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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2025
Taylor, Austin

Das Gefühl von Unendlichkeit


gut

Die Autorin Austin Taylor, geboren 1999 in Maine, USA, hat Chemie und Englisch an der Harvard University studiert. Ihr Debütroman „Das Gefühl von Unendlichkeit“ erzählt die Geschichte von Zoe und Jack – zwei außergewöhnlich begabte junge Menschen, deren Begegnung an der Harvard-Universität einem Urknall gleicht.

Zoe kommt aus einem gutbürgerlichen Haushalt, in dem die Physik eine zentrale Rolle spielt und sie sich gerne an wissenschaftlichen Diskussionen beteiligt hat, während Jack sich allein hochgearbeitet hat. Zoe und Jack führen tagsüber einen spielerischen Wettkampf um die Anerkennung ihrer Professoren, aber nachts diskutieren sie in tiefgehenden Gesprächen über ihre Ideen und Träume. Schnell entwickeln sie Gefühle füreinander.
Als sie eine Entdeckung machen, die nicht nur die Welt der Chemie, sondern auch das ganze Land in Aufruhr versetzt und sie erste Erfolge erzielen, gründen sie ein Startup, damit eventuelle Patente nicht an die Uni übergehen. Sie suchen sich immer wieder neue Investoren und Zoe wird die Geschäftsführerin, das Gesicht der Firma und Jack der wissenschaftliche Leiter des Labors. An dem Tag, an dem sie eigentlich das College abgeschlossen hätten, haben sie bereits eigene Mitarbeiter, entwickeln ein Medikament gegen die Alterung des Menschen und jonglieren mit Millionen. Doch dann werden erste Gerüchte laut, dass Jacks Testreihen nicht stimmen. Zoe kann und will das nicht glauben, denn sie vertraut ihm, obwohl sie schon lange nicht mehr in die Forschung involviert ist.
Der steigende Druck stellt jedoch ihre Liebe auf eine harte Probe.

Die Autorin bringt ihre Fachkenntnisse in Chemie hier stark zum Ausdruck und mit ihren wissenschaftlichen Fachdialogen und Laborszenen, kostet es schon einige Mühe, durchzuhalten. Das Thema des Buches ist recht interessant, wäre die Handlung, stellenweise nicht so in die Länge gezogen worden. Erst die überraschende Wendung im letzten Drittel der Geschichte, konnte mich mit diesem Debüt, versöhnen.

Fazit: „Das Gefühl von Unendlichkeit“ hat ein interessantes Thema, aber ein Vorteil wäre es schon, mehr Kenntnisse in Chemie, zu haben. Auch die detaillierten Einblicke, auf den unterschiedlichen Zeitebenen, empfand ich streckenweise viel zu umfangreich und eher verwirrend. Die Tragik der Geschichte ist emotional bei mir leider nicht rübergekommen und konnte mich nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 26.06.2025
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Der Roman „Stromlinien“ von Rebekka Frank erzählt eine Familiengeschichte über Lebensentscheidungen, die uns auseinandertreiben oder für immer miteinander verbinden können.

Die Zwillinge Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause und leben bei ihrer schweigsamen Großmutter Ehmi, denn ihre Mutter Alea ist in Haft auf der Gefängnisinsel Hahnöfersand. Seit ihrem fünften Lebensjahr dürfen die Zwillinge ihre Mutter regelmäßig besuchen. Seit dem sind nun zwölf Jahre vergangen und ihre Mutter Alea wird aus der Haft entlassen. Enna und Jale zählen bis dahin, die Tage, die Stunden und auch die Minuten. Dann kommt der Tag um Alea abzuholen und Jale ist nicht da, sie ist schon in der Nacht aus dem Haus gegangen. Ennas Suche nach Jale bleiben erfolglos und so macht sie sich alleine auf den Weg um ihre Mutter abzuholen, doch auch hier wartet sie vergebens. Enna versteht die Welt nicht mehr und entschlossen durchkämmt sie auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.

