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Schuld an allem ist sowieso Matzes Freundin: Sina fand, dass eine Gruppenreise durch Namibia genau das Richtige vor dem Umzug wäre. Und sie hat den falschen Handyadapter gekauft. Nicht schlimm eigentlich, hätte Matze nicht vor der Abreise vergessen, die Reservierungsgebühr für die Eigentumswohnung zu überweisen. Jetzt ist es zu spät. Jetzt wird er mit neun Volltrotteln in alberner Wanderkleidung zwei Wochen lang in einem Minibus quer durch Namibia gerüttelt. Als Sina ihm dann auch noch immer neue Einrichtungsideen präsentiert, weiß Matze, dass er heimlich das Geld überweisen und die Wohnung retten muss. Keine leichte Aufgabe zwischen Feldbett und Funkloch. Vor allem, wenn der einzige Ort mit Handyempfang die riesige Holzgiraffe am Pool ist.
Der Jaud liest das Roman »Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte mir klar sein können, dass der Jahresurlaub zum Albtraum wird.« Wer an allem schuld ist, ist für Matze sowieso klar: seine Freundin Sina. Während er in endlosen Verhandlungen die neue Eigentumswohnung klargemacht hat, sollte sie einfach nur »irgendwas« buchen. Hat sie auch. Doch musste dieses »irgendwas« ausgerechnet eine zweiwöchige Gruppenreise durch Namibia sein, ein Land, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet? Was hat er denn verbrochen, dass man ihn nun täglich in einen Kleinbus voller Bekloppter sperrt, um ihn dann zu österreichischen Schlagern über afrikanische Schotterpisten zu rütteln? Und warum stolpert er bei minus zwei Grad in einem albernen Wanderhut über die Dünen der Kalahari, statt auf Mallorca ein Bierchen zu schlürfen? Als Matze dann noch daran erinnert wird, dass die sicher geglaubte Wohnung an andere Käufer geht, wenn er nicht sofort die fünftausend Euro Reservierungsgebühr überweist, hat er gleich noch drei neue Probleme: Das nächste Internetcafé ist fünfhundert Kilometer entfernt, der Handyakku plattgedaddelt und das einzige Ladegerät fest in österreichischer Hand. »Ich drücke meine Nase ans Busfenster und blicke hinaus ins weite Land. Die Namibier winken uns und lachen. Klar lachen sie, sie sind ja frei. Wir nicht. Wir sind die in Blech gepackte Rache für die deutsche Kolonialzeit.«
Tommy Jaud wurde in Schweinfurt geboren und arbeitete dort nach dem Abitur für genau zwei Tage bei McDonald's (zuständig für Mc Rib). Er begann ein Germanistikstudium in Bamberg und moderierte bei Antenne Thüringen, zog dann nach Köln, wo er für die "Wochenshow" arbeitete und als Creative Producer bei "Ladykracher". 2004 schrieb Jaud seinen ersten Roman, weitere folgten. Tommy Jaud schrieb auch die Drehbücher zu den Komödien "Vollidiot", "Resturlaub" und "Zwei Weihnachtsmänner". Derzeit lebt und schreibt Tommy Jaud als freier Autor vor allem in Köln.

© Friedemann Meyer
Produktdetails
- Verlag: Argon Verlag
- Gesamtlaufzeit: 333 Min.
- Erscheinungstermin: 22. Februar 2010
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783839810026
- Artikelnr.: 27880169
Herstellerkennzeichnung
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Dummheit schützt vor Kasse nicht
Verkauft sich wie geschnitten Brot mit hohem Vollidiotenanteil: "Hummeldumm", die Fernreisensatire des Gagschreibers Tommy Jaud, führt die Bestsellerliste an. Warum nur?
Als im Frankfurter Hauptbahnhof vor wenigen Tagen das neue Buch von Tommy Jaud plakatiert wurde, ahnte man schon, was folgen würde: Das Werk würde nach Erscheinen in den Bahnhofsbuchhandlungen zu Türmen aufgeschichtet werden, diese würden beharrlich schrumpfen, und eine Woche später würde "Hummeldumm" an der Spitze der Bestsellerlisten stehen. So geschah es dann auch.
