
© Christian Faustus
Melanie Raabe
Melanie Raabe wurde 1981 in Jena geboren. Nach dem Studium arbeitete sie tagsüber als Journalistin - und schrieb nachts heimlich Bücher. 2015 erschien DIE FALLE, 2016 folgte DIE WAHRHEIT, 2018 dann DER SCHATTEN. Ihre Romane werden in über 20 Ländern veröffentlicht, mehrere Verfilmungen sind in Arbeit. Melanie Raabe betreibt zudem gemeinsam mit der Künstlerin Laura Kampf einen erfolgreichen wöchentlichen Podcast rund um das Thema Kreativität, "Raabe & Kampf". Melanie Raabe lebt und arbeitet in Köln.
Melanie Raabe: Die Wälder
Skelette, Vampire und Zombiehorden sind auf den Straßen unterwegs. Kein Wunder. Es ist Halloween, und in Feierlaune scheinen die Menschen unbekümmert mit dem Tod und finsteren Mächten zu flirten. Doch die junge Ärztin Nina hat gerade das ganz reale, alltägliche Grauen hinter sich: eine extra Schicht in der Notaufnahme ihres Krankenhauses. Nur noch ein paar Minuten die anonyme Großstadt ertragen, in deren U-Bahnen und Straßenschluchten sich die Menschen noch offensichtlicher maskieren als sonst - dann könnte sie es sich zuhause mit Süßkartoffelpommes…mehr
Skelette, Vampire und Zombiehorden sind auf den Straßen unterwegs. Kein Wunder. Es ist Halloween, und in Feierlaune scheinen die Menschen unbekümmert mit dem Tod und finsteren Mächten zu flirten. Doch die junge Ärztin Nina hat gerade das ganz reale, alltägliche Grauen hinter sich: eine extra Schicht in der Notaufnahme ihres Krankenhauses. Nur noch ein paar Minuten die anonyme Großstadt ertragen, in deren U-Bahnen und Straßenschluchten sich die Menschen noch offensichtlicher maskieren als sonst - dann könnte sie es sich zuhause mit Süßkartoffelpommes…mehr
Melanie Raabe: Die Wälder
Skelette, Vampire und Zombiehorden sind auf den Straßen unterwegs. Kein Wunder. Es ist Halloween, und in Feierlaune scheinen die Menschen unbekümmert mit dem Tod und finsteren Mächten zu flirten. Doch die junge Ärztin Nina hat gerade das ganz reale, alltägliche Grauen hinter sich: eine extra Schicht in der Notaufnahme ihres Krankenhauses. Nur noch ein paar Minuten die anonyme Großstadt ertragen, in deren U-Bahnen und Straßenschluchten sich die Menschen noch offensichtlicher maskieren als sonst - dann könnte sie es sich zuhause mit Süßkartoffelpommes und Bill Murray bequem machen, ihrem kleinen Hund, den sie nach einem der Hauptdarsteller der legendären Gruselkomödie "Ghostbusters" genannt hat. Aber dann kommt ein Anruf, der Ninas Leben abrupt auf den Kopf stellt. Tim, ihr bester Freund seit Kindertagen, ist ums Leben gekommen. Es war ein Unfall, so heißt es. Eine bisher noch nicht abgehörte Mailboxnachricht, die der weitgereiste Starfotograf seiner besten Freundin kurz zuvor hinterlassen hatte, spricht allerdings eine andere Sprache. Tim war in das Dorf ihrer Jugend zurückgekehrt und neuen Hinweisen auf seine Schwester Gloria gefolgt, die vor vielen Jahren spurlos in den endlosen Wäldern ihrer Heimat verschwunden war. Nun glaubte er, Glorias Mörder enttarnen zu können und bittet Nina, seine Arbeit zu vollenden, falls ihm etwas zustoßen sollte.
Erst vor eineinhalb Jahren hatte die Thrillerautorin Melanie Raabe in "Der Schatten" eine Journalistin portraitiert, die auf der Flucht vor traumatischen Erinnerungen versucht, in Wien ein neues Leben zu beginnen. Nun lässt sie eine aus der Provinz in die Großstadt geflohene Ärztin in das Dorf ihrer Jugend zurückkehren, um sich mit traumatischen Ereignissen aus ihrer Kindheit zu konfrontieren. In erster Linie geht es um einen unheimlichen Dorfbewohner namens Wolff, den Tim wohl dringend verdächtigte, Gloria einst getötet zu haben. Andererseits war Tim immer schon jemand, der zwischen seine Fantasien und der Wirklichkeit nicht verlässlich unterscheiden konnte. Als Kind war er beispielsweise zum Gespött des Dorfes geworden, als er behauptete, im Wald einem lebendigen Tiger begegnet zu sein. Sein späterer Hang zu Drogen hatte es selbst Nina zunehmend schwergemacht, den Worten ihres Freundes zu vertrauen. Ihre Reise in die Vergangenheit wird so nicht zuletzt auch zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen Erinnerungen, die sich eben oftmals als trügerisch erweisen können - so trügerisch wie die vermeintliche dörfliche Idylle, in der man sich untereinander kennt und auch ein Stück weit kontrolliert, wo aber trotzdem die schrecklichsten Dinge geschehen und dann kollektiv verdrängt werden können.