Die 17jährige Enna ist fest entschlossen das beharrliche Schweigen ihrer Großmutter Ehmi, zu brechen, denn sie möchte endlich wissen, weshalb ihre Mutter 38 Jahre im Gefängnis war. Erst als Enna bei ihren Nachforschungen auf Geheimnisse stößt und ihre Großmutter damit konfrontiert, beginnt Ehmi von der dramatischen Geschichte, die in der Vergangenheit liegt und an deren Folgen von einem schweren Unglück, zu erzählen.

Auf drei Zeitebenen zwischen 1923 und 2023 spannt die Autorin geschickt einen Bogen der Familiengeschichte und verwebt Fakten mit Fiktion, gekonnt miteinander.
In der Gegenwart ist Enna, die Entschlossene, die endlich die Wahrheit wissen möchte und schließlich kommen die Details über das Leben ihrer Großmutter und ihrer Mutter aus der Vergangenheit ans Licht.

Das Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion runden den Roman hervorragend ab.

Fazit:
Von Anfang an konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen Schreibstils, sondern weil es der Autorin gelingt, ihren fiktiven Charakteren Leben einzuhauchen und durch die bildhaften Naturbeschreibungen, die für eine schöne Atmosphäre sorgen. Durch den Spannungsbogen der geschickt Fakten und Fiktion aufbaut und miteinander verwebt, fühlte ich mich regelrecht auf einer Achterbahn der Gefühle und wollte das Buch kaum aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.06.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


ausgezeichnet

"Unsere Suche nach Zärtlichkeit" von Martin Ehrenhauser ist ein wunderschöner Liebesroman, ohne jeglichen Kitsch, der sich leise entwickelt und eine tiefe Liebe zwischen zwei Menschen, deren Leben unterschiedlicher nicht hätte sein können, zueinander finden.

Inhalt:
Nachts lauscht Dumont den Stimmen einsamer Menschen. Er ist ehrenamtlicher Telefonseelsorger, bis der Anruf einer Frau ihn tief berührt, und er um eine Auszeit bittet. Von Brüssel aus macht er sich auf den Weg in das südfranzösische Antibes, um der Spur der Unbekannten zu folgen. Dumont ahnt nicht, dass die Reise an die Côte d’Azur seinen Maßstab für Richtig und Falsch bald schmerzhaft in Frage stellt. Eine Geschichte über das Unmaß der Liebe.

Sébastien Dumont, lebt seit seiner Scheidung sehr zurückgezogen alleine in seinem Elternhaus, in dem es ein Uhrengeschäft gibt, welches er still und leise weiterführt. Nicht ausgelastet von dieser Tätigkeit kann er nachts nicht schlafen und um diese Zeit sinnlos zu verbringen, ist er ehrenamtlicher Telefonseelsorger. Nur scheint es, dass er sich die Anrufe zu sehr zu Herzen nimmt und besonders den Anruf einer Frau, die ihn tief berührt.

Dumont macht sich auf die Reise nach Antibes, nur was hofft er zu finden?

Im südfranzösischen Antibes begegnet Sébastien, der einsamen Florence, die alleine unterwegs ist und einem Gespräch nicht abgeneigt zu sein scheint. Gefühlvoll und sehr authentisch versucht Florence, Sébastien für sich zu gewinnen, denn sie ist auf der Suche nach Zärtlichkeit. Sébastien geht es genauso und bald genießen sie innige liebevolle Stunden, bis zu der Nacht, als er ihr Geheimnis entdeckt …

Sébastien reist tief verletzt und verstört ab, aber die Sehnsucht bleibt, bis Florence die Fäden in die Hand nimmt.

