Tracey Lien
Gebundenes Buch
All die ungesagten Dinge
Roman Emotionaler Thriller - 'Schmerzvoll und voller Schönheit.' Julia Phillips
Übersetzung: Wasel, Ulrike; Timmermann, Klaus
Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
»Lasst ihn doch gehen.«Die junge Ky, Tochter vietnamesischer Einwanderer, empfindet bittere Reue, ihren Eltern diesen Satz gesagt zu haben. Nun ist ihr Bruder Denny tot, vor aller Augen ermordet auf der Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses. Und nach Jahren kehrt Ky nach Cabramatta zurück, einem Einwanderervorort von Sydney, wo ihre Eltern noch immer leben. Mit ihnen will sie trauern, aber sie möchte auch Antworten auf ihre Fragen: Warum schweigen alle Augenzeugen? Warum hat sich nie jemand ernsthaft um die Aufklärung dieser Tat bemüht? Und warum hat sie selbst die Augen verschloss...
»Lasst ihn doch gehen.«
Die junge Ky, Tochter vietnamesischer Einwanderer, empfindet bittere Reue, ihren Eltern diesen Satz gesagt zu haben. Nun ist ihr Bruder Denny tot, vor aller Augen ermordet auf der Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses. Und nach Jahren kehrt Ky nach Cabramatta zurück, einem Einwanderervorort von Sydney, wo ihre Eltern noch immer leben. Mit ihnen will sie trauern, aber sie möchte auch Antworten auf ihre Fragen: Warum schweigen alle Augenzeugen? Warum hat sich nie jemand ernsthaft um die Aufklärung dieser Tat bemüht? Und warum hat sie selbst die Augen verschlossen vor dem Rassismus und den Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt war?
Ein Drama von großer emotionaler Wucht, getragen von unvergesslichen Figuren.
»Schmerzvoll und voller Schönheit.« Julia Phillips
Die junge Ky, Tochter vietnamesischer Einwanderer, empfindet bittere Reue, ihren Eltern diesen Satz gesagt zu haben. Nun ist ihr Bruder Denny tot, vor aller Augen ermordet auf der Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses. Und nach Jahren kehrt Ky nach Cabramatta zurück, einem Einwanderervorort von Sydney, wo ihre Eltern noch immer leben. Mit ihnen will sie trauern, aber sie möchte auch Antworten auf ihre Fragen: Warum schweigen alle Augenzeugen? Warum hat sich nie jemand ernsthaft um die Aufklärung dieser Tat bemüht? Und warum hat sie selbst die Augen verschlossen vor dem Rassismus und den Ungerechtigkeiten, denen sie ausgesetzt war?
Ein Drama von großer emotionaler Wucht, getragen von unvergesslichen Figuren.
»Schmerzvoll und voller Schönheit.« Julia Phillips
Tracey Lien wuchs in Sydney auf und machte ihren Abschluss an der Universität von Kansas, bevor sie als Reporterin für die Los Angeles Times arbeitete. Heute lebt sie als Schriftstellerin in Brooklyn, New York. 'All die ungesagten Dinge' ist ihr erster Roman.
