Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 233 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2024
Mühlensommer
Bogdahn, Martina

Mühlensommer


sehr gut

Die Autorin Martina Bogdahn, erzählt in ihrem Debüt „Mühlensommer“ zu dem sie von ihrer eigenen Kindheit und Familiengeschichte inspiriert wurde, über die Jugend auf dem Land, die Flucht in die Stadt und davon, dass man manchmal zurückblicken muss, um sich selbst zu finden.

Inhalt:
Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden – aber auch die demente Großmutter.

Maria fährt sofort zum Hof. Doch dort, vor der alten Mühle, erwartet sie neben der unermüdlich Äpfel schälenden Oma auch die Erinnerung an ihre Jugend zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.

Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben …

Man weiß nie, wo es hingeht im Leben, aber man weiß immer, wo man herkommt.

Meine Meinung:
Vor Sorge um ihren Vater, lässt Maria alles stehen und liegen. Ihr geplantes langes Wochenende in den Bergen bricht sie ab und macht sich voller Sorgen auf den Weg zum Mühlenhof.

Als Maria auf dem Mühlenhof ankommt, nimmt der Duft des Hofes, sie mit all seiner Kraft gefangen. Ihre Sinne führen sie in Sekundenschnelle zurück in ihre Kindheitserinnerungen. Doch im hier und jetzt, weiß Maria sofort, was zu tun ist und wie sie handeln muss. Die demente Großmutter will versorgt sein und da gibt es auch noch das kranke Schwein um das sie sich kümmern muss. Maria fällt es nicht schwer, sich diesen Aufgaben nach all den Jahren in der Stadt, wie selbstverständlich zu widmen.

Marias Erinnerungen wechseln geschickt von der Gegenwart in ihre Kindheit und Jugend sowie umgekehrt. In den vielen Rückblenden werden anschaulich und voller Wärme, die Bewohner auf dem abseits gelegenen Mühlenhof, angefangen mit den Eltern, ihrem Bruder Thomas, ihrer Oma und ihrem Onkel Herbert, mit vielen heiteren Anekdoten erzählt.

Aber nicht nur Sonnenschein liegt über dem Mühlenhof sondern auch Schatten, bis Thomas das Schweigen bricht ...

Das Leben als Kind auf dem abgelegenen Mühlenhof mag sicher nicht einfach gewesen sein, denn die Freizeit, war durchaus eingeschränkt. Marias Leben in der Stadt war sicher genau das Gegenteil aber hier hat sie die Sehnsucht nach ihrer Heimat nie losgelassen.

Fazit:
Die Autorin erzählt mit einer Leichtigkeit und einem flüssigen Schreibstil eine gelungene Geschichte über Familienzusammenhalt. Ich mochte das Zusammenspiel der ständigen Rückblenden in die Kindheit und der Gegenwart, denn es war, als gäbe es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Eine Fortsetzung dieser Geschichte könnte ich mir sogar sehr gut vorstellen.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.04.2024
Auf Erden
Kanis, Anne

Auf Erden


gut

Anne Kanis wurde 1979 in Ostberlin geboren und ist eine Berliner Filmschauspielerin, Sprecherin und Autorin. In ihrem neuen Roman "Auf Erden“ erzählt sie von einer tiefen Erinnerung an ihre Jugend in der DDR und einem tiefen Trauerprozess um ihren Vater.

Meine Meinung:
Das Cover hatte mir direkt gefallen und der Klappentext versprach eine bewegende Geschichte, über Freundschaft und Familie, Liebe und einem Neuanfang zu sein, doch sind es überwiegend nur die Erinnerungen, denen Sunny nachhängt.

Die scheinbar traumatisierte Sunny erzählt aus ständig wechselnden Zeitepochen über ihre Erinnerungen aus ihren Kindheitserlebnissen und dazwischen immer wieder über Erlebnisse mit ihrem Vater, der in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielte. Aufgewachsen in Ostberlin, erlebt Sunny den Mauerfall und erinnert sich an die Streifzüge mit ihren drei Freundinnen durch Westberlin. Zum Teil konnte ich über die Streifzüge durch Berlin mit den riskanten Erlebnissen, schon so manches Mal den Kopf schütteln!

Die Freundinnen entwickeln sich unterschiedlich und die ersten Risse entstehen, die die Freundschaft bröckeln lässt.

