Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 233 Bewertungen
Bewertung vom 29.10.2023
Simone
Reich, Anja

Simone


ausgezeichnet

Die Autorin und Journalistin Anja Reich, ist in ihrem bewegenden und persönlichsten Roman „Simone“, auf der Suche nach Antworten aus der Vergangenheit und über den Verlust einer außergewöhnlichen Freundschaft.

Meine Meinung:
Warum hat sich Simone, im Oktober 1996 mit 27 Jahren das Leben genommen? Diese Frage begleitet die Autorin bis heute und endlich scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, dieser Frage auf den Grund zu gehen.

Einen Tag vor Simones Tod ruft sie Anja an und wollte ihr ihre neu renovierte Wohnung zeigen. War dies ein stiller Hilferuf, den Anja überhörte und der sie all die Jahre begleitete? Die Autorin dringt ziemlich tief in Details aus Simones Lebensweg ein und vergleicht diese oft mit ihrem eigenen. Ja, sie wagt sich sogar nach all dieser Zeit Kontakte mit Angehörigen, Freunden und Experten, aufzunehmen. Liest sogar die Briefe, Tagebücher und Dokumente, die Simones Eltern ihr bereitwillig geben. Für die Autorin eine Reise in die Vergangenheit und eine Suche nach möglichen Antworten.

Geschickt baut die Autorin ihre Geschichte auf und zeigt deutlich, wie damals einige Menschen von den vorgegebenen Strukturen der DDR abhängig waren und nach dem Mauerfall ihren Halt verloren, ja sich umorganisieren mussten oder wie Simone, die ewig Suchenden waren. Der Satz von Simone "Ich bringe mein Leben in Ordnung" und die stets verzweifelte Suche nach Nähe, zeigt ihre Orientierungslosigkeit.

Zitat:
Der Autorin ist es mit ihrem flüssigen und ausgesprochenen einfühlsamen Schreibstil gelungen, eine authentische Geschichte über Simones Gedanken- und Gefühlswelt, zu erzählen. Es gelang mir gut, Simones seelische Nöte und Sehnsüchte, nachzuvollziehen auch wenn ich ihre Handlungsweise oft nicht verstanden habe. Wie geht es der Autorin nach der Veröffentlichung ihrer Geschichte?
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.10.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


ausgezeichnet

Die Autorin Jeannette Walls, erzählt in ihrem sehr beeindruckenden neuen Roman „Vom Himmel die Sterne“, eine Geschichte über ein starkes Mädchen in harten Zeiten, das während der Prohibition zur Whiskyschmugglerin wird.

Inhalt:
Die meisten Leute halten nicht viel von der jungen Sallie Kincaid. Sie ist die Tochter des Duke, mehr nicht. Aber Sallie hat andere Pläne – und sie wird alle davon überzeugen ...

Sallie ist die Tochter des mächtigsten Mannes einer Kleinstadt in Virginia. Geboren zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ist sie fünf Jahre alt, als ihre Mutter stirbt nach einem Streit mit Sallies Vater, dem charismatischen Duke Kincaid. Er heiratet erneut und bekommt einen Sohn. Als Sallie dem Halbbruder beibringen will, so stark wie der Vater – und sie selbst – zu sein, führt ihre waghalsige Nachhilfe zu einem schweren Unfall. Sallie wird verstoßen und muss das Anwesen verlassen.

Mit siebzehn Jahren kehrt sie zurück ins Große Haus, entschlossen, sich ihren Platz in der Familie zurückzuerobern. Doch der Duke ist tot, es gilt die Prohibition und in der Stadt herrscht Lynchjustiz. Sallie ist entschlossen, nicht ein zweites Mal zu weichen – und widersetzt sich der harten Männerwelt selbstbewusst und scharfsinnig, um sie für immer zu verändern.