Produktbeschreibung
- Verlag: Piper
- Originaltitel: All that´s left unsaid
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 1. Juni 2023
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 145mm x 35mm
- Gewicht: 484g
- ISBN-13: 9783492071628
- ISBN-10: 3492071627
- Artikelnr.: 65999837
Herstellerkennzeichnung
Piper Verlag GmbH
Georgenstr. 4
80799 München
info@piper.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Interessiert liest Rezensentin Maria Wiesner den Debütroman der australischen Schriftstellerin Tracey Lien. Die Handlung spielt in Sydneys Stadtteil Cabramatta, der für die vielen dort ansässigen vietnamesischen Einwanderer bekannt ist - wie auch für die Drogenprobleme und Bandenkriege, so Wiesner. Hier ereignet sich ein Mord, die Polizei will aber nicht ermitteln: Das ruft die Schwester des Opfers auf den Plan, die Journalistin Ky, die sich auf Spurensuche begibt und den elenden Alltag der Menschen im Viertel erlebt, resümiert die Rezensentin. Die Autorin erzählt multiperspektivisch, was ihr mit Ausnahmen auch sehr gut gelingt, wie Wiesner findet. Am Ende laufen alle Erzählstränge bei Ky zusammen in diesem, durchaus gelungenen, Roman, schließt die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Aufwühlendes Drama um Rassismus, Migration und Traumata.« TV Star 20230712
Wenn alle schweigen
Tracey Lien blickt in ihrem Debütroman auf Sydneys Drogenviertel
In Cabramatta gibt es zwei Arten von Toden: die guten und die schlechten. "Wenn eine Familie einen 'guten' Tod zu beklagen hatte, - einen, der alte Menschen traf, einen auf den jeder vorbereitet war -, kamen die Asiaten praktisch mit der ganzen Verwandtschaft und überreichten Umschläge voll mit Geld", weiß die Journalistin Ky Tran, die in diesem Stadtteil von Sydney aufgewachsen ist, in dem sich in den Achtzigerjahren vor allem Vietnamesen niederließen. Und sie weiß auch, dass der Tod ihres Bruders Denny kein guter war.
Niemand kommt zur Beerdigung, niemand bringt Umschläge vorbei. Nur drei Lehrer ihres Bruders stehen
Tracey Lien blickt in ihrem Debütroman auf Sydneys Drogenviertel
In Cabramatta gibt es zwei Arten von Toden: die guten und die schlechten. "Wenn eine Familie einen 'guten' Tod zu beklagen hatte, - einen, der alte Menschen traf, einen auf den jeder vorbereitet war -, kamen die Asiaten praktisch mit der ganzen Verwandtschaft und überreichten Umschläge voll mit Geld", weiß die Journalistin Ky Tran, die in diesem Stadtteil von Sydney aufgewachsen ist, in dem sich in den Achtzigerjahren vor allem Vietnamesen niederließen. Und sie weiß auch, dass der Tod ihres Bruders Denny kein guter war.
Niemand kommt zur Beerdigung, niemand bringt Umschläge vorbei. Nur drei Lehrer ihres Bruders stehen
Mehr anzeigen
etwas verloren im Wohnzimmer der Familie Tran und stochern im Essen, das ihre Mutter die halbe Nacht lang gedämpft und gekocht hat. Das Schweigen im Raum rührt nicht von Trauer her, Ky muss schnell feststellen, dass sich niemand zum Tod ihres Bruders äußern will. Denny hatte seinen erfolgreichen Schulabschluss gefeiert, war dafür mit Freunden in ein Restaurant gefahren und kam dort zu Tode. Doch wie genau ist das geschehen - und warum eigentlich?
Die Eltern stehen unter Schock, der Vater zieht sich ins Jugendzimmer des toten Sohns zurück, die Mutter widmet sich dem Jenseits, bringt täglich im Buddha-Tempel Opfergaben für den Sohn dar. Und Ky will die Sache nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn das einen Konflikt mit ihren Eltern heraufbeschwört.
Die Journalistin begibt sich selbst auf Spurensuche, immerhin ist sie hier aufgewachsen, kennt das Viertel und seine Bewohner, spricht ihre Sprache. Dass sie hier sofort wieder in die Rolle der Einwanderertochter zurückfällt, merkt sie schon beim ersten Besuch auf dem Polizeirevier. Sie will eine Auskunft über den Ermittlungsstand und findet sich als Übersetzerin für eine Vielzahl vietnamesischer Mütter und Tanten wieder, die verhaftete Minderjährige abholen wollen. Die Jungen habe man alle wegen Drogenbesitzes festgenommen, erklärt ihr ein Polizist und deutet dann an, dass man auch bei ihrem Bruder in eine ähnliche Richtung ermittle. Hatte er mit den Banden im Viertel zu tun? War er abhängig? Hatte er womöglich gedealt? Ky beginnt daran zu zweifeln, wie gut sie ihren Bruder wirklich kannte.
