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Glavinic, Thomas
Thomas Glavinic wurde 1972 in Graz geboren. 1998 erschien sein Debüt Carl Haffners Liebe zum Unentschieden. Es folgten u.a. Die Arbeit der Nacht (2006), Das bin doch ich (2007), Das Leben der Wünsche (2009) und Das größere Wunder (2013). Seine Romane Der Kameramörder (2001) und Wie man leben soll (2004) wurden fürs Kino verfilmt. Thomas Glavinic erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Seine Romane sind in 18 Sprachen übersetzt. Er lebt in Wien.
Thomas Glavinic wurde 1972 in Graz geboren. 1998 erschien sein Debüt Carl Haffners Liebe zum Unentschieden. Es folgten u.a. Die Arbeit der Nacht (2006), Das bin doch ich (2007), Das Leben der Wünsche (2009) und Das größere Wunder (2013). Seine Romane Der Kameramörder (2001) und Wie man leben soll (2004) wurden fürs Kino verfilmt. Thomas Glavinic erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Seine Romane sind in 18 Sprachen übersetzt. Er lebt in Wien.

© Christina Knecht
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Seitenzahl: 318
- Erscheinungstermin: 13. August 2009
- Deutsch
- Abmessung: 210mm
- Gewicht: 465g
- ISBN-13: 9783446233904
- ISBN-10: 3446233903
- Artikelnr.: 26366345
Herstellerkennzeichnung
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Aus diesem Panikraum gibt es kein Entkommen
Was, wenn alle Wünsche in Erfüllung gehen? Diese Frage stellt der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic in seinem verstörenden, ergreifenden neuen Roman. "Das Leben der Wünsche" zeigt, warum man sich vor seinen tiefsten Sehnsüchten in Acht nehmen muss - sie könnten wahr werden.
Von Felicitas von Lovenberg
Was ist schlimmer: der letzte Mensch auf Erden zu sein - oder in einem geordneten, bürgerlichen Leben einem Albtraum ausgesetzt zu sein, den man selbst mit engsten Vertrauten nicht teilen kann? Was ist unerträglicher: alle Wünsche erfüllt zu bekommen - oder keine Wünsche mehr zu haben? Und was, wenn sich eine private Utopie als übergreifende Apokalypse
Was, wenn alle Wünsche in Erfüllung gehen? Diese Frage stellt der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic in seinem verstörenden, ergreifenden neuen Roman. "Das Leben der Wünsche" zeigt, warum man sich vor seinen tiefsten Sehnsüchten in Acht nehmen muss - sie könnten wahr werden.
Von Felicitas von Lovenberg
Was ist schlimmer: der letzte Mensch auf Erden zu sein - oder in einem geordneten, bürgerlichen Leben einem Albtraum ausgesetzt zu sein, den man selbst mit engsten Vertrauten nicht teilen kann? Was ist unerträglicher: alle Wünsche erfüllt zu bekommen - oder keine Wünsche mehr zu haben? Und was, wenn sich eine private Utopie als übergreifende Apokalypse
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entpuppt?
Der erste Hinweis, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht, lässt im neuen Roman von Thomas Glavinic keine drei Seiten auf sich warten. Denn obwohl ein zwielichtig aussehender Mann Jonas aus heiterem Himmel verspricht, ihm drei Wünsche zu erfüllen, ja ihm diese Wunscherfüllung geradezu aufnötigt, erzählt "Das Leben der Wünsche" kein Märchen, im Gegenteil. Dafür sorgt Jonas selbst mit einer Antwort, deren Schläue sich auf ungeahnte Weise gegen ihn wenden wird: "Ich wünsche mir, dass sich alle meine Wünsche erfüllen. Dies ist mein erster Wunsch, und auf die zwei anderen kommt es nun nicht mehr an, ich schenke sie Ihnen." Jonas wird später nicht sagen können, er sei nicht gewarnt worden: "Sie verstehen mich ganz falsch, sagte der Mann. Es geht nicht darum, was Sie wollen, sondern darum, was Sie sich wünschen." Und: "Geben Sie Ihren Wünschen Zeit, sich zu entfalten."
Vom unheimlichen Eigenleben dieser Wünsche, die aus dem Verborgenen und Verschwiegenen, den dunkelsten, unbewussten Tiefen eines Charakters ans Licht treten und dort existentiellen Schrecken verströmen, erzählt Thomas Glavinic in seinem siebten Roman, der sich, wie jedes Meisterwerk, auf vielen Ebenen lesen lässt. "Das Leben der Wünsche" ist die Geschichte einer fortwährenden Entäußerung. Ein großer Liebesroman und als solcher ein Glaubensbekenntnis. Ein Panikraum und ein Horrortrip aus nächster Nähe. Glavinic zeigt uns einen Mann, der sich selbst schon lange fremd geworden ist und der verzweifelt versucht, mit sich ins Reine zu kommen, Klarheit und Ruhe zu finden. Dabei ist Jonas - zweifelnder Ehemann von Helen, hingebungsvoller Vater von Tom und Chris, leidenschaftlicher Geliebter von Marie und unmotivierter Angestellter einer Werbeagentur - ein ganz normaler, netter Typ, ein Jedermann mit Charisma, der so lebt, fühlt und denkt wie das Gros seiner Generation. Mit fünfunddreißig Jahren ist er noch nicht raus aus dem Alter, in dem man dauernd an Sex denkt, aber auch jung genug, um verstehen zu wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält, um hartnäckig vom Leben einen Sinn zu fordern. Und um Angst zu haben, dass es diesen Sinn nicht gibt. Jonas befürchtet, dass wir in "einer Art Computersimulation" leben, dass unsere Vorstellungen von der Wirklichkeit falsch sind und unser Religionsbegriff ein Missverständnis, weil er davon ausgeht, dass Gott dem Menschen ähnlich ist. Mit anderen Worten: Jonas ist ein Existentialist, der bis ans Äußerste geht.
Und er ist kein Unbekannter. Glavinic-Lesern ist Jonas aus "Die Arbeit der Nacht" (2006) als letzter Mensch auf Erden in bester, erschauernder Erinnerung. Schon damals suchte er die Zähigkeit der Zeit zu überwinden, schon damals entdeckte er, dass ein Teil seiner selbst ein rätselhaftes Eigenleben führte, wenn der andere schlief. Und auch damals hieß die Einzige, die ihn, wenigstens einen seligen Moment lang, von sich selbst erlösen konnte, Marie.
