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a.n.
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dd

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2019
All das zu verlieren
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


ausgezeichnet

Was fehlt?
Alles besitzen und dennoch schmerzenden bohrenden Mangel empfinden. Sucht die Lektüre nach Verständnis für ihr Handeln? Kann das auch einem selbst passieren? Eine Außensuche, deren Auflösung doch tief im eigenen Innern liegt. Die Autorin hat sich viel vorgenommen. Der Leser erwartet einen innere Kampf, der Reflexion einer nicht mehr normal wirkenden Handlungsweise. Ein Drang, ein Zwang, der zumindest dem Leser eindeutig vor Augen führt, dass dies nicht gut enden wird, dass Handlungsbedarf besteht.
Aléle ist eine zerrissene Frau, die einem trotz allem vorerst sympathisch ist. Und man hat zumindest insofern Verständnis für ihr inneres Ringen, da ja bekanntlich niemand von ähnlichen Zwiespälten gefeit zu sein scheint. Das macht Aléles Geschichte auch so packend und realistisch. Angeheizt vom Geschehen, schwingen beim Lesen schwingen stets die eigenen Erfahrungen, Vorsätze und gängige Moralvorstellungen mit. Eine Dramatik, die sich im Laufe des Romans noch steigern wird. Eine Getriebene, die das emotionale Karussell nicht aufhalten kann.
Der Leser dreht sich eine Weile wohlwollend mit. Doch dann kommt allmählich der Punkt, wo er abspringt und ihrem Sich-im-Kreis-drehen nur noch hilf- und verständnislos zusieht. Die Sympathie weicht, das Verständnis schwindet. Sie hat zwar viel Sex, tut aber rein gar nichts für sich. Ihre Gedanken gehen nicht weit genug. Sie beschäftigt sich zwar intensiv mit diversen Dingen, ja, auch viel mit sich selbst, doch setzt sie sich nie wirklich mit sich selbst auseinander. Und so bleibt auch die Handlung ziemlich bodenständig. Wie auch sonst, wenn sich unsere Antiheldin nicht über sich selbst erhebt sondern sich nur treiben lässt. Das enttäuscht aber weit weniger, als dass es doch ein literarischer Genuss ist, Bücher von Leila Slimani zu lesen.

Bewertung vom 24.06.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


ausgezeichnet

Die Zeit, die so wichtig ist
Eine Kindheit, die man sich vielleicht selbst gewünscht hätte. Die Jungen Bell und Harry machen das beste daraus, unterstützt von ihren Familien. Eine tiefe Freundschaft beginnt, sie wächst und hält vielleicht bin ins Erwachsenenalter an. Heranreifen, gemeinsam erleben, sich verstehen. Und das, obwohl sie aus ganz verschiedenen Sphären aufeinander getroffen sind. Eine Wonne, dies zu lesen. Harmonie, Ruhe, Einigkeit. Keine Action und dennoch so ereignisreich und eindrucksvoll. Bewegung ist auch im Inneren der Hauptpersonen. Ein zielgerichteter warmer Sommerwind, der den Leser trägt und erfrischt. Eine Inspiration. Einfach Kind sein dürfen, die Freiheit erleben; aber mit Sinn und Verstand. Sich selbst erinnern, seinen eigenen Kindern Möglichkeiten geben jenseits von Handyspielen und der neuesten Mode. Schmunzeln, denken, schwelgen, mitfiebern – alles ist erlaubt und sehr willkommen. Aufmerksames Lesen erleichtert das Hineinkommen in die Handlung und der etappenhaften Erzählweise.
Für den einen werden diese empfundene Langsamkeit im Erzählen und Erleben, die sich wiederholenden Sommerabenteuer vielleicht langweilig vorkommen. Doch vielleicht ist genau dies ein Ritual als Voraussetzung für Beständigkeit; eben die Zeit, die wichtig ist und die sich heute kaum mehr jemand nimmt oder einem gestattet wird. Plätschernd, mit wohl platzierten Untiefen. Ein wenig aus dem Hier und Heute gefallen scheint die Geschichte der Jungen tatsächlich. Doch gerade das macht dieses Buch lesenswert. Das Bild von einer schönen heilen Welt wird gezeichnet. Nicht Weltfremdheit gleichzusetzen. Es bringt ein gedankliches Idyll zum Vorschein. Rückblicke, Vergangenheit, die Gegenwart beeinflusst. Und die große Frage, ob diese Freundschaft auch wirklich halten wird, egal, was noch kommt, sorgt dafür, dass man das Buch einfach bis zu Ende lesen muss. Vorhersehbar ist dies nämlich nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.05.2019
Eine Samtpfote zum Verlieben / Samtpfoten Bd.1
Metz, Melinda

