Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Schmökerwürmchen

Bewertungen

Insgesamt 77 Bewertungen
Bewertung vom 25.12.2017
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Meine Erwartungen lagen bei diesem Thriller ziemlich hoch, nachdem mich „Im dunklen, dunklen Wald“ so begeistert hat. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Reisejournalistin Lo Blackwood bekommt den Auftrag ihres Lebens. Sie soll ihre schwangere Chefin Rowan vertreten und an einer luxuriösen Kreuzfahrt Richtung Skandinavien für ausgewählte Presseleute teilnehmen. Kurz vor Antritt der Reise wird sie noch Opfer eines Einbruchs. Gerade eingecheckt, lernt sie die Frau aus Kabine 10 kurz kennen, als sie sich von ihr Wimperntusche ausleiht. Doch dann ist die Fremde verschwunden, Kabine 10 war niemals bewohnt und die junge Frau will niemand gesehen haben. In der Nacht hört sie zudem noch ein lautes Platschen und erkennt Blutspuren auf der Veranda. Hat sie sich das alles nur eingebildet? Sind ihre Tabletten und der Alkoholkonsum schuld an Wahnvorstellungen? Oder ist tatsächlich jemand über Bord gegangen? Und was hat es mit der jungen Frau auf sich? Lo begibt sich auf Spurensuche. Damit fangen die Schwierigkeiten erst an...

Auch dieser Thriller ist der Autorin wieder hervorragend gelungen. Schon gleich zu Beginn hat mich die Story gepackt. Die Sprache ist flüssig, aber auch eindringlich und bildhaft. Spannend werden die Ereignisse geschildert. Ich mochte kaum aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was mit der jungen Frau aus Kabine 10 wirklich geschehen ist. Wurde sie tatsächlich über Bord geworfen oder steckt noch viel mehr dahinter? Und wer von den anderen Gästen könnte verdächtig sein? Vielleicht Ben Howard, Lo‘s Exfreund? Oder der Sicherheitschef? Hat Lo sich vielleicht alles nur eingebildet? Doch trotz ihres Tabletten- und Alkoholkonsums machte sie auf mich sofort einen glaubwürdigen Eindruck. Und auch die anderen Charaktere wurden von der Autorin gelungen dargestellt.
Das Covers transportiert perfekt die Atmosphäre auf der herbstlichen See. Und für das Buch spricht auch, dass man es hier nicht mit klassischen Ermittlern zu tun hat, was für mich hier ein absoluter Pluspunkt ist.

Dieses Buch ist ein atemberaubend spannender Whodunit Thriller, der mich von der ersten Seite bis zum fulminanten Ende hin durchgängig perfekt unterhalten hat. Genauso sollten gute Thriller geschrieben sein.

Bewertung vom 01.11.2017
Winterengel
Bomann, Corina

Winterengel


ausgezeichnet

Winter 1985: Die junge Anna Härtel sorgt nach dem Tod ihres Vaters für ihre jüngere Schwester Elisabeth und ihre kranke Mutter. Die familieneigene Glashütte konnte nicht mehr erhalten werden, da der Vater Schulden hinterlassen hat. Im Nachbarort jedoch bekommt sie eine Anstellung bei einem befreundeten Glasmacher. Aber ihre Einkünfte decken mehr schlecht als recht den Lebensunterhalt. Um das Einkommen etwas aufzubessern, stellt Anna nach Feierabend Glasengel her, die sie samstags auf dem Markt verkauft. Anna träumte immer schon davon, durch die Welt zu reisen und Abenteuer zu erleben. Eines Tages erhält sie eine Einladung von der Queen Victoria, die ein großes Interesse für ihre Glasengel hegt. Anna kann ihr Glück kaum fassen, doch zunächst ist sie etwas zwiegespalten. Kann sie tatsächlich ihre kranke Mutter alleine mit Eliabeth zurücklassen? Doch das Geld kann die Familie wirklich gut gebrauchen und so bricht sie in Begleitung von John Evans auf nach London. Irgendwann während ihrer Reise bemerkt Anna das Verschwinden ihrer Glasengel. Was nun? Zunächst versuchen Anna und John, die Glasengel wiederaufzufinden und erleben dabei allerlei Abenteuer. Wird es den beiden gelingen, rechtzeitig der Queen eine Auswahl zu präsentieren?

