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Bewertungen
Insgesamt 612 BewertungenBewertung vom 28.02.2018 | ||
Frau lernt nie aus - gar nicht so dumme Fragen zum weiblichen Körper 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 04.02.2018 | ||
Als Franz Schneider 1944 bei Cherbourg von der US-Army gefangen genommen wird, rettet das sein Leben. Hundertausende seiner Generation werden den Zweiten Weltkrieg nicht überleben, viele Schicksale bleiben bis heute ungeklärt. Franz und seine Kameraden befürchten zunächst, die Amerikaner würden ihre Gefangenen bei nächster Gelegenheit erschießen. Doch er gelangt ins Gefangenenlager Camp Hearne in Texas, arbeitet in der Landwirtschaft und wird später Baumwolle pflücken. 70 Jahre später wünscht sich der fast 90-jährige Franz eine gemeinsame Reise mit seinem Enkel Martin. Martin hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein distanziertes Verhältnis zu seinem Großvater, wie vor ihm schon seine Mutter Barbara. Franz Spurensuche in Texas führt ihn in die kleine Gedenkstätte des Camps und weckt Erinnerungen an seinen Freund Paul. Pauls Eltern waren Einwanderer aus Deutschland, die völlig schockiert reagierten, als ihr Sohn sich für einen Kriegseinsatz im Zweiten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen meldete. Paul wird von den eigenen Landsleuten gefangengenommen, übernimmt im Camp eine Mentoren-Rolle für den jungen Bergmann aus dem Ruhrgebiet und stellt damit die Weichen für Franz weiteres Schicksal. Wer in Camp Hearne Freund und Feind ist, war anfangs weder für die Bewacher noch für die Gefangenen leicht zu durchschauen. |
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Bewertung vom 19.01.2018 | ||
Als jüngster Teilnehmer im Pfadfinderlager und Trompeter für den morgendlichen Weckruf hat Nelson eine Sonderrolle. Nelson ist nicht gefragt worden, ob er Pfadfinder sein möchte. Vater und Großvater waren schon dabei und betrachteten das Leben als Pfadfinder schlicht als Teil der Erziehung eines Mannes, der später in die US-Armee eintreten wird. Kurz vor dem Sommerlager in den 60ern des vorigen Jahrhunderts hat Vater Clete Nelson zurechtgestutzt, der bis dahin noch nie einen Freund hatte. Es wäre Zeit, dass Nelson sich wie ein Mann benimmt, Freundschaft würde man nicht in der Kindheit schließen, sondern in der Armee. Nelson erhofft sich, spätestens vom Vater anerkannt zu werden, wenn er zur Armee geht. Nelsons Erlebnisse im Camp Chippewa beschreibt Nickolas Butler in alles andere als idyllischen Details. Nirgendwo ist der nächtliche Wald unheimlicher als bei Butler, nirgendwo trommelt Regen eindrucksvoller auf die Zeltplane als in diesem Camp. Nelson lernt in diesem Sommer Entscheidendes „fürs Leben“: einigen Menschen klimpert Geld in der Tasche, während andere gerade für sie im Dreck stecken. Dass Nelson schon mit 13 sein Elternhaus verlässt, um auf die Militärakademie zu gehen, hat mich überrascht, aber seine Familiengeschichte ließ offensichtlich keinen anderen als den vom Vater und Großvater ausgetretenen Weg zu. - 30 Jahre später ist Jonathan Quick, der einzige Junge, der je an Nelson Interesse gezeigt hat, Vater eines Sohnes, der am Pfadfinderlager Camp Chippewa teilnehmen wird. Jonathan hat den elterlichen Betrieb übernommen und die Erwartungen der älteren Generation damit erfüllt. Leiter des Camp Chippewa ist Nelson, der nach seinem Einsatz mit den Green Barrets im Vietnamkrieg und unsteten Wanderjahren dort eine Heimat und einen neuen Lebensinhalt gefunden hat. Wieder werden einige Väter mit am Lager teilnehmen. Zwischen Jonathan und seinem Sohn Trevor scheinen die Rollen im Gegensatz zur vorigen Generation vertauscht zu sein. Der Vater kauft für eine Sauforgie im Lager ein; Trevor in der Rolle des Erwachsenen fragt sich, wie Jonathan seine Vorräte überhaupt vom Parkplatz ins Lager schaffen und welche Peinlichkeiten er sich dort noch leisten wird. Auch hier gab es kurz vor dem Camp eine Aussprache zwischen Vater und Sohn. Jonathan will dem 16-Jährigen offenbar die Liebe zu seiner Freundin Rachel ausreden und vergreift sich dabei erheblich im Ton. Im mittleren Teil des Romans handeln Butlers Figuren kaum, versteigen sich zu schwer erträglichem Pathos und stellen damit die Geduld der Leser auf eine harte Probe. - Wieder eine Generation später bereitet sich Rachel, Trevors Jugendliebe, mit ihrem Sohn Thomas auf das sprichwörtliche Sommercamp vor. Mit Rachel haben sich die eingefahrenen Routinen geringfügig