Um Tims letzten Willen zu erfüllen, wärmt Nina alte Bekanntschaften auf. Und so manche vermeintliche Gewissheit, die Nina aus der Ferne gehegt und gepflegt hat, erweist sich bei näherer Betrachtung als unbegründet. Der mittlerweile als Polizist arbeitende David, ein früher gern belächelter Kumpel aus Kindheitstagen, entschließt sich unvermutet, Nina unter der Hand bei ihrer Suche zu helfen. Rita, die Mutter von Tim und Gloria, erweist sich hingegen als das Gegenteil jener fürsorglich bemühten Frau, als die Nina sie immer gesehen hatte. In einer Parallelhandlung auf "Zeitzeugenebene" beschreibt Melanie Raabe die Geschehnisse rund um den Dorfjungen Peter, der als Letzter Glorias Schreien in den Wäldern gehört hatte. So mischen sich im Laufe der Zeit märchenhafte, unheimliche Töne in Ninas und Davids streng rational gesteuerte Nachforschungen. Ausgehend von einem letzten Freundschaftsdienst entfaltet sich der Roman "Die Wälder" zu einem vielschichtigen Thriller um Trauerarbeit - das ist ebenso berührend wie fesselnd.
Skelette, Vampire und Zombiehorden sind auf den Straßen unterwegs. Kein Wunder. Es ist Halloween, und in Feierlaune scheinen die Menschen unbekümmert mit dem Tod und finsteren Mächten zu flirten. Doch die junge Ärztin Nina hat gerade das ganz reale, alltägliche Grauen hinter sich: eine extra Schicht in der Notaufnahme ihres Krankenhauses. Nur noch ein paar Minuten die anonyme Großstadt ertragen, in deren U-Bahnen und Straßenschluchten sich die Menschen noch offensichtlicher maskieren als sonst - dann könnte sie es sich zuhause mit Süßkartoffelpommes und Bill Murray bequem machen, ihrem kleinen Hund, den sie nach einem der Hauptdarsteller der legendären Gruselkomödie "Ghostbusters" genannt hat. Aber dann kommt ein Anruf, der Ninas Leben abrupt auf den Kopf stellt. Tim, ihr bester Freund seit Kindertagen, ist ums Leben gekommen. Es war ein Unfall, so heißt es. Eine bisher noch nicht abgehörte Mailboxnachricht, die der weitgereiste Starfotograf seiner besten Freundin kurz zuvor hinterlassen hatte, spricht allerdings eine andere Sprache. Tim war in das Dorf ihrer Jugend zurückgekehrt und neuen Hinweisen auf seine Schwester Gloria gefolgt, die vor vielen Jahren spurlos in den endlosen Wäldern ihrer Heimat verschwunden war. Nun glaubte er, Glorias Mörder enttarnen zu können und bittet Nina, seine Arbeit zu vollenden, falls ihm etwas zustoßen sollte.
Erst vor eineinhalb Jahren hatte die Thrillerautorin Melanie Raabe in "Der Schatten" eine Journalistin portraitiert, die auf der Flucht vor traumatischen Erinnerungen versucht, in Wien ein neues Leben zu beginnen. Nun lässt sie eine aus der Provinz in die Großstadt geflohene Ärztin in das Dorf ihrer Jugend zurückkehren, um sich mit traumatischen Ereignissen aus ihrer Kindheit zu konfrontieren. In erster Linie geht es um einen unheimlichen Dorfbewohner namens Wolff, den Tim wohl dringend verdächtigte, Gloria einst getötet zu haben. Andererseits war Tim immer schon jemand, der zwischen seine Fantasien und der Wirklichkeit nicht verlässlich unterscheiden konnte. Als Kind war er beispielsweise zum Gespött des Dorfes geworden, als er behauptete, im Wald einem lebendigen Tiger begegnet zu sein. Sein späterer Hang zu Drogen hatte es selbst Nina zunehmend schwergemacht, den Worten ihres Freundes zu vertrauen. Ihre Reise in die Vergangenheit wird so nicht zuletzt auch zu einer Auseinandersetzung mit den eigenen Erinnerungen, die sich eben oftmals als trügerisch erweisen können - so trügerisch wie die vermeintliche dörfliche Idylle, in der man sich untereinander kennt und auch ein Stück weit kontrolliert, wo aber trotzdem die schrecklichsten Dinge geschehen und dann kollektiv verdrängt werden können.
Um Tims letzten Willen zu erfüllen, wärmt Nina alte Bekanntschaften auf. Und so manche vermeintliche Gewissheit, die Nina aus der Ferne gehegt und gepflegt hat, erweist sich bei näherer Betrachtung als unbegründet. Der mittlerweile als Polizist arbeitende David, ein früher gern belächelter Kumpel aus Kindheitstagen, entschließt sich unvermutet, Nina unter der Hand bei ihrer Suche zu helfen. Rita, die Mutter von Tim und Gloria, erweist sich hingegen als das Gegenteil jener fürsorglich bemühten Frau, als die Nina sie immer gesehen hatte. In einer Parallelhandlung auf "Zeitzeugenebene" beschreibt Melanie Raabe die Geschehnisse rund um den Dorfjungen Peter, der als Letzter Glorias Schreien in den Wäldern gehört hatte. So mischen sich im Laufe der Zeit märchenhafte, unheimliche Töne in Ninas und Davids streng rational gesteuerte Nachforschungen. Ausgehend von einem letzten Freundschaftsdienst entfaltet sich der Roman "Die Wälder" zu einem vielschichtigen Thriller um Trauerarbeit - das ist ebenso berührend wie fesselnd.
