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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
ReiShimura
Wohnort: 
Graz

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2017
Demnächst in Tokio
Seewald, Katharina

Demnächst in Tokio


sehr gut

Deutschland in den 30 Jahren: Die 18jährige Elisabeth wird von ihrem despotischen Vater mit dem um 20 Jahre älteren Ernst Wilhelm zwangsverheiratet. An sich schon schrecklich genug für die unerfahrene und behütete Elisabeth, aber es kommt noch schlimmer. Denn Ernst Wilhelm hat einen Posten im diplomatischen Dienst des Deutschen Reiches. Und zwar in Japan. 1934 macht sich Elisabeth auf den Weg zu ihrem Mann nach Tokio, voller Angst sowohl vor dem fremden Land, wie auch dem fremden Ehemann. Nach ihrer Ankunft in Tokio kann sie aber feststellen, dass zumindest ihr Mann einen äußerst freundlichen und freundschaftlichen Umgang zu ihr pflegt. Trotzdem bleibt die diplomatische Welt mit all ihren Intrigen, Geheimnissen und Tuscheleien lange Zeit ein Buch mit sieben Siegeln für sie. Und das Erscheinen von Alexander, dem geheimnisvollen Freund Ernst Wilhelms, bringt Elisabeths an sich schon konfuse Welt vollends durcheinander. Der Beginn des zweiten Weltkrieges rückt mit großen Schritten näher und Elisabeths Situation wird auf allen Ebenen immer angespannter und brisanter.
Nach einer kurzen Einleitung katapultiert Autorin Katharina Seewald den Leser ins Deutschland der 30er Jahre. Die Nachwehen des ersten Weltkrieges sind am Rande noch ein wenig spürbar, doch viel drohender ist das Heraufziehen des zweiten Weltkrieges. Auf äußerst anschauliche Weise beschreibt sie die beschwerliche und langwierige Reise Elisabeths von Deutschland nach Japan. Der Leser kann nachvollziehen wie fremd und deplatziert sich Elisabeth in ihrer neuen Rolle als Diplomatengattin fühlt. Doch Schritt für Schritt wächst sie in ihre neue Rolle hinein und man teilt Freud und Leid mit ihr. Manche Gedankengänge und Verhaltensweisen der Hauptpersonen wirken aus heutiger Sicht ein wenig seltsam an, unter Anbetracht der damaligen Umstände und vor allem der Erziehung welche Elisabeth zu teil geworden ist, kann man es aber nachvollziehen.
Die Fülle an Namen und Personen im Compound war zu Beginn für mich ein wenig zu viel. Vor allem da sehr viele Personen zwar namentlich eingeführt werden, ihr Äußeres kurz beschrieben wird, sie aber keine besondere Rolle zur eigentlichen Geschichte beitragen. Sie dienen viel mehr dazu ein möglichst vollständiges und anschauliches Bild der damaligen Zustände zu vermitteln. Auf die drei Hauptpersonen Elisabeth, Ernst Wilhelm und Alexander wird im Gegenzug dazu dafür sehr detailliert eingegangen. Besonders in Elisabeths Gedanken und Gefühle bekommt der Leser einen hervorragenden und allumfassenden Einblick, da sie auch die Erzählerin der Geschichte ist. Bei ihr merkt man auch die größte Entwicklung im Laufe der Zeit; vom naiven Dummchen zur erfahrenen Grand Dame.
Die außergewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte Elisabeths basiert auf realen Gegebenheiten wie man im Nachwort erfahren darf. Die Kombination aus den Schrecknissen des zweiten Weltkrieges, der exotischen Kulisse Japans und dem zarten Erblühen Elisabeths macht „Demnächst in Tokio“ zu etwas besonderem und hebt es dadurch von anderen Bücher über den 2. Weltkrieg ab. Der Schwerpunkt der Geschichte liegt eindeutig mehr auf der privaten Seite, trotzdem werden die historischen Hintergründe sehr gut eingeflochten und sind äußerst gut recherchiert. Der Leser bekommt so einen sehr guten Einblick in die Rolle Japans vor und während des zweiten Weltkrieges, ein Thema das ansonsten eher selten behandelt wird.
Der Ausgang der Geschichte ist absehbar, wobei dies mich nicht gestört hat. Durch die chronologische Erzählweise erinnert das Buch mehr an eine Biographie und aufgrund dessen ist Spannung für mich kein ausschlaggebendes Kriterium. Wichtiger hingegen ist die Erzähl- und Schreibweise. Beides fand ich äußerst ansprechend und passend zu der Thematik des Buches.
„Demnächst in Tokio“ zeigt ein berührendes Einzelschicksal in den Irrungen und Wirrungen des zweiten Weltkrieges. An sich nichts Neues, trotzdem für mich ein sehr aufwühlendes Buch vor der wunderschönen Kulisse Tokios.