Fazit:
Der Autor versteht es geschickt, sein Herz und seine Seele direkt und ungefiltert aufs Papier fließen zu lassen, denen ich mich nur schwer entziehen konnte. Manchmal erschien es mir fast etwas kontrovers, denn der Autor macht die einfachsten Dinge zu etwas Besonderem und schreibt mit einer gefühlten Leichtigkeit, feinfühlig und berührend. Mich konnte diese Liebesgeschichte berühren.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.06.2025
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

In seinem Debüt „Der Jung aus dem Meer“, erzählt der irische Autor Garrett Carr eine irische Familiengeschichte, die in dem kleinen irischen Fischerdorf Donegal spielt.

In der kleinen Gemeinde Donegal an der Westküste Irlands leben die Menschen vom Fischfang, bearbeiten den Fang in den Fabriken und sind abhängig von ihren Schiffen, den Wetterbedingungen und den Fangquoten. Ihr Alltag ist geprägt von schwerer Arbeit und vielen Entbehrungen.

Als 1973 ein Baby in einem Fass an den Strand gespült wird, ist das schon etwas Besonderes. Die Dorfgemeinschaft kümmert sich liebevoll um den kleinen Findling. Jede Familie ist bereit, den Jungen einen Tag zu versorgen. Obwohl Ambrose bereits einen Sohn hat, ist es Liebe auf den ersten Blick, als er den Jungen sieht. Gemeinsam mit seiner Frau Christine adoptieren sie den Jungen, der fortan den Namen Brendan Bonnar trägt.

Brendans, einfühlsame und mitfühlende Art schätzen die Menschen, doch das Rätsel um seine Herkunft steht immer im Raum. Brendan, wird von der Dorfgemeinschaft als etwas Besonderes wahrgenommen, denn er hat eine Art an sich, mit der er die Menschen für sich einnimmt. Dabei ist Brendan ein ganz normaler Junge, der von seinen Adoptiveltern liebevoll angenommen wird außer von seinem Stiefbruder Declan, gegen den er sich stets behaupten muss. Das Verhältnis zwischen den Brüdern bleibt distanziert. Dafür nimmt die gesamte Dorfgemeinschaft Anteil an der Entwicklung des Jungen.

Erzählt wird in der "Wir"-Perspektive und gemeint ist damit die gesamte Dorfgemeinschaft, das versinnbildlicht den starken Zusammenhalt der Menschen. Der Autor verknüpft mit der Geschichte des Jungen den Zusammenhalt einer Familie und eines ganzen Dorfes und lässt uns den Wandel der Zeit über zwanzig Jahre miterleben.

Mit seinem besonderen Schreibstil und seiner ruhigen Handlung, ist dem Autor ein wunderbares Debüt, voller Atmosphäre und unverhoffter Wendungen, gelungen. Obwohl ich am Anfang, eine etwas andere Vorstellung von der Geschichte hatte, hat sie mir sehr gut gefallen.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.06.2025
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


sehr gut

In "Die Hummerfrauen" erzählt die Autorin Beatrix Gerstberger, einen unterhaltsamen Roman über Liebe, den rauen Alltag der Hummerfischerinnen in einer eingeschworenen Gemeinschaft eines kleinen Fischerortes, in dem nur überleben kann wer zupackt wenn es nötig ist, auch wenn man sich die Aufgabe nicht ausgesucht hat.

Bis 1982 verbringt Mina unbeschwerte Sommerurlaube mit ihrer Familie auf einer kleinen Insel in Maine. Mina streifte mit dem Fischerjungen Sam durch die Gegend, während ihre beiden älteren Brüder Christopher und Jack die Insel auf ihre Art, erkunden. Zwischen Minas und Christophers Eltern scheint die Welt auch nicht mehr heil zu sein, denn ihr Vater geht meistens früh aus dem Haus und ihre Mutter greift zum Alkohol. Irgendwie scheinen sich in diesem Sommer die Ereignisse zu überschlagen, denn nach diesem Urlaub, hatte sich etwas verändert.