Interview mit Melanie Raabe zu "Die Wälder"
In unserem letzten Interview zu "Der Schatten" haben Sie angedeutet, dass Sie in New York auf die Idee zu Ihrem neuen Buch gekommen sind. Wie viel hat "Die Wälder" nun noch mit dem Großstadtdschungel zu tun?
Melanie Raabe: Tatsächlich gar nichts! Das ist ein bisschen kurios: Ich war in der für meine Begriffe aufregendsten Stadt der Welt - und habe dort entschieden, dass mein nächster Roman in einem winzigen Dorf und im Wald spielen soll.
Ihre Geschichte beginnt an Halloween. Welche Beziehung haben Sie als…mehr
In unserem letzten Interview zu "Der Schatten" haben Sie angedeutet, dass Sie in New York auf die Idee zu Ihrem neuen Buch gekommen sind. Wie viel hat "Die Wälder" nun noch mit dem Großstadtdschungel zu tun?
Melanie Raabe: Tatsächlich gar nichts! Das ist ein bisschen kurios: Ich war in der für meine Begriffe aufregendsten Stadt der Welt - und habe dort entschieden, dass mein nächster Roman in einem winzigen Dorf und im Wald spielen soll.
Ihre Geschichte beginnt an Halloween. Welche Beziehung haben Sie als…mehr
Interview mit Melanie Raabe zu "Die Wälder"
In unserem letzten Interview zu "Der Schatten" haben Sie angedeutet, dass Sie in New York auf die Idee zu Ihrem neuen Buch gekommen sind. Wie viel hat "Die Wälder" nun noch mit dem Großstadtdschungel zu tun?
Melanie Raabe: Tatsächlich gar nichts! Das ist ein bisschen kurios: Ich war in der für meine Begriffe aufregendsten Stadt der Welt - und habe dort entschieden, dass mein nächster Roman in einem winzigen Dorf und im Wald spielen soll.
Ihre Geschichte beginnt an Halloween. Welche Beziehung haben Sie als Wahlkölnerin zu diesem Tag oder auch zum Karneval?
Melanie Raabe: Mit Karneval habe ich tatsächlich wenig am Hut, aber ich mochte es schon immer, mich zu verkleiden. Als Teenager habe ich Theater gespielt und festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, einen Abend lang in die Haut einer anderen zu schlüpfen. Halloween mag ich besonders, weil ich den unheimlichen Touch liebe, den es hat. Hexen, Vampire - all so etwas faszinierte mich schon als Kind.
Ihre Protagonistin Nina verschlägt es in das Dorf ihrer Kindheit. Sie sind 1981 in Jena geboren. Inwiefern fühlen Sie sich noch mit den Orten Ihrer Jugend verbunden?
Melanie Raabe: Die Orte unserer Kindheit prägen uns. Das ist sicher bei jeder und jedem so. Ich fühle mich den Orten, die ich hinter mir gelassen habe, vor allem durch die Menschen verbunden, die noch dort leben und die ich immer mal wieder besuche.
Ihre Protagonistin Nina ist Ärztin und war die beste Freundin eines international erfolgreichen Fotografen. Was fasziniert Sie an diesen beiden Berufswelten?
Melanie Raabe: Zum einen: Beides sind Berufe, die ich bewundere - und die ich niemals ausüben könnte. Ich bin eine grauenhafte Fotografin und hätte niemals Ärztin werden können. Dafür fehlen mir schon allein die Nerven. Ein Teil von mir hat sich allerdings immer gewünscht, einen Job machen zu können, in dem man Menschen wirklich helfen kann. Und da fällt mir immer zu allererst eben dieser ein: Ärztin!
Sie sind offizielle Botschafterin der Stiftung Lesen. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Funktion gemacht?
Melanie Raabe: Als Lesebotschafterin versuche ich mich für die Leseförderung einzusetzen. Das heißt auch, dass ich selbst beispielsweise an Schulen gehe, vorlese und versuche, Kinder und Jugendliche für Bücher zu interessieren. Das ist oft schön, manchmal aber auch ernüchternd. Die Studien besagen: Ein großer Teil der Kids in Deutschland hält Lesen für Zeitverschwendung. Ich hoffe natürlich, dass dennoch auch in Jahrzehnten noch eine große Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen - oder der Menschen überhaupt - viel und gerne lesen wird. Ich hoffe, dass wir den Abwärtstrend umkehren können! Und das ist vielleicht gar nicht so naiv, wie es klingt. Mehr und mehr Menschen sind erschöpft von den Reizen und der Informationsflut des Internets. Bücher bieten den idealen Gegenpol.