Die Geschichte um Anna Härtel hat mir richtig gut gefallen. Dieses Buch bringt alles mit sich, was man sich von einem vorweihnachtlichen Schmöker wünscht. Der Schreistil ist flüssig zu lesen und die Sprache sehr bildhaft. Ich hatte während des Lesens das Gefühl, Anna stets zur Seite zu stehen. Auch die Landschaften waren mir immer äußerst präsent. Die damals aufwendige Reise nach England und die Geschehnisse werden sehr spannend beschrieben, so dass man permanent mitfiebert. Nachdem Anna die Engel gestohlen wurden, tat sie mir richtig leid und ich konnte ihre Verzweiflung absolut nachempfinden. Doch Anna ist eine mutige junge Frau und findet ihren Weg.
Durch den Diebstahl erhält dieser Roman noch einige Krimielemente. Aber auch Liebe und Familienbande spielen hier eine wichtige Rolle.
Den Ausgang habe ich zwar vorausgeahnt und genauso ist es auch gekommen. Was mir aber keinesfalls die Freude an dem Buch genommen hat.
Am besten liest man diesen herrlichen Schmöker in der Vorweihnachtszeit unter einer warmen Decke und hält sich Kekse und Kaffee dazu bereit.

Bewertung vom 25.06.2017
Tiefe Schuld / Toni Stieglitz Bd.2
Obermeier, Manuela

Tiefe Schuld / Toni Stieglitz Bd.2


ausgezeichnet

Die beiden jugendlichen Geocacher Cem und Fabian entdecken auf ihrer Tour in einem Wald bei München eine weibliche Frauenleiche. Halbnackt und mit Hämatomen verschiedenen Alters übersäht. Zur gleichen Zeit hält sich die Kommissarin Antonia Stieglitz, von allen nur Toni genannt, bei ihren Eltern auf. Es hagelt zum wiederholten Mal nur Vorwürfe von ihren Eltern: Eine Frau bei der Polizei, unmöglich. Und wie konnte sie es wagen, ihren ach so netten und charmanten Ex Freund Mike einfach zu verlassen. Doch Toni ist vor Mike geflohen, der sie aufs Übelste immer wieder misshandelt hat. Während des obligatorischen Kaffees am Sonntag nachmittag kommt der rettende Anruf und sie macht sich direkt auf den Weg zur Fundstelle. Schnell steht für Toni der Täter fest, es kann ja nur der gewalttätige Ehemann der Toten gewesen sein. Doch ist es wirklich so einfach oder ist Toni nur voreingenommen, da sie selbst lange Zeit unter ihrem gewalttätigen Ex zu leiden hatte? Und können die Ermittlungen wirklich unvoreingenommen durchgeführt werden oder verrennt sie sich in ihre Theorie?

