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Die große Erzählerin Elke Heidenreich schreibt in »Männer in Kamelhaarmänteln« Geschichten, komisch und traurig, wie nur sie es kann, in denen jeder sich wiedererkennt.
Warum sind einem die Jugendfotos im Faltenrock so peinlich? Warum kauft man sich etwas, was einem weder passt noch steht? Wenn Elke Heidenreich von Kleidern erzählt, dann erzählt sie vom Leben selber: von sich mit sechzehn, von Freundinnen und Freunden, von Liebe und Trennung.
Warum sind einem die Jugendfotos im Faltenrock so peinlich? Warum kauft man sich etwas, was einem weder passt noch steht? Wenn Elke Heidenreich von Kleidern erzählt, dann erzählt sie vom Leben selber: von sich mit sechzehn, von Freundinnen und Freunden, von Liebe und Trennung.
Elke Heidenreich lebt in Köln. Sie studierte Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete bei Hörfunk und Fernsehen. Sie veröffentlichte unter anderem die Geschichten 'Rudernde Hunde' (mit Bernd Schroeder), den Roman 'Alte Liebe' (mit Bernd Schroeder), eine Liebeserklärung an die Musik 'Passione', das Venedig-Buch 'Die schöne Stille', die Geschichten 'Der Welt den Rücken', die kurzen Geschichten 'Alles kein Zufall', 'Männer in Kamelhaarmänteln' sowie 'Ihr glücklichen Augen'. Im FISCHER Taschenbuch erschien 2023 der Erzählband 'Neulich im Himmel'. Literaturpreise: Julius-Campe-Preis 2010

© Bettina Flitner
Produktbeschreibung
- Fischer TaschenBibliothek 52318
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- Originaltitel: Männer in Kamelhaarmänteln
- Artikelnr. des Verlages: 1093291
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 269
- Erscheinungstermin: 31. August 2022
- Deutsch
- Abmessung: 143mm x 91mm x 19mm
- Gewicht: 169g
- ISBN-13: 9783596523184
- ISBN-10: 3596523184
- Artikelnr.: 62772316
Herstellerkennzeichnung
FISCHER Taschenbuch
Hedderichstr. 114
60596 Frankfurt
produktsicherheit@fischerverlage.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Alfons Kaiser lässt sich gern von Elke Heidenreich daran erinnern, welchen Wert Kleidungsstücke einmal besaßen. Dabei will er das nicht nur als melancholische Reminiszenz verstanden wissen, wenn sich Heidenreich an die Ereignissen und Begebenheiten erinnert, die mit einem Kleid, einem Mantel, einem Hut einst verbunden sein konnten. Angesichts der immer schneller entsorgten Fast Fashion erscheint ihm Heidenreichs Buch durchaus nach vorne gerichtet. Ihren saloppen Ton kann er gut leiden, aber nicht alle Ungenauigkeiten scheinen ihm verzeihlich. Allerdings versöhnt ihn Heidenreich mit ihrer Abneigung gegen Kamelhaarmäntel oder mit ihrer Feier des Karnevals, bei dem sich Kölner auch schon mal als geteiltes Deutschland oder Gerhard Richters Domfenster verkleiden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Wer so über Pantoffeln tänzeln kann
Elke Heidenreich verwertet Textilien als Texte wieder
Kamelhaarmäntel? Was hat ein solches Wort, so seltsam altmodisch vom Kamel bis zu den Mänteln, auf einem Buchtitel zu suchen? Und dann noch "Männer in Kamelhaarmänteln"! Wie kommt eine Autorin, wie ein Verlag auf eine solche Idee? Das fragt man sich, legt das Buch in den Schoß und schaut aus dem Zugfenster hinaus im Hauptbahnhof von Braunschweig: Auf dem Bahnsteig umarmen sich eine junge Frau und ein junger Mann - und beide tragen Kamelhaarmäntel.
