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Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2021Die in Teheran geborene Autorin Nava Ebrahimi erzählt von Söhnen und ihren Müttern, von Entwurzelung und Entzweiung, von den Brüchen im Leben. Ein ergreifender Roman von einer der »aufregendsten Gegenwarts-Schriftstellerinnen in deutscher Sprache.« (ORF)»Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich.« Ali Najjar stammt aus Teheran und glaubt, seine Vergangenheit weit hinter sich gelassen zu haben. Als Kindersoldat ha...
Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2021
Die in Teheran geborene Autorin Nava Ebrahimi erzählt von Söhnen und ihren Müttern, von Entwurzelung und Entzweiung, von den Brüchen im Leben. Ein ergreifender Roman von einer der »aufregendsten Gegenwarts-Schriftstellerinnen in deutscher Sprache.« (ORF)
»Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich.« Ali Najjar stammt aus Teheran und glaubt, seine Vergangenheit weit hinter sich gelassen zu haben. Als Kindersoldat hat er das Grauen des Iran-Irak-Kriegs erlebt, aber seine Haut retten können. Später klettert er mit seiner Haltung »Ich war an der Front, ich kenne keine Angst« als Produktdesigner in Deutschland die Karriereleiter hoch. Der Iran, Teheran, seine Familie sind für ihn inzwischen eine fremde Welt. Dann erreicht ihn die Nachricht eines Unbekannten. Ein Freund seiner verstorbenen Mutter aus Teheran bittet ihn um ein Treffen auf neutralem Grund. Ali Najjar schickt seinen Kollegen Sina, Halbiraner und in einer beruflichen Sinn- und privaten Ehekrise, an seiner Statt an den Persischen Golf. Er selbst scheut die Begegnung. Aus gutem Grund.
Die in Teheran geborene Autorin Nava Ebrahimi erzählt von Söhnen und ihren Müttern, von Entwurzelung und Entzweiung, von den Brüchen im Leben. Ein ergreifender Roman von einer der »aufregendsten Gegenwarts-Schriftstellerinnen in deutscher Sprache.« (ORF)
»Salam, hier schreibt Ali-Reza. Ich kannte ihre Mutter gut und verfüge über einen Brief, den ich Ihnen überreichen soll. Es ist wichtig. Für Sie mindestens so sehr wie für mich.« Ali Najjar stammt aus Teheran und glaubt, seine Vergangenheit weit hinter sich gelassen zu haben. Als Kindersoldat hat er das Grauen des Iran-Irak-Kriegs erlebt, aber seine Haut retten können. Später klettert er mit seiner Haltung »Ich war an der Front, ich kenne keine Angst« als Produktdesigner in Deutschland die Karriereleiter hoch. Der Iran, Teheran, seine Familie sind für ihn inzwischen eine fremde Welt. Dann erreicht ihn die Nachricht eines Unbekannten. Ein Freund seiner verstorbenen Mutter aus Teheran bittet ihn um ein Treffen auf neutralem Grund. Ali Najjar schickt seinen Kollegen Sina, Halbiraner und in einer beruflichen Sinn- und privaten Ehekrise, an seiner Statt an den Persischen Golf. Er selbst scheut die Begegnung. Aus gutem Grund.
Nava Ebrahimi, 1978 in Teheran geboren, zählt zu den aufregendsten Stimmen der deutschsprachigen Literatur. Sie erhielt 2021 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Für 'Sechzehn Wörter' wurde sie mit dem Österreichischen Buchpreis, Kategorie Debüt, sowie dem Morgenstern-Preis ausgezeichnet. Nava Ebrahimi studierte Journalismus und Volkswirtschaftslehre in Köln und arbeitete als Redakteurin bei der Financial Times Deutschland sowie der Kölner Stadtrevue. Sie war Finalistin des Open Mike und Teilnehmerin an der Bayerischen Akademie des Schreibens. Nava Ebrahimi lebt mit ihrer Familie in Graz.