"Tiefe Schuld" ist bereits der 2. Fall für Toni Stieglitz. Den ersten Teil kenne ich nicht, doch die Infos, die der Leser bekommt, reichen völlig aus, um dem Lauf der Geschichte folgen zu können. Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen und mochte es kaum unterbrechen. Der Schreibstil ist sehr unterhaltsam und streckenweise sind hurmorvolle Szenen eingewebt. Mit Toni Stieglitz hat die Autorin eine toughe Ermittlerin geschaffen, die aber auch ihre Schwächen hat und von Ängsten geplagt wird. Die brutalen Misshandlungen in der Vergangenheit lassen Sie auch heute noch nicht los und Toni kämpft mit ihren inneren Dämonen und Ihrer Objektivität. Unterstützung bekommt sie von ihrem Kollegen Sören und dem Vorgesetzten Hans Zinkl. Die Ermittlungsarbeiten sind wirklich authentisch dargestellt, da die Autorin selbst als Kommissarin tätig ist, weiß sie, wovon sie schreibt. Ich hatte ständig das Gefühl, mich gemeinsam mit Toni kreuz und quer durch München zu bewegen und selbst an den Ermittlungen teilzunehmen.
Auch die Einblicke in Tonis Privatleben kommen nicht zu kurz. Zur Seite steht ihr Doc Mulder, der Rechtsmediziner, mit dem sie langsam anbändelt.
Ich persönlich mag es ja sehr gerne, wenn das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz kommt und dem Leser Einblicke in die Gedanken und Gefühle vermittelt werden, das lässt die Protgaonisten in meinen Augen gleich viel menschlicher erscheinen.
Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Nur ein paar Fragen sind noch offen geblieben. Warum fühlt Toni sich verantwortlich für Mulders Verletzungen? Und weshalb herrscht so eine Feindseeligkeit zwischen Toni und ihrer Kollegin Beate? Der erste Band "Verletzung" steht jedenfalls inzwischen auf meiner Wunschliste. Ich hoffe doch, dass es für Toni Stieglitz demnächst noch mehr zu tun gibt.

Bewertung vom 18.06.2017
Der Brief
Hagebölling, Carolin

Der Brief


sehr gut

Alles beginnt mit einem mysteriösen Brief, der das Leben von Marie in Frage stellt.
Marie arbeitet als freie Journalistin in Hamburg und führt eine erfüllte Beziehung mit ihrer Freundin Johanna. Bis sie eines Tages einen Brief ihrer ehemaligen Schulfreundin Christine erhält. Adressiert ist dieser merkwürdigerweise an eine Pariser Anschrift. Angeblich lebt Marie glücklich mit ihrem Ehemann, einen erfolgreichen Galeristen namens Victor. Auch von einer Krankheit ist die Rede. Es entsteht ein Briefwechsel zwischen Marie und Christine, jedoch kann sich Marie nicht daran erinnern, Christine persönlich geschrieben zu haben und begibt sich auf Spurensuche.

Der leichte Schreibstil und die Spannung haben die Seiten nur so dahinfliegen lassen. Ich konnte es kaum abwarten, des Rätsels Lösung endlich auf die Spur zu kommen. Die Handlung wird immer mysteriöser und undurchsichtiger. Als Marie sich auf den Weg nach Paris macht, kommt ihr vieles vertraut vor. Als Leser stellt man sich immer wieder die Frage, welches Leben denn nun der Realität entspricht. Oder leidet Marie etwa unter Wahnvorstellungen, möglicherweise ausgelöst durch ihre Krankheit? Oder stimmt etwas nicht mit Christine? Erlaubt sich vielleicht einfach nur jemand aus der Vergangenheit einen üblen Scherz? Welche Person kann die vielen persönlichen Details wirklich wissen? Auf der Suche nach Antworten ist es mir wirklich schwer gefallen, das Buch zu unterbrechen. Leider sagt mir das Ende gar nicht zu und kam viel zu abrupt. Ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte gut getan, dafür gibt es einen Punkt Abzug.

Bewertung vom 15.06.2017
Als wir unbesiegbar waren
Adams, Alice

Als wir unbesiegbar waren


gut

Die Geschichte beginnt im Sommer 1995. Die Freunde Eva, Benedict und das Geschwisterpaar Sylvie und Lucien haben gerade ihr erstes Jahr an der Uni hinter sich gebracht. Jeder der Freunde hat eigene Pläne und Träume für die Zukunft. Alle Türen scheinen offen zu stehen, sie könnten sämtliche Möglichkeiten nutzen. Das Leben liegt vor ihnen und sie fühlen sich leicht und unbesiegbar. Nach dem Studium schlägt Eva eine Karriere im Bankenwesen ein und wird recht schnell erfolgreich. Benedict studiert weiter Physik und promoviert. Die Geschwister Sylvie und Lucien wollen erst einmal das Leben genießen, wobei sich Sylvie als Künstlerin etablieren möchte. Doch das Leben läuft nicht immer wie geplant...

