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Gartenfee
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Meerbusch

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2018
Hortensiensommer
Sosnitza, Ulrike

Hortensiensommer


ausgezeichnet

Eindrucksvoll und wunderschön
Hortensiensommer ist nach „Novemberschokolade“ der zweite Roman von Ulrike Sosnitza, den ich gelesen habe.
Johanna, die Protagonistin des Romans lebt in Sommerhausen in selbst gewählter Einsamkeit nach einem schweren Schicksalsschlag sehr ruhig und zurückgezogen in einem großen Haus mit Garten. Sie übt ihre „Berufung“ als „Gartenfee“ Gärten von Kunden zu pflegen mit großer Leidenschaft aus und vermietet ihre Einliegerwohnung in dem Haus nach schlechten Erfahrungen eher widerwillig an einen Lehrer, Philipp, doch sie braucht die Mieteinnahmen. Rasch erkennt Philipp, dass Johanna ein Geheimnis hat, doch welch schwere Bürde sie mit sich trägt, bleibt ihm erstmal verborgen…denn Johanna freundet sich nach abendlichen Vorlesestunden ganz zaghaft mit Philipp an und zieht sich abrupt zurück, als Philipp endlich gerichtlich das Besuchsrecht für seine kleine Tochter Klara erstreiten kann…
Genauso wie schon er erste Roman von Ulrike Sosnitza hat mich der Roman von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen und mich mit seiner flüssigen, leichten Schreibweise begeistert. Spannung von der ersten Seite, obwohl das Thema des Romans kein leichtes Thema ist. Die Autorin beschreibt die Gefühle der Protagonistin Johanna sehr berührend und nachvollziehbar, aber auch Philipps Gedanken und Gefühlswelt sehr eindrucksvoll. Die Nebencharaktere sind authentisch und ehrlich und der Roman nimmt seinen Leser gefangen. Durch verschiedene Erzählperspektiven gewinnt der Roman an Tiefe und Ausdrucksstärke, der Leser kann sich sowohl in Johannas als auch in Philipps Gedankenwelt sehr gut hineinversetzen und darin versinken. Es flossen Tränen bei verschiedenen Passagen und die kleine Klara mit ihrer unbekümmerten kindlichen Ausdrucksweise, die ebenfalls sehr gut eingefangen wurde, lockert auf.
Ich habe bei diesem Roman eine tiefe Verbundenheit mit Johanna gespürt und von mir bekommt dieser Roman eine klare Leseempfehlung, denn bei allem, was uns widerfährt, wird für jeden irgendwann wieder die Sonne scheinen und das ist die Botschaft dieser wundervollen Erzählung.

