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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 534 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2023
Eine göttliche Jugend
Blöchl, Bernhard

Eine göttliche Jugend


sehr gut

Eddie ist ein liebenswerter Antiheld, der trotz aller Widerstände seinen Weg findet – immer durch Rat und Tat unterstützt von seiner bewundernswerten Oma Elfie. Was er alles auf diesem turbulenten Weg erlebt, erzählt Bernhard Blöchl so mitreißend, humorvoll und mit einer herrlichen Portion Nostalgie, sodass bereits nach wenigen Seiten ein bayerisches Roadmovie vom Allerfeinsten vor meinem inneren Auge flimmerte.

Dabei überzeugt es besonders mit den authentischen und liebenswerten Figuren, die den 80er/90er Jahre wieder Leben einhauchen, einer wunderbaren Sprache und herrlichen, klugen Dialogen, bei der der bayerische Dialekt natürlich nicht fehlen darf. Es gab immer wieder alte Ausdrücke zu entdecken, die ich schon ewig nicht mehr gehört hatte, was ich absolut großartig fand.

Dass Eddie ein riesiger Madonna Fan ist kommt nicht nur in seiner Geschichte zum Ausdruck, sondern auch in der Einteilung der Kapitel in Seite A und B von Kassette 1, die nur Songs von Madonna beinhalten und Kassette 2 Lieder von Oma Elfies Lieblingssänger Karel Gott. Somit ist die Handlung direkt mit dem perfekten Soundtrack unterlegt, welcher mich in meine eigene Jugend zurückversetzt hat, denn auch bei mir lief Madonna rauf und runter.

Es hat großen Spaß bereitet, Eddie ein Stück auf seinem Weg zum Erwachsenwerden mitsamt der Höhen und Tiefen zu begleiten!

Bewertung vom 07.05.2023
Honey & Spice
Babalola, Bolu

Honey & Spice


ausgezeichnet

Vor diesen ansteckenden Sommer-Vibes mit absoluter Feel-Good-Garantie ist niemand sicher! Bolu Babalolas „Honey & Spice“, übersetzt von Ursula C. Sturm, liest sich wie ein süffiger, fruchtig prickelnder Cocktail, dessen honigsüße Fake-Dating-College-Lovestory-Basis mit spritzigen Dialogen, smarten Protagonisten und erfrischendem Female Empowerment zu einer süchtigmachenden Geschmacksexplosion wird.

Ebenso natürlich wie gewöhnliche Menschen atmen, feuert Kiki Banjo ein Feuerwerk an scharfzüngigen, frechen und zugleich superwitzigen Kommentaren ab, kaum dass ein Wort situationsunabhängig ihren Mund verlässt. Ich war gleichermaßen sprachlos wie beeindruckt von ihrer Schlagfertigkeit, mit welcher sie zuweilen haarscharf an der Grenze zur Überheblichkeit kratzt ohne diese jedoch zu überschreiten. Besonders genial wird es, als Kiki in Malakai unverhofft einen ebenbürtigen Gegenpol findet, was Witz, Einfallsreichtum und Ehrgeiz angeht. Denn die sich daraus entwickelnden herrlich amüsanten Schlagabtausche sprühen nur so vor Scharfsinn, prickelnder Anziehung und unvergleichlichem Charme.

„Honey & Spice“ ist jedoch mehr als eine mitreißende College-RomCom aus einer starken weiblichen Perspektive: es beleuchtet vielmehr die Wichtigkeit von Freundschaft und Zusammenhalt innerhalb der Schwarzen Community und darüber hinaus.

Bewertung vom 06.05.2023
Second-Class Citizen: Der Klassiker der Schwarzen feministischen Literatur
Emecheta, Buchi

Second-Class Citizen: Der Klassiker der Schwarzen feministischen Literatur


ausgezeichnet

Unbeirrt und mit einer unglaublichen Stärke und Durchhaltevermögen kämpft sie gegen unendlich viele Hindernisse an. Dieses großartige Porträt einer außergewöhnlichen Frau, die versucht im England der 1960er Jahre akzeptiert zu werden und für sich und ihre Kinder ein ganz normales Leben aufzubauen, hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.