Elke Heidenreichs neues Buch mag sich der Erinnerung verdanken, aber es ist auf verblüffende Art in der Gegenwart angekommen. Denn nicht nur in Braunschweig, auch auf der
Elke Heidenreich verwertet Textilien als Texte wieder
Kamelhaarmäntel? Was hat ein solches Wort, so seltsam altmodisch vom Kamel bis zu den Mänteln, auf einem Buchtitel zu suchen? Und dann noch "Männer in Kamelhaarmänteln"! Wie kommt eine Autorin, wie ein Verlag auf eine solche Idee? Das fragt man sich, legt das Buch in den Schoß und schaut aus dem Zugfenster hinaus im Hauptbahnhof von Braunschweig: Auf dem Bahnsteig umarmen sich eine junge Frau und ein junger Mann - und beide tragen Kamelhaarmäntel.
Elke Heidenreichs neues Buch mag sich der Erinnerung verdanken, aber es ist auf verblüffende Art in der Gegenwart angekommen. Denn nicht nur in Braunschweig, auch auf der
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Friedrichstraße in Berlin, am Neuen Wall in Hamburg und auf der gar nicht so feinen Zeil in Frankfurt: überall Kamelhaarmäntel. Aber was war zuerst da? Das Buch oder der Trend? Die Henne oder das Ei? Das Kamel oder der Mantel?
Elke Heidenreich war es. Diese Autorin nimmt das Thema Kleidung so ernst, dass sie ihrer Zeit voraus ist. Allein aus einer Jacke, einem Pullover oder einem seltsamen Hut, den sie sich aus einer Laune heraus kauft, erschafft sie kleine autobiographische Erzählungen. So manchen Kauf und manchen Fund mag sie bereut haben. Aber auch das ist dann sofort ein Thema, das sie aus dem Ärmel schüttelt. Sie hat die vielen Begegnungen und, ja, auch Schicksale, die in die Kleider eingewebt sind, auf wunderbare Art literarisiert. Und für beide, die Textilien und die Texte, gilt die gleiche ästhetische Theorie: "Das Einfache, das muss man können. Das Aufgeblasene kann jeder."
Dieses ebenso unzeitgemäße wie aktuelle Buch hat sich in einen Zwiebellook gekleidet. Kaum hat der Vater der Autorin seinen Kamelhaarmantel abgelegt, erkennt man die nächste Bedeutungsschicht. In Zeiten, in denen Bekleidung ihren Wert verliert, schon weil sie so billig geworden ist, gibt diese Autorin den Sachen ihren Charakter zurück. Werden sich all die jungen Frauen von heute in ferner Zukunft an die Rotweinflecken auf ihrem H&M-Kleid für 12,99 Euro erinnern? An den Mann, der sie verursacht hat? Oder eben schon deshalb nicht, weil sie das Hängerchen nach zweimaligem Gebrauch weggeworfen haben und die Speichermedien für Selfies nicht so lange halten wie das Gedächtnis von Elke Heidenreich?
Zwischen den Zeilen hat dieses Buch auch eine klimapolitische und müllkritische Aussage: Es muss nicht immer Neues sein! Die Ich-Erzählerin, die man über weite Strecken dieser autobiographischen Geschichten als Elke Heidenreich identifizieren darf, kauft ihre Nachthemden am liebsten auf holländischen Flohmärkten: weiß, für den Winter aus festem Leinen, für den Sommer aus leichter Baumwolle, übergroß, mit Spitze an den Ärmeln oder am Ausschnitt, manchmal sogar mit Monogramm, oft uralt. Einmal waschen reicht: "Sie tragen sich herrlich, sehen nach verflossenen Jahrhunderten aus, und ich träume die Träume derer, die schon vor mir darin geträumt haben."
Diesen schwebenden Ton hält sie nicht immer durch. Poesie ist ihr wohl auch verdächtig. Denn bei aller Phantasiebegabung steckt in Elke Heidenreich noch immer Else Stratmann, die Metzgersgattin-Kunstfigur aus dem Ruhrgebiet, als die sie seit 1975 im Fernsehen bekannt wurde. Dem Stil der Texte tut der flapsige bis rotzige Ton gut. Man steckt nicht nur mit dem Kopf in den Wolken, wenn man diese Skizzen liest, sondern steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Manchmal ist es der ganz harte Boden der Nachkriegsgeschichte, in der Mädchen nur Röcke tragen durften, nach dem Motto: "Die Hose zieret nur den Mann, drum Mädchen, zieh ein Röcklein an."