Eine Samtpfote zum Verlieben / Samtpfoten Bd.1


gut

Eine Katze als Kuppler
MacGyvers eigene Probleme sind überschaubar. Doch die seines Frauchens sind da weitaus gravierender, auch wenn die Betroffene noch gar nichts davon weiß. Und daher weiß auch nur der samtpfotige Kater, was zu tun ist. Aufzuhalten ist er dabei nicht, obwohl er sich und sein Frauchen damit in so manch knifflig-komische Situation bringt.
Den Leser freut es, wird er doch kurzweilig und einfallsreich unterhalten. Mehr kann und sollte man von der Lektüre allerdings auch nicht erwarten. Ein leichtes, und humorvolles Buch zur Lesefreude mit Romantik, Alltagswitz und eigenen Träumereien. Hin und wieder lernt man doch noch etwas über das komplizierte Metier Kennenlernen und ja, auch über Katzen. Und so mancher Single wünscht sich sicher einen so engagierten Begleiter wie unseren knuffigen Hauptakteur.
Nicht nur aufgrund der Konstellation der Akteure und deren skurrilen Erlebnissen fällt das Buch aus dem Rahmen, auch das Cover ist ein Hingucker. Hier passt einfach alles zusammen. Heiter und enthusiastisch, ohne aber die Schattenseiten des Lebens zu verdrängen, begibt begeben sich nicht nur der Kater und sein Frauchen auf einen ereignisreichen und emotionalen Parcours, der Leben genannt wird. Auch bei dieser Lektüre ist der Ausgang vorhersehbar, doch war dies für den Leser noch nie so egal.

Bewertung vom 21.04.2019
Das Haus meiner Eltern hat viele Räume
Ott, Ursula

Das Haus meiner Eltern hat viele Räume


ausgezeichnet

Ein wichtiges Stück Heimat
Wie viel Persönlichkeit kann sich in Dingen verbergen? Muss man ein schlechtes Gewissen haben, wenn man die elterlichen Sachen nicht immer mit ebensolcher Ehrfurcht und Verbundenheit behandelt? Wie fühlen sich die Betroffenen wirklich? Ist es doch ein einschneidender Lebensabschnitt, über den man weder gern offen spricht, noch im Vorfeld gern nachdenkt. Vieles spielt sich im Verborgenen, tief im Inneren ab und wird vor sich her geschoben, so lange es nur geht.
Freud, Leid, Trauer, Wehmut, Loslassen. Emotionen, unerwünschte Realitäten und Erinnerungen zwischen „das Leben muss weiter gehen“, obwohl die Welt für einen selbst doch irgendwie stehen bleibt oder sich zumindest langsamer zu drehen scheint. Ursula Ott teilt ihre Erfahrungen und Gefühle mit uns. Und das auf eine sehr innige und direkte Art und Weise, die Vertrauen weckt, Verständnis gibt, sodass diese Phase für einen selbst noch einmal durchlebt wird. Für mich ist diese Lektüre zwischen Roman und Sachbuch eine die eigene Unruhe nehmende innere Vorbereitung, wenn ich einmal durch die Räume im Haus meiner Eltern gehen muss. Ein „letzter“ Gang, den man nicht allein gehen sollte. Denn der Auszug / das Leeren an sich ist auch immer nur eine Etappe auf deinem langen Davor und Danach. Wie die Kapitelübersicht verrät, werden auch eben diese Aspekte nicht außer Acht gelassen. Hierfür lässt die Autoren u. a. auch Experten zu Wort kommen und gibt uns weiterführende Literaturvorschläge mit an die Hand. Ein gelungener und hilfreicher Ratgeber – von Mensch zu Mensch.