In Ihrem Interview-Blog "Biographilia" stellen Sie nichtprominenten Menschen so ungewöhnliche Fragen wie: "Wem würdest du mit einer leeren Bierflasche gerne mal eins über die Rübe geben?" Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Melanie Raabe: Ich neige nicht zu Gewalt. Aber allen Nazis da draußen würde ich zumindest im metaphorischen Sinne gerne mal eins über die Rübe geben.
Können Sie auch schon verraten, wie Sie auf die Idee zu Ihrem nächsten Buch gekommen sind?
Melanie Raabe: Mein nächstes Buch wird ein Sachbuch über Kreativität. Mit meiner Freundin Laura Kampf betreibe ich einen wöchentlichen Podcast zu eben diesem Thema, "Raabe & Kampf". Da lag es nahe, auch mal ein Buch dazu zu machen.
Interview: Literaturtest, 2020
In unserem letzten Interview zu "Der Schatten" haben Sie angedeutet, dass Sie in New York auf die Idee zu Ihrem neuen Buch gekommen sind. Wie viel hat "Die Wälder" nun noch mit dem Großstadtdschungel zu tun?
Melanie Raabe: Tatsächlich gar nichts! Das ist ein bisschen kurios: Ich war in der für meine Begriffe aufregendsten Stadt der Welt - und habe dort entschieden, dass mein nächster Roman in einem winzigen Dorf und im Wald spielen soll.
Ihre Geschichte beginnt an Halloween. Welche Beziehung haben Sie als Wahlkölnerin zu diesem Tag oder auch zum Karneval?
Melanie Raabe: Mit Karneval habe ich tatsächlich wenig am Hut, aber ich mochte es schon immer, mich zu verkleiden. Als Teenager habe ich Theater gespielt und festgestellt, wie viel Spaß es mir macht, einen Abend lang in die Haut einer anderen zu schlüpfen. Halloween mag ich besonders, weil ich den unheimlichen Touch liebe, den es hat. Hexen, Vampire - all so etwas faszinierte mich schon als Kind.
Ihre Protagonistin Nina verschlägt es in das Dorf ihrer Kindheit. Sie sind 1981 in Jena geboren. Inwiefern fühlen Sie sich noch mit den Orten Ihrer Jugend verbunden?
Melanie Raabe: Die Orte unserer Kindheit prägen uns. Das ist sicher bei jeder und jedem so. Ich fühle mich den Orten, die ich hinter mir gelassen habe, vor allem durch die Menschen verbunden, die noch dort leben und die ich immer mal wieder besuche.
Ihre Protagonistin Nina ist Ärztin und war die beste Freundin eines international erfolgreichen Fotografen. Was fasziniert Sie an diesen beiden Berufswelten?
Melanie Raabe: Zum einen: Beides sind Berufe, die ich bewundere - und die ich niemals ausüben könnte. Ich bin eine grauenhafte Fotografin und hätte niemals Ärztin werden können. Dafür fehlen mir schon allein die Nerven. Ein Teil von mir hat sich allerdings immer gewünscht, einen Job machen zu können, in dem man Menschen wirklich helfen kann. Und da fällt mir immer zu allererst eben dieser ein: Ärztin!
Sie sind offizielle Botschafterin der Stiftung Lesen. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Funktion gemacht?
Melanie Raabe: Als Lesebotschafterin versuche ich mich für die Leseförderung einzusetzen. Das heißt auch, dass ich selbst beispielsweise an Schulen gehe, vorlese und versuche, Kinder und Jugendliche für Bücher zu interessieren. Das ist oft schön, manchmal aber auch ernüchternd. Die Studien besagen: Ein großer Teil der Kids in Deutschland hält Lesen für Zeitverschwendung. Ich hoffe natürlich, dass dennoch auch in Jahrzehnten noch eine große Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen - oder der Menschen überhaupt - viel und gerne lesen wird. Ich hoffe, dass wir den Abwärtstrend umkehren können! Und das ist vielleicht gar nicht so naiv, wie es klingt. Mehr und mehr Menschen sind erschöpft von den Reizen und der Informationsflut des Internets. Bücher bieten den idealen Gegenpol.
In Ihrem Interview-Blog "Biographilia" stellen Sie nichtprominenten Menschen so ungewöhnliche Fragen wie: "Wem würdest du mit einer leeren Bierflasche gerne mal eins über die Rübe geben?" Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Melanie Raabe: Ich neige nicht zu Gewalt. Aber allen Nazis da draußen würde ich zumindest im metaphorischen Sinne gerne mal eins über die Rübe geben.
Können Sie auch schon verraten, wie Sie auf die Idee zu Ihrem nächsten Buch gekommen sind?
Melanie Raabe: Mein nächstes Buch wird ein Sachbuch über Kreativität. Mit meiner Freundin Laura Kampf betreibe ich einen wöchentlichen Podcast zu eben diesem Thema, "Raabe & Kampf". Da lag es nahe, auch mal ein Buch dazu zu machen.