Produktdetails
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 220
- Erscheinungstermin: 15. März 2023
- Deutsch
- Abmessung: 186mm x 116mm x 21mm
- Gewicht: 209g
- ISBN-13: 9783442772957
- ISBN-10: 3442772958
- Artikelnr.: 63702671
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Für Melanie Weidemüller etabliert sich Nava Ebrahimi mit ihrem zweiten Roman in der Gegenwartsliteratur. Wie die Autorin anhand eines iranischstämmigen Stardesigners deutsch-iranische Beziehungen, den Irak-Iran-Krieg und das Thema verdrängte Schuld behandelt, findet sie gelungen. Sowohl das Mullah-Regime der Achtziger wird für sie deutlich als auch die neue, glitzernde Lebenswelt des Protagonisten, den ein Brief seiner verstorbenen Mutter an seine Vergangenheit erinnert. Ein Buch voller tragisch verstrickter Schicksale und über Vorurteile und westliche Doppelmoral, so die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein umwerfender Roman über Söhne und ihre Mütter, die Opfer der Liebe und über die Verantwortung, etwas aus seinem Leben zu machen. Nava Ebrahimi ist nicht nur eine der spannendsten Stimmen der deutschen Literatur, sie verdient auch international den Durchbruch.« Angela Wittmann, Brigitte
Gebundenes Buch
Zum Inhalt:
Sina Koshbin ist abgesehen von seinem Aussehen und seinem Namen, den er von seinem mit Abwesenheit glänzenden Vater erhalten hat, kein bisschen iranisch. Neben seinen privaten Problemen stagniert er zudem auch als Produktdesigner auf beruflicher Ebene. Dann kommt ein …
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Zum Inhalt:
Sina Koshbin ist abgesehen von seinem Aussehen und seinem Namen, den er von seinem mit Abwesenheit glänzenden Vater erhalten hat, kein bisschen iranisch. Neben seinen privaten Problemen stagniert er zudem auch als Produktdesigner auf beruflicher Ebene. Dann kommt ein neuer Chef in die angesagte Designeragentur Münchens, der Iraner Ali Najjar, der durch und durch ein Erfolgstyp ist. Bereits als Kindersoldat hat er sich durch den Golfkrieg bis nach Europa gekämpft. Und auch sonst ist er ein Kämpfer und Macher, was Sina so sehr einschüchtert, dass er sich in eine Kreativpause flüchtet. Doch Ali Najjar braucht ihn noch für einen ganz besonderen Plan und nimmt ihn mit auf eine rätselhafte Reise nach Dubai. Dort lernt Sina einen weiteren Ali kennen und gewinnt dadurch einen völlig anderen Einblick in das Leben seines Chefs...
Meine Leseerfahrung:
Kindersoldaten im Golfkrieg ist schon ein hartes Thema, worüber die Autorin völlig unverschönt, nüchtern und dennoch ergreifend zu erzählen weiß. Genauso nüchtern stellt sie aber auch die Designerszene Münchens dar, die geprägt ist von stumpfer Oberflächlichkeit und banalen "Hipster"-Sorgen. Zwei völlig krasse Welten treffen hier zusammen. Aber nicht, wie erwartet, in der Person des Ali Najjar, sondern in einem weiteren Handlungsstrang um den Iraner Ali-Reza, der gefesselt an einen Rollstuhl, seinen Alltag zu meistern versucht. Zu Beginn war ich etwas verwirrt, da die Sprünge zwischen den verschiedenen Erzählsträngen sich übergangslos abwechselten, so dass ich mir nicht sicher war, ob es sich hier nur um denselben Ali handelt oder zwei verschiedene Charaktere dargestellt werden. Das Rätsel um Ali-Reza wird aber allmählich gelüftet und erst gegen Ende begreift man als Leser langsam, wie die Schicksale beider Männer miteinander verknüpft sind.