Ganz nebenbei ist dieser unterhaltsame Band auch ein kleines Lehrbuch der Weltwahrnehmung. Was diese Frau alles sieht - man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Wundert sich, was im Festspielhaus von Bayreuth so alles in den Gräben und hinter der Bühne passiert. Erfreut sich an Geschichten über eine junge Frau, die von ihrem fernen Freund Reizwäsche zum Geburtstag geschickt bekommt, was ihre Gäste peinlich berührt. Ist beruhigt, dass die Entrümpelungsversuche von Müttern auch in anderen Familien zu Dramen führen. Und glaubt langsam an Wunder, wenn sich auch die Erzählung von einer gestohlenen Jacke in einem Flugzeug nach Griechenland, die zunächst wie eine griechische Tragödie zu enden drohte, in Wohlgefallen auflöst - und das heißt in diesem Buch: zu einer Neuanschaffung führt, die nicht nach drei Wochen in der Tonne landet, sondern einen Ort in ihrem Leben findet.
Es ist kein Zufall, dass viele dieser Geschichten um Köln kreisen, wo Elke Heidenreich wohnt. Die Hauptstadt des Karnevals ist das heimliche Epizentrum der deutschen Mode. Nirgends sonst könnte man sich so verkleiden wie die Figuren dieses Buchs: Franz geht als geteiltes Deutschland, Irene als Gerhard-Richter-Domfenster, und alle geben auch mal Bananen ab, die sich auf Zuruf in der Kneipe schnell zur Staude bilden. Nirgends sonst ist offenbar auch das Geschlechterspiel so offen wie in der Stadt von Prinz, Bauer und Jungfrau. Wenn man die eigenen Geschichten der Autorin hochrechnet, dann scheint es in der Medienszene der Domstadt hoch herzugehen. Zu erahnen ist das sogar in einem Kapitel mit dem herrlich prosaischen Titel "Pantoffeln".
Ziemlich elegant tänzelt Elke Heidenreich über Pantoffeln und Kartoffeln. Ihre kabarettistische Schärfe mildert die Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Moderatorin ins Ironische bis Selbstironische ab. Im Rückblick des Spätwerks dreht sie jedes schweigende Detail lustvoll auf links. Jedenfalls sind die Szenen nicht blutleer wie so oft bei jüngeren Autoren. Mit 77 Jahren darf man auch mal aus dem Vollen schöpfen, denn diese Kodderschnauze hat Mutterwitz.
Manches Detail literarisiert sie dann aber doch allzu sehr. Oder sollte "Kate Blanchett" mit "K" ironisch gemeint sein? Auch unterstellt sie Roger Willemsen, er hätte bei seinem Interview mit Karl Lagerfeld bei der lit.Cologne kaum über Bücher gesprochen - dabei haben sie nichts anderes getan. Und dann hat sie ihren Hund auch noch in einem Kleid von "Giorgio Ungaro" zur Ruhe gebettet. Das hat das arme Tier, das in ihrem Garten unter der Erde ruht, nun wirklich nicht verdient, und Emanuel Ungaro auch nicht.
Übrigens mag Elke Heidenreich gar keine Kamelhaarmäntel. Denn ihr Vater, ein Hallodri vor dem Herrn, trug diese Kleidungsstücke so lässig, wie es nur ging. Wohl auch deshalb reicht es ihr jetzt: "Jeder Depp aus der Versicherungsbranche trägt heute Kamelhaar, ich will das nicht sehen." Kein Wunder: Die Trends von heute haben nicht so viel zu erzählen.
ALFONS KAISER
Elke Heidenreich: "Männer in Kamelhaarmänteln". Kurze Geschichten über Kleider und Leute.
Hanser Verlag,
München 2020. 224 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Elke Heidenreich war es. Diese Autorin nimmt das Thema Kleidung so ernst, dass sie ihrer Zeit voraus ist. Allein aus einer Jacke, einem Pullover oder einem seltsamen Hut, den sie sich aus einer Laune heraus kauft, erschafft sie kleine autobiographische Erzählungen. So manchen Kauf und manchen Fund mag sie bereut haben. Aber auch das ist dann sofort ein Thema, das sie aus dem Ärmel schüttelt. Sie hat die vielen Begegnungen und, ja, auch Schicksale, die in die Kleider eingewebt sind, auf wunderbare Art literarisiert. Und für beide, die Textilien und die Texte, gilt die gleiche ästhetische Theorie: "Das Einfache, das muss man können. Das Aufgeblasene kann jeder."
