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Gartenfee
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Meerbusch

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2018
Der Duft des Lebens
Bagus, Clara Maria

Der Duft des Lebens


ausgezeichnet

Berührt die Seele
Ein schlichtes Cover, fein gezeichnet und schon die Leseprobe hat mich in ihren Bann gezogen, auch der Roman liest sich ganz wunderbar, er berührt auf eine ganz eigene seltene Weise, was für ein Schreibstil, der mit Worten den Leser umgarnt, einnimmt für eine Geschichte, die sich von Beginn an wunderbar leicht und fließend lesen lässt. Welch` poetische Schreibweise, feinfühlig und ich kann Anselm Grüns Kurzbeschreibung „Voll poetischer Schönheit“ nur zustimmen. Einen Roman über die Beschaffenheit der Seele zu schreiben, über das Gute im Menschen, das sich gegen das Böse durchsetzt und die Botschaft über die menschliche Selle, die rein, voller Licht und Vertrauen geboren wird und erst durch innere und äußere Umstände um Licht ins Dunkel gleiten kann ist der Autorin Clara Maria Bagus einfühlsam aber auch sehr ehrlich gelungen. Dieser Roman ist ein Lesegenuss, betört den Leser und erklärt von mir eine klare Leseempfehlung

Bewertung vom 17.07.2018
Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich / Mein Leben im Hotel Royal Bd.1
Birchall, Katy

Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich / Mein Leben im Hotel Royal Bd.1


ausgezeichnet

Kurzweiliger, witziger Jugendroman
Felicity Royal, 14, von allen nur Flick genannt, ist die Protagonistin dieses Jugendbuches, deren Dackel Fritz einen eigenen Instagram Account hat. In dem Hotel ihrer Mutter, dem Hotel Royal lernt sie durch Zufall Skylar Chase kennen, denn sie platzt in eine seiner Proben, überhaupt zieht sie Fettnäpfchen magisch an. Mit Skylar und Fritz zusammen schleicht sie sich trotz ihres von ihrer strengen Mutter beschlossenen Hausarrestes aus dem Hotel, was natürlich fatale Folgen hat, denn als sie erwischt wird, bekommt sie „Weihnachtsballverbot“, Flick ist am Boden zerstört, aber Flick wäre nicht Flick, wenn sie nicht einen Weg finden würde, damit sie den Ball doch noch besuchen darf, doch wird es ihr gelingen…..
Der Schreibstil ist angenehm flüssig und leicht zu lesen, dass Cover passt super gut zu der Geschichte, die sehr witzig und amüsant geschrieben ist, dass man als Leser des Öfteren beim Lesen schmunzelt und lächelt. Die Autorin beschreibt ganz wunderbar Flick, eine kleine Chaotin mit dem Herzen am rechten Fleck, gut gefallen hat mir auch die Kommunikation via SMS und Chat die Flick mit ihren Freunden und Klassenkameraden führt, sie lockern den Roman gut und gelungen auf. Dackel Fritz hätte ein wenig mehr Raum bekommen sollen, er wird mir persönlich zu wenig erwähnt.
Alles in allem kann ich den Roman empfehlen, es ist ein toller Jugendroman mit allem, was dazugehört, witzig, humorvoll, flüssig geschrieben und die Seiten fliegen nur so dahin.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.07.2018
Das Erbe von Juniper House
Herzinger, Sophia