Adah ist nicht nur permanent Rassismus ausgesetzt, sie hat unter diesen katastrophalen Bedingungen die Mühen und die Verantwortung als Alleinverdienerin für ihre Familie zu tragen. „Nebenbei“ bringt sie fünf Kinder zur Welt, die ihr Ein und Alles sind. Auf ihren Ehemann kann sie sich dabei nicht verlassen, denn dieser zeichnet sich durch Nichtstun und Rücksichtslosigkeit aus. Die Kluft zwischen den beiden wird durch den Konflikt zwischen nigerianischen Traditionen und modernem, offenem europäischen Leben im Laufe der Zeit immer größer und größer. Doch Adah ist eine Kämpfernatur und schafft es mit eisernem Willen und großem persönlichen Einsatz ihre Ziele, auch als Schriftstellerin zu erreichen. Adah ist geradlinig, direkt, warmherzig und genau so ist auch die wundervolle Sprache dieses Romans.

Sie ist ein absolutes Vorbild, denn sie lässt sich nicht verbiegen und hält an ihren Träumen fest, wie die wundervolle Autorin Buchi Emecheta (1944 - 2017), die in diesem Buch ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitet hat. Sie hat damit einen herausragenden, leuchtenden Meilenstein gegen Diskriminierung, Rassismus und Klassengesellschaft gesetzt, der gerade heute, so viele Jahre später, immer noch außerordentlich wichtig ist, um die Gesellschaft endlich zum Umdenken zu bewegen.

Bewertung vom 06.05.2023
Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln / Das schottische Bücherdorf Bd.2
Herzog, Katharina

Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln / Das schottische Bücherdorf Bd.2


sehr gut

Das kleine Bücherdorf geht in die zweite Runde! Schwups war ich wieder im schottischen Swinton-on-Sea, wo ich mich über ein absolut lesenswertes, kurzweiliges Wiedersehen mit all seinen liebenswerten, einzigartigen Bewohnern freuen konnte.

Diesmal stehen die toughe, manchmal ruppige Shona und ihr Freund Nate aus Jugendtagen, der es mittlerweile zum gefeierten Schriftsteller gebracht hat, im Mittelpunkt der Handlung. Die beiden bildeten zusammen mit Alfie ein unzertrennliches Freundesteam, bis Alfie tödlich verunglückte. Von diesem Zeitpunkt an war nichts mehr wie es war. Sowohl Shona als auch Nate kämpfen immer noch mit diesem großen Verlust, ihren Schuldgefühlen und den unwegsamen Biegungen des Lebens.

Shona führt mittlerweile ein gut gehendes Café in Swinton, das für seine ausgezeichneten Cupcakes bekannt ist und betreibt heimlich einen Blog, in dem sie Briefe veröffentlicht, die nie abgeschickt wurden. Einer davon, ein Brief an ihren verstorbenen Freund Alfie, ist von Shona selbst.

Nathan Wood, Bestsellerautor, Drogen und Alkohol nicht abgeneigt, zieht es nach turbulenten Jahren in Edinburgh wieder zurück in sein Heimatdorf. Er kämpft mit einer Schreibblockade und auch sonst gibt es noch wichtige Dinge für ihn und Shona zu klären.

Feinfühlig und dennoch spannend und unterhaltsam erzählt Katharina Herzog diesmal von den Schattenseiten des Lebens und wie man es schafft wieder Sonnenstrahlen hereinzulassen. Von Satz zu Satz, von Zeile zu Zeile hat es mir mehr Freude bereitet Shona und Nate auf ihrem gemeinsamen, oft beschwerlichen, aber auch mit Glücksmomenten und Erfolgen gezeichneten Weg zu begleiten.

Mit „Frühlingsfunkeln“ ist Katharina Herzog eine bewegende, emotionale und einfach schön zu lesende Fortsetzung dieser Buchreihe gelungen. Ich bin schon gespannt, wessen Geschichte in Teil drei „Herbstleuchten“ im Fokus strahlen wird.