Dieses ebenso unzeitgemäße wie aktuelle Buch hat sich in einen Zwiebellook gekleidet. Kaum hat der Vater der Autorin seinen Kamelhaarmantel abgelegt, erkennt man die nächste Bedeutungsschicht. In Zeiten, in denen Bekleidung ihren Wert verliert, schon weil sie so billig geworden ist, gibt diese Autorin den Sachen ihren Charakter zurück. Werden sich all die jungen Frauen von heute in ferner Zukunft an die Rotweinflecken auf ihrem H&M-Kleid für 12,99 Euro erinnern? An den Mann, der sie verursacht hat? Oder eben schon deshalb nicht, weil sie das Hängerchen nach zweimaligem Gebrauch weggeworfen haben und die Speichermedien für Selfies nicht so lange halten wie das Gedächtnis von Elke Heidenreich?
Zwischen den Zeilen hat dieses Buch auch eine klimapolitische und müllkritische Aussage: Es muss nicht immer Neues sein! Die Ich-Erzählerin, die man über weite Strecken dieser autobiographischen Geschichten als Elke Heidenreich identifizieren darf, kauft ihre Nachthemden am liebsten auf holländischen Flohmärkten: weiß, für den Winter aus festem Leinen, für den Sommer aus leichter Baumwolle, übergroß, mit Spitze an den Ärmeln oder am Ausschnitt, manchmal sogar mit Monogramm, oft uralt. Einmal waschen reicht: "Sie tragen sich herrlich, sehen nach verflossenen Jahrhunderten aus, und ich träume die Träume derer, die schon vor mir darin geträumt haben."
Diesen schwebenden Ton hält sie nicht immer durch. Poesie ist ihr wohl auch verdächtig. Denn bei aller Phantasiebegabung steckt in Elke Heidenreich noch immer Else Stratmann, die Metzgersgattin-Kunstfigur aus dem Ruhrgebiet, als die sie seit 1975 im Fernsehen bekannt wurde. Dem Stil der Texte tut der flapsige bis rotzige Ton gut. Man steckt nicht nur mit dem Kopf in den Wolken, wenn man diese Skizzen liest, sondern steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Manchmal ist es der ganz harte Boden der Nachkriegsgeschichte, in der Mädchen nur Röcke tragen durften, nach dem Motto: "Die Hose zieret nur den Mann, drum Mädchen, zieh ein Röcklein an."
Ganz nebenbei ist dieser unterhaltsame Band auch ein kleines Lehrbuch der Weltwahrnehmung. Was diese Frau alles sieht - man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Wundert sich, was im Festspielhaus von Bayreuth so alles in den Gräben und hinter der Bühne passiert. Erfreut sich an Geschichten über eine junge Frau, die von ihrem fernen Freund Reizwäsche zum Geburtstag geschickt bekommt, was ihre Gäste peinlich berührt. Ist beruhigt, dass die Entrümpelungsversuche von Müttern auch in anderen Familien zu Dramen führen. Und glaubt langsam an Wunder, wenn sich auch die Erzählung von einer gestohlenen Jacke in einem Flugzeug nach Griechenland, die zunächst wie eine griechische Tragödie zu enden drohte, in Wohlgefallen auflöst - und das heißt in diesem Buch: zu einer Neuanschaffung führt, die nicht nach drei Wochen in der Tonne landet, sondern einen Ort in ihrem Leben findet.
Es ist kein Zufall, dass viele dieser Geschichten um Köln kreisen, wo Elke Heidenreich wohnt. Die Hauptstadt des Karnevals ist das heimliche Epizentrum der deutschen Mode. Nirgends sonst könnte man sich so verkleiden wie die Figuren dieses Buchs: Franz geht als geteiltes Deutschland, Irene als Gerhard-Richter-Domfenster, und alle geben auch mal Bananen ab, die sich auf Zuruf in der Kneipe schnell zur Staude bilden. Nirgends sonst ist offenbar auch das Geschlechterspiel so offen wie in der Stadt von Prinz, Bauer und Jungfrau. Wenn man die eigenen Geschichten der Autorin hochrechnet, dann scheint es in der Medienszene der Domstadt hoch herzugehen. Zu erahnen ist das sogar in einem Kapitel mit dem herrlich prosaischen Titel "Pantoffeln".
