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Bewertungen
Insgesamt 377 BewertungenBewertung vom 14.12.2023 | ||
REZENSION – Allzu oft greifen Leser gern zu Neuerscheinungen bereits bekannter Schriftsteller in der trügerischen Hoffnung, damit nicht enttäuscht werden zu können. Doch nur selten kann ein solches Buch wirklich überraschen, kennt man doch schon frühere Werke des Autors. Deshalb empfehle ich oft und immer wieder gern, hin und wieder nach dem Roman eines noch völlig unbekannten Autors zu greifen und sich von dessen Inhalt und Sprache einfach überraschen zu lassen. Eine solche literarische Überraschung ist zweifellos der aus mehreren Gründen faszinierende, im November im Piper Verlag veröffentlichte Roman „Eisiges Land“ des norwegischen Schriftstellers Tore Kvæven (54), hauptberuflich Schafzüchter und ehemals Dorflehrer. Sein bereits 2018 in Norwegen erschienene Wikinger-Roman wurde meines Erachtens völlig zu Recht mit allen wichtigen norwegischen Literaturpreisen, vor allem dem renommierten Brageprisen, ausgezeichnet. |
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Bewertung vom 14.11.2023 | ||
REZENSION – Eine ungemein berührende, wirklich zu Herzen gehende Geschichte behandelt, ohne irgendwo in Klischees und Kitsch abzugleiten, der Roman „Dünnes Eis“ der deutschen Schriftstellerin Theres Essmann (56), im August erschienen beim Dörlemann Verlag. Es ist nach dem schmalen Lyrikband „Das Gewicht der Berührung“ (2002) und ihrer Novelle „Federico Temperini“ (2020) erst das zweite Prosawerk der als Poesietherapeutin mit Worten und Lauten, Gedanken und Gefühlen, mit Sinnen und Sinnlichkeit arbeitenden Autorin. Essmann verbindet in ihrer Romanhandlung das Schicksal gegenwärtiger Flüchtlinge mit den Erlebnissen und Erfahrungen ostdeutscher Flüchtlinge gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Es ist eine überaus ernsthafte Geschichte um Täter und Opfer, um Schuld und Sühne, um Trauer und Einsamkeit. „Dünnes Eis“ ist ein Roman, der uns zeigt, wie Kriege Menschen psychisch zerstören und auch nach ihrem offiziellen Ende ein Leben lang nachwirken. Zugleich zeigt der Roman aber auch Versuche der Versöhnung. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 01.11.2023 | ||
Vielleicht der schönste Sommer REZENSION – Vor zwei Jahren wurde der Debütroman „Sista sommaren“ von Eleonore Holmgren in Schweden zum Bestseller. Jetzt erschien bei der dtv Verlagsgesellschaft die ins Deutsche übersetzte Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einer 86-Jährigen Witwe und einem 20-jährigen Kleinkriminellen unter dem Titel „Vielleicht der schönste Sommer“. Tatsächlich wird dieser Sommer auf der schwedischen Schären-Insel Lindö für beide aus unterschiedlichen Gründen zu einem Höhepunkt im Leben. |
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Bewertung vom 27.10.2023 | ||
REZENSION - Das amerikanische Reizthema der Rassentrennung sowie die in vergangenen Jahren wieder zunehmende Segregation an US-Schulen bilden den Hintergrund zu dem im August beim Diogenes Verlag erschienenen Roman „Sekunden der Gnade“ des amerikanischen Schriftstellers Dennis Lehane (58). Zwar wurde bereits 1954 nach der Klage einer afroamerikanischen Mutter die Rassentrennung an den Schulen der Vereinigten Staaten grundsätzlich aufgehoben, doch waren es erst drei Jahre später die „Little Rock Nine“, die neun schwarzen Schüler aus Little Rock (Arkansas), die unter starkem Schutz der Nationalgarde die „weiße“ Little Rock Central High School besuchen durften. |
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Bewertung vom 08.10.2023 | ||
REZENSION - Ein Gespräch über das Glück und den Sinn des Lebens schildert Autor Stefan Fourier (74) in seinem schmalen Büchlein „Die Bank am Rande des Waldes“, im September beim Verlag tredition erschienen. Auf nur 56 Seiten im handlichen A6-Format verarbeitet der promovierte Physiker und Sachbuch-Autor, inzwischen aber als Romancier, Märchenerzähler und Aphoristiker bekannte Schriftsteller seine im eigenen Leben „auf persönlichen Irrwegen, in beruflichen Höhen und Tiefen und weiteren gemeisterten Schicksalsschlägen“ selbst gemachten Erfahrungen und bringt die daraus gewonnenen Einsichten in einer märchenhaften Geschichte in kurzen Sätzen leicht verständlich und nachvollziehbar auf den Punkt. |