Mina kehrt im Jahr 2000 kurz nach dem Unfalltod ihres Bruders auf die kleine Insel in Maine zurück. Sie wird von der alten Hummerfischerin der 72-jährigen Ann aufgenommen, die seit der Trennung von ihrer Lebensgefährtin allein in einem großen Haus am Wasser lebt und nur ein seltener blauer Hummer namens Mr. Darcy ihr Gesellschaft leistet. Das Hummerfischen lernt Mina von Julie, die nach einem Unfall nicht mehr in ihrem Beruf arbeiten konnte und ebenfalls in Stone Harbor einen Neuanfang wagte. Während Ann die Ruhe selbst ist, scheint Julie ein rechter Wirbelwind zu sein, die nie um eine Antwort verlegen ist.

Als Mina ihren alten "Sommerfreund" Sam trifft und erfährt, dass sein Bruder Jack, der beste Freund ihres Bruders, bei ihrem letzten Urlaub im Jahr 1982 ertrunken ist, wandern Minas Gedanken in die Vergangenheit. Die Geschichte bewegt sich anwechselnd zwischen zwei Zeitebenen und in Mina erwacht ein Verdacht.
Ich finde es richtig schade, dass die Autorin Minas Verdacht nicht folgt und damit der Geschichte eine interessante und spannende Wendung, verloren geht.

Zwischen Mina und Sam, ist die tiefe Verbindung aus Kindheitstagen vom ersten Moment an wieder spürbar und sie verlieben sich leidenschaftlich ineinander. Aber auch Sam kämpft mit seiner Vergangenheit, denn auch seine Familie war nach jenem schicksalhaften Sommer nicht mehr die, die sie einmal war.
Hat ihre Liebe eine Zukunft …

Interessant fand ich die bildhafte Beschreibungen der Insel und die harte Arbeit der Hummerfrauen sowie deren Zusammenhalt. Die Autorin beschreibt ihre Charaktere lebendig und erzählt mit einem flüssigen Schreibstil, der mir sehr gut gefallen hat. Mit dieser Geschichte hatte ich viele schöne Lesestunden und empfehle diesen Unterhaltungsroman gerne weiter.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 19.06.2025
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


ausgezeichnet

In ihrem Romandebüt “Eine Welt nur für uns” beleuchtet die Autorin Claire Deya, die schwierige Zeit direkt nach dem Zweiten Weltkrieg in der südfranzösischen Küstenstadt Hyères, in der ein Teil wahrer Begebenheiten ihres eigenen Großvaters beziehungsweise ihrer Familie, verflochten sind.

Hyères an der Côte d’Azur, 1945: Im Mittelpunkt steht der Arzt Vincent, der aus deutscher Kriegsgefangenschaft geflohen ist. Nach seiner Heimkehr nach Frankreich, ist er fest entschlossen, nach seiner verschwundenen Liebe Ariane zu suchen, die seit zwei Jahren verschollen ist und zuletzt bei den deutschen Besatzern gesehen wurde. Seine Spurensuche führt ihn zu einer gefährlichen Gruppe von Minenräumern, die die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges an den Stränden der Côte d’Azur beseitigen. Unter ihnen: Die ehemaligen deutschen Besatzer, nun Internierte. Besonders einer, Lukas, scheint mehr zu wissen, als er zunächst preisgibt und Vincent versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen. Während die Bedrohung durch die Minen allgegenwärtig ist, wird Vincents Suche nach Ariane immer verwegener und komplizierter. Wird er seine große Liebe Ariane finden …

Auf der Heimreise nach Frankreich begegnet Vincent im Bus Saskia, die als einzige in ihrer Familie den Holocaust überlebt hat. Saskia ist verängstigt und muss bald feststellen, dass ihr Haus von einer fremden Familie bewohnt wird. Das was ihr bleibt, ist die vergrabene Kiste ihrer Mutter im Garten. Durch Zufall kommt ihr Vincent zu Hilfe, als sie die Kiste ausgraben will und sie dabei fast von den Bewohnern, erwischt wird. Vincent nimmt sie kurzentschlossen bei sich zu Hause auf und bietet ihr seine Unterstützung an. Saskia taut langsam auf und versucht ihre Rechte geltend zu machen doch der Weg scheint endlos zu sein …

