„Unbändig“ ist das Abenteuerbuch einer Frau, die ums Überleben kämpft. Das Buch beginnt mit der Ermordung der kleinen Tochter, und wer selbst ein Kind hat, wird danach mit dem Buch zu kämpfen haben. Warum? Nicht nur die Tatsache, dass ein Baby nicht mal so lange leben darf, wie es die Natur
vorgesehen hätte, sorgt dafür. Es ist vielmehr die Perspektive, denn alle Szenen, die der Leser an Jessies…mehr„Unbändig“ ist das Abenteuerbuch einer Frau, die ums Überleben kämpft. Das Buch beginnt mit der Ermordung der kleinen Tochter, und wer selbst ein Kind hat, wird danach mit dem Buch zu kämpfen haben. Warum? Nicht nur die Tatsache, dass ein Baby nicht mal so lange leben darf, wie es die Natur vorgesehen hätte, sorgt dafür. Es ist vielmehr die Perspektive, denn alle Szenen, die der Leser an Jessies Seite durchleben darf, werden aus der Sichtweise des Babies erzählt. Dadurch ist nicht nur der Mord schockierend, sondern schockiert während des gesamten Buches. Glücklicherweise geht es nicht immer um „Meine Mutter“, sondern ab und an wird auch aus Perspektive von Jack oder dem Polizisten berichtet, sodass dem Mutterherz des Lesers ab und an Ruhe gegönnt wird. Auf jeden Fall ist es in meinen Augen eine ungewöhnliche Erzählweise.
Die drei Hauptcharaktere kommen jedoch dadurch schön hervor und werden lebendig. Allerdings habe ich mich nie in Jessie hineinversetzen können und das lag nicht an der nicht vorhandenen Sympathie. Jessie ist eine Figur, die oft auf merkwürdige Weise handelt. Das mag an der vergangenen Zeit liegen, aber auch an Logiklücken. Zum Beispiel wird sie schwanger und bei der Erklärung, warum sie auf Jack hofft, wird nur ein spätes, erstes Stell-Dich-Ein, einen Monat nach der letzten Periode genannt, wo sie es schon ahnte. Und im Verlauf kommen mir einige solcher Fragen auf. Nicht nur bei Jessie, sondern auch den anderen. Hinzu kommt, dass sie durch die Pferdediebstähle kein Engel war und auch die Tatsache, dass sie nicht mal nach ihrem kleinen Freund gesucht hat, als dieser den schweren Sturz hatte, tut ihr übriges. nhaltlich hätte ich mir persönlich auch etwas mehr erwartet. Abgesehen davon, dass ich davon ausgegangen bin, dass Jessie wirklich ums Überleben kämpfen muss, kommt in meinen Augen wenig Spannung auf. Immer wieder erfolgen Rückblenden oder Szenenwechsel zu anderen Figuren und lassen Jessie in einem naiven ungünstigen Moment allein zurück. Sie macht sich wenig Gedanken und das trifft leider in meinen Augen auch auf die Autorin zu, die wohl ein kleines Stück eigene Persönlichkeit hat einfließen lassen. Immer wieder werden Szenen und Ideen zwar abgeschlossen, aber so abrupt und enttäuschend, dass oft die Frage aufkam, warum wurde sie überhaupt ausgewählt. Zum Beispiel sind da die alten Leute, die sie mit sich nehmen, als sie vor ihrem abgebrannten Haus liegt. Warum sie dort lang gelaufen sind und ihre generelle Existenz sind genauso fraglich, wie der Tote, der nur wenige Meter unter dem Baby begraben wird. Warum muss ich die Lebensgeschichte eines Skeletts in den Bergen erfahren, wenn es als Abschreckung auch so schon deutlich ist. Das Buch wird dadurch arg in die Länge gezogen und da es wenig Spannung aufweist, ist das nicht gerade Vorteilhaft. Warum mangelt es dem Buch an Spannung. Nie muss Jessie etwas erreichen oder eine starke Frau sein. Klar, sie tötet ihren Mann, bietet ihm aus Angst aber nicht vorher die Stirn, und immer wieder sind es Leute, die sie auf ihren Weg unterstützen.
Wenn man dann wenigstens noch auf einen guten Schluss hofft, der ist zumindest, wenn er bis dato ähnlich empfunden hat wie ich, einfach enttäuscht. Kein Happy End, kein dramatischer und packender Tod ihrerseits oder ähnliches. Am Ende war ich sogar an dem Punkt, dass ich nicht mal wusste, was der Prolog eigentlich sollte. Immer wieder fragte ich mich, ob ich was überlesen hatte oder es einfach nur eine Einleitung zu ihrem Leben sein sollte, aber ich habe es nicht entdeckt.