Bewertung vom 19.02.2018
Ich bin das Mädchen aus Aleppo
Alabed, Bana

Ich bin das Mädchen aus Aleppo


sehr gut

DER SYRISCHE BÜRGERKRIEG - AUS KINDERAUGEN BETRACHTET

Die Protagonistin des Romans Bana Alabed ist sieben Jahre alt, lebt mit ihren Eltern und ihrem kleinem Bruder in Aleppo in Syrien. All ihre Verwandten wohnen in Aleppo, ihr Onkel mit seiner Familie sogar im gleichen Haus. Sie ist ein typisches Mädchen, liebt gemeinsame Spiele, ihre Barbie-Stiefel und ihre kleine Welt ist in Ordnung. Das ändert sich, als plötzlich ihr Vater, ein Rechtsanwalt, von der Polizei verhaftet wird und erst nach 2 Tagen nach Hause zurückkehrt und Bana bekommt das erste Mal Angst, doch es kommt noch viel schlimmer, denn plötzlich fallen Bomben auf Aleppo….die Stadt wird zweigeteilt in Ost- und West Aleppo mit einer Grenze zwischen beiden Stadtteilen. Für Bana beginnt nun ein anderes Leben, ein Leben im Keller des Hauses, denn Bomben fallen immer häufiger, ihre beste Freundin kommt während einer Bombardierung ums Leben, ihr Onkel verliert bei einem Angriff sein Augenlicht, Wasser und Strom werden rationiert und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Bana erlebt den Horror des Bürgerkrieges, viele Freunde flüchten, doch Banas Familie bleibt erstmal. Mit Hilfe ihrer Mutter beginnt sie zu twittern und erreicht über 300.000 Follower…
Der Roman ist in zwei unterschiedliche Erzählstränge eingeteilt, Banas Schilderungen und ihre Empfindungen und dem Erzählstrang von Banas Mutter. Bana Alabed: „Ich bin das Mädchen aus Aleppo“ geht einerseits unter die Haut, hat für mich beim Lesen auch viele Fragen aufgeworfen und mich am Ende zwiespältig zurückgelassen. Banas Schilderungen empfand ich nicht unbedingt als Aussagen eines siebenjährigen Mädchens, es fehlt mir an Authentizität, manche Sätze lesen sich eher wie die von Erwachsenen und nicht wie die eines kleinen Mädchens, die Berichte ihrer Mutter hingegen beschreiben die Grausamkeiten dieses Krieges, ihre innere Zwiespältigkeit, ihre großen Sorge und Nöte, Ihre Ängste machen betroffen und ihre Hoffnungen machen Mut und gehen unter die Haut. In diesem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, wie sehr die Menschen ihrem Glauben verhaftet sind, Banas Mutter hat den Koran in ihrer Handtasche, wer von uns westlichen Frauen nimmt die Bibel mit? Der Leser spürt sowohl bei Bana als auch bei ihrer Mutter, dass sie das Land, in dem sie geboren sind, lieben und sich dort bis zum Ausbruch des Krieges sehr wohl gefühlt haben und lange die Hoffnung in sich trugen, dass der Krieg bald beendet sein würde. Freiwillig hätten sie ihr Land nie verlassen und mir wurde schwer ums Herz, als ich in mich hineinhorchte um meine Empfindungen zu fassen, wie ich entscheiden würde, müsste ich mein Heimatland verlassen.
Trotz meiner Kritik empfinde ich diesen Roman als einen gelungenen Versuch, zu erklären, was die Menschen in Syrien empfinden, Angst aber auch Hoffnung, in einem Land, was sich seit fast sieben Jahren im Krieg befindet und nur weil Menschen in Syrien friedlich demonstrierten, um im Zuge der arabischen Aufstände gegen das autoritäre Regime aufzubegehren. Daraus entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem leider hauptsächlich Kinder und die Zivilbevölkerung die Leidtragenden sind. Es beinhaltet die Botschaft, dass sich die Menschen nach Frieden sehnen, denn Hunderttausende sind geflohen, Hunderttausende starben in Städten, die teilweise großflächig völlig zerstört wurden, Zehntausende Syrer sind an der türkischen Grenze gestrandet, ohne ausreichende Versorgung – die Heimat der syrischen Bevölkerung existiert zum Großteil nur noch anhand der auf den Landkarten eingezeichneten Grenzen .
Man sollte dieses Buch lesen, sich selbst ein Bild davon machen, denn ich glaube, dass dieser Roman die Sichtweise auf den Krieg in Syrien, aber eben nicht nur dort, verändern kann.
Daher von mir eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.01.2018
Die Oleanderfrauen
Simon, Teresa