Bewertung vom 08.05.2017
Adele: ihre Songs, ihr Leben
Smith, Sean

Adele: ihre Songs, ihr Leben


sehr gut

Adele zählt schon seit einigen Jahren zu den ganz Großen in der Music Szene und es gibt sicher kaum jemanden der nicht mindestens eines ihrer Lieder kennt. Spätestens seit sie die Titelmelodie „Skyfall“ zum gleichnamigen James Bond Film gesungen hat, ist sie in aller Munde.
Doch wer befindet sich hinter der Kulisse? Wer ist Adele wirklich, die trotz ihres Erfolges immer so natürlich und bodenständig wirkt? Und wie wurde sie zu dem Megastar der sie heute ist? Der Bestseller Biograph Sean Smith gibt auf all diese und noch mehr Fragen eine Antwort in „Adele: Ihre Songs, ihr Leben“.
Die Biographie startet dabei schon vor Adeles Geburt und beleuchtet wie sich ihre Eltern kennengelernt haben. Der Leser sieht Adele aufwachsen und durchlebt mit ihr einen der schlimmsten Schicksalsschläge ihres jungen Lebens, den Tod ihres geliebten Großvaters. Immer wieder kommen sowohl die Familie, wie auch ehemalige Lehrer und andere Wegbegleiter Adeles zu Worten und geben einen sehr persönlichen und intimen Einblick in das Leben der Ausnahmekünstlerin.
Besonders hervorheben möchte ich, dass sich nicht ausschließlich nur auf Adele fixiert wird, sondern das große Ganze betrachtet wird. So erfährt der Leser auch genaueres über Adeles Mitarbeiter, ihre Produzenten und Weggefährten. Auch auf ehemalige Mitschüler der BRIT School, wie zum Beispiel Amy Winehouse, wird ein Fokus gelegt und der Werdegang der beiden Damen verglichen. Aber natürlich geht es vorrangig um Adele und ihre Songs. Und vor allem auch die Entstehungsgeschichte ihrer Lieder. Der Leser erfährt welche Dinge Adele zu ihren Liedern inspiriert hat und gibt einen sehr intimen Einblick in ihre Gedankenwelt. Dabei ist Autor Sean Smith hemmungslos ehrlich und verschweigt auch nicht Adeles phasenweise vorhandene Alkoholexzesse.
Der Erzählstil des Autors ist äußerst angenehm und die Biographie lässt sich gut lesen. An keiner Stelle kommt Langeweile auf, ganz im Gegenteil. Ich persönlich war wie gefesselt und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Den einzigen Kritikpunkt den ich anzubringen habe ist, dass keinerlei Fotos enthalten sind. Gerade bei dem Abschnitt über Adeles erstes Vogue Fotoshooting wäre es sehr schön gewesen, wenn die Bilder auch in der Biographie abgedruckt wären.

Bewertung vom 07.05.2017
Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1
Dos Santos, José R.

Das Einstein Enigma / Tomás Noronha Bd.1


sehr gut

Der Portugiese Tomás Noronha, Historiker und Kryptanalyst von Beruf, wird während eines beruflichen Aufenthalts in Kairo von der äußerst hübschen und anziehenden Iranerin Ariana angesprochen. Sie unterbreitet ihm ein Angebot der iranischen Regierung. Diese möchte nämlich das Tomás ein bisher unveröffentlichtes Dokument von Albert Einstein übersetzt. Doch nicht nur die Iraner, sondern auch das CIA haben Interesse an dem Dokument, das angeblich die Bauanleitung für eine einfache und kostengünstige Atombombe enthalten soll. Tomás steht auf einmal zwischen den Fronten und vor der Frage wem er noch trauen kann, während er versucht das geheimnisvolle Dokument zu entschlüsseln.
Auf den ersten Blick erscheint "Das Einstein Enigma" wie ein klassischer Agententhriller im Stile von Dan Brown. Doch bereits nach wenigen Seiten merkt der Leser, dass sich hier um viel mehr als das handelt. Autor J.R. Dos Santos lässt seinen Protagonisten in die Tiefen der Physik eintauchen und nimmt den Leser mit. Doch nicht nur die Physik spielt eine große Rolle, sondern auch Mathematik, Thermodynamik, Religion und Spiritualität. All diese Dinge werden zu einem äußerst ansprechenden Roman verknüpft, der phasenweise allerdings etwas langatmig wirkt. Vorwissen braucht man hierbei wenig mitzubringen, normales Schulwissen genügt auf jeden Fall, da der Autor die wissenschaftlichen Grundlagen sehr ausführlich und vor allem auch anschaulich erklärt. Wer allerdings mit diesen Themen überhaupt nichts anfangen kann, sollte besser die Finger von dem Buch lassen.
Besonders hervorheben möchte ich hierbei die Fähigkeit des Autors naturwissenschaftliche Grundgesetze und Theorien mit der Religion und dem fiktionalen zu verbinden. Alle von ihm gezogenen Schlußfolgerungen sind sehr gut nachvollziehbar und es fällt auf den ersten Blick schwer zu erkennen, wo die Tatsachen aufhören und die Fiktion beginnt.
Durch den starken wissenschaftlichen Bezug und der intensiven Beschäftigung mit den Naturwissenschaften innerhalb dieses Romans bleibt wie befürchtet die Spannungskurve ein wenig auf der Strecke. Über weite Strecken ähnelt der Roman eher einem Einführungskurs in die Naturwissenschaften als einem Thriller. Mich persönlich hat dies allerdings nicht gestört, da ich die Abhandlungen als äußerst interessant und lehrreich empfunden habe. Dies soll aber nicht heißen, dass der Roman über weite Strecken langweilig wird. Die klassische Thriller-Spannungskurve flacht zwar immer wieder ab, der Autor schafft es aber jedes Mal wieder sie aufs Neue zu beleben.
Neben den beiden bereits angesprochenen Handlungsschwerpunkten gibt es auch noch einen weiteren und der betrifft das Privatleben von Kryptanalyst Tomás. Auch diesen Strang bindet der Autor sehr gut in die Gesamtgeschichte ein und dient vor allem auch dazu dem Protagonisten etwas mehr Tiefe und Menschlichkeit zu geben. Die anderen Hauptpersonen, vor allem die Herren des CIA bleiben dafür eher große Unbekannte. Man erfährt von ihnen nur das für die Handlung notwendige und daher bleiben sie bis zum Schluss eher zweidimensionale Charaktere.
Die Erzählweise des Autors passt sehr gut zu dem Buch und gibt dem Ganzen meiner Meinung nach noch einen Funken mehr Authentizität. Gerade die Gespräche von Tomas mit einigen Universitätsprofessoren wurden sehr gut dargestellt. Obwohl es sich eigentlich um Dialoge handelt, hat man während des Lesens das Gefühl einem Monolog zu lauschen. Ein durchaus typisches Verhalten eines Professors der einem Uneingeweihten seine Materie erklärt.
J.R. Dos Santos schafft den doch sehr schwierigen Spagat zwischen einem ansprechenden Thriller und einer anspruchsvollen Lektüre. "Das Einstein Enigma" ist nicht unbedingt ein Buch das man einfach so nebenbei lesen sollte, dafür sind manche Themen einfach zu komplex. Für naturwissenschaftlich Interessierte aber eine sehr gute Lektüre, die auf jeden Fall die Neugier für den Nachfolgeband, der im März 2018 erscheinen soll, macht.