Meine Meinung:
Seit ich vor vielen Jahren mit großer Begeisterung den autobiografischen Roman des Weltbestsellers "Schloss aus Glas" der Autorin gelesen habe, war ich jetzt sehr gespannt auf die Geschichte der mutigen und selbstbewussten jungen Sallie, die sich in ihrer Familie und einer harten Männerwelt zu Prohibitionszeiten behaupten muss.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Ich-Erzählerin Sallie Kincaid.
Nach dem Tod von Sallies Mutter heiratet ihr Vater Duke Kincaid kurz darauf Jane und bekommt mit ihr den gemeinsamen Sohn, Eddie. Als Sallie 8 Jahre alt ist, möchte sie ihrem Halbbruder das Fahren mit dem roten Bollerwagen beibringen, den der Duke ihr geschenkt hat. Dabei kommt es zu einem schweren Unfall und Jane setzt sich durch, dass Sallie zu ihrer Tante Faye nach Hatfield geschickt wird.

Erst 10 Jahre später nach Janes Tod, darf Sallie wieder nach Hause zurückkehren und nach dem Tod ihres Vaters Duke Kincaid, übernimmt sie den Familienvorsitz und führt die Geschäfte fort. Um sich dabei zu behaupten, sprengt sie alte Rollenklischees und kämpft für die Durchsetzung ihrer Vorstellungen. Um das Überleben des Unternehmens und ihrer Familie zu sichern, wird Sallie zur Schmugglerkönigin der Schwarzbrenner und Anführerin im Bandenkrieg.

Zitat:
Der Autorin ist mit ihrem flüssigen und ausgesprochen einfühlsamen Schreibstil eine spannende und authentische Geschichte gelungen, die mich von der ersten Seite bis zum stimmigen Ende, einfach nur fesseln konnte. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr gut ausgearbeitet und halten bis zum Ende einige Überraschungen und Wendungen bereit, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.10.2023
Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2
Benedikt, Caren

Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2


ausgezeichnet

Der Autorin Caren Benedikt gelingt es, in ihrem zweiten Band „Club Paradies - Im Licht der Freiheit“ ein spannendes Finale ihrer Dilogie über die Berliner Familie Borchardt, zu erzählen.

Inhalt:
Maria Borchardt steht vor den Trümmern ihres Lebens – und trotzdem findet sie die Kraft für einen Neuanfang, der ihr letztlich mehr beschert, als sie je für möglich gehalten hätte ...

Maria Borchardt ist nicht mehr dieselbe Frau seit diesem schrecklichen Weihnachten 1976. Seit die Polizei an der Tür der Villa Borchardt geklingelt und der Staatsanwalt ihr den Durchsuchungsbeschluss präsentiert hat. Und seit sie erfahren hat, dass ihr Mann Hanns Borchardt in betrügerische Machenschaften verwickelt war. Aber jetzt ist keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden. Sie muss aus eigener Kraft ihr Leben wieder aufbauen. Und sie ist nicht allein. Klaus Schröder, der Familienanwalt, war schon immer auf ihrer Seite und auch jetzt tut er alles, um ihr zu helfen, während ihre Tochter Hanna ihren ganz eigenen Weg geht ...

Meine Meinung:
Der Autorin gelingt es hervorragend, den 2. Band direkt an der Handlung des 1. Bandes, anzuknüpfen. Selbst das Cover, besticht wieder durch seine wunderschöne Gestaltung und der Stil zu den einzelnen Kapiteln, die Angabe des Ortes, das Datum und ein Zitat des jeweiligen Erzählers, ist gelungen.

Hanns Borchardt der Immobilienpatriarch von Berlin, hinterlässt Weihnachten 1976 einen Scherbenhaufen und für Maria Borchardt, scheint die Welt stillzustehen. Als sich die Staatsanwaltschaft auch noch einschaltet und immer mehr betrügerische Machenschaften von Hanns ans Licht kommen, scheint Maria zu resignieren. Selbst ihre angeblichen Freunde wenden sich von ihr ab. Nur Uschi, die sich als wahre Freundin erweist und der Familienanwalt Klaus Schröder, stehen treu an ihrer Seite.

