J. K. Rowling
Audio-CD
Ein plötzlicher Todesfall (18 Audio-CDs)
Ungekürzte Lesung. 1140 Min.
Übersetzung: Aeckerle, Susanne; Balkenhol, Marion; Gesprochen von Berkel, Christian
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Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der WeltAls Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im...
Ein großer Roman über eine kleine Stadt von einer der besten Erzählerinnen der Welt
Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen - einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?
J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist getragen von britischem schwarzen Humor, stimmt nachdenklich und steckt voller Überraschungen.
Ungekürzt gelesen von Christian Berkel.
(ca. 16 CDs, ca. 21 Stunden)
Als Barry Fairbrother mit Anfang vierzig plötzlich stirbt, sind die Einwohner von Pagford geschockt. Denn auf den ersten Blick ist die englische Kleinstadt mit ihrem hübschen Marktplatz und der alten Kirche ein verträumtes und friedliches Idyll, dem Aufregung fremd ist. Doch der Schein trügt. Hinter der malerischen Fassade liegt die Stadt im Krieg. Krieg zwischen arm und reich, zwischen Kindern und ihren Eltern, zwischen Frauen und ihren Ehemännern, zwischen Lehrern und Schülern. Und dass Barrys Sitz im Gemeinderat nun frei wird, schafft den Nährboden für den größten Krieg, den die Stadt je erlebt hat. Wer wird als Sieger aus der Wahl hervorgehen - einer Wahl, die voller Leidenschaft, Doppelzüngigkeit und unerwarteter Offenbarungen steckt?
J.K. Rowlings erster Roman für Erwachsene ist getragen von britischem schwarzen Humor, stimmt nachdenklich und steckt voller Überraschungen.
Ungekürzt gelesen von Christian Berkel.
(ca. 16 CDs, ca. 21 Stunden)
Joanne K. Rowling, geboren 1965, hatte schon als Kind den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. 1983 studierte sie Französisch und Altphilologie. Während einer Zugfahrt erfand sie 1990 die Romanfigur Harry Potter.
1991 ging Rowling nach Portugal. In dieser Zeit arbeitete sie viel am ersten ihrer geplanten sieben Harry-Potter-Bücher. 1992 Heirat, die Ehe währte jedoch nur kurz - 1993 Geburt der Tochter Jessica.
Rowling ging nach Großbritannien zurück. Als allein erziehende Mutter lebte sie zunächst von Sozialhilfe. 1997 wurde "Harry Potter und der Stein der Weisen" veröffentlicht. Nur drei Tage danach ersteigerte der US-Verlag Scholastic überraschend die amerikanischen Rechte.
2000 verkaufte Rowling alle Vermarktungsrechte einschließlich der Filmrechte, behielt jedoch die Verlagsrechte sowie ein Mitspracherecht bei den Filmen.
2001 heiratete Rowling den Arzt Neil Murray mit dem sie 2 Kinder hat.
Inzwischen wurden ihre Harry-Potter-Romane in mehr als 60 Sprachen übersetzt.
2010 hat die Autorin in Odense (Dänemark) den ersten Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis in Empfang genommen.
1991 ging Rowling nach Portugal. In dieser Zeit arbeitete sie viel am ersten ihrer geplanten sieben Harry-Potter-Bücher. 1992 Heirat, die Ehe währte jedoch nur kurz - 1993 Geburt der Tochter Jessica.
Rowling ging nach Großbritannien zurück. Als allein erziehende Mutter lebte sie zunächst von Sozialhilfe. 1997 wurde "Harry Potter und der Stein der Weisen" veröffentlicht. Nur drei Tage danach ersteigerte der US-Verlag Scholastic überraschend die amerikanischen Rechte.
2000 verkaufte Rowling alle Vermarktungsrechte einschließlich der Filmrechte, behielt jedoch die Verlagsrechte sowie ein Mitspracherecht bei den Filmen.
2001 heiratete Rowling den Arzt Neil Murray mit dem sie 2 Kinder hat.
Inzwischen wurden ihre Harry-Potter-Romane in mehr als 60 Sprachen übersetzt.
2010 hat die Autorin in Odense (Dänemark) den ersten Hans-Christian-Andersen-Literaturpreis in Empfang genommen.

©Debra Hurford Brown
Produktdetails
- Verlag: Dhv Der Hörverlag
- Originaltitel: The Casual Vacancy
- Anzahl: 16 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 1140 Min.
- Erscheinungstermin: 12. November 2012
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783867179744
- Artikelnr.: 36099877
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Sperrangelweit offen stehende Damenmorgenmäntel
"Ein plötzlicher Todesfall": J. K. Rowlings Roman entzaubert die Autorin
Ich habe nichts von J. K. Rowling gelesen, keine einzige Zeile der sieben "Harry Potter"-Bände. Ich habe nicht einmal einen der acht Filme gesehen. Ich habe mich nie überwinden können, mich für diesen streberhaften Zauberlehrling zu interessieren. Und doch nähere ich mich ihrem ersten Roman für Erwachsene "Ein plötzlicher Todesfall" nicht vollkommen unvoreingenommen. Angesichts der Wirkung ihrer Werke wäre das auch kaum möglich gewesen; es sei denn, ich hätte die vergangenen fünfzehn Jahre im Koma gelegen.
