Bov Bjerg
Audio-CD
Auerhaus
Roman - Gelesen von Robert Stadlober. 450 Min.. WAV Format. Lesung. Gekürzte Ausgabe
Gesprochen: Stadlober, Robert
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Sechs Freunde und ein Versprechen: Ihr Leben soll nicht in Ordnern mit der Aufschrift Birth - School - Work - Death abgeheftet werden. Deshalb ziehen sie gemeinsam ins Auerhaus. Eine Schüler-WG auf dem Dorf - unerhört. Aber sie wollen nicht nur ihr Leben retten, sondern vor allem das ihres besten Freundes Frieder. Denn der ist sich nicht so sicher, warum er überhaupt leben soll. Bov Bjerg erzählt mitreißend und einfühlsam von Liebe, Freundschaft und sechs Idealisten, deren Einfallsreichtum nichts weniger ist als Notwehr gegen das Vorgefundene. Denn ihr Ringen um das Glück ist auch ein K...
Sechs Freunde und ein Versprechen: Ihr Leben soll nicht in Ordnern mit der Aufschrift Birth - School - Work - Death abgeheftet werden. Deshalb ziehen sie gemeinsam ins Auerhaus. Eine Schüler-WG auf dem Dorf - unerhört. Aber sie wollen nicht nur ihr Leben retten, sondern vor allem das ihres besten Freundes Frieder. Denn der ist sich nicht so sicher, warum er überhaupt leben soll. Bov Bjerg erzählt mitreißend und einfühlsam von Liebe, Freundschaft und sechs Idealisten, deren Einfallsreichtum nichts weniger ist als Notwehr gegen das Vorgefundene. Denn ihr Ringen um das Glück ist auch ein Kampf um Leben und Tod. "Gelegentlich, sehr selten, gibt es Bücher die sind wie Songs. Man möchte das Auge, ähnlich wie man die Nadel bei Singles wieder auf den Anfang der Rille setzt, sofort wieder auf den Beginn der ersten Seite setzen. Und `Auerhaus` ist genau so ein Buch." Robert Stadlober "Wir sollten alle im Auerhaus wohnen." David Wagner "Auf berührende Weise zeigt Bov Bjerg, daß der Tod letztlich nur eine Erinnerung ist, an das Leben, das wir geführt haben." Horst Evers "Das hat einen guten Sound, das hat Kraft. Und plötzlich bin ich wieder 17, 18 wie die Romanhelden, Wildheit der Jugend, will mit ihnen aufbrechen, ausbrechen, lieben, Unsinn machen." Clemens Meyer "Auerhaus zeigt, dass die Kostbarkeit einer Gemeinschaft aus den Besonderheiten der Einzelnen erwächst. Ein schönes und ein warmherziges Buch." Terézia Mora "Ein schöner Bericht über jene schweren Jahre, die man Jahrzehnte später als die besten Jahre bezeichnet." Christoph Hein
Bov Bjerg, geboren 1965, ist Schriftsteller und Vorleser. Sein Bestseller "Auerhaus" und die Geschichtensammlung "Die Modernisierung meiner Mutter" erschienen bei Blumenbar. Sein Roman "Serpentinen" war 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert; "Deadline", sein erster Roman, erschien 2021 neu. Alle Bücher sind auch als E-Book und als Hörbuch lieferbar. Mehr zum Autor unter bjerg.de
Produktdetails
- Verlag: Aufbau-Verlag
- Anzahl: 4 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 450 Min.
- Erscheinungstermin: 17. Juli 2015
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783945733110
- Artikelnr.: 42701756
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Audio
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
Rendezvous mit Joe Black
Rührend jugendlich, unglaublich komisch und voller Melancholie: Thees Uhlmann und Bov Bjerg begegnen in ihren Romanen dem Tod mit einem Lächeln.
