Tägder angibt, ein wesentlicher Einfluss sei für sie Stefan Zweig gewesen. Und "Vermisst", das vor elf Jahren erschienene Krimidebüt des israelischen Autors Dror Mishani.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Neben jener Groths steht die von Regine Schadow, die im Service der Ausflugsgaststätte "Erholung" arbeitet. Zuletzt hat sie im Kempinski in Berlin gejobbt, was sie in der Provinz will, bleibt ihr Geheimnis. Der dubiose Fotoreporter Hennemann heftet sich an ihre Fersen. Er war es, der 1980 ein Bild des Leichnams von Jutta Timm gemacht hat, von dem niemand weiß. Groth braucht bis Seite 186, bis es zündet: "Er kann es nicht fassen, dass ihm das nicht früher aufgefallen ist."
Tägders Sprache ist souverän rhythmisiert, sie kennt das Milieu, macht es mit feinen Details lebendig. Etwa wenn Groth ein Tapetenmuster sieht, "das ihn an die alten Pril-Blumen erinnert, die Saskia mit fünf von der Flasche abzog und überall in der Hamburger Wohnung verteilte." Oder die Nachbarin, die täglich Gesprächsfäden auswirft, die Groth nicht aufgreift, weil ihm "ihr Repertoire an rhetorischen Fragen unerschöpflich" erscheint. Oder das neue weinrote Tastentelefon in der Farbe "Bordo". "So nennt man Rot neuerdings", sagt die Empfangsdame im Altersheim.
Es geht im Kern um "Blutwissen", um den siebten Sinn, der Menschen lenkt. Tägders Figuren sind Erben transgenerationaler Traumata, die deutsch-deutsche Geschichte in ihrem Seelenrucksack mit sich herumschleppen. Der Kriminalfall liefert nur den Rahmen. Andreas Pflügers Blurb - "Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben" - trifft es gut. Ein zweites Buch mit Arno Groth sei in Arbeit, erzählt die Autorin mit einem leichten Achselzucken - so als könne sie nicht anders. Wie schön. HANNES HINTERMEIER
Susanne Tägder: "Das Schweigen des Wassers". Kriminalroman.
Tropen Verlag, Berlin 2024.
342 S., br.,
17,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Autorin, 1968 in Heidelberg geboren, lebt mit ihrer Familie im kalifornischen Palo Alto. Sie hat als Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe gearbeitet und dort prägende Einblicke in Abstiegsgeschichten bekommen. Abservierte gibt es auch in ihrem Debütroman zuhauf. Zunächst hat sich Tägder mit Kurzprosa erprobt, erhielt vor zwei Jahren den Walter-Serner-Preis für Kurzgeschichten. An der Stanford University hat sie einen Schreibkurs absolviert, dann wurde sie von einer deutschen Agentur entdeckt. Der Tropen Verlag, das Berliner Beiboot von Klett-Cotta, griff sofort zu.
Tägders Eltern stammen aus der DDR, sie verließen das Land auf unterschiedlichen Wegen. Die Mutter kehrte auf der Rückreise in die DDR am 13. August 1961, dem Tag der Verkündung des Mauerbaus, nicht in ihre Heimat zurück, weil ihr ein DDR-Grenzpolizist den Hinweis gab, sie könne im Bahnhof Zoo, dem letzten Halt auf Westberliner Seite, aussteigen. Die Verbindung zur Familie riss nie ab, auch Tochter Susanne war immer wieder bei der Verwandtschaft in Neubrandenburg. Die Fluchtgeschichten ließen sie nie los. Dass ihr Debüt 1991 in Mecklenburg spielt, spiegelt diese Obsession.
Andreas Pflügers Auftritt ist eine Galanterie: Der Großmeister des deutschen Thrillers ("Ritchie Girl", "Wie Sterben geht") versagt sich eigentlich Literaturbetriebsrituale wie das Stiften von Werbesprüchen. Er wird eine geistige Verwandtschaft zu Susanne Tägder verspürt haben, womöglich weil ihn Genrebezeichnungen langweilen. Auf seinen Büchern stehe außen "Thriller" und innen "Roman", erzählt Pflüger. Er selbst beschreibt sich als Schriftsteller, in dessen Romanen "Menschen zu Schaden kommen". So verhält es sich auch mit Susanne Tägders Roman, der auf einer Reportage basiert, die Renate Meinhof 2002 in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichte. "Das eisige Echo des Verdachts" erzählt von einem Mann in Mecklenburg, der zu unrecht eines Mordes verdächtigt und dessen Geständnis mit Folter erpresst wurde. Als sich Jahre später seine Unschuld herausstellt, kann er nicht mehr Tritt fassen.
Bei Tägder geschieht die Untat, die alles auslöst, 1980. Die Polizistentochter Jutta Timm wird vergewaltigt und ermordet. Die Romanhandlung setzt ein, als elf Jahre später Kriminalhauptkommissar Arno Groth in seine ostdeutsche Heimatstadt Wechtershagen (das fiktive Pendant Neubrandenburgs) zurückkehrt. Er hat eine Ermittlung verbockt, als Aufbauhelfer Ost soll er den Ball flach halten. Groth ist ein Eigenbrötler, der Literatur liest und sich von ihr zu ungewöhnlichen Lösungswegen verleiten lässt, von Kafkas "Hungerkünstler" etwa. Seine Tochter Saskia ist tot, warum, erfahren wir erst spät. Groth trifft Gestalten seiner Jugend wie die alleinstehende Lehrerin Irina, mit der zusammen er Abitur gemacht hat. "Wie konnte er das vergessen. Er hat sie schon damals nicht gemocht." Das beginnt sich kaum merklich zu ändern. Es ist die Möglichkeit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte, die Tägder hier einflicht. Groths Denken, Reden und Handeln sind nicht deckungsgleich, aber er hat Momente in denen er "plötzlich von kompromissloser Wahrheitsliebe erfüllt" ist.