Fremd wirkte das Plakat mit seiner knallorangen Grundfarbe an den Wänden des öffentlichen Raums, wo sonst meist dezente Bilder junger
Verkauft sich wie geschnitten Brot mit hohem Vollidiotenanteil: "Hummeldumm", die Fernreisensatire des Gagschreibers Tommy Jaud, führt die Bestsellerliste an. Warum nur?
Als im Frankfurter Hauptbahnhof vor wenigen Tagen das neue Buch von Tommy Jaud plakatiert wurde, ahnte man schon, was folgen würde: Das Werk würde nach Erscheinen in den Bahnhofsbuchhandlungen zu Türmen aufgeschichtet werden, diese würden beharrlich schrumpfen, und eine Woche später würde "Hummeldumm" an der Spitze der Bestsellerlisten stehen. So geschah es dann auch.
Fremd wirkte das Plakat mit seiner knallorangen Grundfarbe an den Wänden des öffentlichen Raums, wo sonst meist dezente Bilder junger
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Musikerinnen prangen, und doch verwies das Motiv - ein Erdmännchen in einem Wanderschuh, daneben der Buchtitel "Hummeldumm" - auf ein Hauptthema der aktuellen Büchersaison: die Dummheit.
Das Erdmännchen, das dann auch das Buchcover zierte, kann dabei als heimliches Leitmotiv der Frühjahrsbelletristik gelesen werden, begegnete es uns doch schon in dem gerade von den Bestsellerspitzenplätzen verdrängten "Axolotl Roadkill", in dem es in routiniert dekadenter Unkorrektheit über die hyperaktiven, gedächtnisschwachen Scharrtiere heißt: "Ja, diese Scheißerdmännchen sehen leider Gottes auch echt so unglaublich bescheuert aus, die haben irgendwie nichts anderes verdient, als gefressen zu werden." Auch bei Jaud sind die Erdmännchen keine Leuchten, werden aber gerade deshalb im Handlungsverlauf gebraucht; einem von ihnen ist das Buch sogar gewidmet.
Es gibt also wenigstens drei Möglichkeiten, in einem Bestseller des Jahres 2010 zu der angeblich verbreiteten Landplage der Dummheit Stellung zu beziehen. Entweder man lehnt sie vehement und mit erhobenem Zeigefinger ab ("Seichtgebiete", "Die verblödete Republik"), wünscht ihr tabubrüchig die Ausrottung (Hegemann) oder umarmt sie als Pointengeber (Jaud) unter gelegentlichem Einsatz distanzierender Gesten.
Macht was mit Computer
Nur zu einem und sei es vergifteten Lob der Torheit im Stile eines Erasmus von Rotterdam kann sich heute offenbar niemand mehr durchringen. Dabei wäre das zeitgemäßer als alles andere - lebt doch zum Beispiel ein Großteil der erfolgreichen Comedy-Industrie unserer Tage, zu der auch Tommy Jaud als früherer Gag-Schreiber Harald Schmidts, Autor der Sat.1-"Wochenshow" und kreativer Kopf der Serie "Ladykracher" gehörte, offenbar recht kommod von ihr - man denke nur an Mario Barth, der sich mit großem Erfolg über die Dummheit seiner Freundin auslässt, an Cindy aus Marzahn, die die trotzige Borniertheit von Hartz-IV-Empfängern karikiert, oder all die Fernsehsendungen, die sich über die Dummheiten anderer Fernsehsendungen mokieren. Wohinter im Grunde nur eine modernisierte Form der Beutelschneiderei steckt, bei der der werberelevante Kunde mit der wohlfeilen Ware Dummheit abgespeist und somit seinerseits für dumm verkauft wird.
Die Dummenhatz, die niemanden schlauer macht, schafft Gemeinschaftserlebnisse von seltener Eintracht und ermöglicht es somit auch der deutschen Unterhaltungskultur, mehr und mehr den Buchmarkt zu fluten. Davon profitierte Tommy Jaud schon mit seinem Romanerstling "Vollidiot" und den Nachfolgern "Resturlaub" und "Millionär" - allesamt Bücher von bescheidenem literarischen Niveau.