Bewertung vom 02.05.2017
Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1
White, Wade Albert

Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1


ausgezeichnet

Anne hat zwei große Wünsche: Das Waisenhaus Saint Lupin’s verlassen und auf eine Abenteurerakademie zu gehen. Doch beides gestaltet sich schwieriger als erwartet. Doch plötzlich überstürzen sich die Ereignisse. Nicht nur das Anne auf einer kleinen, unbekannten Abenteuerakademie aufgenommen wird, sie aktiviert auch gleich eine Mission der Stufe 13. Ohne Ausbildung und mit einem Zeitfenster von drei Tagen muss sie die Mission erfolgreich abschließen. Immer an ihrer Seite ihre beste Freundin Penelope und der geheimnisvolle Hiro. Ohne wirklichen Plan und dürftiger Ausstattung stürzen sich die drei in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Aber ihnen ist klar, wenn sie scheitern endet nicht nur ihre Karriere als Abenteurer, nein, es bedeutet das Ende der Welt.
Anne ist ein 13jähriges Mädchen und hatte es bis jetzt in ihrem Leben nicht besonders leicht. Aufgewachsen im Waisenhaus des Grauens musste sie schreckliches erleben. Harte körperliche Arbeit im Kohlebergwerk, nur Haferschleim zu essen und gemeine Strafen der Oberin. Sie weiß nicht wo sie herkommt, geschweige denn wer ihre Eltern waren. Einzig ihre Freundin Penelope und die Bücher die sich heimlich aus der Bibliothek „ausborgt“ versüßen ihr ihren harten Alltag ein wenig. Und natürlich die Aussicht möglichst bald das Waisenhaus zu verlassen und Abenteuer zu erleben.
Anne und Penelope gehen mutig an die Dinge heran auch wenn sie weder eine richtige Ausbildung, noch eine vernünftige Ausrüstung geschweige denn einen Plan haben. Zusammen sind sie stark und trotzen jeglichen Schwierigkeiten die ihnen in den Weg gelegt werden. Der Leser merkt sofort, dass die beiden eine sehr innige Freundschaft verbindet.
Die Geschichte selbst erinnert sehr stark an eine Quest und ist an vielen Stellen total skurril und abgedreht. Autor Wade Albert White erzählt die ganze Geschichte mit einem Augenzwinkern und immer wieder gibt es Momente bei denen man lauthals Lachen möchte. Obwohl es sich hierbei definitiv um einen Abenteuerroman handelt, hatte ich doch immer das Gefühl dass der Autor das komplette Genre immer wieder durch den Kakao zieht. Er überspitzt viele Dinge und zieht sie dadurch ins Lächerliche, bindet dies aber wunderbar in die Geschichte ein, sodass man in einem fantastischen und völlig abgedrehten Abenteuer gefangen ist. Ein wenig erinnert mich dies an Douglas Adams‘ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“, allerdings die Jugendvariante davon. Wobei auch Erwachsene auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.
Mit Saint Lupin’s Academy schafft der Autor das, womit Disney schon seit einigen Jahren großen Erfolg hat: Mit dem gleichen Werk Kinder und Erwachsene zu unterhalten und zu faszinieren. Natürlich interpretieren Erwachsene andere Dinge hinein, lachen an anderen Stellen oder aus anderen Gründen, aber Spaß haben sie sicher gleich viel wie der Nachwuchs.
Das Sprachniveau ist für das empfohlene Lesealter (ab 10 Jahren) angemessen, wirkt dabei aber nicht zu kindlich oder einfach. Die Spannungskurve zieht sich über das ganze Buch und ich persönlich hatte nie das Gefühl das sich der Autor in langatmigen oder ausschweifenden Erklärungen verheddert. Einige offene Punkte werden nicht restlos aufgeklärt, was in Anbetracht kommender Nachfolgebände aber zu erwarten war. Die Geschichte ist aber in sich abgeschlossen; die offenen Punkte betreffen hierbei eher die Charakterentwicklung.
Für mich als Fantasy-Fan war dieses Buch auf jeden Fall eine Überraschung. Einen klassischen Fantasy-Roman sollte man sich hierbei aber nicht erwarten, das dürfte aber bereits durch die Lektüre des Klappentextes klar sein. Dafür bekommt man einen wunderlichen, teilweise bizarren und fantastisch schrulligen Abenteuerroman mit einzigartigen Charakteren.