Der heruntergekommene Bootsverleiher Siegmar Eck liegt tot im See. Er war einst der Hauptverdächtige im Fall Jutta Timm. Kurz vor seinem Tod hat er Groth angesprochen. Er hat herausgefunden, wer Jutta umgebracht hat. Dieses Wissen nimmt er mit ins Grab. Nach einigen Ermittlungsschritten, in denen auch der alte Mordfall eine Rolle spielt, heißt es: kein Verdacht auf Fremdeinwirkung, Akte zu. Man hat genug mit der Gegenwart zu tun. Doch Groth ahnt einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Bei seinen Ermittlungen kollidiert er mit seinem Chef, der noch Karriere beim neuen LKA in Schwerin machen will; und er stolpert über die Obstruktion seines Kollegen Gerstacker, der im neuen System keine Karriere mehr machen wird, weil seine Vorgeschichte zu trübe ist. Dass es in Kafkas Roman "Das Schloss" einen Fuhrmann Gerstäcker gibt, ist vermutlich kein Zufall - auch wenn Tägder angibt, ein wesentlicher Einfluss sei für sie Stefan Zweig gewesen. Und "Vermisst", das vor elf Jahren erschienene Krimidebüt des israelischen Autors Dror Mishani.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Neben jener Groths steht die von Regine Schadow, die im Service der Ausflugsgaststätte "Erholung" arbeitet. Zuletzt hat sie im Kempinski in Berlin gejobbt, was sie in der Provinz will, bleibt ihr Geheimnis. Der dubiose Fotoreporter Hennemann heftet sich an ihre Fersen. Er war es, der 1980 ein Bild des Leichnams von Jutta Timm gemacht hat, von dem niemand weiß. Groth braucht bis Seite 186, bis es zündet: "Er kann es nicht fassen, dass ihm das nicht früher aufgefallen ist."
Tägders Sprache ist souverän rhythmisiert, sie kennt das Milieu, macht es mit feinen Details lebendig. Etwa wenn Groth ein Tapetenmuster sieht, "das ihn an die alten Pril-Blumen erinnert, die Saskia mit fünf von der Flasche abzog und überall in der Hamburger Wohnung verteilte." Oder die Nachbarin, die täglich Gesprächsfäden auswirft, die Groth nicht aufgreift, weil ihm "ihr Repertoire an rhetorischen Fragen unerschöpflich" erscheint. Oder das neue weinrote Tastentelefon in der Farbe "Bordo". "So nennt man Rot neuerdings", sagt die Empfangsdame im Altersheim.
Es geht im Kern um "Blutwissen", um den siebten Sinn, der Menschen lenkt. Tägders Figuren sind Erben transgenerationaler Traumata, die deutsch-deutsche Geschichte in ihrem Seelenrucksack mit sich herumschleppen. Der Kriminalfall liefert nur den Rahmen. Andreas Pflügers Blurb - "Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben" - trifft es gut. Ein zweites Buch mit Arno Groth sei in Arbeit, erzählt die Autorin mit einem leichten Achselzucken - so als könne sie nicht anders. Wie schön. HANNES HINTERMEIER
Susanne Tägder: "Das Schweigen des Wassers". Kriminalroman.
Tropen Verlag, Berlin 2024.
342 S., br.,
17,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Susanne Tägder [...] zeigt sich als sensible Erzählerin mit großem Respekt vor ihren vielfach gebrochenen Figuren. Ein wertvoller Roman, der sehr genau die Befindlichkeiten einer schwierigen Umbruchszeit in den Blick nimmt.« Silke Arning, SWR Kultur, 27. April 2024 Silke Arning SWR Kultur 20240427
Im Land der Abservierten
Eine vertuschte Untat kommt in der Wendezeit ans Tageslicht: Susanne Tägders Kriminalroman "Das Schweigen des Wassers" führt nach Mecklenburg, kurz nach der Wiedervereinigung. Ein Debüt voller deutsch-deutscher Traumata.
Das schwarze Wasser des Landwehrkanals schweigt, als die "Philippa" mit quietschendem Schleifen unter der Zossener Brücke entlang schrappt. Das Gespräch muss pausieren, Susanne Tägder und Andreas Pflüger tragen den Cliffhanger mit Fassung. Wir sind auf einer Bootsfahrt durch das nächtliche Berlin, es geht um ein Romandebüt, das dem Krimigenre alle Ehre macht. Susanne Tägder hat es verfasst, Andreas Pflüger betätigt sich als Werbetrommler, denn "Das Schweigen des Wassers"
Eine vertuschte Untat kommt in der Wendezeit ans Tageslicht: Susanne Tägders Kriminalroman "Das Schweigen des Wassers" führt nach Mecklenburg, kurz nach der Wiedervereinigung. Ein Debüt voller deutsch-deutscher Traumata.
Das schwarze Wasser des Landwehrkanals schweigt, als die "Philippa" mit quietschendem Schleifen unter der Zossener Brücke entlang schrappt. Das Gespräch muss pausieren, Susanne Tägder und Andreas Pflüger tragen den Cliffhanger mit Fassung. Wir sind auf einer Bootsfahrt durch das nächtliche Berlin, es geht um ein Romandebüt, das dem Krimigenre alle Ehre macht. Susanne Tägder hat es verfasst, Andreas Pflüger betätigt sich als Werbetrommler, denn "Das Schweigen des Wassers"
Mehr anzeigen
fühle sich für ihn so an, sagt Pflüger, als sei es nicht Tägders erstes, sondern ihr zehntes Buch.
Die Autorin, 1968 in Heidelberg geboren, lebt mit ihrer Familie im kalifornischen Palo Alto. Sie hat als Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe gearbeitet und dort prägende Einblicke in Abstiegsgeschichten bekommen. Abservierte gibt es auch in ihrem Debütroman zuhauf. Zunächst hat sich Tägder mit Kurzprosa erprobt, erhielt vor zwei Jahren den Walter-Serner-Preis für Kurzgeschichten. An der Stanford University hat sie einen Schreibkurs absolviert, dann wurde sie von einer deutschen Agentur entdeckt. Der Tropen Verlag, das Berliner Beiboot von Klett-Cotta, griff sofort zu.