Ich weiß, dass sie, gemessen an den Verkaufszahlen, die erfolgreichste Autorin
"Ein plötzlicher Todesfall": J. K. Rowlings Roman entzaubert die Autorin
Ich habe nichts von J. K. Rowling gelesen, keine einzige Zeile der sieben "Harry Potter"-Bände. Ich habe nicht einmal einen der acht Filme gesehen. Ich habe mich nie überwinden können, mich für diesen streberhaften Zauberlehrling zu interessieren. Und doch nähere ich mich ihrem ersten Roman für Erwachsene "Ein plötzlicher Todesfall" nicht vollkommen unvoreingenommen. Angesichts der Wirkung ihrer Werke wäre das auch kaum möglich gewesen; es sei denn, ich hätte die vergangenen fünfzehn Jahre im Koma gelegen.
Ich weiß, dass sie, gemessen an den Verkaufszahlen, die erfolgreichste Autorin
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aller Zeiten ist, eine der reichsten Frauen Großbritanniens, ein Global Player, die erste Schriftstellerin, die mit ihren Büchern biblische Dimensionen erreicht: 450 Millionen verkaufte Exemplare. Noch immer habe ich die Bilder einer kollektiven Infantilisierung im Kopf, Bilder von vor Buchhandlungen campierenden Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, die um Mitternacht das Erscheinen eines neues Bandes erwarten wie die Rückkehr des Messias.
Und noch immer klingen mir die Sätze im Ohr, die befreundete Autoren mir zuraunten: wie spannend diese Abenteuer seien, wie kunstvoll geschrieben, verführerisch, süchtig machend. "Das", sagten die, deren Urteilen ich sonst blind vertraute, "ist kein Kinderbuch, sondern ein großartiger Entwicklungsroman! Ein Bildungsroman! Trotz des ganzen Hokuspokus absolut realistisch! Da werden Alltagsprobleme verhandelt! Die großen Themen! Das musst du unbedingt lesen!" Und ich sagte immer und immer wieder: "Nein, muss ich nicht."
Jetzt also ein realistischer Roman, angesiedelt in einer Welt, die mir aufgrund meiner ländlichen Herkunft und der Arbeit an meinem eigenen Gesellschafts- und Provinzroman durchaus vertraut ist: ein Dorf mit Marktplatz, Kirche und Golfclub, eine Welt, in der Jugendliche gegen Erwachsene rebellieren und Ehefrauen gegen ihre Männer, in der Lehrer ihre Schüler peinigen und Großgrundbesitzer, Einzelhändler, Lokalpolitiker ihre Untergebenen; in der es um Macht und Ohnmacht geht, um Vorurteile und Verrat, Lügen und Intrigen, Hass und Gewalt.
Rowling zeige eine "Stadt im Krieg", wie der Klappentext verheißt. Der fiktive "hübsche, kleine Ort Pagford", in der westenglischen Provinz gelegen, ist ein Dorf, in dem nicht jeder jeden kennt, aber jeder jeden zu kennen meint, in dem sich alle belauern und übereinander lästern; eine Wohlstandshölle mit einem Höchstmaß an sozialer Kontrolle, die von der Arztpraxis, der Anwaltskanzlei, dem Delikatessengeschäft bis in jede Familie hineinreicht und ein Gleichgewicht schafft, mit dem die Bewohner zu leben gelernt haben. Anstoß erregt allein die nahegelegene Sozialsiedlung Fields, "schmutzige graue Häuser, einige mit Tags und Obszönitäten besprüht", die seit den fünfziger Jahren die Unterschicht der Gegend beherbergen: alleinerziehende, arbeitslose, drogensüchtige und sich darum prostituierende Mütter, deren Kinder mit denen der gutsituierten Mittelstandseltern auf dieselbe Schule gehen - und diese verderben.
Der plötzliche Tod des 44-jährigen Bankers Barry Fairbrother lässt die Fronten, Befürworter und Gegner der Sozialsiedlung, aufeinanderprallen. Fairbrother war Mitglied im Gemeinderat; sein Posten wird frei - "A Casual Vacancy", "eine unerwartete Vakanz", so lauten der Fachterminus und der Originaltitel des Romans -, und der ist heiß umkämpft, weil er darüber entscheidet, ob das Getto im Zuständigkeitsbereich von Pagford bleibt oder nicht. Der Ratsvorsitzende versucht, seinem Sohn den Posten zuzuschieben, aber auf den haben es auch der unter Zwangsneurosen leidende stellvertretende Schulleiter und ein psychopathischer Familienvater abgesehen.
Dieser Fairbrother, der gleich im ersten Kapitel an einem Aneurysma stirbt und bis zum Schluss als gute Seele durch den ansonsten seelenlosen Roman geistert, ist einer der wenigen positiven Charaktere: Er ist ehrlich, tolerant und zuverlässig - ein wahrer Held, der für die Schwachen eintritt.
