Die Welt, die J.A. Souders für den Leser entwickelt hat ist mehr als interessant. Bislang habe ich noch keine dystopische Literatur gelesen, die unter Wasser handelt. Durch den sehr bildlichen Schreibstil konnte ich mir das Elysium, die Unterwasserstadt, sehr gut vorstellen. Ein bisschen hat der
Handlungsort etwas von Atlantis. Diese Stadt wird von Evelyns Adoptivmutter regiert, welche sich von…mehrDie Welt, die J.A. Souders für den Leser entwickelt hat ist mehr als interessant. Bislang habe ich noch keine dystopische Literatur gelesen, die unter Wasser handelt. Durch den sehr bildlichen Schreibstil konnte ich mir das Elysium, die Unterwasserstadt, sehr gut vorstellen. Ein bisschen hat der Handlungsort etwas von Atlantis. Diese Stadt wird von Evelyns Adoptivmutter regiert, welche sich von allen "Mutter" nennen lässt. Teilweise sind mir Parallelen zur Zeit des Nationalsozialismus aufgefallen, zum Beispiel, dass "Mutter" nur blauäugige, blonde, blasse Menschen als perfekt erachtet. Besonders in "Renegade" ist mir dieser politische Aspekt bewusst geworden, weil "Mutters" diktatorische Regierung besonders heraussticht und der Leser immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird. Alle Menschen, die nicht in ihre perfekte Welt passen oder einen klitzekleinen Fehler begehen, werden brutal hingerichtet von ihrer abgerichteten Eliteeinheit. Diese besteht aus "Kindern", welche schon im zarten Alter von 3 Jahren darauf abgerichtet werden kaltblütig zu morden. Perfekte Gene, perfekten IQ, perfekte Gehorsamkeit - herzlich Willkommen im Elysium. Ich würde schon am ersten Tag erschossen werden mit meinen braunen Haaren und den braunen Augen. Keine schöne Vorstellung unter der diktatorsichen Herrschaft einer so kranken Person leben zu müssen.
J.A. Souders Schreibstil ist sehr kalt, passend zur Handlung, würde sie niedliche Metaphern benutzen, hätte dies keinesfalls gepasst. "Renegade" ist trotz des wunderschönen, ansprechenden Covers nichts für schwache Gemüter/Nerven. Obwohl ich einiges an dystopischer, brutaler Literatur gewohnt bin, fand ich "Renegade" noch einmal eine Spur härter. Für mich war dies trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen eine der besten Dystopien, die ich bisher gelesen habe. Diese andere Welt, die geisteskranke Regierung und die Todesangst der Protagonistin, alles war perfekt aufeinander abgestimmt und hat eine Spannung aufkommen lassen, die mich das Buch nicht aus der Hand hat legen lassen.
Wunderschön ist die Liebesgeschichte zwischen Evelyn und Gavin. Trotz der Brutalität, Tod, Morden, Blut, und anderen Fürchterlichkeiten, die im Buch so auftauchen, hat die Liebesgeschichte der beiden etwas reines und liebevolles, einfach mehr als ergreifend. Mit so etwas Romantischem habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es kommt zu unzähligen zärtlichen Berührungen und mehr, die den Leser dahin schmelzen lassen. Und das obwohl Gavin laut "Mutter" der Feind ist, schließlich ist er ein Oberflächenbewohner. Evelyn hat mehrfach mit ihrem trainierten Gewissen zu kämpfen und den Drang Gavin zu ermorden, der ihr seit Jahren antrainiert wurde, abzuwenden. Das macht irgendwie einen gewissen Reiz aus, dass Evelyn sogar ihr Leben für die Liebe zu Gavin aufs Spiel setzt. Das lässt doch alle Romantiker Herzen höher schlagen.