Bewertung vom 02.05.2017
Ich, Eleanor Oliphant
Honeyman, Gail

Ich, Eleanor Oliphant


gut

Miss Eleanor Oliphant ist 30 Jahre alt, wohnt in Glasgow und arbeitet im Büro. Auf den ersten Blick scheint sie eine normale junge Frau zu sein, doch wenn man genauer hinsieht, merkt man dass sie anders ist. Sie lebt ein äußerst zurückgezogenes und durchorganisiertes Leben, wirkt ein wenig weltfremd und hat kaum soziale Kontakte. Von ihren Arbeitskollegen wird sie gemieden und auch sonst hat sie keine Freunde. Ihr einziger regelmäßiger Kontakt besteht in wöchentlichen Telefonaten mit „Mummy“. Doch auf einmal lernt sie „IHN“ kennen und plötzlich ist nichts mehr wie es vorher war.
Eleanor ist ein äußerst schwieriger Charakter. Einerseits hat sie einige Wesenszüge die sie äußerst liebeswert machen, andererseits wird sie mit der Zeit auch sehr anstrengend. Ihre Einsamkeit ist von Beginn spürbar, unklar sind aber über lange Zeit die Gründe dafür. Oftmals hat man das Gefühl, dass sie selber es so möchte, dann wieder merkt man, dass Miss Oliphant doch sehr darunter leidet. Sie hat einen äußerst interessanten Humor, ist oft sehr sarkastisch und vor allem aber weltfremd. Gerade der letzte Punkt lässt mich doch ein wenig zwiegespalten zurück. Vieles davon wirkt nämlich ein wenig konstruiert, nicht auf den ersten Blick, denn da lacht man noch über bzw. mit Eleanor. Doch schaut man sich ihre Aussagen ein wenig länger an, fragt man sich doch, wie sie gewisse Sachen nicht kennen kann. Das sie sehr zurückgezogen lebt ist klar, aber sie schottet sich nicht gänzlich von der Welt oder modernen Medien ab, daher verwundert es schon, dass sie zum Beispiel das Lied „YMCA“ nicht kennt. Ihre Beschreibungen des dazugehörigen Tanzes sind dafür einfach nur köstlich.
Viele ihrer Verhaltensweisen wirken zwanghaft und die „Verfolgung“ ihres Musikers kann meiner Meinung nach als Obsession bezeichnet werden. Eleanor geht mit einer unglaublichen Ernsthaftigkeit an dieses „Projekt“ heran die einerseits sehr amüsiert, aber andererseits auch ziemlich verstörend wirkt. Gerade dieses Spiel zwischen Humor und Verstörung hat dieses Buch für mich besonders interessant gemacht. Denn ansonsten hat es, so schlimm das jetzt auch klingen mag, eher wenig zu bieten. Die Handlung ist eher dürftig und die Spannung hält sich auch eher in Grenzen. Einzig Eleanors Vergangenheit gibt dem Ganzen eine gewisse Würze. Über diese erfährt man nämlich über lange Strecken nur äußerst wenig, eher ist es so, dass Autorin Gail Honeyman dem Leser Brotkrumen zu wirft um ihn bei der Stange zu halten.
Eleanor erlebt „Gute Tage“, „Schlechte Tage“ und „Bessere Tage“ und durchlebt die eine oder andere Veränderung. Hierbei habe ich die größte Überraschung erlitten, denn erwartet hatte ich mir, dass Eleanor sich vor allem menschlich gesehen weiterentwickelt. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Veränderungen auf reinen Äußerlichkeiten. Dieser Punkt hat mich sehr verwundert und mich auch ein wenig ratlos zurück gelassen, da ich nicht so richtig wusste, was Gail Honeyman mir damit jetzt sagen möchte. Ich bin schlussendlich zu der Entscheidung gekommen, dass die Autorin dem Leser damit einen Spiegel vorhalten möchte und zeigt wie stark wir uns alle auf Äußerlichkeiten fixieren. Erschreckend ist es für mich, dass die Arbeitskollegen die Eleanor über Jahre hinweg gemieden haben sie auf einmal schrecklich vermissen, nur weil sie ein paar Umstrukturierungen an ihrem Aussehen vorgenommen hat.
„Ich, Eleanor Oliphant“ war ein interessantes Lesevergnügen, bei dem ich mir persönlich sehr schwer tut es zu bewerten. Phasenweise fühlte ich mich sehr gut unterhalten, leider gab es aber auch Abschnitte die mich verstört oder gelangweilt haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gail Honeyman den Leser nicht einfach nur unterhalten wollte, was sie aber genau mitteilen wollte, hat sich mir aber auch nicht offenbart.