Mit dem Kennenlernen der Clubbesitzerin Lea, verändert sich das Leben von Maria, von einer Minute zur anderen. Selbst Hanna und Klaus Schröder, sind von der neuen Maria begeistert. Endlich schafft es Maria, ihr Leben zu überdenken und in die eigene Hand zu nehmen. Sie möchte nie wieder abhängig sein und sich künftig frei entscheiden können!

Hanna geht Ende der 70er Jahren einen ungewöhnlichen Weg, denn sie möchte sich als Regisseurin von Aufklärungsfilmen versuchen. Unterstützt wird sie sogar von ihrer Mutter und Klaus Schröder, kümmert sich um die Verträge.

Holgers große Liebe und Abhängigkeit zu Monika, führen ihn immer tiefer in die Fänge der RAF, was ihn Orientierungslos macht und er seinem Schicksal nicht mehr entfliehen kann.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mich mit ihrem flüssigen Schreibstil so zu fesseln, dass ich bis zum Ende, das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Ihren fiktiven Charakteren, konnte ich wieder ausgezeichnet folgen und die Entwicklung der Borchardt-Frauen, fand ich erstaunlich gut dargestellt. Das sehr detaillierte Nachwort der Autorin, Runden den historischen und fiktiven Teil, hervorragend ab.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.10.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


gut

Der Autor Ivan Sciapeconi, ist Grundschullehrer und Autor von Kinder- und Jugendbüchern. In seinem ersten Roman für ein erwachsenes Publikum „Die Kinder des Don Arrigo“ erzählt er eine wahre Geschichte über Menschlichkeit, Mut und Hoffnung.

Inhalt:
Abgeschottet in einem kleinen italienischen Dorf wartet der elfjährige Natan auf eine Gelegenheit, das von den Nationalsozialisten verheerte Europa in Richtung Palästina zu verlassen. In der Villa Emma findet er zwischen den anderen jüdischen Kindern, denen die Flucht in den Süden gelungen ist, nicht nur Schutz, sondern etwas, das verloren schien: ein Stück Kindheit. Auf einem geborgten Klavier wird gemeinsam musiziert, Don Arrigo, der örtliche Pfarrer, hält seine schützende Hand über die kleine Gemeinschaft. Doch die Gefahr rückt näher, und Don Arrigo bekommt den Tipp, dass die Faschisten dem Treiben im Dorf auf die Schliche gekommen sind. Ein tollkühner Plan soll die Kinder retten, deren Überleben in den Händen der Gemeinde liegt.

Meine Meinung:
Die Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, wobei Natan frei erfunden, ist. Aus Sicht des elfjährigen jüdischen Jungen Natan, erzählt der Autor seine recherchierte Geschichte.

Natan als ältester Sohn wird von seiner Mutter auf die Reise in Richtung Palästina geschickt um den Schrecken des Krieges zu entfliehen. Mit dem Versprechen, wir treffen uns in Erez Israel, verabschiedet sie sich von ihm. Natans, gefährliche Flucht führt ihn und eine Gruppe jüdischer Kinder in die Villa Emma, ein Ort in Nonantola, Italien. Hier sollen sie Schutz und Geborgenheit erhalten bis sich eine Gelegenheit zur Flucht nach Palästina, findet. Die Anführer, Dorfältesten und Dorfbewohner, versuchen den Kindern bis dahin Normalität zu vermitteln.

Natan, ist der Erzähler seiner Beobachtungen und Eindrücke von dem Geschehen in seiner Umgebung. Sprachbegabt wie er ist, lernt er schnell Italienisch und scheint gut zu verstehen, was vor sich geht! Über jeden Menschen der ihnen hilft, möchte er dessen Funktion und Name wissen, um diese Person in seinem Gedächtnis zu behalten. Es ist eine Aufzählung vieler Helfer, die nur so niederprasselt.