Bewertung vom 03.05.2023
Helenes Stimme
Jellings, Sanne

Helenes Stimme


ausgezeichnet

Sanne Jellings schildert in diesem hochemotionalen Roman über eine der Mütter der deutschen Emanzipation und Reformerin des Bildungswesens den Alltag im Pfarrhaushalt in authentischen Bildern und sprachlich genau in diese Zeit passend, so detailliert, dass der Tagesablauf, die gesellschaftlichen Konventionen allgemein und insbesondere die der Frauen in jeder Zeile erfahrbar werden.

Das Zusammenspiel der einzelnen Figuren ergibt ein ernüchterndes Bild über die Rolle der Frau im 19. Jahrhundert. Gerade durch die tatkräftige und kämpferische Helene auf der einen und die feinfühlige, scheue Marie auf der anderen Seite, deren fiktives Schicksal auf erschütternde Weise die untergeordnete Rolle der Frauen widerspiegelt, ihre Geringschätzung von Seiten der Männer beleuchtet und sichtbar macht, dass die weibliche Meinung überhaupt nichts gilt.

All das ergibt ein beeindruckendes, erschreckendes, wütend und sprachlos machendes Bild der Frau in der Gesellschaft und hier im Besonderen in einem dörflichen Umfeld. Mit jedem Wort, jedem Satz ist mein Zorn über das Patriarchat, die überhebliche Selbstverständlichkeit intelligenter und schlichtweg besser zu sein als Frauen, gestiegen.

Sanne Jellings hat das Korsett der gesellschaftlichen Konventionen so trefflich seziert und dargestellt, ich konnte an manchen Stellen über den Umgang mit Frauen nur den Kopf schütteln, verstand aber dadurch viel besser, warum Helene so vehement für Bildung eintrat und ihr Leben lang dafür kämpfte.

Bewertung vom 03.05.2023
UNTEN
Moser, Rebekka

UNTEN


ausgezeichnet

„Unten“ entfesselte in Windeseile mein Kopfkino und sorgte für ein gruseliges Beklemmungsgefühl, während ein Feuerwerk an rasanten, spannungsgeladenen Szenen über die Leinwand vor meinem inneren Auge flimmerte.

Von Beginn an besticht dieser Psychothriller durch seine Stimmigkeit: Begonnen bei dem packenden Plot an sich bis hin zum gesellschaftspolitischen Setting, welches auf erschreckende Weise eine genaue, gelungene Beschreibung unseres heutigen Alltags ist. Schon allein dies bietet genügend Stoff für eine ausgezeichnete Geschichte, doch die Kombination daraus ist fulminant und äußerst fesselnd zu lesen. Nahezu an einem Stück habe ich diesen Thriller verschlungen, lediglich unterbrochen von kurzen, beruhigenden Verschnaufpausen.

Genial konzipiert, rasant erzählt, mit messerscharf und realistisch gezeichneten Figuren ist Rebekka Moser ein Thriller der Extraklasse gelungen. Unversehens gerät man in einen Wirbelsturm aus exzellentem, psychologisch aufgebauten Fall und glasklarer, ungeschönter, auf den Punkt gebrachter Sozialkritik.

Schon lange hatte ein Thriller keine solche Nachwirkung, kein solches Potential zum Nachdenken über die aktuellen negativen Strömungen in unserer Gesellschaft, wie dieses grandiose Stück Kriminalliteratur. Die erschreckende und ernüchternde Frage ist nur: was ist brutaler, die Thrillerwelt oder die Welt in der wir aktuell leben?

Bewertung vom 17.04.2023
Meine Haut packt aus. Life is a Story - story.one
Malungo, Brigitte Lunguieki

Meine Haut packt aus. Life is a Story - story.one


ausgezeichnet

Als privilegierter, weißer Mensch sind einem naserümpfende Blicke von der Seite, übergriffig-neugierige Fragen wie "Woher kommst du wirklich?" und offensiv-aggressive Anfeindungen meistens fremd und doch sind sie im Leben vieler Menschen alltäglich.