geändert. Sie ist Feldbiologin, liebt die Natur, und anders als die Väter-Generationen vor ihr, sieht sie ihren Sohn realistisch und spricht Konflikte mit Thomas direkt an. Mit der Tradition ganz zu brechen, wagt Rachel offenbar nicht. So wird Thomas von ihr gedrängt, seinem Vater zuliebe noch ein letztes Mal gute Miene zum Spiel zu machen. Ihr Sohn ist typisches Mitglied der Generation Handy und hat nicht vor, das im Camp zu ändern. Ein weiterer Zeitsprung in die Zukunft des Jahres 2019 zeigt Rachel und Thomas in ungewöhnlicher Umgebung. Die beiden abschließenden Abschnitte bildeten für mich einen sonderbaren Gegensatz zum ersten Teil mit seinem Fokus auf einem gemobbten Außenseiter, der die Träume seines Vaters verwirklicht, der alles andere als ein Held war. - „Die Herzen der Männer" wirft die Frage auf, warum Eltern ihre Kinder nötigen, in die eigenen Fußstapfen zu treten, selbst wenn der gesunde Menschenverstand dagegen spricht. Pfadfindertugenden als Vorstufe zu soldatischer Disziplin werden im Roman nicht infrage gestellt, das müssen Butlers Leser schon selbst übernehmen. Ein Buch über Väter und Söhne - nicht nur für Männer. |
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Bewertung vom 07.01.2018 | ||
Eine Insel zwischen Himmel und Meer Das Baby in dem angetriebenen Boot hatte so lange geschrien, bis es nur noch ein schwaches Krächzen hervorbrachte. Crow, Krähe, nennt der Mann auf der Insel das Findelkind und versorgt es, so gut er kann. Auf der Nachbarinsel Cuttyhunk, die ebenfalls zur Elisabeth-Inselkette nördlich von Martha’s Vineyard gehört, lebt Miss Maggie mit ihren glücklichen Kühen, Schafen und Hühnern. Daniel nannte sie den Fremden, der vor irgendeinem Krieg auf die Nachbarinsel floh und sich mit Fischen und Malen durchschlägt. Dass Daniel wirklich ein Baby versorgen kann, scheint Maggie schwer glauben zu können. So sieht sie regelmäßig nach den beiden, hilft bei Krankheit und unterrichtet Crow schließlich. Der Schulbesuch in der nächsten öffentlichen Schule dauerte nur einen Tag lang, weil Crow dunkelhäutig ist und die Einheimischen fürchten, sich bei ihr mit Lepra anzustecken. Auf der Roman-Insel Penikese hatte es früher eine Lepra-Kolonie gegeben; die meisten Patienten dort stammten aus Afrika und der Karibik. Die Handlung spielt um 1925; bis 1921 hat es auf der realen Insel Penikese tatsächlich eine Pocken- und Lepra-Kolonie gegeben, in der Kranke isoliert wurden. |
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Bewertung vom 19.12.2017 | ||
Die neun Prinzen von Amber / Die Chroniken von Amber Bd.1 Neuauflage eines fünfbändigen Klassikers von 1970. Bei Klett-Cotta soll jeden Monat ein Band des Zyklus erscheinen. |
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Bewertung vom 01.12.2017 | ||
Über den wilden Fluss / His dark materials Bd.0 Im Gasthaus zur Forelle ist immer etwas zu tun und Malcolm Polsteads Eltern sind auf die Hilfe ihres Sohnes angewiesen. Malcolm ist ein liebenswürdiger, intelligenter Junge, der später gern Wissenschaftler wäre und der mit seinem Kanu gern bis aufs Meer paddeln würde. Das Gasthaus liegt im Oxford eines fantastischen Brytanniens. In Malcolms Welt hat jeder Mensch einen persönlichen Daemon in Gestalt eines Tieres, der ihn prägt und unterstützt. An Malcolms Daemon Asta lässt sich gut erkennen, dass der Junge noch nicht erwachsen ist; denn Asta kann noch verschiedene Gestalten annehmen. Bei einem Erwachsenen wird das nicht mehr möglich sein. |
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Bewertung vom 08.11.2017 | ||
Offiziell betreibt Britta Söldner in Braunschweig eine kleine Praxis für Psychotherapie, Coaching und Ego-Polishing. Ungewöhnlich an ihrer Tätigkeit sind zunächst ein IT-Fachmann und ein eigener Serverraum. Wir befinden uns circa zwischen 2020 und 2030. In dieser verflixt nahen Zukunft weiß „niemand mehr, wofür oder wogegen er zu sein hat“. Angela Merkel ist im wohlverdienten Ruhestand; Frankreich scheint die EU verlassen zu haben. Das bedingungslose Grundeinkommen ist längst durchgesetzt, konnte aber offenbar die gesellschaftliche Spaltung nicht ungeschehen machen. Nicht alle Bürger können sich mit der Herrschaft einer Besorgte-Bürger-Partei abfinden. Burnout-Lebensläufe und Selbstmorde haben rapide zugenommen, obwohl das BBB-Regime seinen Untertanen Entscheidungen weitgehend abnimmt. Britta und Babak sind indessen konkurrenzlos erfolgreich in ihrer Branche. Sie bieten ein exaktes Scoring an, prüfen die Ernsthaftigkeit ihrer Kandidaten ähnlich gnadenlos wie die GSG9 ihre Bewerber und streichen am Ende einen fürstlichen Gewinn ein. Doch als in Leipzig ein Attentat aus dem Ruder läuft, spürt Britta, dass ihr auf ihrem ureigenen Spezialgebiet Konkurrenz droht. Wer hätte gedacht, dass es eine Frau sein wird, die sich der Macht der Algorithmen widersetzt. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 23.10.2017 | ||