Der Roman begleitet die vier Freunde über zwanzig Jahre hinweg. Die Geschichte wird kapitelweise in einzelnen Episoden erzählt. Dazwischen erfährt man kaum etwas, wie es den Figuren ergangen ist. Erst später bekommt man die Entwicklungen mit. Zu Beginn ist Eva in den Lebemann Lucien verliebt. Benedict fühlt sich stark zu Eva hingezogen. Doch das Leben der Freunde entwickelt sich in unterschiedliche Richtungen, der Kontakt besteht mal mehr, mal weniger intensiv, die Freundschaft der Protagonisten zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch das Buch. Das Leben der vier wird geprägt durch unterschiedliche Lebensweisen, wodurch auch Situationen jeweils anders betrachtet werden. Eva ist die Person, um die es sich hauptsächlich dreht. Doch auch die anderen Freunde gewähren dem Leser Einblicke in ihr Leben und in ihr Innerstes. Die Protagonisten werden mit allen Facetten des Lebens konfrontiert, sie werden geprägt durch Schicksalsschläge, geplatzte Träume, gescheiterte Beziehungen, Abstürze aber auch Erfolge und Liebe. Dabei kommt die Autorin ohne jeglichen Kitsch aus.
Die ersten 100 Seiten waren für mich ein absolutes Highlight, danach schwächt es deutlich ab. Gelegentlich verlor sich die Autorin in zu viel Nebensächlichkeiten. Seitenweise wurde für den Laien unverständliches Fachwissen angebracht.
Ein Pluspunkt ist für mich definitiv die außergewöhnliche, berührende und nicht zu seichte Sprache.
Es besteht durchaus noch Potenzial nach oben. Dennoch habe ich diesen Sommerroman gerne gelesen.

Bewertung vom 06.06.2017
Roofer
Wilke, Jutta

Roofer


ausgezeichnet

Alice und Nasti sind beste Freundinnen und geben sich gegenseitig Halt. Bei Nasti findet Alice Nähe und Geborgenheit, eben die Dinge, die ihr zu Hause fehlen. Durch Nasti lernt Alice eine Clique von Roofern kennen. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die ohne Absicherung auf Baukräne, Stahlträger und Hochhäuser klettern, für den großen Kick und möglichst viele Klicks auf Youtube. Nasti hat sich in den Anführer Trasher verliebt. Obwohl Alice die Aktionen der Clique in Frage stellt, kann sie sich dem Sog nicht entziehen. Eines Tages soll Nasti einen Liebesbeweis erbringen. Doch wie weit darf man für die Liebe gehen?