Bewertung vom 28.04.2017
Die Götter sind los / Die Chaos-Götter Bd.1
Evans, Maz

Die Götter sind los / Die Chaos-Götter Bd.1


sehr gut

Elliot und seine Mutter Josie leben auf der ziemlich heruntergekommenen Home Farm in der Nähe von Stonehenge. Derzeit ist Elliots Leben als andere als einfach, das Geld ist knapp, seine Mutter ist krank und einer seiner Lehrer hat es auf ihn abgesehen. Und dann platzt plötzlich auch noch Virgo in Elliots Leben. Das verrückte und angeblich unsterbliche Mädchen behauptet doch tatsächlich, dass sie das Sternbild Jungfrau ist und einen Auftrag auf der Erde zu erledigen hat. Doch anstatt dem Gefangenen 42 einfach nur seine Ambrosia Dosis zu geben, befreit das ungleiche Duo den Gefangenen. Dieser stellt sich als gefährlicher Dämon heraus und plötzlich muss Elliot nicht nur seine Farm sondern die ganze Welt retten.
Elliott hat es in seinem Leben derzeit alles andere als leicht, trotzdem versucht er das Beste daraus zu machen und kümmert sich liebe- und aufopferungsvoll um seine Mutter. Gerade aufgrund dieser Charakterzüge habe ich ihn gleich ins Herz geschlossen. Einerseits lastet sehr viel Verantwortung auf seinen Schultern und manchmal wirkt der deutlich reifer als er es eigentlich ist, andererseits kommen immer wieder seine kindlichen Züge durch. Eine sehr gelungene Mischung und auf jeden Fall ein Charakter mit dem sich jüngere Leser identifizieren können.
Das quirlige Sternbildmädchen Virgo wirkt auf den ersten Blick ziemlich abgehoben und eingebildet und ist im wahrsten Sinne des Wortes, nicht von dieser Welt. Obwohl sie bereits 1946 Jahre alt ist, wirkt sie durch ihre tollpatschige Art sehr kindlich und man versteht warum der Zodiak-Rat ihr keine großen Aufgaben zutraut.
Auch die Götter sind sehr gut beschrieben und passen so komisch es klingt sehr gut in die moderne Zeit. Zuerst konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen wie eine moderne Geschichte mit griechischen Göttern funktionieren soll. Doch Autorin Maz Evans schafft diesen Spagat in dem sie die Götter ein wenig modernisiert und ein wenig vermenschlicht. Die Charaktere wirken ein wenig überspitzt und überzeichnet und gleiten teilweise ein wenig ins klischeehafte ab, dadurch wird das Ganze aber auch irrsinnig komisch.
Die ganze Geschichte ist sehr gut konstruiert und wird an keiner Stelle langweilig oder langatmig. Der Einstieg ins Buch ist äußerst rasant und dieses hohe Tempo wird bis zum Schluss beibehalten. Die Kapitel sind eher kürzer gehalten und eignen sich daher auch sehr gut zum Vorlesen vor dem Schlafengehen. Der Text liest sich sehr angenehm und kommt ohne unverhältnismäßig lange und komplizierte Schachtelsätze aus.
Das Ende kam für mich persönlich sehr abrupt, was vor allem daran liegt, dass mir nicht bewusst war, dass es sich bei „Die Götter sind los“ um einen Mehrteiler handelt. Ich persönlich hoffe jetzt darauf, dass die Wartezeit zu Band zwei nicht allzu groß ist. Meine Neugier wurde auf jeden Fall geweckt und ich würde gerne wissen, wie sich Elliot und Virgo bei der Rettung der Welt schlagen.
Das empfohlene Lesealter wird mit 10 Jahren angegeben. Hierbei bin ich mir nicht sicher ob dies passend gewählt wurde. Ein gewisses Grundwissen über die Sternzeichen und die griechischen Götter ist definitiv von Vorteil, ob man dies von einem 10jährigen schon erwarten kann, kann ich leider nicht wirklich beurteilen. Aber auch Erwachsene können bei der Lektüre des Buches durchaus Spaß haben. Wobei es für ein Erwachsenenbuch doch eher zu wenig anspruchsvoll ist. Für Kinder könnte es dafür wieder ein wenig zu anspruchsvoll sein bzw. müssen Eltern vielleicht ein paar erklärende Worte abgeben.
„Die Götter sind los“ bietet ein sehr erfrischendes, kurzweiliges Lesevergnügen. An manchen Stellen ein wenig sehr abgehoben, dafür an anderen wieder extrem lustig. Ich persönlich warte auf jeden Fall gespannt auf die Fortsetzung und freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit Virgo, Elliot und den anderen.