Welche Rolle Sina in dem Geschehen spielt, war mir zunächst nicht wirklich bewusst. Seine Selbstzweifel und plumpen Problemchen während seiner Midlife-Crisis fingen schon an zu nerven. Im Gegensatz zu ihm ist Ali Najjar ein frischer Wind im Designerbüro. Er scheint einen starken Charakter zu haben, weiß, was er will und wie er es bekommen kann. Und auch mit seiner Vergangenheit weckt er Neugier auf seine Person. Ich hatte zunächst einen Konkurrenzkampf der beiden Männer erwartet, obwohl Sina bei so einem Rivalen von vornherein zum Scheitern verurteilt wäre. Dann kam endlich etwas Fahrt auf, als der Chef ihn regelrecht dazu zwingt, mit ihm nach Dubai zu reisen; eine klug gewählte Örtlichkeit, sozusagen neutraler Boden für beide Alis, um sich zu treffen. Erst mit Ali-Rezas Geschichte über seine Kindheit im Krieg wird der Roman emotional fesselnd und urplötzlich wirken die "Probleme" daheim völlig banal. Sina wird mit dem wirklichen Leben konfrontiert, was bei ihm ganz klar zu einer Veränderung seiner Einstellung führt. Bei Ali Najjar hingegen bleibt diese Frage nahezu unbeantwortet. Als Leser kann man nur hoffen, dass er auch seine Lektion gelernt hat und die richtige Entscheidung für sein weiteres Leben zu treffen imstande ist.
Ich für meinen Teil habe aus diesem Buch Einiges für mich selbst notieren können, insbesondere dass unsere Entscheidungen meist immer langfristige Folgen mit sich ziehen und jede Geschichte es wert ist, erzählt zu werden. Selten hatte ich so ein Buch in Händen, dass mich auch lange nach dem Beenden so gedanklich beschäftigt hat.
Fazit:
Grandios erzählte Geschichte über ein fast vergessenes Kapitel iranischer Geschichte und über drei iranischstämmige Männer mit völlig unterschiedlichen Charakteren auf der Suche nach der eigenen Identität und ihrem Platz im Leben. Dieser Roman verdient einen besonderen Stellenwert in der Weltliteratur.
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außergewöhnliche Auseinandersetzung über Schuld, Schicksal, Konsequenzen und die eigene Identität
Nava Ebrahimi thematisiert in ihrem Roman „Das Paradies meines Nachbarn“ anhand weniger Figuren unter anderem die Zerrissenheit, Sinnsuche, die Frage nach Schuld und …
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außergewöhnliche Auseinandersetzung über Schuld, Schicksal, Konsequenzen und die eigene Identität
Nava Ebrahimi thematisiert in ihrem Roman „Das Paradies meines Nachbarn“ anhand weniger Figuren unter anderem die Zerrissenheit, Sinnsuche, die Frage nach Schuld und Verantwortung, die Suche nach der eigenen Identität, manchmal auch nach der Flucht in ein anderes Land:
Ali Najjar, neuer, forscher Chef eines Designerbüros redet über Erlebnisse als Kindersoldat im Iran, wenn er nach seinem beruflichen Erfolg gefragt wird, gibt an, vor Nichts mehr Angst zu haben. Als er eine Nachricht erhält, seine Mutter wäre verstorben, hätte ihm einen Brief hinterlassen, der persönlich in Teheran übergeben werden soll, nimmt er Sina, einen Angestellten in familiärer Krise und Sabbatical mit um diesen Übergabetermin wahrzunehmen. Ali-Reza sitzt im Rollstuhl, wurde als Kindersoldat eingezogen, hat im Krieg nicht nur Freunde und seine Beine verloren… Wie hängen die Schicksale dieser drei personen zusammen?
Diese Frage wird beantwortet, stückchenweise, in Puzzlestücken, Textsequenzen, zwischen den Zeilen, manchmal direkt und manchmal anstrengend und verschleiert. Die Texte wechseln sich ab, manchmal seitenlang und eindeutig, manchmal fetzenhaft, als würde man einem Telefonat lauschen. Dabei scheint Nava Ebrahimi viel Wert darauf gelegt zu haben, den Leser erst zu verwirren; dieeher angedeuteten Beschreibungen zu Ali haben auch mich in die Irre geführt und mich bis ca. S. 70 überhaupt nicht erkennen lassen, dass es sich um zwei Personen handelt. Sehr geschickt gemacht, fällt dann doch der Groschen und läßt gemeinsam durch andere Textfetzen die zusätzliche Wahrheit zwischen den Zeilen viel deutlicher nachempfinden… Zu Ende des Buches erläutert ein Brief letzte Unklarheiten und Verbindungen, aber dennoch bleibt man umso stärker nachdenklich zurück mit den wichtigen Fragen, beispielsweise über Konsequenzen des eigenen Handelns, der Frage nach Schuld, Feigheit und Ohnmacht, ob man Erinnerungen auslöschen kann oder dem Sterben vor dem Tod…
Den Anfang des Buches fand ich verstörend und anstrengend; wenn der Groschen gefallen ist, fasziniert das Buch mitsamt der aufgeworfenen Fragen.