Die Oleanderfrauen


ausgezeichnet

Ein schönes, in warmen Farben gestaltetes Cover spricht den Leser sofort an.
Die Protagonistin des Romans Sophie Terhoven wächst mit ihrem Bruder Lennie in einem wohlhabenden Elternhaus auf, die Familie handelt seit Jahrzehnten mit Kaffee. Der Roman erzählt in zwei unterschiedlichen Erzählsträngen und der Erzählstrang der Vergangenheit beginnt in den 30iger Jahren im Hamburg, als sich Sophie als Teenager in Hannes, den Sohn der Köchin ihres Elternhauses verliebt. Sophie wird schwanger und ihre Eltern verbannen sie auf die Insel Föhr, um dort in Abgeschiedenheit ihr Kind zur Welt zu bringen. Sophie verleugnet Hannes und gibt Malte, ihren homosexuellen Freund als Vater des Kindes an. Malte hat es schwer, denn nachdem die Nationalsozialisten an die Macht kommen, werden Homosexuelle verfolgt und schikaniert. Irgendwann kann Sophie ihre Lüge nicht mehr leben und sagt ihren Eltern die Wahrheit, dass Hannes der Vater ihres Kindes ist. Ihr Vater ist außer sich und bricht mit seiner einzigen Tochter, verweist sie des Hauses und dann muss auch noch Hannes in den Krieg…
Im Erzählstrang der Gegenwart ist Jule die Protagonistin, die in Hamburg ein kleines Cafe eröffnet hat, ihren Traum lebt, und so nebenbei als Geschichtenschreiberin Biografien schreibt und mit dem Angebot „Ich schreibe Dir Dein Leben“ eine Marktnische entdeckt hat, um sich für den Fall der Fälle ein weiteres Standbein aufzubauen. So lernt sie über einen kauzigen Gast, Nils, dessen Tante Johanna kennen, die beim Aufräumen ihres Elternhauses ein sehr altes Tagebuch findet sowie ein Medaillon, womit sie nichts anzufangen weiß. Jule bietet an, Johanna bei den Recherchen zu helfen und zusammen begeben sie sich auf die Suche um herauszufinden, was es mit der Verfasserin des Tagebuches auf sich hat und auch mit dem Medaillon….
Teresa Simon hat wieder einen wunderbar flüssig geschriebenen, emotional berührenden und zugleich sehr spannenden Roman geschrieben, der den Leser schon vom Prolog an in seinen Bann zieht, ihn mitfiebern lässt. Gelungen ist die Unterscheidung beider Erzählstränge in unterschiedlichen Schriftbildern. Von Beginn an wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der den Leser vereinnahmt und ihn den Roman fast nicht mehr aus der Hand legen lässt. Die Charaktere der handelnden Personen sind sehr authentisch und jeder Charakter hat seine individuellen Eigenheiten. Beide Protagonistinnen sind sehr sympathische Charaktere, beide sind jedoch sehr verschieden, während Sophie eine recht starke und toughe Frau ist, verkörpert Jule die eher etwas unsichere Frau, beiden jedoch ist eins gemeinsam, sie meistern ihre Leben auf unterschiedliche Art und Weise. Durch die Verknüpfung der unterschiedlichen Schicksale gewinnt dieser Roman noch zusätzlich an Spannung, einfach fantastisch geschrieben und ein wunderbarer Lesegenuss.
Ich habe von Teresa Simon auch die anderen Romane gelesen, „Die Holunderschwestern“ und „Die Frauen der Rosenvilla“ , die mich beide schon begeistert haben, „Die Oleanderfrauen“ haben dem noch eins draufgesetzt, dieser Roman ist ein klares Lese-Highlight und bekommt von mir eine Leseempfehlung mit fünf Sternen – besser geht nicht.

Bewertung vom 30.11.2017
Der Schatz Salomos
Peter, Maria W.

Der Schatz Salomos


ausgezeichnet

spannender historischer Kriminalroman mit einer eigenwilligen Ermittlerin

Im Rahmen einer Leserunde hatte ich die Möglichkeit, den neuen Roman von Maria W. Peter "Der Schatz Salomos" zu lesen und er hat mich überzeugt, obwohl ich die Vorgängerromane nicht kannte, war ich sofort mitten in der Handlung. Einige kleinere Randbemerkungen beziehen sich auf die Vorgängerromane, alles in allem ist dieser Roman abgeschlossen in sich und ein Quereinstieg problemlos möglich.
Der Roman spielt im 3. Jahrhundert nach Christus an der Mosel, als die 17jährige Sklavin Invita gemeinsam mit ihrer Herrin Marcella in ihre Heimatstadt Metz, das damalige Divoduram zurückkehrt. Kaum wieder zurück in der Heimat, passieren zwei Morde an zwei jungen Frauen, an denen der Täter kleine Verwünschungstafeln oder auch Verfluchungstadeln um den Hals gehängt, zurücklässt. Es müssen Schuldige gefunden werden und wer würde sich mehr dazu eignen, als zwei jüdische Mitbewohner, der alte Arzt Isaac und sein Sohn. Inivita, ihrer Herrin Marcella verpflichtet begibt sich auf dünnes Eis und in Gefahr als sie auf eigene Faust versucht, den wahren Schuldigen zu finden…
Maria W. Peter hat mit Invita einer jungen toughen Frau Leben eingehaucht, was in meinen Augen vollkommen gelungen ist. Draufgängerisch, manchmal ein wenig unbesonnen, aber immer das Ziel vor Augen, vor allen Dingen ihre doch untergeordnete soziale Stellung die klar positioniert ist, sie aber nicht hindert, auch über Umwege zu gehen und hartnäckig zu bleiben. Der Roman ist fesselnd und sehr spannend geschrieben, ich habe mich schwer getan, ihn aus der Hand zu legen. Auch Marcella, Invitas Herrin ist ein sehr interessanter Charakter, sie glaubt an das Christentum was ihr Vater einerseits duldet, andererseits ist sie seiner gesellschaftlichen Stellung verpflichtet und die junge Frau muss die eine oder andere Gratwanderung unternehmen.
Mir haben nicht nur die Charaktere sehr gut gefallen, sondern auch der flüssige, spannende und fesselnde Schreibstil des Romans, ebenso wie die auf mich sehr authentisch wirkenden Beschreibungen der Lebensweisen der damaligen Zeit und der antiken Bauten. Es spricht für eine sehr gute Recherche, das nicht nur die römische Geschichte einfließt, sondern auch die Verfolgung und Ausgrenzung von Juden und Christen.
Den Abschluss des Romans bildet ein ausführliches Glossar mit den Erläuterungen zu einigen Begriffen des Romans und eine Karte von Metz, dem damaligen Divodurum mit den wichtigsten Orten.
Der Roman hat mir kurzweilige Lesestunden beschert, ich habe mit Invita mitgefiebert, manchmal den Kopf geschüttelt und geschmunzelt, war als Leserin mitten im Geschehen.
Eine klare Leseempfehlung besonders für Liebhaber historischer Roman.