Tägders Eltern stammen aus der DDR, sie verließen das Land auf unterschiedlichen Wegen. Die Mutter kehrte auf der Rückreise in die DDR am 13. August 1961, dem Tag der Verkündung des Mauerbaus, nicht in ihre Heimat zurück, weil ihr ein DDR-Grenzpolizist den Hinweis gab, sie könne im Bahnhof Zoo, dem letzten Halt auf Westberliner Seite, aussteigen. Die Verbindung zur Familie riss nie ab, auch Tochter Susanne war immer wieder bei der Verwandtschaft in Neubrandenburg. Die Fluchtgeschichten ließen sie nie los. Dass ihr Debüt 1991 in Mecklenburg spielt, spiegelt diese Obsession.
Andreas Pflügers Auftritt ist eine Galanterie: Der Großmeister des deutschen Thrillers ("Ritchie Girl", "Wie Sterben geht") versagt sich eigentlich Literaturbetriebsrituale wie das Stiften von Werbesprüchen. Er wird eine geistige Verwandtschaft zu Susanne Tägder verspürt haben, womöglich weil ihn Genrebezeichnungen langweilen. Auf seinen Büchern stehe außen "Thriller" und innen "Roman", erzählt Pflüger. Er selbst beschreibt sich als Schriftsteller, in dessen Romanen "Menschen zu Schaden kommen". So verhält es sich auch mit Susanne Tägders Roman, der auf einer Reportage basiert, die Renate Meinhof 2002 in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichte. "Das eisige Echo des Verdachts" erzählt von einem Mann in Mecklenburg, der zu unrecht eines Mordes verdächtigt und dessen Geständnis mit Folter erpresst wurde. Als sich Jahre später seine Unschuld herausstellt, kann er nicht mehr Tritt fassen.
Bei Tägder geschieht die Untat, die alles auslöst, 1980. Die Polizistentochter Jutta Timm wird vergewaltigt und ermordet. Die Romanhandlung setzt ein, als elf Jahre später Kriminalhauptkommissar Arno Groth in seine ostdeutsche Heimatstadt Wechtershagen (das fiktive Pendant Neubrandenburgs) zurückkehrt. Er hat eine Ermittlung verbockt, als Aufbauhelfer Ost soll er den Ball flach halten. Groth ist ein Eigenbrötler, der Literatur liest und sich von ihr zu ungewöhnlichen Lösungswegen verleiten lässt, von Kafkas "Hungerkünstler" etwa. Seine Tochter Saskia ist tot, warum, erfahren wir erst spät. Groth trifft Gestalten seiner Jugend wie die alleinstehende Lehrerin Irina, mit der zusammen er Abitur gemacht hat. "Wie konnte er das vergessen. Er hat sie schon damals nicht gemocht." Das beginnt sich kaum merklich zu ändern. Es ist die Möglichkeit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte, die Tägder hier einflicht. Groths Denken, Reden und Handeln sind nicht deckungsgleich, aber er hat Momente in denen er "plötzlich von kompromissloser Wahrheitsliebe erfüllt" ist.
Der heruntergekommene Bootsverleiher Siegmar Eck liegt tot im See. Er war einst der Hauptverdächtige im Fall Jutta Timm. Kurz vor seinem Tod hat er Groth angesprochen. Er hat herausgefunden, wer Jutta umgebracht hat. Dieses Wissen nimmt er mit ins Grab. Nach einigen Ermittlungsschritten, in denen auch der alte Mordfall eine Rolle spielt, heißt es: kein Verdacht auf Fremdeinwirkung, Akte zu. Man hat genug mit der Gegenwart zu tun. Doch Groth ahnt einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Bei seinen Ermittlungen kollidiert er mit seinem Chef, der noch Karriere beim neuen LKA in Schwerin machen will; und er stolpert über die Obstruktion seines Kollegen Gerstacker, der im neuen System keine Karriere mehr machen wird, weil seine Vorgeschichte zu trübe ist. Dass es in Kafkas Roman "Das Schloss" einen Fuhrmann Gerstäcker gibt, ist vermutlich kein Zufall - auch wenn Tägder angibt, ein wesentlicher Einfluss sei für sie Stefan Zweig gewesen. Und "Vermisst", das vor elf Jahren erschienene Krimidebüt des israelischen Autors Dror Mishani.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Neben jener Groths steht die von Regine Schadow, die im Service der Ausflugsgaststätte "Erholung" arbeitet. Zuletzt hat sie im Kempinski in Berlin gejobbt, was sie in der Provinz will, bleibt ihr Geheimnis. Der dubiose Fotoreporter Hennemann heftet sich an ihre Fersen. Er war es, der 1980 ein Bild des Leichnams von Jutta Timm gemacht hat, von dem niemand weiß. Groth braucht bis Seite 186, bis es zündet: "Er kann es nicht fassen, dass ihm das nicht früher aufgefallen ist."
Tägders Sprache ist souverän rhythmisiert, sie kennt das Milieu, macht es mit feinen Details lebendig. Etwa wenn Groth ein Tapetenmuster sieht, "das ihn an die alten Pril-Blumen erinnert, die Saskia mit fünf von der Flasche abzog und überall in der Hamburger Wohnung verteilte." Oder die Nachbarin, die täglich Gesprächsfäden auswirft, die Groth nicht aufgreift, weil ihm "ihr Repertoire an rhetorischen Fragen unerschöpflich" erscheint. Oder das neue weinrote Tastentelefon in der Farbe "Bordo". "So nennt man Rot neuerdings", sagt die Empfangsdame im Altersheim.
Es geht im Kern um "Blutwissen", um den siebten Sinn, der Menschen lenkt. Tägders Figuren sind Erben transgenerationaler Traumata, die deutsch-deutsche Geschichte in ihrem Seelenrucksack mit sich herumschleppen. Der Kriminalfall liefert nur den Rahmen. Andreas Pflügers Blurb - "Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben" - trifft es gut. Ein zweites Buch mit Arno Groth sei in Arbeit, erzählt die Autorin mit einem leichten Achselzucken - so als könne sie nicht anders. Wie schön. HANNES HINTERMEIER
Susanne Tägder: "Das Schweigen des Wassers". Kriminalroman.
Tropen Verlag, Berlin 2024.