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Die Kehrseite der Lebensmedaille
In “Das Paradies meines Nachbarn” geht es um drei Männer. Diese drei Männer verbindet eine gemeinsame Herkunftsgeschichte: der Iran.
München 2017: Sina Khoshbin ist Deutscher mit iranischen Wurzeln. Sinas iranischer Vater hat die …
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Die Kehrseite der Lebensmedaille
In “Das Paradies meines Nachbarn” geht es um drei Männer. Diese drei Männer verbindet eine gemeinsame Herkunftsgeschichte: der Iran.
München 2017: Sina Khoshbin ist Deutscher mit iranischen Wurzeln. Sinas iranischer Vater hat die Familie früh verlassen und lebt, erfolgreich und gut situiert, in den USA. Sina arbeitet in einer Designagentur für Küchengeräte und befindet sich in einer Sinnkrise. Dazu trägt auch sein berufliches Umfeld bei, denn es ist eines, das auf Äußerlichkeiten basiert und sich seiner Vergänglichkeit dabei nicht bewusst ist. Die Doppelmoral und das Greenwashing der Gutsituierten (“Wanderschuh, vegan, Fair trade”), der Marketing-Start-Up-Sprech der "veganes Physalis-Softeis auf dem Streetfood-Market"-Fraktion, ist Sina ein zunehmender Dorn im Auge.
Sinas Frau Katharina, mit der er eine Tochter im Grundschulalter hat, ist ausgerechnet Resilienzforscherin und befasst sich mit der Widerstandsfähigkeit der Psyche. Als Mensch ist sie das absolute Gegenteil ihres Mannes, denn sie kommt aus einer heilen Vorzeigefamilie - ohne Migrationshintergrund. Umso mehr interessiert sie sich für dysfunktionale Familien und verkorkste Kindheiten.
Die andere Hauptfigur ist Ali Najjar, der neue Chef Sinas. Er ist heute erfolgreicher Produktdesigner. Als er ein Teeanger im Iran war, versuchte ihn das System zu einem Kindersoldaten zu machen, was erstmal gelang, denn er meldete sich für den Krieg gegen den Irak. Die Paradiesversprechen der Militär-Propaganda, vor denen ihn seine Eltern, vor allem seine Mutter Maryam vergeblich schützen wollten, verhallen zu geisterhaften Mantren in Alis Kopf. Aber Ali ist noch gerade so davongekommen, er ist als Vierzehnjähriger nach Deutschland geflohen und hat dem Krieg den Rücken gekehrt, in dem ein anderer an seiner statt kämpfen musste: Ali-Reza Bayati.
Ali-Reza ist im Iran aufgewachsen. Er hat eine traumatische Kindheit erlebt und die Traumata verfolgen ihn bis heute. Seine religiöse Mutter wird als Witwe von einem Mullah einer Gehirnwäsche unterzogen und sie will Ali-Reza zum Märtyrer machen. Er flieht vor ihr und seiner Identität, um eine andere anzunehmen.
Ali-Reza ist leidet psychisch und physisch an den Folgen der Giftgas-Anschläge und sitzt im Rollstuhl. Nun will er Ali Najjar einen Brief von dessen Mutter Maryam übergeben. Diese nahm Ali-Reza für einige Zeit als Pflegekind bei sich auf.
Sprachlich gefällt mir der Roman sehr. Ich mag es, wenn ein Buch metaphorisch sperrig ist, ungewöhnliche Bilder heraufbeschwört, mit Worten experimentiert und jongliert. Meines Erachtens tut Nava Ebrahimi das. Sie reizt die Möglichkeiten der Sprache aus und fordert den Leser mit Aha-Momenten heraus, aus seinem gemütlichen Winterschlaf in der designten Höhle der westlichen Welt hervorzukriechen und mal über den Tellerrand zu schauen in ein Land, in dem Gewalt und Leid an der Tagesordnung sind.