Das Erbe von Juniper House


ausgezeichnet

Geheimnisvolle Familiengeschichte – spannend und fesselnd
Ein Cover, was sofort die Blicke auf sich zieht, das alte Herrenhaus im Hintergrund und eine junge Frau im Vordergrund, eine Generationengeschichte, die sich in zwei verschiedene Erzählstränge teilt, die Gegenwart mit Sara, der Enkelin von Emma und dem Vergangenheitserzählstrang mit Emma, die in England aufwächst.
Die Autorin schreibt leicht und flüssig, dabei aber fesselnd und spannend. Sie erzählt die Geschichte von Sara, die mit ihrem Leben unzufrieden ist, eine wichtige Entscheidung ihren Lebenspartner betreffend in Frage stellt und sich bislang nie viel um ihre Großmutter Emma gekümmert hat, zu ihrer Mutter, die aktuell ihre vierte Ehe eingeht, hat sie ein zwiespältiges Verhältnis. Und dann ist da noch die Geschichte von Emma, die in England aufwuchs, von der Mutter und Enkeltochter so gut wie überhaupt nichts wissen, bis dann Stück für Stück alles doch ans Tageslicht kommt.
Spannend und vor allen Dingen fesselnd geschrieben, von der ersten bis zur letzten Seite, flüssig und gut lesbar erzählt Sophia Herzinger eine Generationsgeschichte, über Verrat, aber auch über Liebe. Sie nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit, aber auch in die Gegenwart und vereint beide Zeitepochen zu einer interessanten und geheimnisvollen Geschichte. Die beiden Protagonistinnen sind sehr gut beschrieben und als Leser fühlt man ihr Glück, aber auch ihr Leid.
Mich hat der Roman so gefesselt, dass es mir schwer fiel, ihn aus der Hand zu legen und ich habe ihn regelrecht verschlungen.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.07.2018
Dünenzauber (eBook, ePUB)
Kühne, Evelyn

Dünenzauber (eBook, ePUB)


sehr gut

Lesestunde- entspannend und zum Abschalten geeignet
Ein schönes, stimmiges Cover mit einem Leuchtturm an der Ostsee stimmt den Betrachter auf Ferien, Sonne, Strand und einen entspannenden Sommerroman ein.
Die beiden Protagonistinnen des Romans, Jessy und Klara, sind befreundet seit Kindertagen. Jessy eröffnet Klara, dass sie mit ihrem Freund nach Kanada auswandern wird, allerdings möchte sie vorher noch mal eben heiraten und bittet Klara um Hilfe bei den Vorbereitungen. Es kommt, wie es kommen muss, Verwicklungen, eine Beichte, die es in sich hat und jede Menge Chaos bei den Vorbereitungen.
Leicht und flüssig geschrieben, gewürzt mit einer Portion Humor und sehr lebendigen Nebencharakteren und einem sehr mysteriösen Unbekannten, der rein zufällig immer wieder auftaucht und der Klaras Herz höher schlagen lässt, ist das eine Sommer-Sonne-Urlaub-Strand-Liebesgeschichte, die zwar keinen großen Anspruch hat, aber ein wichtiges Kriterium erfüllt, sie ist total entspannend und super zum Abschalten geeignet – eine gelungene Urlaubslektüre.

Bewertung vom 01.07.2018
Familie und andere Trostpreise
McDonagh, Martine

Familie und andere Trostpreise


schlecht

Ein 21 jähriger, der viele Millionen erbt, der in meinen Augen ein wenig durchgeknallt ist, begibt sich auf eine Reise zu den Wurzeln zu sich selbst, ein wenig gewöhnungsbedürftig geschrieben, aber auch spannend, herausfordernd mit schwarzem Humor abgeschmeckt.....könnte was Besonderes sein.....das war mein ersten Eindruck nach der Leseprobe, der dann mächtig enttäuscht wurde.
Sonny , der laut Klappentext neurotisch und eine Briefumschläge Phobie hat, wirkt auf mich zwar neurotisch, ganz sicher nicht phobisch, vielleicht etwas durchgeknallt, als er sich von Kalifornien nach England auf die Spurensuche zu seiner Mutter begibt.
Mein Empfinden beim Lesen des Romans war sehr zwiespältig, denn ich erfahre zwar einiges über seine Kindheit, doch die Jugend wird ausgespart, der gesamte Roman bedient sich insgesamt vieler Klischees, angefangen beim Drogenkonsum, bis hin über Gurus und einer Mutter, die ihr Kind ablehnt. Wenn der Klappentext diesen Roman als urkomisch bezeichnet, möge man mir mal bitte Komik erklären, denn komisch empfand ich den Roman in kleinster Weise.
Mich hat dieser Roman einfach nur enttäuscht.