Natans Gedanken reisen immer wieder in Rückblenden, zu seinem Vater und Onkel, ab. Er führt viele gedankliche Dialoge mit beiden, beschreibt ihre Wesensarten und ihr unterschiedliches Verhältnis zueinander. Wie es aussieht, konnte Natan, Briefe an seine Mutter senden und welche von ihr erhalten, was mir aber fast undenkbar vorkommt!

Der örtliche Pfarrer, Don Arrigo, hält im Verborgenen seine schützende Hand über die kleine Gemeinschaft und tritt erst in Erscheinung als die Faschisten dem Treiben im Dorf auf die Schliche kommen. Ein tollkühner Plan soll die Kinder retten, deren Überleben in den Händen der Gemeinde liegt ...

Fazit:
Die Recherche des Autors führte ihn zu einer Reise in die Vergangenheit um gegen das Vergessen und um die Erinnerung an diejenigen, die im Zweiten Weltkrieg Menschen gerettet haben, zu ehren. Dem Autor ist es gelungen, die Vergangenheit durch den fiktiven jüdischen Jungen Natan, recht anschaulich, zu erzählen. Mir persönlich haben bei der Reise in die Vergangenheit, jedoch bewegende Momente gefehlt und mich konnte diese Geschichte, nicht völlig überzeugen!
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 26.09.2023
Snehild - Die Seherin von Midgard
Vedsø Olesen, Anne-Marie

Snehild - Die Seherin von Midgard


ausgezeichnet

Die Autorin Anne-Marie Vedsø Olesen gilt in Skandinavien längst als Meisterin historischer und mythologischer Stoffe. Mit ihrem Auftaktband „Snehild – Die Seherin von Midgard“, inspiriert von der Edda, stellt sie sich mit ihrer nordischen Fantasy-Saga nun erstmals auch dem deutschen Publikum vor.

Meine Meinung:
Das Cover finde ich großartig gelungen und für den Klappentext konnte ich mich sofort begeistern. Die Autorin versteht es hervorragend eine Geschichte mit vielen Einflüssen der nordischen Mythologie, die in der Region Sialand in Dänemark spielt, zu erzählen.
Das Buch ist in drei Teile untergliedert und zwar nach den Schicksalsfrauen, Verdandi (Gegenwart), Skuld (Zukunft) und Urd (Vergangenheit). Gerne hätte ich als Nachschlagewerk in einem Anhang mehr über die Nornen in der Edda, gelesen.

In Ragnfrid, der mächtigsten Seherin der Stadt nagt immer mehr die Eifersucht, denn ausgerechnet Asdis, schenkt Brynjulf immer mehr Beachtung und bald erlebt sie mit eigenen Augen, wie Snehild die Gabe besitzt, mit den Göttern zu kommunizieren. Ragnfrid, sieht ihre Position in Gefahr und richtet ihren Zorn auf Asdis und Snehild …

Snehild, soll den Göttern geopfert werden, doch Asdis lässt dies nicht zu. Sie fordert ihre 12-jährige Tochter Snehild zur Flucht auf, gibt ihr eindringlich zu verstehen welchen Weg sie gehen muss und warnt sie vor Gefahren, die auf sie lauern könnten.
Snehilds Flucht ist nicht einfach, denn sie muss sich gegen übermächtige Feinde behaupten, findet aber immer wieder Wesen, die sie bis zur jungen Erwachsenen mit Ausbildung und Ratschlägen, begleiten und unterstützen.

Geschickt und harmonisch, verwebt die Autorin mehrere Handlungsstränge miteinander und zeigt dabei nicht nur Snehilds abenteuerliche Reise und ihre Entwicklung zur jungen Frau bis zur Rückkehr nach Himlinge.