Und das muss man leider auch gleich den ersten Seiten des neuen Buchs bescheinigen: Ein junger Kölner, der in Frankfurt beruflich "irgendwas mit Computer" macht, sitzt im Flugzeug nach Namibia, stößt "mit knirschenden Plastikbechern" (kann Plastik knirschen?) mit seiner Freundin auf den gerade abgeschlossenen Mietvertrag für die neue Traumwohnung an und weiß, wie im Anfangskapitel in einem komplett überdehnten Spannungsbogen gleich mehrfach betont wird, noch nicht, was ihm blüht. Konkret ist das eine blind gebuchte Gruppenreise in Gesellschaft von wanderwilligen Kampfrentnern, Wetterfeen, Fitness-Ossis und anderen Knallchargen, die verschiedener deutscher Dialekte mächtig sind und eine - hauptsächlich durch Bustransfers geprägte - Rundreise durch das frühere Deutsch-Südwestafrika mit ihrem Gemecker und ihren dummen Fragen zur Fahrt in die Abgründe des Bildungspessimismus verwandeln.
Das Ganze mündet in die Dauerkatastrophe, als der Hauptfigur bewusst wird, dass sie die Reservierungsüberweisung für die Anmietung der Traumwohnung versäumt hat, und die labile Telekommunikation Namibias immer wieder verhindert, diese nachzuholen. Reichhaltig werden dabei die Angebote gestreut, sich mit dem intellektuell unterforderten Loser zu identifizieren, der großmäulig seinen Sozialneid und seinen Spießerhass durch die pointendurchtränkte Daueransprache seiner Freundin verarbeitet.
Erdmännchen im Wahnsinn
Doch die Handlung nimmt eine doppelte Wendung, bei der ein Erdmänchen eine gewisse Rolle spielt. Zunehmend gibt Jaud seinen Kommentator, der aus dem Busfenster auf die Slums blickt und dem dabei nichts außer der geplatzten Traumwohnung im Kopf herumschwirrt, selbst der Kritik preis. Und die Pointe des Buchs ist dann sogar radikal zivilisationskritisch: Dem an die Grenzen des iPhone-Akkus gelangenden digitalen Wahnsinn wird der Stecker gezogen, und das rein analoge Nacherzählen eines alten Buchs wird unter dem offenen Himmel über der Wüste zum kathartischen Moment für alle Gruppenreisenden.
Hiermit geht Jaud eine Reflexionsstufe über die Unterhaltungsmaschinerie, aus der er stammt, hinaus. Und am Schluss gelingen ihm sogar Momente der Transzendenz. Kitschig wird es allerdings bei der menschelnden Schlussbotschaft, die stark an einen anderen Bestseller der letzten Jahre erinnert: Hape Kerkelings Pilgerbuch "Ich bin dann mal weg", in dem der Erzähler es sich geradezu auferlegt, die Dummheit seiner Mitmenschen lieben zu lernen. Hieran knüpft Jaud mit einer sozialen und energieeffizienten Erdmännchen-Ethik an, die schon im Motto des Buches angedeutet wird: "Wir sind alle überfordert. Wir brauchen mehr Nachsicht miteinander."
Es ist erhellend, Jauds Buch an den Regeln zu messen, die im englischen "Guardian" gerade von berühmten zeitgenössischen Autoren zum Verfassen guter Romane aufgestellt wurden, denn es verstößt gegen fast alle. Insofern spricht es für eine gesunde Selbsteinschätzung des früheren Germanistik-Studenten Jaud, den Begriff "Roman" für seine Bücher abzulehnen und lieber von "Comedy-Romanen" zu sprechen.
Diese Ambitionslosigkeit scheint Jaud auch deshalb nicht schwerzufallen, weil sie Teil seiner Erfolgsstrategie ist. Zu diesem Ergebnis gelangt man zumindest, wenn man sich auf die Frage einlässt, warum Daniel Kehlmann mit seinem letzten Buch "Ruhm", das ja ebenfalls von scheiternder Telekommunikation handelt, oder Thomas Kapielski, der seine Umwelt mit ganz ähnlichen Augen wie Jaud betrachtet, trotz literarischen Mehrwerts nicht ähnliche Wiederholungserfolge feiern.