Interview: Literaturtest, 2020
Melanie Raabe "Der Schatten"
In Wien, der Stadt des Walzers, wird Norah Richter zu einem Tanz mit dem Tod aufgefordert. Die aufstrebende Journalistin ist erst vor wenigen Tagen hierher gezogen. Nach einem traumatischen Erlebnis hatte sie es in Berlin nicht mehr ausgehalten. Das Angebot, in der österreichischen Hauptstadt als Redakteurin eines großen Magazins anzufangen, kam ihr gerade recht. Norah brach mit ihrem nicht besonders zuverlässigen Freund und war bereit, komplett neu anfangen. Im Gepäck hatte sie kaum mehr als Erinnerungen, den Laptop und das Smartphone für ihre…mehr
In Wien, der Stadt des Walzers, wird Norah Richter zu einem Tanz mit dem Tod aufgefordert. Die aufstrebende Journalistin ist erst vor wenigen Tagen hierher gezogen. Nach einem traumatischen Erlebnis hatte sie es in Berlin nicht mehr ausgehalten. Das Angebot, in der österreichischen Hauptstadt als Redakteurin eines großen Magazins anzufangen, kam ihr gerade recht. Norah brach mit ihrem nicht besonders zuverlässigen Freund und war bereit, komplett neu anfangen. Im Gepäck hatte sie kaum mehr als Erinnerungen, den Laptop und das Smartphone für ihre…mehr
Melanie Raabe "Der Schatten"
In Wien, der Stadt des Walzers, wird Norah Richter zu einem Tanz mit dem Tod aufgefordert. Die aufstrebende Journalistin ist erst vor wenigen Tagen hierher gezogen. Nach einem traumatischen Erlebnis hatte sie es in Berlin nicht mehr ausgehalten. Das Angebot, in der österreichischen Hauptstadt als Redakteurin eines großen Magazins anzufangen, kam ihr gerade recht. Norah brach mit ihrem nicht besonders zuverlässigen Freund und war bereit, komplett neu anfangen. Im Gepäck hatte sie kaum mehr als Erinnerungen, den Laptop und das Smartphone für ihre Arbeit und als fortwährende Verbindung zur Außenwelt. Aber dann begegnet ihr mitten auf der Straße eine Obdachlose, die ihr eine Prophezeiung zuraunt: An einem ganz bestimmten Tag wird sie einen Mann namens Arthur Grimm töten.
Bald verwandelt sich Norahs Leben einmal mehr in eine Hölle. Schleichend zunächst, denn sie kennt keinen Arthur Grimm und hält es auch für möglich, dass die Nachwirkungen ihres einst exzessiven Drogenkonsums ihr einen Streich spielen, ihre Wahrnehmung manipulieren. Als sie schließlich einem Arthur Grimm gegenübersteht, kann sie sich beim besten Willen nicht erinnern, ihm zuvor schon einmal begegnet zu sein. Trotzdem gibt es da dieses Gefühl, dass sie etwas mit ihm verbindet. Könnte er etwas damit zu tun haben, dass sich Norah immer wieder beobachtet und verfolgt fühlt, wie von einem Schatten? Selbst wenn sie sich in ihre Wohnung vor den Fernseher zurückzieht, fühlt sie sich von den aktuellen Nachrichten über einen Terroranschlag ähnlich heimgesucht wie von den Erinnerungen an Terror, dem sie selbst bereits begegnet ist. Da wäre zum Beispiel jener narzisstische Kunstprofessor, der Studentinnen immer wieder zu seinen "Musen" erkor, um sie dann zu demütigen, zu misshandeln. Oder auch ein ähnlich veranlagter, früherer Kommilitone, den sie einmal auf einer Party wiedertraf. Von seiner neuen Partnerin gefragt, woher man sich kenne, hatte Norah nur geantwortet: "Ach, dein Freund hat mal eine Freundin von mir vergewaltigt."
Melanie Raabe hat für ihren dritten Roman eine komplexe Figur erschaffen. Diese Norah Richter treibt ein unbestechlicher Sinn für Gerechtigkeit an, dabei neigt sie zur Melancholie und Eigenbrötelei. Über mehrere Internetplattformen lässt sie die ganze Welt an ihrem Leben teilhaben. Wer ihr aber unmittelbar nahekäme, würde auf ihrem ganzen Körper nochmal ganz andere Spuren der Vergangenheit finden. Sie hat sich eine Art Lebenslauf tätowieren lassen, getrennt nach den guten und den schlechten Zeiten. Ihr Beruf zwingt Norah vor allem dazu, vorauszuschauen, neugierig auf das Leben zu sein, doch sie trägt permanent mit sich herum, was eigentlich hinter ihr liegt. Mit professioneller Distanz beginnt die Journalistin in eigener Sache zu recherchieren. Nicht nur versucht sie, das Rätsel dieses Arthur Grimms zu lösen - sondern sie muss sich fragen, was sie tatsächlich dazu treiben könnte, einen Menschen zu töten. Diese Entdeckungsreisedurch Norahs Innenwelten führt gleichzeitig durch das strahlend schöne, aber auch immer wieder düster morbide Wien. Dabei entfaltet sich eine ungewöhnliche Spannung, eine Beschreibung der Welt, die Elemente von Reportage, Märchen und Psychothriller vereint.