Die Autorin erzählt mit ihrem flüssigen und einfühlsamen Schreibstil, eine atmosphärische Geschichte von der unmittelbaren Nachkriegszeit, von einer leidenschaftlichen Liebe, von Vergeben, Vergessen und Versöhnung. Die Charaktere, allen voran die Hauptprotagonisten und auch die Handlungsorte, konnte ich mir bildhaft gut vorstellen.
Im Nachwort weist die Autorin noch einmal auf die gut recherchierten historischen Ereignisse, die mit wahren Begebenheiten ihrer eigenen Familie verflochten sind hin und rundet aus meiner Sicht damit die Geschichte, hervorragend ab. Das Debüt der Autorin, konnte mich von Beginn an fesseln und berühren.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.06.2025
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


sehr gut

In ihrem neuen Roman “Am Meer ist es schön” erzählt die Autorin Barbara Leciejewskis die berührende Geschichte von Susanne, die als Kind zur Kur in ein Kinderkurheim nach St. Peter-Ording verschickt wird – ein Aufenthalt, der ihr Leben nachhaltig prägt.

Kurz vor der Einschulung wird Susanne vom Amtsarzt untersucht, der sie zu schmächtig findet und sie nach zwei Jahren noch einmal ansehen will. Die lispelnde und immer noch schmächtige Susanne, wird kurz entschlossen vom Amtsarzt zur Kur geschickt, denn schließlich übernimmt die Krankenkasse ja die Kosten. Sechs Wochen an der Nordsee zur Kinderkur, soll für Susanne zur schönsten Zeit ihres Lebens werden, das erhoffen und versprechen ihre Eltern. Die achtjährige Susanne landet im Jahr 1969 schließlich im Haus "Morgentau" in Sankt Peter-Ording an der Nordsee und der Alptraum ihres Lebens nimmt seinen Lauf.

Im Haus „Morgentau“ werden als erstes die Koffer der Kinder verwahrt und als Susanne selbst noch ihre Puppe abgeben muss, ahnt sie langsam, dass sie alle den „Tanten“ ausgeliefert sind. Wer den Teller nicht leer isst, die Regeln bricht oder sich anderweitig aufsässig zeigt, wird von den „Tanten“ hart bestraft. Kein Hilferuf dringt zu den Eltern durch, denn die Briefe der Kinder werden kontrolliert und müssen so lange nachgebessert werden, bis die „Tanten“ zufrieden sind. Es galt die Devise, den Willen der Kinder zu brechen und sich gehorsam unterzuordnen. Nur allein der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter den Kindern, hilft ihnen diese schrecklichen Grausamkeiten zu ertragen.

Als im Jahr 2018 Susannes dementkranke Mutter Luise im Sterben liegt und sich in einem wachen Moment bei ihr entschuldigt, ist ihr sorfort klar, dass ihre Mutter ihr endlich glaubt, was damals in „Morgentau“ passiert ist. Susanne beschließt, sich endlich dem Trauma ihrer Kindheit zu stellen, denn da gab es noch diesen einen Vorfall, der sie die ganzen vergangenen Jahrzehnte in ihren Alpträumen verfolgt hat …

Geschickt erzählt die Autorin auf zwei Zeitebenen Susannes Geschichte und verknüpft zum Ende, welche Ereignisse Jahrzehntelang hinter dem Trauma gelauert haben.

Fazit:
Ein wunderschönes Cover und ein toller Titel, hinter denen aber letztendlich traurige Kinderschicksale stecken, die die Autorin berührend erzählt hat. Für mich war dieses Thema „Leid der Verschickungskinder“ bisher weitgehend unbekannt und konnte mich mit dieser Geschichte, zur eigenen Recherche, aufrütteln.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung

Bewertung vom 29.05.2025
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Die Autorin Clare Leslie Hall erzählt in ihrem Roman "Wie Risse in der Erde" eine packende und geheimnisvolle Geschichte über eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung, die am Ende mit einem spannenden Todesfall, einem Prozess und einer Verurteilung verknüpft ist.