Von Jan Wiele
Schwafeln können viele, aber die hohe Kunst der Verknappung beherrschen nur wenige Schriftsteller. Bov Bjerg weiß sie auf die Spitze zu treiben. Mit wenigen Pinselstrichen entwirft er eine Welt: Oberstufenschüler in den achtziger Jahren, manche haben schon ein Auto, einer sogar eines mit Zentralverriegelung, die er stolz vorführt. Als er später im Buch wieder auftaucht, wird er nur noch "Zentralverriegelungsaxel" genannt. Ein anderer, Harry, kauft sich gar einen Ami-Schlitten: "Cadillac Eldorado. Angeberkarre." Das Gefährt
Rührend jugendlich, unglaublich komisch und voller Melancholie: Thees Uhlmann und Bov Bjerg begegnen in ihren Romanen dem Tod mit einem Lächeln.
Von Jan Wiele
Schwafeln können viele, aber die hohe Kunst der Verknappung beherrschen nur wenige Schriftsteller. Bov Bjerg weiß sie auf die Spitze zu treiben. Mit wenigen Pinselstrichen entwirft er eine Welt: Oberstufenschüler in den achtziger Jahren, manche haben schon ein Auto, einer sogar eines mit Zentralverriegelung, die er stolz vorführt. Als er später im Buch wieder auftaucht, wird er nur noch "Zentralverriegelungsaxel" genannt. Ein anderer, Harry, kauft sich gar einen Ami-Schlitten: "Cadillac Eldorado. Angeberkarre." Das Gefährt
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heißt fortan "Gluck Gluck". Der kurze, aber stark nachhallende Roman heißt "Auerhaus". Man muss sich das Wort schwäbisch denken: Denn so nennen ein paar Abiturienten aus der süddeutschen Provinz, die zu Hause ausgezogen sind, ihre wunderbare Wohngemeinschaft, in der ständig das Lied "Our House" von Madness läuft.
Thees Uhlmann beherrscht die Kunst der Verknappung besonders in Dialogen. Bei seinem Ich-Erzähler klingeln drei Frauen an der Tür: "Die: ,Lesen Sie die Bibel?' Ich: ,Nur die brutalen Stellen und die Verwandschaftsverhältnisse im Alten Testament. Zu welcher Kirche gehört ihr eigentlich?' Die: ,Zu den Zeugen Jehovas.' Ich: ,Krass, ihr seid die?' Die: ,Ja.' Ich: ,Find ich gut, dass ihr hier durch die Gegend geht. Anstrengend für euch, oder?' Die: ,Ja.' Ich: ,Ich bin leider nicht der richtige Ansprechpartner für euch, aber echt alles Gute. So hugenottisch gemeint. Gott liebt die, die den harten Acker pflügen.' Die: ,Wollen Sie uns verarschen?' Ich: ,Ich meine das ernst. Wenn selbst die Zeugen Jehovas an Ironie glauben, geht es wirklich mit der Welt zu Ende.'" Uhlmanns Buch "Sophia, der Tod und ich" lebt von solchen Dialogen, und er hält sie bis zum bitteren Ende durch.
Warum aber beide Bücher in einer Rezension zusammenbringen? Weil es neben dem extrem lakonischen Stil, den beide pflegen und der eine wirklich wohltuende Abwechslung zu den teils sehr ausufernden Büchern der Saison in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur darstellt, noch eine andere zentrale Gemeinsamkeit gibt: Beide handeln vom Tod.
Bei Uhlmann wirkt es zunächst wie eine aus diversen Filmen bekannte Anordnung. Als es bei seinem Erzähler wieder an der Tür klingelt, steht der Tod im Treppenhaus und sagt: "Sie müssen jetzt mitkommen". Doch das Rendezvous mit Joe Black verläuft anders als geplant. Und so sitzt wenig später der Tod mit dem Erzähler und dessen Ex-Freundin in der Kneipe und reißt schlechte Witze. Dann begeben sich die drei auf eine Reise durch Deutschland, zur Mutter des Erzählers und zu seinem Sohn, es muss einiges geradegerückt werden. Wie nebenbei entsteht in diesem absurden Sprechstück die immer amüsante, aber auch zutiefst melancholische Lebensgeschichte eines Enddreißigers, dessen Beziehungen sämtlich gescheitert sind und der Zuflucht im Fußball sucht, der phlegmatisch und damit auch noch zufrieden ist, bis sich in dem magisch-realistischen Romangeschehen sein ganzes Leben plötzlich noch einmal verdichtet. Sternstück des Romans ist die Figur der Sophia, die den derben Humor ihres polnischen Vaters geerbt hat. Auch eine hintergründig-witzige Konfrontation von Deutschen und Polen mit ihrer Geschichte und ihren Klischees gelingt Uhlmann wie nebenbei.