Bewertung vom 18.03.2019
Onkel Stan und Dan und das ungeheuerlich ungewöhnliche Abenteuer / Onkel Stan und Dan Bd.2
Kennedy, A. L.

Onkel Stan und Dan und das ungeheuerlich ungewöhnliche Abenteuer / Onkel Stan und Dan Bd.2


sehr gut

Lesen UND Staunen
Herrlich ungewöhnlich, ein Feuerwerk für Auge, Herz und Geist. Schon das Cover signalisiert, dass es turbulent und unterhaltsam zugehen wird. So ist das nun mal, wenn Dachs Dan, streitende Lamas und außergewöhnliche Kinder gemeinsam in Aktion treten und auch Onkel Stan seinen einzigartigen Beitrag leistet. Schlag auf Schlag, Seite für Seite.
Reich bebildert, witzig beschrieben, die Seiten übersichtlich gestaltet, die Handlung leicht zu verstehen. Putzig, lehrreich, fesselnd. Freundschaft, Mut, Ideenreichtum stehen im Vordergrund. Andererseits scheinen hier in diesem Buch die Uhren gehörig anders zu ticken. Nicht alles ist wahr, doch manches ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Für den einen vielleicht zu skurril, für den anderen genau richtig für einen ungewöhnlichen Ausflug ins Reich der Phantasie, Fiktion und Fröhlichkeit.
Die jungen Leser werden das Buch sicher nicht mehr so schnell aus der Hand legen, wenn sie sich erst einmal auf Dans und Stans Abenteuer eingelassen haben. Superlative werden zu Standards. Alles scheint möglich zu sein. Alles ist erlaubt. Ein Hoch auf das Anderssein, das sich nicht hinweghebt sondern auch andere bereichert.

Bewertung vom 10.03.2019
Sind wir noch ganz sauber?
Tügel, Hanne

Sind wir noch ganz sauber?


ausgezeichnet

Jetzt wird aufgeräumt
Der Titel lässt aufhorchen. Das Buch wird bemerkt. Doch der Inhalt ist noch bemerkenswerter. Die dank uns profitable Reinheitsindustrie – ein schmutziges Geschäft. Woher kommt der wirkliche Dreck und was tut der tatsächlich mit uns?
Erschreckend, was wir uns und unserer Umwelt täglich mit anscheinend bestem Gewissen antun. Zahlen und Fakten machen glasklar, wie sehr wir uns irren. Zu sauber macht krank und das nicht nur den Körper sondern auch die Seele. Zwänge und Allergien können die Folge sein. Wir entfremden uns der Natur immer mehr und zerstörend sie für eine große Lüge, einen eingeredeten Irrglauben.
Die Autorin klärt auf und erklärt, ohne den Zeigefinger zu erheben. Leicht wird es nicht, die Leser zu überzeugen, denn wie weit sich jeder bereits vom normalen Maß entfernt hat, ist beängstigend. Unser gesunder Menschenverstand ist gefragt und der Wille, es einfach mal zu probieren mit „weniger ist mehr“. Sinnvolles Tun durch anders Handeln. Alles beginnt jedoch mit Nachdenken und Umdenken.
Alltagstaugliche Beispiele, gepaart mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und neuesten Forschungsergebnissen betreffend der Veränderung der gesamten Flora und Fauna (allein durch uns!) geben einen praktikablen und vor allem nachhaltigen Denkanstoß.
Machen wir uns also nicht länger mit die Finger schmutzig.

