Deutscher Thriller auf der Überholspur!
Das Münchner Oktoberfest – ein auf der ganzen Welt bekanntest Volksfest. Doch in diesem Jahr ist nichts wie es scheint. Die Firma, die den Aufbau der Festzelte übernimmt, existiert eigentlich gar nicht und die Polizisten geben sich nur als solche aus. An
einem schönen Sonntag Nachmittag ist es dann soweit. Ein Zelt wird komplett abgeriegelt und die…mehrDeutscher Thriller auf der Überholspur!
Das Münchner Oktoberfest – ein auf der ganzen Welt bekanntest Volksfest. Doch in diesem Jahr ist nichts wie es scheint. Die Firma, die den Aufbau der Festzelte übernimmt, existiert eigentlich gar nicht und die Polizisten geben sich nur als solche aus. An einem schönen Sonntag Nachmittag ist es dann soweit. Ein Zelt wird komplett abgeriegelt und die Insassen mit einem Narkosemittel betäubt. Die Gäste der übrigen Zelte dürfen diese nicht mehr verlassen, da die Geiselnehmer drohen, ansonsten ein innerhalb von Minuten tödliches Nervengift freizusetzen. Die Theresienwiese wird komplett evakuiert und die größte Geiselnahme der Geschichte mit rund 70.000 Geiseln beginnt.
Neben dieser Haupthandlung erfahren wir noch einiges über den sympathischen Karl Romberg und seinen Geschäftspartner Werner Vogel, welche für die Belieferung der Festzelte zuständig sind. Alleine daran lässt sich schon deren Beziehung zur eigentlichen Handlung erkennen. Doch der Schein trügt, denn deren Firma stellt nicht die einzige Verbindung zu dem Oktoberfest und den dortigen Vorgängen dar…
Schon die ersten Seiten dieses Thrillers machen deutlich, dass er dieser Bezeichnung gerecht wird und was man im Folgenden wohl noch alles zu erwarten hat… skrupellose Morde! Scholder schafft es, durch seine kurzen und manchmal abgehackten Sätze, dass dieser Thriller an Brutalität alles andere in den Schatten stellt. Für Schwache Nerven ist dieser von vornherein also schon einmal nicht zu empfehlen. Die Befürchtung, dass diese kurzen Sätze den Lesefluss stören, wurde schnell widerlegt. Vielmehr steigern diese in Kombination mit ebenso kurzen Abschnitten das Tempo des Thrillers dramatisch. Mit seinen kurzen Abschnitten, welche an den verschiedensten Orten dieser Welt und zu den unterschiedlichsten Zeiten –mal Gegenwart, mal Vergangenheit - spielen, zeigt der Autor, welche komplexe Handlung es ihm gelungen ist zu entwerfen. Und obwohl sich dies jetzt etwas unübersichtlich anhört, man kann der Geschichte jederzeit problemlos folgen. Jedoch hätte ich mir schon gewünscht, mehr über die Umstände der in der Vergangenheit spielenden Szenen zu erfahren, um diese besser einordnen zu können.
Die kommende Katastrophe kündigt sich von Abschnitt zu Abschnitt immer stärker an und das ganze Ausmaß der Bedrohung wird erst deutlich, nachdem die Geiselnehmer mitten in München eine Rakete abfeuern. Beim Lesen fragt man sich die ganze Zeit über, ob ein solches Horrorszenario mitten in München wirklich einmal auftreten könnte. Diese Vorstellung raubt einem dann den letzten Atem.
Besonders gut an diesem Thriller hat mir gefallen, dass er sich in diesem Genre schon stark von den anderen abhebt. Schließlich haben wir es hier nicht mit irgendwelchen Psychopathen zu tun, welche nur um des Tötens Willen all diese Menschen ermorden. Diese Truppe hat ein Ziel, wenn auch ein relativ simples Ziel. Da es sich hier um eine ehemalige Eliteeinheit aus Zeiten des Kalten Krieges handelt, hatte ich mir ein idealistischeres Ziel erhofft, aber dies macht einfach wieder einmal deutlich, nach was die Menschen heutzutage hauptsächlich hinterher sind… Außerdem fand ich es richtig klasse, dass der Autor mich immer wieder überraschen konnte, bis zum Schluss. Viele Thriller sind im Großen und Ganzen ja recht vorhersehbar, aber hier hat es sich wirklich gelohnt, jede einzelne Seite genauestens zu lesen! Schade fand ich dann allerdings, dass der Schluss doch etwas abrupt kam und die Schicksale der Privatpersonen nicht weiter ausgeführt wurden. Hier ist dann wohl etwas eigene Fantasie gefragt… Letztendlich aber ein wahnsinnig guter Thriller, den es sich auf jeden Fall zu lesen lohnt, vor allem da dieses Genre ja bislang keine wirklich deutsche Domäne gewesen ist.