"Wer verkaufen will, muss vereinfachen", hat Jaud einmal in einem Interview gesagt, und dieser Einsicht folgt er auch in seinem neuen Buch geflissentlich durch den Einsatz zuweilen plattester Umgangssprache, mit Vergleichen aus der Fernsehwelt und einer linearen Dramaturgie ohne Parallelhandlungen und Zeitsprünge. Dass er diesmal aus der sicheren Deckung heraus Giftpfeile gegen den Zeitgeist abfeuert, verdient dabei mehr als Nachsicht. "Hummeldumm" ist ein Comedy-Roman, der nicht aus seiner Haut kann, obwohl er nur zu gern hinausmöchte.
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Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Erdmännchen, das dann auch das Buchcover zierte, kann dabei als heimliches Leitmotiv der Frühjahrsbelletristik gelesen werden, begegnete es uns doch schon in dem gerade von den Bestsellerspitzenplätzen verdrängten "Axolotl Roadkill", in dem es in routiniert dekadenter Unkorrektheit über die hyperaktiven, gedächtnisschwachen Scharrtiere heißt: "Ja, diese Scheißerdmännchen sehen leider Gottes auch echt so unglaublich bescheuert aus, die haben irgendwie nichts anderes verdient, als gefressen zu werden." Auch bei Jaud sind die Erdmännchen keine Leuchten, werden aber gerade deshalb im Handlungsverlauf gebraucht; einem von ihnen ist das Buch sogar gewidmet.
Es gibt also wenigstens drei Möglichkeiten, in einem Bestseller des Jahres 2010 zu der angeblich verbreiteten Landplage der Dummheit Stellung zu beziehen. Entweder man lehnt sie vehement und mit erhobenem Zeigefinger ab ("Seichtgebiete", "Die verblödete Republik"), wünscht ihr tabubrüchig die Ausrottung (Hegemann) oder umarmt sie als Pointengeber (Jaud) unter gelegentlichem Einsatz distanzierender Gesten.
Macht was mit Computer
Nur zu einem und sei es vergifteten Lob der Torheit im Stile eines Erasmus von Rotterdam kann sich heute offenbar niemand mehr durchringen. Dabei wäre das zeitgemäßer als alles andere - lebt doch zum Beispiel ein Großteil der erfolgreichen Comedy-Industrie unserer Tage, zu der auch Tommy Jaud als früherer Gag-Schreiber Harald Schmidts, Autor der Sat.1-"Wochenshow" und kreativer Kopf der Serie "Ladykracher" gehörte, offenbar recht kommod von ihr - man denke nur an Mario Barth, der sich mit großem Erfolg über die Dummheit seiner Freundin auslässt, an Cindy aus Marzahn, die die trotzige Borniertheit von Hartz-IV-Empfängern karikiert, oder all die Fernsehsendungen, die sich über die Dummheiten anderer Fernsehsendungen mokieren. Wohinter im Grunde nur eine modernisierte Form der Beutelschneiderei steckt, bei der der werberelevante Kunde mit der wohlfeilen Ware Dummheit abgespeist und somit seinerseits für dumm verkauft wird.
Die Dummenhatz, die niemanden schlauer macht, schafft Gemeinschaftserlebnisse von seltener Eintracht und ermöglicht es somit auch der deutschen Unterhaltungskultur, mehr und mehr den Buchmarkt zu fluten. Davon profitierte Tommy Jaud schon mit seinem Romanerstling "Vollidiot" und den Nachfolgern "Resturlaub" und "Millionär" - allesamt Bücher von bescheidenem literarischen Niveau.
Und das muss man leider auch gleich den ersten Seiten des neuen Buchs bescheinigen: Ein junger Kölner, der in Frankfurt beruflich "irgendwas mit Computer" macht, sitzt im Flugzeug nach Namibia, stößt "mit knirschenden Plastikbechern" (kann Plastik knirschen?) mit seiner Freundin auf den gerade abgeschlossenen Mietvertrag für die neue Traumwohnung an und weiß, wie im Anfangskapitel in einem komplett überdehnten Spannungsbogen gleich mehrfach betont wird, noch nicht, was ihm blüht. Konkret ist das eine blind gebuchte Gruppenreise in Gesellschaft von wanderwilligen Kampfrentnern, Wetterfeen, Fitness-Ossis und anderen Knallchargen, die verschiedener deutscher Dialekte mächtig sind und eine - hauptsächlich durch Bustransfers geprägte - Rundreise durch das frühere Deutsch-Südwestafrika mit ihrem Gemecker und ihren dummen Fragen zur Fahrt in die Abgründe des Bildungspessimismus verwandeln.
