Sharon Dodua Otoo ist mit ihrem Debüt eine literarisch ganz spezielle, außergewöhnliche Lektüre gelungen. Nach den ersten Seiten war ich mir nicht sicher, ob mir dieser Stil gefallen würde. Doch ohne es gleich zu bemerken, war ich von dieser Art des Erzählens doch gepackt.
"Adas Raum" ist ein
Buch, das man nicht so leicht konsumieren kann, man muss sich Zeit nehmen, um alle Feinheiten dieser…mehrSharon Dodua Otoo ist mit ihrem Debüt eine literarisch ganz spezielle, außergewöhnliche Lektüre gelungen. Nach den ersten Seiten war ich mir nicht sicher, ob mir dieser Stil gefallen würde. Doch ohne es gleich zu bemerken, war ich von dieser Art des Erzählens doch gepackt.
"Adas Raum" ist ein Buch, das man nicht so leicht konsumieren kann, man muss sich Zeit nehmen, um alle Feinheiten dieser Geschichte zu entdecken. Es ist eine mitreißende, intelligente, bewegende und in einigen Passagen humorvolle, jedoch auch rätselhafte Erzählung. Sie besteht aus unterschiedlichen Teilen, die gekonnt miteinander verbunden sind. Die ersten Schleifen spielen an drei Orten in der Vergangenheit, die zusammen in einer Person, Ada, vereint sind. Es sind Zeiten großer Umbrüche in der Geschichte: Kolonialismus, Industrialisierung und Nationalsozialismus. In den nächsten Schleifen, die in der Gegenwart spielen, erlebt man mit Ada, wie Diskriminierung immer noch funktioniert und was es bedeutet im Heute eine Frau zu sein.
Generell geht es im Buch um die Beziehung zwischen Menschen und der Gesellschaft, es geht um Frauen in verschiedenen Epochen, um Frauen, die gegen heftige Widerstände kämpfen müssen, sowohl in der Vergangenheit als auch in unserer heutigen Zeit. Und um Rassismus, der bis jetzt leider immer noch präsent ist.
Aus all diesen wichtigen und spannenden Themen formt die Autorin mit modernen, unkonventionellen und vielschichtigen Bausteinen Räume, die in ihrer Gesamtheit ein für mich beeindruckendes Leseerlebnis bieten. So lässt sie Gegenstände als Erzähler auftreten, ein Besen aus Palmwedel in Afrika, ein Löwenkopftürklopfer in England, ein Raum im KZ und schließlich in Berlin als britischer Reisepass. Alles Dinge, die sehr mitteilsam sind, die ihre Meinung und Gedanken ohne Umschweife formulieren. Sprachgewaltig, einfallsreich und faszinierend geschrieben, gibt es somit immer wieder Neues zu entdecken, sei es auf sprachlicher Ebene oder im Aufbau des Buches.
Dieses Buch war nach der letzten Seite für mich nicht zu Ende, denn es bleibt noch lange im Gedächtnis haften und bietet viel Stoff, um über unsere Gesellschaft im Allgemeinen zu diskutieren. Wer Freude an spielerischer und experimenteller Fabulierkunst verspürt, dem lege ich "Adas Raum" ans Herz.