Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gartenfee
Wohnort: 
Meerbusch

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2017
Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2
Renk, Ulrike

Die Jahre der Schwalben / Ostpreußensaga Bd.2


ausgezeichnet

Emotionale Zeitreise nach Ostpreussen
Frederike, genannt Fritzi, erfährt kurz nach ihrer Hochzeit, dass ihr Mann Ax eine schwere Krankheit hat, die man ihr verheimlicht hat. Während er in Davos im Sanatorium ist, kümmert sie sich um das Gut mithilfe ihres Stiefvaters, der ihr in dieser schweren Zeit eine Stütze ist. Als Ax stirbt, hat sie keine Wahl, sie muss das Gut ohne eigenes Vermögen weiter bewirtschaften. Dann lernt sie Gebhard zu Mansfeld, genannt Gebbi kennen und ganz langsam beginnt sie wieder an Glück zu glauben…
Nach dem Roman „Das Lied der Störche“, dem ersten Band der Ostpreußen-Saga ist der zweite band der Trilogie „Die Jahre der Schwalben“ erschienen. Schon vom ersten Augenblick war ich sofort wieder mitten im Geschehen und wage zu behaupten, dass man diesen Folgeroman auch sehr gut lesen kann, ohne den ersten Roman zu kennen. Die Autorin versteht es meisterhaft, den Leser zu fesseln, ihn mitzunehmen in eine andere Zeit, in die Zeit der 30iger Jahre und diese so präsent erscheinen zu lassen, dass man sich als Leser mitten im Geschehen befindet, die Rolle des stillen Betrachters innehat.
Wichtige Details des Vorgängerromans fließen gekonnt und sehr stimmig in die Geschichte ein, Charaktere entwickeln sich weiter und erhalten von Ulrike Renk auch den entsprechenden Freiraum dazu. Aber nicht nur die Charaktere sind erwähnenswert, auch der typische ostpreußische Lokalkolorit, besonders dargestellt durch die Bediensteten. Der Leser spürt, dass sich die Autorin sehr intensiv mit den Personen auseinandergesetzt hat und hervorragend recherchiert hat, die erzählte Geschichte nach Gesprächen mit Zeitzeugen entstanden ist. Sehr gut und vor allen Dingen sehr detailliert sind auch die einzelnen Handlungsorte beschrieben und man kann sich als Leser sehr gut vorstellen und hineinfühlen, wie die Güter und auch das Leben damals ausgesehen hat.
Sehr ausführlich und aus den verschiedenen Sichtweisen der einzelnen Personen beschreibt sie den politischen Wandel der krisengeschüttelten Weimarer Republik zu Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus, lässt auch die häufiger werdenden antisemitischen Anfeindungen einfließen, Repressalien, sowie am Rande angedeutet, einen Putschversuch durch einige Gleichgesinnte, die die Zerstörung des Rechtsstaates missbilligten und die Methoden des NS-Regimes verabscheuten.
Es ist ein sehr emotionaler Roman voller Lebendigkeit, packend, fesselnd und so spannend geschrieben, dass man ihn am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte und hat damit alles, was ein guter Roman in meinen Augen haben sollte.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2017
Stille Machtergreifung
Scharsach, Hans-Henning

Stille Machtergreifung


ausgezeichnet

Aufklärung
Hans-Henning Scharsach ist seit den 1960iger Jahren journalistisch tätig und bekannt als Experte für Rechtspopulismus, Rechtsextremismus und Neonazismus, war schon 1993 Mitveranstalter des Lichtermeeres der 250.000 für Solidarität, gegen Rassismus und Ausgrenzung
Schonungslos deckt er in diesem Buch die Verbindungen zwischen FPÖ und Burschenschaften, den Antisemitismus in den Burschenschaften, sowie die burschenschaftliche Verwurzelung in NS-Traditionen auf.
Hans-Henning Scharsach hat hervorragend recherchiert, denn seine getroffenen Aussagen sind anhand von Quellenangaben nachvollziehbar und überprüfbar. Der Leser erhält einen sehr fundierten Einblick, beleuchtet ebenso die rechtsextremen Inhalte in jugendlichen Verpackungen wie die Zukunftsaussichten unter einer FRÖ-Regierung in Österreich.
Sehr interessant und viel Hintergrundwissen haben auch die Kapitel über den Antisemitismus innerhalb der Burschenschaften und die Geschichte der Burschenschaften und dem Nationalsozialismus.
Der Autor schildert leicht lesbar, aber eindrücklich eine Fülle von Fakten, die den Leser aufrütteln, die ihn zu Zivilcourage auffordern, seine eigene Meinung zu vertreten und sich nicht einlullen zu lassen. ´
In seinem persönlichen Nachwort ruft er für eine Zukunft des Miteinanders auf, für die Beseitigung von entstandenen politischen und gesellschaftlichen Gräben, für eine Gesellschaft ohne Angst vor dem vermeintlich drohenden Bürgerkrieg.
Absolut lesenswert.