Bei Bov Bjerg ist die ganze Geschichte aus der Rückschau geschildert: Der erwachsene Erzähler erinnert sich an seine Zeit im "Auerhaus". Der Grund, warum die Jugendlichen dort überhaupt einziehen, lässt bereits nichts Gutes ahnen: Es geht darum, ihrem Mitschüler Frieder, der einen Suizidversuch unternommen hat, ein Heim jenseits des Elternhauses zu geben, das besser ist als die Psychiatrie. Das klappt zeitweise gut und führt zu rebellisch-befreiendem Kommunenleben: Frieder klaut Fressalien und Wein beim Penny-Markt, die ebenfalls aus der Klinik entkommene Pauline hat grüne Haare. Der Erzähler, der nur Höppner genannt wird und froh ist, der Vollvertäfelung seines Lebens durch den "fiesen Freund meiner Mutter", genannt F2M2, zu entkommen, zieht mit seiner Freundin Vera in die WG. Doch die fängt plötzlich etwas mit Harry an, einem Elektriker in Ausbildung, der kifft und eigentlich schwul ist.
Komischer Höhepunkt des Romans ist eine Silvesterparty im Auerhaus, zu der "die komplette Oberstufe, die halbe Psychiatrie und alle Schwulen zwischen München und Paris" erscheinen. Kurz zuvor hat Frieder in einer nächtlichen Aktion den Weihnachtsbaum auf dem Dorfplatz gefällt. Eine Art Anti-Motto des Buches ist ein Song namens "Birth, School, Work, Death" von den Godfathers. So soll das Leben der Jugendlichen nicht verlaufen, schwören sie sich. Aber die Gespräche des Erzählers mit dem derangierten Frieder verraten auch, dass dieser "es jederzeit wieder tun" könnte und somit die sehr frühe Erfüllung des bedrohlichen Mottos stets in der Luft liegt.
In beiden Büchern stecken sehr treffende Erinnerungen an das Aufwachsen in der deutschen Provinz in den achtziger Jahren, bei Uhlmann im Norden, im Süden bei Bjerg. Quälende Enge und Spießigkeit schließen dabei eine tiefe Melancholie nicht aus. Beide handeln letztlich auch von zerrissenen Familien, Alleinerziehung, Halbwaisentum.
Beide Bücher sind von einer großen Jugendlichkeit, genau das macht sie so rührend. Bei beiden Büchern kann man gelegentlich denken: Das sind so Lesebühnenbücher, die vielleicht auch einmal zu oft auf Pointen setzen. (Beide Autoren haben ja auch reiche Bühnenerfahrung: Bov Bjerg als Kabarettist, Thees Uhlmann als Sänger der deutschsprachigen Band Tomte und auf Solopfaden.) Aber dann wird einem auch immer wieder klar, dass der ganz spezielle Humor dieser Bücher dem ernstesten aller Themen abgetrotzt ist, er ist ein letztes Aufbäumen, ein Krachenlassen, bei Uhlmann verbunden mit einer Zeile von Neil Young: "It's better to burn out than to fade away." Das könnte leicht ins zu Pathetische ausschlagen. Aber davor sind beide Autoren gefeit. Uhlmanns personifizierter Tod empfiehlt den Menschen eher seltsames Verhalten in seinem Angesicht: "Warum nicht Kaffeetrinken und ein grünes T-Shirt tragen?" Und bei Bjerg wird das Anti-Motto schließlich durch eine wiederum sehr prägnante Erweiterung entschärft: "Birth, School, Bummbumm, Work, Death." Vielleicht sind diese Todesbücher zugleich auch die lustigsten des Jahres.
Bov Bjerg: "Auerhaus". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2015. 240 S., geb., 18,- [Euro].