Fazit:
Mit ihrem flüssigen und ausgesprochen poetischen Schreibstil ist der Autorin mit dem ersten Band ihrer nordischen Mythologie-Saga ein toller Auftakt gelungen. Sie entführte mich in ein spannendes nordisches High-Fantasy-Abenteuer. Diese Zeit ist geprägt von Verlusten und dem Aufbruch in ein neues Leben. Die Geschichte konnte mich von der ersten Zeile an, einfach nur fesseln und begeistern. Sie wird noch eine ganze Weile in mir nachklingen. Gespannt warte ich auf die Fortsetzung und darauf, wie sich Snehilds Schicksal weiterentwickelt. Für Fans der nordischen Mythologie gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung.
Von mir 5 Sterne!

Bewertung vom 19.09.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Einmal mehr ist dem Autor Andreas Izquierdo, mit seinem neuesten Werk „Kein guter Mann“, ein zauberhafter, humorvoller, warmherziger und berührender Roman gelungen, den ich mit Freude gelesen habe. Er erzählt die mitreißende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft, aber auch die einer bewegenden und schicksalhaften Vergangenheit.

Meine Meinung:
Eine viel zu lange Liste an Beschwerden liegt gegen Walter vor, und seine Chefin, sucht bereits nach Wegen um ihn loszuwerden. Jeder Versuch ihn zu entlassen, scheint zwecklos, denn Walter ist unkündbar und hält sich zudem an die Regeln. Er bleibt seinen Prinzipien treu und wehe, wer ihm in die Quere kommt, der hat es nicht leicht mit ihm. Walter weiß sich stets zu revanchieren, doch nach seiner letzten Aktion wird er in die Christkindfiliale der Post in Engelskirchen, strafversetzt.

Nicht gerade erfreut, nimmt Walter erstmal seinen neuen Posten an, macht sich jedoch gleich wieder unbeliebt. Aus den Postkörben fischt er einen Brief von Ben an den lieben Gott heraus, der ihn tief berührt und ihn in seinem weiteren Verhalten, spürbar verändert. Ein reger Briefwechsel zwischen Ben und Walter, entsteht. Er möchte mehr über den Jungen erfahren und ihm gerne bei seinen Problemen helfen. Er lässt sich einiges einfallen!

Aber auch Walters Vergangenheit rückt immer wieder in Rückblenden in den Fokus und langsam wird klar, was seine Persönlichkeit so verändert hat. Walter ist ein sympathischer und liebenswerter Mensch, der erst nach all den Jahren der Verzweiflung durch Bens Worte, „Du bist nicht schuld“, sich frei fühlt. Endlich frei.

Mein Fazit:
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, eine sehr atmosphärische und emotionale Geschichte über Walter und den 10jährigen Ben, die durch ihre besondere Erzählweise mitten ins Herz geht, zu erzählen. Ein außergewöhnliches Buch, das von der ersten bis zur letzten Zeile fesselt und das man so schnell nicht mehr vergisst.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.09.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


ausgezeichnet

Nach seinem ersten historischen Roman „Der Kaffeedieb“ gelingt es dem Autor Tom Hillenbrand, mit seinem zweiten historischen Roman „Die Erfindung des Lächelns“, eine aufregende Jagd nach der verschwundenen Mona Lisa im Paris der Belle Époque voller Intrigen, Kunst und Kultur, zu erzählen.

Meine Meinung:
Das Cover finde ich ausgesprochen gelungen und für den Klappentext konnte ich mich sofort begeistern. Der Autor versteht es ausgezeichnet seine historische Detektivgeschichte um das Gemälde der Mona Lisa, die mit wenigen fiktiven Elementen erweitert wurde, mit gut recherchierten historischen Fakten, zu verknüpfen.

Wer kennt es nicht, das berühmte Gemälde „Mona Lisa“ von Leonarda da Vinci. Denn ihr geheimnisvolles Lächeln bezaubert die Menschen seit dem 17. Jahrhundert und die Spekulationen, wer dafür Modell gesessen haben könnte, sterben nicht aus!