Bewertung vom 27.01.2019
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


ausgezeichnet

Ein Schritt weiter, ein Gedanke mehr, …
… ein Stück weiter zu sich selbst. Nicht umsonst besagt ein Sprichwort „Der Wald ist das Krankenhaus der Seele“. Bereits vorab war mir bekannt, dass man laufen / gehen soll, am häufigsten in der Natur und das am besten allein. Und das geht weit über das sich sportlich Betätigen hinaus und hat auch mit Abnehmen und der gleichem Ansinnen zu tun. Kein Reden und dennoch Zwiesprache – Etappe für Etappe. Bewegung, Begegnung, Veränderung, Entdeckung seiner selbst.
Das propagiert unter anderem auch der Autor. Man fühlt sich verstanden. Und genau das ist es, was das Buch so lesenswert macht; für den, der das Gehen bereits für sich entdeckt hat. Kagge tickt anders. Nicht jeder wird ihn verstehen und das, was er dem Leser sagen möchte. Mir hingegen spricht er bisweilen aus der Seele.
Eine bereichernde und wichtige Erfahrung, die man ganz und gar nur mit sich oder wirklich Gleichgesinnten teilen kann. Körper und Geist reagieren, man fühlt die Interaktion. Ein Kraftquell für den Alltag, das normale Leben. Jeder muss seinen Weg gehen. Kagge erzählt von seinem und den Beobachtungen, die er nicht nur im übertragenen Sinne links und rechts am Wegesrand gemacht hat. Seine Gedanken erweitern den eigenen Horizont. Ein tiefer und dauerhafter Blick nach innen. Weit entfernt von höher, schneller, weiter.

Bewertung vom 13.01.2019
Good Night Stories for Rebel Girls 2
Favilli, Elena;Cavallo, Francesca

Good Night Stories for Rebel Girls 2


ausgezeichnet

Can you feel it?
Girl-Power für künftige Frauen. Früh übt sich … und damals war alles noch viel schwerer für unsere Geschlechtsgenossinnen. Die eindrucksvolle Lektüre macht deutlich, was heute kaum mehr vorstellbar ist. Frauen kämpfen für ihre Träume, ihr eigenes Leben. Wir haben es da in vielerlei Hinsicht leichter. Doch machen wir auch etwas mit den Möglichkeiten und vor allem mit unserem eigenen Potential? Auch Frauen haben in erheblichem Maße dazu beizutragen, die Welt zu verändern; und damit auch das Leben der Frauen, die nach ihnen kamen: das unsere.
Simpel geschrieben, somit leicht verständlich; genau der richtige Stil, um auch Lesemuffel zu erreichen. Die peppige Aufmachung des Covers durchzieht das gesamte Buch. Informativ und mitreißend, eine kunterbunte Galerie bemerkenswerter Frauen, von denen so manche zumindest mir bislang völlig unbekannt war. Es werden Frauen aus unterschiedlichen Epochen und gesellschaftlichen Schichten vorgestellt. Schicksale, Chancen, Scheitern, Durchhalten, Ertragen, Erringen.
Die einzelnen Biographien werden eher kurz abgerissen. Eine Wissens-Essenz, die niemanden erschlägt oder langweilt. Alles ist auf die jüngere Leserschaft zugeschnitten. Dieses Konzept ist in diesem Zusammenhang absolut stimmig, da ihnen dadurch nichts entgeht und sie in erster Hinsicht zum wirklichen Lesen und wahrhaftigem Durchlesen animiert werden.
Diese einzigartige Buchreihe sollte unbedingt weiter geführt werden. Sie inspiriert, sie informiert, sie orientiert, sie macht einfach Spaß, zu lesen. Warum nicht die Töchter mit ihren Müttern gemeinsam?