Thees Uhlmann: "Sophia, der Tod und ich". Roman.
Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2015. 320 S., geb., 18,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Thees Uhlmann beherrscht die Kunst der Verknappung besonders in Dialogen. Bei seinem Ich-Erzähler klingeln drei Frauen an der Tür: "Die: ,Lesen Sie die Bibel?' Ich: ,Nur die brutalen Stellen und die Verwandschaftsverhältnisse im Alten Testament. Zu welcher Kirche gehört ihr eigentlich?' Die: ,Zu den Zeugen Jehovas.' Ich: ,Krass, ihr seid die?' Die: ,Ja.' Ich: ,Find ich gut, dass ihr hier durch die Gegend geht. Anstrengend für euch, oder?' Die: ,Ja.' Ich: ,Ich bin leider nicht der richtige Ansprechpartner für euch, aber echt alles Gute. So hugenottisch gemeint. Gott liebt die, die den harten Acker pflügen.' Die: ,Wollen Sie uns verarschen?' Ich: ,Ich meine das ernst. Wenn selbst die Zeugen Jehovas an Ironie glauben, geht es wirklich mit der Welt zu Ende.'" Uhlmanns Buch "Sophia, der Tod und ich" lebt von solchen Dialogen, und er hält sie bis zum bitteren Ende durch.
Warum aber beide Bücher in einer Rezension zusammenbringen? Weil es neben dem extrem lakonischen Stil, den beide pflegen und der eine wirklich wohltuende Abwechslung zu den teils sehr ausufernden Büchern der Saison in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur darstellt, noch eine andere zentrale Gemeinsamkeit gibt: Beide handeln vom Tod.
Bei Uhlmann wirkt es zunächst wie eine aus diversen Filmen bekannte Anordnung. Als es bei seinem Erzähler wieder an der Tür klingelt, steht der Tod im Treppenhaus und sagt: "Sie müssen jetzt mitkommen". Doch das Rendezvous mit Joe Black verläuft anders als geplant. Und so sitzt wenig später der Tod mit dem Erzähler und dessen Ex-Freundin in der Kneipe und reißt schlechte Witze. Dann begeben sich die drei auf eine Reise durch Deutschland, zur Mutter des Erzählers und zu seinem Sohn, es muss einiges geradegerückt werden. Wie nebenbei entsteht in diesem absurden Sprechstück die immer amüsante, aber auch zutiefst melancholische Lebensgeschichte eines Enddreißigers, dessen Beziehungen sämtlich gescheitert sind und der Zuflucht im Fußball sucht, der phlegmatisch und damit auch noch zufrieden ist, bis sich in dem magisch-realistischen Romangeschehen sein ganzes Leben plötzlich noch einmal verdichtet. Sternstück des Romans ist die Figur der Sophia, die den derben Humor ihres polnischen Vaters geerbt hat. Auch eine hintergründig-witzige Konfrontation von Deutschen und Polen mit ihrer Geschichte und ihren Klischees gelingt Uhlmann wie nebenbei.
Bei Bov Bjerg ist die ganze Geschichte aus der Rückschau geschildert: Der erwachsene Erzähler erinnert sich an seine Zeit im "Auerhaus". Der Grund, warum die Jugendlichen dort überhaupt einziehen, lässt bereits nichts Gutes ahnen: Es geht darum, ihrem Mitschüler Frieder, der einen Suizidversuch unternommen hat, ein Heim jenseits des Elternhauses zu geben, das besser ist als die Psychiatrie. Das klappt zeitweise gut und führt zu rebellisch-befreiendem Kommunenleben: Frieder klaut Fressalien und Wein beim Penny-Markt, die ebenfalls aus der Klinik entkommene Pauline hat grüne Haare. Der Erzähler, der nur Höppner genannt wird und froh ist, der Vollvertäfelung seines Lebens durch den "fiesen Freund meiner Mutter", genannt F2M2, zu entkommen, zieht mit seiner Freundin Vera in die WG. Doch die fängt plötzlich etwas mit Harry an, einem Elektriker in Ausbildung, der kifft und eigentlich schwul ist.