In Wien, der Stadt des Walzers, wird Norah Richter zu einem Tanz mit dem Tod aufgefordert. Die aufstrebende Journalistin ist erst vor wenigen Tagen hierher gezogen. Nach einem traumatischen Erlebnis hatte sie es in Berlin nicht mehr ausgehalten. Das Angebot, in der österreichischen Hauptstadt als Redakteurin eines großen Magazins anzufangen, kam ihr gerade recht. Norah brach mit ihrem nicht besonders zuverlässigen Freund und war bereit, komplett neu anfangen. Im Gepäck hatte sie kaum mehr als Erinnerungen, den Laptop und das Smartphone für ihre Arbeit und als fortwährende Verbindung zur Außenwelt. Aber dann begegnet ihr mitten auf der Straße eine Obdachlose, die ihr eine Prophezeiung zuraunt: An einem ganz bestimmten Tag wird sie einen Mann namens Arthur Grimm töten.
Bald verwandelt sich Norahs Leben einmal mehr in eine Hölle. Schleichend zunächst, denn sie kennt keinen Arthur Grimm und hält es auch für möglich, dass die Nachwirkungen ihres einst exzessiven Drogenkonsums ihr einen Streich spielen, ihre Wahrnehmung manipulieren. Als sie schließlich einem Arthur Grimm gegenübersteht, kann sie sich beim besten Willen nicht erinnern, ihm zuvor schon einmal begegnet zu sein. Trotzdem gibt es da dieses Gefühl, dass sie etwas mit ihm verbindet. Könnte er etwas damit zu tun haben, dass sich Norah immer wieder beobachtet und verfolgt fühlt, wie von einem Schatten? Selbst wenn sie sich in ihre Wohnung vor den Fernseher zurückzieht, fühlt sie sich von den aktuellen Nachrichten über einen Terroranschlag ähnlich heimgesucht wie von den Erinnerungen an Terror, dem sie selbst bereits begegnet ist. Da wäre zum Beispiel jener narzisstische Kunstprofessor, der Studentinnen immer wieder zu seinen "Musen" erkor, um sie dann zu demütigen, zu misshandeln. Oder auch ein ähnlich veranlagter, früherer Kommilitone, den sie einmal auf einer Party wiedertraf. Von seiner neuen Partnerin gefragt, woher man sich kenne, hatte Norah nur geantwortet: "Ach, dein Freund hat mal eine Freundin von mir vergewaltigt."
Melanie Raabe hat für ihren dritten Roman eine komplexe Figur erschaffen. Diese Norah Richter treibt ein unbestechlicher Sinn für Gerechtigkeit an, dabei neigt sie zur Melancholie und Eigenbrötelei. Über mehrere Internetplattformen lässt sie die ganze Welt an ihrem Leben teilhaben. Wer ihr aber unmittelbar nahekäme, würde auf ihrem ganzen Körper nochmal ganz andere Spuren der Vergangenheit finden. Sie hat sich eine Art Lebenslauf tätowieren lassen, getrennt nach den guten und den schlechten Zeiten. Ihr Beruf zwingt Norah vor allem dazu, vorauszuschauen, neugierig auf das Leben zu sein, doch sie trägt permanent mit sich herum, was eigentlich hinter ihr liegt. Mit professioneller Distanz beginnt die Journalistin in eigener Sache zu recherchieren. Nicht nur versucht sie, das Rätsel dieses Arthur Grimms zu lösen - sondern sie muss sich fragen, was sie tatsächlich dazu treiben könnte, einen Menschen zu töten. Diese Entdeckungsreisedurch Norahs Innenwelten führt gleichzeitig durch das strahlend schöne, aber auch immer wieder düster morbide Wien. Dabei entfaltet sich eine ungewöhnliche Spannung, eine Beschreibung der Welt, die Elemente von Reportage, Märchen und Psychothriller vereint.
Interview mit Melanie Raabe zu "Der Schatten"
In "Der Schatten" geht es zunächst um einen Umzug von Berlin nach Wien. Wie haben diese beiden Städte Ihr Buch geprägt?
Melanie Raabe: Berlin ist eine Stadt, die ich sehr gut kenne, in der viele meiner engsten Freunde wohnen. Berlin ist mir sehr vertraut. Wien hingegen war mir eher fremd, bis ich angefangen habe, häufiger hinzufahren, um für meinen Roman zu recherchieren. Wien ist ganz anders als Berlin, und dementsprechend fühlt sich meine Hauptfigur dort nach ihrem Umzug zunächst verloren. Gleichzeitig ist Wien…mehr
In "Der Schatten" geht es zunächst um einen Umzug von Berlin nach Wien. Wie haben diese beiden Städte Ihr Buch geprägt?
Melanie Raabe: Berlin ist eine Stadt, die ich sehr gut kenne, in der viele meiner engsten Freunde wohnen. Berlin ist mir sehr vertraut. Wien hingegen war mir eher fremd, bis ich angefangen habe, häufiger hinzufahren, um für meinen Roman zu recherchieren. Wien ist ganz anders als Berlin, und dementsprechend fühlt sich meine Hauptfigur dort nach ihrem Umzug zunächst verloren. Gleichzeitig ist Wien…mehr
Interview mit Melanie Raabe zu "Der Schatten"
In "Der Schatten" geht es zunächst um einen Umzug von Berlin nach Wien. Wie haben diese beiden Städte Ihr Buch geprägt?