Die Geschichte wird abwechselnd auf zwei Zeitebenen aus der Perspektive von Beth in kurzen und geheimnisvollen Kapiteln aufgebaut während dazwischen immer wieder kurze und knappe Kapitel über einen Prozess protokollartig, einfließen. Auf eine angenehme und stilvolle Weise wird eine tolle Spannung aufgebaut, die einfach fesselt, weiter zu lesen.

Im Jahr 1955 verliebt sich die 17jährige Beth in den schönen und klugen Gabriel, der aus einem reichen Haus stammt. Beths Vater freut sich für seine Tochter während Gabriels Mutter versucht, Beth in ihre Schranken zu weisen. Am Ende jenes leidenschaftlichen Sommers zerbricht unverhofft das Glück der beiden.
Im Jahr 1968 ist Beth glücklich verheiratet mit ihrem Mann Frank. Er hat sie bereits in der Schule angehimmelt und Beth nach der Trennung von Gabriel aufgefangen. Gemeinsam mit ihm, dessen Bruder Jimmy und deren Vater David, lebt sie auf einer Schaffarm abseits des kleinen Ortes Hamston in Dorset. Ihr Leben hat sich in eine völlig andere Richtung entwickelt, als sie es sich als Siebzehnjährige erträumt hat. Sie und Frank kümmern sich aufopferungsvoll um Land und Tiere und genießen ihre noch immer große Liebe.

Als Gabriel mit seinem Sohn Leo nach Meadowland, dem Herrenhaus seiner Eltern, zurückkehrt, kommen bei Beth Erinnerungen hoch und sie merkt, dass ihre Wunden nie wirklich verheilt sind. Beth hat ihren Sohn verloren, der so alt war wie Leo jetzt und ihre Gefühle brechen wie ein Sturm auf sie ein. Sie trifft eine schwierige Entscheidung, die verheerende Folgen für alle hat, die ihr am Herzen liegen. Ein Unglück passiert und wer die Schuld daran hat, bleibt bis zum Ende ein großes Geheimnis.

Erst zum Ende offenbaren sich die tatsächlichen Zusammenhänge und das ganze Ausmaß der tragischen Wahrheit, die ich vorher so nicht mal erahnt habe.

Fazit:
Die Autorin rollt emotional die Beziehungen der einzelnen Charaktere untereinander und miteinander Stück für Stück auf, und offenbart eine Realität, die mich total überrascht hat. Und der Erzählstil mit seinen vielen Ereignissen und unerwarteten Wendungen, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ein wunderbares Buch, mit dem ich viele schöne und intensive Lesestunden hatte.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.05.2025
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1


sehr gut

Die Autorin Beate Maly erzählt in ihrem ersten Band einer Dilogie „Die Trümmerschule – Zeit der Hoffnung“, die Geschichte einer mutigen jungen Frau, angelehnt an die Lebensgeschichte der realen Stella Klein-Löw (1904-1986), die im Wien der Nachkriegszeit für ein besseres Morgen kämpft.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hält die jüdische Lehrerin Stella nichts mehr auf, in ihre zerstörte Heimat Wien zurückzukehren. In London versuchen ihre Freunde sie noch zu überreden zu bleiben, doch wie soll Stella ihnen ihre Sehnsucht nach ihrem geliebten Wien, erklären! Sie hat einfach nur Heimweh …

Wien 1946: Stella ist erschüttert, nach ihrer 8jährigen Flucht aus London, in ihre zerstörte Heimat Wien, zu kommen und zu sehen. Der einzige Lichtblick zwischen den Trümmern, ist ihre Freundin Feli, die sie vom Bahnhof abholt und bei der Stella wohnen wird. Zum Glück findet Stella schnell eine Anstellung am Lindengymnasium, doch mit ihrer fortschrittlichen Art zu unterrichten eckt sie bei ihren Kollegen und den Eltern der Kinder, an. So manche Hürde gilt es für Stella zu bewältigen. Besonders das Wohl der Kinder liegt ihr am Herzen, denn es fehlt an allem was Kinder so brauchen, Essen, Kleidung, Zuwendung und Liebe. Schnell schließen ihre Schüler sie in ihr Herz, denn Stella versteht es auch, die Kinder vor den strengen Maßregelungen ihrer Kollegen zu verteidigen und oft zu schützen.