Sein Tod hat nicht nur politische Folgen, sondern auch persönliche: Krystal Weedon, ein frühreifes Mädchen aus einer der verhaltensauffälligsten und weitverzweigtesten Familien von Fields, verliert ihren einzigen erwachsenen Verbündeten. Fairbrother hat sie in die Rudermannschaft geholt und unterstützt, wenn ihre Mutter auf Drogen oder Entzug war. Sie ist die einzige interessante Figur des ganzen Romans, trotzig und zornig, voller aufgestauter Aggression, aber nie verbittert; die Einzige, die Verantwortung übernehmen will für ihr Leben und an der Verachtung der anderen zugrunde geht.
In einem Interview mit der Zeitung "The Guardian" hat Rowling die englische Gesellschaft jüngst als "phänomenal snobistisch" bezeichnet, vor allem die Mittelschicht sei prätentiös und arrogant und blende die Ursachen für das Schicksal der unteren Klassen aus, was die Bewohner ihres Heimatdorfes, des im Südwesten Englands gelegenen Tutshill, gleich auf sich bezogen haben, weil sie fürchteten, Rowling verarbeite in ihrem neuen Roman ihre eigene unglückliche Jugend.
Ihre Mutter, eine technische Angestellte im Schullabor, erkrankte früh an Multipler Sklerose; zu ihrem Vater, einem Flugzeugingenieur, hatte sie nie ein gutes Verhältnis. Als sie neun Jahre alt war, zog die Familie nach Tutshill, an die walisische Grenze, wo sie immer Fremde blieben, mit dem Makel behaftet, unglücklich zu sein, weshalb Rowling es nicht erwarten konnte, aus dem Dorf herauszukommen. Sie studierte Französisch und Altertumswissenschaft in Exeter, arbeitete als Rechercheurin für Amnesty International in London, unterrichtete in Porto Englisch als Fremdsprache und kehrte 1993 nach einer kurzen, katastrophalen Ehe mit einem portugiesischen Fernsehjournalisten, einer sechs Monate alten Tochter und drei Kapiteln "Harry Potter" nach England zurück. Sie war pleite und depressiv. Dann zog sie zu ihrer Schwester nach Edinburgh, lebte von Sozialhilfe, machte eine Psychotherapie und beendete ihren ersten Roman. Sie weiß, was es heißt, arm zu sein, auch wenn sie nie obdachlos war oder in ähnlich brutalen Verhältnissen aufwuchs wie die Bewohner von Fields.
J. K. Rowling sagt, sie habe "Ein plötzlicher Todesfall" schreiben müssen. Offenbar will sie Kritik an der Gegenwart üben, an einer Regierung, die soziale Mittel kürzt, und an einer Gesellschaft, in der Profit und Konsum zu Göttern erhoben werden. Aber Rowling lässt jeden sprachlichen Furor, jede Tiefenschärfe, jedes Bewusstsein für Stil, Perspektive,Tempo und oft genug jedes Einfühlungsvermögen vermissen. Während sie die Jugendlichen mit großer Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit beschreibt, macht sie die Erwachsenen komplett lächerlich: Der Ratsvorsitzende wirkt mit seinem Sherlock-Holmes-Hut wie die Karikatur eines Engländers, der indische Arzt mit seinem perfekten Körper wie ein Schauspieler aus einem Bollywood-Film; der stellvertretende Schulleiter ist pädophil, der Bauunternehmer niederträchtig. Die älteren Frauen sehen in ihren Männern die "sie beschützenden Ritter", auch wenn sie gerade erfahren haben, dass sie jahrelang hintergangen worden sind, und die jüngeren leiten, als Kompensation für ihre zerrütteten Ehen, Edelboutiquen namens "Busenwunder".
Der Roman ist auf Handlung getrimmt, sprunghaft, einfach gestrickt, literarisch unterkomplex. Und die Sprache driftet ständig ins Kitschige oder Obszöne ab; eine mit Schockeffekten angereicherte Hausfrauenprosa: Alle paar Seiten tauchen Begriffe wie "Penis", "Möse", "Fotze", "Kotze" und "Pisse" auf, manchmal auch Schimpfwörter wie "Scheißkuh", "Paki-Kuh" oder - als ultimative Steigerung - "verkackte, blöde Fixerkuh!". Ein Teenager wird vergewaltigt, ein anderer ritzt sich die Arme auf. Es gibt Sex mit Fremden, Freunden und Verwandten; Sex in der Küche, am Fluss, auf dem Friedhof; Sex zwischen Erwachsenen, Sex zwischen Jugendlichen und Sex zwischen Erwachsenen und Jugendlichen. Und von Brüsten scheint Rowling geradezu besessen zu sein, so oft wie bei den Damen die Morgenmäntel offen stehen, als habe sie aller Welt beweisen müssen, dass sie auch ein Buch schreiben könne, das nicht für Kinder geeignet sei.