So vielfältig und ergiebig die Beziehungen zwischen den Romanen sind, so eigenständig sind die beiden Bücher doch; man muss keineswegs "Die Arbeit der Nacht" gelesen haben, um "Das Leben der Wünsche" zu verstehen, denn auch Jonas weiß nicht von diesen - früheren? späteren? geträumten? - Erlebnissen. Die Kenntnis des einen Werks steigert indes noch die Bewunderung für das jeweils andere: Dass es Glavinic gelingt, sein ungeheuerliches Sujet auf so konsequente, überzeugende Weise zu variieren und fortzuführen, noch dazu einen früheren Charakter zu zitieren, ohne sich im Geringsten zu wiederholen, bekräftigt seinen Rang als einer der bemerkenswertesten, innovativsten Schriftsteller seiner Generation - und als einer der vielseitigsten. Denn wie für jeden seiner bisherigen Romane hat er auch für "Das Leben der Wünsche" einen eigenen, einleuchtenden Ton gefunden, nüchtern und bei allem Bitterernst auch nonchalant, ein Ton, der das Bizarre nicht nur als real, sondern auch als normal begreift. Wenn es einen Schriftsteller gibt, der hier Pate gestanden haben könnte, so ist es der große Roberto Bolaño, von dem auch das Motto des Romans stammt - aber glücklicherweise schreibt Glavinic unendlich viel eingängiger und disziplinierter als der Chilene.
Dass die Welt mit Bezugspersonen wie Frau, Kinder, Geliebte, Freundin und zynischen Kollegen bevölkert ist, macht Jonas' Lage zwar nicht harmloser, gestaltet sie aber abwechslungsreicher und vor allem lebensnaher als in "Die Arbeit der Nacht". Den Typ mit den drei Wünschen hat Jonas schon fast vergessen, ein Spinner eben, da geschehen seltsame Dinge. Nichts, worüber er sich zunächst beklagen könnte. Seine Aktien steigen kontinuierlich. Und sein Sohn Chris, wegen dessen geringen Wuchses sich Eltern und Kinderarzt schon Sorgen gemacht hatten, ist plötzlich vier Zentimeter größer. Dann sieht er im Fernsehen, wie eine vollbesetzte Gondel abstürzt. Und eines Nachts scheint der Mond ihm zu gehorchen. Kein Zweifel: "Etwas ging vor sich, was nicht recht war." Ein Fußgänger, der Jonas mit seinem aufreizend langsamen Überqueren des Zebrastreifens in Rage gebracht hat, wird eine Sekunde später von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt. Nach diesem Erlebnis hat Jonas eine verstörende Begegnung mit sich selbst. Aber als sein Sohn ihn fragt: "Papi, bist du echt?", ist die Antwort aufrichtig: "Ja, Tom, ich bin echt."
Dass Jonas sich da so sicher sein kann, liegt an Marie, der Frau, die ihn seine Ehe mit Helen als ungenügend erkennen lässt und die er doch nicht ganz für sich haben kann. Denn Marie ist ebenfalls verheiratet und Mutter eines Sohnes. Aber in Jonas wächst die Überzeugung, dass sie die Eine ist, die, mit der er zusammen sein will. Einmal besucht er Marie zu Hause, als ihr Mann nicht da ist; sie schlafen im Ehebett miteinander. Als am nächsten Abend seine Frau Helen tot in der Badewanne liegt, hat die Wunscherfüllungs-Apokalypse für Jonas erst begonnen.
Aber die Endzeit kommt ohne Untergangsstimmung aus. Es gehört zum Wunderbaren dieses Buches, dass der Zweifel und die Trauer und die Angst, die es schildert, zu keinem Zeitpunkt die Sprache befallen - auch wenn die bedrohlichen Omen zunehmen. Jonas, nicht von ungefähr ein Namensvetter jenes Propheten, der sich Gottes Auftrag widersetzte und auf seiner Flucht übers Meer von einem großen Fisch verschluckt wurde, ist auserwählt und verdammt zugleich: "Er hatte das Gefühl, ein Fremdling auf Erden zu sein, jemand, der nicht zu den Menschen gehörte, die ihn umgaben."
Aber nicht einmal mit seiner Vertrauten Anne, die an Leberkrebs zu sterben droht, kann er über dieses Gefühl sprechen, auch nicht mit Marie. Wie alle Frauen in Jonas' Universum, das im Weiblichen die Heilsbotschaft schlechthin ausmacht ("Er wusste, er würde von Jesus nicht gerettet werden. Aber vielleicht von einer Frau."), ist auch sie zumindest äußerlich gefestigter in ihrem Dasein als Jonas, der, wie auf Autopilot gestellt, durch ein Leben gleitet, das immer weniger ihm zu gehören scheint. Beim Begräbnis seiner Frau erfährt er, dass auch Helen eine Affäre hatte. Er verliert einen Zahn. Ein gesichtsloser Autofahrer lockt ihn mit seinem Wagen in den nächtlichen Wald, wo ihm das Benzin ausgeht. Ein Kollege bittet ihn, mit seiner Frau zu schlafen. Als Einziger geht er nicht an Bord eines Flugzeuges, das beim Abflug zerschellt. Und in der vielleicht seltsamsten und surreal-schönsten Nacht dieses an seltsamen und surreal-schönen Szenen so reichen Buches steht die ganze namenlose Stadt unter Wasser. Schweigende Männer rudern in Booten dem Zentrum zu. Aus dem Fenster steigt Jonas in eines ein. "Andere Boote kamen ihm entgegen. In allen saß ein Passagier zwischen Männern in Regenmänteln." Am Morgen ist das Wasser verschwunden, aber überall werden Keller ausgepumpt. Waren die Ereignisse der Nacht also doch keine Chimäre?