Bewertung vom 27.04.2017
Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
Günak, Kristina

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt


gut

Bea Weidemann ist Pressereferentin bei einem kleinen Verlag in Braunschweig, welcher sich auf Liebesromane spezialisiert hat. Eigentlich ist sie ganz zufrieden mit ihrer Tätigkeit, bis ihre Chefin ihr eröffnet, dass sie den Anstands-Wauwau für den neuesten Starautor des Verlages spielen soll. Bea graut es vor dieser Aufgabe, denn Tim Bergmann ist alles andere als ein einfacher Charakter und fällt vor allem durch seine unprofessionellen und rüpelhaften Presseauftritte auf. Ganz abgesehen davon kann sie auch mit seinem Buch nichts anfangen, denn Tim Bergmann ist kein Liebesbuch-Autor, sondern hat eine Dystopie geschrieben. Doch es hilft alles nichts, denn der LOVE-Verlag kämpft ums Überleben und Tim Bergmann ist die große Hoffnung des Verlages. So beißt Bea in den sauren Apfel und zieht in den Kampf.
„Wer weiß schon wie man Liebe schreibt“ ist genau eines dieser Bücher die der LOVE-Verlag verlegen würde. Ein locker leichter Liebesroman, der aber trotzdem mit ein wenig Tiefgang aufwarten kann. Der Erzählstil wechselt dabei immer wieder zwischen erfrischend herzlich, humorvoll und nachdenklich hin und her. Autorin Kristina Günak hält sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern startet gleich direkt mit der Geschichte. Ausführliche Beschreibungen der Umgebung oder der Stimmung sucht man auch vergeblich. Die zwei Protagonisten sind der Mittelpunkt der Geschichte und dies merkt man auch sehr deutlich. Erzählt wird das Ganze aus Sicht von Bea, dadurch erfährt man auch über sie und ihre Gedanken und Gefühle am meisten.
Sowohl Bea als auch Tim sind Charaktere mit Ecken und Kanten. Vor allem Tims Handlungen kann man über lange Zeit nicht wirklich nachvollziehen, da hierfür wichtige Informationen fehlen. Diese erhält der Leser, gleich wie Erzählerin Bea, erst Stück für Stück im Laufe der Geschichte. Die zwei Protagonisten erscheinen auf den ersten Blick völlig unterschiedlich und inkompatibel, Spannungen sind hierbei natürlich vorprogrammiert. An manchen Stellen wirkt die Geschichte ein wenig aufgesetzt und von Anfang an hat man eine Vermutung wie sich das Ganze entwickeln wird.
Neben der Haupthandlung, die Lesereise von Tim und Bea, gibt es auch noch weitere Nebenhandlungen. Im Vordergrund steht hierbei einerseits Beas Familie, die Schritt für Schritt eingeführt wird und einen relativ wichtigen Stellenwert einnimmt. Die zweite Nebenhandlung betrifft die Rettung des maroden LOVE-Verlages. Dieser Strang wird aber ein wenig vernachlässigt und nur am Rande immer wieder erwähnt. Für mich persönlich ein wenig schade, aber durchaus passend, da es sich hierbei ja um einen klassischen Frauen- bzw. Liebesroman handelt.
„Wer weiß schon wie man Liebe schreibt“ war für mich persönlich keine Offenbarung. Dafür hat die Story einfach zu wenig Neues zu bieten. Der Grundgedanke der dem Buch zugrunde liegt wurde einfach schon zu oft verarbeitet und große Neuerungen oder Überraschungen fehlen leider. Alles in allem, ein solider Liebesroman, der sich perfekt für einen regnerischen Sonntag eignet.

Bewertung vom 24.04.2017
Des Teufels Gebetbuch
Heitz, Markus

Des Teufels Gebetbuch


ausgezeichnet

Tadeus Boch, ein ehemaliger Spieler, arbeitet im Casino Baden-Baden als Wachmann und trifft dort eines Abends auf den Russen Lasarow. Dieser überredet Boch ihn zu einer privaten Kartenrunde als Bodyguard zu begleiten. Dort trifft er u.a. auf die Chirurgin Hyun Poe. Ihr Verlobter hat nach einer solchen Kartenrunde vor kurzem angeblich Selbstmord begangen. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände befindet sich Boch alsbald im Besitz einer historischen Spielkarte und auf der Flucht, im Schlepptau Hyun Poe. Beide merken schnell, dass die Karten ein Geheimnis umgibt und ein Spiel um Leben und Tod beginnt.