Melanie Raabe: Berlin ist eine Stadt, die ich sehr gut kenne, in der viele meiner engsten Freunde wohnen. Berlin ist mir sehr vertraut. Wien hingegen war mir eher fremd, bis ich angefangen habe, häufiger hinzufahren, um für meinen Roman zu recherchieren. Wien ist ganz anders als Berlin, und dementsprechend fühlt sich meine Hauptfigur dort nach ihrem Umzug zunächst verloren. Gleichzeitig ist Wien eine sehr schöne und inspirierende Stadt. Ihr Flair hat mir dabei geholfen, die richtige Atmosphäre für den Roman zu kreieren.
Ihre Protagonistin Norah arbeitet als Journalistin. Was fasziniert Sie an dieser Figur?
Melanie Raabe: Norah ist eine ausgesprochen widersprüchliche Figur. Sie ist Journalistin, hat dementsprechend viel mit anderen Menschen zu tun, aber sie liebt es auch sehr, ihre Ruhe zu haben. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und hilft anderen gerne, gleitet manchmal aber auch schnell in düstere Gedanken ab. Norah ist stark und gleichzeitig verletzlich, sie ist ein sehr ernster Mensch, der sich vieles zu Herzen nimmt - und gleichzeitig Humor hat. Sie hat viele verschiedene Facetten. Das mag ich.
Kann eine Suche nach der Wahrheit auch zur Falle werden? Wann ist es Zeit, aus den Schatten der Vergangenheit herauszutreten, und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren?
Melanie Raabe: Ich denke, dass die Suche nach der Wahrheit schnell zu einer ungesunden Obsession werden kann. Wann man die Vergangenheit ruhen lässt und sich entscheidet, ganz im Hier und Jetzt zu leben, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Ich persönlich glaube jedenfalls, dass wir immer dann am glücklichsten sind, wenn wir uns auf die Gegenwart konzentrieren. Denn nur die können wir beeinflussen.
Ein Mann namens Arthur Grimm taucht zunächst wie eine geheimnisvolle Märchenfigur in Ihrem Buch auf. Was für eine Beziehung haben Sie zu den Märchen der Brüder Grimm?
Melanie Raabe: Ich liebe Märchen - insbesondere die der Brüder Grimm. Schon in meinem zweiten Roman, "Die Wahrheit", gab es viele Anspielungen darauf und märchenhaft anmutende Momente, und auch in "Der Schatten" gibt es kleine Referenzen. Als ich noch ein sehr kleines Mädchen war, gehörten die Märchen der Brüder Grimm zu den ersten Texten, die mir vorgelesen wurden. Sie haben sich tief in mein Hirn eingebrannt und werden mich immer faszinieren.
Die sozialen Medien wie Instagram und Twitter nutzt Norah nicht nur professionell. Sie scheinen ihr bisweilen auch private Stabilität und Sicherheit zu geben. Wie wichtig sind Ihnen diese Medien, auch für den Kontakt zu Ihrer Leserschaft?
Melanie Raabe: Ich bin gerne auf Facebook, Instagram und Twitter unterwegs, um mich dort mit Leserinnen und Lesern, aber auch mit meinen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Allerdings versuche ich sehr darauf zu achten, nicht zu viel Zeit online zu verbringen. Mein Job ist es, Bücher zu schreiben. Dafür muss ich raus ins "richtige" Leben, Eindrücke sammeln. Um dann - konzentriert und möglichst mit gekappter Internetverbindung - zurück an den Schreibtisch gehen zu können.
Norah verrät in "Der Schatten" auch einige Tricks, um ein gutes Interviews zu führen. Welche Frage würden Sie sich selbst gerne am Ende dieses Interviews stellen? Und was wäre die Antwort?
Melanie Raabe: Frage: Melanie, du schreibst Bücher, das wissen wir inzwischen. Gibt es denn noch irgendein verborgenes Talent, das du hast - und von dem fast niemand weiß?
Antwort: Ich bin froh, dass du fragst, Melanie! Denn ich kann zwar weder singen noch malen, ich bin unsportlich, ich kann schlecht Kopfrechnen, und ich bin eine miserable Tänzerin. Aber kann ich - wie die meisten Menschen, die gerne essen -ziemlich gut kochen! Meine vegetarische Lasagne ist legendär!
Eine letzte Frage: Auf Ihrem Blog Melanieraabe.de haben Sie im Juni ein Bild der berühmten "Love"-Skulptur in Ihrer Lieblingsstadt New York City gepostet. Ist das ein Hinweis auf die Themen und Orte Ihres nächsten Romans?
Melanie Raabe: Die "Love"-Skulptur ist eher ein kleiner Kommentar zum Zeitgeist. Hate Speech und alles, was sie so mit sich bringt, sind ganz wichtige Themen. Ich finde, wir sollten alle wieder lernen, friedlich, respekt- und vielleicht sogar liebevoll miteinander umzugehen. Und was New York betrifft: Tatsächlich hatte ich dort die Idee für mein nächstes Buch. Ob es aber auch in New York spielen wird, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall ist die Stadt wahnsinnig inspirierend!
Interview: Literaturtest, 2018
In "Der Schatten" geht es zunächst um einen Umzug von Berlin nach Wien. Wie haben diese beiden Städte Ihr Buch geprägt?