Cabramatta war über Jahre das Viertel mit der höchsten Kriminalitätsrate in Sydney. Banden lieferten sich Revierkämpfe, Menschen starben an einer Überdosis, Schüler ließen sich vom schnellen Geld gelockt von den Gangs anheuern. Der Stadtteil bot viele Gefahren und wenig Zukunftsperspektiven. Die gebürtige Australierin Tracey Lien legt ihr Romandebüt "All die ungesagten Dinge" nun genau in jenem Vorort Sydneys an, in dem sie selbst aufgewachsen ist. Sie schickt ihre Journalistenermittlerin Ky dabei durch alle Milieus, beleuchtet die asiatische Community aus unterschiedlichsten Blickwinkeln.
Dafür wechselt sie immer wieder die Erzählperspektive. Als roter Faden dienen ihr die Forschungen Kys, jedes zweite Kapitel aber nimmt eine weitere Person in den Blick. Mal schreibt so ein kleines vietnamesisches Mädchen aus der Ich-Perspektive über seine Schulerlebnisse, mal erinnert sich eine Lehrerin nach dem Treffen mit Ky daran zurück, wie sie die junge Frau als Heranwachsende erlebte, nämlich immer unter Erfolgsdruck, immer hart gegen sich selbst im Versuch, die perfekte Tochter zu sein. Ein anderes Kapitel folgt einer drogenabhängigen Bar-Sängerin, zeigt die Abgründe, in die so viele hier so leicht gestürzt sind.
Diese kollagenhafte Technik geht meistens gut, nur manchmal schießt die Autorin über das Ziel hinaus, dann wirken die formalen Spielereien irritierend, etwa bei der plötzlichen Ich-Perspektive des Kindes, die etwas zu experimentell daherkommt, verglichen mit dem sonst nüchternen Stil. Das Panorama, das Lien so zu malen beginnt, bringt sie dann aber gekonnt zurück auf die Kriminalhandlung: Alle Erzählstränge laufen irgendwann bei Ky zusammen, die längst nicht mehr nur den Geheimnissen ihres jüngeren Bruders auf der Spur ist, sondern sich auch den Gespenstern ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss. MARIA WIESNER
Tracey Lien: "All die ungesagten Dinge". Roman.
Aus dem Englischen von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Piper Verlag, München 2023. 336 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Eltern stehen unter Schock, der Vater zieht sich ins Jugendzimmer des toten Sohns zurück, die Mutter widmet sich dem Jenseits, bringt täglich im Buddha-Tempel Opfergaben für den Sohn dar. Und Ky will die Sache nicht auf sich beruhen lassen, auch wenn das einen Konflikt mit ihren Eltern heraufbeschwört.
Die Journalistin begibt sich selbst auf Spurensuche, immerhin ist sie hier aufgewachsen, kennt das Viertel und seine Bewohner, spricht ihre Sprache. Dass sie hier sofort wieder in die Rolle der Einwanderertochter zurückfällt, merkt sie schon beim ersten Besuch auf dem Polizeirevier. Sie will eine Auskunft über den Ermittlungsstand und findet sich als Übersetzerin für eine Vielzahl vietnamesischer Mütter und Tanten wieder, die verhaftete Minderjährige abholen wollen. Die Jungen habe man alle wegen Drogenbesitzes festgenommen, erklärt ihr ein Polizist und deutet dann an, dass man auch bei ihrem Bruder in eine ähnliche Richtung ermittle. Hatte er mit den Banden im Viertel zu tun? War er abhängig? Hatte er womöglich gedealt? Ky beginnt daran zu zweifeln, wie gut sie ihren Bruder wirklich kannte.
Cabramatta war über Jahre das Viertel mit der höchsten Kriminalitätsrate in Sydney. Banden lieferten sich Revierkämpfe, Menschen starben an einer Überdosis, Schüler ließen sich vom schnellen Geld gelockt von den Gangs anheuern. Der Stadtteil bot viele Gefahren und wenig Zukunftsperspektiven. Die gebürtige Australierin Tracey Lien legt ihr Romandebüt "All die ungesagten Dinge" nun genau in jenem Vorort Sydneys an, in dem sie selbst aufgewachsen ist. Sie schickt ihre Journalistenermittlerin Ky dabei durch alle Milieus, beleuchtet die asiatische Community aus unterschiedlichsten Blickwinkeln.