Paris 1911, der Louvre wirkt vernachlässigt und ist auch noch über Tag kostenlos geöffnet. So manches landet in den Taschen der Besucher ohne dass sie aufgehalten werden, denn die Museumswächter, lassen es an Aufmerksamkeit fehlen. Erst als eines Morgens bei der Öffnung festgestellt wird, dass das 77 x 53 cm kleine Bild eines unter vielen fehlt, ist die Aufregung groß. Als bekannt wird, dass es sich um „La Joconde“, bekannt unter Mona Lisa handelt, wird das Bild über Nacht, weltberühmt.

Commissaire Lenoir, bekommt den schwierigsten Auftrag, den er sich vorstellen kann: das Bild zu finden, das die Welt urplötzlich betört. Atmosphärisch dicht lässt der Autor Lenoir bei seinen Ermittlungen tief in die verschiedenen Handlungsstränge, eintauchen.

Fazit:
Dem Autor gelingt es mit seinem flüssigen Schreibstil ein authentisches und bewegendes Porträt durch das Paris der ausgehenden Belle Époque zu schildern. Durch die unterschiedlichen Handlungsstränge, die historisch gut recherchiert sind, werden die Protagonisten lebendig und unterhaltsam dargestellt. Besonders interessant und lesenswert, fand ich die Erzählungen über den Maler Pablo Picasso und den Dichter Guillaume Apollinaire.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.09.2023
Das Collier mit der Herzblume
Hartlieb, Sophia

Das Collier mit der Herzblume


sehr gut

Die Autorin Sophia Hartlieb (hat bereits mehrere Romane unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht), gelingt es in ihrem neuen Roman „Das Collier mit der Herzblume“, eine wunderbare fiktive Geschichte über ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit und eine verlorene Liebe, zu erzählen.

Inhalt:
Die neunzigjährige Charlotte erfüllt sich einen großen Wunsch: Gemeinsam mit ihrer Enkelin Hannah reist sie noch einmal von London in die Heimat ihrer Kindheit, ein Dorf im Sauerland, das einst in den Fluten eines Stausees versunken und nun wieder aufgetaucht ist. Hier lernte sie Paul kennen, ihre große Liebe, die jäh vor fünfundsiebzig Jahren endete.

Während für Charlotte im Schatten der alten Kirche Erinnerungen greifbar werden, macht Hannah Fotos vom Dorf. Dabei spricht sie ein junger Mann an und bittet sie, ihm einige der Bilder zuzusenden. Er möchte sie seinem Großvater zeigen. Als Hannah seinem Wunsch nachkommt, ahnt sie nicht, dass sie damit eine Tür in die Vergangenheit öffnet - und zu einem dunklen Geheimnis, dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen...

Meine Meinung:
Mit einem wunderbaren und fesselnden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen eine fiktive Geschichte über das Leben der neunzigjährigen Charlotte, zu erzählen.

Gegenwart 2018: Als Charlotte erfährt, dass ihr Heimatdorf Hangeck das wegen eines Staudammbaus überflutet und untergegangen ist, nun wieder zum Vorschein gekommen ist, packt sie das Heimweh. Wenigstens noch einmal möchte sie den Ort ihrer Kindheit sehen und beschließt, mit ihrer Enkelin Hannah an den Ort ihrer Sehnsucht zu reisen. Die größte Überraschung erwartet sie beim Anblick der noch recht gut erhaltenen Dorfkirche und ein kurzer Gang um die Kirche bestätigt ihr, dass Versteck von damals existiert noch. Den Fund, ein geschlossenes und unversehrtes Glas in der Hand haltend, reißt bei Charlotte alte Wunden auf und weckt ihre Erinnerungen an damals und ihrer ersten großen Liebe.

Vergangenheit 1943: Es ist die Kindheit und die besondere Freundschaft von Charlotte zu Ilse und Paul, die tief berührt. Erst als der Zweite Weltkrieg sich im Dorf bemerkbar macht und die Säuberung von Juden durch das Nazi Regime erfolgt, überschlagen sich die Ereignisse und so manches Schicksal, wird zum Trauma. Selbst Charlottes und Pauls Familien brechen auseinander. Nur Ilse scheint die Einzige glückliche zu sein! Die junge Liebe zwischen Charlotte und Paul wird jäh beendet, als Paul fliehen muss.