Der Wirbel um "Ein plötzlicher Todesfall" fiel ungleich geringer aus als bei "Harry Potter". Das Buch stand nicht seit Februar, seit Ankündigung des Titels, auf Platz eins der Amazon-Bestsellerliste, und es gab keine Massenhysterie. Aber das Manuskript wurde von Rowlings Agentur The Blair Partnership und vom britischen Verlag Little, Brown ähnlich behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Die deutschen Übersetzerinnen wurden zwar als vertrauenswürdig eingestuft - anders als Übersetzer aus Ländern wie den "high risk piracy zones" Italien, Slowenien oder Finnland -, mussten jedoch nach London reisen und dort im Verlag arbeiten, aus Furcht, der Inhalt könne nach außen dringen. Vier Wochen lang hätten die beiden Frauen im Büro an firmeneigenen Laptops gesessen, heißt es. Die Geräte hatten keinen Internetzugang, waren mit drei Passwörtern gesichert und mit Schlössern an die Schreibtische gekettet. Immerhin konnten dadurch die englische und die deutsche Ausgabe am Donnerstag gleichzeitig erscheinen - ohne dass allerdings irgendein Kritiker das Buch vorher zu Gesicht bekommen hätte.
Seitdem "Ein plötzlicher Todesfall" für alle lesbar ist, erscheint die ganze Geheimnistuerei nicht mehr wie eine berechtigte Angst vor Raubkopien oder wie ein Marketingtrick, um die Erwartungen hochzuschrauben, sondern vielmehr wie eine notwendige Maßnahme, um vernichtende Kritik zu unterbinden. Wenn sich nämlich vorab herumgesprochen hätte, dass sich der Roman wie ein allzu geschwätziges Drehbuch für eine öffentlich-rechtliche Dorfsoap voller Witzfiguren liest, wäre der Hype um das vom Handel am sehnsüchtigsten erwartete Buch des Jahres womöglich schon am ersten Tag verpufft. Und nicht erst drei Tage danach.
JAN BRANDT
J. K. Rowling: "Ein plötzlicher Todesfall". Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol. Carlsen-Verlag, Hamburg 2012, 576 Seiten, 24,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und noch immer klingen mir die Sätze im Ohr, die befreundete Autoren mir zuraunten: wie spannend diese Abenteuer seien, wie kunstvoll geschrieben, verführerisch, süchtig machend. "Das", sagten die, deren Urteilen ich sonst blind vertraute, "ist kein Kinderbuch, sondern ein großartiger Entwicklungsroman! Ein Bildungsroman! Trotz des ganzen Hokuspokus absolut realistisch! Da werden Alltagsprobleme verhandelt! Die großen Themen! Das musst du unbedingt lesen!" Und ich sagte immer und immer wieder: "Nein, muss ich nicht."
Jetzt also ein realistischer Roman, angesiedelt in einer Welt, die mir aufgrund meiner ländlichen Herkunft und der Arbeit an meinem eigenen Gesellschafts- und Provinzroman durchaus vertraut ist: ein Dorf mit Marktplatz, Kirche und Golfclub, eine Welt, in der Jugendliche gegen Erwachsene rebellieren und Ehefrauen gegen ihre Männer, in der Lehrer ihre Schüler peinigen und Großgrundbesitzer, Einzelhändler, Lokalpolitiker ihre Untergebenen; in der es um Macht und Ohnmacht geht, um Vorurteile und Verrat, Lügen und Intrigen, Hass und Gewalt.
Rowling zeige eine "Stadt im Krieg", wie der Klappentext verheißt. Der fiktive "hübsche, kleine Ort Pagford", in der westenglischen Provinz gelegen, ist ein Dorf, in dem nicht jeder jeden kennt, aber jeder jeden zu kennen meint, in dem sich alle belauern und übereinander lästern; eine Wohlstandshölle mit einem Höchstmaß an sozialer Kontrolle, die von der Arztpraxis, der Anwaltskanzlei, dem Delikatessengeschäft bis in jede Familie hineinreicht und ein Gleichgewicht schafft, mit dem die Bewohner zu leben gelernt haben. Anstoß erregt allein die nahegelegene Sozialsiedlung Fields, "schmutzige graue Häuser, einige mit Tags und Obszönitäten besprüht", die seit den fünfziger Jahren die Unterschicht der Gegend beherbergen: alleinerziehende, arbeitslose, drogensüchtige und sich darum prostituierende Mütter, deren Kinder mit denen der gutsituierten Mittelstandseltern auf dieselbe Schule gehen - und diese verderben.
Der plötzliche Tod des 44-jährigen Bankers Barry Fairbrother lässt die Fronten, Befürworter und Gegner der Sozialsiedlung, aufeinanderprallen. Fairbrother war Mitglied im Gemeinderat; sein Posten wird frei - "A Casual Vacancy", "eine unerwartete Vakanz", so lauten der Fachterminus und der Originaltitel des Romans -, und der ist heiß umkämpft, weil er darüber entscheidet, ob das Getto im Zuständigkeitsbereich von Pagford bleibt oder nicht. Der Ratsvorsitzende versucht, seinem Sohn den Posten zuzuschieben, aber auf den haben es auch der unter Zwangsneurosen leidende stellvertretende Schulleiter und ein psychopathischer Familienvater abgesehen.