Durch Sunnys ständig wechselnder Gedankengänge zwischen Gegenwart in die Vergangenheit und umgekehrt, verliert sich aus meiner Sicht, der Faden der Geschichte.

Fazit:
Die Autorin hat einen Schreibstil, der nicht ganz leicht und viel zu verschachtelt, daherkommt. Es hat lange gedauert, bis ich diesen Formulierungen und Zeitsprüngen folgen konnte und trotzdem fehlten mir Empfindungen zum Inhalt. Die Geschichte konnte mich nicht wirklich erreichen!
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 04.04.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


gut

Die Autorin Lana Lux, erzählt in ihrem neuen Roman "Geordnete Verhältnisse“ eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden

Inhalt:
Er sagt, sie sagt – Lana Lux zeigt zwei Seiten einer modernen Tragödie.
»Eine unerhörte Geschichte! Jeder Satz ist eine mit Schmerz und Lachgas gefüllte Pistolenkugel.« (Daniela Dröscher)

Wenn man seine Heimat verlassen muss, kommt es immer darauf an, wo man landet und welche Leute man kennenlernt. Faina landet in einer deutschen Kleinstadt und lernt in der Schule Philipp kennen, einen Jungen mit Wutausbrüchen, der Pflanzen lieber mag als Menschen, sich aber sehnlichst einen Freund wünscht. Faina soll dieser Freund werden, also bringt er ihr Deutsch bei, und wie man Weihnachten richtig feiert. Er macht sie zu seiner Faina. Jahre später ist Philipp der Typ mit Eigentumswohnung und fester Freundin, und Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür. Er lässt sie hinein, doch zu welchem Preis? "Geordnete Verhältnisse" ist eine Geschichte über Wut und Obsession – und eine Frau, die sich weigert, zum Besitztum eines Mannes zu werden.

Meine Meinung:
Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt und im ersten Teil erzählt Philipp aus seiner Kindheit und wie er Faina kennengelernt hat. Ihm ist von Anfang an klar: Er muss auf Faina aufpassen. Die Schilderungen über seine Mutter, die Alkoholkrank war und er zwischendurch bei seiner Tante leben musste, kommen ziemlich verworren daher. So richtig konnte ich hier Philipp nicht einordnen.

Im zweiten Teil schildert Faina ihr recht durchgeknalltes Leben und oft habe ich im Stillen, nur den Kopf geschüttelt. Ärger mit ihren Eltern, ein abgebrochenes Studium, ihre sexuellen Neigungen und dann kommt sie Schwanger nach Hause. Ihre Eltern sind natürlich entsetzt und es gibt einen riesen Krach. Sie soll ihr Kind abtreiben und Faina schwankt …

Im dritten Teil dreht sich alles um Faina und Philipp. Faina erinnert sich nur zu gut, dass Philipp derjenige war, der ihr immer geholfen hat und nun steht sie vor seiner Tür. Philipp ist jetzt 25 Jahre alt und besitzt eine Eigentumswohnung. Ansonsten scheint er auch genügend Geld zu haben. Woher der Reichtum kommt, klärt sich später, fast nebenbei auf.
Faina steht als verlassene, verschuldete Schwangere vor seiner Tür und hofft auf die Hilfe von Philipp, doch zu welchem Preis – extreme Abhängigkeit gegen Besitzansprüche -.

Eine fatale Folge …

Fazit:
Auf der einen Seite fand ich den lockeren Schreibstil der Autorin recht angenehm zu lesen doch je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, fand ich die Handlung immer verstörender und konnte mir nicht erklären, wohin die Reise geht. Es folgt ein dramatisches Ende, mit dem ich so nicht gerechnet, habe.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 31.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Die Autorin Trude Teige, erzählt in ihrem neuen Roman "Und Großvater atmete mit den Wellen" die dramatische Geschichte von Konrad, dem Großvater aus »Als Großmutter im Regen tanzte«. Eine große und beeindruckende Fortsetzung, aber auch ganz unabhängig zu lesen.

Inhalt:
Ihr Großvater Konrad war immer der Fels in der Brandung für die junge Juni. Doch nie hat er von dem Ort gesprochen, der ihn am meisten geprägt hat. Erst jetzt erfährt Juni, wo ihr liebevoller Großvater gelernt hat, mit den Wellen zu atmen.

