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Bewertungen
Insgesamt 359 BewertungenBewertung vom 02.12.2022 | ||
Der Friedhof der vergessenen Bücher REZENSION – Fünf Jahre nach Abschluss seiner zwischen 2003 und 2017 veröffentlichten Tetralogie um die Bibliothek der vergessenen Bücher, die den spanischen Schriftsteller Carlos Ruiz Zafón (1964-2020) weltweit berühmt gemacht haben, dürfen seine Fans nun erneut in die mystisch-düstere Atmosphäre Barcelonas in der doch nur fiktiven Welt des Autors eintauchen: Nach der deutschen Hardcover-Ausgabe (2021) erschien Ende November beim S. Fischer Verlag nun auch die preiswertere Taschenbuchausgabe des Erzählbandes „Der Friedhof der vergessenen Bücher“. Mit seinen elf Erzählungen, von denen sieben bisher unveröffentlicht waren, setzt Zafón seiner Heimatstadt, die er allerdings schon 1994 als 30-Jähriger in Richtung Los Angeles verließ, erneut ein Denkmal. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 15.11.2022 | ||
REZENSION – Den Prix Goncourt, der seit 1903 als ältester und bedeutendster Literaturpreis Frankreichs alljährlich im November von der Académie Goncourt für den besten französischsprachigen Roman des Jahres vergeben wird, kennt wohl fast jeder, der gern Bücher liest. Fragt man aber den Literaturfreund nach dem Leben der namensgebenden Schriftsteller-Brüder Edmond (1822-1896) und Jules Goncourt (1830-1870), spürt man oft Unwissen. Diese Wissenslücken lassen sich jedoch seit August mit der im Verlag Galiani veröffentlichten Romanbiografie „Doppelleben“ des Schweizer Schriftstellers Alain Claude Sulzer (69) auf wunderbare Weise schließen. |
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Bewertung vom 06.11.2022 | ||
REZENSION – Mit den ersten freien Wahlen endete 1977 das diktatorische Franco-Regime. Doch die politische und literarische Aufarbeitung der grausamen und Millionen Opfer fordernden Militärdiktatur begann erst in den 2000er Jahren. Die Auswirkungen des Franquismus halten gesellschaftlich und politisch sogar bis heute an. Vergleichbar vor allem mit der deutschen Nachkriegsliteratur, sind deshalb in Spanien die Jahre der Franco-Diktatur noch immer ein für Autoren wichtiges Thema. Aktuelles Beispiel ist der im Juli im Limes Verlag veröffentlichte Roman „Die Lichter von Barcelona“ des mehrfach ausgezeichneten spanischen Schriftstellers und Drehbuch-Autors Pere Cervantes (51). |
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Bewertung vom 01.11.2022 | ||
REZENSION – Eigentlich geschieht gar nicht so viel in „Bullauge“, dem im September beim Suhrkamp Verlag erschienenen neuen Werk des für seine Romane mehrfach ausgezeichneten Schriftstellers Friedrich Ani (63), der vor allem durch seine Bücher um den pensionierten Polizeibeamten Jakob Franck und Kommissar Tabor Süden bekannt ist. Trotzdem wird man beim Lesen dieses Krimis, der weniger ein Kriminalroman als vielmehr ein bedrückender Psycho-Roman ist, von der für diesen Autor so typisch düsteren Stimmung langsam angezogen, bald berührt und schließlich doch irgendwie gepackt. |
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Bewertung vom 25.10.2022 | ||
REZENSION – Obwohl der „Der Milchmann“ schon im Jahr 1999 erstmals erschien, hat der jetzt im Verlag Langen-Müller erneut veröffentlichte Roman des in Israel geborenen und seit seinem zehnten Lebensjahr in Deutschland lebenden Schriftstellers und Historikers Rafael Seligmann (75) auch nach 23 Jahren nichts an seiner gesellschaftspolitischen Brisanz verloren. Im Gegenteil: Angesichts des aktuell wachsenden Antisemitismus ist er aktuell wie zuvor und kann immer noch zum besseren Verständnis des deutsch-jüdischen wie des deutsch-israelischen Verhältnisses beitragen. Denn beiderseitiges Verständnis, aber auch Streit - „Streit wie in der Judenschule“ - sind nach Seligmanns Auffassung unabdingbare Voraussetzung, um die nach dem Holocaust zurückgebliebenen seelischen Verletzungen bei Opfern und Tätern sowie bei deren Nachkommen zu heilen. Diese tiefgreifende Vielschichtigkeit der Konflikte nach der Shoah bei den Überlebenden, ihren Angehörigen und deren Nachkommen beschreibt Seligmann, selbst Sohn eines jüdischen Emigranten aus Bayern, in seinem „Milchmann“. |
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Bewertung vom 14.10.2022 | ||