Leon kommt als Schwedischlehrer neu an die Bergtuna-Schule in einer schwedischen Kleinstadt. Er hat kurz zuvor Frau und Tochter durch einen Unfall verloren. Ludmilla, die Beratungslehrerin der Schule, überredete Leon zu einem Neuanfang. Leons Vorgänger Eugen Kallmann war an der Schule eine Legende. Kallmann ist unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Auch Kallmann kam, ähnlich wie Leon, erst in höherem Alter an die Bergtuna-Schule – und das, obwohl sonst niemand in die Kleinstadt zurückkehrt, der es einmal von hier fort geschafft hatte. Kallmann beschäftigte sich leidenschaftlich mit Literaturgeschichte und - aus persönlicher Betroffenheit - mit ungelösten Kriminalfällen. Auf einer Skala von etwas sonderbar bis zu einer Figur, die sich hier in der Kleinstadt nach einem Fehltritt eine neue Identität zulegt, konnte ich mir unter Kallmann die verschiedensten Persönlichkeiten ausmalen. Immerhin ist der Mann lange vor dem Zweiten Weltkrieg geboren und die Lücke in seiner Biografie könnte ihre Ursache in der Kriegszeit haben. Komplizierter wird es, als die Schülerin Andrea entdeckt, dass ihr Vater nicht ihr biologischer Vater ist. Andreas Geburt vor 15 Jahren fand zu einer Zeit statt, die auch in Kallmanns Biografie eine Rolle spielt. Schließlich kommt es an der Schule zu antisemitischen und ausländerfeindlichen Zwischenfällen. Zeit dafür, dass die bis dahin komplexe Handlung wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangt. |
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Bewertung vom 26.09.2017 | ||
Amy Liptrots Mutter kann ihrem Mann noch ihre neugeborene Tochter zeigen, bevor er von der Hauptinsel der Orkneys aufs schottische Festland in eine psychiatrische Klinik ausgeflogen wird. Der verstörende Prolog zu Liptrods biografischem Roman zeigt, zwischen welchen Extremen die Autorin aufgewachsen ist. Ihre Eltern stammten nicht von den Orkneys und wagten dennoch eine Existenzgründung als Schafzüchter in der Nähe des Steinzeitdorfs Skara Brae. Amy und ihr jüngerer Bruder verlebten eine idyllische Kindheit zwischen einer extrem religiösen Mutter und einem seit seiner Jugend manisch-depressiven Vater, die spätestens mit Amys Pubertät ein abruptes Ende findet. Amys Traum von Komfort, Glamour und einem Leben in der Großstadt endet in Alkoholabhängigkeit mitten in der Londoner Künstler- und Musikerszene. Früh ahnt sie, dass diese Szene ihr Verderben sein wird. Nach einer anstrengenden ambulanten Therapie kehrt Liptrot schließlich auf die Inseln zurück, um mit einer selbst verordneten Prüfung in Einsamkeit ihrer Sucht zu trotzen. Anfangs zählt sie die Tage, die sie ohne Alkohol übersteht. Erst die heimatlichen Inseln lassen Liptrot die Gemeinsamkeit von Manie und Sucht in ihrer Familienbiografie erkennen. Die Arbeit auf der Farm vermittelt Amy wieder Selbstachtung; schließlich hat sie Erfahrung darin, seit die Kinder in Krankheitsphasen des Vaters gemeinsam mit der Mutter den Hof managten. Eine befristete Arbeit als Vogelforscherin zeigt Amy als überraschend kompetente Expertin in Geschichte und Ökologie der Inselgruppe, der ich von diesem Punkt an leidenschaftlich wünschte, dass sie auf den Inseln eine Lebensgrundlage finden würde. Die titelgebenden Nachtlichter sind leuchtende Nachtwolken (NLC), ein neu entdecktes meteorologisches Phänomen, mit dem Amy sich auf der Insel befasst. |
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Bewertung vom 03.09.2017 | ||
Der Preis, den man zahlt / Lorenzo Falcó Bd.1 Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) bestanden enge Beziehungen zwischen dem Putschisten des Generals Franco, dem nationalsozialistischen Deutschland und deutschen Rüstungsunternehmen. Kurz bevor das Deutsche Reich im Herbst 1936 die Franco-Regierung anerkennen wird, spielt der erste Band von Antonio Pérez-Revertes Agenten-Reihe um Lorenzo Falcó. Es sind chaotische Zeiten, in denen „jede politische Gruppierung ihren eigenen Geheimdienst und ihre eigene Miliz“ hat. |
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