Bewertung vom 22.05.2018
Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5
Hülsmann, Petra

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen / Hamburg-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Ein Roman zum Wohlfühlen, Abschalten auch wieder mit einem tieferen Sinn….
Die Protagonistin des Romans, Annika Paulsen ist Lehrerin für Musik und Geographie am Werther-Gymnasium in Hamburg, einem gediegenen Gymnasium im einem Elbvorort, als sie plötzlich und völlig unerwartet an ihrem Geburtstag die Nachricht erhält, dass sie für eine gewisse Zeit an eine sogenannte „Brennpunktschule“ in Ellerbrock versetzt wird, um dort auszuhelfen. Als sie dort auf die Schüler trifft, die sich viel lieber mit allem anderen als mit Unterricht beschäftigen, möchte sie am liebsten aufgeben, doch sie krempelt die „Ärmel hoch“ und ruft eine Musik AG ins Leben, mit dem Hintergedanken, nach einem erfolgreichen Projekt möglichst schnell wieder an ihre alte Schule zu wechseln. Doch ganz so einfach wird es nicht, erst als sie sich Tristan, ihre alte Jugendliebe ins Boot holt, nimmt die AG Fahrt aus und nicht nur die AG, auch ihr Privatleben gerät ein wenig aus dem eingefahrenen Trott.
Petra Hülsmann hat einen sehr eigenen, unnachahmlich spritzigen, flüssigen und eingängigen Schreibstil, den sie in diesem Roman wieder einbringt, wer wie ich die anderen Romane gelesen hat, findet sich sofort in den Roman, wird mitgezogen von den Charakteren, die wie im wahren Leben alle nicht ganz einfach sind, ihre Ecken und Kanten haben, mit denen der Leser lacht, schmunzelt oder auch emotional mitfühlt. Die Charaktere sind lebendig und wirken deshalb sehr authentisch, einfach wie aus dem Leben gegriffen und genau das macht für mich einen guten Roman aus, manche Charaktere ein wenig einfältig, andere spitzzüngig, wieder andere mit klugen Sprüchen und jeder mit seinen eigenen Stärken und Schwächen.
Die Autorin versteht es außerordentlich gut, Lebensweisheiten, aktuelle Problematiken so mit Witz und Charme ganz nebenbei zu verpacken, das es nicht zu offensichtlich ist, sondern wie selbstverständlich mit eingebunden ist. Nachdenkliches wechselt sich mit witzigen Szenen ab, der Leser spürt beim Lesen die Emotionen der Charaktere, wird Teil des Geschehens.
In meinen Augen ein Roman, spannend und emotional, der mitreißt und mitnimmt – auch wenn vielleicht vorhersehbar, jedoch gut kaschiert mit Witz, Charme und einer guten Portion Lebensweisheit und einem tieferen Sinn.

Bewertung vom 13.05.2018
Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1
Bomann, Corina

Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1


ausgezeichnet

Spannende fesselnde Familiensaga

Ein gelungenes Cover, was sofort ins Auge fällt, eine Frau in einem ozeanblauen Kleid die in diffuses Licht schaut…
Die Protagonistin Agneta studiert in Stockholm Kunst, hat dort ihre Liebe gefunden und sich der Bewegung der Frauenrechtlerinnen angeschlossen, die sich für mehr Rechte der Frauen einsetzen und lebt ein selbstbestimmtes Leben, als plötzlich ein Telegramm von ihrer Mutter eintrifft, die sie bittet, zu ihrem Landgut zurückzukehren, da ihr Vater und ihr Bruder verunfallt sind. Ihre Rückkehr auf das Gut wird schwierig, denn nachdem Vater und Bruder verstorben sind, erwartet ihre Mutter von ihr, das Gut zu übernehmen, doch will sie ihr selbstbestimmtes Leben aufgeben und was ist mit ihrer Liebe in Stockholm und was mit ihrer Kunst….
Ich habe schon einige Romane von Corina Bomann gelesen und „Die Frauen vom Löwenhof“ ist in meinen Augen ein großartiger Auftakt zu einer Trilogie. Schon die ersten Seiten haben mich gefesselt und ich konnte/wollte das Buch kaum aus der Hand legen. Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar und mit so viel Spannung, dass man als Leser völlig gefesselt wird. Der Spannungsbogen ist durchgängig auf einem hohen Niveau und die lebendigen und authentisch wirkenden Charaktere, die spannende und überraschende Handlung machen den Roman zu einem wahren Lesevergnügen.
Die Protagonistin Agneta ist eine faszinierende Frau, die gesellschaftliche Normen einerseits in Frage stellt, sich ihnen andererseits teilweise beugen muss, aber auch dann kritisch zu hinterfragen. Eine Frau einer Zeit, die sich damals rasant weiterentwickelte und den Leser teilhaben lässt.
Ein Roman, der das Leben des schwedischen Landadels sehr gut und nachvollziehbar beschreibt, mit einer sehr starken und authentisch wirkenden Protagonistin, lebendigen Nebencharakteren und einer fesselnden Handlung, die die 700 Seiten nur so verfliegen lassen.
Ich persönliche freue mich sehr auf die beiden Folgebände, die im September und im Januar des nächsten Jahres erscheinen werden.