Ziemlich elegant tänzelt Elke Heidenreich über Pantoffeln und Kartoffeln. Ihre kabarettistische Schärfe mildert die Schriftstellerin, Literaturkritikerin und Moderatorin ins Ironische bis Selbstironische ab. Im Rückblick des Spätwerks dreht sie jedes schweigende Detail lustvoll auf links. Jedenfalls sind die Szenen nicht blutleer wie so oft bei jüngeren Autoren. Mit 77 Jahren darf man auch mal aus dem Vollen schöpfen, denn diese Kodderschnauze hat Mutterwitz.
Manches Detail literarisiert sie dann aber doch allzu sehr. Oder sollte "Kate Blanchett" mit "K" ironisch gemeint sein? Auch unterstellt sie Roger Willemsen, er hätte bei seinem Interview mit Karl Lagerfeld bei der lit.Cologne kaum über Bücher gesprochen - dabei haben sie nichts anderes getan. Und dann hat sie ihren Hund auch noch in einem Kleid von "Giorgio Ungaro" zur Ruhe gebettet. Das hat das arme Tier, das in ihrem Garten unter der Erde ruht, nun wirklich nicht verdient, und Emanuel Ungaro auch nicht.
Übrigens mag Elke Heidenreich gar keine Kamelhaarmäntel. Denn ihr Vater, ein Hallodri vor dem Herrn, trug diese Kleidungsstücke so lässig, wie es nur ging. Wohl auch deshalb reicht es ihr jetzt: "Jeder Depp aus der Versicherungsbranche trägt heute Kamelhaar, ich will das nicht sehen." Kein Wunder: Die Trends von heute haben nicht so viel zu erzählen.
ALFONS KAISER
Elke Heidenreich: "Männer in Kamelhaarmänteln". Kurze Geschichten über Kleider und Leute.
Hanser Verlag,
München 2020. 224 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Typisch Heidenreich: witzig, frech, tiefgründig und vor allem sehr persönlich." Luzia Stettler, SRF BuchZeichen, 19.01.21 "Ganz nebenbei ist dieser unterhaltsame Band auch ein kleines Lehrbuch der Weltwahrnehmung. Was diese Frau alles sieht - man kommt aus dem Staunen nicht heraus." Alfons Kaiser, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.11.20 "Ein vielfältiges, vielseitiges Modebuch, das wegen seines häufig anekdotischen, fragmentarischen Charakters zur kurzweiligen Lektüre gerät." Daniel Kalt, Die Presse, 13.11.20 "Was unter der Feder schwächerer Autoren sich wie eine Aufgabe aus einem Creative-Writing-Kurs gelesen hätte, löst Elke Heidenreich souverän, klug und unterhaltsam." Denis Scheck, Tagesspiegel, 01.11.20 "Pointiert, geistreich und
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sehr witzig." 3sat Kulturzeit, 26.10.20 "Ein Bild von Frida Kahlo im Herrenanzug ist auf dem Umschlag von diesem wunderschönen Erzählband zu sehen, der noch viele Schrankfächer mit überraschenden Geschichten von Kleidungsstücken aus edlem Kaschmir, verführerischer Spitze und praktischer Baumwolle enthält. ... Direkt, ungeschminkt, frei von der Leber weg - so kennt und schätzt man Elke Heidenreich und so sind auch ihre Geschichten über Kleider und Leute." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 13.10.20 "Dieses Buch steckt nicht nur voller überraschender Szenen und Anekdoten, sondern liefert auch Anregungen für die eigene Erinnerung." Claudia Voigt, Der Spiegel, 10.10.20 "'Männer in Kamelhaarmänteln' ist alles,was ein aus 60 autobiografischen Episoden zusammengefügtes Buch über Kleidung idealerweise sein sollte. Witzig, sinnlich, sentimental. Todtraurig stellenweise. Gscheit, na klar. Und dabei immer, immer: persönlich." Tanja Rest, Süddeutsche Zeitung, 05.10.20
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Selbst Menschen, die sich nichts aus Mode machen, können sich der Wirkung ihrer Kleidung nicht entziehen. Das und vieles mehr wurde mir in dieser vergnüglichen Anekdotensammlung bewusst.