Die Geschichte um Alice und die Roofer fand ich unglaublich spannend erzählt. Zu Beginn wird eine schlimme Tragödie angedeutet. Alice sieht immer wieder diese furchtbaren Bilder vor ihren Augen. Wie es dazu kam, wird anschließend in einer Rückblende erzählt. Durch Nasti lernt Alice die Clique der Roofer kennen. Sie hat Angst, ihre beste Freundin, ihren einzigen Halt im Leben, an den Anführer Trasher zu verlieren. Ihre Eifersucht macht ihr arg zu schaffen. Gleichzeitig möchte sie ihrer Freundin helfen. Zudem fühlt sie sich von Nik angezogen, der auf der Straße lebt und ebenfalls dieser Clique angehört. Trasher und sein Konkurrent Adrian schaukeln sich gegenseitig hoch, jeder will den anderen übertrumpfen, auf der Suche nach Anerkennung, jeder möchte den größten Ruhm für sich einnehmen. Eines Tages plant Trasher die spektakulärste Aktion seines Lebens, in die er auch Nasti involvieren möchte. Doch inwieweit ist sie bereit, ihre Liebe unter Beweis zu stellen?
Als Leser stellt man sich immer wieder die Frage, was die Roofer zu diesen Klettertouren in schwindelerregenden Höhen antreibt, bei denen sie ihr Leben riskieren. Nach und nach deckt die Autorin die Beweggründe der Jugendlichen sensibel auf. Vor allem die waghalsigen Szenen sind derart bildhaft beschrieben, dass es mir allein vom Lesen ganz schwindelig wurde. Die unglaublich spannende Erzählweise in der Ich-Form aus Alice Perspektive verursachte bei mir mehr als einmal Herzrasen. Doch auch Nik schildert gelegentlich seine Sicht der Dinge, dieser Part hebt sich durch die kursive Darstellung ab.
Bei dem Buch handelt es sich um einen wahren Pageturner, ich konnte es kaum zur Seite legen und hatte es bereits nach zwei Tagen beendet. Besonders die Thematik hebt sich von den vielen Neuerscheinungen im Jugendbuchbereich ab. Die Autorin wartet auch nicht für jedes Problem der Jugendlichen mit einer Universallösung auf, das hat mir besonders gut gefallen. Von mir gibt es dafür eine uneingeschränkte Leseempfehlung, nicht nur für Jugendliche.

Bewertung vom 26.05.2017
June
Beverly-Whittemore, Miranda

June


sehr gut

Im Juni 1955 wird das kleine Örtchen St. Jude in Ohio plötzlich zum Mittelpunkt. Hollywood ist zu Besuch und vorbei ist es mit der beschaulichen Idylle. Die Bewohner geraten in helle Aufregung und hoffen auf die ein oder andere Statistenrolle. Nur June hat keinerlei Interesse, sie ist ausschließlich auf ihre bevorstehende Hochzeit mit Arthur Danvers fokussiert. Bis sie dem berühmten Schauspieler Jack Montgomery begegnet. Zur Seite steht ihr Lindie, ihre beste Freundin und Nachbarin.
Parallel wird die Geschichte von Junes Enkelin Cassie erzählt. Nach einer gescheiterten Beziehung zieht sie sich zurück nach St. Jude und verkriecht sich in Two Oaks, dem alten Herrenhaus, in dem ihre Großmutter gelebt hat. Sie vegetiert mehr oder weniger vor sich hin und lauscht den Geschichten des träumenden Hauses. Bis eines Tages ein junger Mann ihr die Nachricht einer Erbschaft überbringt. Damit nehmen die Dinge ihren Lauf...

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd auf zwei Zeitebenen. Wobei mir der Teil, der sich 1955 abspielt, ein wenig besser gefallen hat. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, das Flair der 50er Jahre einzufangen. Auch die gesellschaftlichen Zwänge der damaligen Zeit wurden gut dargestellt, vor allem Lindie, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, hatte es nicht leicht.
Cassie dagegen war mir zu motivationslos, sie ergreift aber auch keinerlei Initiative und vegetiert vor sich hin. Als sie von der Erbschaft erfährt, begibt sie sich auf Spurensuche. Sie versucht herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist. Welche Geheimnisse blieben bisher verborgen? Ist Jack Montgomery tatsächlich ihr Großvater?
Durch das träumende Haus Two Oaks erhält dieser Roman einen mystischen Touch. Frühere Hausbewohner haben ihre Seelen hinterlassen und so manche vergangene Ereignisse lassen das alte Herrenhaus noch heute lebendig wirken.
Zum Ende laufen die Fäden zusammen und es wurde richtig spannend. Nur gelegentlich war mir die Sprache ein wenig zu ausschweifend.

