"Anfangs konnte ich dieses ständige Bedürfnis nach Definitionen nicht ertragen. Wenn es kein Adjektiv, kein Nomen gibt, um dich irgendwo einzuordnen, existierst du nicht." (S. 10)
Nach dem Todesfall seiner Liebsten verschließt sich Matteo, zieht sich zunehmend zurück und landet schließlich recht
einsam und einbrödlerisch in einer kleinen Hütte mitten im Wald. Dort bekommt er eher selten Besuch,…mehr"Anfangs konnte ich dieses ständige Bedürfnis nach Definitionen nicht ertragen. Wenn es kein Adjektiv, kein Nomen gibt, um dich irgendwo einzuordnen, existierst du nicht." (S. 10)
Nach dem Todesfall seiner Liebsten verschließt sich Matteo, zieht sich zunehmend zurück und landet schließlich recht einsam und einbrödlerisch in einer kleinen Hütte mitten im Wald. Dort bekommt er eher selten Besuch, wird nachdenklich und verbringt fortan ein sehr anderes Leben, als er es zuvor tat - jahrelang, bis er unerwarteten Besuch erhält. Dieser Besuch rüttelt ihn auf und führt dazu, dass er - wie in Erinnerungen schwelgend - rekapituliert, was ihm in seinem Leben bisher widerfahren ist, und mit welchem Zweck.
"Mein Herz ruft deinen Namen" ist ein ruhiges, langsames Buch mit leisen Tönen, das das Leben von Matteo sowohl im Jetzt als auch in Rückblicken wiedergibt. Es schlägt mitunter sehr philosophische Töne an, und das große schwierige Thema Religion wird stark angesprochen. Das ist auch ganz logisch, denn es geht aus Matteos Sicht um die Frage nach Gott, nach dem Sinn des Lebens und des Todes, um Trauer und um das Zurück-ins-Leben-finden.
"Mein Herz ruft deinen Namen" ist ein Buch, für das man sich Zeit nehmen sollte, es liest sich nicht mal eben so weg. Vielmehr ist es ein Buch, das einem sehr viel geben kann, wenn man entsprechendes Interesse zeigt und sich darauf einlassen kann. Das war der Punkt, an dem ich leider ein wenig "aussteigen" musste. Ich konnte keinen rechten Draht zu Matteo und seiner Geschichte finden. Ich bin nicht religiös, habe mit spirituellen und Glaubensfragen nichts zu tun und sehe das Leben von einer anderen Perspektive als Matteo. Ich tat mich mit den vielfältigen und sehr ausgeschmückten Überlegungen, Fragen und Diskussionen im Buch daher schwer und habe sie eher distanziert betrachtet und gelesen. Überdies wurde mir die Geschichte einfach etwas zu "erzähllastig"; ein wenig mehr tatsächliche Handlung und Dialoge hätten dem Geschehen zwar einerseits mehr Tempo verliehen, gleichzeitig das Wesentliche des Buches - das In-sich-Gekehrte und Grüblerische nämlich - jedoch genommen.
Ich denke, dass der Autorin der Umgang mit dem sensiblen Thema Tod und Verlust sehr gut gelungen ist: vor allem findet sie die richtigen, weil einfachen Worte. Mehrmals beim Lesen habe ich innegehalten, einen Satz nochmal gelesen und mir gedacht "Das stimmt. Das ist genau richtig."
Insofern konnte mich "Mein Herz ruft deinen Namen" sprachlich durchaus berühren; inhaltlich konnte mir das Buch jedoch leider nicht ganz so viel geben.
Fazit:
"Mein Herz ruft deinen Namen" ist sprachlich eine Perle und behandelt das sensible Thema Tod und Trauer sehr eingehend. Mir persönlich fehlt einfach der religiös-philosophische Anspruch im Leben, um mich vollends in so eine Diskussion fallen lassen zu können. Inhaltlich habe ich die Geschichte von Matteo daher nur sehr distanziert betrachten können.