Die beiden fiktiven Handlungsstränge greifen so gut ineinander, dass beim Lesen nie der rote Faden der Geschichte verloren geht. Selbst als Charlotte und Paul sich wieder begegnen, die dunklen Geheimnisse aus der Vergangenheit aufrollen und die hinterlassenen Schatten in der Gegenwart, aus dem Weg räumen müssen.

Fazit:
Die Autorin verknüpft sehr anschaulich und atmosphärisch Vergangenheit und Gegenwart, in der die Lebensumstände und Schicksale der einzelnen Protagonisten, gut nachvollziehbar geschildert sind. Die Beschreibungen der Landschaft zwischen den Zeilen zaubern ein wunderbares Bild. Der Schreibstil ist flüssig und locker und das Buch lässt sich leicht lesen.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 19.08.2023
Zeit der Zweifel, Band1
Günter, Reiner

Zeit der Zweifel, Band1


ausgezeichnet

Das neue Buch des Autors Reiner Günter „Zeit der Zweifel“ ist sein erster historischer Roman und der Auftakt einer bewegenden Trilogie über das Leben zweier Familien im Krieg und im Nachkriegsdeutschland.

Inhalt:
David muss mit seiner Familie Nazideutschland verlassen, um dem drohenden Genozid zu entgehen, und wird von seiner großen Jugendliebe Charlotte getrennt.
Doch schon auf der Überfahrt nach Amerika lernt er die mysteriöse Annemarie kennen, die ihn komplett in ihren Bann zieht. Es wird für ihn eine Reise voller Zweifel und innerer Zerrissenheit.
In der Neuen Welt angekommen, wird er auch hier mit den Problemen von Rassentrennung und Antisemitismus konfrontiert. Aus tiefster Überzeugung beschließt er, mitzuhelfen, ein neues, freies Deutschland aufzubauen und geht zur Armee. Wieder in Europa, kämpft er sich bis nach Berlin durch. Dort aber kommt alles anders als erwartet.
Das Buch erzählt die fesselnde Geschichte von David und Charlotte in der Zeit des Dritten Reiches.

Meine Meinung:
Das Cover finde ich ausgesprochen gelungen und für den Klappentext konnte ich mich sofort begeistern. Der Autor versteht es ausgezeichnet seine berührende fiktive Handlung, mit gut recherchierten historischen Fakten, zu verknüpfen.

Besonders hervorheben möchte ich den warmherzigen Einstieg mit dem alten Mann und der jungen Journalistin Leonie, die sich zufällig am 9. Oktober 2019 in Bernburg an der Saale, begegnen. Leonie will seine Geschichte hören und er erzählt ihr von einem jungen Juden …

Die Geschichte beginnt im Jahr 1938 in Berlin: Ein schwerer Nebel breitet sich langsam aber unweigerlich über Deutschland aus und bedeckt diese mit der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus. Um der Entrechtung, Diskriminierung und Verfolgung deutschsprachiger Juden zu entgehen, beschließt Davids Familie Nazideutschland, zu verlassen. Ohne sich von seiner großen Jugendliebe Charlotte verabschieden zu können, muss David mit seiner Familie nach Amerika auswandern.

Ausgerechnet auf der Überfahrt nach Amerika lernt er die mysteriöse und ältere Annemarie kennen, die ihn komplett in ihren Bann zieht und ihn zu verschlingen scheint. Es wird für ihn eine Reise voller Zweifel und innerer Zerrissenheit, denn er liebt doch Charlotte! In Amerika stellt David schnell fest, dass es auch hier Rassismus und Antisemitismus, gibt. David, geht freiwillig zur Armee, sein Ziel ist Deutschland. Er kämpft sich mit seiner Einheit, durch die Normandie bis nach Berlin. Wird er in dem völlig zerstörten Berlin Charlotte finden!