Dieser Fairbrother, der gleich im ersten Kapitel an einem Aneurysma stirbt und bis zum Schluss als gute Seele durch den ansonsten seelenlosen Roman geistert, ist einer der wenigen positiven Charaktere: Er ist ehrlich, tolerant und zuverlässig - ein wahrer Held, der für die Schwachen eintritt.
Sein Tod hat nicht nur politische Folgen, sondern auch persönliche: Krystal Weedon, ein frühreifes Mädchen aus einer der verhaltensauffälligsten und weitverzweigtesten Familien von Fields, verliert ihren einzigen erwachsenen Verbündeten. Fairbrother hat sie in die Rudermannschaft geholt und unterstützt, wenn ihre Mutter auf Drogen oder Entzug war. Sie ist die einzige interessante Figur des ganzen Romans, trotzig und zornig, voller aufgestauter Aggression, aber nie verbittert; die Einzige, die Verantwortung übernehmen will für ihr Leben und an der Verachtung der anderen zugrunde geht.
In einem Interview mit der Zeitung "The Guardian" hat Rowling die englische Gesellschaft jüngst als "phänomenal snobistisch" bezeichnet, vor allem die Mittelschicht sei prätentiös und arrogant und blende die Ursachen für das Schicksal der unteren Klassen aus, was die Bewohner ihres Heimatdorfes, des im Südwesten Englands gelegenen Tutshill, gleich auf sich bezogen haben, weil sie fürchteten, Rowling verarbeite in ihrem neuen Roman ihre eigene unglückliche Jugend.
Ihre Mutter, eine technische Angestellte im Schullabor, erkrankte früh an Multipler Sklerose; zu ihrem Vater, einem Flugzeugingenieur, hatte sie nie ein gutes Verhältnis. Als sie neun Jahre alt war, zog die Familie nach Tutshill, an die walisische Grenze, wo sie immer Fremde blieben, mit dem Makel behaftet, unglücklich zu sein, weshalb Rowling es nicht erwarten konnte, aus dem Dorf herauszukommen. Sie studierte Französisch und Altertumswissenschaft in Exeter, arbeitete als Rechercheurin für Amnesty International in London, unterrichtete in Porto Englisch als Fremdsprache und kehrte 1993 nach einer kurzen, katastrophalen Ehe mit einem portugiesischen Fernsehjournalisten, einer sechs Monate alten Tochter und drei Kapiteln "Harry Potter" nach England zurück. Sie war pleite und depressiv. Dann zog sie zu ihrer Schwester nach Edinburgh, lebte von Sozialhilfe, machte eine Psychotherapie und beendete ihren ersten Roman. Sie weiß, was es heißt, arm zu sein, auch wenn sie nie obdachlos war oder in ähnlich brutalen Verhältnissen aufwuchs wie die Bewohner von Fields.
J. K. Rowling sagt, sie habe "Ein plötzlicher Todesfall" schreiben müssen. Offenbar will sie Kritik an der Gegenwart üben, an einer Regierung, die soziale Mittel kürzt, und an einer Gesellschaft, in der Profit und Konsum zu Göttern erhoben werden. Aber Rowling lässt jeden sprachlichen Furor, jede Tiefenschärfe, jedes Bewusstsein für Stil, Perspektive,Tempo und oft genug jedes Einfühlungsvermögen vermissen. Während sie die Jugendlichen mit großer Ernsthaftigkeit und Sachlichkeit beschreibt, macht sie die Erwachsenen komplett lächerlich: Der Ratsvorsitzende wirkt mit seinem Sherlock-Holmes-Hut wie die Karikatur eines Engländers, der indische Arzt mit seinem perfekten Körper wie ein Schauspieler aus einem Bollywood-Film; der stellvertretende Schulleiter ist pädophil, der Bauunternehmer niederträchtig. Die älteren Frauen sehen in ihren Männern die "sie beschützenden Ritter", auch wenn sie gerade erfahren haben, dass sie jahrelang hintergangen worden sind, und die jüngeren leiten, als Kompensation für ihre zerrütteten Ehen, Edelboutiquen namens "Busenwunder".
Der Roman ist auf Handlung getrimmt, sprunghaft, einfach gestrickt, literarisch unterkomplex. Und die Sprache driftet ständig ins Kitschige oder Obszöne ab; eine mit Schockeffekten angereicherte Hausfrauenprosa: Alle paar Seiten tauchen Begriffe wie "Penis", "Möse", "Fotze", "Kotze" und "Pisse" auf, manchmal auch Schimpfwörter wie "Scheißkuh", "Paki-Kuh" oder - als ultimative Steigerung - "verkackte, blöde Fixerkuh!". Ein Teenager wird vergewaltigt, ein anderer ritzt sich die Arme auf. Es gibt Sex mit Fremden, Freunden und Verwandten; Sex in der Küche, am Fluss, auf dem Friedhof; Sex zwischen Erwachsenen, Sex zwischen Jugendlichen und Sex zwischen Erwachsenen und Jugendlichen. Und von Brüsten scheint Rowling geradezu besessen zu sein, so oft wie bei den Damen die Morgenmäntel offen stehen, als habe sie aller Welt beweisen müssen, dass sie auch ein Buch schreiben könne, das nicht für Kinder geeignet sei.