Alltag und Zwischenbewusstsein verschmelzen immer stärker. Sich selbst als präsent, real zu empfinden gelingt Jonas zunehmend nur noch durch extreme körperliche Anstrengung oder Schmerz - oder im Zusammensein mit Marie, die nun, da Jonas frei ist, ihrerseits zunächst mit einer endgültigen Entscheidung zögert. Als sie sich ihm dann ganz anschließt, erlebt Jonas, das es Wünsche gibt, die sich trotz ihrer Erfüllung niemals erschöpfen.
Jonas will Spuren hinterlassen, sich als ein Punkt auf der Linie der Zeit verewigen. Diese geradezu obsessive Selbstvergewisserung verfolgt er mit dem Foto, das er seit Jahren am ersten Tag eines jeden Monats von sich gemacht hat, mit einer Krakelei im Aufzug, mit seinen SMS an Marie. Überhaupt ist das Handy für ihn eine Art Nabelschnur, eine letzte Verbindung zur Realität der anderen. Als er es erst immer häufiger verliert und am Ende sogar wegwirft, ist die lässige Geste ebenso alarmierend wie der Satz: "Er war zufrieden mit dem, was er war und was er hatte."
Was hatte Jonas sich zu Beginn gewünscht? "Ich hätte gern mehr über den Tod gewusst, ehe ich sterbe." Und: "Ich hätte vielleicht gern gewusst, wie es ist, knapp davonzukommen." Schließlich: "In Zukunft oder Vergangenheit schauen." Als sich ihm all diese so menschlichen wie vermessenen Wünsche erfüllen, ist es zu spät, sie zurückzunehmen. Und ohne dass es gesagt werden muss, begreift man: Die einzige Möglichkeit, die fatale Entwicklung aufzuhalten, liegt in der Wunschlosigkeit. Welche Schlüsse er daraus ziehen will, bleibt dem Leser überlassen. Glavinic geht es nicht um Moral. Ihm geht es um den Verlust aller Sicherheiten - und das, was danach kommt. In "Das Leben der Wünsche" hat er es herausgefunden.
Thomas Glavinic: "Das Leben der Wünsche". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 319 S., geb., 21,50 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der erste Hinweis, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht, lässt im neuen Roman von Thomas Glavinic keine drei Seiten auf sich warten. Denn obwohl ein zwielichtig aussehender Mann Jonas aus heiterem Himmel verspricht, ihm drei Wünsche zu erfüllen, ja ihm diese Wunscherfüllung geradezu aufnötigt, erzählt "Das Leben der Wünsche" kein Märchen, im Gegenteil. Dafür sorgt Jonas selbst mit einer Antwort, deren Schläue sich auf ungeahnte Weise gegen ihn wenden wird: "Ich wünsche mir, dass sich alle meine Wünsche erfüllen. Dies ist mein erster Wunsch, und auf die zwei anderen kommt es nun nicht mehr an, ich schenke sie Ihnen." Jonas wird später nicht sagen können, er sei nicht gewarnt worden: "Sie verstehen mich ganz falsch, sagte der Mann. Es geht nicht darum, was Sie wollen, sondern darum, was Sie sich wünschen." Und: "Geben Sie Ihren Wünschen Zeit, sich zu entfalten."
Vom unheimlichen Eigenleben dieser Wünsche, die aus dem Verborgenen und Verschwiegenen, den dunkelsten, unbewussten Tiefen eines Charakters ans Licht treten und dort existentiellen Schrecken verströmen, erzählt Thomas Glavinic in seinem siebten Roman, der sich, wie jedes Meisterwerk, auf vielen Ebenen lesen lässt. "Das Leben der Wünsche" ist die Geschichte einer fortwährenden Entäußerung. Ein großer Liebesroman und als solcher ein Glaubensbekenntnis. Ein Panikraum und ein Horrortrip aus nächster Nähe. Glavinic zeigt uns einen Mann, der sich selbst schon lange fremd geworden ist und der verzweifelt versucht, mit sich ins Reine zu kommen, Klarheit und Ruhe zu finden. Dabei ist Jonas - zweifelnder Ehemann von Helen, hingebungsvoller Vater von Tom und Chris, leidenschaftlicher Geliebter von Marie und unmotivierter Angestellter einer Werbeagentur - ein ganz normaler, netter Typ, ein Jedermann mit Charisma, der so lebt, fühlt und denkt wie das Gros seiner Generation. Mit fünfunddreißig Jahren ist er noch nicht raus aus dem Alter, in dem man dauernd an Sex denkt, aber auch jung genug, um verstehen zu wollen, was die Welt im Innersten zusammenhält, um hartnäckig vom Leben einen Sinn zu fordern. Und um Angst zu haben, dass es diesen Sinn nicht gibt. Jonas befürchtet, dass wir in "einer Art Computersimulation" leben, dass unsere Vorstellungen von der Wirklichkeit falsch sind und unser Religionsbegriff ein Missverständnis, weil er davon ausgeht, dass Gott dem Menschen ähnlich ist. Mit anderen Worten: Jonas ist ein Existentialist, der bis ans Äußerste geht.
Und er ist kein Unbekannter. Glavinic-Lesern ist Jonas aus "Die Arbeit der Nacht" (2006) als letzter Mensch auf Erden in bester, erschauernder Erinnerung. Schon damals suchte er die Zähigkeit der Zeit zu überwinden, schon damals entdeckte er, dass ein Teil seiner selbst ein rätselhaftes Eigenleben führte, wenn der andere schlief. Und auch damals hieß die Einzige, die ihn, wenigstens einen seligen Moment lang, von sich selbst erlösen konnte, Marie.
So vielfältig und ergiebig die Beziehungen zwischen den Romanen sind, so eigenständig sind die beiden Bücher doch; man muss keineswegs "Die Arbeit der Nacht" gelesen haben, um "Das Leben der Wünsche" zu verstehen, denn auch Jonas weiß nicht von diesen - früheren? späteren? geträumten? - Erlebnissen. Die Kenntnis des einen Werks steigert indes noch die Bewunderung für das jeweils andere: Dass es Glavinic gelingt, sein ungeheuerliches Sujet auf so konsequente, überzeugende Weise zu variieren und fortzuführen, noch dazu einen früheren Charakter zu zitieren, ohne sich im Geringsten zu wiederholen, bekräftigt seinen Rang als einer der bemerkenswertesten, innovativsten Schriftsteller seiner Generation - und als einer der vielseitigsten. Denn wie für jeden seiner bisherigen Romane hat er auch für "Das Leben der Wünsche" einen eigenen, einleuchtenden Ton gefunden, nüchtern und bei allem Bitterernst auch nonchalant, ein Ton, der das Bizarre nicht nur als real, sondern auch als normal begreift. Wenn es einen Schriftsteller gibt, der hier Pate gestanden haben könnte, so ist es der große Roberto Bolaño, von dem auch das Motto des Romans stammt - aber glücklicherweise schreibt Glavinic unendlich viel eingängiger und disziplinierter als der Chilene.