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Bewertung vom 05.10.2023 | ||
REZENSION – Völlig zu Recht wurde der im August beim Wagenbach Verlag veröffentlichte Roman „Der Schlafwagendiener“ bereits in Kanada mit dem Giller Prize ausgezeichnet, dem renommiertesten Literaturpreis des Landes: Auf engstem Raum, in einem einzigen Schlafwagen eines Luxuszuges während einer viertägigen Fahrt quer durch Kanada von Montreal im Osten nach Vancouver im Westen, zeichnet Suzette Mayr (56) auf nur 240 Seiten ein in seiner Komplexität gelungenes Sittenbild des wohlhabenden kanadischen Bürgertums gegen Ende der 1920er Jahre in all seiner Oberflächlichkeit und Überheblichkeit – und dies aus Sicht des jungen, schwarzen Schlafwagendieners R. T. Baxter, wegen seiner Hautfarbe und Homosexualität gleich doppelt stigmatisiert, missachtet und gefährdet. |
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Bewertung vom 27.09.2023 | ||
Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten REZENSION – Es sind die einfachen, unscheinbaren Menschen in den kleinen kalabrischen Städtchen, die das literarische Universum des italienischen Schriftstellers Domenico Dara (52) abbilden. Spielten die ersten zwei Romane „Der Postbote von Girifalco“ und „Der Zirkus von Girifalco“ noch in seinem dörflichen Geburtsort, verlegte der Autor den Handlungsort seines dritten, im Juli im Verlag Kiepenheuer & Witsch veröffentlichten Romans „Malinverno, oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten“ in das fiktive kalabrische Städtchen Timpamara – einen jener Orte, „an denen der Geist der Literatur in der Atemluft liegt“. Hier leben die Menschen von und mit der Literatur, seitdem hier im 19. Jahrhundert die erste Papierfabrik Kalabriens entstand. In Timpamara benennt man sogar die Kinder nach literarischen Figuren oder Schriftstellern. |
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Bewertung vom 08.09.2023 | ||
Kalmann und der schlafende Berg REZENSION – Kalmann, der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn, gehört sicher zu den ungewöhnlichsten Figuren deutscher Belletristik. Vor drei Jahren stellte uns der seit 2007 in Island lebende Schweizer Schriftsteller Joachim B. Schmidt (42) in seinem Roman „Kalmann“ den unter Vormundschaft seiner Mutter stehenden 34-Jährigen mit Down-Syndrom vor. Er lebt als letzter Haifischfänger allein im Häuschen seines Großvaters an Islands Nordküste. Während die meisten Dorfbewohner ihn, der nicht einmal die Hauptschule geschafft hat, herablassend als „Dorftrottel“ behandeln, reagieren Wohlmeinende auf ihn voller Mitgefühl. |
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Bewertung vom 27.08.2023 | ||
REZENSION – Es war, so sagt er über sich selbst, die Liebe zu Natur und Tieren, die den damaligen Journalisten Florian Knöppler (57) vor Jahren veranlasste, auf einen holsteinischen Bauernhof zu ziehen und dort Tiere zu halten. Doch es dürfte wohl auch die Liebe zu den von der Landwirtschaft lebenden und von rauer Natur geprägten Menschen gewesen sein – Menschen, die sich nicht durch viel Gerede, sondern handfestes Handeln auszeichnen. Schon in seinem zweibändigen Romandebüt „Kronsnest“ (2021) und „Habichtland“ (2022) faszinierte Knöppler gerade deshalb durch die empathische Charakterisierung der Dorfbewohner in der Elbmarsch. In seinen Romanen lebten sie während des Nazi-Regimes in ihrer eigenen kleinen Welt fernab der großen Politik und des Kriegsgeschehens. Die Probleme des Alltags beschränkten sich überwiegend auf das Miteinander, auf ihre Landwirtschaft und die Tiere. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 18.08.2023 | ||
REZENSION – Nach schweren Schicksalsschlägen steht Max in Südafrika über einem 1 200 Meter tiefen Grubenschacht einer aufgelassenen Goldmine, die früher seinem Unternehmen gehörte. Das Schicksal hat ihm, dem gutwilligen Unternehmer, der vieles besser machen wollte als sein Vater, letztlich alles genommen hat. Doch an diesem Grubenschacht will er nun ganz allein, unabhängig von allen und allem, eine letzte Entscheidung für sich treffen – die freie Entscheidung über seinen Tod. Doch wieder schlägt ihm das Schicksal unerwartet ein Schnippchen. |
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