Der Wirbel um "Ein plötzlicher Todesfall" fiel ungleich geringer aus als bei "Harry Potter". Das Buch stand nicht seit Februar, seit Ankündigung des Titels, auf Platz eins der Amazon-Bestsellerliste, und es gab keine Massenhysterie. Aber das Manuskript wurde von Rowlings Agentur The Blair Partnership und vom britischen Verlag Little, Brown ähnlich behandelt wie ein Staatsgeheimnis. Die deutschen Übersetzerinnen wurden zwar als vertrauenswürdig eingestuft - anders als Übersetzer aus Ländern wie den "high risk piracy zones" Italien, Slowenien oder Finnland -, mussten jedoch nach London reisen und dort im Verlag arbeiten, aus Furcht, der Inhalt könne nach außen dringen. Vier Wochen lang hätten die beiden Frauen im Büro an firmeneigenen Laptops gesessen, heißt es. Die Geräte hatten keinen Internetzugang, waren mit drei Passwörtern gesichert und mit Schlössern an die Schreibtische gekettet. Immerhin konnten dadurch die englische und die deutsche Ausgabe am Donnerstag gleichzeitig erscheinen - ohne dass allerdings irgendein Kritiker das Buch vorher zu Gesicht bekommen hätte.
Seitdem "Ein plötzlicher Todesfall" für alle lesbar ist, erscheint die ganze Geheimnistuerei nicht mehr wie eine berechtigte Angst vor Raubkopien oder wie ein Marketingtrick, um die Erwartungen hochzuschrauben, sondern vielmehr wie eine notwendige Maßnahme, um vernichtende Kritik zu unterbinden. Wenn sich nämlich vorab herumgesprochen hätte, dass sich der Roman wie ein allzu geschwätziges Drehbuch für eine öffentlich-rechtliche Dorfsoap voller Witzfiguren liest, wäre der Hype um das vom Handel am sehnsüchtigsten erwartete Buch des Jahres womöglich schon am ersten Tag verpufft. Und nicht erst drei Tage danach.
JAN BRANDT
J. K. Rowling: "Ein plötzlicher Todesfall". Aus dem Englischen von Susanne Aeckerle und Marion Balkenhol. Carlsen-Verlag, Hamburg 2012, 576 Seiten, 24,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Broschiertes Buch Leider brauchte ich eine ganze Zeit, um in die Geschichte reinzukommen und einen Überblick über die vielen verschiedenen Personen zu bekommen. Die Geschichte ist zäh geschrieben, zu langatmig, zu viele unwichtige Details. Leider bin ich von diesem Buch nicht begeistert.
Antworten 23 von 24 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 23 von 24 finden diese Rezension hilfreich
Als totaler Harry Potter-Fan hatte ich mir wirklich etwas interessantes und neues im wunderbaren Schreibstil von J.K. Rowling erhofft – für Erwachsene diesmal.
Leider ist die Geschichte langatmig, uninteressant, vom Schreibstil oft ordinär und obsön von der Ausdrucksweise und …
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Als totaler Harry Potter-Fan hatte ich mir wirklich etwas interessantes und neues im wunderbaren Schreibstil von J.K. Rowling erhofft – für Erwachsene diesmal.
Leider ist die Geschichte langatmig, uninteressant, vom Schreibstil oft ordinär und obsön von der Ausdrucksweise und somit total enttäuschend. Schlicht überflüssig!
Außerdem ist der Verlag ausgesprochen großzügig mit weißem, unbeschriebenem Raum umgegangen um das Buch auf 600 Seiten, künstlich auf zu blasen und somit den Preis von 24,90 € zu rechtfertigen.
Fazit: Eine enttäuschende Geschichte, in einem künstlich aufgeblasenen Buch, mit viel weißer Fläche und einen nicht angemessenen Preis. Schade J.K. ich hatte mehr erwartet... bleib doch bitte bei Fantasy-Geschichten wie Harry Potter.
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Antworten 27 von 34 finden diese Rezension hilfreich
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Oh mein Gott... war dieses Buch schlecht.
Ich musste mich praktisch durch die gesamte Geschichte hindurch quälen.
Leider musste ich zu meinem Entsetzen auch noch feststellen, das ich 2 Wochen dazu gebraucht habe. Normal ist ein Buch dieses Formats in 3 Tagen durch. Zumindest bei …
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Oh mein Gott... war dieses Buch schlecht.
Ich musste mich praktisch durch die gesamte Geschichte hindurch quälen.
Leider musste ich zu meinem Entsetzen auch noch feststellen, das ich 2 Wochen dazu gebraucht habe. Normal ist ein Buch dieses Formats in 3 Tagen durch. Zumindest bei mir.
Die ersten 20 Seiten waren noch sehr viel versprechend,ja sogar Spannend.Wobei ich sagen muss das die Geschichte erst ab der Seite 9 begann. De Facto waren an diesem Buch gerade mal 11 Seiten Spannend, ja sogar interessant und das bei guten 580 Seiten !!! Man stelle sich das mal vor....