Dass die Welt mit Bezugspersonen wie Frau, Kinder, Geliebte, Freundin und zynischen Kollegen bevölkert ist, macht Jonas' Lage zwar nicht harmloser, gestaltet sie aber abwechslungsreicher und vor allem lebensnaher als in "Die Arbeit der Nacht". Den Typ mit den drei Wünschen hat Jonas schon fast vergessen, ein Spinner eben, da geschehen seltsame Dinge. Nichts, worüber er sich zunächst beklagen könnte. Seine Aktien steigen kontinuierlich. Und sein Sohn Chris, wegen dessen geringen Wuchses sich Eltern und Kinderarzt schon Sorgen gemacht hatten, ist plötzlich vier Zentimeter größer. Dann sieht er im Fernsehen, wie eine vollbesetzte Gondel abstürzt. Und eines Nachts scheint der Mond ihm zu gehorchen. Kein Zweifel: "Etwas ging vor sich, was nicht recht war." Ein Fußgänger, der Jonas mit seinem aufreizend langsamen Überqueren des Zebrastreifens in Rage gebracht hat, wird eine Sekunde später von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt. Nach diesem Erlebnis hat Jonas eine verstörende Begegnung mit sich selbst. Aber als sein Sohn ihn fragt: "Papi, bist du echt?", ist die Antwort aufrichtig: "Ja, Tom, ich bin echt."
Dass Jonas sich da so sicher sein kann, liegt an Marie, der Frau, die ihn seine Ehe mit Helen als ungenügend erkennen lässt und die er doch nicht ganz für sich haben kann. Denn Marie ist ebenfalls verheiratet und Mutter eines Sohnes. Aber in Jonas wächst die Überzeugung, dass sie die Eine ist, die, mit der er zusammen sein will. Einmal besucht er Marie zu Hause, als ihr Mann nicht da ist; sie schlafen im Ehebett miteinander. Als am nächsten Abend seine Frau Helen tot in der Badewanne liegt, hat die Wunscherfüllungs-Apokalypse für Jonas erst begonnen.
Aber die Endzeit kommt ohne Untergangsstimmung aus. Es gehört zum Wunderbaren dieses Buches, dass der Zweifel und die Trauer und die Angst, die es schildert, zu keinem Zeitpunkt die Sprache befallen - auch wenn die bedrohlichen Omen zunehmen. Jonas, nicht von ungefähr ein Namensvetter jenes Propheten, der sich Gottes Auftrag widersetzte und auf seiner Flucht übers Meer von einem großen Fisch verschluckt wurde, ist auserwählt und verdammt zugleich: "Er hatte das Gefühl, ein Fremdling auf Erden zu sein, jemand, der nicht zu den Menschen gehörte, die ihn umgaben."
Aber nicht einmal mit seiner Vertrauten Anne, die an Leberkrebs zu sterben droht, kann er über dieses Gefühl sprechen, auch nicht mit Marie. Wie alle Frauen in Jonas' Universum, das im Weiblichen die Heilsbotschaft schlechthin ausmacht ("Er wusste, er würde von Jesus nicht gerettet werden. Aber vielleicht von einer Frau."), ist auch sie zumindest äußerlich gefestigter in ihrem Dasein als Jonas, der, wie auf Autopilot gestellt, durch ein Leben gleitet, das immer weniger ihm zu gehören scheint. Beim Begräbnis seiner Frau erfährt er, dass auch Helen eine Affäre hatte. Er verliert einen Zahn. Ein gesichtsloser Autofahrer lockt ihn mit seinem Wagen in den nächtlichen Wald, wo ihm das Benzin ausgeht. Ein Kollege bittet ihn, mit seiner Frau zu schlafen. Als Einziger geht er nicht an Bord eines Flugzeuges, das beim Abflug zerschellt. Und in der vielleicht seltsamsten und surreal-schönsten Nacht dieses an seltsamen und surreal-schönen Szenen so reichen Buches steht die ganze namenlose Stadt unter Wasser. Schweigende Männer rudern in Booten dem Zentrum zu. Aus dem Fenster steigt Jonas in eines ein. "Andere Boote kamen ihm entgegen. In allen saß ein Passagier zwischen Männern in Regenmänteln." Am Morgen ist das Wasser verschwunden, aber überall werden Keller ausgepumpt. Waren die Ereignisse der Nacht also doch keine Chimäre?
Alltag und Zwischenbewusstsein verschmelzen immer stärker. Sich selbst als präsent, real zu empfinden gelingt Jonas zunehmend nur noch durch extreme körperliche Anstrengung oder Schmerz - oder im Zusammensein mit Marie, die nun, da Jonas frei ist, ihrerseits zunächst mit einer endgültigen Entscheidung zögert. Als sie sich ihm dann ganz anschließt, erlebt Jonas, das es Wünsche gibt, die sich trotz ihrer Erfüllung niemals erschöpfen.
Jonas will Spuren hinterlassen, sich als ein Punkt auf der Linie der Zeit verewigen. Diese geradezu obsessive Selbstvergewisserung verfolgt er mit dem Foto, das er seit Jahren am ersten Tag eines jeden Monats von sich gemacht hat, mit einer Krakelei im Aufzug, mit seinen SMS an Marie. Überhaupt ist das Handy für ihn eine Art Nabelschnur, eine letzte Verbindung zur Realität der anderen. Als er es erst immer häufiger verliert und am Ende sogar wegwirft, ist die lässige Geste ebenso alarmierend wie der Satz: "Er war zufrieden mit dem, was er war und was er hatte."