Bewertung vom 17.04.2018
Das Lied des Nordwinds
Kabus, Christine

Das Lied des Nordwinds


sehr gut

Unabhängigkeit – zwei Frauen, zwei Schicksale
Ein wunderschönes Cover eines in Sonnenlicht getauchten Fjordes Norwegens lädt den Leser ein, das „ Lied des Nordwinds“ zu lesen.
Die Geschichte des Romans nimmt ihre Anfänge sowohl in Stavanger Norwegen im Jahre 1905 als auch Schlesien, die beiden Protagonistinnen stammen aus völlig unterschiedlichen Verhältnissen, während Liv in Norwegen in ärmlichen Verhältnissen lebt und von ihren Eltern als Dienstmagd zu einem Lehrerehepaar geschickt wird, um so zum Unterhalt der Familie beizutragen, hat Karoline in Schlesien ein Grafen geheiratet und träumt von einem Leben als Schlossherrin…
„Das Lied des Nordwinds“ ist mein erstes Buch von Christine Kabus und es hat mich mitgenommen auf eine Reise zweier völlig verschiedener Frauen, die sich im Laufe des Romans wandeln, weiter entwickeln und das Lesen dadurch zu einem besonderen Genuss machen. Überzeugend geschildert und hervorragend mit eingebunden ist zum einem die Unabhängigkeitsbewegung Norwegens von Schweden (über die ich bislang überhaupt nichts wusste) und zum anderen die Anfänge der Frauenrechtsbewegung.
Die Autorin schreibt flüssig, leicht lesbar und baut Spannung durch sogenannte „Cliffhanger“ am Ende eine Kapitels bewusst und so gekonnt auf, dass der Leser den Roman am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte. Kapitelweise erzählt Christine Kabus abwechselnd von Liv und Karoline. Neben den Protagonistinnen sind ebenso die Nebencharaktere sehr lebendig und überzeugen durch ihre Individualität und wirken sehr authentisch.
Der Roman ist packend und spannend von Beginn an, hat mich mitgenommen, gefesselt und lange gemütliche Leseabende beschert, die ich genossen habe.
Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.04.2018
Sylt oder solo
Thesenfitz, Claudia

Sylt oder solo


gut

Glücksroman mit ein wenig zu viel Klischees
Nina, die Protagonistin des Romans, betreibt gemeinsam mit ihrem Freund Jan eine Surfschule mit einem Strandbistro auf Sylt. Jan ist ein echter Surfer und 8 Jahre jünger als Nina. Ihre Beziehung steckt gerade in einer Phase, in der die Leidenschaft füreinander nicht mehr so stark ist, der Gewöhnungseffekt ist eingetreten. Nina zweifelt an ihrer Figur und stellt fest, dass sie immer mehr Rundungen und Pölsterchen bekommt, während Jan so langsam erkennt, dass seine Tage als Surflehrer gezählt sind und er deshalb sein Medizinstudium beenden möchte. Beide leben an einander vorbei, aber nicht mehr miteinander und müssen sich klarwerden, was sie wirklich wollen, vor allen Dingen Nina muss für sich herausfinden, was sie wirklich will….
Claudia Thesenfitz Roman ist der Fortsetzungsroman von „Sylt oder Selters“, einem Roman, der mir damals gut gefallen hat. Sie hat einen lockeren, anschaulichen und bildhaften Schreibstil, der sich sehr flüssig liest und sie beschreibt die Nordseeinsel Sylt bildhaft und anschaulich.
Sylt oder solo ist mir leider zu klischeebehaftet und ich konnte mich mit ihm nicht so anfreunden, wie mit dem ersten Teil des Romans, der in meinen Augen spannender und vor allen Dingen spritziger war. Auch die Protagonistin Johanna ist diesmal nicht so unbedingt auf meiner Wellenlänge, wir werden alle älter, aber wir jammern und zetern dennoch nicht in einer Tour über das Älterwerden und das sie deswegen gleich ihre Beziehung so völlig in Frage stellt war für mich nicht unbedingt nachvollziehbar, denn in einer Beziehung spricht man mit dem Partner über seine Sorgen und Ängste, ebenso, dass sie nicht mehr weiß was sie möchte, wo sie ihre Ziele sieht, in meinen Augen sollte das mit ü 40 schon klar sein. Erst nach der Trennung von Jan wird ihr klar, was sie möchte und beginnt zu kämpfen…
Wer eine leichte, lockere Geschichte lesen möchte, die von Beginn an vorhersehbar ist, eine leichte und seichte Sommerlektüre zum Abschalten sucht, dem kann ich diesen Roman empfehlen.