342 S., br.,
17,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Autorin, 1968 in Heidelberg geboren, lebt mit ihrer Familie im kalifornischen Palo Alto. Sie hat als Richterin am Sozialgericht in Karlsruhe gearbeitet und dort prägende Einblicke in Abstiegsgeschichten bekommen. Abservierte gibt es auch in ihrem Debütroman zuhauf. Zunächst hat sich Tägder mit Kurzprosa erprobt, erhielt vor zwei Jahren den Walter-Serner-Preis für Kurzgeschichten. An der Stanford University hat sie einen Schreibkurs absolviert, dann wurde sie von einer deutschen Agentur entdeckt. Der Tropen Verlag, das Berliner Beiboot von Klett-Cotta, griff sofort zu.
Tägders Eltern stammen aus der DDR, sie verließen das Land auf unterschiedlichen Wegen. Die Mutter kehrte auf der Rückreise in die DDR am 13. August 1961, dem Tag der Verkündung des Mauerbaus, nicht in ihre Heimat zurück, weil ihr ein DDR-Grenzpolizist den Hinweis gab, sie könne im Bahnhof Zoo, dem letzten Halt auf Westberliner Seite, aussteigen. Die Verbindung zur Familie riss nie ab, auch Tochter Susanne war immer wieder bei der Verwandtschaft in Neubrandenburg. Die Fluchtgeschichten ließen sie nie los. Dass ihr Debüt 1991 in Mecklenburg spielt, spiegelt diese Obsession.
Andreas Pflügers Auftritt ist eine Galanterie: Der Großmeister des deutschen Thrillers ("Ritchie Girl", "Wie Sterben geht") versagt sich eigentlich Literaturbetriebsrituale wie das Stiften von Werbesprüchen. Er wird eine geistige Verwandtschaft zu Susanne Tägder verspürt haben, womöglich weil ihn Genrebezeichnungen langweilen. Auf seinen Büchern stehe außen "Thriller" und innen "Roman", erzählt Pflüger. Er selbst beschreibt sich als Schriftsteller, in dessen Romanen "Menschen zu Schaden kommen". So verhält es sich auch mit Susanne Tägders Roman, der auf einer Reportage basiert, die Renate Meinhof 2002 in der "Süddeutschen Zeitung" veröffentlichte. "Das eisige Echo des Verdachts" erzählt von einem Mann in Mecklenburg, der zu unrecht eines Mordes verdächtigt und dessen Geständnis mit Folter erpresst wurde. Als sich Jahre später seine Unschuld herausstellt, kann er nicht mehr Tritt fassen.
Bei Tägder geschieht die Untat, die alles auslöst, 1980. Die Polizistentochter Jutta Timm wird vergewaltigt und ermordet. Die Romanhandlung setzt ein, als elf Jahre später Kriminalhauptkommissar Arno Groth in seine ostdeutsche Heimatstadt Wechtershagen (das fiktive Pendant Neubrandenburgs) zurückkehrt. Er hat eine Ermittlung verbockt, als Aufbauhelfer Ost soll er den Ball flach halten. Groth ist ein Eigenbrötler, der Literatur liest und sich von ihr zu ungewöhnlichen Lösungswegen verleiten lässt, von Kafkas "Hungerkünstler" etwa. Seine Tochter Saskia ist tot, warum, erfahren wir erst spät. Groth trifft Gestalten seiner Jugend wie die alleinstehende Lehrerin Irina, mit der zusammen er Abitur gemacht hat. "Wie konnte er das vergessen. Er hat sie schon damals nicht gemocht." Das beginnt sich kaum merklich zu ändern. Es ist die Möglichkeit einer sich anbahnenden Liebesgeschichte, die Tägder hier einflicht. Groths Denken, Reden und Handeln sind nicht deckungsgleich, aber er hat Momente in denen er "plötzlich von kompromissloser Wahrheitsliebe erfüllt" ist.
Der heruntergekommene Bootsverleiher Siegmar Eck liegt tot im See. Er war einst der Hauptverdächtige im Fall Jutta Timm. Kurz vor seinem Tod hat er Groth angesprochen. Er hat herausgefunden, wer Jutta umgebracht hat. Dieses Wissen nimmt er mit ins Grab. Nach einigen Ermittlungsschritten, in denen auch der alte Mordfall eine Rolle spielt, heißt es: kein Verdacht auf Fremdeinwirkung, Akte zu. Man hat genug mit der Gegenwart zu tun. Doch Groth ahnt einen Zusammenhang zwischen den Fällen. Bei seinen Ermittlungen kollidiert er mit seinem Chef, der noch Karriere beim neuen LKA in Schwerin machen will; und er stolpert über die Obstruktion seines Kollegen Gerstacker, der im neuen System keine Karriere mehr machen wird, weil seine Vorgeschichte zu trübe ist. Dass es in Kafkas Roman "Das Schloss" einen Fuhrmann Gerstäcker gibt, ist vermutlich kein Zufall - auch wenn Tägder angibt, ein wesentlicher Einfluss sei für sie Stefan Zweig gewesen. Und "Vermisst", das vor elf Jahren erschienene Krimidebüt des israelischen Autors Dror Mishani.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Neben jener Groths steht die von Regine Schadow, die im Service der Ausflugsgaststätte "Erholung" arbeitet. Zuletzt hat sie im Kempinski in Berlin gejobbt, was sie in der Provinz will, bleibt ihr Geheimnis. Der dubiose Fotoreporter Hennemann heftet sich an ihre Fersen. Er war es, der 1980 ein Bild des Leichnams von Jutta Timm gemacht hat, von dem niemand weiß. Groth braucht bis Seite 186, bis es zündet: "Er kann es nicht fassen, dass ihm das nicht früher aufgefallen ist."
Tägders Sprache ist souverän rhythmisiert, sie kennt das Milieu, macht es mit feinen Details lebendig. Etwa wenn Groth ein Tapetenmuster sieht, "das ihn an die alten Pril-Blumen erinnert, die Saskia mit fünf von der Flasche abzog und überall in der Hamburger Wohnung verteilte." Oder die Nachbarin, die täglich Gesprächsfäden auswirft, die Groth nicht aufgreift, weil ihm "ihr Repertoire an rhetorischen Fragen unerschöpflich" erscheint. Oder das neue weinrote Tastentelefon in der Farbe "Bordo". "So nennt man Rot neuerdings", sagt die Empfangsdame im Altersheim.