Was hatte Jonas sich zu Beginn gewünscht? "Ich hätte gern mehr über den Tod gewusst, ehe ich sterbe." Und: "Ich hätte vielleicht gern gewusst, wie es ist, knapp davonzukommen." Schließlich: "In Zukunft oder Vergangenheit schauen." Als sich ihm all diese so menschlichen wie vermessenen Wünsche erfüllen, ist es zu spät, sie zurückzunehmen. Und ohne dass es gesagt werden muss, begreift man: Die einzige Möglichkeit, die fatale Entwicklung aufzuhalten, liegt in der Wunschlosigkeit. Welche Schlüsse er daraus ziehen will, bleibt dem Leser überlassen. Glavinic geht es nicht um Moral. Ihm geht es um den Verlust aller Sicherheiten - und das, was danach kommt. In "Das Leben der Wünsche" hat er es herausgefunden.
Thomas Glavinic: "Das Leben der Wünsche". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 319 S., geb., 21,50 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Thomas Glavinics Roman "Leben der Wünsche" hat Rezensent Ulrich Rüdenauer bestens gefallen. Die Geschichte um den aus Glavinics Roman "Die Arbeit der Nacht" bekannten Werber Jonas, dem ein Mann die Erfüllung seiner Wünsche gewährt, beginnt für ihn wie ein Märchen, das mehr und mehr zu einem apokalyptischen Alptraum wird. Er bewundert den Autor als "bestechenden Stilisten", dessen Kunst er in der Wahrung eines "verstörend unaufgeregten" Erzähltons sieht, der den Leser einlulle und damit um so mehr erschrecken lasse über das Geschehen. Höchst gekonnt findet er auch, wie Glavinic bis zum Schluss die Ungewissheit aufrecht erhält, ob sich die katastrophalen Ereignisse um Jonas herum nur in dessen Inneren stattfinden. Für Rüdenauer ist dies ein Roman, der den Leser mit der Ambivalenz seiner "eigenen Fantasien und Ängste" konfrontiert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein Roman, der auf sehr unheimliche und beunruhigende Weise in die eigene Lebenswirklichkeit zielt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.09
"Glavinic evoziert meisterhaft das Grauen in unschuldig banalen Situationen, das ungewollt Mörderische in scheinbar harmlos bösen Gedanken, und er staffiert "Das Leben der Wünsche" mit einem eindrucksvoll dichten Netz von symbolischen Unheimlichkeiten aus." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 19.08.09
"Aus diesem Panikraum gibt es kein Entkommen. Ein verstörender, ergreifender Roman, der sich, wie jedes Meisterwerk, auf vielen Ebenen lesen lässt. Ein großer Liebesroman und als solcher ein Glaubensbekenntnis. Ein Panikraum und ein Horrortrip aus nächster Nähe." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.09
"Die Eröffnungssequenz dieses seltsamen, dieses magisch zwischen Realität und Traum flirrenden Romans öffnet die Büchse der Pandora. (...) Glavinic ist ein bestechender Stilist." Ulrich Rüdenauer, Frankfurter Rundschau, 25.08.09
"Ein fesselnder, ein faustischer Roman über den Sündenfall der Erkenntnis." Tobias Becker, KulturSpiegel, 26.09.09
"Glavinic evoziert meisterhaft das Grauen in unschuldig banalen Situationen, das ungewollt Mörderische in scheinbar harmlos bösen Gedanken, und er staffiert "Das Leben der Wünsche" mit einem eindrucksvoll dichten Netz von symbolischen Unheimlichkeiten aus." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 19.08.09
"Aus diesem Panikraum gibt es kein Entkommen. Ein verstörender, ergreifender Roman, der sich, wie jedes Meisterwerk, auf vielen Ebenen lesen lässt. Ein großer Liebesroman und als solcher ein Glaubensbekenntnis. Ein Panikraum und ein Horrortrip aus nächster Nähe." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.09
"Die Eröffnungssequenz dieses seltsamen, dieses magisch zwischen Realität und Traum flirrenden Romans öffnet die Büchse der Pandora. (...) Glavinic ist ein bestechender Stilist." Ulrich Rüdenauer, Frankfurter Rundschau, 25.08.09
"Ein fesselnder, ein faustischer Roman über den Sündenfall der Erkenntnis." Tobias Becker, KulturSpiegel, 26.09.09
»Thomas Glavinic ist ein wunderbarer Geschichtenschreiber, der dem Leser Ausschnitte aus dem Leben erzählt, wie es wirklich und wahrhaftig ist. [...] Thomas Glavinic gelingt hier ein komplexer Roman - fantastisch erzählt und inszeniert für jeden, der ungewöhnlicher Literatur viel abgewinnen kann.« Susann Fleischer, literaturmarkt.info 04.04.2011
Dieses Buch ist berauschend anders und es verdeutlicht uns mehr, dass das Leben eben nicht nur aus Oberflächlichkeiten besteht und dass die geheimen Wünsche eines jeden einzeln eben auch unbegreifbar sei können.
Protagonist in diesem Roman ist Jonas. Jonas, der verheiratet ist mit …
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Dieses Buch ist berauschend anders und es verdeutlicht uns mehr, dass das Leben eben nicht nur aus Oberflächlichkeiten besteht und dass die geheimen Wünsche eines jeden einzeln eben auch unbegreifbar sei können.
Protagonist in diesem Roman ist Jonas. Jonas, der verheiratet ist mit Helen, zwei Söhne hat und eine Liebschaft mit einer verheirateten Frau, Marie, hat. Jonas trifft einen Fremden, der ihm drei Wünsche erfüllen will und das Einzige was Jonas sich wünscht ist, dass alle seine weiteren Wünsche in Erfüllung gehen.
So absurd, wie dieser Wunsch, so absurd ist auch der weitere Verlauf der Geschichte. Es geschehen Dinge, die Jonas sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte.
Der Autor führt den Leser hier an seine Grenzen. An die Grenezn des Begreifbaren. Gibt es da draußen noch eine andere Wirklichkeite? Ist das, was Jonas hier erlebt noch real oder nur Phantasie? Ich möchte hier an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber geheime Wünsche sind eben nicht immer nur die schönen Seiten des Lebens. Und so erleben wir in dem Roman von Thomas Glavinic auch Überflutungen, Machtkämpfe, Tod und Traurigkeit. Auch Teile unseres Lebens und vielleicht auch unserer Wünsche sind hier in diesem Buch verborgen.