Die Struktur des Romans ist allerdings ein wenig kompliziert und die drei Protagonisten auseinanderzuhalten, erfordert Konzentration. Hilfreich wäre es vielleicht gewesen, den aktuell erzählenden bzw. erinnernden Fokalisator vor Beginn des Abschnitts zu benennen, also Ali Najjar, Ali-Reza oder Sina.
Das Thema Krieg und Iranische Kindersoldaten ist natürlich keine leichte Lektüre und auch ich hätte vor manchen erinnerten Szenen am liebsten die Augen verschlossen. Also man sollte schon wissen, um was es in dem Buch geht, bevor man sich darauf einlässt.
Das Buch ist Gesellschaftskritik pur. Es nimmt einen Zeitgeist auf die Schippe, in dem wir uns unser Leben designen und die Augen vor dem Leid verschließen, das andernorts auf der Welt existiert. Ein Fake-Leben, ein Stuhl, auf dem man nicht sitzen kann, für Likes und Social Media - Die Autorin spitzt die Schein-Existenz derjenigen, die auf der Habenseite des Lebens sitzen, wie folgt zu: "Simulierte Schönheit. Simulierte Existenz." (S. 55)
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Gebundenes Buch
"Das Paradies meines Nachbarn" ist ein sehr verwirrender Roman zu Beginn, der in den letzten Abschnitten seine volle Schönheit entfalten kann und einen Sinn ergibt, der wirklich herausragend ist. Niemals wäre ich auf Anhieb hinter das Geheimnis des Ali Najjar gekommen, dessen …
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"Das Paradies meines Nachbarn" ist ein sehr verwirrender Roman zu Beginn, der in den letzten Abschnitten seine volle Schönheit entfalten kann und einen Sinn ergibt, der wirklich herausragend ist. Niemals wäre ich auf Anhieb hinter das Geheimnis des Ali Najjar gekommen, dessen Feigheit extreme Ausmaße annimmt. Es verbirgt sich echtes Drama zwischen den Zeilen, welches das Handeln innerhalb fernen Ländern beleuchtet und auch aufzeigt, wieso junge Männer sich in diesem Bestreben zu gefallen oder besser gesagt zu gehorchen dem Wahnsinn preisgeben. Ich werde dieses nicht weiter ausschmücken, denn von diesem Wahn lebt der Roman und erschreckt und fasziniert sogleich. "Das Paradies meines Nachbarn" ist ein Hochkaräter, den es zu lesen lohnt, wobei ich dennoch darauf hinweisen muss, das ich mitunter etwas verwirrt war, da sich die Personen Ali Najjar und Ali Reza nicht immer sehr zügig auseinanderhalten lassen, wobei es sich hier um zwei komplett unterschiedliche Männer handelt. Erst der Brief, der auch im Klappentext erwähnt wird, gibt Aufschluss über das Leben zweier Menschen, die unterschiedlichen Ursprungs sind, aber dennoch miteinander verbunden.
Sehr anschaulich wird Bezug zum Irak Krieg genommen und das Leid, welches damit verknüpft ist. Kindersoldaten, die herangezüchtet wurden um zu sterben oder lebenslang ihre Traumata verarbeiten müssen. Ein Roman, der so viel Tiefgang hat, das es schmerzlich nachdenklich stimmen wird.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an eine etwas mehr als 200 Seiten wertvoll gestrickte Geschichte, die so wie sie geschrieben wurde, wirklich passiert hätte sein können, wobei oftmals hier und da vielleicht auch ein Fünkchen Wahrheit enthalten ist, dies ist, was schockiert und nachdenklich stimmen wird. Mehr Text ist nicht nötig, um eine äußerst runde Story zu präsentieren, die auf den letzten Seiten erzürnt, aber auch Verständnis ausdrückt für Lebenslügen und Verhalten der Menschen, die sich dem Grauen auf unterschiedliche Art und Weise entziehen konnten. Der Titel ist in meinen Augen gut gewählt, denn wenn ich nur auf das Paradies meines Nachbarn schaue, wird innere Heilung niemals möglich sein.