In ihrer Kurzgeschichtensammlung "Meine Haut packt aus" widmet Brigitte Lunguieki Malungo sich den düsteren Momenten in ihrem Leben, als Menschen jegliche Menschlichkeit verloren und sie oder ihre Familie Opfer rassistischer Übergriffe, klassizistischer Diskriminierung oder abwertender Verurteilung wurden. Dabei gelingt es ihr mit beeindruckender Präzision, innerhalb weniger Worte eine ganze Bandbreite an Emotionen aufzufächern, die tonal wie thematisch zwischen den einzelnen Erzählungen changieren. Brigitte beherrscht die lauten wie leisen Töne, zeigt die tiefen Wunden, die verbale Anfeindungen oder die ständige Frage nach der "wirklichen" Herkunft hinterlassen können, gleichermaßen wie sie anderen Menschen Mut macht, trotz aller Widrigkeiten an die eigene Stärke zu glauben.

Jede einzelne der in ihrer Kürze unglaublich ausdrucksstarken Stories habe ich aufgesogen, während sich in meinem Inneren ein Sturm an Emotionen zusammengebraut hat: zu schwelender Wut ob der kaum auszuhaltenden Abscheulichkeiten und der selbstverherrlichenden Ignoranz vieler, hat sich neben Bewunderung für das unermüdliche Durchhaltevermögen stellenweise machtlose Traurigkeit gesellt, aber auch Scham für die eigene, unwissende wie unbeschwerte Privilegiertheit.

"Meine Haut packt aus" verblasst am Ende ebenso wenig wie die wunderschönen Illustrationen, sondern verdichtet sich zu einem bunten Flickenteppich aus schmerzhaft ehrlichen Erlebnissen, umgarnt von sprachlicher Fingerfertigkeit und inspirierender innerer Stärke.

Bewertung vom 28.02.2023
Die Tanten (eBook, ePUB)
Denis, Nicola

Die Tanten (eBook, ePUB)


sehr gut

Nicola Denis hat mit ihrem absolut lesenswerten Buch "Die Tanten" vier unabhängigen, unverheirateten, mitten im Leben stehenden Schwestern, die ihrer Zeit bereits weit voraus waren, ein eindrucksvolles Denkmal gesetzt.

Anstelle sich dem Klischee der braven Hausfrauen- und Mutterrolle in den 1970er und 80er Jahren zu beugen, stehen die vier Tanten stolz mit beiden Beinen in ihrem eigenen Leben. Das ungewöhnliche Quartett, bestehend aus der tonangebenden Ärztin Marianne und ihrer Schwestern Hanne - selbst hosentragende chemisch-technische Assistentin - sowie der autofahrenden Apothekerin Irene und der lebenslustigen Hilde, besticht dabei gleichermaßen durch ihre Unabhängigkeit wie ihren schwäbischen Charme.

Neben der feinen, nuancierten Sprache und den so herrlich lebendig geschaffenen Figuren inklusive ihrem liebenswerten schwäbischen Dialekt hat mir dieser Roman gerade auch deshalb so gut gefallen, weil ich auf fast jeder Seite etwas gefunden habe, das mich zum Nachdenken über meine eigene Familie in den 1970/80er Jahre angeregt hat.

Einfühlsam und mit humorvollem an manchen Stellen auch kritischem Blick nimmt Nicola Denis sich der außergewöhnlichen Biografien dieser Frauen an und analysiert zugleich die gesamte Familienstruktur. Jene Verschränkung aus facettenreichem Einblick in das vorherrschende Frauenbild im auslaufenden 20. Jahrhundert und spannendem Familienpanorama unterhält auf vielen Ebenen und lässt dabei auch die ernsten Töne nicht missen. Entstanden ist eine wunderbare, vielschichtige Liebeserklärung an die weibliche Autonomie.