Bewertung vom 05.10.2017
Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3
Koppelstätter, Lenz

Nachts am Brenner / Commissario Grauner Bd.3


ausgezeichnet

Mythos Brennerpass
Ein neuer brutaler Mord für Commissario Grauner in Südtirol am Brennerpass:
Dort ist ein alter Mann von einem Pferd zu Tode geschleift worden. Als kurze Zeit später ein weiterer Mord passiert, das Opfer ist ebenfalls ein alter Mann, der wie das andere Opfer zu einer Runde von Kartenspielern gehörte und dann bei der Spurensuche eine Cannabisplantage entdeckt wird, vermuten die Ermittler Zusammenhänge. Kurze Zeit später findet Commissario Grauner eine Visitenkarte, die auf Spuren aus der Vergangenheit weist, auf eine Zeit, die in Zusammenhang steht, mit den ungelösten Mordfällen an seinen Eltern….
Wie schon die beiden Vorgängerbücher ist auch hier die Landschaft sehr eindrucksvoll beschrieben und die Stimmung des Romans ist ein wenig melancholisch, betrübt und gedrückt. Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und holt den Leser von Beginn an ab. Lenz Koppelstädter versteht es wie auch schon in den anderen Kriminalromanen, die Eigenarten und die teilweise sonderlichen Bewohner, ebenso wie die teilweise recht abgeschieden gelegenen Höfe und Dörfer so detailliert und authentisch zu beschreiben, dass man sie als Leser direkt vor Augen hat; nicht zuletzt geht er auch auf die interessante Geschichte und die unterschiedliche Bedeutung des Brennerpasses kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges ein.
Ein außergewöhnlicher Krimi mit einem überraschenden Finale und so spannend, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Bewertung vom 05.10.2017
Meine DIY-Küche
Prus, Agnes

Meine DIY-Küche


ausgezeichnet

Küchenrezepte mit Pfiff
Ein Do it yourself Ratgeber im super praktischen Format erhält der Leser 44 tolle und vor allen Dingen ausgefallene Ideen und Anleitungen für Aufstriche, Eingemachtes, Frühstück, Gebäck, Getränke, Gewürze, Pasten und Saucen; Herzhaftes, Knabbereien und Süßigkeiten.
Mir gefielen direkt vom ersten Eindruck Inhaltsangabe und Leseprobe, doch der Ratgeber ist viel besser, denn es hat mich beim Nachmachen überzeugen können. Ich habe einige Rezepte selbst ausprobiert und die Anleitung ist einfach, nachvollziehbar und die Zeitangaben stimmen. Toll fand ich außerdem die Tipps zu den Rezepten. Die Auswahl der Rezepte ist gut gelungen, für jeden Geschmack ist etwas dabei, man kann selbst kreativ werden und einige der Rezepte sind grandiose Geschenkideen und kleine Mitbringsel, wie zum Beispiel Limoncello und Kaffeelikör.
Die Einleitung trifft absolut auf das Buch zu - wenn man einmal einen Freien Nachmittag hat, ist dieses Buch absolut perfekt und die Gerichte schmecken einfach super lecker. Die Ausstattung einer Küche, die im Vorwort angesprochen wird, hat fast jeder in der Küche, selbst ein Single-Haushalt; …und die benötigten Zutaten kann man wirklich überall kaufen….
Sehr interessant fand ich auch die Erklärungen und Erläuterungen zu Back und Zuckerthermometer und die einfachen Rezepte sind meiner Meinung nach auch für Anfänger absolut geeignet.
Eine Bereicherung für die Küche und der „Strudel der Glücksgefühle“ schmeckt einfach nur traumhaft und ist schnell und einfach gemacht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2017
Die Akte Glyphosat
Burtscher-Schaden, Helmut

