Schöner Jugendroman mit erstaunlich viel Tiefgang.
Die Handlung spielt im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien, wo Abigail („Abby“) zusammen mit ihrer an Angstzuständen leidenden Mutter und ihrem seit langem verwitweten „Grandpa“ lebt. Abbys Vater ist bei der Army und seine Auslandsstationierung
neigt sich dem ersehnten Ende zu. Neben der Frage, ob aus Freundschaft tatsächlich Liebe werden kann,…mehrSchöner Jugendroman mit erstaunlich viel Tiefgang.
Die Handlung spielt im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien, wo Abigail („Abby“) zusammen mit ihrer an Angstzuständen leidenden Mutter und ihrem seit langem verwitweten „Grandpa“ lebt. Abbys Vater ist bei der Army und seine Auslandsstationierung neigt sich dem ersehnten Ende zu. Neben der Frage, ob aus Freundschaft tatsächlich Liebe werden kann, steht der Reifeprozess eines jungen Mädchens im Vordergrund.
Dies war seit Langem mein erster Jugendroman und ich war positiv überrascht in vielerlei Hinsicht. Die liebevoll gestalteten Charaktere ließen mich bis zum Schluss der Geschichte mitfiebern und ich hatte größtenteils nicht das Gefühl, über die Erlebnisse von Jugendlichen zu lesen, sondern vielmehr über die von jungen Erwachsenen. Dies spiegelte sich auch in der generellen Wortwahl und in den Dialogen wieder, die oftmals nur so sprühten vor Witz. Auf Jugendausdrücke / Slang wurde gänzlich verzichtet, was zum angenehmen Leseerlebnis beitrug. Normalerweise schrecke ich vor Romanen zurück, in denen die Kommunikation zwischen den Figuren - sei es per E-Mail oder Textnachricht - Teil der Geschichte ist; in diesem Werk jedoch wurde dieses Tool sinnvoll und keineswegs verschwenderisch genutzt, sodass gelegentliche Telefonnachrichten eine willkommene Ergänzung zum großen Ganzen darstellen. Weiterhin lobenswert finde ich, dass der Hauptfokus der Story nicht lediglich auf eine eventuelle Romanze gelegt worden ist; stattdessen lernen die Leser/innen Abigails vielschichtigen Charakter durch einen Einblick in all ihre Lebensbereiche kennen: ihre Familie, ihre Arbeit im Kunstmuseum, ihre Gedanken während des Zeichnens.
Der Schreibstil ist harmonisch und flüssig; Abbys Erlebnisse und Gefühle werden anschaulich und emotional ansprechend beschrieben. Vor allem aber zeichnet sich der Schreibstil der Autorin durch eine gewisse Leichtigkeit aus - nicht im Sinne von Oberflächlichkeit und Halbherzigkeit, sondern dadurch, dass Ereignisse und Gedanken scheinbar mühelos ineinanderfließen, ohne der klaren Struktur der Handlung einen Abbruch zu tun. Der luftige, wolkenähnlich gestaltete Hintergrund des Covers verstärkt diese Leichtigkeit.
Als eigenes Bewertungskriterium würde ich für die Covergestaltung maximal 3 von 5 Sternen vergeben aus folgenden Gründen: Auf die Abbildung eines echten Fotos hätte ich verzichtet. (Dies liegt darin begründet, dass ich mir das Aussehen von Romanfiguren lieber im Laufe der Geschichte selbst vorstellen möchte und solche Symbolfotos eher störend finde.) Die Mischung der vielen Blautöne mit weißen pinselstrichartigen Elementen erinnert an Wolken und ruft somit besagtes Gefühl von Leichtigkeit hervor - bestärkt durch die Abbildung einer im Wind wehenden Pusteblume- , ist also durchaus passend gewählt. Unverständlich ist mir die Auswahl der Farbe Ockergelb / Hellbraun, die vielleicht als sommersonniges Gelb hatte ausfallen sollen und nun vielmehr an totes Laub erinnert. Die Glanzprägung des Buchtitels (der im englischen Original „Love, Life, and the List“ thematisch besser gewählt worden ist) wertet das Cover insgesamt auf.
Fazit: Leser/innen von Frauenromanen sollten sich bei diesem Werk nicht abschrecken lassen von der Bezeichnung ‚Jugendroman’. Die Geschichte ist hervorragend geeignet für Fans einer romantischen sommerlichen Lektüre mit authentischen Charakteren. Ich habe mich trotz Altersunterschied sehr gut in die sympathische Hauptfigur hineinversetzen können und insbesondere die neckischen Dialoge zwischen ihr und ihrem Großvater genossen. Das Ende hätte ein klein wenig mehr an Emotionalität ausgebaut werden können, liest sich allerdings trotzdem angenehm.