Es geht im Kern um "Blutwissen", um den siebten Sinn, der Menschen lenkt. Tägders Figuren sind Erben transgenerationaler Traumata, die deutsch-deutsche Geschichte in ihrem Seelenrucksack mit sich herumschleppen. Der Kriminalfall liefert nur den Rahmen. Andreas Pflügers Blurb - "Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben" - trifft es gut. Ein zweites Buch mit Arno Groth sei in Arbeit, erzählt die Autorin mit einem leichten Achselzucken - so als könne sie nicht anders. Wie schön. HANNES HINTERMEIER
Susanne Tägder: "Das Schweigen des Wassers". Kriminalroman.
Tropen Verlag, Berlin 2024.
342 S., br.,
17,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Anfang der Neunzigerjahre kehrt Hauptkommissar Groth nach vielen Jahren im Westen in seine Heimatstadt zurück, allerdings nicht ganz freiwillig. Als Aufbauhelfer Ost schult er seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit. Eines Tages spricht ihn ein Mann durch das Fenster seiner Dienststelle …
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Anfang der Neunzigerjahre kehrt Hauptkommissar Groth nach vielen Jahren im Westen in seine Heimatstadt zurück, allerdings nicht ganz freiwillig. Als Aufbauhelfer Ost schult er seine Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit. Eines Tages spricht ihn ein Mann durch das Fenster seiner Dienststelle an, erzählt Groth, dass er verfolgt wird und verspricht Beweise. Als kurz darauf die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck im örtlichen See gefunden wird, will sein Vorgesetzter den Fall als Unfall zu den Akten legen. Groth aber hat Zweifel, handelt es sich bei dem Toten um seinen Gesprächspartner, der nie zurückgekommen ist, und verbeißt sich in die Ermittlungen, wobei er Hilfe eines ostdeutschen Kollegen bekommt, der genauso wie er in Ungnade gefallen ist, wenn auch aus anderen Gründen. Alles weist auf einen zehn Jahre alten Mord hin, der nie zufriedenstellend aufgeklärt werden konnte.
„Er trägt eine weite Cordhose, die ihm selbst mit Gürtel fast über die Hüften rutscht. Wie alt mag er sein? Um die dreißig vielleicht? Schwer zu schätzen im schwindenden Licht. Das Gesicht des Mannes wirkt grau. Wenn Groth richtig sieht, ist er barfuß, ein Detail, das Groth nicht einzuordnen weiß.“ (Seite 17)
Inspiriert von dem wahren Mordfall Karin Grabowski, Tochter eines Oberstleutnants der Kriminalpolizei, zum Zeitpunkt des Todes 20 Jahre alt, aus dem Jahr 1979, der erst in den 1990er Jahren neu aufgerollt und später aufgeklärt werden konnte, hat die ehemalige Richterin Susanne Tägder einen Kriminalroman geschrieben, der es in die Liste meiner Top Ten in diesem Genre geschafft hat. Mit feiner Sprache, Sätzen, die unbeirrt ins Schwarze treffen, und völlig unaufgeregt nähert sie sich dem Geschehen an, zwei Perspektiven bemüht sie dafür. Beide Charakter sind so sperrig wie unnahbar und wachsen mir trotzdem ans Herz, denn menschlich sind beide und bescheiden, dazu dermaßen authentisch, dass es weh tut.
„Es folgen Seiten um Seiten, und als Groth durch ist und das Heft zuklappt, sitzt er benommen da, denn es hat gerade ein Toter zu ihm gesprochen.“ (Seite 78)
Es ist ein ruhiges Buch, das sich viel mit den zwischenmenschlichen Beziehungen beschäftigt und mit der Frage, was Heimat ist. Der Kriminalfall wirft zudem die Frage auf, was sonst alles so vertuscht worden ist und warum. Der Weg zur Lösung, auf der Suche nach Wahrheit, hätte nicht spannender sein können, noch lange nach dem Zuklappen hat mich das Buch beschäftigt und blieb in meinem Kopf. „Diese Autorin ist gekommen, um zu bleiben“ wird auf dem Buchrücken ein weiterer großartiger Autor, nämlich der von mir sehr geschätzte Andreas Pflüger, zitiert. Dem möchte ich mich uneingeschränkt anschließen. Ich freue mich sehr auf weitere Bücher der Autorin!
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spannender Krimi
Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder
Wir kehren in die Anfänge der 90iger Jahre zurück und erleben mit wie Hauptkommissar Groth nachdem er vor dem Bau der Mauer in den Westen ging und dort arbeitet und lebte und nun in seinen Heimatort zurück …
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spannender Krimi
Das Schweigen des Wassers von Susanne Tägder
Wir kehren in die Anfänge der 90iger Jahre zurück und erleben mit wie Hauptkommissar Groth nachdem er vor dem Bau der Mauer in den Westen ging und dort arbeitet und lebte und nun in seinen Heimatort zurück kehrt.Hier soll er als Aufbauhelfer Ost die Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Mit den Vorschriften hat er selbst so seine Schwierigkeiten, seit seine Tochter gestorben ist. Allerdings kann er sich immer noch auf seine Instinkte verlassen. Der Bootsverleihers Siegmar Eck wird tot aus dem örtlichen See gefischt. Groth ist sofort klar das es kein Unfall war, denn weshalb sollte ein guter Schwimmer ertrinken? Seine Kollegen wollen den Fall schnell zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter und stößt dabei auf eine Spur die ihn zu einem ungelösten Mordfall führt. Aber lest selbst und ermittelt mit. Flüssiger Schreibstil. Die Protagonisten werden gut beschrieben, sodass man ihre Charaktere, Handlungen, Beweggründe und Emotionen nach voll ziehen kann.
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Das Schweigen des Wassers
Alles spielt im Wechtershagen (Mecklenburg) im Herbst 1991, als Hauptkommissar Arno Groth von Hamburg in seine Heimatstadt zurückversetzt wird, wo er eine Art „Ostaufbau“ betreiben soll und ehemalige DDR-Polizisten in westdeutscher Polizeiarbeit schulen …
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Das Schweigen des Wassers
Alles spielt im Wechtershagen (Mecklenburg) im Herbst 1991, als Hauptkommissar Arno Groth von Hamburg in seine Heimatstadt zurückversetzt wird, wo er eine Art „Ostaufbau“ betreiben soll und ehemalige DDR-Polizisten in westdeutscher Polizeiarbeit schulen soll.