Fazit: Ein wunderbarer Schmöker für den Sommer über Liebe, Freundschaft, Macht, Intrigen und Familiengeheimnisse. Poetisch und ungewöhnlich erzählt.

Bewertung vom 20.05.2017
Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
Hogan, Ruth

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge


sehr gut

Anthony Peardews große Leidenschaft ist das Sammeln verlorener Gegenstände, die er unterwegs findet, mit nach Hause nimmt und akribisch katalogisiert. Er gibt die Hoffnung nicht auf, diese Dinge eines Tages an ihren rechtmäßigen Besitzer zurückgeben zu können. Denn auch unscheinbare, wertlose Dinge können für jemanden von großer Bedeutung sein. So wie der Glücksbringer seiner über alles geliebten Frau Therese, den sie ihm aus Dankbarkeit für den angelegten Rosengarten geschenkt hat. An dem Tag, als er dieses Medaillon verliert, stirbt auch Therese auf tragische Weise. Die Sammlung verlorener Dinge gibt seinem Leben wieder einen Sinn und er schreibt Geschichten über die entdeckten Fundstücke. Nach seinem Tod soll seine Assistentin Laura sein Lebenswerk weiterführen.

Die Geschichte ist märchenhaft und herzerwärmend erzählt. Der nostalgisch angehauchte Stil passt wunderbar zu dieser bezaubernden Geschichte. Anthony Peardrews hat niemals den Tod seiner geliebten Therese überwunden, doch seine Sammlung verlorener Gegenstände und die Geschichten, die er zu den Fundstücken niederschreibt, helfen ihm durch eine schwere Zeit. Auch seine Assistentin Laura hat einiges in ihrem Leben verloren, vor allem ihr Selbstvertrauen und die Fähigkeit, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Immer wieder werden dem Leser scheinbar unspektakuläre, aber schöne Dinge präsentiert, die das Leben bereichern und auch die Augen offen halten lässt.
Parallel wird die Geschichte von Eunice erzählt, die 40 Jahre zuvor beginnt. Sie bekommt einen Job bei dem Verleger Bomber. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft. Zunächst hatte ich keine Ahnung, was dieser Strang mit den Geschehnissen um Mr. Peardews Sammlung zu tun haben könnte. Doch zum Ende hin fügt sich dieser Teil wunderbar in das Gesamtbild.
Auch die Charaktere stechen durch liebevolle Darstellungen hervor. Besonders gefallen hat mir Sunshine, ein Mädchen mit Downsyndrom, die durch ihre offene, ehrliche Art, Ihrem Witz und Charme Leben in die alte Villa bringt.
Auch die weniger sympathischen Figuren wurden mit sehr viel Persönlichkeit ausgestattet. Nur der magische Teil zum Ende hin war nicht ganz nach meinem Geschmack. Ansonsten habe ich diese außergewöhnliche, berührende Geschichte sehr genossen.

Bewertung vom 25.04.2017
Wünsche, die uns tragen
Hughes, Kathryn

Wünsche, die uns tragen


ausgezeichnet

Die Geschichte beginnt im Jahr 1975. Mary Roberts wünscht sich sehnlichst ein Kind, doch bevor ihr der Wunsch erfüllt wird, verunglückt ihr geliebter Ehemann Thomas während einer Grubenexplosion.
Der nächste Erzählstrang führt den Leser in die Gegenwart. Jake, der Sohn von Beth und Michael, benötigt dringend eine Spenderniere. Noch während Jake im Krankenhaus liegt, seine Eltern bangen und hoffen, wird die Mutter von Beth beerdigt. Ihr Tod ist kam sehr plötzlich und sie hatte keine Gelegenheit mehr, das Geheimnis um Beth unbekannten Vater zu lüften.
Während Beth den Nachlass ihrer Mutter sortiert, macht sie eine unglaubliche Entdeckung... Kann Jakes Leben gerettet werden?

