Roland und sein Ka-Tet wiederzusehen war wirklich schön. Doch leider wurde dieser Lese-Revival-Moment durch die Konstruktion des Buches estwas überschattet. Dass Roland eine Geschichte aus seiner Vergangenheit erzählt und der Leser diese, statt der aktuellen Turm-Suche erlebt, ist nichts Neues für
den Leser des Zyklus Der dunkle Turm. In Glas geschieht etwas ganz Ähnliches und damit fällt das Buch…mehrRoland und sein Ka-Tet wiederzusehen war wirklich schön. Doch leider wurde dieser Lese-Revival-Moment durch die Konstruktion des Buches estwas überschattet. Dass Roland eine Geschichte aus seiner Vergangenheit erzählt und der Leser diese, statt der aktuellen Turm-Suche erlebt, ist nichts Neues für den Leser des Zyklus Der dunkle Turm. In Glas geschieht etwas ganz Ähnliches und damit fällt das Buch zwar aus dem Rahmen, doch es ist mein Lieblingsteil des Zyklus, weil er durch die Rückblende einen ganz eigenen Charme und eine ausgesproche schöne Atmosphäre besitzt. In Wind geschieht dies nun ähnlich: Die Ereignisse aus Glas liegen noch nicht lange zurück. Der junge Roland hat seine Mutter verloren, die durch seine Hand starb und wird nun von seinem Vater auf eine Revolvermann-Mission geschickt, da er selbst keine Zeit dafür findet. Roland reist also mit nur einem Gefährten aus seinem Ka-Tet in die ferne Stadt um dort einen Gestaltwandler zu erlegen. Dies war schon der erste Punkt, der mich etwas enttäuscht hat: Roland zieht nicht mit allen Gefährten los, sondern nur mit Jamie Curry, dabei war das Zusammenspiel der vier Jungen in Glas, einer der Punkte, der die Atmosphäre so schön gemacht hat. Schade, aber es kommt noch abstruser. So kommt es an einer Stelle im Buch dazu, dass der junge Roland aus des alten Rolands Geschichte einem Jungen eine Geschichte erzählt. Diese Geschichte – Der Wind durchs Schlüsselloch – wird ebenfalls ausführlich erzählt, so wie Rolands Mutter sie ihm stets vorgelesen hat. Diese Geschichte ist nicht nur der Namensgeber für das englische Original, sondern macht auch den Großteil des Buches aus. Nach dieser Geschichte erzählt der alte Roland die Rahmenhandlung zu Ende und auch die Geschichte in der Gegenwart findet ihren Abschluss. Nur auf diese Weise ist das Buch leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Wind durchs Schlüsselloch ist eine Art Märchen, das auch gut in die Welt um den dunklen Turm passt und sich gut lesen lässt, doch irgendwie hat sich mir der Sinn nicht ganz erschlossen, warum Roland diese Geschichte erzählen muss. Sie ist zwar schön, doch nicht spannend oder spektakulär. Da sie jedoch den großen Teil des Buches ausmacht, gilt dies leider auch für das ganze Buch. Denn die Rahmenhandlung in der Gegenwart beschränkt ist auf das Mindeste und durch die lange Geschichte mittendrin ist auch Rolands Erzählung aus der Vergangenheit nicht wirklich spannend, obwohl sie es hätte sein können. Schade.
Was mir jedoch gut gefallen hat, war die durch den Sturm entstandene Atmosphäre. Mir war auch bei Der Wind durchs Schlüsselloch stets vor Augen, wie Roland dem Jungen in der Gefängnisszelle bei einem rauschenden Sturm die Geschichte erzählt, die auch mit einem Sturm endet. Da auch die Rahmenhandlung während eines Sturms spielt kann ich nur raten, dieses Buch auch bei einem schönen Sturm zu lesen – natürlich schön gemütlich in der liebsten Leseecke und nicht im Gefängnis. So jedenfalls habe ich es gehalten und es war atmosphärisch nur genial.
Fazit: Wind für sich genommen ist durch die Verschachtelung von drei Geschichten etwas eigenartig zu lesen. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass es innerhalb der Lektüre des gesamten Zyklus Der dunkle Turm durchaus wirken kann, vor allem, da die Vergangenheitshandlung in Wind an die in Glas anschließt. Auch wenn King in seinem Vorwort einige Dinge erklärt, damit auch Leser, die den Zyklus noch nicht gelesen haben, in den Genuss von Wind kommen können und er explizit sagt, man könne das Buch auch für sich genommen lesen – ich rate davon ab. Ich kann mir vorstellen, dass wenn man Rolands Mittwelt noch gar nicht kennt, die Geschichte Der Wind durchs Schlüsselloch einfach zu abstrus ist. Mir hat das Lesen auf jeden Fall Freude bereitet, aber eingenartig war es irgendwie schon…