Das Ganze mündet in die Dauerkatastrophe, als der Hauptfigur bewusst wird, dass sie die Reservierungsüberweisung für die Anmietung der Traumwohnung versäumt hat, und die labile Telekommunikation Namibias immer wieder verhindert, diese nachzuholen. Reichhaltig werden dabei die Angebote gestreut, sich mit dem intellektuell unterforderten Loser zu identifizieren, der großmäulig seinen Sozialneid und seinen Spießerhass durch die pointendurchtränkte Daueransprache seiner Freundin verarbeitet.
Erdmännchen im Wahnsinn
Doch die Handlung nimmt eine doppelte Wendung, bei der ein Erdmänchen eine gewisse Rolle spielt. Zunehmend gibt Jaud seinen Kommentator, der aus dem Busfenster auf die Slums blickt und dem dabei nichts außer der geplatzten Traumwohnung im Kopf herumschwirrt, selbst der Kritik preis. Und die Pointe des Buchs ist dann sogar radikal zivilisationskritisch: Dem an die Grenzen des iPhone-Akkus gelangenden digitalen Wahnsinn wird der Stecker gezogen, und das rein analoge Nacherzählen eines alten Buchs wird unter dem offenen Himmel über der Wüste zum kathartischen Moment für alle Gruppenreisenden.
Hiermit geht Jaud eine Reflexionsstufe über die Unterhaltungsmaschinerie, aus der er stammt, hinaus. Und am Schluss gelingen ihm sogar Momente der Transzendenz. Kitschig wird es allerdings bei der menschelnden Schlussbotschaft, die stark an einen anderen Bestseller der letzten Jahre erinnert: Hape Kerkelings Pilgerbuch "Ich bin dann mal weg", in dem der Erzähler es sich geradezu auferlegt, die Dummheit seiner Mitmenschen lieben zu lernen. Hieran knüpft Jaud mit einer sozialen und energieeffizienten Erdmännchen-Ethik an, die schon im Motto des Buches angedeutet wird: "Wir sind alle überfordert. Wir brauchen mehr Nachsicht miteinander."
Es ist erhellend, Jauds Buch an den Regeln zu messen, die im englischen "Guardian" gerade von berühmten zeitgenössischen Autoren zum Verfassen guter Romane aufgestellt wurden, denn es verstößt gegen fast alle. Insofern spricht es für eine gesunde Selbsteinschätzung des früheren Germanistik-Studenten Jaud, den Begriff "Roman" für seine Bücher abzulehnen und lieber von "Comedy-Romanen" zu sprechen.
Diese Ambitionslosigkeit scheint Jaud auch deshalb nicht schwerzufallen, weil sie Teil seiner Erfolgsstrategie ist. Zu diesem Ergebnis gelangt man zumindest, wenn man sich auf die Frage einlässt, warum Daniel Kehlmann mit seinem letzten Buch "Ruhm", das ja ebenfalls von scheiternder Telekommunikation handelt, oder Thomas Kapielski, der seine Umwelt mit ganz ähnlichen Augen wie Jaud betrachtet, trotz literarischen Mehrwerts nicht ähnliche Wiederholungserfolge feiern.
"Wer verkaufen will, muss vereinfachen", hat Jaud einmal in einem Interview gesagt, und dieser Einsicht folgt er auch in seinem neuen Buch geflissentlich durch den Einsatz zuweilen plattester Umgangssprache, mit Vergleichen aus der Fernsehwelt und einer linearen Dramaturgie ohne Parallelhandlungen und Zeitsprünge. Dass er diesmal aus der sicheren Deckung heraus Giftpfeile gegen den Zeitgeist abfeuert, verdient dabei mehr als Nachsicht. "Hummeldumm" ist ein Comedy-Roman, der nicht aus seiner Haut kann, obwohl er nur zu gern hinausmöchte.