1943: Das Handelsschiff der Brüder Konrad und Sverre wird im Indischen Ozean angegriffen. Im Krankenhaus verliebt sich Konrad in die Krankenschwester Sigrid. Doch ihr Glück ist bedroht: Getrennt geraten sie in Gefangenschaft. Welche Zukunft wartet auf sie hinter dem Meer?

Ein Roman, der zeigt, was wahre Menschlichkeit bedeutet und wie uns die Vergangenheit prägt bis in die nächsten Generationen.

Meine Meinung:
»Egal, ob es stürmt oder ganz ruhig ist, die Wellen treffen das Land immer im gleichen Rhythmus. Und wenn du Angst hast oder traurig bist, musst du mit dem Meer atmen.« Konrad

1943 sind die beiden Brüder Konrad und Sverre auf dem gleichen Handelsschiff, als dieses im Indischen Ozean auf dem Weg nach Australien von einem japanischen U-Boot torpediert wird. Während der Kapitän, zwei Steuermänner und der Funker Sverre, an Bord des U-Boots in Gefangenschaft genommen werden, richten sich die Gewehrsalben der Japaner auf die Mannschaft in den Rettungsbooten. Konrad kann reflexartig ins Wasser abtauchen und rettet vorerst sein Leben. Zurück auf einem der Rettungsboote findet er noch einen Überlebenden, mit dem er 19 Tage auf dem offenen Meer treibt bevor Fischer das Boot entdecken. Nur Konrad hat überlebt und kommt in das Krankenhaus von Java. Erst durch die aufopfernde Pflege von Sigrid, gelingt es Konrad aus seinem Schock zu erwachen. Beide verlieben sich ineinander und glauben an einen gemeinsamen Start nach dem Krieg. Doch es kommt anders, denn schon bald kommen beide getrennt voneinander in japanische Gefangenschaft.

Die Grausamkeiten und Erbarmungslosigkeiten der Japaner gegenüber er Gefangenen ist hier recht gut beschrieben. Männern und Frauen werden getrennt und in unterschiedlichen überfüllten Internierungslagern deportiert. In jedem Lager herrschen Hunger, Krankheiten und Tod. Medizinische Hilfe gibt es zwar von Ärzten und Krankenschwester aber keine helfenden Medikamente.

Eine ergreifende Geschichte von Schicksal, Hoffnung und Freundschaft.

Fazit:
Der Autorin gelingt es in ihrer Fortsetzung wieder eine fiktive Geschichte mit historischen Fakten hervorragend zu verknüpfen. Der flüssige und atmosphärische Schreibstil, konnte mich von Anfang an fesseln und mich in eine fremde Welt eintauchen lassen. Eine wunderbare Fortsetzung, der ich gerne gefolgt bin.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.03.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


ausgezeichnet

Die Autorin Judith Pinnow, erzählt in ihrem neuen Roman "Der Schacherzähler" eine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen einem neunjährigen Jungen und einem über achtzig Jahre alten Mann.

Inhalt:
Er lebt vor allem in seinen Erinnerungen, der Gegenwart kann er nicht viel abgewinnen. Als er beim Schachspielen unter seiner Kastanie von einem 9-jährigen Jungen angesprochen wird, stellt er sich nur als „Oldman“ vor und erklärt dem Kleinen, dass eh alles vor die Hunde geht. Doch Janne ist neugierig und will Schach spielen lernen. Oldman hat wenig Hoffnung, dass der Junge das lernen wird, er kann ja noch nicht mal still sitzen. Aber Janne lernt schnell, und Oldman beginnt zu reden. Erst über Schach, dann über das Leben. Und Janne hört zu und fühlt sich endlich richtig: Beim Schach und bei dem Alten. Doch eines Nachmittags sitzt Oldman nicht mehr da. Auch am nächsten und übernächsten Tag gibt es keine Spur von ihm. Janne ist voller Sorge und beginnt, ihn zu suchen …

Meine Meinung:
Geschickt lässt die Autorin, Janne, Malu; Hinnerk und Malus beste Freundin Liv abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen und dabei wird die Gefühlswelt und die Geheimnisse jeder einzelnen Figur, sehr offen dargestellt. Von Oldman wird hingegen in der dritten Person gesprochen.