Bewertung vom 29.11.2017
Das Geheimnis des Winterhauses
Lark, Sarah

Das Geheimnis des Winterhauses


ausgezeichnet

SPANNENDE FAMILIENSAGA
Ich kenne schon einige Romane von Sarah Lark, die meistens in Neuseeland spielen, dieser Roman beginnt in Europa, in Wien und in Dalmatien um dann nach Neuseeland zu wechseln. Ellinor, die Protagonistin des Romans erfährt durch einen Zufall dass einer ihrer Großväter, der durch Heiratsversprechen an drei verschiedene Frauen einen recht zweifelhaften Ruf hatte, zum Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts nach Neuseeland ausgewandert ist….
Sarah Lark versteht es meisterhaft, die Recherchen von Ellinor erst in Dalmatien und weiter in Neuseeland in den Roman in verschiedenen Schritten authentisch zu beschreiben. Der Schreibstil ist flüssig, leicht lesbar und vor allen Dingen packend und fesselnd erzählt. Derr Leser taucht ein in das Geschehen um Ellinors Familiengeschichte. Gleichzeitig beschreibt sie die Probleme die Ellinor im Privatleben hat und knüpft die Parallelen zu den Schicksalen der Vergangenheit. Glaubhaft und sehr emotional beschrieben empfindet der Leser das Handeln des Urgroßvaters Frano (Frank) als egoistisch und abstoßend, ebenso wie das Handeln und Auftreten von Ellinors Ehemann Gernot in der Gegenwart. Für die Schilderungen der drei Beziehungen von Frano setzt die Autorin unterschiedliche stilistische und in meinen Augen sehr kreative schriftstellerische Möglichkeiten ein, Tagebucheinträge und ein Buch im Buch. Damit wird dieser Roman sehr abwechslungsreich und von Kapitel zu Kapitel immer spannender. Gut gefallen hat mir auch die Verknüpfung der unterschiedlichen Erzählstränge im gesamten Roman, die ineinanderfließen.
Ein kurzweiliger spannender und fesselnder Roman, der mir kurzweilige Lesestunden beschert hat und den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.11.2017
Die Frau im hellblauen Kleid
Maxian, Beate