Der Einstieg ins Buch ist rasant und man merkt gleich, dass wir uns hier durch die verschiedensten Epochen bewegen. Dies bleibt auch im Laufe der gesamten Geschichte so. Die Zeit und vor allem die Schauplätze werden sehr häufig gewechselt. Beides ist aber meiner Meinung nach keineswegs störend oder verwirrend. Die einzelnen Abschnitte sind sehr gut gegliedert und man verliert nicht den Faden. Auch die Spannungskurve wird durch die diversen Orts- und Personenwechsel nicht unterbrochen, ganz im Gegenteil. In sehr vielen Fällen wird der Wechsel vollzogen wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreicht hat. Sehr geschickt flechtet der Autor diverse kleine Nebenhandlungen ein, die zum Schluss ein großes Ganzes ergeben. An manchen Stellen ist nicht offensichtlich wie das eine jetzt zum anderen passt, mit der Zeit löst sich der gordische Knoten aber auf und man wird mit einem wunderbaren Aha-Erlebnis belohnt.
Haupt- und Nebencharaktere gibt es unzählige in „Des Teufels Gebetbuch“ und die Charakterisierung zwischen den beiden Kategorien ist nicht immer leicht. Dies liegt vor allem daran, dass Autor Markus Heitz einerseits alle Personen sehr detailreich beschreibt und andererseits daran, dass er gerne den Tod bringt. Gestorben wird in „Des Teufels Gebetbuch“ reichlich und meistens auch sehr blutig. Auch hier geizt der Autor nicht mehr sehr anschaulichen Beschreibungen, wobei diese wirklich der besseren Vorstellungskraft dienen und es sich nicht um Effekthascherei handelt. Schwache Gemüter dürften aber auf jeden Fall an der einen oder Szene ein wenig zu knabbern haben.
Wer klassisches Schwarz-Weiß denken mag und eine klare Unterscheidung zwischen Gut und Böse braucht wird keine große Freude mit diesem Buch haben. Eine klare Trennung gibt es nämlich nicht und der Held wird ganz schnell zum Antihelden.
Aber nicht nur die Unterscheidung der Guten und der Bösen fällt schwer, sondern auch die Charakterisierung sympathisch und unsympathisch. Aufgrund der Vielschichtigkeit und der Tiefgründigkeit der Charaktere erlebt der Leser immer wieder Wesenszüge der einzelnen die anziehen oder abstoßen. Wie auch im richtigen Leben ist niemand nur gut oder nur böse, meistens sind es die Umstände die uns zu dem einen oder dem anderen machen.
Die Stimmung des Buches ist wie beim Anblick des Covers bereits vermutet, eine sehr dunkle und mystische. Die Sprache und der Schreibstil sind perfekt abgestimmt und äußerst harmonisch. Wenige Worte reichen aus und man fühlt sich wirklich ins 18. Jahrhundert hineinversetzt. Und obwohl das Buch im Fantasy Bereich angesiedelt ist, erscheint es über weite Strecken durchaus realistisch. Ins Besondere bei den Szenen mit Goethe bekommt man das Gefühl, dass es sich hierbei um eine reale Überlieferung handelt.
Markus Heitz hat mir mit dem vorliegenden Roman ein unfassbar abwechslungsreiches und spannendes Leseerlebnis beschert. Die Lektüre hat mich vollends in ihren Bann gezogen und ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und mitgelitten. „Des Teufels Gebetbuch“ ist nervenaufreibend, actiongeladen, mysteriös und voller kleiner Geheimnisse.

Bewertung vom 21.04.2017
Traumtörtchen
Simon, Julia

Traumtörtchen


ausgezeichnet

Nina Seiler hat ein nahezu perfektes Leben: Ihr attraktiver Freund Sören möchte unbedingt Kinder mit ihr und als Unternehmensberaterin ist sie äußerst erfolgreich. Doch trotz allem ist sie nicht wirklich zufrieden mit ihrem Leben. Denn schon länger spielt sie mit dem Gedanken ihren großen Traum zu erfüllen: Ein eigenes Café. Sie kündigt ihren Job und setzt alles daran ihren Traum wahr werden zu lassen. Dank ihres BWL Studiums und ihrer Ausbildung aus Konditorin nimmt das Projekt auch bald Form an.
Leider beginnt es aber gleichzeitig in ihrem Privatleben zu kriseln. Sören ist nicht wirklich begeistert von ihrer plötzlichen Selbstständigkeit und zieht sich immer mehr zurück. Und dann ist da auch noch Matthias, der nette Kinderzahnarzt, der seine Praxis genau neben Ninas Café hat. Ob Nina ihr berufliches und privates Glück finden wird?
Als allererstes möchte ich eine Warnung aussprechen: Lesen Sie dieses Buch keinesfalls wenn Sie gerade eine Diät machen. „Traumtörtchen“ ist voller herrlicher, kleiner Köstlichkeiten und beim Lesen ist mir ständig das Wasser im Mund zusammengelaufen. Ein unbändiger Guster auf Kuchen, Torten, Cookies und dergleichen hat mich während dem Lesen überfallen und mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen.
Autorin Julia Simon erschafft mit ihren Worten eine unglaublich schöne Stimmung und man sieht sowohl das Café, als auch die vielen Köstlichkeiten vor seinem inneren Auge. Ihre Beschreibungen sind äußerst anschaulich und mit einer großen Liebe zum Detail ausgeführt, ohne dabei zu plakativ oder zu ausschweifend zu werden.
Nina ist ein äußerst bodenständiger Charakter, der auf der Suche nach ihrer Erfüllung ist. Man merkt beim Lesen sehr gut die inneren Konflikte die sie durchmacht auf der Suche nach ihrem privaten und beruflichen Glück. Mir persönlich war Nina von Anfang an sympathisch und ich konnte mich auch sehr gut in ihre Lage versetzen. Auch die anderen Hauptpersonen sind sehr gut ausgeführt, auch wenn mir nicht alle unbedingt so sympathisch waren. Dies ist aber nicht schlimm, denn in jedem Buch gibt es die sympathischen und die unsympathischen Charaktere und nur durch dieses Zusammenspiel werden die sie zu dem was sie sind.
Obwohl es sich bei „Traumtörtchen“ um einen klassischen Vertreter des Liebesroman Genres handelt, hat dieses Buch doch mehr zu bieten, als nur eine Liebesgeschichte. Es regt sowohl zum Träumen, wie auch zum Nachdenken an. Hier geht es nicht nur um Liebe im klassischen Sinne, sondern auch um Selbstliebe bzw. Selbstachtung und die Leidenschaft für seinen Beruf. Julia Simon schafft es dies alles in einen sommerlich leichten Roman zu verpacken, ohne dabei allzu sehr ins klischeehafte oder kitschige abzurutschen. Gefördert wird dies durch den lockeren und erfrischenden Schreibstil. Ich persönlich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Den einzigen Kritikpunkt den ich anzubringen habe, ist das Biskuitrezept bei den Petit fours. Ich kann nämlich absolut nicht nachvollziehen warum eine ausgebildete Konditorin geschmolzene Butter in einen Biskuitteig gibt. Sehr schön finde ich dafür, dass am Ende des Buches einige Rezepte angehängt sind, damit man nach der Lektüre gleich mit dem Nachbacken starten kann.
Mir persönlich hat „Traumtörtchen“ ein zauberhaftes Leseerlebnis beschert und greift mit dem Backthema einen der heutigen Trends sehr gut auf.