Dafür wechselt sie immer wieder die Erzählperspektive. Als roter Faden dienen ihr die Forschungen Kys, jedes zweite Kapitel aber nimmt eine weitere Person in den Blick. Mal schreibt so ein kleines vietnamesisches Mädchen aus der Ich-Perspektive über seine Schulerlebnisse, mal erinnert sich eine Lehrerin nach dem Treffen mit Ky daran zurück, wie sie die junge Frau als Heranwachsende erlebte, nämlich immer unter Erfolgsdruck, immer hart gegen sich selbst im Versuch, die perfekte Tochter zu sein. Ein anderes Kapitel folgt einer drogenabhängigen Bar-Sängerin, zeigt die Abgründe, in die so viele hier so leicht gestürzt sind.
Diese kollagenhafte Technik geht meistens gut, nur manchmal schießt die Autorin über das Ziel hinaus, dann wirken die formalen Spielereien irritierend, etwa bei der plötzlichen Ich-Perspektive des Kindes, die etwas zu experimentell daherkommt, verglichen mit dem sonst nüchternen Stil. Das Panorama, das Lien so zu malen beginnt, bringt sie dann aber gekonnt zurück auf die Kriminalhandlung: Alle Erzählstränge laufen irgendwann bei Ky zusammen, die längst nicht mehr nur den Geheimnissen ihres jüngeren Bruders auf der Spur ist, sondern sich auch den Gespenstern ihrer eigenen Vergangenheit stellen muss. MARIA WIESNER
Tracey Lien: "All die ungesagten Dinge". Roman.
Aus dem Englischen von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel. Piper Verlag, München 2023. 336 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Als die Nachricht über den Tod ihres siebzehnjährigen Bruders die junge Ky erreicht, kann diese es kaum fassen, schließlich war der fünf Jahre jüngere Denny ein unauffälliger Junge, ein Musterschüler und gerade dabei, erwachsen zu werden. Sie selbst war es, die …
Mehr
Als die Nachricht über den Tod ihres siebzehnjährigen Bruders die junge Ky erreicht, kann diese es kaum fassen, schließlich war der fünf Jahre jüngere Denny ein unauffälliger Junge, ein Musterschüler und gerade dabei, erwachsen zu werden. Sie selbst war es, die ihre Eltern überredet hat, Denny in das Lokal Lucky 8 gehen zu lassen, um seinen Schulabschluss zu feiern. Nun ist Denny tot und niemand will etwas gesehen haben, aber damit will sich Ky nicht abfinden und fängt an, tiefer zu graben. Mit der Mauer des Schweigens, die ihr dabei im Wege steht, hat sie allerdings nicht gerechnet.
„Versuchte sie vielleicht, Absolution zu erlangen, indem sie sich selbst so viel Unerträgliches zumutete, sich zwang, auf die denkbar quälendste Art und Weise herauszufinden, was mit ihrem Bruder passiert war? Sie wusste nicht, wer genau ihr diese Absolution erteilen konnte. Doch sie sah keine andere Möglichkeit, sich von dem Schuldgefühl zu befreien, das ihr die Luft abschnürte, seit sie vom Tod ihres Bruders erfahren hatte.“ (Seite 97)
Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich das Buch dem tragischen Tod von Denny an. Hierbei spielt die Handlung in der realen Stadt Cabramatta in Australien, die Protagonisten sind fast ausnahmslos vietnamesische Einwanderer und deren Nachkommen. Die Suche von Ky nach der Wahrheit wird unterbrochen durch den Wechsel zu Zeugen, Freunden, Weggefährten. Fast alle von ihnen haben gelogen, niemand will etwas gesehen, geschweige denn überhaupt mitbekommen haben. Jede dieser Personen hat eigene Gründe für das Schweigen, die erst nach und nach ans Licht kommen. Dies war so unglaublich spannend, dass ich über große Strecken hinweg von einem Spannungs-, wenn nicht sogar einem Kriminalroman sprechen würde.