Bewertung vom 02.04.2018
Roter Herbst in Chortitza
Tichatzki, Tim

Roter Herbst in Chortitza


ausgezeichnet

Eine Familiengeschichte, die unter die Haut geht
Ein eindrucksvolles, in die Augen springendes Cover einer erschütternden und unter die Haut gehenden Familienschichte von 1919 bis in die 70iger Jahre – ein beeindruckendes Debüt von Tim Tichatzki.
Zwei Jugendfreunde, eng verbunden, Willi und Maxim, beide aufgewachsen in dem kleinen Dorf Osterwick in der Ukraine, einer von mennonitischen Glauben geprägten Gemeinde, deren Lebenswege unterschiedlicher nicht hätten verlaufen können – während Willi dem Dorf und der Glaubensgemeinschaft Treue hält, mit seiner Familie und seinen Glaubensbrüdern teilweise ums nackte Überleben kämpfen muss, entwickelt sich Maxims Leben in die völlig entgegengesetzte Richtung, er bekennt sich zum Regime und zum brutalen Handlager des Regimes. Was beide nicht wissen, aber grausame Realität werden wird, ist Jahrzehnte später das Wiedersehen in einem sibirischen Arbeitslager…
Mich hat dieser Roman beim Lesen aufgewühlt und er ist mir unter die Haut gegangen, man hat im Geschichtsunterricht ein wenig über die russische Geschichte gehört, man sieht Geschichtsdokumentationen über die Zeit nach der Zarenherrschaft, diese grausame Brutalität, die Willkür, diese unmenschliche und zugleich menschenverachtende Vorgehensweise jedoch war mir nie so präsent wie beim Lesen dieses Romans. Der flüssige Schreibstil sowie die prägnanten Überschriften verschiedener einzelner Kapitel mit Jahresangaben haben mich mitgenommen in eine außergewöhnliche Familiengeschichte der Ukraine, einer Geschichte, geprägt von den Revolutionären, die das ehemalige Zarenreich per Dekret in eine zentrale Planwirtschaft umzuwandeln wollten, den sogenannten Fünfjahresplan erschufen, die Menschen zum Spielball machten für ihre Entscheidungen, sie enteigneten, die Religion schonungslos verdammten aber auch zu Menschen, die Mitläufer waren in diesem Regime, die sich zum Werkzeug machten und missbraucht wurden.
In dieser Geschichte spielt sich das Leben der Mennoniten in dem kleinen Dorf Osterwick geradezu friedlich ab, auch wenn die Menschen willkürlichen Repressalien durch Verhaftungen und Gewalt ausgesetzt sind, doch ihr Glaube und ihre Hoffnung, die Ablehnung der Gewalt schweißen sie eng zusammen, sie stehen füreinander ein, bilden in dem grausamen Umfeld eine friedvolle kleine Insel.
Die Grundlage dieses Romans ist die Geschichte von Tims Schwiegermutter, deren Familie in den 70iger Jahren nach Deutschland fliehen konnte und die anders als viele andere, ihre Seele befreien konnte, weil sie es geschafft hat, über das Erlebte zu berichten.
Tim Tichatzkis schildert diese Familiengeschichte ohne Sentimentalität aber mit bewegenden und beeindruckenden Worten, die unter die Haut gehen, den Leser aufwühlen und in meinen Augen ein weiteres Kapitel dunkler Vergangenheitsgeschichte zum Thema hat, über das wir nicht hinweggehen sollten, als es nichts geschehen.
Ein außergewöhnliches Debüt mit einer Leseempfehlung für Leser, die hinter die Fassade blicken möchten und in die Geschichte eintauchen möchten.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.