Komischer Höhepunkt des Romans ist eine Silvesterparty im Auerhaus, zu der "die komplette Oberstufe, die halbe Psychiatrie und alle Schwulen zwischen München und Paris" erscheinen. Kurz zuvor hat Frieder in einer nächtlichen Aktion den Weihnachtsbaum auf dem Dorfplatz gefällt. Eine Art Anti-Motto des Buches ist ein Song namens "Birth, School, Work, Death" von den Godfathers. So soll das Leben der Jugendlichen nicht verlaufen, schwören sie sich. Aber die Gespräche des Erzählers mit dem derangierten Frieder verraten auch, dass dieser "es jederzeit wieder tun" könnte und somit die sehr frühe Erfüllung des bedrohlichen Mottos stets in der Luft liegt.
In beiden Büchern stecken sehr treffende Erinnerungen an das Aufwachsen in der deutschen Provinz in den achtziger Jahren, bei Uhlmann im Norden, im Süden bei Bjerg. Quälende Enge und Spießigkeit schließen dabei eine tiefe Melancholie nicht aus. Beide handeln letztlich auch von zerrissenen Familien, Alleinerziehung, Halbwaisentum.
Beide Bücher sind von einer großen Jugendlichkeit, genau das macht sie so rührend. Bei beiden Büchern kann man gelegentlich denken: Das sind so Lesebühnenbücher, die vielleicht auch einmal zu oft auf Pointen setzen. (Beide Autoren haben ja auch reiche Bühnenerfahrung: Bov Bjerg als Kabarettist, Thees Uhlmann als Sänger der deutschsprachigen Band Tomte und auf Solopfaden.) Aber dann wird einem auch immer wieder klar, dass der ganz spezielle Humor dieser Bücher dem ernstesten aller Themen abgetrotzt ist, er ist ein letztes Aufbäumen, ein Krachenlassen, bei Uhlmann verbunden mit einer Zeile von Neil Young: "It's better to burn out than to fade away." Das könnte leicht ins zu Pathetische ausschlagen. Aber davor sind beide Autoren gefeit. Uhlmanns personifizierter Tod empfiehlt den Menschen eher seltsames Verhalten in seinem Angesicht: "Warum nicht Kaffeetrinken und ein grünes T-Shirt tragen?" Und bei Bjerg wird das Anti-Motto schließlich durch eine wiederum sehr prägnante Erweiterung entschärft: "Birth, School, Bummbumm, Work, Death." Vielleicht sind diese Todesbücher zugleich auch die lustigsten des Jahres.
Bov Bjerg: "Auerhaus". Roman.
Blumenbar Verlag, Berlin 2015. 240 S., geb., 18,- [Euro].
Thees Uhlmann: "Sophia, der Tod und ich". Roman.
Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2015. 320 S., geb., 18,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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» Ein rundum schöner Roman [...] « Dorothea Baumm Dorothea Baumm Lübecker Nachrichten 20150930
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Alex Rühle feiert Bov Bjergs "Auerhaus" als einen der besten Romane über die selige Zeit kurz vor dem Erwachsenwerden, die unsere Gegenwart überhaupt zu bieten habe. Bjerg erzählt die Geschichte einiger eher labiler Jugendlicher, die zusammen in ein leerstehendes Haus in der schwäbischen Provinz ziehen, nachdem einer von ihnen versucht hat, sich umzubringen, fasst der Rezensent zusammen. Das Lebensgefühl der Gruppe, die sich nach und nach sogar vergrößert, findet Rühle so einnehmend beschrieben, dass er am liebsten mit eingezogen wäre - und dass er das Buch ein zweites mal lesen musste, um zu sehen, ob die Geschichte nicht doch ein gutes Ende nehmen könnte.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gebundenes Buch
nfangs sind sie zu viert. Vier 18jährige, die in ein altes Haus ziehen und eine Schüler-WG gründen um einen der ihren zu schützen. Frieder hatte versucht sich umzubringen, seine Freunde wollen nun auf ihn aufpassen. Es sind die 80er, die vier stehen kurz vorm Abi und sind auch …
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nfangs sind sie zu viert. Vier 18jährige, die in ein altes Haus ziehen und eine Schüler-WG gründen um einen der ihren zu schützen. Frieder hatte versucht sich umzubringen, seine Freunde wollen nun auf ihn aufpassen. Es sind die 80er, die vier stehen kurz vorm Abi und sind auch froh endlich vom Elternhaus wegzukommen. Jeder von ihnen hat so seine ganz eigenen Probleme. Aus den vieren werden schnell sechs Bewohner und es sind gerade die großen Themen wie Klauen, Bundeswehr, Drogen, Suizid, Schwul sein, aber auch Verantwortung für den Nächsten und existenzielle Gedanken über das Leben an sich und wie es weitergehen soll, die die Bewohner des Hauses bewegt. Es geht um das erste Abnabeln von zu Hause, sich Erwachsen fühlen und erwachsen sein, um ein Miteinander, um Liebe und um Freundschaft, um Verantwortung.