Malu, ist die alleinerziehende Mutter des neunjährigen Janne, den sie ohne Partner und ohne Unterstützung ihrer Eltern, zur Welt gebracht hat und ihn wohl deshalb über alles liebt. Zum Glück hat sie als Schwangere damals in Bad Altbach von Hinnerk die Chance bekommen, in seinem Cafe zu arbeiten und gerade jetzt, steht das Cafe vor dem Aus. Hinzu kommen noch die ständigen Beschwerden aus der Schule und Malu steht Kopf!

Walter Weber lebt allein, seit seine Frau vor einigen Jahren verstorben ist. Er ist ein alter Mann, der einsam ist, der mit seiner toten Frau Zwiesprache hält und seinen Alltag in feste Rituale eingeteilt hat. Freunde hat er keine, kein Wunder so knurrig wie er sich gibt. Doch die Begegnung im Stadtpark mit dem neunjährigen Janne, dem er sich mürrisch als Oldman vorstellt, wird der Beginn eines neuen, erfüllteren Lebensabschnitts …

Die Autorin erzählt auf wundervolle Weise die Geschichte von einem kleinen Jungen, der durch einen alten Mann die Liebe zum Schach spielen entdeckt.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem flüssigen und humorvollen Schreibstil eine sehr berührende Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft und über das Leben selbst, zu erzählen. Eine wunderbare Geschichte, mit der ich viele schöne Lesestunden hatte.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.03.2024
Malnata
Salvioni, Beatrice

Malnata


ausgezeichnet

Die Autorin Beatrice Salvioni, erzählt in ihrem literarischen Debüt „Malnata“ eine Geschichte über eine junge Frau mit einem unbeugsamen Willen und einer Gesellschaft, die versucht, sie zu brechen.

Inhalt:
Unter der sengenden Sonne der Lombardei im Jahr 1935 begegnet Francesca zum ersten Mal Maddalena, die von allen im Ort nur »Malnata« genannt wird: »Die Unheilbringende«. Francesca – zu Konformität und Gehorsam erzogen – ist sofort fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind, die Augen voller Trotz. Entgegen allen Warnungen freundet sich Francesca mit Maddalena an und lernt mit der Zeit, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen. Doch in einer Gesellschaft, die keinen Platz hat für weibliches Freiheitsdenken, ist jedes falsche Wort und jede unfolgsame Tat eine Gefahr.

Meine Meinung:
Schon alleine das Cover mit dem trotzigen, ja wütenden und intensiven Blick der jungen Malnata macht neugierig auf ihre Geschichte, die in die Lombardei des Jahres 1935, in eine Welt voller gesellschaftlicher Zwänge und politischer Spannungen, führt.

Francesca, die stets zu Gehorsam erzogen wurde, ist sofort von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind und die Augen voller Trotz, fasziniert. Sie sucht so lange die Nähe und Aufmerksamkeit zu Malnata, bis diese endlich reagiert. Francesca zeigt Mut und stellt sich allen Warnungen entgegen und freundet sich mit Maddalena an. Mit der Zeit lernt sie durch Malnata, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen, sich gegen Konventionen aufzulehnen und Gewalt zu trotzen.

Die Entwicklung von Francesca, ist fesselnd zu beobachten. Während sie anfangs noch stark von ihrer Umgebung beeinflusst wird, beginnt sie zunehmend selbstständig zu denken und zu handeln. Auch Malnata scheint sich langsam zu öffnen und denkt oft über die Macht der Worte nach, so wie ihr großer Bruder Ernesto, es ihr erklärt hat.

In dieser Geschichte schildert die Autorin über die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Francesca - die Gehorsame - und Maddalena - die Unheilbringende -, die als gesellschaftliche Außenseiterin in Armut, aber dafür nach ihren eigenen Regeln lebt und über die Macht weiblicher Selbstbestimmung und die Kraft der Freundschaft.