Die Akte Glyphosat


ausgezeichnet

Machtstreben – und die Politik schaut tatenlos zu
Glyphosat wird durch Wissenschaftler der WHO seit dem vergangenen Jahr mittlerweile als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Davor galt das seit 1974 vermarktete Glyphosat als unbedenklich für die menschliche Gesundheit.
Helmut Burtscher-Schaden klärt mit seinem hervorragend recherchierten Buch „ Die Akte Glyphosat“ auf, beleuchtet Hintergründe, zitiert Quellen und Verweise. Glyphosat war ursprünglich als chemischer Rohrreiniger gedacht, heute ist es das meist verwendete Unkrautvernichtungsmittel auf den Feldern weltweit und es gelangt über die Nahrung in unseren Körper und ist zwischenzeitlich auch in Muttermilch nachgewiesen.
Er stellt klar, dass die vom Hersteller in Auftrag gegebenen Studien nicht von unabhängigen Gutachtern und Instituten vorgenommen wurden und dass selbst die veröffentlichten Statistiken vor Veröffentlichung durch den Hersteller zensiert werden. Der Autor öffnet uns Lesern und Verbrauchern die Augen und macht uns sensibel für die in meinen Augen unlauteren Machenschaften des Herstellers.
Helmut Burtscher-Schaden, Initiator von "Stopp Glyphosat" und tätig bei der Umweltschutzorganisation Global 2000 bringt für uns alle erschreckende Details ans Licht, über die mannigfaltigen Verstrickungen von Politik und Wirtschaft, angeblich unabhängigen Kontrollinstanzen und der für mich als Verbraucher wichtigen Frage, warum der Hersteller unterstützt und die Verbraucher verdummdeufelt werden?
Wir brauchen klare und vor allen Dingen Gesetze, die keine Schwachstellen bieten, die auf Kosten der Verbraucher und für immer mehr Profit ausgenutzt werden dürfen. Der Deutsche Bund für Naturschutz (NABU) warnt seit 2016 vor neuartigem Insektensterben mit bislang unbekannten Folgen in Deutschland und auch das könnte eine mögliche Folge des Gifteinsatzes sein.
Vorgestern habe ich im Internet gelesen, dass Frankreich im Alleingang für die kommenden fünf Jahre komplett den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat verbieten will, die EU-Kommission will die Ende des Jahres auslaufende Zulassung für Glyphosat um zehn Jahre verlängern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2017
Kunduztochter
Schnehage, Sybille

Kunduztochter


ausgezeichnet

Brückenschlag
Sybille Schnehage erzählt in ihrem Roman “Kunduztochter“ von der Rettung eines kleinen afghanischen Mädchens, Masumah, einer Pashtunin, deren unverheiratete Eltern das Opfer von Blutrache werden. Masumah, von Geburt an durch ein verkrüppeltes Bein und einen Klumpfuß behindert und ihr kleiner Bruder Said überleben das grausame Massaker. Durch Zufall wird eine Entwicklungshelferin auf Masumah aufmerksam und sie wird in Deutschland operiert, findet bei einem liebevollen Ehepaar Aufnahme, Halt, Liebe und Geborgenheit. Masumah entwickelt sich von einem kleinen, scheuen Mädchen, früh geprägt von der Geschlechterrolle zu einer selbstbewussten, intellektuellen jungen Frau.
Mit zunehmendem Alter wachsen ihre Sehnsucht nach ihrem kleinen Bruder und die Sehnsucht, das Land wiederzusehen, indem sie geboren und die ersten Jahre verbracht hat. Sie kehrt zurück in ihre Heimat und muss sich mit den konservativen islamischen Traditionen auseinandersetzen, die ihre Freiheit massiv bedrohen…
Diese Geschichte ist eine fiktive Erzählung, doch so emotional geschildert, so realistisch, man könnte fast meinen, so könnte sie sich auch im realen Leben abgespielt haben. Die Autorin beschreibt klar und offen die unterschiedlichen Rollen der afghanischen Gesellschaft, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Kodex, wonach die Ehre der Familie einen größeren Wert hat als das Individuum. Dazu gehört, dass die Frau sich den gängigen moralischen Vorstellungen zu unterwerfen hat.
Gleichzeitig spürt der Leser zwischen den Zeilen, dass Frau Schnehage sich intensiv mit dem Land Afghanistan, seinen Traditionen und den Geschlechterrollen auseinandergesetzt hat. Der Roman ist ein Brückenschlag zwischen der freiheitlich, selbstbestimmten Kultur Deutschlands, in der Religion eine eher untergeordnete Rolle spielt und dem religiös sehr konservativen, hauptsächlich islamischen Afghanistan, in dem Stammesrechte noch heute eine große Rolle spielen.
Eine klare Leseempfehlung für Leser, die sich gerne mit fremden Kulturen auseinandersetzen.