Eigentlich werden hier parallel drei Geschichten erzählt. Zunächst wird der Leser mit Mary bekannt gemacht. Die Gegenwart behandelt vorrangig das Thema Organspende anhand der Geschichte von Beth, Michael und ihrem kleinen Jungen Jake. Ein großer Teil des Buches berichtet über einen Unfall, der sich 1976 ereignet hat, während der Rückkehr eines Ausflugs an die Küste, nach Blackpool. Immer enger laufen diese Fäden zusammen.
Die Autorin versteht es wirklich, den Leser mitzunehmen. Der Stil ist unblaublich berührend, emotionsgeladen und herzerwärmend. Locker und bildreich werden die Geschehnisse beschrieben. Die Ereignisse entwickeln sich immer dramatischer, so dass man gar nicht aufhören mag zu lesen und sogartig in das Geschehen hineingezogen wird. Während des Lesens konnte ich komplett alles andere um mich herum vergessen und ich hatte lebhafte Bilder vor meinen Augen.

Fazit: Ein herzerwärmndes, packendes Familiendrama mit einem wichtigen Thema, gefühlvoll von der Autorin auf verschiedenen Zeitebenen erzählt.
Unbedingt lesen.

Bewertung vom 19.04.2017
Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1
Grebe, Camilla

Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1


ausgezeichnet

Es ist kurz vor Weihnachten in Stockholm. Der Ermittler Peter Lindgren steht am Grab seiner Mutter, reflektiert sein Leben, als er von seinem Kollegen Manfed zum Einsatz gerufen wird. In der Villa des reichen Geschäftsmannes Jesper Orre ist eine Frauenleiche gefunden worden, der Kopf wurde abgetrennt und mit Blick zum Eingang drapiert. Die Stockholmer Kripo steht vor einem Rätsel: Wer ist die junge, tote Frau? Und wo hält sich der Eigentümer der Villa, Jesper Orre, auf? Hilfe bekommt die Kripo von der Psychologin Hanne. Bereits vor zehn Jahren hat sie die Polizei in einem ähnlich gelagerten Fall unterstützt, der aber damals nicht aufgeklärt werden konnte. Handelt es sich möglicherweise um denselben Täter? Und wie hängen die beiden Fälle zusammen?

Erzählt wird der Thriller in wechselnder Perspektive, jeweils in der Ich-Form. Zu Wort kommen der Ermittler Peter, die Psychologin Hanne und Emma. Emma arbeitet als Verkäuferin in einer Filiale der Modekette Clothes and More, die dem reichen Geschäftsmann Jesper Orre gehört. Die beiden beginnen eine Beziehung, Jesper scheint um Emma sehr bemüht. Doch irgendetwas stimmt hier so ganz und gar nicht.
Peter lebt ausschließlich für seinen Job bei der Stockholmer Kripo und hat sich bisher erfolgreich vor Übernahme von Verantwortung gedrückt. Wodurch sich das Verhältnis zu seinem Sohn Albin als schwierig gestaltet.
Hanne lebt seit Jahren unglücklich in ihrer Ehe mit Owe. Vor zehn Jahren hatte sie während der Ermittlungen eine Affäre mit Peter. Jetzt treffen sie erneut aufeinander, alte Gefühle leben auf. Doch Hanne leidet an beginnender Demenz...
Der Thriller ist so unglaublich spannend erzählt, dass man gar nicht aufhören mag zu lesen. Dabei liegt der Fokus eher auf den Charakteren als auf den Fall selbst. Allerdings sind die Protagonisten so wahnsinnig interessant gezeichnet, als Leser erfährt man einiges über die Vergangenheit und das soziale Umfeld. Der Stil ist locker, aber auch stellenweise berührend, nachdenklich und emotional. Nicht einmal kam während des Lesens Langeweile auf.

Fazit: Ein absolut packendes Psychogramm und spannende, interessante Charaktere, die diesen Thriller zu einem Highlight machen.