Bov Bjerg hat diese kurze Geschichte des Miteinanders aus Sicht eines Erzählers geschrieben. "Höppner", wie er von den anderen auch genannt wird, ist 18 Jahre alt und dem Autor ist es gelungen, die Gedanken und Gefühle des gerade volljährig gewordenen Mannes authentisch zu schildern.
"Seltsam waren die anderen in der Klasse. Die, für die alles weiterging wie immer. Hätte man sie vor einer Klausur gefragt: "Wozu lebst du eigentlich ?", hätten sie geantwortet: "Das kommt nicht dran, das müssen wir nicht wissen!". (S. 88)
Die Auerhaus-Bewohner (übrigens der Name leitet sich ab von einem Nachbarn, der den Song von Madness "Our house" falsch versteht), versuchen zu leben. Jetzt und hier und mit all seinen Facetten, über die Strenge schlagen, einen Sinn zu finden, einen Weg in die Zukunft zu suchen. Mit reden, feiern, ausprobieren, wie weit man gehen kann.
Das alles spielt sich in den 80er ab und wenn man selber in dieser Zeit groß geworden ist, erkennt man vieles wieder, kommen Erinnerungen zurück.
Bov Bjerg lässt die Geschichte wie in Sequenzen erzählen, wie Schnappschüsse, aneinander gereiht, minimalistisch erzählt, viel Zeit um sich eigene Gedanken zu machen. Dennoch hat die Geschichte eine ungeheure Sogwirkung, wirkt es, als ob sich die Spirale immer schneller dreht, es immer weiter in den Abgrund geht. Man kann kaum aufhören zu lesen und auch das Ende ist realistisch erzählt.
Ein Buch, bei dem man am Ende die Deckel zuschlägt und die Geschichte einen noch weiter beschäftigt. Gelungen. Ungewöhnlich. Nachdenklich. Authentisch.
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Gebundenes Buch
Ambivalent
Das nach langen Jahren wieder zum Leben erweckte Literarische Quartett des ZDF hat in seiner dritten Folge jüngst unter anderem den Roman «Auerhaus» von Bov Bjerg besprochen, das zweite Buch dieses Autors, der auch als Kabarettist bekannt ist. Es handelt sich um einen …
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Ambivalent
Das nach langen Jahren wieder zum Leben erweckte Literarische Quartett des ZDF hat in seiner dritten Folge jüngst unter anderem den Roman «Auerhaus» von Bov Bjerg besprochen, das zweite Buch dieses Autors, der auch als Kabarettist bekannt ist. Es handelt sich um einen typischen Coming-of-Age-Roman, der von den Problemen handelt, denen sechs junge Leute beim Eintritt ins «richtige» Leben gegenüberstehen. Nun ist diese Thematik ja nicht neu in der Literatur, was also macht diesen aktuellen Roman lesenswert?