Fazit:
Der Autorin gelingt es hervorragend die Entwicklung eines jungen Menschen voller Zweifel und Unsicherheiten zu einer mutigen und selbstständig denkenden Persönlichkeit, gegen den Widerstand eines starren und autoritätsgläubigen Umfeldes, über die Macht weiblicher Selbstbestimmung und an die Kraft der Freundschaft, emotional zu erzählen. Mit ihren Worten und Gedanken schafft sie eine Atmosphäre, die mich direkt in die Geschichte hineingezogen hat. Ein wunderbares und lesenswertes Buch.
Nach diesem gelungenen Debüt, bin ich sehr auf weitere Veröffentlichungen der Autorin, gespannt.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


ausgezeichnet

Der Autor Benjamin Koppel ist ein dänischer Jazzmusiker und Komponist, dessen Debütroman in seiner Heimat die Bestsellerlisten erobert und die Kritiker gleichermaßen begeistert hat.
Der Roman basiert auf seiner eigenen Familiengeschichte, denn die Hauptfigur Hannah ist seiner Großtante Anna Koppel ( 1921 - 2019 ) nachempfunden.

Inhalt:
Kopenhagen zwischen den Weltkriegen: Die politischen Entwicklungen der späten 1930er Jahre stehen unmittelbar bevor, doch noch ist die Wohnung der Koppelmans voller Trubel, Verwandter, Gespräche und Musik. Hannah, die jüngste der vier Geschwister, möchte eines Tages selbst Musikerin werden, wie ihre Brüder. Doch für sie, das einzige Mädchen, ist ein anderer Weg vorgesehen: Es ist an ihr, den Namen der Familie zu wahren und die Eltern nicht zu enttäuschen. Krieg, Flucht und die Trennung von ihrer großen Liebe Aksel verschlagen sie nach Paris in eine arrangierte Ehe. Weit weg von zu Hause erinnern nur die Musik und Aksels Briefe Hannah – eigentlich Anna – daran, wer sie einmal werden wollte. Kann sie die Pflichten des Lebens annehmen und ihre eigenen Träume trotzdem festhalten?

Meine Meinung:
Das edel gestaltete Cover sowie der Klappentext und die Gestaltung des Buches haben mir ausgesprochen gut gefallen, ja mich richtig neugierig auf die bewegende und tiefgründige Lebensgeschichte der Hanna Koppelmann (alias Anna) gemacht.

Die politischen Entwicklungen der späten 30er-Jahre stehen unmittelbar bevor, während die einzige Tochter Hannah, noch mit ihren Eltern Bruche und Yitzhak und ihren vier Brüdern in Kopenhagen lebt.
Hannahs Vater arbeitet von früh bis spät in seiner Schneiderwerkstatt, um seiner Familie ein angemessenes Leben zu ermöglichen, doch seine vier Söhne führen das väterliche Erbe nicht weiter. Alle vier Söhne sind sehr musikalisch und werden sogar erfolgreiche Musiker. Letztendlich können sich die Eltern mit dem Berufswunsch der Söhne arrangieren, doch dass sie ausgerechnet Frauen heiraten die nicht der jüdischen Gemeinschaft angehören, trifft vor allem die Mutter sehr.

Doch nun richten sich alle Hoffnungen der Eltern auf Hannah, sie darf ihre Familie nicht enttäuschen, sie muss das jüdische Erbe weitertragen Dabei hat sie sich doch gerade leidenschaftlich in Aksel verliebt, obwohl sie wie es die Tradition vorsieht bereits dem jüdischen François aus Paris, versprochen wurde. Hannah ringt mit sich und da sie ihre Mutter nicht auch noch enttäuschen möchte, stimmt sie der Heirat zu und verlässt Aksel. Hannas Leben verläuft allerdings nicht sehr glücklich mit François. Ihre wahre Liebe in ihrem ganzen Leben, gehörte immer nur Aksel.

Während Hannahs heilende Kraft der Musik gehörte:

„ Musik war eine unerschöpfliche Quelle des glücklichseins ….Das Instrument hörte ihre geheimsten Gedanken, verstand ihre Gefühle und all die anderen Dinge, die sie kaum in Worte fassen oder mit anderen teilen konnte.“

Fazit:
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, detailliert und mit leisen Tönen die Lebensgeschichte seiner Großtante, die zwischen Pflicht und Tradition ihrer jüdischen Familie gegenüber stand, zu erzählen.
Ein lesenswerter Roman, der mich von Anfang an, fesseln konnte.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


sehr gut

Die Autorin Simone Meier, erzählt in ihrem neuen Roman „Die Entflammten“ die Geschichte der Kunsthistorikerin Gina, die sich in die Recherche rund um Jo van Gogh-Bonger stürzt, der es gelang, Vincent van Gogh berühmt zu machen.