Daneben wird das Thema Flüchtlinge, Integration und das Fremdsein in einem unbekannten Land immer wieder thematisiert. Die eigene Kultur, die Sprache und die Identität spielen eine große Rolle. Die verschiedenen Sichtweisen der Flüchtenden und deren Kindern wurden gegeneinander gestellt und verglichen, ohne wertend oder abwertend zu sein. Der versteckt oder offen zur Schau getragene Rassismus war erschreckend, stellenweise hat es mich geschüttelt vor Entsetzen, über lange Strecken hinweg aber ebenso mächtig wütend gemacht. Über viele Details habe auch ich mir tatsächlich noch nie Gedanken gemacht und war erschrocken, wie oberflächlich wir Menschen oftmals sind.
Der Einblick in die vietnamesische Kultur war faszinierend, die Geschichte der fiktiven Familie Tran traurig, tragisch und packend. Dieser Debütroman wird mir lange im Gedächtnis bleiben, gerne empfehle ich das Buch weiter. Volle Punktzahl mit einem extra Sternchen gibt es dafür von mir.
Weniger
Antworten 17 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 17 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Der Titel des Romans „All die ungesagten Dinge“ der Australierin Tracey Lien nimmt Bezug darauf, dass alle Zeugen des Mords an dem siebzehnjährigen Denny in einem Restaurant sich über den Hergang der Tötung ausschweigen. Aber unter der Oberfläche der vietnamesischen …
Mehr
Der Titel des Romans „All die ungesagten Dinge“ der Australierin Tracey Lien nimmt Bezug darauf, dass alle Zeugen des Mords an dem siebzehnjährigen Denny in einem Restaurant sich über den Hergang der Tötung ausschweigen. Aber unter der Oberfläche der vietnamesischen Gemeinschaft von Cabramatta, einem Ort im Südwesten von Sydney, verbirgt sich noch weitaus mehr, was unausgesprochen bleibt. Dennys Schwester Ky kehrt zur Beerdigung ihres Bruders aus Melbourne heim und hört nicht damit auf, Fragen zu stellen. Während sie unter den bei der Tat Anwesenden nach Antworten sucht, wird sie innerlich von eigener Schuld aufgerieben.
Kys Eltern sind vor dem kommunistischen Regime in Vietnam nach Australien geflüchtet. Dabei haben sie einige Zeit in einem Auffanglager verbracht. Dabei trafen sie Gleichgesinnte, die sich ebenfalls in Cabramatta niedergelassen haben. Der Roman ist weit mehr als die Aufklärung einer kriminellen Handlung. Tracey Lien, deren Namen eigene vietnamesische Vorfahren vermuten lässt und die in Cabramatta aufgewachsen ist, beschreibt die Lebensumstände in der Kleinstadt in den 1990er Jahren als sich das Drogenproblem verschärft hatte.
Die Autorin zeigt in verschiedenen Szenen, meist in Auseinandersetzung von Ky mit ihren Eltern, die sich von den Australiern unterscheidenden Lebenseinstellungen der gebürtigen Vietnamesen. Kys Eltern leben zwar bereits seit etwa zwanzig Jahren in der Wahlheimat, verbringen aber fast ihre gesamte Zeit unter Einwanderern aus dem gleichen Kulturkreis. Dabei bleibt für Kys Eltern die Verständigung auf Englisch schwierig. Obwohl sie die Sprache durchaus verstehen, fühlen sie sich beim Sprechen aufgrund ihres Akzents sofort auffällig. Sie fürchten den ihnen immer wieder entgegengebrachten Rassismus in Form von Verulkungen, über die man nicht lachen kann.