Die Frau im hellblauen Kleid


sehr gut

Die junge Käthe Schlögel, Tochter eines Gemüsehändlers in Wien, möchte unbedingt zum Theater, ihre Eltern, einfache Menschen, halten nichts von den hochfliegenden Plänen ihrer Tochter, also muss sie heimlich zum Vorsprechen, in dem hellblauen Kleid, das ihre Freundin für die geschneidert hat. Für Käthe wird ein Traum wahr, sie bekommt eine kleine Rolle und schafft es, mit ihrer natürlichen Ausstrahlung und ihrem Talent zum Liebling des Wiener Theaters zu werden. Bald spricht man in Prag und dann in Berlin von ihr und großartige Auftritte folgen und Käthe begründet damit die Altmann-Dynastie, fortgeführt von Marianne und Vera. Da Vera längst nicht so erfolgreich ist, wie ihre Großmutter und Mutter, plant sie für sich eine Dokumentation über die Altmanns, mit ihrer Tochter Sophie in der Hauptrolle, doch lange gehütete Geheimnisse von Käthe und Marianne lassen die Altmanns nicht mehr zur Ruhe kommen….
Dieser Generationenroman von Beate Maxian hatte mich von dem schlichten einfachen Cover und dem Klappentext sofort angesprochen. Die Autorin schreibt flüssig und zugleich spannend, die geschichtlichen Hintergründe zu Zeiten des Nationalsozialismus wirken authentisch und sehr gut recherchiert, ebenso wie die bildhaften Beschreibungen von Wien und Prag. Sehr fesselnd war auch die Beschreibung der UFA Zeit in Berlin, als Käthe wie am Fließband Filme drehte, um sich und vor allen Dingen auch ihre Familie zu schützen, denn Käthes Schwager und Ehemann waren im Widerstand aktiv.
Der Roman nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die Zeit der 30iger Jahre, berührt, die Schilderungen sind sehr emotional, so spannend, dass man als Leser den Roman kaum mehr aus der Hand legen möchte.
Eine spannende und zugleich berührende Familiensaga, mit viel geschichtlichem Potential, gut eingebunden in ein Familiengeheimnis, interessanten und teilweise starken Frauen, ein Roman, der mich sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 12.11.2017
Das Gold des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.1
Schier, Petra

Das Gold des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.1


ausgezeichnet

Historischer Roman der Extraklasse
Der Auftakt zur neuen historischen Romanreihe von Petra Schier spielt im mittelalterlichen Köln im Jahre 1423. Aleydis, die Protagonistin des Romans, hat mit Anfang 20 den um viele Jahre älteren Geldwechsler Nicolai Golatti geheiratet und führt mit ihm trotz des Altersunterschieds eine harmonische Ehe. Der Haushalt des wohlbetuchten Nicolais umfasst neben dem Gesinde auch die beiden Lehrlinge und die Töchter ihrer Stieftochter, die nach einer Ehe voller Gewalt im Beginenkloster Zuflucht gefunden hat. Als Nicolai angeblich Selbstmord begeht, glaubt Aleydis nicht daran und setzt alle Hebel in Bewegung, um mit Hilfe des Gewaltrichters Vinzenz van Cleve das Gegenteil zu beweisen, dass ihr Mann ermordet wurde. Eine aufregende Suche nach dem Mörder beginnt….
Die Autorin Petra Schier schreibt flüssig, packend und fesselnd. Die Charaktere des Romans beginnen schon auf den ersten Seiten ein Eigenleben, sie entstehen visuell vor dem Auge des Lesers. Aleydis ist trotz ihrer Jugend eine Frau mit vielen Fassetten, einfühlsam, voller Mitgefühl aber auch mit einer Portion Stärke und durchsetzungsstark. Die handelnden Personen werden geschickt in Szene gesetzt und lassen den Leser eintauchen in die Handlung. Vinzenz van Cleve, der für die Mordaufklärung zuständige Gewaltrichter, verbirgt hinter seiner Fassade interessante Charaktereigenschaften, die nach und nach zu Tage treten und eine gewisse Aura um die Person entstehen lassen. Diese beiden stehen stellvertretend für die anderen Charaktere des Romans, die alle irgendwie ihre Eigenarten haben und damit diesen Roman zu einem kurzweiligen, spannenden mit Humor gepaarten Leseerlebnis werden lassen.
Wissenswertes über die Lombarden, die italienischen Kaufleute, die überwiegend für Geldgeschäfte zuständig waren, für Wechsel und Kreditvergaben fließen ebenso in die Handlung ein, wie auch am Rande die Dombaustätte des Kölner Doms. Ergänzt wird der Roman mit einem Personenverzeichnis zum besseren Verständnis.
Petra Schier hat es wieder geschafft, einen wunderbaren historischen Roman zu schreiben, der den Leser lange im Unklaren über den tatsächlichen Mörder lässt und dessen offenes Ende zwischen Aleydis und Vinzenz bereits eine spannende Grundlage für den nächsten Roman geschaffen hat.