Inhalt:
Frankreich und Holland um 1900. Die junge Jo van Gogh-Bonger verliert ihren geliebten Mann Theo an die Syphilis. Kurz zuvor hat sich Theos Bruder Vincent van Gogh erschossen. Jo bleibt nichts als ein Baby und Hunderte Bilder des noch unbekannten Malers. Sie beschließt, Vincent weltberühmt zu machen, und setzt damit eine gigantische Erfolgsstory in Gang. Über hundert Jahre später stößt die Kunsthistorikerin Gina auf Jos Geschichte. Und Jo nimmt sie mit in eine Welt voller Menschen, die besessen sind: von der Liebe, der Kunst und von Visionen. Ginas Vater ist Schriftsteller und versucht seit zwanzig Jahren erfolglos, sein zweites Buch zu schreiben. An seiner Seite wird Ginas Faszination für Jo selbst zu einem rauschhaften Roman über eine kurze, aber folgenreiche Liebe. Und über zwei Familiengeschichten im Zeichen der Kunst.

Meine Meinung:
Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin abwechselnd aus dem Leben der Kunsthistorikerin Gina und von Jo van Gogh-Bonger, der es gelang, Vincent van Gogh berühmt zu machen.

Theo van Gogh ist der Bruder des Malers Vincent van Gogh und lernt Johanna Bongers durch ihren Bruder, kennen. Theo ist von Johanna angetan und macht ihr gleich einen Heiratsantrag, denn diese jedoch ablehnt. Es soll einige Jahre dauern bis Johanna nach einer enttäuschten Liebe sich zu Theo, bekennt. Es wird die große Liebe, die dann viel zu früh durch Theos Tod, endet. Vincent van Gogh hat sich kurz vor Theos Tod erschossen und Jo bleiben nur ein Kind und hunderte von Bildern. Als Witwe verschreibt sie sich ganz den Gemälden ihres Schwagers und will mit seiner Kunst, Vincent weltberühmt machen.

Nach über hundert Jahre stößt die Kunsthistorikerin Gina auf Jos Geschichte und ist begeistert von deren Leben, das geprägt ist von der Liebe, der Kunst und von Visionen. In ihren Recherchen über die junge Witwe und bei dem Versuch, ein gutes Buch darüber zu schreiben, verschwimmen die beiden Frauengestalten, halten Zwiesprache miteinander und bewerten gegenseitig ihr Leben. Die junge Gina war als Kind schon von Vincent van Goghs Geschichte fasziniert und widmet sich dem Schreiben. Ginas Vater, der Schriftsteller ist und seit zwanzig Jahren erfolglos versucht ein zweites Buch zu schreiben, hilft seiner Tochter, als diese mit sich hadert.

Fazit:
Die Leichtigkeit dieser Geschichte und der flüssige Schreibstil der Autorin haben mir hervorragend gefallen. Auch wenn die Handlung fiktiv ist und viele Protagonisten aus der Feder der Autorin stammen, könnte es sich so oder so ähnlich damals zugetragen haben. Der historische Hintergrund fügt sich mühelos in diese fiktive Handlung ein und vermittelt ein angenehmes Gefühl dieser beiden Erzählstränge zu folgen. Geschickt erzählt die Autorin zwei Familiengeschichten im Zeichen der Kunst und der Liebe.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.02.2024
Die Halbwertszeit von Glück
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück


ausgezeichnet

Die Autorin Louise Pelt, verknüpft in ihrem Romandebüt „Die Halbwertszeit von Glück“ die Geschichten über drei starke Frauen und von deren unbezwingbarer Sehnsucht nach Glück.

Inhalt:
Kann Glück mehr als nur ein Augenblick sein?

Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiß, wer man ist?

DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu groß ist?

Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen - und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?

Ergreifend und kunstvoll verknüpft Louise Pelt die Geschichten dieser drei starken Frauen miteinander und erzählt mit kraftvoller, klarer Sprache von ihrer unbezwingbaren Sehnsucht nach Glück

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt mit einer Leichtigkeit, auf drei unterschiedlichen und nebeneinander herlaufenden Handlungssträngen, die Geschichte von Mylènes, Johanna und Holly. Der ständige Perspektivwechsel bringt eine tolle und angenehme Lebendigkeit in die Geschichte.