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Gebundenes Buch
Der Produktdesigner Sina Koshbin befindet sich gerade etwas in der Sinnkrise als er einen neuen Chef bekommt: Ali Najjar, Star der Szene und wie er mit iranischen Wurzeln. Bei Sina beschränken diese sich jedoch auf seinen Erzeuger, dessen Name und Aussehen er geerbt hat, er beherrscht weder die …
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Der Produktdesigner Sina Koshbin befindet sich gerade etwas in der Sinnkrise als er einen neuen Chef bekommt: Ali Najjar, Star der Szene und wie er mit iranischen Wurzeln. Bei Sina beschränken diese sich jedoch auf seinen Erzeuger, dessen Name und Aussehen er geerbt hat, er beherrscht weder die Sprache noch kennt er das Land. Trotzdem verbindet die beiden das Anderssein und als Ali ihn bittet, mit ihm nach Dubai zu reisen, um dort etwas Wichtiges zu erledigen, begleitet er ihn ohne zu wissen, worauf er sich einlässt. Alis Stiefbruder hat ihn dorthin gebeten, denn er muss ihm von der verstorbenen Mutter einen Brief übergeben und es war ihr Wunsch, dass er dies persönlich tut. Warum Ali den Mann nicht treffen will, kann Sina zunächst nicht nachvollziehen, er soll an seiner Stelle zu dem Treffen gehen und den Brief in Empfang nehmen. Die Begegnung rückt bei Sina nicht nur das Bild des exzentrischen Designers zurecht, sondern lässt auch ihn selbst nicht unberührt.
Wie auch in ihrem Debütroman „Sechzehn Wörter“ führt die Journalistin Nava Ebrahimi in „Das Paradies meines Nachbarn“ alte und neue Heimat zusammen. Sie gehört zur Riege der deutschsprachigen Autoren mit Migrationshintergrund, die über die Literatur ihre biografischen Erfahrungen zugänglich machen und sich in ihren Werken zwischen beiden Ländern bewegen und damit die thematische Bandbreite deutlich ausweiten. Die Herkunft ist das scheinbar verbindende Element der beiden Protagonisten, bald wird jedoch klar, dass dies nur äußerlich der Fall ist und dass die Frage nach Identität, geworden oder geschaffen, sich ganz anders bestimmt.
Sina wie auch Ali sind komplexe Charaktere, was sich erst im Laufe der Handlung offenbart. Sina erscheint zunächst recht typisch frustriert in der Midlife-Crisis, bei der Beförderung übergangen, kennt seine künstlerischen Grenzen und die Luft ist aus seiner Beziehung mit Katharina ebenfalls raus. Durch die Konfrontation mit Ali, der in ihm zunächst auch vorrangig den Iraner erkennt, wird die Frage aufgerissen, wie er sich selbst definiert. Aufgewachsen In Deutschland bei einer deutschen Mutter hat er sich nie als Ausländer begriffen, wird aber immer wieder wegen seines Aussehens und Namens dazu gemacht. Der Kontakt zum Vater ist spärlich, er weiß weder, wo dieser sich aktuell aufhält, noch womit er eigentlich sein Geld verdient. Wie viel kann so ein Mann ihm mitgegeben haben bei der Herausbildung seiner Persönlichkeit?
Bei Ali ist die Herkunft klarer, als Geflüchteter konnte er jedoch eine neue Legende über sich selbst schaffen, angepasst an das, was man gerne von ihm hören wollte, so oft wiederholt, dass er es selbst irgendwann glaubte.
„Ich habe keine andere Wahl, wenn ich kein Opfer sein will.“
Seine Rolle hat ihn hart zu sich und zu anderen werden lassen. Angriff als Verteidigungsmethode hat sich im Laufe der Jahre als erfolgreich herausgestellt und so begegnet er den Menschen aggressiv, um seinen Platz zu behaupten, aber auch, um sie nicht zu nah an sich heranzulassen, denn er weiß, dass er dann Gefahr läuft, dass sie hinter die Fassade blicken können, hinter der er seine Vergangenheit gut verpackt in schöne Geschichten versteckt hält. Nun scheint der Tag gekommen, sich dem zu stellen, was vor seiner Flucht gewesen ist. Und der Schuld, die er in sich trägt. Hier kommt eine dritte Figur ins Spiel, die die Handlung in Gang setzt, deren Rolle jedoch lange unklar bleibt, sich dann aber mit einem lauten Knall zeigt, der den gefeierten Designer nochmals in anderem Licht erscheinen lässt.
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