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Ein locker leichtes Urlaubshörbuch - diesmal (leider) vorgetragen vom Autor selbst. Man hat den Eindruck, als wenn er sich nach und nach besser einliest und die Pointen zum Schluss besser herausstellen kann.
Die Handlung ist ein wenig lang gezogen und enthält viele Wiederholungen, aber …
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Ein locker leichtes Urlaubshörbuch - diesmal (leider) vorgetragen vom Autor selbst. Man hat den Eindruck, als wenn er sich nach und nach besser einliest und die Pointen zum Schluss besser herausstellen kann.
Die Handlung ist ein wenig lang gezogen und enthält viele Wiederholungen, aber lebt von Jauds Wortwitz. Man muss nicht nur beim Titel schmunzeln!
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Super gelesen, Hab selten so gelacht. Sehr gut versteckter Humor.
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Das Hörbuch Übermann erzählt von der Geschichte wie schnell man die Millionen wieder los werden kann. Auch wenn mir der vorgänger viel besser gefiehl ist auch diese Geschichte auf eine witzige Art wieder geben (wenn auch manchen Stellen etwas fragwürdig sind). Was auch sehr …
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Das Hörbuch Übermann erzählt von der Geschichte wie schnell man die Millionen wieder los werden kann. Auch wenn mir der vorgänger viel besser gefiehl ist auch diese Geschichte auf eine witzige Art wieder geben (wenn auch manchen Stellen etwas fragwürdig sind). Was auch sehr schön ist, dass bekannte Charakteren, die man bereits von der vorgeschichte kennt wieder auftauchen. Beispielsweise der Verkäufer, er scheint ihn ja regelrecht zu verfolgen.
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Inhaltsangabe als Zusammenfassung:
Matze geht mit seiner Freundin Sina auf eine Rundreise durch Namibia. Die Gruppenreise wird von dem Guide Bahe begleitet. Leider hat Matze jedoch vergessen vor der Reise die Anzahlung für die neue Wohnung zu überweisen. Und so versucht er die ganze Zeit …
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Inhaltsangabe als Zusammenfassung:
Matze geht mit seiner Freundin Sina auf eine Rundreise durch Namibia. Die Gruppenreise wird von dem Guide Bahe begleitet. Leider hat Matze jedoch vergessen vor der Reise die Anzahlung für die neue Wohnung zu überweisen. Und so versucht er die ganze Zeit über („in einem Land, in dem jede hüftkranke Schildkröte schneller ist als das Internet“) unbemerkt dies nachzuholen. Daraus ergeben sich so einige „lustige“ Situationen.
Die gesprochenen Stimmen und Dialekte kommen meiner Meinung nach im Hörbuch viel besser zur Geltung als in einem Buch. Wirklich ganz großes Kompliment an die Vertonung, bei der die Charaktere hervorragend herausgearbeitet wurden!
Kleine Anmerkung: Manchmal würde ich mir jedoch wünschen, dass bei der Inhaltsangabe auf der CD-Rückseite ein Hinweis zu einer empfohlenen Altersangabe zu finden wäre. Denn die CD enthält einige wirklich „heftige“ Sprüche. Und so schnell kann man gar nicht weghören als dies ungewollt mitzubekommen. Von daher wäre ein Hinweis oder eine Altersangabe schon wünschenswert.
Fazit: Super - und wirklich lustig!