Die neuen ehemaligen DDR-Kollegen sind misstrauisch und begegnen ihm eher skeptisch. Er ist eigentlich nicht so recht willkommen. Es macht ihm aber wenig aus, da er gerne allein und auch ein Eigenbrödler ist.
Aus seinem Bürofenster sieht Kommissar Groth einen doch etwas heruntergekommenen Mann ohne Schuhe. Groth nun neugierig geworden, will nun von dem Mann wissen, warum er um das Kommissariat schleicht und sich versteckt. Der Mann erzählt ihm, dass er sich verfolgt fühlt und kurz nach diesem Gespräch, birgt die Polizei eine Leiche aus einem See. Es handelt sich um den heruntergekommen Mann, welcher noch vor einigen Tagen mit Kommissar Groth gesprochen hat.
Der Mann ist der Bootsverleiher Siegmar Eck. Der vor 10 Jahren beschuldigt wurde, ein Mädchen ermordet zu haben. Er wurde aber Mangels an Beweisen freigesprochen.
Hat nun sein Tot etwas mit dem damaligen Mord an dem Mädchen zu tun?
Ich brauchte eine ganze Weile um mich mit den Figuren vertraut zu machen. Da gibt es den Eigenbrödler Kommissar Anro Groth und seinen Kollege Gerstacker, ein Pedant der alles genau untersuchen will und ihn als Vorgesetzten, auch noch aus der BRD, nicht akzeptiert. Die Kellnerin Regine Schadow vom Lokal am See. Sie weiss mehr über Siegmar Eck, als sie erzählen möchte.Dann der alte Vater des ermordeten Eck. Störrisch und verbort. Groth selbst trauert immer noch um seine Tochter Saskia. Viele Charakteren!
Dann das fiktive Dorf Wechtersburg in Mecklenburg. Wo die Einwohner eine verschworene Gemeinschaft bilden und Misstrauisch gegenüber Fremden sind und sich dann herausstellt, das die Dorfpolizei selbst mit in den Fall verstrickt ist.
Der erste Kriminalroman von Susanne Tägder. Mit leisen Tönen, sachlicher Beobachtung hat sie diesen Kriminalroman geschrieben. An mancher Stelle kommt man als Leser schon einmal ins Nachdenken über diese Zeit der Wende. Der ein oder Andere erinnert sich vielleicht noch daran.
Der Roman ist spannend und nimmt erst am Ende so richtig Fahrt auf. Er ist nicht so blutig geschrieben, dafür eher melancholisch und einfühlsam.
Fazit: Der Kriminalroman „Das Schweigen des Wasser“ für mich eine Leseempfehlung!
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Ein Kriminalroman, der kurz nach der Wende spielt und uns vor Augen führt, was die Wessis von den Ossis gehalten haben und umgekehrt.
Ein Mann verstirbt, und lange Zeit ist nicht klar ob er Selbstmord begangen hat, ob er einen Unfall hatte oder doch ermordet wurde.
Ein Hamburger Kommissar, …
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Ein Kriminalroman, der kurz nach der Wende spielt und uns vor Augen führt, was die Wessis von den Ossis gehalten haben und umgekehrt.
Ein Mann verstirbt, und lange Zeit ist nicht klar ob er Selbstmord begangen hat, ob er einen Unfall hatte oder doch ermordet wurde.
Ein Hamburger Kommissar, der selbst usprünglich aus Ostdeutschland stammt, kommt zur Aufbauhilfe der Polizei in den Osten zurück. Was spannend anmutet, ist leider nicht so gut umgesetzt wie erwartet. Den Schreibstil habe ich nicht als angenehm, teilweise eher als anstrengend empfunden. Auch die Protagonisten sind mir nie näher gekommen und genauso wie die Örtlichkeiten nie vertraut geworden. Die Geschichte an sich ist soweit gut, aber die Umsetzung hat mich nicht begeistert. Das Cover sagt für mich ebenfalls nichts Besonderes aus. Insgesamt ist dieser Kriminalroman weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben.
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Ein See und ein Bootsverleih und ein Toter. Siegmar Eck wird aus dem See gefischt und ihn kennt jeder, weil er der Bootsverleiher ist. Das nahe gelegene Ausflugslokal ist immer gut besucht und die Leiche sorgt für Aufregung und die Kellnerin Regina ist sehr interessiert. Sie ist relativ neu im …
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Ein See und ein Bootsverleih und ein Toter. Siegmar Eck wird aus dem See gefischt und ihn kennt jeder, weil er der Bootsverleiher ist. Das nahe gelegene Ausflugslokal ist immer gut besucht und die Leiche sorgt für Aufregung und die Kellnerin Regina ist sehr interessiert. Sie ist relativ neu im Lokal, aber nicht in der Gegen, aber war schon lange nicht mehr hier. Hauptkommissar Groth lebte lange im Westen und ist jetzt als Aufbauhelfer Ost wieder in seiner Heimat in Mecklenburg. Groth hat seine ganz eigene Sicht auf die Dinge Anfang der 90er Jahre und der Tod seiner Tochter hat ihn verändert und geprägt. Regina hat vor vielen Jahren ihre Schwester verloren und damit auch viel in ihrem Leben und auch sie hat ihre eigene Sichtweise und ihre Geschichte. Der Tod von Siegmar Eck wirft sehr viele Fragen auf und alte Geschichten werden an die Oberfläche geschwemmt und auch alte Wunden reisen wieder auf und Groth hat alle Hände voll zu tun, die Fäden zusammen zu führen.
Susanne Tägder ist ein großartiger und vielschichtiger Krimi gelungen. Sie entwickelt ihre Figuren ganz großartig und genau und der Spannungsbogen ist enorm und es gibt viele Verwicklungen und unerwartete Wendungen und das Buch ist auch ein Teil Deutsche Geschichte. Großartig.
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Mörderisches Mecklenburg Vorpommern
Susanne Tägder wurde zu ihrem Roman "Das Schweigen des Wassers" von einem wahren Fall inspiriert.