Bewertung vom 26.09.2017
Das Geschenk eines Sommers
Braun, Gabriele von

Das Geschenk eines Sommers


ausgezeichnet

Genieß die Zeit, die bleibt
Clara, die Protagonistin des Romans, lebt in München mit ihrem alten, leicht übergewichtigen Kater und hat eine Liaison mit einem verheirateten Mann. Regelmäßig besucht sie ihre Eltern in Berlin und als sie sich wieder einmal ankündigt, erfährt sie, dass ihre Mutter unheilbar schwer erkrankt ist – Clara lässt alles stehen und liegen, nimmt Urlaub und fährt zu ihren Eltern. Ihre Mutter Ruth möchte einen letzten Sommer in der Uckermark verbringen, wo sie aufgewachsen ist und gemeinsam fahren Mutter und Tochter los…
Die Autorin schreibt leicht und flüssig, nimmt den Leser direkt von Beginn an mit auf diese eine, ganz besondere Reise, die sich hauptsächlich um Mutter und Tochter dreht. Die Charaktere wirken sehr authentisch, Claras Mutter Ruth, die eine Chemotherapie beginnt, diese aber nach schwersten Nebenwirkungen abbricht, Claras Vater, der mit der Diagnose auf seine eigene Art und Weise versucht fertig zu werden, indem er sich zurückzieht und Clara, die zu Beginn versucht, ihre Mutter ein wenig zu bevormunden, es aber schnell lässt, denn Ruth bewahrt trotz der Diagnose ein wenig ihren Sinn für Humor und ihre eigene Art, mit der Situation umzugehen.
Ruth, die seit Jahren nicht mehr in der Uckermark war, möchte ihren Frieden schließen zwischen der Vergangenheit und Clara denkt über ihre Lebenssituation ebenso nach wie ihr Vater, alle zusammen versuchen eine gemeinsame Balance zu finden, zwischen dem Unausweichlichen, dass alle verbindet, was jeder jedoch auf seine eigene Weise und mit seiner eigenen Kraft lösen muss. Jeder ist gefordert, sich auf seine Stärken zu besinnen und zu lernen, mit den Schwächen umzugehen.
Gabriele von Braun hat einen wundervollen Roman geschaffen, der immer genau den Punkt trifft, zwischen einer gewissen Tiefgründigkeit und einer Prise Humor, der sehr realistisch beschreibt, wie unterschiedlich Menschen mit solchen Situationen umgehen.
Es ist ein Roman, der dem Leser zwischen den Zeilen eine wichtige Botschaft vermittelt, dafür einzutreten, das zu tun, was uns glücklich macht und nicht unbedingt das, was wir vielleicht für das Beste halten.