Bewertung vom 21.02.2023
MTTR
Friese, Julia

MTTR


ausgezeichnet

Ich habe (noch) keine Kinder und will mir deshalb gar nicht anmaßen zu beurteilen, was Mutterschaft wirklich bedeutet. Und doch hat mich Julia Frieses „MTTR“ wie keine andere Erzählung zuvor so sehr in Erahnung selbiger nachempfinden lassen, wie sich Muttersein, die damit verbundenen übergriffigen Kommentare und irrational überhöhten gesellschaftlichen Ansprüche sowie all das Ungesagte dazwischen anfühlen muss.

Auf den ersten Blick wirkt die Protagonistin Teresa geradezu nüchtern, emotionslos, stellenweise gar distanziert zu ihrer eigenen Geschichte, obgleich es darin um nichts weniger als ihr eigenes Leben geht. Durch ihre ungeplante Schwangerschaft verschiebt sich die Entscheidungsgewalt über ihren eigenen Körper vom Privaten ins Öffentliche. Von allen Seiten prasseln ungewollte Ratschläge, wertende Blicke und gesellschaftliche Ansprüche auf Teresa ein, im Hinterkopf pocht die schrille Stimme ihrer Mutter, deren konservative Nachkriegserziehung Früchte trägt. Sie ist nicht länger denkendes, fühlendes, sich durch einen eigenen Willen auszeichnendes Wesen, sondern unterliegt der Objektifizierung in ihrer Rolle als werdende Mutter.

Äquivalent dazu ist der prägnante, maschinengewehrsalvenartige Schreibstil, der auf jedes Wort zu viel verzichtet. Durch jene Knappheit der Sprache trägt jedes einzelne davon nur umso mehr Gewicht und verdichtet sich zu einem lauten Aufschrei unterdrückter Emotionen. Mit bohrender Präzision seziert Julia Friese toxische Familienstrukturen, gibt den leisen Zweifeln des Mutterseins eine Stimme und enthüllt Schicht um Schicht die wahnwitzige Instabilität des erwartungshaltungsgeformten Konstruktes namens Mutterschaft, um dieses Kartenhaus anschließend mit geballter Sprachlosigkeit furios einstürzen zu lassen.

Da keines meiner Worte „MTTR“ auch nur ansatzweise gerecht werden könnte, bleibt mir abschließend nur eines zu sagen und das mit Nachdruck: jederMANN sollte es lesen, um einen Hauch dessen nachzuempfinden, was Mutterschaft in all seinen Facetten bedeutet!

Bewertung vom 14.02.2023
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


sehr gut

Bereits von den ersten Seiten an war ich begeistert von dieser neuen historischen Krimireihe von Charlotte Blum, unter deren Pseudonym sich die beiden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme verbergen. Für mich war dieser Krimi in mehrerlei Hinsicht total interessant und absolut spannend zu lesen.

Da ist zum einen der mondäne Schauplatz Baden-Baden zu Beginn der 1920er Jahre, einer aufstrebenden Kurmetropole für betuchte Gäste. Ehe man sich versieht ist man mitten drin in den quirligen, lebendigen Goldenen Zwanzigern - und bei Alma, dem Fräulein vom Amt. Zusammen mit ihr erlebt man den anstrengenden Telefondienst, den die jungen Frauen absolvierten, man erfährt aber auch vieles über den Alltag der Frauen zu dieser Zeit. Gerade diese vielen, kleinen historischen Details geben der Geschichte noch einen besonderen Pfiff.

Dazu kommt nun noch ein spektakulärer, mysteriöser Kriminalfall, den Alma zusammen mit Kommissaranwärter Ludwig Schiller zu lösen versucht. Gut durchdacht und absolut stimmig, durchzogen von falschen Vermutungen und Spuren, bleibt es fesselnd bis zum vollkommen überraschenden Ende.

Charlotte Blum hat mit ihren beiden Protagonisten Alma Täuber und Ludwig Schiller ein sympathisches Ermittlerduo geschaffen, das ich sehr gerne bei ihren Ermittlungen begleitet habe. Ich freue mich schon auf den zweiten Band dieses spritzig erzählten und hervorragend recherchierten historischen Kriminalromans.