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Broschiertes Buch
Matze und Sina hatten sich ihren Jahresurlaub in Namibia wirklich anders vorgestellt. Er, IT-Projektleiter aus Köln, graut Fürchterliches, als er die Zusammensetzung der Reisegruppe am Flughafen von Windhoek betrachtet:
- Brenda Schiller, "die dümmste Wetterfee von N24" und …
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Matze und Sina hatten sich ihren Jahresurlaub in Namibia wirklich anders vorgestellt. Er, IT-Projektleiter aus Köln, graut Fürchterliches, als er die Zusammensetzung der Reisegruppe am Flughafen von Windhoek betrachtet:
- Brenda Schiller, "die dümmste Wetterfee von N24" und ihr Lebensgefährte, der prollige Angeber Breitling, seines Zeichens Immobilienmakler aus Düsseldorf, starker Raucher und Freund von Hochprozentigem
- Professor Pepi "Speckhut" Gruber aus Wien mit fataler Neigung zu schlechten Limmericks und "Rosinengesicht" Käthe, seine verkniffene Angetraute
- Kevin "no" Schnabel, Veganer und Tausendelfter beim Iron Man auf Hawaii mit dem Aussehen eines "Calvin-Klein"-Modells, aus Apolda, Thüringen, und Liebeskummer.
- Karl-Heinz "Schildkröte" Sepplpeter aus Bamberg, Brauerei-Besitzer und Neu-Hobby-Filmer
- Trixi "Erdbeerigel" Sipp, eine weltfremde alte Jungfer, Verkäuferin in einem bekannten schwedischen Möbelhaus bei Zürich, geboren in Hannover
Dazu der einheimische Guide und Fahrer Bahee mit herrlich schrägem Deutsch und (fast) unerschütterlichen Humor.
Mit ihnen soll er auf eine Rundfahrt mit romantischen Wanderungen durch die Wüste gehen.
Noch am Flughafen will Matze wieder zurückfliegen, aber fügt sich dann doch seinem Schicksal und besteigt den kleinen Bus.
Schon am Abend eskaliert die Lage zum ersten Mal: Kurz vor dem Fall ins Funkloch der südwestafrikanischen Wüste erhält Matze die Nachricht, dass er vor dem Abflug vergessen hatte, die Reservierungsgebühr für die gemeinsame Traumwohnung zu überweisen. Was machen, wenn der Akku des iPhones gegen Null geht, Netz nur mit äußersten Verrenkungen auf einen Balken zu bekommen ist und - der zuständige Bankangestellte beim Anruf entweder bei irgendeiner Benefizveranstaltung Waffeln backen muss oder wegen der Zeitverschiebung im Bett? Weitere Herausforderung: Die Normung der einheimischen Stromstecker ist inkompatibel mit dem mitgebrachten Reiseadapter und die hoteleigenen auf den Rest der Reisegruppe verteilt. Sina soll schließlich auch nichts von der prekären Wohnungssituation merken.
Die Immobilienmaklerin, die er auf wunderbare Weise erreicht, setzt ein Ultimatum: Entweder überweist er bis Morgen 5000 EUR oder die Wohnung ist weg.
Stress hoch drei statt Entspannung am Swimmingpool, schließlich befindet er sich irgendwo im Nirgendwo und das nächste Internet-Café sonst wo.
Die nächsten Tage verbringt Matze daher auf der Jagd nach Adapter und Netz. Das fällt natürlich auch seinen Mitreisenden auf. Fast tut er mir schon leid, da platzt es aus ihm heraus: Sina ist an allem Schuld…
Tommy Jaud, der unter anderem auch für die "heute-Show" schreibt, schildert die zweiwöchige Rundreise der "schlimmsten Gurkentruppe aller Zeiten" in bunten Farben. Die Charaktere bis hin zu der kleinsten Randfigur sind in all ihrer Überzeichnung liebenswert mit unglaublich hohem Wiedererkennungswert. Besonders empfiehlt sich die Hörbuchversion, gelesen vom Autor selbst. Sämtliche Dialekte sitzen und die Pointen rund um die Leiden des modernen Großstadtmenschen auf digitalem Netzwerkentzug reizen vom Schmunzeln, über Glucksen bis zum lauthals Auflachen. Für tragische Momente sorgen unter anderem Trixi und ein kleines Erdmännchen namens Carlos.
Von mir gibt es hier fünf von fünf Sternen.
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eBook, ePUB
Mir hat das Buch gut gefallen, weil es a) die typischen Verhaltensweisen eines Mannes zeigt, der seinen Fehler nicht eingestehen kann, b) weil es die heutigen Durchschnittstouristen sehr treffend beschreibt.
