Ein spannendes Krimi-Debüt
Ohne großes Vorgeplänkel steigt Olaf Kolbrück sofort mit dem Fund der Leiche des Investmentbankers Jens Lücker in seinen Debütkrimi ein. Dies garantiert schon einmal eine gewisse Spannung und die Neugier ist natürlich auch gleich geweckt. Während Eva Ritter, sehr zum
Missfallen ihres Ex-Kollegen Kerner, auf eigene Faust recherchiert und dabei auch schon mal ziemlich…mehrEin spannendes Krimi-Debüt
Ohne großes Vorgeplänkel steigt Olaf Kolbrück sofort mit dem Fund der Leiche des Investmentbankers Jens Lücker in seinen Debütkrimi ein. Dies garantiert schon einmal eine gewisse Spannung und die Neugier ist natürlich auch gleich geweckt. Während Eva Ritter, sehr zum Missfallen ihres Ex-Kollegen Kerner, auf eigene Faust recherchiert und dabei auch schon mal ziemlich unkonventionelle Wege geht, lernt man gleichzeitig auch das private Umfeld der Ex-Kommissarin kennen. Die Übergänge zwischen dem Privatleben und den Ermittlungen sind fließend, was jedoch zu keinen Spannungsabfall führt, da Olaf Kolbrück es gut versteht, die privaten Szenen nie zu weit auszudehnen und einem dennoch einen ausführlichen Einblick in das Privatleben der sympathischen Ex-Kommissarin gewährt.
Der Mord an dem Investment-Banker ist von Anfang an rätselhaft, der Mörder lange nicht auszumachen, selbst als eine weitere Leiche gefunden wird, die mit dem Fall in Verbindung steht. Als Tatverdächtige kommen einige Personen in Frage, die nicht nur in der Frankfurter Finanzwelt zu finden sind, sondern auch in der High Society des Taunus. Eva Ritter nutzt die Beziehungen, welche ihr neuer Job mit sich bringt wie auch ihre Freundschaft zur High Society-Lady Doris Unbehaun, die sie mit einigen Insidertipps unterstützen kann. Aber ein dringend Tatverdächtiger kristallisiert sich nicht wirklich heraus, ähnlich gestaltet sich dies auch beim Motiv. Hierdurch nimmt die Handlung auch immer mal wieder unerwartete Wendungen an.
Die Spannung steigert Olaf Kolbrück zwar langsam, dafür aber umso kontinuierlicher und die Einblicke, welche er in die Finanzwelt der Main-Metropole wie auch in die feine Gesellschaft Frankfurts und Umgebung gibt, sind interessant und unterhaltsam beschrieben. Und mit seinem ruhigen, einnehmenden und jederzeit fesselnden Schreibstil sorgt der Autor für durchgehend gute Krimiunterhaltung.
Die Charaktere des Krimis dürfen Ecken und Kanten haben, laufen nicht nach Schema F ab, wirken jederzeit authentisch und sind stellenweise in ihrem Verhalten auch schwer einschätzbar. Was für die Tätersuche natürlich hervorragend ist, da man sich bei einigen Personen absolut nicht über ihre Beweggründe sicher sein kann.
Ex-Kommissarin Eva Ritter ist Anfang 40, hat eine gerade volljährig gewordene Tochter, zu der sie ein herzliches Verhältnis pflegt und fährt einen alten VW Käfer. Eine rätselhafte Muskelschwäche hatte sie von einiger Zeit dazu gezwungen, ihren Beruf aufzugeben, doch in der resolut auftretenden Ex-Kommissarin steckt immer noch zu sehr die Polizistin, als das sie nicht auf eigene Faust ermitteln würde. Zudem Eva den Fall auch persönlich nimmt, da die Leiche ja im Schrebergarten ihres Bekannten gefunden wurde.
So unnachgiebig sie den wenig vorhandenen Spuren nachgeht und sich dabei durchaus keine Freunde in der Welt der Reichen und Schönen macht, umso ängstlicher und zurückhaltender reagiert Eva Ritter bei ihrer Krankheit. Immer wieder drückt sie sich vor einem Anruf im Krankenhaus oder einem Besuch beim Arzt, umso die Diagnose noch ein Weilchen hinauszuzögern. Sehr zum Leidwesen ihrer Tochter Corinna, die sie immer wieder dazu drängt, aber durchaus auch verständlich und nachvollziehbar.
Fazit: Mit „Keine feine Gesellschaft“ ist Olaf Kolbrück ein solider und spannender Krimi gelungen, der einen kleinen Einblick in die Frankfurter Bankenwelt wie auch der High Society des Taunus gibt und durch eine unvorhersehbare Story und gut herausgearbeiteten Charaktere überzeugen kann.