Elke Heidenreich nimmt uns in diesem Hörbuch mit auf eine Reise in die Welt der Kleidung, vom …
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Selbst Menschen, die sich nichts aus Mode machen, können sich der Wirkung ihrer Kleidung nicht entziehen. Das und vieles mehr wurde mir in dieser vergnüglichen Anekdotensammlung bewusst.
Elke Heidenreich nimmt uns in diesem Hörbuch mit auf eine Reise in die Welt der Kleidung, vom Hoodie bis zum Sonntagskleid, von Goldknöpfen bis zu Silberschuhen, vom Nachthemd bis zur Tracht. Dabei geht es vor allem darum, welche Bedeutung ein einzelnes Kleidungsstück für uns haben kann, welche Gefühle, Erinnerungen oder Sehnsüchte sie in uns auslösen.
Zu gut konnte ich die Erzählerin verstehen, die die Jacke eines Kollegen, in den sie verliebt war, heimlich behielt. Wenn sie schon den Kollegen nicht haben konnte, dann wenigstens die Jacke, in die man seine Fantasien hineinprojizieren kann. Ihre Geschichten sind mal witzig und bissig, mal traurig und melancholisch, aber vor allem persönlich, denn sie erzählt viel über ihre Jugend, Freundschaften, Liebschaften und Anekdoten aus ihrem Berufsleben. Wie schon in ihren übrigen Hörbüchern habe ich ihre Stimme genossen, die jeder Geschichte den passenden Ton und Rhythmus verleiht.
Wir begegnen nicht nur Menschen aus ihrem Familien- und Freundeskreis, sondern auch Prominenten, Romanfiguren und Künstler/innen wie Frida Kahlo. In "Kleider im Himmel" trägt Verdi einen Bauernkittel und die Engel Chanel. Nicht alle Geschichten haben mir gleich gut gefallen, doch was Elke Heidenreich durchgehend gelingt, ist, durch ihre treffsichere Sprache die vielen Facetten der Mode, sei es Farbe, Material, Schönheit und Hässlichkeit sinnlich erlebbar zu machen.
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Gebundenes Buch
Typisch Elke Heidenreich
Elke Heidenreich bleibt ihrem Stil auch in diesem Buch treu und hat punktet hierbei mit der Vielfalt der Geschichten.
Mir gefällt vor allem, dass sie es schafft, bei mir Emotionen während des Lesens zu wecken und ich mal lache, mal traurig und dann wieder …
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Typisch Elke Heidenreich
Elke Heidenreich bleibt ihrem Stil auch in diesem Buch treu und hat punktet hierbei mit der Vielfalt der Geschichten.
Mir gefällt vor allem, dass sie es schafft, bei mir Emotionen während des Lesens zu wecken und ich mal lache, mal traurig und dann wieder nachdenklich werde. Ich kenne es nur aus sehr wenigen Büchern, dass mich diese so sehr berühren und derart unterschiedliche Facetten bieten.
Ihr Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und mir gefällt, dass die Geschichten zwischen realen und fiktiven Szenen wechseln. Dennoch haben mich einige Geschichten nicht 100%ig überzeugt, weil mir unter Anderem der Bezug zum Thema gefehlt hat.
Insgesamt ist es ein gelungenes Buch, dem ich gerne 4 von 5 Sterne vergebe.
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Gebundenes Buch
Gute Laune Buch für Heidenreichfans
Eigentlich bin ich kein Modefan. Aber Elke Heidenreich steht für witzige Bücher. Also habe ich doch mal reingesehen. Und mich hat es gepackt. Erst gesellschaftskritisch zum weiblichen Rockzwang noch in der Mitte des 20. Jhs, dann definierend und …
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Gute Laune Buch für Heidenreichfans
Eigentlich bin ich kein Modefan. Aber Elke Heidenreich steht für witzige Bücher. Also habe ich doch mal reingesehen. Und mich hat es gepackt. Erst gesellschaftskritisch zum weiblichen Rockzwang noch in der Mitte des 20. Jhs, dann definierend und schließlich witzig , manchmal traurig und nachdenklich, wie ich sie kenne.