Auf den ersten Blick scheinen Mylènes, Johanna und Holly in keinerlei Hinsicht in Verbindung zu stehen, denn jede lebt in einer anderen Zeit und in einem anderen Land.
Paris 2019: Mylène ist 32 Jahre alt als sie die Nachricht über eine Erbschaft in Amsterdam erhält, die ihr bisheriges Leben total auf den Kopf stellt ...
DDR 1987: Nach einem schweren Schicksalsschlag lebt die 50jährige Johanna alleine in einer Hütte, im Grenzgebiet nahe zur BRD bis sie im Wald ein verletztes 17jähriges Mädchen findet und nach kurzem Zögern, der Schwangeren hilft. Selbst bei ihren Fluchtplänen unterstützt Johanna das Mädchen und dann kommt alles anders als erwartet …
Los Angeles 2003: Holly scheint trotz ihrer Schuldgefühle, hier so ganz und gar nicht in die Geschichte zu passen aber dem ist nicht so …

Der Spannungsaufbau der drei Handlungsstränge bewegt sich elegant mit Andeutungen und Geheimnissen nebeneinander her und verknüpft sich geschickt am Ende zu einer Einheit, die die Verbindung der drei unterschiedlichen Frauen erklärt.

Sicher hätte ich sogar gerne noch mehr über die einzelnen Frauen und deren Gefühlswelt gelesen, aber insgesamt fand ich das Buch unglaublich gut, es hatte Raum für eigene Vorstellungen und Phantasie. Ich konnte die Emotionen der Figuren nachvollziehen und das Ende konnte mich mit einigen Überraschungen hervorragend abholen.

Fazit:
Der Autorin ist mit ihrem flüssigen und schwungvollen Schreibstil, eine spannungsgeladene Geschichte gelungen, die mich von der ersten Zeile an fesseln konnte. Nach diesem Debüt, bin ich schon sehr gespannt auf die nächste Veröffentlichung der Autorin!
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Die Autorin Julja Linhof, erzählt in ihrem Debüt-Roman „Krummes Holz“, die fiktive Geschichte einer Familie, in der es keine Liebe und Zuneigung sondern eine Kultur des Schweigens und der Härte gab.

Meine Meinung:
Das Cover hatte mir direkt gefallen und der Klappentext versprach eine bewegende Familiengeschichte, die sich aber letztendlich aus einer Kultur des Schweigens und der Härte, herausstellt. Liebe und Zuneigung sind den Familienmitgliedern fremd und so schleppt jeder seine Verletzungen, mit sich herum!

Die Geschichte wird von dem Ich-Erzähler Jirka, der nach fünf Jahren auf dem heruntergewirtschafteten Gutshof eintrifft, erzählt. Keiner scheint überhaupt mit seinem Kommen gerechnet zu haben, denn keiner wartet auf ihn. Die Einzige, die er findet ist seine demente Großmutter Agnes, die sich recht merkwürdig verhält und Jirka sprachlos macht. Nach und nach trifft er auf Leander und letztendlich auf seine Schwester Malene, die ihm die kalte Schulter zeigt.

Jirka schweift mit seinen Erzählungen immer wieder ab in seine Erinnerungen aus der Kindheit und springt von einem Extrem in das andere. Phasenweise fällt es schwer ihm zu folgen, da er oft nur Andeutungen macht und keinen Gedanken bzw. Erinnerung, zu Ende führt. Es fällt schwer, Jirka gedanklich zu folgen und seine Verletzungen zu verstehen. Durch diese Art der Erzählung, fehlt die Spannung an der ganzen Geschichte.

Zum Ende kommt etwas Bewegung in die Geschichte, die Jirka, Malene und Leander trotz ihrer alten Verletzungen doch noch für immer zusammenschweißen wird ...

Fazit:
Die Autorin hat einen Schreibstil, der viel zu konstruiert und extrem gewollt, daherkommt. Es hat lange gedauert, bis ich diesen Formulierungen und Wendungen folgen konnte und trotzdem kam die ganze Atmosphäre für mich eher düster daher. Die Geschichte konnte mich nicht wirklich erreichen!
Von mir 3 von 5 Sternen!