Ein ganz anderer Roman, der mich fasziniert hat, wobei es oft schwierig war die Gespräche vom sonstigen Geschriebenen zu unterscheiden. Außerdem sind mir ein paar zu viele Handys auf dem Müll gelandet. Schade!!
Trotzdem aus meiner Sicht das Fazit: Interressante Sichtweise und lesensweertes Buch!!!
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Zum Inhalt
Jonas, 35 jahre alt, Werbetexter, lebt mit seiner Frau Helen und den Kindern Tom und Chris zusammen. Dann ist da noch der schrullige Kater Astor. Er ist mit seinem Liebesleben unzufrieden und hat nebenbei eine Geliebte...Marie.
Eines Tages nach einer Party begegnet er im Park einen …
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Zum Inhalt
Jonas, 35 jahre alt, Werbetexter, lebt mit seiner Frau Helen und den Kindern Tom und Chris zusammen. Dann ist da noch der schrullige Kater Astor. Er ist mit seinem Liebesleben unzufrieden und hat nebenbei eine Geliebte...Marie.
Eines Tages nach einer Party begegnet er im Park einen merkwürdigen Mann. Dieser möchte ihm drei Wünsche erfüllen. Obendrein weiß er so vieles über Jonas Leben. Eigenartig...denkt er, woher kann dieser Mensch dies alles denn wissen? Er wünscht sich z. B. dass all seine Wünsche in Erfüllung gehen. Doch leider klappt es nicht so wie er es sich vorgestellt hat.
Der größte Teil seines weiteren Lebens verläuft sehr katastrophal. Seine Frau Helen findet er eines Tages tot in der Badewanne...es gibt eine Überschwemmung, die durch einen Dammbruch verursacht worden ist...Jonas wird Zeuge eines Flugzeugunglücks... er muß feststellen, dass seine verstorbene Frau einen Geliebten hatte...usw.
Jonas gleitet ab in die Finsternis seines Inneren. Er verliert den Boden unter den Füßen. Gott sei Dank findet er den Weg in die Realität wieder zurück, doch was erwartet ihn?....
Meine Meinung:
Ich dachte, dass sich alles um das Thema Wünsche dreht und bei Jonas der ein oder andere Wunsch in Erfüllung geht. Hier mußte ich eine Überraschung erleben, denn er bekam nicht das Paradies auf Erden geboten, sondern das genaue Gegenteil. Vieles wurde viel schlimmer in Jonas Leben. Ich wurde in ganz viele Ereignisse hineingeworfen, die man in so kurzer Zeit nie erleben kann.
Dieser Roman war eine neue Erfahrung für mich, interessant, doch würde ich es nicht wieder lesen. Hier passiert zuviel Negatives, deshalb vergebe ich deshalb nur 3 Sterne.
Wer gerne Bücher liest, die zum Nachdenken anregen, kann ich dieses Buch nur empfehlen!
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Jonas fällt es schwer zu glauben,was ihm passiert als sich ein Unbekannter neben ihn auf die Parkbank setzt und ihm erzählt er hätte drei Wünsche seiner Wahl frei. Als er einer seiner größten Wünsche äußert, glaubt er nicht an die Aussage. Schon bald …
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Jonas fällt es schwer zu glauben,was ihm passiert als sich ein Unbekannter neben ihn auf die Parkbank setzt und ihm erzählt er hätte drei Wünsche seiner Wahl frei. Als er einer seiner größten Wünsche äußert, glaubt er nicht an die Aussage. Schon bald geschehen jedoch seltsame Dinge in seinem Alltag. Zunächst sind die Dinge harmlos, doch dann werden die Dinge immer gravierender. Jonas muss sich eingestehen, dass sein Leben eine Wendung nimmt.<br />Es handelt sich um eine fantastische Geschichte,die den Leser herrausfordert.Es bleiben viele Fragen offen und der Leser ist sich bis zum Schluss nicht sicher,aber es ist denn noch ein fesselnder Roman.
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Du hast 3 Wünsche frei...
So fängt dieser Roman an - Jonas wird von einem unbekannten Mann angesprochen, der ihm 3 Wünsche erfüllen will. Beginnt der Roman noch wirklich vielversprechend mit einem langsam aufbauenden Spannungsbogen der im Tod von Jonas Frau gipfelt, ging es …
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Du hast 3 Wünsche frei...
So fängt dieser Roman an - Jonas wird von einem unbekannten Mann angesprochen, der ihm 3 Wünsche erfüllen will. Beginnt der Roman noch wirklich vielversprechend mit einem langsam aufbauenden Spannungsbogen der im Tod von Jonas Frau gipfelt, ging es danach leider - für mich - rapide mit diesem Buch bergab.
Meine drei Wünsche wären gewesen: weniger bizarre Traumszenen, ein verständlicherer Ablauf der Geschichte, Anführungszeichen in der wörtlichen Rede. Punkt 1 und 2 führten dazu, das ich mich in der zweiten Hälffte des Buches kaum noch auf die Handlung konzentrieren konnte, unterstützt von Punkt 3. Denn jedesmal, wenn ich den Faden zu verlieren drohte, musste ich mehrfach nachlesen, wer denn jetzt was zu wem gesagt hat, man konnte es kaum erkennen auf den ersten Blick!
Schade, schade, schade... Nach dem guten Beginn dieses Romanes habe ich mir soviel mehr erhofft! Wegen dem guten flüssigen Erzählstil des Autoren, und der eigentlich tollen Idee, gibt es von mir trotzdem noch 2 1/2 Sterne - aufgerundet auf 3. Vielleicht ist es ein Buch, das man nach einiger Zeit ein zweites Mal lesen sollte, damit einem der tiefere Sinn dahinter aufgeht. Mich lässt es auf jeden Fall nach dem Lesen etwas ratlos und unzufrieden zurück.
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Aufgrund einer Leseprobe hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an dieses Buch. Doch leider wurden diese in keinster Weise erfüllt.