In meiner letzten Kritik habe ich alle Anekdoten aufgezählt, die mir besonders gut gefallen haben. Hier erwähne ich nur die Rosenhosen, die die Ich-Erzählerin (es ist vermutlich die Autorin selbst) in Holland in einer Strandbotique nicht gekauft hat. Später trägt eine Freundin sie und wird von Elke angesprochen, was zu Situationskomik führt.
Witzig ist auch die Frau in Grün, die von einer Journalistin verfolgt wird, die sie immer nur in Grün sieht. Oder Reinhard, der die Erzählerin nach 40 Jahren wieder in Orange sieht, obwohl Orange gar nicht ihre Farbe ist.
Gegen Ende des Buches wird es doch modischer. Coco Chanel und Lagerfeld tauchen auf (Lagerfeld ist jedoch witzig) und ich musste nachschlagen, was ein Reihfaden ist. Als ich noch darüber nachsann, ob ich 4 oder 5 Sterne vergebe, entschied die Coda, die über Kleider in berühmten Filmen handelt, dass ich leider nicht die volle Punktzahl geben kann.
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Gebundenes Buch
So emotional kann es also sein, alte Nachthemden zu kaufen.
Erwartet (und ehrlich gesagt auch erhofft) hatte ich mir ein kleines, feines Büchlein über die Mode mit Bezug zu bekleidungswissenschaftlichen Hintergründen. Das große Aaaah und Oooooh, Moooode.
Wie angenehm wurde …
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So emotional kann es also sein, alte Nachthemden zu kaufen.
Erwartet (und ehrlich gesagt auch erhofft) hatte ich mir ein kleines, feines Büchlein über die Mode mit Bezug zu bekleidungswissenschaftlichen Hintergründen. Das große Aaaah und Oooooh, Moooode.
Wie angenehm wurde ich doch überrascht, dass dieser hübscher Leseband eine ausgewählt bezaubernde Sammlung sehr persönlicher Geschichten von Elke Heidenreich enthält, in denen es die kleinen großen Momente ihres Lebens sind, die sie in Bezug setzt zu dem, was den Menschen kleidet.
Aufgeteilt nach Farben arbeitet sie in den Kapiteln einzelne Fragmente zu lebendigen Augenblicken ihres Lebens (oder dem anderer Personen) aus. Kann sich nicht jeder noch an das erhebende Gefühl im ersten Abendkleid erinnern oder an diesen Pullover des untreuen Ex, den man geliehen und nie zurückgegeben hat, weil man zumindest diesen einen kleinen Fetzen behalten wollte? Heidenreichs Geschichten gehen oft noch darüber hinaus, tanzen zu Coco Chancel, Ravel oder Gott, der Freundin, die an Marie Kondo verzweifelt und zurück in die eigene kleine Welt, in der Kamelhaarmäntel nur einer einzigen Person auf der ganze weiten Welt zu stehen vermögen.
Man kann sie sich geradezu vorstellen, wie sie ihre Erinnerungen hervorkramt wie zeitweilig vergessene kleine Schätze und in ihnen badet, ihnen nachspürt. Den Duft der Lederjacke eines vergangenen Geliebten wiederaufleben lässt oder das Gefühl des zarten Stoff des Lieblingskleides der Mutter in den Händen spürt. Die Geschichten sind sehr persönlich, aber der Ton sehr offen und lädt uns fremde Leser ganz selbstversändlich ein in dieses kleine Reich der Erinnerungen, das nicht unseres ist, aber für kurze Zeit dazu wird. Zauberhaft, wie Heidenreich es trotzdem schafft, den Leser mitfühlen zu lassen. Auf der einen Seite liest man sich in belustigtes Schnauben, die nächste nimmt uns mit in traurige, dunkle Stunden, da geht es auch schon weiter zu einer Geschichte, die uns nachdenklich macht und lange nachhallen wird.
DIe Vielfältigkeit der Geschichten sorgt für kurzweiliges, aber überhaupt nicht banales Lesevergügen. Ich gebe zu, alle Geschichten an zwei Abenden hintereinander verschlungen zu haben, doch bin ich fast traurig drum. Tastet euch ruhig nach und nach vor, wie in einer Schachtel kostbarer Pralinen, von denen man sich jede einzeln auf der Zunge zergehen lässt.