Hauptkommissar Groth wird kurz nach der Wende und nach Problemen in seiner alten Dienststelle in Hamburg, in seine Heimatstadt in Mecklenburg …
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Mörderisches Mecklenburg Vorpommern
Susanne Tägder wurde zu ihrem Roman "Das Schweigen des Wassers" von einem wahren Fall inspiriert.
Hauptkommissar Groth wird kurz nach der Wende und nach Problemen in seiner alten Dienststelle in Hamburg, in seine Heimatstadt in Mecklenburg Vorpommern versetzt. Er soll hier westdeutsche Ermittlungsarbeit den Kollegen näher bringen. Klar, dass diese nicht begeistert sind. Aber auch Groth ist noch nicht "angekommen". Eine Leiche wird gefunden. Mord? Selbstmord? Unfall? - alles ist möglich . Im Laufe der Ermittlungen stößt man auf einen ungeklärten Mordfall aus der Vergangenheit. Groth soll den aktuellen Fall möglichst schnell abschließen und den Cold Case erst gar nicht aufrollen. Das spornt ihn aber umso mehr an.
Susanne Tägder gelingt es in ihrem Roman ein stimmungsvolles Bild von der Aufbauarbeit Ost kurz nach der Wende zu schaffen. Die Charaktere sind interessant, mit Ecken und Kanten, und scheinen alle Geheimnisse zu haben. Nach und nach erfährt der Leser immer mehr und langsam verbinden sich die Fäden. Die Handlung vollzieht sich eher ruhig und bedächtig. Trotzdem gelingt es der Autorin den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und kommt dabei ganz ohne Action aus. Für Krimifreuden ganz ohne Gruselmomente durchaus zu empfehlen.
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Wenn die Vergangenheit einen einholt
Klappentext:
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine …
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Wenn die Vergangenheit einen einholt
Klappentext:
Mecklenburg, Anfang der Neunziger: Hauptkommissar Groth wird nach Jahren im Westen zurück in seine Heimatstadt geschickt. Als Aufbauhelfer Ost soll er Kollegen in westdeutscher Polizeiarbeit schulen. Dabei hat er selbst so seine Schwierigkeiten mit den Vorschriften, seit seine Tochter gestorben ist. Auf seinen Instinkt kann er sich allerdings noch immer verlassen. Als die Leiche des Bootsverleihers Siegmar Eck aus dem örtlichen See gefischt wird, weiß Groth, dass das kein Unfall war. Warum sollte ein guter Schwimmer wie Eck im See ertrinken? Und das kurz nachdem er Groth aufgesucht und behauptet hat, er würde verfolgt? Die Kollegen wollen den Fall zu den Akten legen, doch Groth ermittelt weiter. Und stößt dabei auf eine Spur, die ihn zu einer Kellnerin im nahegelegenen Ausflugslokal und zurück zu einem ungelösten Mordfall führt.
„Das Schweigen des Wassers“ ist das Krimidebüt von Susanne Tägder.
1991 wird Hauptkommissar Groth nicht ganz freiwillig von Hamburg in seine Heimatstadt Wechtershagen in Mecklenburg versetzt. Dort soll er seinen Kollegen die Arbeitsweise der westlichen Polizei beibringen. Natürlich wird er skeptisch beäugt, man hält sich lieber von ihm fern. Er wird auch nicht aufgefordert zu einem Feierabendbier mitzukommen. Aber der Kommissar ist eh ein Eigenbrötler.
Vor seinem Bürofenster sieht Groth einen etwas heruntergekommenen Mann ohne Schuhe. Der Mann erzählt dem Hauptkommissar, dass er sich verfolgt fühle.
Kurz darauf muss die Polizei den Mann aus dem See bergen. Es handelt sich um den Bootsverleihers Siegmar Eck. Es stellt sich heraus, dass Eck vor 10 Jahren beschuldigt wurde ein Mädchen ermordet zu haben. Aus Mangel an Beweisen wurde er Freigesprochen. Hat sein Tod etwas mit dem damaligen Fall zu tun?
Ich muss sagen, ich habe etwas gebraucht um in die Geschichte einzutauchen. Am Anfang geht es ziemlich langsam voran und die Spannung konnte mich nicht richtig fassen. Nachdem ich ein Drittel des Buchs gelesen habe zogen das Tempo und die Spannung an. Ich bin dann doch froh gewesen, dass ich an dem Buch drangeblieben bin.
Die Charaktere sind recht unterschiedlich was die Geschichte facettenreich macht. Nicht alle sind auf Anhieb sympathisch. Hauptkommissar Groth hat ein kleines Geheimnis was seine Versetzung angeht und hält sich in seiner neuen Dienststelle auch nicht immer an die Vorschriften. Auch die anderen Charaktere sind interessant. Groths Kollege Gerstacker arbeitet nach einiger Zeit eng mit Groth zusammen.
Regine Schadow, eine Kellnerin der Gaststädte am See hat so ihre Geheimnisse und vor allem Kontakt zum Toten gehabt
Susanne Tägder gibt ihren Leser*innen einen guten Einblick in die Beziehung der Ost und West Polizei und in die Zusammenarbeit der Ost und West Kollegen. Ich denke es war für die Polizisten im Osten eine große Umstellung sich an die Arbeitsweise des Westens zu gewöhnen. Weiterhin denke ich, dass nach dem öffnen der Grenzen die Kriminalität im Osten sich verändert hat.
Die dazugehörige Stimmung wird von der Autorin gut wiedergegeben.
Susanne Tägder hat einen angenehmen und gut verständlichen Schreibstil. Die Autorin kann die Handlungsorte und die Charaktere gut beschreiben, man sieht alles gut vor seinem inneren Auge.
Nachdem es gemütlich losging wird der Krimi zum Ende hin sehr spannend. Der Fall hat größere Ausmaße als zu beginn gedacht.
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etwas düster und nachdenklich
Das Schweigen des Wassers ist der erste Kriminalroman der Autorin Susanne Tägder. Das sehr schlicht gehaltene Buchcover in den dominierenden Farben rot und blau wirkt ein bisschen düster und bedrückend. Genauso wirkten für mich die ersten …
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etwas düster und nachdenklich
Das Schweigen des Wassers ist der erste Kriminalroman der Autorin Susanne Tägder. Das sehr schlicht gehaltene Buchcover in den dominierenden Farben rot und blau wirkt ein bisschen düster und bedrückend. Genauso wirkten für mich die ersten Seiten der Geschichte. Ehrlicherweise bin ich in diese auch zu Beginn nicht gleich "reingekommen", dass wurde im Laufe des Buches aber deutlich besser.