Wir haben es hier mit einer tragikkomischen Adoleszenz-Geschichte aus den späten achtziger Jahren zu tun, deren Titel von dem Popsong «Our House» der britischen Ska-Band Madness abgeleitet ist. Unter dem verballhornten Namen «Auerhaus» wird von vier Jugendlichen im leerstehenden alten Bauernhaus von Höppners verstorbenem Opa eine Wohngemeinschaft gegründet. Dort versammelt sich ein illustres Völkchen, dem neben Abiturient Höppner, dem vornamenlos bleibenden Ich-Erzähler, der sich mit seinem Stiefvater nicht versteht, auch Vera angehört, seine Freundin, ferner Frieder, sein depressiver Freund, der einen Suizidversuch hinter sich hat, und Cäcilia, ein Klassenkameradin Veras aus begütertem Elternhaus. Zu ihnen gesellen sich später noch Pauline, die Höppner als Brandstifterin in der Psychiatrie kennenlernt, als er Frieder dort besucht, und Harry, ein Elektriker, der sich als schwul outet, sein Geld als Stricher verdient und mit Rauschgift handelt. Sie alle eint der Wunsch nach einem anderen, einem erfüllten Leben, nicht nach dem, was ihnen die Eltern da so vorleben, von ihnen nur verächtlich mit dem Etikett Birth-School-Work-Death gebrandmarkt. Es ist vornehmlich ein therapeutisches Motiv, das Höppner zu der WG inspiriert, Frieder soll nach dem Klinikaufenthalt keinen Rückfall erleiden, soll von weiteren Suizidversuchen abgehalten werden durch das enge Zusammenleben mit den Freunden.
Dieses illustre Ensemble erleben wir nun in angeregten Diskussionen über die Probleme dieser Welt und in allerlei verzwickten, zum Teil amüsanten Situationen, deren Komik mit der unbekümmerten, naiven Art zusammenhängt, wie die jungen Leute dem Alltag begegnen. Sie erproben sich an der Realität, wozu dann auch gehört, dass sie durch regelmäßigen Ladendiebstahl die gemeinsame Haushaltskasse schonen, sich durchmogeln bei Abitur und Musterung. Aus Gaudi wird dann auch schon mal nächtens der beleuchtete Weihnachtsbaum der Gemeinde gefällt, was zum zeitweiligen Stromausfall im ganzen Dorf führt. Oder ein Streifenwagen der Polizei mit Suchscheinwerfer und einer Pistolenattrappe aus dem alten Cadillac von Harry heraus provoziert, ein Vergehen, das nicht ungesühnt bleibt. All das wirkt jedoch immer wie eine Art stummer Notwehr, wird zudem im Hintergrund stets vom permanent drohenden Tod des lebensmüden Frieder überschattet.
In einer dem Alter des Ich-Erzählers angepassten, flapsigen Sprache entwickelt der Autor seine Reflexionen über Leben und Tod, über die Sensibilität der jungen Leute den Zumutungen des Lebens gegenüber, über ihre Sinnsuche und ihren ungestümen Drang nach Freiheit, über die geplatzten Illusionen letztendlich. Denn in einer Art doppeltem Schluss wird zunächst eine imaginierte, kitschige Variante von den Erfolgen der Protagonisten im späteren Leben vorausgeschickt, der dann die Realität folgt: «Im richtigen Leben war das Ende vom Auerhaus ziemlich ambivalent. Ambivalent, so sagten sie später an der Uni, wenn was durchwachsen war, oder irgendwie zweischneidig.» Die minimalistische Erzählweise dieses Romans dürfte nicht jedermanns Sache sein, manche Figuren scheinen mir ein wenig zu skurril geraten, Liebe und Sex sind erstaunlicherweise völlig ausgespart, in einigen Punkten ist zudem der ansonsten realistische Plot partout nicht stimmig, fiktional überstrapaziert jedenfalls. Und den Sinn des Lebens zu finden ist hier ebenfalls nicht gelungen, - wie sollte es auch? Gleichwohl wartet eine kurzweilige Lektüre auf den Leser!
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„Our house, in the middle of our street
Our house, in the middle of our …“
Bov Bjergs 2014 erschienene Coming-of-Age-Geschichte „Auerhaus“ entwickelte sich zu einem Überraschungsbestseller. Der heiter-melancholische WG-Roman über die Jugend und das …
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„Our house, in the middle of our street
Our house, in the middle of our …“
Bov Bjergs 2014 erschienene Coming-of-Age-Geschichte „Auerhaus“ entwickelte sich zu einem Überraschungsbestseller. Der heiter-melancholische WG-Roman über die Jugend und das Erwachsenwerden in der schwäbischen Provinz der 80er Jahre ist auch als mitreißendes Hörspiel vertont worden.