Melanie Raabe: Berlin ist eine Stadt, die ich sehr gut kenne, in der viele meiner engsten Freunde wohnen. Berlin ist mir sehr vertraut. Wien hingegen war mir eher fremd, bis ich angefangen habe, häufiger hinzufahren, um für meinen Roman zu recherchieren. Wien ist ganz anders als Berlin, und dementsprechend fühlt sich meine Hauptfigur dort nach ihrem Umzug zunächst verloren. Gleichzeitig ist Wien eine sehr schöne und inspirierende Stadt. Ihr Flair hat mir dabei geholfen, die richtige Atmosphäre für den Roman zu kreieren.
Ihre Protagonistin Norah arbeitet als Journalistin. Was fasziniert Sie an dieser Figur?
Melanie Raabe: Norah ist eine ausgesprochen widersprüchliche Figur. Sie ist Journalistin, hat dementsprechend viel mit anderen Menschen zu tun, aber sie liebt es auch sehr, ihre Ruhe zu haben. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und hilft anderen gerne, gleitet manchmal aber auch schnell in düstere Gedanken ab. Norah ist stark und gleichzeitig verletzlich, sie ist ein sehr ernster Mensch, der sich vieles zu Herzen nimmt - und gleichzeitig Humor hat. Sie hat viele verschiedene Facetten. Das mag ich.
Kann eine Suche nach der Wahrheit auch zur Falle werden? Wann ist es Zeit, aus den Schatten der Vergangenheit herauszutreten, und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren?
Melanie Raabe: Ich denke, dass die Suche nach der Wahrheit schnell zu einer ungesunden Obsession werden kann. Wann man die Vergangenheit ruhen lässt und sich entscheidet, ganz im Hier und Jetzt zu leben, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Ich persönlich glaube jedenfalls, dass wir immer dann am glücklichsten sind, wenn wir uns auf die Gegenwart konzentrieren. Denn nur die können wir beeinflussen.
Ein Mann namens Arthur Grimm taucht zunächst wie eine geheimnisvolle Märchenfigur in Ihrem Buch auf. Was für eine Beziehung haben Sie zu den Märchen der Brüder Grimm?
Melanie Raabe: Ich liebe Märchen - insbesondere die der Brüder Grimm. Schon in meinem zweiten Roman, "Die Wahrheit", gab es viele Anspielungen darauf und märchenhaft anmutende Momente, und auch in "Der Schatten" gibt es kleine Referenzen. Als ich noch ein sehr kleines Mädchen war, gehörten die Märchen der Brüder Grimm zu den ersten Texten, die mir vorgelesen wurden. Sie haben sich tief in mein Hirn eingebrannt und werden mich immer faszinieren.
Die sozialen Medien wie Instagram und Twitter nutzt Norah nicht nur professionell. Sie scheinen ihr bisweilen auch private Stabilität und Sicherheit zu geben. Wie wichtig sind Ihnen diese Medien, auch für den Kontakt zu Ihrer Leserschaft?
Melanie Raabe: Ich bin gerne auf Facebook, Instagram und Twitter unterwegs, um mich dort mit Leserinnen und Lesern, aber auch mit meinen Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Allerdings versuche ich sehr darauf zu achten, nicht zu viel Zeit online zu verbringen. Mein Job ist es, Bücher zu schreiben. Dafür muss ich raus ins "richtige" Leben, Eindrücke sammeln. Um dann - konzentriert und möglichst mit gekappter Internetverbindung - zurück an den Schreibtisch gehen zu können.
Norah verrät in "Der Schatten" auch einige Tricks, um ein gutes Interviews zu führen. Welche Frage würden Sie sich selbst gerne am Ende dieses Interviews stellen? Und was wäre die Antwort?
Melanie Raabe: Frage: Melanie, du schreibst Bücher, das wissen wir inzwischen. Gibt es denn noch irgendein verborgenes Talent, das du hast - und von dem fast niemand weiß?
Antwort: Ich bin froh, dass du fragst, Melanie! Denn ich kann zwar weder singen noch malen, ich bin unsportlich, ich kann schlecht Kopfrechnen, und ich bin eine miserable Tänzerin. Aber kann ich - wie die meisten Menschen, die gerne essen -ziemlich gut kochen! Meine vegetarische Lasagne ist legendär!
Eine letzte Frage: Auf Ihrem Blog Melanieraabe.de haben Sie im Juni ein Bild der berühmten "Love"-Skulptur in Ihrer Lieblingsstadt New York City gepostet. Ist das ein Hinweis auf die Themen und Orte Ihres nächsten Romans?
Melanie Raabe: Die "Love"-Skulptur ist eher ein kleiner Kommentar zum Zeitgeist. Hate Speech und alles, was sie so mit sich bringt, sind ganz wichtige Themen. Ich finde, wir sollten alle wieder lernen, friedlich, respekt- und vielleicht sogar liebevoll miteinander umzugehen. Und was New York betrifft: Tatsächlich hatte ich dort die Idee für mein nächstes Buch. Ob es aber auch in New York spielen wird, weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall ist die Stadt wahnsinnig inspirierend!
Interview: Literaturtest, 2018