Der Anfang klang so vielversprechend. Was hätte man nicht alles aus der Grundidee machen können, von einem mysteriösen Fremden 3 Wünsche …
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Aufgrund einer Leseprobe hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an dieses Buch. Doch leider wurden diese in keinster Weise erfüllt.
Der Anfang klang so vielversprechend. Was hätte man nicht alles aus der Grundidee machen können, von einem mysteriösen Fremden 3 Wünsche erfüllt zu bekommen. Doch ab da wird das Buch nur noch verwirrend und konfus. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, welche Wünsche die Hauptfigur Jonas jetzt eigentlich hatte.
Das Buch ist unterteilt in 3 Abschnitte. Im ersten strirbt Jonas´Frau, im zweiten passieren ganz viele Dinge (u.a. unerklärliche Überschwemmungen, der Tod des Geliebten von Jaonas´Frau, ein flotter Dreier mit seinem Arbeitskollegen und dessen Freundin, ein Techtelechtel mit einer Kollegin und die Trennung seiner Geliebten von ihrem Ehemann). Im dritten Teil wird seine todkranke Ex-Freundin wieder gesund. Was davon hat er sich jetzt wirklich gewünscht ? Diese Fragen werden bis zum Schluss nicht aufgelöst.
Hinzu kommt, dass einen der Protagonist Jonas nicht wirklich berührt. Es bleibt eine Distanz zwischen Leser und Jonas; man mag sich nicht mit ihm identifizieren, weil er einfach nicht sympathisch ist. Auch hat er merkwürdige Visionen, von denen an nie weiß, ob das nun Wirklichkeit oder Traum ist.
Und was mich am meisten gestört hat, waren die fehlenden Anführungszeichen. Das führte beim Lesen oft zu Verwirrungen. Auch der Schreibstil von Herrn Glavinic ist sehr gewöhnungsbedürftig. Mir kommt die Sprache sehr unterkühlt vor. Es entwickelt sich nicht wirklich ein Spannungsbogen; man möchte auch gar nicht richtig wissen, wie es weitergeht. Zum Schluss hat mich das Buch nur noch gelangweilt.
Fazit: Dieses Buch scheint mir nur für Leser geeignet, die den intellektuellen Zugang dazu finden. Mir ist das leider nicht gelungen.
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Eigentlich hat mir "Das Leben der Wünsche" ganz gut gefallen.
Aber man merkt schon, dass da so ein kleiner Zweifel in meiner Aussage ist.
Ich habe bei dem Buch etwas vermisst und ich kann nicht formulieren was es was. Ganz sicher spielt dabei eine große Rolle, dass ich das …
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Eigentlich hat mir "Das Leben der Wünsche" ganz gut gefallen.
Aber man merkt schon, dass da so ein kleiner Zweifel in meiner Aussage ist.
Ich habe bei dem Buch etwas vermisst und ich kann nicht formulieren was es was. Ganz sicher spielt dabei eine große Rolle, dass ich das Ende einfach nicht verstanden habe. Meiner Meinung nach fehlte da noch ein Kapitel, das mir die Klärung und den "Aha-Effekt" bringt.
Geschrieben ist "Das Leben der Wünsche" aus Sicht eines Mannes und über das Leben eines Mannes. Als Einblick, wie denn Männer so ticken ist es also gar nicht schlecht.
Übertragbar ist die Geschichte aber in Ansätzen eigentlich auf jeden von uns.
Was wünschen wir uns ganz tief in uns drin, wovon wir niemals jemandem etwas sagen würden?
Würden wir das Angebot annehmen, dass alle unsere Wünsche erfüllt werden? Wie steht es mit den Konsequenzen auf das Leben unserer Mitmenschen? Würden wir nur die Vorteile sehen, oder vielleicht doch auch eine Art Reue für unseren Egoismus empfinden?
Für mich warf dieses Buch eine Reihe von Fragen auf. Für mich selber kann ich sie beantworten, aber die Hauptfigur Jonas ist mir weiterhin dubios.
"Das Leben der Wünsche" ist das erste Buch von Thomas Glavinic, das ich gelesen habe. Im Vorwort wird auf eine Verbindung zu einem anderen Buch von ihm hingewiesen. Vielleicht wird vieles klarer, wenn man auch dieses Buch kennt.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich mich noch einmal auf das Experiment "Thomas Glavinic" einlassen möchte. Empfehlen kann ich dieses Buch allen Freunden anspruchsvoller Literatur. Vielleicht auch etwas für Leser der Bücher von Jakob Hein.
Zwischen dem Titelcover und dem Buchinhalt konnte ich übrigens keine Verbindung feststellen.
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Jonas, verheirateter Familienvater mit Dauergeliebter, bekommt von einem seltsamen Mann ein Geschenk: drei Wünsche frei.
Bei diesem Buch weiß ich nicht so richtig, wie ich es bewerten soll. Einerseits ist am Ende Ernüchterung: aus dem Geschenk sich erfüllender Wünsche …
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Jonas, verheirateter Familienvater mit Dauergeliebter, bekommt von einem seltsamen Mann ein Geschenk: drei Wünsche frei.
Bei diesem Buch weiß ich nicht so richtig, wie ich es bewerten soll. Einerseits ist am Ende Ernüchterung: aus dem Geschenk sich erfüllender Wünsche hätten die meisten Autoren wohl eine völlig andere Geschichte entwickelt. Die habe ich fraglos auch erwartet. Aber der Autor zeichnet ein surreales Bild, verwirrende Entwicklungen, einen unglücklichen Protagonisten wenngleich alles hätte anders sein können. Das Buch ist auf eine merkwürdige Weise faszinierend. Obwohl ziemlich schnell klar wird, dass meine Vermutungen nicht erfüllt werden, treibt mich der klare und sachliche Schreibstil voran, möchte ich wissen, wie es weiter geht. Ich erhoffe eine Wendung im Sinne der erwarteten Handlung und bin doch mitgerissen von den nicht erfüllten Hoffnungen.
Dem Vorwort ist zu entnehmen, dass dieses Buch so ist, wie es nur Glavinic-Kenner erahnen konnten. Vielen anderen wird es wohl wie mir gehen. Es ist faszinierend, und am Ende auf keinen Fall enttäuschend.