Das Blau auf dem Buchcover ist vermutlich die Anspielung auf den Kriminalfall, denn Bootsverleiher Siegmar Eck wird tot im See gefunden. Das kann kein Unfall sein, ist sich Hauptkommissar Groth sicher, denn der geübte Schwimmer war vorher noch bei ihm und hatte behauptet er würde verfolgt. Deswegen kann dieser seiner Meinung nach nicht ertrunken sein und nimmt die Ermittlungen auf. Seine Kollegen sind da anderer Meinung und außerdem stand der Tote vor elf Jahren im Verdacht Jutta Timm ermordet zu haben. Das Bizarre daran: das Geständnis wurde erpresst, anschließend durch ein wasserdichtes Alibi widerlegt und die Akten sind nun verschwunden. Hier ist etwas richtig "faul".
Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut und flüssig lesen. Sie liefert meist sehr prägnante Beschreibungen der Situationen, ein paar wenige Stellen waren dabei, die mir etwas zu langatmig vorkamen, aber insgesamt betrachtet sind diese zu vernachlässigen. Daher sind auch die Länge der jeweiligen Kapitel passend.
Fazit: wer einen reinen "Unterhaltungs-/Wohlfühlkrimi" sucht ist hier an der falschen Adresse, wer dagegen einen tiefsinnigen, nachdenklichen, spannenden Kriminalroman sucht ist hier genau richtig
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Eine sehr bedrückende Lektüre über den vermeintlichen Unfalltod eines Mannes, der in einem Bootsverleih gearbeitet hatte, ansonsten aber im Wesentlichen dem Alkohol im Übermaß zusprach und offenbar wohnungslos war. Der als "Aufbauhelfer" Ost von Hamburg nach …
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Eine sehr bedrückende Lektüre über den vermeintlichen Unfalltod eines Mannes, der in einem Bootsverleih gearbeitet hatte, ansonsten aber im Wesentlichen dem Alkohol im Übermaß zusprach und offenbar wohnungslos war. Der als "Aufbauhelfer" Ost von Hamburg nach Mecklenburg zurückgekehrte Hauptkommissar glaubt nicht an einen Unfall, hatte der Tote doch kurz vorher ihm erklärt, dass er sich verfolgt fühle. An seinem Vorgesetzten und den Kollegen vorbei ermittelt er und stößt auf einen lange zurückliegenden ungeklärten Tötungsdelikt, in den der Tote verwickelt war und dem er, wie sich zeigt, seinen späteren Lebensweg des Scheiterns zu verdanken hat. In den frühen Neunzigern spielt noch sehr viel der alten DDR-Vergangenheit, der Seilschaften und Kader hinein, die einen hochrangigen Politiker schützen, der damals ebenfalls in die Sache verstrickt war. Es ist sehr bedrückend, über die Machenschaften der involvierten Personen und Gruppierungen zu lesen und über die Hindernisse, die dem Hauptkommissar in den Weg gelegt werden und ein Scheitern vorzuzeichnen scheinen. Die Geschichte ist dicht, sehr erzählerisch, stellenweise literarisch überbracht. Der Spannungsbogen ist flach gehalten, was aber die Lesequalität nicht eintrübt. Macht nachdenklich, grüblerisch, betroffen.
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Ein Krimi, der leicht ins Politische geht. Es ist ein paar Jahre nach der Wende. Hauptkommissar Groth wird aus Hamburg nach Mecklenburg abgeordnet, wo er seine Kindheit verbracht hat. Er soll hier Aufbauhilfe leisten. Seine Kollegen im Osten sehen das gar nicht so gerne, denn sie sind der Ansicht, …
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Ein Krimi, der leicht ins Politische geht. Es ist ein paar Jahre nach der Wende. Hauptkommissar Groth wird aus Hamburg nach Mecklenburg abgeordnet, wo er seine Kindheit verbracht hat. Er soll hier Aufbauhilfe leisten. Seine Kollegen im Osten sehen das gar nicht so gerne, denn sie sind der Ansicht, keine Nachhilfe aus dem Westen zu brauchen. Schon bald hat Groth einen Unglücksfall zu bearbeiten. Ein Bootsverleiher wird tot aus den See geborgen, eine paar Tage zuvor war er bei Groth, denn er fühlte sich verfolgt. Der Haptkommissar glaubt nicht an ein Unglück, sondern an Mord. Der Tote war vor einigen Jahren schon einmal eines Mordes an einem jungen Mädchen beschuldigt worden, wurde dann aber letztendlich freigesprochen. Groth und einer seiner Kollegen geben nicht auf und stoßen dabei in dem alten Mordfall auf einige Ungereimtheiten. Nun versuchen sich den Cold Case nochmals aufzurollen. Und dann ist da noch die Kellnerin, die aus Berlin zurück nach Mecklenburg kommt und sich mit dem Bootsverleiher anfreundet. Sie verhält sich irgendwie komisch. Dieses Buch hat mich sehr fasziniert. Man erfährt auch, welche Verhörmethoden damals in den 80iger Jahren in der DDR angewendet wurden. Ein wirklich unter die Haut gehendes Buch. Groth wird hier als einsamer Wolf dargestellt, der an seinen familiären Verhältnissen zu knabbern hat. Irgendwie können sich die Menschen in der mecklenburgischen Provinz noch nicht so mit ihrer Freiheit identifizieren. Die Autorin hat hier mit ihrem Debütroman wirklich ein hervorragendes Buch geschrieben, das uns einige Einblicke in das Leben der Menschen gibt. Sehr gut ist die Suche nach den Verdächtigen herausgearbeitet und man fiebert mit den Polizisten mit. Der Krimi ist von einem wahren Fall entstanden, was mich natürlich sehr bewegt, liest man von den Verhören damals. Das Cover ist rot und blau. Das Blau stellt den See dar, um den es sich in der Geschichte handelt.
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