REZENSION – Schon mit seinem preisgekrönten Romandebüt „Eine Frage der Höflichkeit“ (2011) schaffte der amerikanische Schriftsteller Amor Towles einen beachtlichen Erfolg, der es ihm erlaubte, zwei Jahre später seinen Beruf als Investmentbanker nach 20 Jahren aufzugeben, um sich ausschließlich der Schriftstellerei zu widmen. Sein zweiter Roman „Ein Gentleman in Moskau“ (2016) stand zwei Jahre auf der Bestsellerliste der New York Times und war ein in 30 Sprachen übersetzter, herausragender Weltbestseller, der 2018 auch auf Deutsch übersetzt wurde. Nun erschien im Juli bei Hanser Literaturverlage Amor Towles dritter Roman „Lincoln Highway“. |
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Bewertung vom 12.10.2022 | ||
REZENSION – Zugegeben: Ich gehöre nicht zu den erklärten Fans heutiger Science-Fiction-Literatur und dürfte mir eigentlich gar kein Urteil zu diesem Genre erlauben. Die Lektüre meines letzten SciFi-Romans liegt schon Jahrzehnte zurück und ein Versuch vor wenigen Jahren, erneut in diese Literaturgattung einzusteigen, scheiterte beim damals ausgewählten Buch kläglich an der abschreckenden Überladung mit mir unverständlichen technischen Begriffen, wodurch mir als Laien schnell die Lust genommen wurde. Ganz anders erging es mir mit „Interspace One“, dem im September beim Piper Verlag veröffentlichten Roman von Andreas Suchanek (40), der für seine Urban-Fantasy-Reihe „Das Erbe der Macht“ mit dem Deutschen Phantastik-Preis 2019 ausgezeichnet wurde. Schon der Klappentext seines neuen Romans hatte mich neugierig gemacht, und ich wurde nicht enttäuscht. |
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Bewertung vom 11.10.2022 | ||
REZENSION – Auf den ersten Blick scheint der neue Roman von Cay Rademacher (57) auf der aktuell beliebten Welle der vielen in den Zwischenkriegsjahren spielenden Krimis mitzuschwimmen. Denn auch sein im August beim Dumont Buchverlag erschienenes Buch „Die Passage nach Maskat“ ist zeitlich gegen Ende der Goldenen Zwanziger angesiedelt. Doch Rademachers Roman spielt nicht in Berlin, sondern der Autor lässt seine Figuren an Bord der „Champollion“, eines 1925 in Dienst gestellten Passagierschiffs der französischen Reederei Messageries Maritimes, von Marseille aus in den Orient reisen. Mit dieser ungewöhnlichen Szenerie gelingt es dem Autor, sich trotz ähnlicher Charaktere und vergleichbarem historischem Hintergrund von anderen Krimis wohltuend abzusetzen. |
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Bewertung vom 28.08.2022 | ||
Ich hatte mehr erwartet und wurde leider enttäuscht: Sowohl der Titel „Schatten der Vergangenheit“ als auch die Tatsachen, dass mit Antonio Fusco (58) ein Italiener und dazu noch hauptberuflich ein Forensiker der italienischen Staatspolizei über die Camorra schreibt, hatten mich hoffen lassen, in dem im Juli beim Tropen Verlag veröffentlichten Roman einen spannenden, vor allem authentischen, mit Insider-Wissen gespickten Mafia-Krimi lesen zu können. Doch nichts von beidem: Der Krimi um den toskanischen Commissario Casabona in Neapel, der - natürlich! - zu Unrecht des Mordes am Liebhaber seiner Frau verdächtigt wird, wechselt zwischen Satire und Ironie, Banalitäten und Klischees. Warum Antonio Fuscos Krimis um Commissario Casabona in Italien sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum laut Aussage des Tropen Verlags ein großer Erfolg sein sollen, ist mir zumindest nach Lektüre dieses einen Romans ein Rätsel. Vielleicht muss man Italiener sein, um dies nachvollziehen zu können. Für mich ist das Buch eine nette Feierabend-Lektüre zur geistigen Entspannung, die ihre Leser allerdings leider in keiner Weise literarisch fordert. Es gleicht eher einem Groschenroman, kann an zwei Abenden gelesen und dann bedenkenlos weggelegt werden. Die Mühe einer ausführlichen Rezension ist bei diesem Krimi überflüssig. |
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Bewertung vom 26.08.2022 | ||
REZENSION – Ist es wirklich der Mühe wert, eine Rezension über ein kleines Büchlein im Taschenbuchformat mit nicht einmal 90 Textseiten zu schreiben? Doch, sie lohnt sich – zumindest im Falle des im Juli in der Edition Faust veröffentlichten Kurzromans „Ein Mädchen namens Wien“ der hierzulande völlig unbekannten libanesischen Schriftstellerin Sahar Mandûr. Seit Jahren setzt sich die 45-Jährige in ihrem Beruf als Journalistin in Beirut für die rechtliche, soziale und kulturelle Situation der Frauen in ihrem Heimatland ein. „Ein Frauenleben“ lautet auch der Untertitel dieser Erzählung, die in Auszügen erstmals in dem 2021 veröffentlichten Band „Kleine Festungen“ mit Geschichten über Kindheit und Jugend in arabischen Ländern auf Deutsch erschien, vorzüglich übersetzt vom Islamwissenschaftler und Arabisten Hartmut Fähndrich. |
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