Ein Jahr lang saß Roger Willemsen im Deutschen Bundestag - nicht als Abgeordneter, sondern als ganz normaler Zuhörer auf der Besuchertribüne im Berliner Reichstag. Es war ein Versuch, wie er noch nicht unternommen wurde: Das gesamte Jahr 2013 verfolgte er in jeder einzelnen Sitzungswoche, kein Thema war ihm zu abgelegen, keine Stunde zu spät. Er sprach nicht mit Politikern oder Journalisten, sondern machte sich sein Bild aus eigener Anschauung und 50000 Seiten Parlamentsprotokoll. Als leidenschaftlicher Zeitgenosse und »mündiger Bürger« mit offenem Blick erlebte er nicht nur die großen Debatten, sondern auch Situationen, die nicht von Kameras erfasst wurden und jedem Klischee widersprechen: effektive Arbeit, geheime Tränen und echte Dramen. Der Bundestag, das Herz unserer Demokratie, funktioniert - aber anders als gedacht.
Messerscharfer Blick hinter die Kulissen des Bundestags und auf das Treiben unserer Volksvertreter Der Spiegel 20140317
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.09.2015NEUE TASCHENBÜCHER
Herr Palomar
auf der Galerie
Kaum zwei Jahre sind vergangen, seitdem Roger Willemsen als Parlamentsschreiber auf der Besucherbank – erster Rang rechts – des Deutschen Bundestags volontierte. Wachen Sinnes folgte er dem parlamentarischen Geschehen eines ganzen Jahres und maß die Sitten und Gebräuche, die Gesten, Rufe und Reden der Volksvertreter am von der Verfassung gebotenen Anspruch, auf dieser Bühne habe Politik zur Sprache und Sprache zur Politik zu kommen. Dem Expeditionsbefund, wonach dies mitnichten mehr der Fall, die von Politikern beklagte Politikmüdigkeit nirgendwo stärker grassiere als unter den Parlamentariern selbst, wurde von den Akteuren und ihren Advokaten naive Sentimentalität unterstellt: Der Mann auf der Galerie sei am falschen Ort gewesen, denn Politik, hieß es, werde längst nicht mehr im Parlament, sondern in nicht-öffentlichen Ausschüssen gemacht – und das sei auch gut so. In einem eigens für die Taschenbuchausgabe verfassten 30-seitigen Nachwort antwortet Willemsen seinen Kritikern mit Argumenten, die es in sich haben, und beharrt auf Politik als der öffentlichsten Sache – „res publicae“ – der Welt. VOLKER BREIDECKER
Roger Willemsen: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2015, 432 Seiten, 19, 99 Euro.
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Herr Palomar
auf der Galerie
Kaum zwei Jahre sind vergangen, seitdem Roger Willemsen als Parlamentsschreiber auf der Besucherbank – erster Rang rechts – des Deutschen Bundestags volontierte. Wachen Sinnes folgte er dem parlamentarischen Geschehen eines ganzen Jahres und maß die Sitten und Gebräuche, die Gesten, Rufe und Reden der Volksvertreter am von der Verfassung gebotenen Anspruch, auf dieser Bühne habe Politik zur Sprache und Sprache zur Politik zu kommen. Dem Expeditionsbefund, wonach dies mitnichten mehr der Fall, die von Politikern beklagte Politikmüdigkeit nirgendwo stärker grassiere als unter den Parlamentariern selbst, wurde von den Akteuren und ihren Advokaten naive Sentimentalität unterstellt: Der Mann auf der Galerie sei am falschen Ort gewesen, denn Politik, hieß es, werde längst nicht mehr im Parlament, sondern in nicht-öffentlichen Ausschüssen gemacht – und das sei auch gut so. In einem eigens für die Taschenbuchausgabe verfassten 30-seitigen Nachwort antwortet Willemsen seinen Kritikern mit Argumenten, die es in sich haben, und beharrt auf Politik als der öffentlichsten Sache – „res publicae“ – der Welt. VOLKER BREIDECKER
Roger Willemsen: Das Hohe Haus. Ein Jahr im Parlament. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2015, 432 Seiten, 19, 99 Euro.
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