Der Rest.... Schlecht, langweilig, schlecht, uninteressant, schlecht.
Manchmal hatte ich das Gefühl denkfaul zu werden, wenn ich das Buch auch nur angesehen habe.
Wenn es keine J.K. Rowling geschrieben hätte, die ja einen Mega Erfolg mit Harry Potter gehabt hat, wäre es meiner Meinung nach bestimmt nicht verlegt worden. Man hätte das Manuskript als Schmierpapier verwendet...
Und dieser Preis... Himmel... für so ein Schlechtes Buch. Geht damit zum Essen denn es ist sein Geld wirklich nicht Wert.
1 Stern von mir, wobei es eigentlich 0 Sterne verdient hätte.
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Antworten 24 von 28 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 24 von 28 finden diese Rezension hilfreich
Langatmig,langweilig,nichtssagend.
Das schlechteste Buch,das ich je gelesen habe.
Würde die Autorin anders heißen,wäre dieser Schinken nie veröffentlicht worden.
Und der hohe Preis für dieses Garnichts ist eine weitere Frechheit.
Rausgeworfenes Geld.
Antworten 22 von 33 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 22 von 33 finden diese Rezension hilfreich
... J.K. Rowling kann es besser !!! Zumindest für Kinder.
Das Buch ist total kompliziert, langweilig, viele Namen ein Durcheinander. Einfach nichts tolles zum Lesen.
Schade, hab mir soviel erhofft. Zum Glück hatte ich es in der Bücherei ausgeliehen. Hätte mich sehr …
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... J.K. Rowling kann es besser !!! Zumindest für Kinder.
Das Buch ist total kompliziert, langweilig, viele Namen ein Durcheinander. Einfach nichts tolles zum Lesen.
Schade, hab mir soviel erhofft. Zum Glück hatte ich es in der Bücherei ausgeliehen. Hätte mich sehr geärgert dafür noch Geld auszugeben.
Trotz allem hoff ich, daß sie es nochmal versucht ein "Erwachsenen-Buch" zu schreiben. Vielleicht klappts ja beim 2.Mal :-))
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Antworten 14 von 18 finden diese Rezension hilfreich
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Durch die eher schlechte Kritik ging ich zaghaft an diesen Roman und dachte mir anfangs "naja, zieht sich", aber je mehr ich in dem ganzen Geschehen drin war und die Personen kennenlernte, umso schneller wollte ich alles erfahren.
Bei so manchem Charakter (Howard) sah ich eindeutig Onkel …
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Durch die eher schlechte Kritik ging ich zaghaft an diesen Roman und dachte mir anfangs "naja, zieht sich", aber je mehr ich in dem ganzen Geschehen drin war und die Personen kennenlernte, umso schneller wollte ich alles erfahren.
Bei so manchem Charakter (Howard) sah ich eindeutig Onkel Vernon aus Harry Potter vor mir.
Beim lesen hatte ich das Gefühl, ich sehe eine neue Folge "Inspector Barnaby" (jedoch ohne Mordaufklärung). Personen und Erzählweise kamen mir so typisch englisch vor.
Also für mich ein sehr gutes Buch.
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Antworten 10 von 12 finden diese Rezension hilfreich
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Was erwartet man von einem Buch, das von Joanne K. Rowling geschrieben wurde? Wahrscheinlich viel. Sofort zieht man Verbindungen zu ihren Harry Potter Romanen. Doch ihr neues Werk "Ein plötzlicher Todesfall" richtet sich eher an Erwachsene (obwohl es genauso gut ein Jugendroman sein …
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Was erwartet man von einem Buch, das von Joanne K. Rowling geschrieben wurde? Wahrscheinlich viel. Sofort zieht man Verbindungen zu ihren Harry Potter Romanen. Doch ihr neues Werk "Ein plötzlicher Todesfall" richtet sich eher an Erwachsene (obwohl es genauso gut ein Jugendroman sein könnte).
Der Schreibstil ist unverkennbar Joanne K. Rowling. Schnell reißt das Buch einen mit und man taucht ein in die Welt von Pagford, in der nichts so ist wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Geschichte wird duch die vielen Charakere zwar interessant, aber leider auch schnell unübersichtlich. Wer gehört zu wem? Wer hat was gegen wen? Es ist müßig, der Handlung bis zum Ende zu folgen. Oftmals habe ich mich an einigen Stellen sehr durch das Buch gequält. Dadurch verliert das Buch auch schnell an Reiz. Dafür hat das Ende wieder einiges gutmachen können.
Insgesamt hat das Buch seine Höhen und Tiefen. Ich würde es wohl in die Kategorie "Ganz nett, aber man hat nichts verpasst, wenn man es nicht gelesen hat" einordnen.