Zwischendurch wird Stella immer wieder von ihren eigenen Erinnerungen eingeholt und vergießt so manche Tränen, doch als ihr ein Mann begegnet, der neue Hoffnung in ihr weckt, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Wird sie den Mut für eine neue Liebe finden …

Wie wird es in der Fortsetzung für Stella, weitergehen?

Fazit:
Von der Autorin habe ich schon einige Bücher gelesen und finde ihr Talent, historische Fakten mit fiktiven oder realen Handlungen auf eine leichte Art zu vermitteln, ausgesprochen angenehm aber in dieser Geschichte fehlte mir auf beiden Seiten etwas mehr Tiefe. Ansonsten ist die Geschichte flüssig erzählt und lässt die Seiten nur so dahinfliegen.
Von mir 4 Sterne

Bewertung vom 13.05.2025
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

In seinem aufwühlenden und spannenden Debüt „Coast Road“ erzählt der Autor Alan Murrin, von den gesellschaftlichen Einschränkungen, die Frauenleben in Irland vor gerade einmal dreißig Jahren bestimmten – kurz bevor Scheidung in einem Referendum mit knapper Mehrheit legalisiert wurde – und beleuchtet dabei subtil, was Frauen überall auf der Welt auch heute noch davon abhält, ihre Partner zu verlassen.

Das Cover mit der aufgerissenen Tapete, gewährt einen Blick hinter die Fassade des irischen Küstenstädtchens Ardglas, einem kleinen Ort Mitte der 90er Jahre.

Im Herbst 1994 kehrt Colette Crowley, Dichterin, Bohemienne, die Frau, die ihre Familie verlassen hat, um in Dublin ihr Glück zu finden zurück nach Ardglas und wohnt in einem kleinen Cottage an der Coast Road. Es hat Colette schon einige Mühe gekostet, Dolores davon zu überzeugen, ihr das Cottage zu vermieten. Das Dolores‘ Mann Donal ein notorischer Fremdgänger ist, der trotz Frau und wachsender Kinderschar ein Auge auf Colette geworfen hat, konnte sie vorher nicht ahnen.

Colette ist noch verheiratet aber ihr Mann zahlt ihr keinen Unterhalt und untersagt ihr den Kontakt zu ihren Kindern. Die meisten Menschen in Ardglas meiden sie und gehen ihr aus dem Weg. Colette gründet einen Workshop für Schreiben, denn das kann sie und ein bisschen Geld verdienen, hat sie bitter nötig. Hier lernt sie Izzy Keaveney, Hausfrau und Mutter, in einer unglaublichen Ehe mit einem Lokalpolitiker, der sich ausgerechnet für die Legalisierung der Scheidung im Land einsetzt, näher kennen. Mit Izzys Unterstützung gelingt es Colette, sich mit ihrem Sohn Carl, heimlich zu treffen. Zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen entsteht eine freundschaftliche Bindung, die ihre Leben in ungeahnte Bahnen lenkt.

Dann kommt es zu einem tragischen Vorfall, der die Schicksale der drei Frauen, geschickt miteinander verbindet …

Fazit:
Zum Teil konnte ich Colettes Verhalten nicht ganz nachvollziehen, dafür aber ihre Wut und ihre Hoffnungslosigkeit.
Sprachlich und inhaltlich ist dieser Roman ein ganz besonderes Werk, dem ich sehr gern meine Zeit geschenkt habe.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!