Allerdings betrachte ich den Schluss etwas übertrieben ( Notdurft - Verlassen der …
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Mir hat das Buch gut gefallen, weil es a) die typischen Verhaltensweisen eines Mannes zeigt, der seinen Fehler nicht eingestehen kann, b) weil es die heutigen Durchschnittstouristen sehr treffend beschreibt.
Allerdings betrachte ich den Schluss etwas übertrieben ( Notdurft - Verlassen der Touristen), aber vielleicht habe ich schon lange keine organisierte Reise mehr gemacht ???
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Broschiertes Buch
Dumm - Saudumm - Hummeldumm
Das Buch handelt von einer Reisegruppe, bestehend aus neun unterschiedlichen Charakteren, die eine zweiwöchige Rundreise mit einem Bus durch Namibia absolvieren. Die Perspektive ist die des Ich-Erzählers Matze Klein. Als Besonderheit kommt hinzu, dass der …
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Dumm - Saudumm - Hummeldumm
Das Buch handelt von einer Reisegruppe, bestehend aus neun unterschiedlichen Charakteren, die eine zweiwöchige Rundreise mit einem Bus durch Namibia absolvieren. Die Perspektive ist die des Ich-Erzählers Matze Klein. Als Besonderheit kommt hinzu, dass der Protagonist vergessen hat, die Reservierungsgebühr für seine neue Eigentumswohnung zu bezahlen, die er mit Freundin Sina, die ihn auf der Reise begleitet, beziehen möchte.
Was folgt, sind langatmige, oftmals kitschige Dialoge, die dem Leser die Freude an dem Buch nehmen. Die Charaktere sind klischeehaft und die Erzählung ist einfach langweilig. "Hummeldumm" ist eindeutig das schwächste Buch, welches ich von Tommy Jaud gelesen habe. Ich verstehe nicht, wie ein solches Buch, das mehr peinlich als lustig ist, in die Bestsellerlisten geraten konnte. Dabei bietet der Rahmen Potenzial für eine lustige Geschichte.
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Broschiertes Buch
Das Lesen dieses Buches hat wirklich Spaß gemacht. Mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt der Autor hier die Geschichte mehrer Urlauber, die auf den ersten Blick wohl nichts gemeinsam haben, aber dann doch im Laufe der Geschichte zu Freunden werden... Bereits am Flughafen beginnt für …
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Das Lesen dieses Buches hat wirklich Spaß gemacht. Mit viel Witz und Leichtigkeit erzählt der Autor hier die Geschichte mehrer Urlauber, die auf den ersten Blick wohl nichts gemeinsam haben, aber dann doch im Laufe der Geschichte zu Freunden werden... Bereits am Flughafen beginnt für Matze Klein der Alptraum Urlaub. Nicht nur, dass er zunächst in der falschen Reihe im Flugzeug sitzt ... nein ... es kommt noch schlimmer. In Namibia angekommen hat Freundin Sina nicht etwa einen entspanntne Hotelurlaub gebucht, nein, sie hat doch tatsächliche eine Abenteuertour durch die Pampa für sie beide geplant. Und darauf hat Matze nun gar keine Lust - in einer klapprigen Kiste mit einem Haufen Bekloppter durch die Wüste fahren. Als wäre das noch nicht genug, erhält Matze gleich zu Beginn des Trips die Erinnerung die Reservierungsgebühr für ihre Traumwohnung zu übeweisen. Das hatte er ja ganz vergessen, doch das kann er Sina natürlich nicht sagen. Und so beginnt ein Kampf um Steckdosen, Adapter, Handyempfang und vieles weitere mehr...
Es war recht amüsant dieses Buch zu lesen, vor allem Matzes ständige Versuche die Reservierungsgebühr für die Wohnung zu überweisen bzw. die Überweisung in Auftrag zu geben. Immer wenn man dachte, jetzt hat es geklappt - wurde man enttäuscht... Und weiter ging der Kampf... Aber auch die Entwicklung der an der Reise teilnehmenden Menschen von einem Haufen Bekloppter zu einer Gruppe, die man doch als Freunde bezeichnen kann, hat der Autor authentisch und vor allem mit viel Witz und Humor dargestellt. Ich habe diese Urlaubslektüre sehr genossen und gute Laune habe ich von ihr noch zusätzlich bekommen.
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