Ky versteht es als Journalistin sich gut auszudrücken. Bei ihren seltenen Aufenthalten zuhause fühlt sie sich in ihre Rolle als Kind zurückgedrängt. Immer noch hat sie sich nicht gänzlich von den an sie gestellten Erwartungen und dem dabei entstehenden Druck befreit. Ihre Eltern forderten früher von ihr, sich unter Gleichaltrigen zu integrieren und beste Noten zu erhalten, sonst drohten Strafen. Sie wollten ihr dadurch den besten Start in den Beruf bieten und ein besseres Leben als ihr eigenes. Um die althergebrachte Denkweise der Eltern aufzubrechen, fordert sie diese auf, ihren Bruder nach Feier seiner Schulentlassung mit Freunden ins Restaurant gehen zu lassen, in welchem er den Tod findet. Das bereut sie sehr.
Hauptsächlich nimmt die Geschichte Ky in den Fokus. Mehrere Perspektivenwechsel treiben die Ermittlungen vorwärts und gaben mir als Leserin mit und mit mehr über die Hintergründe des Mords preis. Kys beste Schulfreundin Minnie, die ebenfalls in Vietnam geboren ist, das Zerbrechen der Freundschaft und Minnies darauffolgenden Anschluss an einen neuen Freundeskreis bieten den Schlüssel zu der erschreckenden tödlichen Handlung im Gasthof.
Mit ihrem Roman „All die ungesagten Dinge“ hat Tracey Lien ein bewegendes Debüt geschrieben. Die Handlung wirkt authentisch und nachvollziehbar, denn hier bringt die Autorin eigenes Wissen über das Umfeld ein. Zwar wird im Buch ein Mord geklärt, aber die Erzählung hat ihren Fokus auf der Geschichte der Migration vietnamesischer Auswanderer in den 1970er in Australien und dem Umgang der nächsten Generation mit dem kulturellen Erbe der Eltern. Mich hat die einfühlsame Schilderung der Ereignisse berührt und zum Nachdenken über die Situation heutiger Flüchtlinge gebracht. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Tuổi trẻ thiếu tinh thurong. Kindheit ohne Liebe.
Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie erlebt. Dort wohnen …
Mehr
Tuổi trẻ thiếu tinh thurong. Kindheit ohne Liebe.
Das Cover spiegelt die Zerrissenheit der Gefühle und die bruchstückhafte Mordaufklärung ideal bildlich wider. Cabramatta, ein Vorort von Sydney, hat tatsächlich in den 1990er-Jahren eine Heroin-Epidemie erlebt. Dort wohnen vorwiegend asiatische Flüchtlingsfamilien wie Familie Tran mit den Kindern Ky und Denny, deren Werte und Verhaltensweisen typisch sind für Immigranten aus Vietnam. Vieles wird nicht ausgesprochen, weder Gefühle noch die Wahrheit, wie hier zu Denny Trans Tod. Rund um sein schockierendes Schicksal ergreift seine große Schwester Ky die Initiative, um mehr über den Tathergang zu erfahren. Die Polizei zeigt großes Desinteresse an Problem-Migranten wie sie und ihren Migrantenproblemen, Zeugenbefragungen enden in mageren Stellungnahmen, meist in Lügerei. Deutlich werden dabei der Rassismus und die Ungerechtigkeiten, denen Asiaten in Australien damals ausgesetzt sind. Die tiefe Freundschaft Kys zu Minnie mit ihren bedrohlichen familiären Verhältnissen ohne Liebe überlebt trotz sehr verschiedener Lebenswege. Der schmerzhafte Verlust von Heimat, von Zugehörigkeit, von Selbstvertrauen spiegelt sich im Trauerverhalten von Kys Eltern wider, wohl übertragbar auf alle Flüchtlinge weltweit. Ihre Religion, der Buddhismus, und ihre Trauerrituale nach den Konfuzius-Regeln besonders in Tempeln werden ebenso wie die Mondneujahrsfeierlichkeiten mit den Löwentanzgruppen thematisiert. Insgesamt wird ein authentisches Bild über das Leben asiatischer Einwanderer in Australien gezeichnet.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Vietnamesische Flüchtlinge in Australien: die Autorin weiß aus ihrer eigenen Biografie, wovon sie erzählt. Ein schwieriges, von vielerlei Problemen beschattetes Leben öffnet sich dem Leser.