Der Gymnasiast Frieder hat versucht, sich umzubringen. Damit das nicht wieder passiert, zieht er nach seiner Entlassung aus dem „Schwarzen Holz“, der örtlichen Psychiatrie, mit ein paar Freunden in das Haus des verstorbenen Großvaters. Seine Freunde wollen Frieder Halt geben, doch eigentlich hat jeder seine eigenen Sorgen: Der Ich-Erzähler Höppner flieht vor dem „F2M2“ (fieser Freund meiner Mutter) zu Hause und bringt seine Freundin Vera mit, die Streberin Cäcilia bricht aus dem überbehütenden Elternhaus aus, Harry ist schwul und Pauline ist eine Bekannte Frieders aus der Anstalt, die als Pyromanin passenderweise in den Heustadel zieht. Von einem Nachbarn wird diese ungewöhnliche WG wegen des dauernd aus der Anlage scheppernden Madness-Hits „Auerhaus“ genannt. Natürlich gibt es in der von der Dorfgemeinschaft argwöhnisch beäugten WG wilde Partys; nächtelange Gespräche stehen genauso auf der Tagesordnung wie regelmäßige Diebestouren im örtlichen Supermarkt. Doch wird es den Freunden auf dem Weg zum Abi tatsächlich gelingen, Frieder von einem weiteren Selbstmordversuch abzuhalten?
Bov Bjergs lakonische Erzählstimme hat mir schon beim Lesen des Romans gut gefallen; im Hörspiel wird dieser Ton und die Stimmung der Schüler-WG zwischen Euphorie und Melancholie perfekt transportiert. Auch den erstklassigen Sprechern ist es zu verdanken, dass die berührende Geschichte so authentisch und frisch herüberkommt. Und natürlich klingt immer wieder der titelgebende Song „Our House“ an. Ein Hörspiel, das es schafft, einen mühelos wieder in die eigene Jugend zurück zu versetzen, mit all ihren Höhen und Tiefen.
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Gebundenes Buch
Sechs Jugendliche in den 80er Jahren ziehen zusammen in das Auerhaus, ein Bauernhaus, welches Frieders Eltern zur Verfügung stellen. Vorgeblich wollen sie sich um Frieder kümmern, der einen Selbstmordversuch unternommen hat. Aber sie wollen auch ihren Platz im Leben finden und sich eine …
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Sechs Jugendliche in den 80er Jahren ziehen zusammen in das Auerhaus, ein Bauernhaus, welches Frieders Eltern zur Verfügung stellen. Vorgeblich wollen sie sich um Frieder kümmern, der einen Selbstmordversuch unternommen hat. Aber sie wollen auch ihren Platz im Leben finden und sich eine Welt schaffen, die nicht viel mit dem zu tun hat, was um sie herum Realität ist. Diese Wohngemeinschaft wird von der Dorfbewohnern natürlich skeptisch beäugt.
Die Geschichte ist aus der Sicht Höppners erzählt. Egal ob Frieder, Harry, Pauline, Vera, Cäcilia oder Höppner, jeder von ihnen ist recht speziell. Im Wesentlich jedoch geht es um Frieder und Höppner. Die Jugendlichen haben ein recht distanziertes Verhältnis zu ihren Eltern. Sie haben ihre Träume und Vorstellungen vom Leben und hoffen, dass sich diese erfüllen.
Der Schreibstil ist knapp und direkt und konnte mich nicht ansprechen. Die ganze Geschichte wird ziemlich emotionslos beschrieben und steckt doch voller Melancholie. Die Charaktere sind authentisch geschildert und doch konnte ich ihre Beweggründe nicht nachvollziehen.
Das Ende passt zu dieser Geschichte, denn ein Happy End wäre fehl am Platze gewesen.
Ein ungewöhnlicher und authentischer Roman, mit dem ich dennoch nicht warm wurde.
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