Das Ende hält so einiges an Überraschungen und Wendungen bereit, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, mich aber auf einen spannenden zweiten Folgeband, hoffen lässt ….

Fazit:
Dem Autor ist mit seinem flüssigen Schreibstil, eine authentische Geschichte gelungen, die mich von der ersten Zeile an fesseln konnte. Die handelnden Personen, allen voran die Hauptprotagonisten, und auch die Handlungsorte konnte ich mir gut vorstellen und hatte beim Lesen ein klares Bild vor Augen. Auch in die damalige Zeit konnte ich mich, dank des bildhaften Schreibstils gut hineinversetzen und hatte keine Probleme der Handlung zu folgen. Im Nachwort am Ende des Buches, weist der Autor noch einmal auf Fiktion und historische Ereignisse, hin.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.08.2023
Marschlande
Kubsova, Jarka

Marschlande


sehr gut

Die Autorin Jarka Kubsova, erzählt in ihrem neuen Roman „Marschlande“ eine Geschichte über zwei Frauen, die Jahrhunderte trennen, doch der Wunsch nach Selbstbestimmung verbindet sie in der Vergangenheit wie in der Gegenwart.

Inhalt:
Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof, trotzt Jahreszeiten und Gezeiten. Und sie versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd. Sie unternimmt lange Spaziergänge durch die karge Landschaft, beobachtet die Natur und lernt, in Bracks und Deichlinien die Spuren der Vergangenheit zu lesen. Dabei stößt Britta auf das Leben der Abelke, auf Ausgrenzungen und Ungerechtigkeiten, die beängstigend aktuell sind. Fasziniert taucht sie tiefer und tiefer ein – und merkt, wie viel sie im Leben der anderen Frau über sich selbst erfährt.

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen, aus Ochsenwerder, einem ländlichen Hamburger Stadtteil dem Gebiet der Vier- und Marschlande über das Leben der Abelke Bleken und fünfhundert Jahre später über Britta Stoever, die letztendlich nur der Wunsch nach Selbstbestimmung verbindet.

Vergangenheit: Die alleinstehende Gutsbesitzerin Abelke Bleken kämpft mit den Widrigkeiten ihrer Zeit um den Erhalt ihres Hofes, doch Neid und Missgunst, werden ihr zum Feind.
Um 1580 werden durch eine schwere Flut die Deiche so schwer beschädigt, dass die Bauern ihr Hab und Gut verlieren und um ihr Überleben bangen müssen. Trotz der Katastrophe, müssen die Bauern ihrer Deichpflicht nachkommen. Der Rat hat es besonders auf die alleinstehenden Bauern abgesehen, denen die Enteignung ihres Hofes, sie sich zu Nutzen wussten. Abelkes Schicksal, beruht auf wahren Begebenheiten und konnte mich sehr berühren.

Gegenwart: Britta Stoever zieht mit ihrem Mann und ihren Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für die Familie aufgegeben, das neue Zuhause ist ihr noch fremd und da beginnt sie sich für ihre Umgebung zu interessieren. Britta entdeckt auf einem Straßenschild den Namen Abelkes und fängt an zu recherchieren. Je mehr sie über Abelkes Schicksal erfährt und tiefer in ihre Geschichte taucht, findet sie immer mehr Parallelen zu ihrem eigenen Leben.

Geschickt und harmonisch, verwebt die Autorin dabei beide Handlungsstränge miteinander und zeigt nicht nur das Leben der Frauen um 1580, sondern auch die in der heutigen Gegenwart.

Fazit:
Der Autorin ist ein interessantes Buch mit einem außergewöhnlichen eher sachlichen Schreibstil, der aber sehr gut zur Geschichte passt, gelungen. Die historischen wahren Begebenheiten rund um Abelke Bleken, konnten mich am meisten fesseln und gerne hätte ich sogar mehr über sie erfahren.
Von mir 4 von 5 Sternen!