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Bewertung vom 20.04.2017
Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine / Paris Love Bd.1
Raisin, Rebecca

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine / Paris Love Bd.1


ausgezeichnet

Sarah ist Besitzerin und Bertreiberin eines kleinen Buchladens im US-amerikanischen Städtchen Ashford. Über ihren Buch-Blog hat sie die Französin Sophie kennengelernt, die in Paris die Buchhandlung „Once upon a time“ besitzt. Sophie macht derzeit gerade eine sehr schwierige Phase durch und schlägt Sarah einen Buchhandlungstausch vor. Obwohl Sarah sehr große Angst hat lässt sie sich auf das Experiment ein und tauscht das ländliche, kleinbürgerliche Leben in Ashford gegen den Trubel in der Stadt der Liebe. Doch schnell muss sie ihre rosarote Brille abnehmen und feststellen, dass sie ihre Vorstellungen und die Realität nicht übereinstimmen. Der Buchladen „Once upon a time“ stellt eine größere Herausforderung dar, die Mitarbeiter machen was sie wollen und der Umsatz ist rückläufig. Jetzt könnte Sarah wirklich den Rückhalt ihrer großen Liebe Ridge benötigen, doch der freischaffende Journalist ist überall auf der Welt unterwegs und kaum zu erreichen.
„Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine“ verzaubert den Leser mit wunderbaren und eindrucksvollen Bildern der Stadt der Liebe. Autorin Rebecca Raisin schafft eine einzigartige Atmosphäre und beim Leser bekommt man das Gefühl gemeinsam mit Sarah durch das herbstliche bzw. winterliche Paris zu wandeln. Aber nicht nur die Paris sondern auch die zwei Buchläden und natürlich Sarahs Heimatstadt Ashford werden so liebevoll und detailreich beschrieben, dass man das Gefühl hat selbst schon mal dort gewesen zu sein. Die Beschreibungen rutschen dabei nie ins kitschige ab, wirken nicht aufgesetzt oder verklärt und sind keinesfalls übertrieben ausschweifend.
Auch die einzelnen Personen sind mit großer Hingabe beschrieben und die einzelnen Charaktere fügen sich perfekt in das Gesamtbild ein. Sophie stellt hierbei die einzige Ausnahme dar. Sie kommt eher am Rande vor, wird nur hin und wieder erwähnt und der Leser bekommt keinen sehr guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Kein sonderlich großes Manko, kam aber für mich persönlich ein wenig überraschend, da ich anfangs dachte, dass sie eine größere Rolle spielen würde. Vielleicht aber auch ein geschickter Schachzug der Autorin um einen zweiten Band zu schreiben, die gleiche Zeitspanne mit den Erlebnissen und der Sichtweise von Sophie. Ich würde das Buch auf jeden Fall kaufen.
Die kleinen Nebenhandlungen werden geschickt miteingebunden und Rebecca Raisins große Leidenschaft für Bücher ist aus jedem Satz zu spüren. Das eine oder andere Geheimnis wird im Laufe der Zeit aufgedeckt und nicht nur Sarah durchlebt eine spürbare Entwicklung.
„Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine“ ist eine zauberhafte Liebeserklärung an das Leben, die Stadt der Liebe und an Bücher. Bücher über Bücher habe ich in meinem Leben schon viele gelesen, aber dieses Exemplar stellt etwas ganz Besonderes dar. Es betet die Leidenschaft für Bücher in eine äußerst ansprechende Geschichte, mit liebevoll gestalteten Charakteren und einer wunderbaren Kulisse ein.