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Da mir der Autor bis dato unbekannt war, habe ich durch den Klappentext einen Thriller erwartet, bei dem der mysteriöse Mann auf fiese Weise seine Wünsche erfüllt, z.B. seine Frau ermordet, damit er endlich mit seiner Geliebten zusammen sein kann. Stattdessen gab es hier …
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Da mir der Autor bis dato unbekannt war, habe ich durch den Klappentext einen Thriller erwartet, bei dem der mysteriöse Mann auf fiese Weise seine Wünsche erfüllt, z.B. seine Frau ermordet, damit er endlich mit seiner Geliebten zusammen sein kann. Stattdessen gab es hier philosophische Abhandlungen über das Leben und den Tod. Aber hier eine etwas genauere Wertung:
Ein Buch, das ohne jegliche Anführungszeichen auskommt, war mal etwas neues. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell an diesen Stil und dadurch liest sich das Buch flüssig weg. Soviel zum Positiven.
Abgesehen davon, dass mir der Hauptcharakter Jonas einfach unsympathisch war, gab es aber auch noch viele andere Kritikpunkte, die zu dieser schlechten Bewertung geführt haben:
In den normalen Handlungsverlauf wurden immer wieder vollkommen abstruse Szenene eingefügt, die nicht nur keinen Sinn ergaben, sondern mich auch an der geistigen Gesundheit des Protagonisten zweifeln ließen. Er steht auf einem Parkplatz und sieht sich plötzlich selbst als eine zweite Person, die letztendlich mit ihm verschmilzt. Er fährt einem fremden Mann hinterher, der gar kein Gesicht hat. Bei einer Bergwanderung sieht er zwei Männer, die auf eine Frau einprügeln, natürlich sind das nur Geister aus einer vergangenen Zeit. Er sitzt im Auto und plötzlich schwebt er über der Erde und sieht neben sich den Mond. Spätestens hier möchte man Jonas rezeptpflichtige Medikamente verschreiben und die Männer mit den weißen Jäckchen anrufen. Vermutlich soll diesen Szenen eine tiefere Bedeutung zukommen, die mir leider vollkommen entgangen ist.
Desweiteren waren die Gefühle der Charaktere irgendwie nicht nachvollziehbar. Plötzlich schreit Jonas rum, was aber nur durch dieses Wort vermittelt wird und sich nicht aus dem Kontext ergibt. Im Allgemeinen ist mir das ewige Rumgejammere von Jonas und Marie auf die Nerven gegangen, wie gern sie doch zusammen wären aber nicht können. In einer anderen Geschichte wäre dies sicherlich Stoff für eine herzzerreißende Liebesgeschichte gewesen, hier hat mich das einfach genervt.
Der mysteriöse Mann vom Anfang taucht übrigens nicht ein einziges Mal wieder auf. Als sich die Todesfälle und Unfälle um Jonas herum häuften, wurde mir schon klar, welche der am Anfang geäußerten Wünsche der Mann ihm erfüllt. (Einfach mal in die Leseprobe gucken)
Am Ende musste ich mich zum Weiterlesen zwingen, weil mich auch gar nicht mehr interessiert hat, was nun noch passieren soll.
Hinter der Grundidee des Buches steckte viel Potenzial, das meiner Meinung nach vollkommen verschenkt wurde. Schade!
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Broschiertes Buch
Mit „Das Leben der Wünsche“ setzt der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic seinen früheren Roman „Die Arbeit der Nacht“ (dtv 13694) fort. Der Hauptheld Jonas ist inzwischen 35 Jahre alt, mit Helen verheiratet und hat zwei kleine Söhne Tom und …
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Mit „Das Leben der Wünsche“ setzt der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic seinen früheren Roman „Die Arbeit der Nacht“ (dtv 13694) fort. Der Hauptheld Jonas ist inzwischen 35 Jahre alt, mit Helen verheiratet und hat zwei kleine Söhne Tom und Chris, die er abgöttisch liebt. Was ihn aber nicht davon abhält, seine Frau mit der verheiraten Marie zu betrügen.
Dennoch ist Jonas mit seinem Leben irgendwie unzufrieden. Da spricht ihn nach Büroschluss im Park ein unbekannter Mann an, der genau über seine Lebensverhältnisse und kleinen Geheimnisse Bescheid weiß. Der Fremde, stark nach Alkohol riechend, bietet Jonas an, ihm drei Wünsche zu erfüllen. Dieser nimmt das Angebot zunächst nicht ernst, doch dann antwortet er mit einer gewissen Schläue: „Ich wünsche mir, dass sich alle meine Wünsche erfüllen.“ Die anderen beiden Wünsche schenkt er der sonderbaren männlichen Märchenfee. Der zwielichtige Kerl warnt Jonas noch: „Es geht nicht darum, was Sie wollen, sondern darum, was Sie sich wünschen. Und geben Sie Ihren Wünschen Zeit, sich zu entfalten.“
Zunächst scheint dies ein gelungener Schachzug für Jonas zu werden: sein körperlich etwas zurückgebliebener Sohn entwickelt sich plötzlich prächtig und auch seine Aktiendepots klettern ständig. Doch dann entwickeln seine Wünsche ein unheimliches Eigenleben, immer mehr hat ihre Erfüllung schlimme Folgen, so stirbt seine Frau in der Badewanne.
Noch begreift Jonas nicht, dass diese Vorkommnisse etwas mit seinen Wünschen zu tun haben. Als er schließlich die Zusammenhänge durchschaut, versucht er seine Fähigkeiten positiv einzusetzen und z. B. eine Frau von ihrer Krebskrankheit zu heilen. Doch seine unbewussten Wünsche kann er verständlicherweise nicht kontrollieren und so gerät sein Leben aus dem Ruder und steuert schließlich in die Katastrophe.
„Das Leben der Wünsche“ ist ein nachdenklicher und verstörender Roman, der philosophische Fragen vom Sinn unseres Lebens aufwirft. Er macht unsere geheimsten Wünsche sichtbar, die uns in die Tiefe stürzen. Ein literarisches Meisterwerk, das sich unter vielen Gesichtspunkten lesen lässt.
Manfred Orlick
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Broschiertes Buch Brillant geschrieben, souverän, klug, originell, packend. Werde mehr von diesem Autor lesen!
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