Nein, man muss absolut keine Ahnung von Mode haben, um Freude zwischen den Seiten zu finden, ja nicht einmal Interesse an ihr. Das ist es es, was dieses Buch ausmacht. Es gibt hier keine WIchtigtuerei, kein Palaver, keine Belehrungen. Es ist das Wohlwollen in der Erzählerstimme, das für mich den Wert dieses Buchs ausmacht - wobei natürlich die gewisse Scharfzüngigkeit nicht fehlen darf
Mode ist nicht wichtig, nicht weltbewegend, ja ja ja. Das ist alles richtig und so gerne verurteilen wir andere dafür, dass sie ein Gewese um ihre Kleidung machen, ihr Äußeres, ach, wie profan. Gerne zeigen wir uns als unbeeindruckt von modischen Neuheiten und finden darin unser standhaftes Selbst, das sich keinen Zwängen beugt.
Vielleicht müssen wir uns nahc dieser Lektüre selbst einmal an die Nase packen und mitnehmen, was man aus dieser Prosa mitnehmen kann.
Frau Heidenreich zeigt uns ganz nebenbei, worum es eigentlich in der Mode geht: Darum, sich wohlzufühlen, sich auszudrücken, einander zu begegnen und sich voneinander zu lösen, man selbst zu sein oder auch jemand anderes, wenn man das gerade möchte. Mode deckt alle Facetten des Lebens ab. Wir müssen nur zulassen, sie wahrzunehmen und für uns zu nutzen. Mode kann Freiheit sein, Revolte, ein Zugeständnis, sie kann eine Liebeserklärung ersetzen oder eine Erinnerung wachhalten, Rache bedeuten und Triumph. Eine Nebensächlichkeit, aber, und das nimmt man hier mit: eine schöne.
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Gebundenes Buch
In diesem kleinen Band, den Elke Heidenreich vorlegt, geht es um Kleidung. Textile Stücke aller Art liefern das Stichwort oder die Grundlage zu den Gedanken oder Erinnerungen, die hier versammelt sind.
Unter den Kapitelüberschriften Rot, Gold, Grün, Schwarz, Weiß gibt es kurze …
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In diesem kleinen Band, den Elke Heidenreich vorlegt, geht es um Kleidung. Textile Stücke aller Art liefern das Stichwort oder die Grundlage zu den Gedanken oder Erinnerungen, die hier versammelt sind.
Unter den Kapitelüberschriften Rot, Gold, Grün, Schwarz, Weiß gibt es kurze Geschichten zu lesen, die mit viel Witz, ein wenig Nostalgie, Augenzwinkern, Selbstironie und ja, machmal auch mit etwas Sentimentalität weit über das Thema Mode hinausweisen. Nicht immer erschließen sich die Zuweisungen, aber das schmälert den Lesegenuss in keiner Weise.
Die Autorin gibt eine Menge Privates preis. Nichts scheint ihr heilig, nichts scheint ihr peinlich zu sein. Das Ergebnis sind erfrischend offene Texte, die neben der scheinbaren Leichtigkeit immer auch nachdenklich, aber nie moralisierend sind.
Da geht es beispielsweise um ein Papierkleid, wie es sie in den Sechzigern gab, und die unangenehme Situation, in welche ihre Trägerin gerät. Oder um die Bestattung des Lieblingstieres in angemessener Hülle. Um den Kamelhaarmantel, den kein Mann richtig zu tragen versteht, abgesehen vom Vater. Oder um eine kleine Überraschung bei dem Blick auf Karl Lagerfelds Socken.
Neben ihr treten also auch andere Personen auf, viele Prominente, deren Namen vor allem der älteren Generation, die an diesem Buch sicher viel Freude hat, geläufig sein dürften. Verschont werden wenige von ihnen, mal mehr mal weniger wohlwollend wird mit den übrigen verfahren.
Ab und an ist ein Foto eingefügt, meistens zeigt es die Autorin in zeittypischen Outfits, und unterstreicht den Eindruck des Persönlichen.
Besonders erwähnenswert, weil keineswegs mehr selbstverständlich, ist das Inhaltsverzeichnis, das auf den letzten Seiten einen Überblick gewährt und rasches Wiederfinden einzelner Episoden ermöglicht.
Im Großen und Ganzen eine vergnügliche und sehr kurzweilige Unterhaltung für Menschen, die gerne Lachen und Nachdenken verknüpfen.
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