Bewertung vom 11.09.2017
Luisa und die Stunde der Kraniche
Krätschmar, Tania

Luisa und die Stunde der Kraniche


sehr gut

Lebe deinen Traum
Ein wunderschönes Cover ein altes Reetdachhaus vor spät nachmittäglicher Idylle an der Ostsee, ein paar Kraniche ziehen am Himmel…
Luisa, Protagonistin des Romans lebt als Goldschmiedin in Berlin mit ihrem Freund Richard zusammen. Eines Tages macht Richard Luisa einen Heiratsantrag, denn er hat einen neuen Job in London und aus repräsentativen Gründen möchte er nun heiraten. Luisa, völlig überrumpelt, fährt kurzentschlossen nach Zingst in das der Familie gehörende alte „Haus Zugvogel“ um sich über ihre Zukunft klar zu werden, die richtige Entscheidung zu treffen…
Die Protagonistin Luisa vereinigt einige schwierige charakterliche Eigenschaften, einmal in einem Trott gefangen, fällt es ihr schwer Entscheidungen zu treffen, verwöhnt durch Richard, der ein sehr luxuriöses Leben mit ihr zusammen führt, genießt sie die Bequemlichkeit des Luxus, ohne es weiter zu hinterfragen, doch ihr ist irgendwie bewusst, sollte sie mit Richard eine Ehe eingehen, diese noch viel weitreichendere Konsequenzen für ihr weiteres Leben haben würde. Doch sie schreckt auch vor der Herausforderung eines Lebens ohne Richard zurück, das Risiko ist für sie wenig kalkulierbar, weil eben nicht planbar doch sie erhält unerwartet Hilfe von der mystischen Mary, die ihr bei allen Begegnungen immer ein wenig mehr Impulse gibt, ihr Leben zu überdenken, zu hinterfragen und Entscheidung auf den Prüfstand zu stellen, sie tut dies auf eine sehr sanfte, vorsichtige und berührende Art und Weise.
Der Roman ist flüssig und leicht geschrieben, einer Protagonistin, die es dem Leser schwierig macht, sich mit ihr zu identifizieren, ihn aber auch nicht unbedingt dazu herausfordert, aber da ist noch mehr, in diesem Roman spielt Zeit ein wichtige Rolle. Luisas Großvater hat die „blaue Stunde“ zelebriert, die Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und dem Eintritt der Nacht, die Dämmerung, die ganz besondere Lichtverhältnisse hat und von ihm hat sie gelernt, das Zeit wertvoll ist, Lebenszeit irgendwann endet. Und das ist in meinen Augen auch ein klein wenig eine Botschaft…
Nicht zu vergessen die Kraniche, die dem Roman den Titel gegeben haben, Tanja Krätschmar schildert sehr eindrucksvoll die Naturbeobachtungen und die damit besondere Atmosphäre der Ostsee.

Bewertung vom 10.09.2017
Bärlauch
Lell, Rita

Bärlauch


sehr gut

Gesellschaftskritischer Krimi

Dieser Roman ist kein Krimi im üblichen Sinn, sondern eine eher kritische Auseinandersetzung mit Bauunternehmern, öffentlichen Verwaltungen und Immobilienfirmen, die in ihrer beschaulichen Wohngegend ein Grundstück nach dem anderen aufkaufen und damit die Struktur des beschaulichen Wohnens zum Nachteil verändern. Er erzählt von der Macht des Geldes, der sich viele nicht entziehen können und wollen. Doch Iris nimmt den Kampf auf und wird durch ihre Freunde Wolfgang und Peter unterstützt.
Iris, eine geschiedene recht toughe Frau wohnt in diesem Viertel und ist nicht breit, mit den Wölfen zu heulen, die protestiert auf ihre eigene Art und Weise gegen diese Machenschaften und sei es mit einem Bretterzaun, den sie auf zwei Seiten unterschiedlich gestaltet, zur Baustelle mit hässlichen Fratzen zu ihrer Seite mit schönen Motiven. Als jemand aus ihrer Nachbarschaft ermordet ausgefunden wird, fällt der Verdacht auf Iris, doch sie lässt sich nicht unterkriegen….
Der Schreibstil ist flüssig und eingängig, die Charaktere wirken authentisch und sind gut ausgearbeitet und der Roman ist spannend geschrieben. Ein klein wenig stören Zeitenwechsel innerhalb eines Satzes und einige wenige Rechtsschreibfehler.
Dieser Roman ist kritisch und sehr aktuell, denn was Rita Lell in ihrem Roman schildert, ereignet sich schleichend momentan in vielen Städten und Dörfern, gewachsene Landschaft mit kleinen Siedlungen werden zerstört um Profit zu machen.
Ein Roman, den ich gern weiterempfehle.