Ky, die Protagonistin, hat die Flucht Ende der 70er Jahre mit ihren Eltern erlebt. …
Mehr
Vietnamesische Flüchtlinge in Australien: die Autorin weiß aus ihrer eigenen Biografie, wovon sie erzählt. Ein schwieriges, von vielerlei Problemen beschattetes Leben öffnet sich dem Leser.
Ky, die Protagonistin, hat die Flucht Ende der 70er Jahre mit ihren Eltern erlebt. Ihr Bruder Denny kam schon in Australien zur Welt, und die Familie setzt, wie die anderen Flüchtlingsfamilien auch, ihre ganze Hoffnung auf die Kinder. Der Druck auf die Kinder ist daher enorm: sie sollen sich anpassen und durch schulischen Erfolg glänzen. Auf der anderen Seite leiden die Kinder unter den traumatisierten, oft gewalttätigen Eltern. Die Eltern haben nicht nur ihre Heimat und ihre Ahnen verloren, sondern auch ihre „Zugehörigkeit und ihr Selbstvertrauen“. Eine Assimilation scheint weit entfernt zu sein:
„Ganz egal. Wie clever du bist oder wie hart du arbeitest oder wie viele Koalas du streichelst, die werden dich nie als eine von ihnen sehen. Nie im Leben.“
Umgekehrt schotten sich auch die Flüchtlinge gegenüber den Weißen ab und begegnen ihnen voller Misstrauen. Dass dieses Misstrauen berechtigt ist, zeigt sich nach der Ermordung von Denny, einem fleißigen und begabten Kind, freundlich und unauffällig. Die Polizei trifft auf eine Mauer des Schweigens und ermittelt eher uninteressiert, sodass Ky, die ältere Schwester, aktiv wird und Zeugen sucht.
Diese Suche nach Zeugen nutzt die Autorin, um den Leser in einige andere Leben in „Little Saigon“ hineinschauen zu lassen; ein schöner Kunstgriff, der den Blick des Lesers weitet.
Der Roman wird zwar aus der Perspektive Kys erzählt, aber die eigentliche Hauptfigur ist Minnie, ihre Freundin aus Kindertagen, die sich dem allgemeinen Zwang zur Anpassung entzieht. An ihrem Beispiel zeigt die Autorin, welchen gewalttätigen Übergriffen die Kinder traumatisierter Eltern ausgesetzt sein können und welcher Sumpf an Drogen und Kriminalität sich in einer Generation auftun kann, die gesellschaftlich isoliert wird.
Die Autorin legt ihren Roman als Kriminalroman an. Das ist ihr weniger gut gelungen, da sie den Spannungsbogen nicht bis zum Schluss aufrechterhalten kann. Liest man den Roman aber als Familiengeschichte, als Migrationsroman oder noch besser als Milieuschilderung, dann entfaltet der Roman durch seine Verdichtung eine große Aussagekraft.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ungewöhnlicher Stoff;
Das Buch spielt in den 1990er Jahren in Australien, wobei es sich für mich zeitlos und universell angefühlt hat. Ich wußte bisher gar nichts über vietnamesische Kriegsflüchtlinge in Australien und das Thema hat mich wirklich gefangengenommen. Kys …
Mehr
Ungewöhnlicher Stoff;
Das Buch spielt in den 1990er Jahren in Australien, wobei es sich für mich zeitlos und universell angefühlt hat. Ich wußte bisher gar nichts über vietnamesische Kriegsflüchtlinge in Australien und das Thema hat mich wirklich gefangengenommen. Kys 17jähriger Bruder wird ermordert und sie kehrt in ihre Heimatstadt, die ein sozialer Brennpunkt ist, zurück und versucht, die näheren Umstände aufzuklären. Damit wird diese Geschichte zu einer Mischung aus Krimi und soziologischer / ethnologischer Studie. Die Erzählperspektive wechselt von Ky zu den sich widerstrebend öffnenden Tatzeugen, die sie befragt und ist sehr gut gemacht. Man erfährt sehr viel über die Lebensumständer der eingewanderten Vietnamesen und kann die Verhaltensweisen der verschiedenen Personen aufgrund ihrer Vorgeschichten gut verstehen. Eine sehr spannende, zeitlose und doch hochaktuelle Story, die in einem angenehmen Schreibstil erzählt wird und viele Details und Informationen über Vietnamesen in Australien vermittelt.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