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Antworten 12 von 16 finden diese Rezension hilfreich
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Als bekannt wurde, dass J.K. Rowling nach dem Abschluss ihrer Harry Potter- Reihe ein neues Buch schreibt, habe ich mich riesig gefreut. Die Tatsache, dass es dieses Mal ein Buch für Erwachsene sein sollte, tat meiner Freude keinen großen Abbruch. Als es dann hieß, es soll eine Art …
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Als bekannt wurde, dass J.K. Rowling nach dem Abschluss ihrer Harry Potter- Reihe ein neues Buch schreibt, habe ich mich riesig gefreut. Die Tatsache, dass es dieses Mal ein Buch für Erwachsene sein sollte, tat meiner Freude keinen großen Abbruch. Als es dann hieß, es soll eine Art Krimi sein, schraubte ich meine Erwartungen dann aber doch ein bisschen zurück, denn im Normalfall sind derartige Bücher nicht mein Fall. Dass sich „Ein plötzlicher Todesfall“ jedoch als eine riesengroße Enttäuschung entpuppen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.
Auf fast 600 Seiten erzählt J.K. Rowling die Geschichte von Barry Fairbrother, einem Ehemann und Vater von vier Kindern, der direkt zu Beginn des Buches stirbt. Danach entbrennt ein erbitterter Kampf um seinen Sitz im Gemeinderat, der schmutziger nicht sein könnte. Wie schmutzig er wird, malt man sich in seinen kühnsten Träumen nicht aus. Bereits nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, die Menschen in Pagfort hassten jeden außer sich selbst, auch ihre Partner und Kinder, und wird dieses Gefühl bis zur letzten Seite nicht wieder los. Es wimmelt nur so von egoistischen, selbstverliebten Menschen, die nur ihren eigenen Vorteil im Kopf haben und für ihr persönliches Glück über Leichen gehen. Sympathieträger gibt es kaum und man gönnt sich gegenseitig nicht die Butter auf dem Brot. Eltern werfen ihren Kindern Worte wie „Abschaum“, „Pickelfresse“, „Schwuchtel“ oder „kleiner Bastard“ an den Kopf und Rowling beschränkt sich dabei erschreckender Weise nicht auf einen oder zwei Charaktere, die so mit ihrer Familie umgehen. Bis auf einige wenige Ausnahmen ist ein derartiger Ton in den Familien Pagforts an der Tagesordnung, ebenso wie körperliche Gewalt. Die Kinder stehen ihren Eltern allerdings in nichts nach, was ich aufgrund des Verhaltens der Eltern manchmal jedoch sogar nachvollziehbar fand.
Auch die Geschichte ist geprägt von Egoismus und Selbstbeweihräucherung. Es geht immer nur darum, wer sich selbst wie am besten und die anderen schlechter dastehen lassen kann. Ansonsten passiert leider nicht viel Spannendes. Erst auf den letzten 50 Seiten erlebt die Handlung einen Höhepunkt, der das Buch allerdings zu einem wenig zufriedenstellenden Ende bringt. Trotzdem war ich irgendwie froh, als es vorbei war.
Mit diesem zähen, vor Egoismus und Neid strotzenden Buch, dessen sympathischste Figur bereits am Anfang stirbt, hat Joanne K. Rowling zumindest mir als eigentlich großem Fan keine Freude gemacht. Ich bin froh, es gelesen und mir eine eigene Meinung gebildet zu haben, viel Spaß hatte ich jedoch nicht dabei. Zum Glück hat Rowling bereits siebenfach bewiesen, dass sie es so viel besser kann!
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Wenn man die Harry Potter-Bücher verschlungen hat, liest man - natürlich - auch ein weiteres von J. K. Rowling. "Ein plötzlicher Todesfall" jedoch kommt zunächst etwas schwerfällig daher, so dass ich drei Anläufe brauchte, um das Buch ganz zu lesen. Jetzt aber …
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Wenn man die Harry Potter-Bücher verschlungen hat, liest man - natürlich - auch ein weiteres von J. K. Rowling. "Ein plötzlicher Todesfall" jedoch kommt zunächst etwas schwerfällig daher, so dass ich drei Anläufe brauchte, um das Buch ganz zu lesen. Jetzt aber bin ich froh, dass ich mich von meiner anfänglichen Enttäuschung wegen der verwirrend vielen Personen, die einzuordnen mir schwer fiel, nicht habe abbringen lassen. Die vielfältigen Charaktere offenbaren erst im Laufe vieler Seiten ihr wiedererkennbares Gesicht. Da bin ich froh, dass viele Andeutungen doch ausführlicher aufgeklärt werden, damit die Personen aus dem Dämmerlicht heraustreten können. Von dem Punkt an, als ich das Buch als Sozialdrama begriff, hat es mich gepackt und zuletzt konnte ich es nicht aus der Hand legen. Erst da habe ich auch "J. K. Rowling" wiedererkannt, die ja schon in den Harry Potter-Bänden Gelegenheiten genutzt hat, sich sozialkritisch zu äußern, wenngleich es dort auch anders verpackt war. Eine psychologisch ausgefeilte und nachvollziebare Spur, der sie da nachgeht, wunderbar ins Heute verwoben. - Ich werd das Buch gleich noch mal von vorn anfangen!
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Antworten 7 von 9 finden diese Rezension hilfreich
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