eBook, ePUB
Ky auf der Suche nach der Wahrheit
Inhalt:
Nach Jahren kehrt Ky (Kiii )Tran, Tochter vietnamesischer Einwanderer, nach Cabramatta, einem Vorort von Sidney, zur Trauerfeier ihres Bruders Denny zurück. Denny wurde bei einer Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses in einem Restaurant …
Mehr
Ky auf der Suche nach der Wahrheit
Inhalt:
Nach Jahren kehrt Ky (Kiii )Tran, Tochter vietnamesischer Einwanderer, nach Cabramatta, einem Vorort von Sidney, zur Trauerfeier ihres Bruders Denny zurück. Denny wurde bei einer Feier seines erfolgreichen Schulabschlusses in einem Restaurant ermordet. Doch warum ist ihr Bruder in diesem Lokal so brutal ermordet worden? Und warum will sein bester Freund, die Lehrerin, die Klassenkameraden, das Personal angeblich nichts mitbekommen bzw. gesehen haben? Dies sind Fragen, die Ky beschäftigen und beantwortet haben will, doch die örtliche Polizei ist dabei keine Hilfe. Ky begibt sich auf der Suche nach Informationen und blickt dabei auch auf ihre eigene Schulzeit zurück.
Meine Meinung:
Ein Buch, auf das man sich voll und ganz einlassen muss. Konfrontiert mit dem Leben der vietnamesischen Einwanderer in Australien, muss man begreifen, welchen Weg diese Menschen hinter sich haben, um für sich und ihre Kinder ein besseres Leben zu erfüllen, aber nicht von ihren Traditionen abweichen können. Wie jede Familie streben sie an, dass es ihre Kinder einmal besser haben sollen. Alles haben sie aufgegeben und ihr Leben riskiert, damit ihre Kinder die Chance erhalten, gut zu verdienen und zu hohen Ansehen in ihrer neuen Heimat zu gelangen. Auch Kys Kindheit ist davon geprägt, die Beste in der Schule zu sein, immer ihre Pflichten zu erfüllen und nicht unangenehm aufzufallen. Manchen gelingt es, anderen nicht.
Ky, in der Gewissheit, dass ihr Bruder Denny ein unschuldiges Opfer ist, auf der Suche nach Antworten zu begleiten, bedeutet gleichzeitig den Menschen in ihrer Kultur näherzukommen und zu verstehen, aber auch den entgegengebrachten Rassismus und das Misstrauen zu spüren. Schritt für Schritt in abwechselnden Kapiteln verfolgt man Kys Bemühungen, lernt die Personen, die im Restaurant waren sowie ihre Beweggründe zu schweigen, kennen. Rückblicke in Kys Kindheit bringen ihre beste und einzige Freundin Minnie mit ins Spiel, ein Mädchen, das für sie unglaublich wichtig war und noch immer stark in ihren Gedanken ist. Die Autorin zeigt Probleme auf, die in den 1990 Jahren das Bild der Stadt Cabramatta beherrschte. Dabei weiß sie in einem lebendigen Schreibstil, der gleichzeitig von einer gewissen Melancholie geprägt ist, zu überzeugen. Die Protagonisten erscheinen auf den ersten Blick etwas gefühllos, aber es wird sehr schnell klar, dass sie sich dahinter nur verstecken. Der Titel des Buches ist für mich perfekt gewählt, vieles wurde und wird nicht ausgesprochen, sei es die Wahrheit oder Gefühle. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, zu sehr hat mich die Entwicklung der Geschichte in ihren Bann gezogen und genau wie Ky wollte ich endlich erfahren, was genau mit Denny passiert ist.
Fazit:
Ein bewegendes Debüt, das mit seinen Nuancen punktet.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für